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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 9. v. 13-14. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch]

Dort ein jährlich wiederholter Eingang;
hier ein einmaliger.

Dort das äusserliche Allerhöchste auf Er-
den: hier das geistliche und himmlische in der
Herrlichkeit bey GOtt.

Dort eine typische und oft zu erneurende Er-
lösung: hier eine ewige:

V. 13. 14.

Denn so der Ochsen und der Böcke
Blut, und die Asche von der Kuhe gespren-
get reiniget die Unreinen zu der leiblichen

(Levitischen und nur aufs äusserliche gehenden)
Reinigkeit: wie viel mehr wird das Blut
Christi, der sich selbst ohne allen Wandel
durch den ewigen Geist
(nach der Kraft sei-
ner göttlichen Natur) GOtt geopfert hat,
unser Gewissen reinigen von den todten
Wercken, zu dienen dem lebendigen
GOtt.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist bey dem Vorbilde von dem
Blute der Opfer-Thiere zu mercken, daß auch
desselben gantze Kraft zur ceremonialischen
Reinigung eigentlich aus dem Gegenbilde gekom-
men und die göttliche Achtung und Zurechnung
diesem zuzuschreiben sey: sintemal sonst eine sol-
che Besprengung natürlicher weise mehr eine Un-
reinigkeit, oder Befleckung, als Reinigkeit
brachte.

2. Was alhier von der Ochsen, oder Far-
ren,
und der Böcke Blut gesaget wird, das gilt
auch von dem Blute alles übrigen Opfer-Viehes.
Es kam auch bey allen Opfern sonderlich auf das
Blut der geschlachteten Thiere an; als in welchem
das Leben derselben war, und daher, wo dieses in
der rechten Menge ausgelaufen war, so war da-
mit der Tod gewiß. Weil nun solches Blut den
Tod Christi vorbilden solte, so wurde solcher Ab-
sicht wegen, um der judischen Nation einen so viel
mehrern und ehrerbietigern Eindruck vom Blute
überhaupt zu geben, das Blut-Essen verboten
und der Gebrauch desselben nur bloß dem Altar
gewidmet. Davon es 3 B. Mos 17, 10. 11. heißt:
Welcher Mensch, er sey vom Hause Js-
rael, oder ein Fremdlinger, irgend Blut
isset, wider den will ich mein Antlitz setzen,
und will ihn mitten aus seinem Volck rot-
ten. Denn des Leibes Leben ist im Blu-
te: und ich habs euch zum Altar gegeben,
daß eure Seelen damit versöhnet werden.
Denn das Blut ist die Versöhnung fürs
Leben.

3. Die Ceremonie von der rothen Kuhe
ist ausführlich zu lesen 4 B. Mos. 19. davon die
haupt Summa diese ist. Es ward eine gantz rothe
Kuhe, die ohne allen Mangel war, und noch kein
Joch getragen hatte, von einem Priester ausser-
halb des Lagers, und zur Zeit des Tempels auf
dem Oelberg, geschlachtet und verbrant: die
Asche hernach aufgeraffet, und an einen reinen
Ort hingeschüttet, davon denn der Gebrauch die-
ser war, daß, wenn iemand sich an einem Tod-
ten, oder auch an einem Grabe, veruneiniget
[Spaltenumbruch] hatte, er sich muste am dritten und siebenden Ta-
ge mit fliessendem Wasser, darinnen etwas von
dieser Asche gethan war, besprengen lassen u. s. w.
welchergestalt dieses ein Vorbild auf Christum
und auf die würdige Application seines Ver-
söhnopfers gewesen, zeiget Paulus zwar nur über-
haupt, aber doch aufs deutlichste an. Der Latei-
nischen Sprache kündige Leser findet davon eine
ausführliche Vorstellung in meinem Mysterio
Christi & Christianismi in fasciis Typicis

P. III. membro III. 472 seq.

4. Was vom Blute Christi gesaget
wird, das ist von allen seinen Leiden und von sei-
nem Tode, und dabey auch von seinem vollkom-
menen Gehorsam, in Erfüllung des Gesetzes, zu
verstehen. Es ist aber das Blut Christi vermöge
der Vereinigung beyder Naturen in einer Per-
son GOttes Blut, das Blut des Sohnes
GOttes
Ap. Gesch. 20, 28. 1 Joh. 1, 7. da-
her es von unendlicher Kraft ist, zu versöhnen und
zu reinigen.

5. Da das Opfer-Vieh im alten Testa-
mente ohne allen natürlichen Fehl seyn muste;
so war solches eine Figur von der allerhöchsten Un-
schuld und Reinigkeit Christi auch nach seiner
menschlichen Natur. Welches der Apostel schon
oben c. 4, 15. c. 7, 26. 27. mit mehrern angezeiget
hat.

6. Es haben zwar einige Codices an statt
des Worts aioniou, das Wort agiou: allein die
ältesten und meisten Codices und Kirchen-
Väter haben doch aioniou daß es also wol eigent-
lich heissen muß, Christus habe sich durch
den ewigen Geist GOtt geopfert. Da denn
der ewige Geist ist die göttliche Natur Chri-
sti. Welches sich auch alhier, da mit den Worten,
von dem Blute Christi, der menschlichen
Natur
gedacht wird, viel besser schicket, als
wenn es von dem Heiligen Geiste verstanden wird.
Denn gleichwie die göttliche Natur, da sie ein
blosser und unendlicher Geist ist, auch sonst mit
dem Worte Geist benennet wird (Siehe Röm.
1, 4. 1 Tim. 3, 16. 1 Pet. 3, 18.) also schicket sich al-
hier dazu gar wohl das Wort ewig, nicht allein
in Ansehung der Gottheit an sich, sondern auch
im Gegensatze gegen die Hinfälligkeit der Leviti-
schen Hohenpriester und ihrer Opfer; wie auch
um den Grund damit zu zeigen von der vorher-
gedachten ewigen Erlösung.

7. Der eigentliche Verstand von der gan-
tzen Redens-Art, Christus hat sich durch
den ewigen Geist GOtt geopfert,
ist dieser
Christus, als wahrer GOtt und Mensch, hat sich
zum Opfer also dahin gegeben, daß die menschli-
che Natur in den Leiden, sonderlich am Oelberge,
am Creutze und im Tode eigentlich das Opfer
worden, und die göttliche so wohl derselben das
Vermögen alles zu ertragen, als dem Opfer selbst
zum Lösegeld die rechte Gültigkeit gegeben hat.
Und also heißt durch alhier so viel als vermöge,
oder in Kraft des ewigen Geistes, oder der gött-
lichen Natur; nemlich hat er sich zum Opfer ge-
geben und eine ewige Erlösung funden.

8. Und wenn es dabey heißt: er hat geo-
pfert
[e]auton, sich selbst, so stehet dieses im Ge-

gensatz
Y y
Cap. 9. v. 13-14. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]

Dort ein jaͤhrlich wiederholter Eingang;
hier ein einmaliger.

Dort das aͤuſſerliche Allerhoͤchſte auf Er-
den: hier das geiſtliche und himmliſche in der
Herrlichkeit bey GOtt.

Dort eine typiſche und oft zu erneurende Er-
loͤſung: hier eine ewige:

V. 13. 14.

Denn ſo der Ochſen und der Boͤcke
Blut, und die Aſche von der Kuhe geſpren-
get reiniget die Unreinen zu der leiblichen

(Levitiſchen und nur aufs aͤuſſerliche gehenden)
Reinigkeit: wie viel mehr wird das Blut
Chriſti, der ſich ſelbſt ohne allen Wandel
durch den ewigen Geiſt
(nach der Kraft ſei-
ner goͤttlichen Natur) GOtt geopfert hat,
unſer Gewiſſen reinigen von den todten
Wercken, zu dienen dem lebendigen
GOtt.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt bey dem Vorbilde von dem
Blute der Opfer-Thiere zu mercken, daß auch
deſſelben gantze Kraft zur ceremonialiſchen
Reinigung eigentlich aus dem Gegenbilde gekom-
men und die goͤttliche Achtung und Zurechnung
dieſem zuzuſchreiben ſey: ſintemal ſonſt eine ſol-
che Beſprengung natuͤrlicher weiſe mehr eine Un-
reinigkeit, oder Befleckung, als Reinigkeit
brachte.

2. Was alhier von der Ochſen, oder Far-
ren,
und der Boͤcke Blut geſaget wird, das gilt
auch von dem Blute alles uͤbrigen Opfer-Viehes.
Es kam auch bey allen Opfern ſonderlich auf das
Blut der geſchlachteten Thiere an; als in welchem
das Leben derſelben war, und daher, wo dieſes in
der rechten Menge ausgelaufen war, ſo war da-
mit der Tod gewiß. Weil nun ſolches Blut den
Tod Chriſti vorbilden ſolte, ſo wurde ſolcher Ab-
ſicht wegen, um der judiſchen Nation einen ſo viel
mehrern und ehrerbietigern Eindruck vom Blute
uͤberhaupt zu geben, das Blut-Eſſen verboten
und der Gebrauch deſſelben nur bloß dem Altar
gewidmet. Davon es 3 B. Moſ 17, 10. 11. heißt:
Welcher Menſch, er ſey vom Hauſe Jſ-
rael, oder ein Fremdlinger, irgend Blut
iſſet, wider den will ich mein Antlitz ſetzen,
und will ihn mitten aus ſeinem Volck rot-
ten. Denn des Leibes Leben iſt im Blu-
te: und ich habs euch zum Altar gegeben,
daß eure Seelen damit verſoͤhnet werden.
Denn das Blut iſt die Verſoͤhnung fuͤrs
Leben.

3. Die Ceremonie von der rothen Kuhe
iſt ausfuͤhrlich zu leſen 4 B. Moſ. 19. davon die
haupt Summa dieſe iſt. Es ward eine gantz rothe
Kuhe, die ohne allen Mangel war, und noch kein
Joch getragen hatte, von einem Prieſter auſſer-
halb des Lagers, und zur Zeit des Tempels auf
dem Oelberg, geſchlachtet und verbrant: die
Aſche hernach aufgeraffet, und an einen reinen
Ort hingeſchuͤttet, davon denn der Gebrauch die-
ſer war, daß, wenn iemand ſich an einem Tod-
ten, oder auch an einem Grabe, veruneiniget
[Spaltenumbruch] hatte, er ſich muſte am dritten und ſiebenden Ta-
ge mit flieſſendem Waſſer, darinnen etwas von
dieſer Aſche gethan war, beſprengen laſſen u. ſ. w.
welchergeſtalt dieſes ein Vorbild auf Chriſtum
und auf die wuͤrdige Application ſeines Ver-
ſoͤhnopfers geweſen, zeiget Paulus zwar nur uͤber-
haupt, aber doch aufs deutlichſte an. Der Latei-
niſchen Sprache kuͤndige Leſer findet davon eine
ausfuͤhrliche Vorſtellung in meinem Myſterio
Chriſti & Chriſtianismi in faſciis Typicis

P. III. membro III. 472 ſeq.

4. Was vom Blute Chriſti geſaget
wird, das iſt von allen ſeinen Leiden und von ſei-
nem Tode, und dabey auch von ſeinem vollkom-
menen Gehorſam, in Erfuͤllung des Geſetzes, zu
verſtehen. Es iſt aber das Blut Chriſti vermoͤge
der Vereinigung beyder Naturen in einer Per-
ſon GOttes Blut, das Blut des Sohnes
GOttes
Ap. Geſch. 20, 28. 1 Joh. 1, 7. da-
her es von unendlicher Kraft iſt, zu verſoͤhnen und
zu reinigen.

5. Da das Opfer-Vieh im alten Teſta-
mente ohne allen natuͤrlichen Fehl ſeyn muſte;
ſo war ſolches eine Figur von der allerhoͤchſten Un-
ſchuld und Reinigkeit Chriſti auch nach ſeiner
menſchlichen Natur. Welches der Apoſtel ſchon
oben c. 4, 15. c. 7, 26. 27. mit mehrern angezeiget
hat.

6. Es haben zwar einige Codices an ſtatt
des Worts αιωνίου, das Wort ἁγίου: allein die
aͤlteſten und meiſten Codices und Kirchen-
Vaͤter haben doch ἀιωνίου daß es alſo wol eigent-
lich heiſſen muß, Chriſtus habe ſich durch
den ewigen Geiſt GOtt geopfert. Da denn
der ewige Geiſt iſt die goͤttliche Natur Chri-
ſti. Welches ſich auch alhier, da mit den Worten,
von dem Blute Chriſti, der menſchlichen
Natur
gedacht wird, viel beſſer ſchicket, als
wenn es von dem Heiligen Geiſte verſtanden wird.
Denn gleichwie die goͤttliche Natur, da ſie ein
bloſſer und unendlicher Geiſt iſt, auch ſonſt mit
dem Worte Geiſt benennet wird (Siehe Roͤm.
1, 4. 1 Tim. 3, 16. 1 Pet. 3, 18.) alſo ſchicket ſich al-
hier dazu gar wohl das Wort ewig, nicht allein
in Anſehung der Gottheit an ſich, ſondern auch
im Gegenſatze gegen die Hinfaͤlligkeit der Leviti-
ſchen Hohenprieſter und ihrer Opfer; wie auch
um den Grund damit zu zeigen von der vorher-
gedachten ewigen Erloͤſung.

7. Der eigentliche Verſtand von der gan-
tzen Redens-Art, Chriſtus hat ſich durch
den ewigen Geiſt GOtt geopfert,
iſt dieſer
Chriſtus, als wahrer GOtt und Menſch, hat ſich
zum Opfer alſo dahin gegeben, daß die menſchli-
che Natur in den Leiden, ſonderlich am Oelberge,
am Creutze und im Tode eigentlich das Opfer
worden, und die goͤttliche ſo wohl derſelben das
Vermoͤgen alles zu ertragen, als dem Opfer ſelbſt
zum Loͤſegeld die rechte Guͤltigkeit gegeben hat.
Und alſo heißt durch alhier ſo viel als vermoͤge,
oder in Kraft des ewigen Geiſtes, oder der goͤtt-
lichen Natur; nemlich hat er ſich zum Opfer ge-
geben und eine ewige Erloͤſung funden.

8. Und wenn es dabey heißt: er hat geo-
pfert
[ἑ]αυτὸν, ſich ſelbſt, ſo ſtehet dieſes im Ge-

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Y y
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[353/0355] Cap. 9. v. 13-14. an die Hebraͤer. Dort ein jaͤhrlich wiederholter Eingang; hier ein einmaliger. Dort das aͤuſſerliche Allerhoͤchſte auf Er- den: hier das geiſtliche und himmliſche in der Herrlichkeit bey GOtt. Dort eine typiſche und oft zu erneurende Er- loͤſung: hier eine ewige: V. 13. 14. Denn ſo der Ochſen und der Boͤcke Blut, und die Aſche von der Kuhe geſpren- get reiniget die Unreinen zu der leiblichen (Levitiſchen und nur aufs aͤuſſerliche gehenden) Reinigkeit: wie viel mehr wird das Blut Chriſti, der ſich ſelbſt ohne allen Wandel durch den ewigen Geiſt (nach der Kraft ſei- ner goͤttlichen Natur) GOtt geopfert hat, unſer Gewiſſen reinigen von den todten Wercken, zu dienen dem lebendigen GOtt. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt bey dem Vorbilde von dem Blute der Opfer-Thiere zu mercken, daß auch deſſelben gantze Kraft zur ceremonialiſchen Reinigung eigentlich aus dem Gegenbilde gekom- men und die goͤttliche Achtung und Zurechnung dieſem zuzuſchreiben ſey: ſintemal ſonſt eine ſol- che Beſprengung natuͤrlicher weiſe mehr eine Un- reinigkeit, oder Befleckung, als Reinigkeit brachte. 2. Was alhier von der Ochſen, oder Far- ren, und der Boͤcke Blut geſaget wird, das gilt auch von dem Blute alles uͤbrigen Opfer-Viehes. Es kam auch bey allen Opfern ſonderlich auf das Blut der geſchlachteten Thiere an; als in welchem das Leben derſelben war, und daher, wo dieſes in der rechten Menge ausgelaufen war, ſo war da- mit der Tod gewiß. Weil nun ſolches Blut den Tod Chriſti vorbilden ſolte, ſo wurde ſolcher Ab- ſicht wegen, um der judiſchen Nation einen ſo viel mehrern und ehrerbietigern Eindruck vom Blute uͤberhaupt zu geben, das Blut-Eſſen verboten und der Gebrauch deſſelben nur bloß dem Altar gewidmet. Davon es 3 B. Moſ 17, 10. 11. heißt: Welcher Menſch, er ſey vom Hauſe Jſ- rael, oder ein Fremdlinger, irgend Blut iſſet, wider den will ich mein Antlitz ſetzen, und will ihn mitten aus ſeinem Volck rot- ten. Denn des Leibes Leben iſt im Blu- te: und ich habs euch zum Altar gegeben, daß eure Seelen damit verſoͤhnet werden. Denn das Blut iſt die Verſoͤhnung fuͤrs Leben. 3. Die Ceremonie von der rothen Kuhe iſt ausfuͤhrlich zu leſen 4 B. Moſ. 19. davon die haupt Summa dieſe iſt. Es ward eine gantz rothe Kuhe, die ohne allen Mangel war, und noch kein Joch getragen hatte, von einem Prieſter auſſer- halb des Lagers, und zur Zeit des Tempels auf dem Oelberg, geſchlachtet und verbrant: die Aſche hernach aufgeraffet, und an einen reinen Ort hingeſchuͤttet, davon denn der Gebrauch die- ſer war, daß, wenn iemand ſich an einem Tod- ten, oder auch an einem Grabe, veruneiniget hatte, er ſich muſte am dritten und ſiebenden Ta- ge mit flieſſendem Waſſer, darinnen etwas von dieſer Aſche gethan war, beſprengen laſſen u. ſ. w. welchergeſtalt dieſes ein Vorbild auf Chriſtum und auf die wuͤrdige Application ſeines Ver- ſoͤhnopfers geweſen, zeiget Paulus zwar nur uͤber- haupt, aber doch aufs deutlichſte an. Der Latei- niſchen Sprache kuͤndige Leſer findet davon eine ausfuͤhrliche Vorſtellung in meinem Myſterio Chriſti & Chriſtianismi in faſciis Typicis P. III. membro III. 472 ſeq. 4. Was vom Blute Chriſti geſaget wird, das iſt von allen ſeinen Leiden und von ſei- nem Tode, und dabey auch von ſeinem vollkom- menen Gehorſam, in Erfuͤllung des Geſetzes, zu verſtehen. Es iſt aber das Blut Chriſti vermoͤge der Vereinigung beyder Naturen in einer Per- ſon GOttes Blut, das Blut des Sohnes GOttes Ap. Geſch. 20, 28. 1 Joh. 1, 7. da- her es von unendlicher Kraft iſt, zu verſoͤhnen und zu reinigen. 5. Da das Opfer-Vieh im alten Teſta- mente ohne allen natuͤrlichen Fehl ſeyn muſte; ſo war ſolches eine Figur von der allerhoͤchſten Un- ſchuld und Reinigkeit Chriſti auch nach ſeiner menſchlichen Natur. Welches der Apoſtel ſchon oben c. 4, 15. c. 7, 26. 27. mit mehrern angezeiget hat. 6. Es haben zwar einige Codices an ſtatt des Worts αιωνίου, das Wort ἁγίου: allein die aͤlteſten und meiſten Codices und Kirchen- Vaͤter haben doch ἀιωνίου daß es alſo wol eigent- lich heiſſen muß, Chriſtus habe ſich durch den ewigen Geiſt GOtt geopfert. Da denn der ewige Geiſt iſt die goͤttliche Natur Chri- ſti. Welches ſich auch alhier, da mit den Worten, von dem Blute Chriſti, der menſchlichen Natur gedacht wird, viel beſſer ſchicket, als wenn es von dem Heiligen Geiſte verſtanden wird. Denn gleichwie die goͤttliche Natur, da ſie ein bloſſer und unendlicher Geiſt iſt, auch ſonſt mit dem Worte Geiſt benennet wird (Siehe Roͤm. 1, 4. 1 Tim. 3, 16. 1 Pet. 3, 18.) alſo ſchicket ſich al- hier dazu gar wohl das Wort ewig, nicht allein in Anſehung der Gottheit an ſich, ſondern auch im Gegenſatze gegen die Hinfaͤlligkeit der Leviti- ſchen Hohenprieſter und ihrer Opfer; wie auch um den Grund damit zu zeigen von der vorher- gedachten ewigen Erloͤſung. 7. Der eigentliche Verſtand von der gan- tzen Redens-Art, Chriſtus hat ſich durch den ewigen Geiſt GOtt geopfert, iſt dieſer Chriſtus, als wahrer GOtt und Menſch, hat ſich zum Opfer alſo dahin gegeben, daß die menſchli- che Natur in den Leiden, ſonderlich am Oelberge, am Creutze und im Tode eigentlich das Opfer worden, und die goͤttliche ſo wohl derſelben das Vermoͤgen alles zu ertragen, als dem Opfer ſelbſt zum Loͤſegeld die rechte Guͤltigkeit gegeben hat. Und alſo heißt durch alhier ſo viel als vermoͤge, oder in Kraft des ewigen Geiſtes, oder der goͤtt- lichen Natur; nemlich hat er ſich zum Opfer ge- geben und eine ewige Erloͤſung funden. 8. Und wenn es dabey heißt: er hat geo- pfert ἑαυτὸν, ſich ſelbſt, ſo ſtehet dieſes im Ge- genſatz Y y

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/355>, abgerufen am 25.11.2024.