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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch]
V. 22.

Da siehst du (o liebloser Mensch) daß
der Glaube mit gewircket hat an seinen
Wercken,
(in den Wercken seine Wirckung ge-
äussert hat,) und durch die Wercke ist der
Glaube vollkommen worden,
(erkannt wor-
den, als ein solcher, der da recht lebendig sey,
und alles an sich habe, was zu seinem eigentli-
chen und völligen Wesen gehöret.)

Anmerckungen.

1. Wenn von dem Glauben gesaget wird
das sunergei~n to[fremdsprachliches Material]s ergois, so ist dieses nichts an-
ders, als erga ergazesthai, Wercke wircken,
oder di agapes energeisthai, sich durch die Liebe
wircksam, oder thätig erweisen. Das verbum
compositum
sunergei~n, hat der Apostel wol
ohne Zweifel deswegen gebrauchet, aufdaß er
damit die allergenaueste Verbindung des Glau-
bens mit den Wercken, und den wesentlichen
Einfluß des Glaubens in die Wercke zu dersel-
ben Hervorbringung, desto nachdrücklicher an-
zeigen möchte: wie denn daher Paulus Hebr.
11, 8. u. f. alle Wercke dem Glauben Abrahams
zuschreibet.

2. Mit dem vollkommen werden des
Glaubens hat es gleiche Bedeutung als mit dem
gerecht werden, daß es nemlich auch von der
Kundwerdung zu verstehen ist. Denn daß
Abrahams Glaube vollkommen, oder also sey,
wie er seyn solte, das wurde aus seinen Wercken
erst kund, nemlich bey Menschen, welche ihm
nicht ins Hertze sehen konten: gleichwie, daß ein
Baum seine Vollkommenheit, oder vollkommen
tragbare Natur habe, nicht eher erkannt wird,
als bis man ihn in seinen vollen Früchten stehen
siehet.

V. 23.

Und (also) ist (durch den Erfolg selbst)
die Schrift erfüllet, die da spricht: Abra-
ham hat GOtt gegläubet, und ist ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet, und ist ein Freund
GOttes geheissen.

Anmerckungen.

1. Der aus Mose angeführte Ort stehet
1 B. c. 15, 6. Dieses, daß Abraham GOtt geglau-
bet habe, und ihm solches zur Gerechtigkeit, wel-
che er in solchem seinem Glauben ergriffen hatte,
gerechnet worden sey, ist samt dem schriftlichen
Zeugniß aus dieser seiner Glaubens-Frucht, wel-
che er im Gehorsam gegen GOtt bey der so willi-
gen Aufopferung seines Sohnes erwiesen hat,
als wohlgegründet und wahrhaftig erkannt wor-
den, also daß iedermann daraus hat sehen kön-
nen, daß der Glaube Abrahams nicht so lieb- und
wercklos gewesen sey, als er sich bey denen befun-
de, welche sich so vergeblich, ohne allen thätigen
Erweis, des Glaubens rühmeten.

2. Mit den letztern Worten, daß Abraham
sey ein Freund GOttes geheissen, siehet der
Apostel theils auf die Sache selbst, daraus
die grosse Gnade, in welcher Abraham, als ein
[Spaltenumbruch] Freund, oder Favorit bey GOTT gestanden,
zu erkennen war, als da war der geheime Umgang
mit GOtt und der mit ihm, dem Abraham, und
seinen Nachkommen aufgerichtete Gnaden-
Bund, theils auf diejenigen Oerter der hei-
ligen Schrift,
da des Abrahams, als eines be-
sondern Liebhabers und Freundes, oder Ge-
liebten
GOttes, gedacht wird: nemlich Jes. 41,
8. da es heißt: Du aber, Jsrael, mein
Knecht, Jacob, den ich erwehlet habe, du
Same Abrahams, meines Geliebten.
u. f.
Und 2 Chron. 20, 7. in dem Gebete Josaphats:
Hast du unser GOtt nicht die Einwohner
dieses Landes vertrieben vor deinem Vol-
cke Jsrael, und hast es gegeben dem Sa-
men Abraham, deines Liebhabers, ewig-
lich.
Siehe auch Judith 8, 19. 20.

V. 24.

So sehet ihr nun (aus dem Exempel
Abrahams) daß der Mensch durch die Wer-
cke gerecht wird
(erkannt wird für einen sol-
chen, den auch GOtt dafür halte, da er durch die
That erweiset, daß er den wahren Glauben ha-
be) nicht durch den Glauben allein (nemlich
durch einen solchen Allein-Glauben, wie er vor-
her ist beschrieben worden, der ohne den Erweis
der Wercke, und also auch todt an ihm selbst ist,
und nur in der buchstäblichen Erkenntniß und in
der blossen Bekenntniß bestehet.)

Anmerckungen.

1. Diesem bereits angezeigeten Verstande
dieses Orts Jacobi stehet der Ort Pauli Röm.
3, 28. keines weges entgegen, da es heißt: So
halten wir es nun, daß der Mensch gerecht
werde ohne des Gesetzes Werck, allein durch
den Glauben.
Siehe auch c. 11, 6. Denn Pau-
lus redet von der Gerechtmachung, wie sie von
GOtt und vor GOtt geschiehet, Jacobus von der
Bezeugung, die dißfals vor Menschen zum Er-
weise muß geschehen, und nicht anders, als durch
die Liebe kan dargeleget werden. Paulus redet von
einem wahren lebendigen Glauben, der sich
nicht allein vor GOTT, sondern auch vor
Menschen als einen solchen erweiset, welchem er
daher mit Recht die Gerechtmachung zuschreibet,
weil er die Gerechtigkeit Christi wahrhaftig er-
greifet: Jacobus handelt von einem lieblosen
Maul-Glauben,
der sich nicht einmal mit der
That vor Menschen recht legitimiret, und viel-
weniger in Ergreifung der Gerechtigkeit Christi
vor GOtt rechter Art ist; dem er daher mit Recht
abspricht, was Paulus jenem zueignet.

2. Und aus diesem grossen Unterscheide ist
auch leichtlich zu erkennen, in welchem Verstan-
de Paulus die Gerechtmachung dergestalt dem
Glauben zuschreibet, daß er sie den Wercken
schlechterdings abspricht; und in welchem Ver-
stande hingegen Jacobus die Wercke erfordert.
Paulus schliesset die Wercke aus, in sofern sie
dem Glauben und der blossen Gnade, damit es
der Glaube vor GOtt zu thun hat, entgegen ste-
hen, auch der menschlichen Einbildung nach vor

der
Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 22-24.
[Spaltenumbruch]
V. 22.

Da ſiehſt du (o liebloſer Menſch) daß
der Glaube mit gewircket hat an ſeinen
Wercken,
(in den Wercken ſeine Wirckung ge-
aͤuſſert hat,) und durch die Wercke iſt der
Glaube vollkommen worden,
(erkannt wor-
den, als ein ſolcher, der da recht lebendig ſey,
und alles an ſich habe, was zu ſeinem eigentli-
chen und voͤlligen Weſen gehoͤret.)

Anmerckungen.

1. Wenn von dem Glauben geſaget wird
das συνεργει῀ν το[fremdsprachliches Material]ς ἔργοις, ſo iſt dieſes nichts an-
ders, als ἔργα ἐργάζεσϑαι, Wercke wircken,
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compoſitum
συνεργει῀ν, hat der Apoſtel wol
ohne Zweifel deswegen gebrauchet, aufdaß er
damit die allergenaueſte Verbindung des Glau-
bens mit den Wercken, und den weſentlichen
Einfluß des Glaubens in die Wercke zu derſel-
ben Hervorbringung, deſto nachdruͤcklicher an-
zeigen moͤchte: wie denn daher Paulus Hebr.
11, 8. u. f. alle Wercke dem Glauben Abrahams
zuſchreibet.

2. Mit dem vollkommen werden des
Glaubens hat es gleiche Bedeutung als mit dem
gerecht werden, daß es nemlich auch von der
Kundwerdung zu verſtehen iſt. Denn daß
Abrahams Glaube vollkommen, oder alſo ſey,
wie er ſeyn ſolte, das wurde aus ſeinen Wercken
erſt kund, nemlich bey Menſchen, welche ihm
nicht ins Hertze ſehen konten: gleichwie, daß ein
Baum ſeine Vollkommenheit, oder vollkommen
tragbare Natur habe, nicht eher erkannt wird,
als bis man ihn in ſeinen vollen Fruͤchten ſtehen
ſiehet.

V. 23.

Und (alſo) iſt (durch den Erfolg ſelbſt)
die Schrift erfuͤllet, die da ſpricht: Abra-
ham hat GOtt geglaͤubet, und iſt ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet, und iſt ein Freund
GOttes geheiſſen.

Anmerckungen.

1. Der aus Moſe angefuͤhrte Ort ſtehet
1 B. c. 15, 6. Dieſes, daß Abraham GOtt geglau-
bet habe, und ihm ſolches zur Gerechtigkeit, wel-
che er in ſolchem ſeinem Glauben ergriffen hatte,
gerechnet worden ſey, iſt ſamt dem ſchriftlichen
Zeugniß aus dieſer ſeiner Glaubens-Frucht, wel-
che er im Gehorſam gegen GOtt bey der ſo willi-
gen Aufopferung ſeines Sohnes erwieſen hat,
als wohlgegruͤndet und wahrhaftig erkannt wor-
den, alſo daß iedermann daraus hat ſehen koͤn-
nen, daß der Glaube Abrahams nicht ſo lieb- und
wercklos geweſen ſey, als er ſich bey denen befun-
de, welche ſich ſo vergeblich, ohne allen thaͤtigen
Erweis, des Glaubens ruͤhmeten.

2. Mit den letztern Worten, daß Abraham
ſey ein Freund GOttes geheiſſen, ſiehet der
Apoſtel theils auf die Sache ſelbſt, daraus
die groſſe Gnade, in welcher Abraham, als ein
[Spaltenumbruch] Freund, oder Favorit bey GOTT geſtanden,
zu erkennen war, als da war der geheime Umgang
mit GOtt und der mit ihm, dem Abraham, und
ſeinen Nachkommen aufgerichtete Gnaden-
Bund, theils auf diejenigen Oerter der hei-
ligen Schrift,
da des Abrahams, als eines be-
ſondern Liebhabers und Freundes, oder Ge-
liebten
GOttes, gedacht wird: nemlich Jeſ. 41,
8. da es heißt: Du aber, Jſrael, mein
Knecht, Jacob, den ich erwehlet habe, du
Same Abrahams, meines Geliebten.
u. f.
Und 2 Chron. 20, 7. in dem Gebete Joſaphats:
Haſt du unſer GOtt nicht die Einwohner
dieſes Landes vertrieben vor deinem Vol-
cke Jſrael, und haſt es gegeben dem Sa-
men Abraham, deines Liebhabers, ewig-
lich.
Siehe auch Judith 8, 19. 20.

V. 24.

So ſehet ihr nun (aus dem Exempel
Abrahams) daß der Menſch durch die Wer-
cke gerecht wird
(erkannt wird fuͤr einen ſol-
chen, den auch GOtt dafuͤr halte, da er durch die
That erweiſet, daß er den wahren Glauben ha-
be) nicht durch den Glauben allein (nemlich
durch einen ſolchen Allein-Glauben, wie er vor-
her iſt beſchrieben worden, der ohne den Erweis
der Wercke, und alſo auch todt an ihm ſelbſt iſt,
und nur in der buchſtaͤblichen Erkenntniß und in
der bloſſen Bekenntniß beſtehet.)

Anmerckungen.

1. Dieſem bereits angezeigeten Verſtande
dieſes Orts Jacobi ſtehet der Ort Pauli Roͤm.
3, 28. keines weges entgegen, da es heißt: So
halten wir es nun, daß der Menſch gerecht
werde ohne des Geſetzes Werck, allein durch
den Glauben.
Siehe auch c. 11, 6. Denn Pau-
lus redet von der Gerechtmachung, wie ſie von
GOtt und vor GOtt geſchiehet, Jacobus von der
Bezeugung, die dißfals vor Menſchen zum Er-
weiſe muß geſchehen, und nicht anders, als durch
die Liebe kan dargeleget werden. Paulus redet von
einem wahren lebendigen Glauben, der ſich
nicht allein vor GOTT, ſondern auch vor
Menſchen als einen ſolchen erweiſet, welchem er
daher mit Recht die Gerechtmachung zuſchreibet,
weil er die Gerechtigkeit Chriſti wahrhaftig er-
greifet: Jacobus handelt von einem liebloſen
Maul-Glauben,
der ſich nicht einmal mit der
That vor Menſchen recht legitimiret, und viel-
weniger in Ergreifung der Gerechtigkeit Chriſti
vor GOtt rechter Art iſt; dem er daher mit Recht
abſpricht, was Paulus jenem zueignet.

2. Und aus dieſem groſſen Unterſcheide iſt
auch leichtlich zu erkennen, in welchem Verſtan-
de Paulus die Gerechtmachung dergeſtalt dem
Glauben zuſchreibet, daß er ſie den Wercken
ſchlechterdings abſpricht; und in welchem Ver-
ſtande hingegen Jacobus die Wercke erfordert.
Paulus ſchlieſſet die Wercke aus, in ſofern ſie
dem Glauben und der bloſſen Gnade, damit es
der Glaube vor GOtt zu thun hat, entgegen ſte-
hen, auch der menſchlichen Einbildung nach vor

der
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[460/0462] Richtige und erbauliche Cap. 2. v. 22-24. V. 22. Da ſiehſt du (o liebloſer Menſch) daß der Glaube mit gewircket hat an ſeinen Wercken, (in den Wercken ſeine Wirckung ge- aͤuſſert hat,) und durch die Wercke iſt der Glaube vollkommen worden, (erkannt wor- den, als ein ſolcher, der da recht lebendig ſey, und alles an ſich habe, was zu ſeinem eigentli- chen und voͤlligen Weſen gehoͤret.) Anmerckungen. 1. Wenn von dem Glauben geſaget wird das συνεργει῀ν το_ ς ἔργοις, ſo iſt dieſes nichts an- ders, als ἔργα ἐργάζεσϑαι, Wercke wircken, oder δἰ ἀγάπης ἐνεργεῖσϑαι, ſich durch die Liebe wirckſam, oder thaͤtig erweiſen. Das verbum compoſitum συνεργει῀ν, hat der Apoſtel wol ohne Zweifel deswegen gebrauchet, aufdaß er damit die allergenaueſte Verbindung des Glau- bens mit den Wercken, und den weſentlichen Einfluß des Glaubens in die Wercke zu derſel- ben Hervorbringung, deſto nachdruͤcklicher an- zeigen moͤchte: wie denn daher Paulus Hebr. 11, 8. u. f. alle Wercke dem Glauben Abrahams zuſchreibet. 2. Mit dem vollkommen werden des Glaubens hat es gleiche Bedeutung als mit dem gerecht werden, daß es nemlich auch von der Kundwerdung zu verſtehen iſt. Denn daß Abrahams Glaube vollkommen, oder alſo ſey, wie er ſeyn ſolte, das wurde aus ſeinen Wercken erſt kund, nemlich bey Menſchen, welche ihm nicht ins Hertze ſehen konten: gleichwie, daß ein Baum ſeine Vollkommenheit, oder vollkommen tragbare Natur habe, nicht eher erkannt wird, als bis man ihn in ſeinen vollen Fruͤchten ſtehen ſiehet. V. 23. Und (alſo) iſt (durch den Erfolg ſelbſt) die Schrift erfuͤllet, die da ſpricht: Abra- ham hat GOtt geglaͤubet, und iſt ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und iſt ein Freund GOttes geheiſſen. Anmerckungen. 1. Der aus Moſe angefuͤhrte Ort ſtehet 1 B. c. 15, 6. Dieſes, daß Abraham GOtt geglau- bet habe, und ihm ſolches zur Gerechtigkeit, wel- che er in ſolchem ſeinem Glauben ergriffen hatte, gerechnet worden ſey, iſt ſamt dem ſchriftlichen Zeugniß aus dieſer ſeiner Glaubens-Frucht, wel- che er im Gehorſam gegen GOtt bey der ſo willi- gen Aufopferung ſeines Sohnes erwieſen hat, als wohlgegruͤndet und wahrhaftig erkannt wor- den, alſo daß iedermann daraus hat ſehen koͤn- nen, daß der Glaube Abrahams nicht ſo lieb- und wercklos geweſen ſey, als er ſich bey denen befun- de, welche ſich ſo vergeblich, ohne allen thaͤtigen Erweis, des Glaubens ruͤhmeten. 2. Mit den letztern Worten, daß Abraham ſey ein Freund GOttes geheiſſen, ſiehet der Apoſtel theils auf die Sache ſelbſt, daraus die groſſe Gnade, in welcher Abraham, als ein Freund, oder Favorit bey GOTT geſtanden, zu erkennen war, als da war der geheime Umgang mit GOtt und der mit ihm, dem Abraham, und ſeinen Nachkommen aufgerichtete Gnaden- Bund, theils auf diejenigen Oerter der hei- ligen Schrift, da des Abrahams, als eines be- ſondern Liebhabers und Freundes, oder Ge- liebten GOttes, gedacht wird: nemlich Jeſ. 41, 8. da es heißt: Du aber, Jſrael, mein Knecht, Jacob, den ich erwehlet habe, du Same Abrahams, meines Geliebten. u. f. Und 2 Chron. 20, 7. in dem Gebete Joſaphats: Haſt du unſer GOtt nicht die Einwohner dieſes Landes vertrieben vor deinem Vol- cke Jſrael, und haſt es gegeben dem Sa- men Abraham, deines Liebhabers, ewig- lich. Siehe auch Judith 8, 19. 20. V. 24. So ſehet ihr nun (aus dem Exempel Abrahams) daß der Menſch durch die Wer- cke gerecht wird (erkannt wird fuͤr einen ſol- chen, den auch GOtt dafuͤr halte, da er durch die That erweiſet, daß er den wahren Glauben ha- be) nicht durch den Glauben allein (nemlich durch einen ſolchen Allein-Glauben, wie er vor- her iſt beſchrieben worden, der ohne den Erweis der Wercke, und alſo auch todt an ihm ſelbſt iſt, und nur in der buchſtaͤblichen Erkenntniß und in der bloſſen Bekenntniß beſtehet.) Anmerckungen. 1. Dieſem bereits angezeigeten Verſtande dieſes Orts Jacobi ſtehet der Ort Pauli Roͤm. 3, 28. keines weges entgegen, da es heißt: So halten wir es nun, daß der Menſch gerecht werde ohne des Geſetzes Werck, allein durch den Glauben. Siehe auch c. 11, 6. Denn Pau- lus redet von der Gerechtmachung, wie ſie von GOtt und vor GOtt geſchiehet, Jacobus von der Bezeugung, die dißfals vor Menſchen zum Er- weiſe muß geſchehen, und nicht anders, als durch die Liebe kan dargeleget werden. Paulus redet von einem wahren lebendigen Glauben, der ſich nicht allein vor GOTT, ſondern auch vor Menſchen als einen ſolchen erweiſet, welchem er daher mit Recht die Gerechtmachung zuſchreibet, weil er die Gerechtigkeit Chriſti wahrhaftig er- greifet: Jacobus handelt von einem liebloſen Maul-Glauben, der ſich nicht einmal mit der That vor Menſchen recht legitimiret, und viel- weniger in Ergreifung der Gerechtigkeit Chriſti vor GOtt rechter Art iſt; dem er daher mit Recht abſpricht, was Paulus jenem zueignet. 2. Und aus dieſem groſſen Unterſcheide iſt auch leichtlich zu erkennen, in welchem Verſtan- de Paulus die Gerechtmachung dergeſtalt dem Glauben zuſchreibet, daß er ſie den Wercken ſchlechterdings abſpricht; und in welchem Ver- ſtande hingegen Jacobus die Wercke erfordert. Paulus ſchlieſſet die Wercke aus, in ſofern ſie dem Glauben und der bloſſen Gnade, damit es der Glaube vor GOtt zu thun hat, entgegen ſte- hen, auch der menſchlichen Einbildung nach vor der

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/462>, abgerufen am 22.11.2024.