[Spaltenumbruch]
dieser ist, daß der Heilige Geist nicht allein mit dem Vater und Sohn ist der Urheber und die wahre Qvelle aller Gnaden, sondern daß er auch darinnen sonderlich sein Amt beweiset, daß er die von Christo erworbene und von dem Vater zugedachte Gnade in der Ordnung der Bekehrung und Erneuerung uns appliciret, und in uns ver- siegelt, und also damit Christum verkläret. Da- her denn auch die der Heyls-Ordnung und also auch dem Amte des Heiligen Geistes mit einer feindseligen Bestreitung entgegen gesetzte schwere Sünde die Sünde wider den Heiligen Geist ge- nennet wird. Es ist davon oben c. 6. mit mehrern gehandelt worden.
V. 30. 31.
Denn wir wissen (kennen und verehren im Glauben) den, der da spricht: (5 B. Mos. 32, 35. Siehe auch Röm. 12, 19.) Die Rache ist mein, ich will vergelten: und abermal (daselbst nemlich v. 36.) Der HERR wird sein Volck richten. Schrecklich ist es in die Hände des lebendigen GOttes (als eines gerechten Richters) zu fallen (nach 2 Sam. 24. 14.)
Anmerckung.
Die Worte des 30. Verses sind genommen aus dem 5 Mos. 32. beschriebenen Prophetischen Liede Mosis: welches sonderlich von dem Meßiä, und wie von der Verwerfung der Ungläubigen, al- so von der Wiederannehmung der Gläubigen Juden handelt.
V. 32. 33.
Gedencket aber an die vorigen Tage, in welchen ihr erleuchtet erduldet habet, einen grossen Kampf des Leidens: zum theil selbst durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel worden, zum theil Gemein- schaft gehabt mit denen, denen es also ge- het (oder, ging.)
Anmerckungen.
1. Es war zwar, als Paulus diesen Brief schrieb, noch keine solche öffentliche Verfolgung über die Christen ergangen, welche einen Käyser- lichen Befehl zum Grunde hatte: wie denn auch das bald darauf zu Rom nach dem bösen Willen Neronis entstandene Ungewitter nicht allgemein gewesen, sondern eigentlich nur über die Römische Kirche erging, nemlich wegen der falschen Beschul- digung, als hätten sie die Stadt Rom in Brand gestecket; welches doch der Wüterich, Nero, selbst gethan hatte: wie aus Scribenten derselben Zeit bekant ist. Man darf aber deßwegen nicht ge- dencken, als wenn die Christen ausser denen von den Käysern selbst befohlnen Verfolgungen kei- nen Druck gehabt hätten. Denn es ist ihrer deßwegen doch nicht geschonet worden: wie wir aus diesem Zeugnisse Pauli, und aus andern Or- ten mehr sehen.
2. Die meiste Schuld hatten die Jüden. Denn diese sofern sie den Meßiam verworfen, hatten, waren sehr ergrimmet wider die Christen und wenn sie sahen, daß sich nach und nach noch [Spaltenumbruch]
immer mehrere von dem Judenthum zum Chri- stenthum wendeten, und sie hingegen dadurch mit Recht für Verächter des Meßiä gehalten würden, so nahm ihr Grimm wider die Christen immer mehr zu. Wenn sie nun denselben selbst nicht genugsam ausüben konten, so erhuben sie wider jene die bittersten Klagen bey der heydnischen Obrigkeit in den Römischen Provincien, und brachten es bey ihnen durch falsche Beschuldi- gungen und andere arge Wege dahin, daß hier und dar manches harte Ungewitter wider sie ent- stunde. Man sehe davon sonderlich den Ort Pauli 1 Thess. 2, 14. 15. 16.
3. Bey solcher Beschaffenheit der damali- gen Zeiten kan man leichtlich verstehen, was es gesaget sey, wenn Paulus spricht, daß die gläubi- gen Hebräer in den vorigen Tagen einen grossen Kampf des Leidens (ton pathematon, der Leiden von allerhand Art) erduldet hätten: und das gleich von der Zeit an, da sie wären er- leuchtet, das ist, zu Christo wahrhaftig bekehret und also zum Glauben an Christum, der ein gött- liches Leben und Licht ist, gebracht worden. Wie denn kein eintziger Christ iemals anders zur wah- ren Erleuchtung, oder lebendigen Erkenntniß GOttes, gelanget ist, als in der Ordnung wah- rer Bekehrung und Erneuerung.
4. Da nun die gläubigen Hebräer nicht al- lein einen so guten Anfang im Christenthum ge- machet, sondern auch bereits einen getreuen Fort- gang gehabt hatten, und zwar mitten unter den Leiden; so führet der Apostel dieses an, als ei- nen wichtigen Bewegungs-Grund zu ihrer fer- nern Beharrung: da ja sonst nicht allein alles vo- rige vergeblich seyn, sondern auch nach dazu eine grosse Verantwortung bringen würde. Siehe Gal. 3, 4.
5. Man siehet auch aus den Worten: ihr seyd durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel worden, daß man die Christen nicht heimlich, sondern öffentlich verfolget, und gleichsam eine Comoedie mit ihnen gespielet ha- be. Da sie denn auch wol manchmal wircklich auf die öffentlichen Schau-Plätze und Schau-Büh- nen unter vieler Schmach und Verhöhnung sind gestellet worden. Und so erging es fürnemlich den Aposteln. Daher Paulus von sich und an- dern 2 Cor. 4, 9. schreibet: Wir sind ein Schau- spiel worden der Welt, den (bösen) Engeln und den Menschen.
6. Es sind auch die Worte Schmach und Trübsal nicht ohne Ursache zusammen gesetzet. Denn die Schmach ging auf öffentliche Be- schimpfungen: da oft Leute, welche in der bür- gerlichen Societät nicht allein einen ehrlichen, sondern auch geehrten Namen hatten, und in einem besondern Ansehen stunden, aufs schmäh- lichste tractiret wurden. Und weil denn solche Mißhandlung selten ohne wircklichen Druck und unverdiente Leibes-Strafen abging; so setzet der Apostel das Wort Trübsal dazu; und zwar beydes in der Zahl der Vielheit (oneidismo~is, kai thlipsesi) um die Menge und mancherley Gattun- gen derselben damit anzuzeigen.
7. Es sind aber solche Leiden gemeiniglich
nicht
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 29-33.
[Spaltenumbruch]
dieſer iſt, daß der Heilige Geiſt nicht allein mit dem Vater und Sohn iſt der Urheber und die wahre Qvelle aller Gnaden, ſondern daß er auch darinnen ſonderlich ſein Amt beweiſet, daß er die von Chriſto erworbene und von dem Vater zugedachte Gnade in der Ordnung der Bekehrung und Erneuerung uns appliciret, und in uns ver- ſiegelt, und alſo damit Chriſtum verklaͤret. Da- her denn auch die der Heyls-Ordnung und alſo auch dem Amte des Heiligen Geiſtes mit einer feindſeligen Beſtreitung entgegen geſetzte ſchwere Suͤnde die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt ge- nennet wird. Es iſt davon oben c. 6. mit mehrern gehandelt worden.
V. 30. 31.
Denn wir wiſſen (kennen und verehren im Glauben) den, der da ſpricht: (5 B. Moſ. 32, 35. Siehe auch Roͤm. 12, 19.) Die Rache iſt mein, ich will vergelten: und abermal (daſelbſt nemlich v. 36.) Der HERR wird ſein Volck richten. Schrecklich iſt es in die Haͤnde des lebendigen GOttes (als eines gerechten Richters) zu fallen (nach 2 Sam. 24. 14.)
Anmerckung.
Die Worte des 30. Verſes ſind genommen aus dem 5 Moſ. 32. beſchriebenen Prophetiſchen Liede Moſis: welches ſonderlich von dem Meßiaͤ, und wie von der Verwerfung der Unglaͤubigen, al- ſo von der Wiederannehmung der Glaͤubigen Juden handelt.
V. 32. 33.
Gedencket aber an die vorigen Tage, in welchen ihr erleuchtet erduldet habet, einen groſſen Kampf des Leidens: zum theil ſelbſt durch Schmach und Truͤbſal ein Schauſpiel worden, zum theil Gemein- ſchaft gehabt mit denen, denen es alſo ge- het (oder, ging.)
Anmerckungen.
1. Es war zwar, als Paulus dieſen Brief ſchrieb, noch keine ſolche oͤffentliche Verfolgung uͤber die Chriſten ergangen, welche einen Kaͤyſer- lichen Befehl zum Grunde hatte: wie denn auch das bald darauf zu Rom nach dem boͤſen Willen Neronis entſtandene Ungewitter nicht allgemein geweſen, ſondern eigentlich nur uͤber die Roͤmiſche Kirche erging, nemlich wegen der falſchen Beſchul- digung, als haͤtten ſie die Stadt Rom in Brand geſtecket; welches doch der Wuͤterich, Nero, ſelbſt gethan hatte: wie aus Scribenten derſelben Zeit bekant iſt. Man darf aber deßwegen nicht ge- dencken, als wenn die Chriſten auſſer denen von den Kaͤyſern ſelbſt befohlnen Verfolgungen kei- nen Druck gehabt haͤtten. Denn es iſt ihrer deßwegen doch nicht geſchonet worden: wie wir aus dieſem Zeugniſſe Pauli, und aus andern Or- ten mehr ſehen.
2. Die meiſte Schuld hatten die Juͤden. Denn dieſe ſofern ſie den Meßiam verworfen, hatten, waren ſehr ergrimmet wider die Chriſten und wenn ſie ſahen, daß ſich nach und nach noch [Spaltenumbruch]
immer mehrere von dem Judenthum zum Chri- ſtenthum wendeten, und ſie hingegen dadurch mit Recht fuͤr Veraͤchter des Meßiaͤ gehalten wuͤrden, ſo nahm ihr Grimm wider die Chriſten immer mehr zu. Wenn ſie nun denſelben ſelbſt nicht genugſam ausuͤben konten, ſo erhuben ſie wider jene die bitterſten Klagen bey der heydniſchen Obrigkeit in den Roͤmiſchen Provincien, und brachten es bey ihnen durch falſche Beſchuldi- gungen und andere arge Wege dahin, daß hier und dar manches harte Ungewitter wider ſie ent- ſtunde. Man ſehe davon ſonderlich den Ort Pauli 1 Theſſ. 2, 14. 15. 16.
3. Bey ſolcher Beſchaffenheit der damali- gen Zeiten kan man leichtlich verſtehen, was es geſaget ſey, wenn Paulus ſpricht, daß die glaͤubi- gen Hebraͤer in den vorigen Tagen einen groſſen Kampf des Leidens (τῶν παθημάτων, der Leiden von allerhand Art) erduldet haͤtten: und das gleich von der Zeit an, da ſie waͤren er- leuchtet, das iſt, zu Chriſto wahrhaftig bekehret und alſo zum Glauben an Chriſtum, der ein goͤtt- liches Leben und Licht iſt, gebracht worden. Wie denn kein eintziger Chriſt iemals anders zur wah- ren Erleuchtung, oder lebendigen Erkenntniß GOttes, gelanget iſt, als in der Ordnung wah- rer Bekehrung und Erneuerung.
4. Da nun die glaͤubigen Hebraͤer nicht al- lein einen ſo guten Anfang im Chriſtenthum ge- machet, ſondern auch bereits einen getreuen Fort- gang gehabt hatten, und zwar mitten unter den Leiden; ſo fuͤhret der Apoſtel dieſes an, als ei- nen wichtigen Bewegungs-Grund zu ihrer fer- nern Beharrung: da ja ſonſt nicht allein alles vo- rige vergeblich ſeyn, ſondern auch nach dazu eine groſſe Verantwortung bringen wuͤrde. Siehe Gal. 3, 4.
5. Man ſiehet auch aus den Worten: ihr ſeyd durch Schmach und Truͤbſal ein Schauſpiel worden, daß man die Chriſten nicht heimlich, ſondern oͤffentlich verfolget, und gleichſam eine Comœdie mit ihnen geſpielet ha- be. Da ſie denn auch wol manchmal wircklich auf die oͤffentlichen Schau-Plaͤtze und Schau-Buͤh- nen unter vieler Schmach und Verhoͤhnung ſind geſtellet worden. Und ſo erging es fuͤrnemlich den Apoſteln. Daher Paulus von ſich und an- dern 2 Cor. 4, 9. ſchreibet: Wir ſind ein Schau- ſpiel worden der Welt, den (boͤſen) Engeln und den Menſchen.
6. Es ſind auch die Worte Schmach und Truͤbſal nicht ohne Urſache zuſammen geſetzet. Denn die Schmach ging auf oͤffentliche Be- ſchimpfungen: da oft Leute, welche in der buͤr- gerlichen Societaͤt nicht allein einen ehrlichen, ſondern auch geehrten Namen hatten, und in einem beſondern Anſehen ſtunden, aufs ſchmaͤh- lichſte tractiret wurden. Und weil denn ſolche Mißhandlung ſelten ohne wircklichen Druck und unverdiente Leibes-Strafen abging; ſo ſetzet der Apoſtel das Wort Truͤbſal dazu; und zwar beydes in der Zahl der Vielheit (ὀνειδισμο῀ις, καὶ θλίψεσι) um die Menge und mancherley Gattun- gen derſelben damit anzuzeigen.
7. Es ſind aber ſolche Leiden gemeiniglich
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[374/0376]
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 10. v. 29-33.
dieſer iſt, daß der Heilige Geiſt nicht allein mit
dem Vater und Sohn iſt der Urheber und die
wahre Qvelle aller Gnaden, ſondern daß er
auch darinnen ſonderlich ſein Amt beweiſet, daß
er die von Chriſto erworbene und von dem Vater
zugedachte Gnade in der Ordnung der Bekehrung
und Erneuerung uns appliciret, und in uns ver-
ſiegelt, und alſo damit Chriſtum verklaͤret. Da-
her denn auch die der Heyls-Ordnung und alſo
auch dem Amte des Heiligen Geiſtes mit einer
feindſeligen Beſtreitung entgegen geſetzte ſchwere
Suͤnde die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt ge-
nennet wird. Es iſt davon oben c. 6. mit mehrern
gehandelt worden.
V. 30. 31.
Denn wir wiſſen (kennen und verehren
im Glauben) den, der da ſpricht: (5 B. Moſ.
32, 35. Siehe auch Roͤm. 12, 19.) Die Rache
iſt mein, ich will vergelten: und abermal
(daſelbſt nemlich v. 36.) Der HERR wird
ſein Volck richten. Schrecklich iſt es in die
Haͤnde des lebendigen GOttes (als eines
gerechten Richters) zu fallen (nach 2 Sam. 24.
14.)
Anmerckung.
Die Worte des 30. Verſes ſind genommen
aus dem 5 Moſ. 32. beſchriebenen Prophetiſchen
Liede Moſis: welches ſonderlich von dem Meßiaͤ,
und wie von der Verwerfung der Unglaͤubigen, al-
ſo von der Wiederannehmung der Glaͤubigen
Juden handelt.
V. 32. 33.
Gedencket aber an die vorigen Tage,
in welchen ihr erleuchtet erduldet habet,
einen groſſen Kampf des Leidens: zum
theil ſelbſt durch Schmach und Truͤbſal
ein Schauſpiel worden, zum theil Gemein-
ſchaft gehabt mit denen, denen es alſo ge-
het (oder, ging.)
Anmerckungen.
1. Es war zwar, als Paulus dieſen Brief
ſchrieb, noch keine ſolche oͤffentliche Verfolgung
uͤber die Chriſten ergangen, welche einen Kaͤyſer-
lichen Befehl zum Grunde hatte: wie denn auch
das bald darauf zu Rom nach dem boͤſen Willen
Neronis entſtandene Ungewitter nicht allgemein
geweſen, ſondern eigentlich nur uͤber die Roͤmiſche
Kirche erging, nemlich wegen der falſchen Beſchul-
digung, als haͤtten ſie die Stadt Rom in Brand
geſtecket; welches doch der Wuͤterich, Nero, ſelbſt
gethan hatte: wie aus Scribenten derſelben Zeit
bekant iſt. Man darf aber deßwegen nicht ge-
dencken, als wenn die Chriſten auſſer denen von
den Kaͤyſern ſelbſt befohlnen Verfolgungen kei-
nen Druck gehabt haͤtten. Denn es iſt ihrer
deßwegen doch nicht geſchonet worden: wie wir
aus dieſem Zeugniſſe Pauli, und aus andern Or-
ten mehr ſehen.
2. Die meiſte Schuld hatten die Juͤden.
Denn dieſe ſofern ſie den Meßiam verworfen,
hatten, waren ſehr ergrimmet wider die Chriſten
und wenn ſie ſahen, daß ſich nach und nach noch
immer mehrere von dem Judenthum zum Chri-
ſtenthum wendeten, und ſie hingegen dadurch mit
Recht fuͤr Veraͤchter des Meßiaͤ gehalten wuͤrden,
ſo nahm ihr Grimm wider die Chriſten immer
mehr zu. Wenn ſie nun denſelben ſelbſt nicht
genugſam ausuͤben konten, ſo erhuben ſie wider
jene die bitterſten Klagen bey der heydniſchen
Obrigkeit in den Roͤmiſchen Provincien, und
brachten es bey ihnen durch falſche Beſchuldi-
gungen und andere arge Wege dahin, daß hier
und dar manches harte Ungewitter wider ſie ent-
ſtunde. Man ſehe davon ſonderlich den Ort Pauli
1 Theſſ. 2, 14. 15. 16.
3. Bey ſolcher Beſchaffenheit der damali-
gen Zeiten kan man leichtlich verſtehen, was es
geſaget ſey, wenn Paulus ſpricht, daß die glaͤubi-
gen Hebraͤer in den vorigen Tagen einen
groſſen Kampf des Leidens (τῶν παθημάτων,
der Leiden von allerhand Art) erduldet haͤtten:
und das gleich von der Zeit an, da ſie waͤren er-
leuchtet, das iſt, zu Chriſto wahrhaftig bekehret
und alſo zum Glauben an Chriſtum, der ein goͤtt-
liches Leben und Licht iſt, gebracht worden. Wie
denn kein eintziger Chriſt iemals anders zur wah-
ren Erleuchtung, oder lebendigen Erkenntniß
GOttes, gelanget iſt, als in der Ordnung wah-
rer Bekehrung und Erneuerung.
4. Da nun die glaͤubigen Hebraͤer nicht al-
lein einen ſo guten Anfang im Chriſtenthum ge-
machet, ſondern auch bereits einen getreuen Fort-
gang gehabt hatten, und zwar mitten unter den
Leiden; ſo fuͤhret der Apoſtel dieſes an, als ei-
nen wichtigen Bewegungs-Grund zu ihrer fer-
nern Beharrung: da ja ſonſt nicht allein alles vo-
rige vergeblich ſeyn, ſondern auch nach dazu eine
groſſe Verantwortung bringen wuͤrde. Siehe
Gal. 3, 4.
5. Man ſiehet auch aus den Worten: ihr
ſeyd durch Schmach und Truͤbſal ein
Schauſpiel worden, daß man die Chriſten
nicht heimlich, ſondern oͤffentlich verfolget, und
gleichſam eine Comœdie mit ihnen geſpielet ha-
be. Da ſie denn auch wol manchmal wircklich auf
die oͤffentlichen Schau-Plaͤtze und Schau-Buͤh-
nen unter vieler Schmach und Verhoͤhnung ſind
geſtellet worden. Und ſo erging es fuͤrnemlich
den Apoſteln. Daher Paulus von ſich und an-
dern 2 Cor. 4, 9. ſchreibet: Wir ſind ein Schau-
ſpiel worden der Welt, den (boͤſen) Engeln
und den Menſchen.
6. Es ſind auch die Worte Schmach und
Truͤbſal nicht ohne Urſache zuſammen geſetzet.
Denn die Schmach ging auf oͤffentliche Be-
ſchimpfungen: da oft Leute, welche in der buͤr-
gerlichen Societaͤt nicht allein einen ehrlichen,
ſondern auch geehrten Namen hatten, und in
einem beſondern Anſehen ſtunden, aufs ſchmaͤh-
lichſte tractiret wurden. Und weil denn ſolche
Mißhandlung ſelten ohne wircklichen Druck und
unverdiente Leibes-Strafen abging; ſo ſetzet
der Apoſtel das Wort Truͤbſal dazu; und zwar
beydes in der Zahl der Vielheit (ὀνειδισμο῀ις, καὶ
θλίψεσι) um die Menge und mancherley Gattun-
gen derſelben damit anzuzeigen.
7. Es ſind aber ſolche Leiden gemeiniglich
nicht
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/376>, abgerufen am 26.06.2024.
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