3. Dieses ist es auch, welches Paulus gar nachdrücklich damit bezeuget, wenn er saget: Abraham habe gewartet (nemlich in seinem seligmachenden und durch so vielen Gehorsam in so vieler Selbstverleugnung thätig erwiesenen Glauben) auf eine Stadt, die einen Grund habe (tous themelious, Gründe, nach der Zahl der Vielheit, sonderlich der zwölften Off. 21, 2. 14.) welcher Baumeister und Schöpfer GOtt sey, (als woran GOTT seine Schöpfungs- Kraft auf die herrlichste Art erweisen werde: davon es Offenb. c. 20, 15. heißt: Siehe, ich mache alles neue!
4. Zur Erläuterung dieses Orts haben wir sonderlich folgende Stellen zu mercken: Gal. 4, 26. Das Jerusalem, das droben ist, ist die freye, das ist unser aller Mutter. Heb. 12, 22. 23. Jhr seyd kommen zu dem Berge Zion, und zn der Stadt des lebendigen GOttes, zu dem himmlischen Jerusalem, zu der Men- ge vieler tausend Engel. Sonderlich aber gehören hieher die beyden letztern Capitel aus der Offenbarung Johannis, auch aus dem drit- ten Capitel v. 12.
5. Man siehet demnach hieraus, daß die Patriarchen aus göttlicher Offenbahrung eine grosse Einsicht gehabt in die Geheimnisse des Reichs GOttes unter dem Meßia, also daß sie auch in die endliche Ausführung aller Wercke GOttes hindurch geschauet haben.
V. 11. 12.
Durch den Glauben empfing auch Sa- ra Kraft (zwar eine nur blosse Natur-Kraft, doch über die Natur, von GOTT, dem sie, daß er solche geben könte, es zutrauete, und also ihren seligmachenden Glauben an den Meßiam auch gegen andere Verheissungen GOttes er- wies) und gebar über die Zeit ihres Alters. Denn sie achtete ihn treu, der es verheissen hatte (c. 10, 23.) Darum sind auch von ei- nem (nemlich par, dem Abraham und der Sa- ra) wiewol erstorbenen (zum Kinderzeugen und gebähren entkräfteten) Leibes (zumal da die Frau noch dazu in ihrem besten Alter un- fruchtbar gewesen und geblieben war Röm. 4, 19.) viel geboren, wie die Sterne am Him- mel, und wie der Sand am Rande des Meers der unzehlig ist.) 1 B. Mos. 15, 5, c. 17, 4. 15. c. 22, 17. c. 32, 12.)
Anmerckung.
Diß sind solche Redens-Arten, womit die Hebräer eine unzehlbare Zahl bezeichnet haben. Es sind auch die sämtlichen Nachkommen Abra- hams durch so viele Zeiten menschlicher weise nicht zu zehlen: GOTT aber hat dabey auch auf den geistlichen Samen Abrahams, auf alle gläubige Heyden, die von Christi Zeiten an bis an das Ende der Welt leben würden, gesehen. Welche Zahl zusammen genommen unserm schwachen Begriffe nach unendlich ist.
V. 13.
Diese sind alle (nemlich Abraham, Jsaac, [Spaltenumbruch]
Jacob und ihre Weiber, auch die übrigen Gläu- bigen ihrer Zeiten) gestorben im Glauben (kata pistin, nach dem Glauben, wie es ihr Glaube mit sich brachte, und also selig) und ha- ben die Verheissung nicht empfangen (we- der von Ererbung des gelobten Landes, noch von der Geburt und den Zeiten des versproche- nen Meßiä) sondern sie (durch ihre Glaubens- Augen, als durch ein Fernglas) von ferne ge- sehen, und sich des vertröstet und wohl be- gnügen lassen (kai peisthentes kai aspasame- noi, da sie sich davon versichert, oder gläubig überzeuget hielten, haben sie dieselbe gleichsam gegrüsset, umfasset und umarmet) und bekant, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind (daß es ihnen also auch um das äusserliche gelobte Land nicht zu thun gewesen, und, wenn sie es auch gleich überkommen hätten, doch ihr Hertz daran nicht würden gehänget haben, da es himmlisch gesinnet und ins ewige durch den Glauben gerichtet war.)
Anmerckungen.
1. Diese Bekenntniß von der Fremdling- schaft auf Erden haben die gläubigen Patriar- chen wie mündlich, also auch mit ihrem Leben selbst abgeleget; nemlich im Leben mit der Ver- leugnung alles irdischen. Denn ob sie wol von GOTT an zeitlichen Gütern sehr gesegnet wa- ren, haben sie doch wenig daraus gemacht, son- deru alles in Gelassenheit mit Verleugnung be- sessen. Wie viel mehr soll dieses nicht geschehen von denen, welche die Tage des Meßiä erlebet haben, und darinnen der verheissenen Heyls- Güter in einem reichen Masse theilhaftig wer- den können?
2. Die mündliche Bekenntniß von der Fremdlingschaft auf Erden finden wir 1 B. M. 23, 4. da Abraham zu den Hethitern sprach: Jch bin ein Fremder und Einwohner bey euch u. f. Und Cap. 47, 9. sprach Jacob zu Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt ist hundert und dreyßig Jahr: Wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und langet nicht an die Zeit meiner Väter in ihrer Wallfahrt. Hieher gehöret auch die Be- kenntniß Davids 1 Chron. 30, 15. Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir, wie unsere Väter alle. Also auch Ps. 39, 13. Jch bin beyde dein Pilgrimm und dein Bürger, wie alle meine Väter. Desgleichen Ps. 119, 19. Jch bin ein Gast auf Erden.
3. Wohl dem, der es den Patriarchen mit wahrhaftigem Hertzen in Verleugnung alles ir- dischen nachsaget! und der Ermahnung Petri 1 Ep. c. 2, v. 11. nachkömmt, da er spricht: Lie- ben Brüder, ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrimm, enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten. Wer erkennet, daß er sein politeuma, sein Bürger-Recht im Himmel ha- be, nach Phil. 3, 20. der wird leichtlich verges- sen, was dahinten ist, und sich strecken zu dem, das da vorne ist. u. f. v. 14.
V. 14. 15.
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 11. v. 8-13.
[Spaltenumbruch]
3. Dieſes iſt es auch, welches Paulus gar nachdruͤcklich damit bezeuget, wenn er ſaget: Abraham habe gewartet (nemlich in ſeinem ſeligmachenden und durch ſo vielen Gehorſam in ſo vieler Selbſtverleugnung thaͤtig erwieſenen Glauben) auf eine Stadt, die einen Grund habe (τοὺς θεμελίους, Gruͤnde, nach der Zahl der Vielheit, ſonderlich der zwoͤlften Off. 21, 2. 14.) welcher Baumeiſter und Schoͤpfer GOtt ſey, (als woran GOTT ſeine Schoͤpfungs- Kraft auf die herrlichſte Art erweiſen werde: davon es Offenb. c. 20, 15. heißt: Siehe, ich mache alles neue!
4. Zur Erlaͤuterung dieſes Orts haben wir ſondeꝛlich folgende Stellen zu mercken: Gal. 4, 26. Das Jeruſalem, das droben iſt, iſt die freye, das iſt unſer aller Mutter. Heb. 12, 22. 23. Jhr ſeyd kommen zu dem Berge Zion, und zn der Stadt des lebendigen GOttes, zu dem himmliſchen Jeruſalem, zu der Men- ge vieler tauſend Engel. Sonderlich aber gehoͤren hieher die beyden letztern Capitel aus der Offenbarung Johannis, auch aus dem drit- ten Capitel v. 12.
5. Man ſiehet demnach hieraus, daß die Patriarchen aus goͤttlicher Offenbahrung eine groſſe Einſicht gehabt in die Geheimniſſe des Reichs GOttes unter dem Meßia, alſo daß ſie auch in die endliche Ausfuͤhrung aller Wercke GOttes hindurch geſchauet haben.
V. 11. 12.
Durch den Glauben empfing auch Sa- ra Kraft (zwar eine nur bloſſe Natur-Kraft, doch uͤber die Natur, von GOTT, dem ſie, daß er ſolche geben koͤnte, es zutrauete, und alſo ihren ſeligmachenden Glauben an den Meßiam auch gegen andere Verheiſſungen GOttes er- wies) und gebar uͤber die Zeit ihres Alters. Denn ſie achtete ihn treu, der es verheiſſen hatte (c. 10, 23.) Darum ſind auch von ei- nem (nemlich par, dem Abraham und der Sa- ra) wiewol erſtorbenen (zum Kinderzeugen und gebaͤhren entkraͤfteten) Leibes (zumal da die Frau noch dazu in ihrem beſten Alter un- fruchtbar geweſen und geblieben war Roͤm. 4, 19.) viel geboren, wie die Sterne am Him- mel, und wie der Sand am Rande des Meers der unzehlig iſt.) 1 B. Moſ. 15, 5, c. 17, 4. 15. c. 22, 17. c. 32, 12.)
Anmerckung.
Diß ſind ſolche Redens-Arten, womit die Hebraͤer eine unzehlbare Zahl bezeichnet haben. Es ſind auch die ſaͤmtlichen Nachkommen Abra- hams durch ſo viele Zeiten menſchlicher weiſe nicht zu zehlen: GOTT aber hat dabey auch auf den geiſtlichen Samen Abrahams, auf alle glaͤubige Heyden, die von Chriſti Zeiten an bis an das Ende der Welt leben wuͤrden, geſehen. Welche Zahl zuſammen genommen unſerm ſchwachen Begriffe nach unendlich iſt.
V. 13.
Dieſe ſind alle (nemlich Abraham, Jſaac, [Spaltenumbruch]
Jacob und ihre Weiber, auch die uͤbrigen Glaͤu- bigen ihrer Zeiten) geſtorben im Glauben (κατὰ ϖίστιν, nach dem Glauben, wie es ihr Glaube mit ſich brachte, und alſo ſelig) und ha- ben die Verheiſſung nicht empfangen (we- der von Ererbung des gelobten Landes, noch von der Geburt und den Zeiten des verſproche- nen Meßiaͤ) ſondern ſie (durch ihre Glaubens- Augen, als durch ein Fernglas) von ferne ge- ſehen, und ſich des vertroͤſtet und wohl be- gnuͤgen laſſen (καὶ πεισθέντες καὶ ἀσπασάμε- νοι, da ſie ſich davon verſichert, oder glaͤubig uͤberzeuget hielten, haben ſie dieſelbe gleichſam gegruͤſſet, umfaſſet und umarmet) und bekant, daß ſie Gaͤſte und Fremdlinge auf Erden ſind (daß es ihnen alſo auch um das aͤuſſerliche gelobte Land nicht zu thun geweſen, und, wenn ſie es auch gleich uͤberkommen haͤtten, doch ihr Hertz daran nicht wuͤrden gehaͤnget haben, da es himmliſch geſinnet und ins ewige durch den Glauben gerichtet war.)
Anmerckungen.
1. Dieſe Bekenntniß von der Fremdling- ſchaft auf Erden haben die glaͤubigen Patriar- chen wie muͤndlich, alſo auch mit ihrem Leben ſelbſt abgeleget; nemlich im Leben mit der Ver- leugnung alles irdiſchen. Denn ob ſie wol von GOTT an zeitlichen Guͤtern ſehr geſegnet wa- ren, haben ſie doch wenig daraus gemacht, ſon- deru alles in Gelaſſenheit mit Verleugnung be- ſeſſen. Wie viel mehr ſoll dieſes nicht geſchehen von denen, welche die Tage des Meßiaͤ erlebet haben, und darinnen der verheiſſenen Heyls- Guͤter in einem reichen Maſſe theilhaftig wer- den koͤnnen?
2. Die muͤndliche Bekenntniß von der Fremdlingſchaft auf Erden finden wir 1 B. M. 23, 4. da Abraham zu den Hethitern ſprach: Jch bin ein Fremder und Einwohner bey euch u. f. Und Cap. 47, 9. ſprach Jacob zu Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt iſt hundert und dreyßig Jahr: Wenig und boͤſe iſt die Zeit meines Lebens und langet nicht an die Zeit meiner Vaͤter in ihrer Wallfahrt. Hieher gehoͤret auch die Be- kenntniß Davids 1 Chron. 30, 15. Wir ſind Fremdlinge und Gaͤſte vor dir, wie unſere Vaͤter alle. Alſo auch Pſ. 39, 13. Jch bin beyde dein Pilgrimm und dein Buͤrger, wie alle meine Vaͤter. Desgleichen Pſ. 119, 19. Jch bin ein Gaſt auf Erden.
3. Wohl dem, der es den Patriarchen mit wahrhaftigem Hertzen in Verleugnung alles ir- diſchen nachſaget! und der Ermahnung Petri 1 Ep. c. 2, v. 11. nachkoͤmmt, da er ſpricht: Lie- ben Bruͤder, ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrimm, enthaltet euch von fleiſchlichen Luͤſten, welche wider die Seele ſtreiten. Wer erkennet, daß er ſein ϖολίτευμα, ſein Buͤrger-Recht im Himmel ha- be, nach Phil. 3, 20. der wird leichtlich vergeſ- ſen, was dahinten iſt, und ſich ſtrecken zu dem, das da vorne iſt. u. f. v. 14.
V. 14. 15.
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[386/0388]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 11. v. 8-13.
3. Dieſes iſt es auch, welches Paulus gar
nachdruͤcklich damit bezeuget, wenn er ſaget:
Abraham habe gewartet (nemlich in ſeinem
ſeligmachenden und durch ſo vielen Gehorſam in
ſo vieler Selbſtverleugnung thaͤtig erwieſenen
Glauben) auf eine Stadt, die einen Grund
habe (τοὺς θεμελίους, Gruͤnde, nach der Zahl der
Vielheit, ſonderlich der zwoͤlften Off. 21, 2. 14.)
welcher Baumeiſter und Schoͤpfer GOtt
ſey, (als woran GOTT ſeine Schoͤpfungs-
Kraft auf die herrlichſte Art erweiſen werde:
davon es Offenb. c. 20, 15. heißt: Siehe, ich
mache alles neue!
4. Zur Erlaͤuterung dieſes Orts haben wir
ſondeꝛlich folgende Stellen zu mercken: Gal. 4, 26.
Das Jeruſalem, das droben iſt, iſt die freye,
das iſt unſer aller Mutter. Heb. 12, 22. 23.
Jhr ſeyd kommen zu dem Berge Zion, und
zn der Stadt des lebendigen GOttes, zu
dem himmliſchen Jeruſalem, zu der Men-
ge vieler tauſend Engel. Sonderlich aber
gehoͤren hieher die beyden letztern Capitel aus
der Offenbarung Johannis, auch aus dem drit-
ten Capitel v. 12.
5. Man ſiehet demnach hieraus, daß die
Patriarchen aus goͤttlicher Offenbahrung eine
groſſe Einſicht gehabt in die Geheimniſſe des
Reichs GOttes unter dem Meßia, alſo daß ſie
auch in die endliche Ausfuͤhrung aller Wercke
GOttes hindurch geſchauet haben.
V. 11. 12.
Durch den Glauben empfing auch Sa-
ra Kraft (zwar eine nur bloſſe Natur-Kraft,
doch uͤber die Natur, von GOTT, dem ſie, daß
er ſolche geben koͤnte, es zutrauete, und alſo
ihren ſeligmachenden Glauben an den Meßiam
auch gegen andere Verheiſſungen GOttes er-
wies) und gebar uͤber die Zeit ihres Alters.
Denn ſie achtete ihn treu, der es verheiſſen
hatte (c. 10, 23.) Darum ſind auch von ei-
nem (nemlich par, dem Abraham und der Sa-
ra) wiewol erſtorbenen (zum Kinderzeugen
und gebaͤhren entkraͤfteten) Leibes (zumal da
die Frau noch dazu in ihrem beſten Alter un-
fruchtbar geweſen und geblieben war Roͤm. 4,
19.) viel geboren, wie die Sterne am Him-
mel, und wie der Sand am Rande des
Meers der unzehlig iſt.) 1 B. Moſ. 15, 5, c. 17,
4. 15. c. 22, 17. c. 32, 12.)
Anmerckung.
Diß ſind ſolche Redens-Arten, womit die
Hebraͤer eine unzehlbare Zahl bezeichnet haben.
Es ſind auch die ſaͤmtlichen Nachkommen Abra-
hams durch ſo viele Zeiten menſchlicher weiſe
nicht zu zehlen: GOTT aber hat dabey auch
auf den geiſtlichen Samen Abrahams, auf alle
glaͤubige Heyden, die von Chriſti Zeiten an bis
an das Ende der Welt leben wuͤrden, geſehen.
Welche Zahl zuſammen genommen unſerm
ſchwachen Begriffe nach unendlich iſt.
V. 13.
Dieſe ſind alle (nemlich Abraham, Jſaac,
Jacob und ihre Weiber, auch die uͤbrigen Glaͤu-
bigen ihrer Zeiten) geſtorben im Glauben
(κατὰ ϖίστιν, nach dem Glauben, wie es ihr
Glaube mit ſich brachte, und alſo ſelig) und ha-
ben die Verheiſſung nicht empfangen (we-
der von Ererbung des gelobten Landes, noch
von der Geburt und den Zeiten des verſproche-
nen Meßiaͤ) ſondern ſie (durch ihre Glaubens-
Augen, als durch ein Fernglas) von ferne ge-
ſehen, und ſich des vertroͤſtet und wohl be-
gnuͤgen laſſen (καὶ πεισθέντες καὶ ἀσπασάμε-
νοι, da ſie ſich davon verſichert, oder glaͤubig
uͤberzeuget hielten, haben ſie dieſelbe gleichſam
gegruͤſſet, umfaſſet und umarmet) und bekant,
daß ſie Gaͤſte und Fremdlinge auf Erden
ſind (daß es ihnen alſo auch um das aͤuſſerliche
gelobte Land nicht zu thun geweſen, und, wenn
ſie es auch gleich uͤberkommen haͤtten, doch ihr
Hertz daran nicht wuͤrden gehaͤnget haben, da es
himmliſch geſinnet und ins ewige durch den
Glauben gerichtet war.)
Anmerckungen.
1. Dieſe Bekenntniß von der Fremdling-
ſchaft auf Erden haben die glaͤubigen Patriar-
chen wie muͤndlich, alſo auch mit ihrem Leben
ſelbſt abgeleget; nemlich im Leben mit der Ver-
leugnung alles irdiſchen. Denn ob ſie wol von
GOTT an zeitlichen Guͤtern ſehr geſegnet wa-
ren, haben ſie doch wenig daraus gemacht, ſon-
deru alles in Gelaſſenheit mit Verleugnung be-
ſeſſen. Wie viel mehr ſoll dieſes nicht geſchehen
von denen, welche die Tage des Meßiaͤ erlebet
haben, und darinnen der verheiſſenen Heyls-
Guͤter in einem reichen Maſſe theilhaftig wer-
den koͤnnen?
2. Die muͤndliche Bekenntniß von der
Fremdlingſchaft auf Erden finden wir 1 B. M.
23, 4. da Abraham zu den Hethitern ſprach:
Jch bin ein Fremder und Einwohner bey
euch u. f. Und Cap. 47, 9. ſprach Jacob zu
Pharao: Die Zeit meiner Wallfahrt iſt
hundert und dreyßig Jahr: Wenig und
boͤſe iſt die Zeit meines Lebens und langet
nicht an die Zeit meiner Vaͤter in ihrer
Wallfahrt. Hieher gehoͤret auch die Be-
kenntniß Davids 1 Chron. 30, 15. Wir ſind
Fremdlinge und Gaͤſte vor dir, wie unſere
Vaͤter alle. Alſo auch Pſ. 39, 13. Jch bin
beyde dein Pilgrimm und dein Buͤrger, wie
alle meine Vaͤter. Desgleichen Pſ. 119, 19.
Jch bin ein Gaſt auf Erden.
3. Wohl dem, der es den Patriarchen mit
wahrhaftigem Hertzen in Verleugnung alles ir-
diſchen nachſaget! und der Ermahnung Petri
1 Ep. c. 2, v. 11. nachkoͤmmt, da er ſpricht: Lie-
ben Bruͤder, ich ermahne euch, als die
Fremdlinge und Pilgrimm, enthaltet euch
von fleiſchlichen Luͤſten, welche wider die
Seele ſtreiten. Wer erkennet, daß er ſein
ϖολίτευμα, ſein Buͤrger-Recht im Himmel ha-
be, nach Phil. 3, 20. der wird leichtlich vergeſ-
ſen, was dahinten iſt, und ſich ſtrecken zu dem,
das da vorne iſt. u. f. v. 14.
V. 14. 15.
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/388>, abgerufen am 23.11.2024.
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vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.