Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 13. v. 5-7. an die Hebräer. [Spaltenumbruch]
nemlich man habe alles, was man von andern lie-set, auf sich und auf seinen Zustand also, wie es die Sache selbst mit sich bringet, getreulich zu zie- hen und anzuwenden. 13. Die göttliche Fürsorge aber, worauf 14. Die Worte des sechsten Verses sind 15. Jm übrigen schicken sich auch die letztern V. 7. Gedencket (mit billiger Hochachtung und Anmerckungen. 1. Man siehet hieraus, daß die ersten Christ- 2. Der Apostel nennet die Lehrer egoumenous, 3. Solche treue Führer hatte die erste Apo- 4. Gleichwie der Apostel auch im übrigen, 5. Es ist einer von den verborgenen Wegen 6. Hat man auf gottseliger Lehrer ihr gan- 7. Jst gleich der Glaube unsichtbar, so V. 8 F f f 3
Cap. 13. v. 5-7. an die Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
nemlich man habe alles, was man von andern lie-ſet, auf ſich und auf ſeinen Zuſtand alſo, wie es die Sache ſelbſt mit ſich bringet, getreulich zu zie- hen und anzuwenden. 13. Die goͤttliche Fuͤrſorge aber, worauf 14. Die Worte des ſechſten Verſes ſind 15. Jm uͤbrigen ſchicken ſich auch die letztern V. 7. Gedencket (mit billiger Hochachtung und Anmerckungen. 1. Man ſiehet hieraus, daß die erſten Chriſt- 2. Der Apoſtel nennet die Lehrer ἡγουμένους, 3. Solche treue Fuͤhrer hatte die erſte Apo- 4. Gleichwie der Apoſtel auch im uͤbrigen, 5. Es iſt einer von den verborgenen Wegen 6. Hat man auf gottſeliger Lehrer ihr gan- 7. Jſt gleich der Glaube unſichtbar, ſo V. 8 F f f 3
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Cap. 13. v. 5-7. an die Hebraͤer.
nemlich man habe alles, was man von andern lie-
ſet, auf ſich und auf ſeinen Zuſtand alſo, wie es
die Sache ſelbſt mit ſich bringet, getreulich zu zie-
hen und anzuwenden.
13. Die goͤttliche Fuͤrſorge aber, worauf
wir bey der Vergnuͤglichkeit im Glauben gewie-
ſen werden, beſtehet ordentlicher Weiſe darinnen,
daß GOtt die Dinge, welche uns vorkommen,
und mit welchen wir es zu thun haben, alſo regie-
ret und ausſchlagen laͤſſet, daß unſere Erhaltung
und unſer beſtes, obgleich unter mancherley Pruͤ-
fung, dadurch befoͤrdert werde.
14. Die Worte des ſechſten Verſes ſind
genommen aus dem hundert und achtzehnden
Pſalm v. 6. da David ſpricht: Der HERR iſt
mit mir, darum fuͤrchte ich mich nicht, was
koͤnnen mir Menſchen thun? Dabey man
auch zu conferiren hat Pſ. 56, 12. da die Grie-
chiſchen Interpretes die Hebraͤiſchen Worte:
der HErr iſt mir, nemlich zum Helfer, mit
dem zum voͤlligen Verſtande gehoͤrigen Worte
βοηϑὸς, ausgedrucket hatten, ſo hat Paulus daſ-
ſelbe billig beybehalten.
15. Jm uͤbrigen ſchicken ſich auch die letztern
Worte: Jch will mich nicht fuͤrchten, was
ſolte mir ein Menſch thun, gar wohl zur ge-
genwaͤrtigen Materie von der Chriſtlichen Ver-
gnuͤglichkeit. Denn man pfleget ſich gemeinig-
lich vor dieſem und jenem Menſchen ohne Noth zu
fuͤrchten, daß man in ſeiner vergnuͤglichen Ruhe
und Zufriedenheit werde geſtoͤret werden. Da-
vor man demnach unbekuͤmmert ſeyn, ſondern ſich
des Schutzes halber auf GOtt und ſeine vaͤterliche
Regierung verlaſſen ſoll.
V. 7.
Gedencket (mit billiger Hochachtung und
Liebe) an eure Lehrer, (τῶν ἡγουμένων ὑμῶν,
eurer Fuͤhrer, die euch alſo gelehret haben, daß ſie
als treue Hirten die Heerde gefuͤhret, und ihre
Vorbilder geweſen ſind) die euch das Wort
GOttes (den gantzen Rath GOttes von unſerer
Seligkeit, von dem Urheber, dem Grunde, der
Ordnung und der Vollendung unſers Heyls, dar-
innen die Lehre von Chriſto, geſtern und Heute,
alles in allen v. 8. der rechte Mittel Punct iſt,
oͤffentlich und beſonders, mit Unterricht, mit Wi-
derlegung der Jrrthuͤmer, mit Ermahnung, mit
Warnung auch Beſtrafung und troͤſtlicher Er-
munterung, alſo, wie es eines ieglichen Zuſtand
mit ſich gebracht hat) gelehret haben: wel-
cher (in ſo fern ſie ſchon verſtorben ſind, oder
zum theil noch vor den meiſten von euch verſter-
ben moͤchten, ihr erbauliches und ſeliges) Ende
ſchauet an (ἀναϑεωρ_ ντες ſtellet euch zur genau-
en Betrachtung von ihrem Anfange an wohl vor)
und folget ihrem Glauben nach (welchen
ſie im gantzen Leben ſo lebendig und auch an ih-
rem Ende mit freudiger Bekenntniß bewieſen ha-
ben.)
Anmerckungen.
1. Man ſiehet hieraus, daß die erſten Chriſt-
lichen Gemeinen allenthalben mit Lehrern ſind
beſetzet geweſen. Und ob wol die Apoſtel ſelbſt
hierunter zum theil mit zu verſtehen ſind, nach c. 2,
3. ſo ſind doch wol eigentlich damit theils die
Evangeliſten und uͤbrige Apoſtoliſche Maͤnner,
welcher ſich die Apoſtel in Pflantzung und Regie-
rung der Gemeinen bedieneten, theils die ordent-
lichen Hirten, welche an gewiſſe Heerden gebun-
den waren, gemeinet.
2. Der Apoſtel nennet die Lehrer ἡγουμένους,
Fuͤhrer, Leiter, Wegweiſer. Und ſolche muͤſſen
ſie auch ſeyn, daß ſie nemlich den Weg zur Se-
ligkeit alſo weiſen, daß ſie darinnen ſelbſt vorher
gehen und die Zuhoͤrer alſo nicht allein mit ihrer
Lehre, ſondern auch mit ihrem Leben und Exem-
pel recht anfuͤhren, das iſt, wie Paulus ſonſt ſaget,
Vorbilder der Heerde ſeyn. Da muß es heiſſen,
wie Paulus Phil. 3, 17. ſpricht: Folget mir,
lieben Bruͤder, und ſehet auf die, die alſo
wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbil-
de. Siehe auch 1 Cor. 11, 1. 1 Pet. 5, 3.
3. Solche treue Fuͤhrer hatte die erſte Apo-
ſtoliſche Kirche an den meiſten Lehrern: daher es
auch um ſie guten theils wohl ſtunde. Da es aber
zu unſeren Zeiten ſchon vorlaͤngſt gar ſehr an ſol-
chen Lehrern gefehlet hat, ob wol durch GOttes
Gnade nicht gaͤntzlich; ſo iſt es kein Wunder, daß
auch die Gemeinen ſelbſt in einem groſſen Verfall
liegen.
4. Gleichwie der Apoſtel auch im uͤbrigen,
wie man aus mehrern Orten dieſes Briefes ſiehet,
eine ziemlich genaue Nachricht von den Kirchen
in Orient, ſonderlich unter den glaͤubigen Ju-
den, zu Rom eingezogen hatte, theils auch noch von
voriger Zeit her, da er perſoͤnlich mit ihnen um-
gegangen war, hatte: alſo hatte er auch erfahren,
daß ſie bishero nach einander manche getreue Leh-
rer durch einen bey manchen wol vermuthlich gar
fruͤhzeitigen doch ſeligen Tod verlohren hatten.
Darum er ſich alhier ſolcher Nachricht zur Er-
munterung bedienete.
5. Es iſt einer von den verborgenen Wegen
GOttes, daß, da der rechtſchaffnen Lehrer ſo we-
nig ſind, und ſoviel dazu gehoͤret, daß, welche der
geiſtlichen Tuͤchtigkeit und Treue nach, recht zube-
reitet werden, doch ſo manche durch einen gar
fruͤhzeitigen Tod wieder abgehen Daher Zuhoͤ-
rer, welche ſolche Lehrer haben, ihnen ja beyzeiten
getreulich folgen und ſie deſto lieb er und wehrter
halten, und eben dieſes mit der Folgſamkeit bewei
ſen ſollen.
6. Hat man auf gottſeliger Lehrer ihr gan-
tzes Leben zur Nachfolge zu ſehen, ſo hat man fuͤr-
nemlich derſelben erbauliches Ende ſich dazu
vorzuſtellen: welches man auch bey andern, von
welchen einem ſolches ſonderlich bekannt wird, zu
thun hat, um ſich dadurch ſelbſt zu einem kuͤnftigen
ſeligen Abſchiede deſto mehr zuzubereiten.
7. Jſt gleich der Glaube unſichtbar, ſo
tritt er doch im gantzen Leben durch ſo manche
Handlungen, und ſonderlich am ſeligen Ende,
durch ein freudiges Bekenntniß hervor. Da nun
ſolches gleichſam kaͤnntliche Fußſtapfen ſind, wie
Paulus von dem Glauben Abrahams ſpricht
Roͤm. 4, 1. ſo ſoll man ſie ſich zur getreuen Nach-
folge dienen laſſen, und dahin ſehen, daß man vor
allen Dingen im Glauben wachſe, als dem
rechten Hauptwercke des Chriſtenthums.
V. 8
F f f 3
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