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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 13-15. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] der ihn richtet. Das Wort, welches ich
geredet habe, das wird ihn richten am
jüngsten Tage.

14. Daß der Apostel im dreyzehenden Ver-
se von dem Worte GOttes auf den Sohn
GOttes,
oder auf GOTT selbst komme, ist
schon oben angezeiget. Er bezeuget aber von
GOtt, daß desselben Allwissenheit und Allge-
genwart,
welche von der Beschaffenheit ist, daß
sich ihm und der censur, die er durch sein Wort
im Gewissen übet, keine vernünftige Creatur
entziehen kan. Davon man sonderlich sehe den
herrlichen 139ten Psalm. Wie auch den Aus-
spruch GOttes, Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht
ein GOtt, der nahe ist, spricht der HErr,
und nicht ein GOtt, der ferne sey? Mey-
nest du, daß sich iemand so heimlich ver-
bergen könne, daß ich ihn nicht sehe, spricht
der HErr? bin ichs nicht, der Himmel und
Erden erfüllet? spricht der HERR.
Sie-
he auch Sir. 23, 25. u. f.

15. Was der Apostel mit den ersten Wor-
ten dieses Verses von GOTT bezeuget hatte,
das erläutert er mit den folgenden, wenn er
spricht: Es ist alles bloß und entdecket vor
seinen Augen.
Da er sich denn im Griechi-
schen eines solchen Worts bedienet, das da her-
genommen ist von einem geschlachteten Viehe
(damit die Juden bey den Opfern viel zu schaffen
hatten,) dessen gantzer Leib vom Halse also auf-
geschnitten ist, daß man alles Eingeweide dar-
innen gar eigentlich sehen kan. Also ist unser in-
nerstes, wenn es auch gleich noch so verborgen ist,
vor GOttes allsehenden Augen offenbar. Wel-
ches alhier anzuführen den v. 12. vorhergehen-
den Worten keinen geringen Nachdruck giebet;
sintemal dadurch bezeuget wird, wie daß man es
nicht allein mit dem Worte GOttes, sondern
auch mit GOtt selbst zu thun habe, und dannen-
hero seine durch das Wort in unser Gewissen ein-
dringende Stimme ohne alle Verstellung, Heu-
cheley und Unlauterkeit hören und annehmen sol-
te. Von dem redet der Apostel hier und im
gantzen Briefe, und auf den ist auch sein gantzer
Vortrag gerichtet.

V. 14.

Dieweil wir denn einen grossen Ho-
henpriester haben, JEsum, den Sohn
GOttes, der
(an statt des Einganges ins Aller-
heiligste) gen Himmel gefahren ist, so lasset
uns halten an dem Bekenntniß
(unsers
Glaubens [von] seiner Person, seinem Amte und
seinem gedoppelten Stande der Erhöhung und
Erniedrigung.)

Anmerckungen.

1. Alles, was der Apostel bisher von Chri-
sto gesaget hat, das ziehet er kurtz zusammen, und
spricht es mit den nachdrücklichsten Worten aus,
nebst wiederholter und eingeschärfter Ermah-
nung zur Beständigkeit im Glauben des Her-
tzens, und in der daher entstehenden Bekenntniß
des Mundes.

2. Ein Hoherpriester heisset unser Hey-
[Spaltenumbruch] land im Gegenbilde auf das Vorbild des Ho-
henpriesters bey dem Levitischen Gottesdienste,
dessen Haupt-Verrichtung im Opfern, und dem,
was dazu gehörete, bestunde.

3. Christus heißt der grosse Hohepriester;
gleichwie er c. 13, 20. genannt wird der grosse
Hirte der Schafe,
in Ansehung nicht allein
des Gegenbildes überhaupt, welches einen gros-
sen Vorzug hat vor den Vorbildern, sondern
auch fürnemlich seiner Person, nach welchem
auch sein Mittler-Amt und gedoppelter Stand
von der allerhöchsten Würde und Kraft ist.

4. Und diese Grösse des Hohenpriesters
erläutert Paulus damit, daß er ihn nennet JE-
sum,
einen Seligmacher, mit Nachdruck, und
den Sohn GOttes, gegen welchen Aaron in
keine Vergleichung kam: der auch gen Him-
mel gefahren;
und zwar also, daß er (im Ge-
genbilde auf das Vorbild des durch den Vor-
hof zu dem Heiligen Stuffen-weise eingehenden
und bis in das Allerheiligste hindurch gehenden
Hohenpriesters) durch die erschaffene Him-
mel,
auf eine seinem verklärten übernatürlichen
Leibe gemässen übernatürliche und recht göttliche
Weise hindurch gefahren, und sich zur rech-
ten GOttes gesetzet, alles in allen zu erfüllen, und
zu regieren. Eph. 1, 20-23. Und Eph. 4, 10. heißt
es davon: Er ist aufgefahren über alle Him-
mel, auf daß er alles erfülle.
Auch Hebr.
7, 26. ein Hoherpriester, der da höher ist,
denn der Himmel.

5. Veste an der Bekenntniß Christi
halten,
das hatte in der ersten Kirche viel zu sa-
gen, da sich die Bekenntniß des Mundes nicht
allein auf den Glauben des Hertzens gründe-
te, sondern sich auch im Leben selbst mit aller
Standhaftigkeit unter dem Creutze erweisen mu-
ste. Dergleichen sich auch zu allen Zeiten des
finstern und abergläubischen Pabstthums bey
den getreuen Zeugen der Wahrheit gefunden hat.
Und darauf die bekehrten Hebräer zu führen, war
der Hauptzweck dieses gantzen Briefes. Dahin
insonderheit gehen die Worte c. 10, 23. Lasset
uns halten an der Bekenntniß der Hoff-
nung und nicht wancken. Denn er ist treu,
der sie verheissen hat.

V. 15.

Denn wir haben nicht einen Hohen-
priester, der
(seiner göttlichen Majestät we-
gen,) nicht könte Mitleiden haben mit un-
serer Schwachheit,
(Stande der Sünde und
der Leiden, darein wir durch die Sünde nach
Leib und Seele gesetzet sind,) sondern der ver-
suchet ist allenthalben
(da er innerlich der
über sich genommenen Sünde wegen den ewi-
gen Tod in sich gefühlet, äusserlich allerhand Un-
gemach vom Satan und der Welt, ja endlich
den Tod selbst über sich genommen hat,) gleich-
wie wir
(doch sonderlich mit dem grossen Un-
scheide, daß seine Leiden verdienstlich sind; un-
sere aber nicht, sondern nur in der Ordnung des
Heyls zur schuldigen Nachfolge gehören,) doch
ohne Sünde,
(sintemal seine Versuchungen

sonst
O o 3

Cap. 4. v. 13-15. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] der ihn richtet. Das Wort, welches ich
geredet habe, das wird ihn richten am
juͤngſten Tage.

14. Daß der Apoſtel im dreyzehenden Ver-
ſe von dem Worte GOttes auf den Sohn
GOttes,
oder auf GOTT ſelbſt komme, iſt
ſchon oben angezeiget. Er bezeuget aber von
GOtt, daß deſſelben Allwiſſenheit und Allge-
genwart,
welche von der Beſchaffenheit iſt, daß
ſich ihm und der cenſur, die er durch ſein Wort
im Gewiſſen uͤbet, keine vernuͤnftige Creatur
entziehen kan. Davon man ſonderlich ſehe den
herrlichen 139ten Pſalm. Wie auch den Aus-
ſpruch GOttes, Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht
ein GOtt, der nahe iſt, ſpricht der HErr,
und nicht ein GOtt, der ferne ſey? Mey-
neſt du, daß ſich iemand ſo heimlich ver-
bergen koͤnne, daß ich ihn nicht ſehe, ſpricht
der HErr? bin ichs nicht, der Himmel und
Erden erfuͤllet? ſpricht der HERR.
Sie-
he auch Sir. 23, 25. u. f.

15. Was der Apoſtel mit den erſten Wor-
ten dieſes Verſes von GOTT bezeuget hatte,
das erlaͤutert er mit den folgenden, wenn er
ſpricht: Es iſt alles bloß und entdecket vor
ſeinen Augen.
Da er ſich denn im Griechi-
ſchen eines ſolchen Worts bedienet, das da her-
genommen iſt von einem geſchlachteten Viehe
(damit die Juden bey den Opfern viel zu ſchaffen
hatten,) deſſen gantzer Leib vom Halſe alſo auf-
geſchnitten iſt, daß man alles Eingeweide dar-
innen gar eigentlich ſehen kan. Alſo iſt unſer in-
nerſtes, wenn es auch gleich noch ſo verborgen iſt,
vor GOttes allſehenden Augen offenbar. Wel-
ches alhier anzufuͤhren den v. 12. vorhergehen-
den Worten keinen geringen Nachdruck giebet;
ſintemal dadurch bezeuget wird, wie daß man es
nicht allein mit dem Worte GOttes, ſondern
auch mit GOtt ſelbſt zu thun habe, und dannen-
hero ſeine durch das Wort in unſer Gewiſſen ein-
dringende Stimme ohne alle Verſtellung, Heu-
cheley und Unlauterkeit hoͤren und annehmen ſol-
te. Von dem redet der Apoſtel hier und im
gantzen Briefe, und auf den iſt auch ſein gantzer
Vortrag gerichtet.

V. 14.

Dieweil wir denn einen groſſen Ho-
henprieſter haben, JEſum, den Sohn
GOttes, der
(an ſtatt des Einganges ins Aller-
heiligſte) gen Himmel gefahren iſt, ſo laſſet
uns halten an dem Bekenntniß
(unſers
Glaubens [von] ſeiner Perſon, ſeinem Amte und
ſeinem gedoppelten Stande der Erhoͤhung und
Erniedrigung.)

Anmerckungen.

1. Alles, was der Apoſtel bisher von Chri-
ſto geſaget hat, das ziehet er kurtz zuſammen, und
ſpricht es mit den nachdruͤcklichſten Worten aus,
nebſt wiederholter und eingeſchaͤrfter Ermah-
nung zur Beſtaͤndigkeit im Glauben des Her-
tzens, und in der daher entſtehenden Bekenntniß
des Mundes.

2. Ein Hoherprieſter heiſſet unſer Hey-
[Spaltenumbruch] land im Gegenbilde auf das Vorbild des Ho-
henprieſters bey dem Levitiſchen Gottesdienſte,
deſſen Haupt-Verrichtung im Opfern, und dem,
was dazu gehoͤrete, beſtunde.

3. Chriſtus heißt der groſſe Hoheprieſter;
gleichwie er c. 13, 20. genannt wird der groſſe
Hirte der Schafe,
in Anſehung nicht allein
des Gegenbildes uͤberhaupt, welches einen groſ-
ſen Vorzug hat vor den Vorbildern, ſondern
auch fuͤrnemlich ſeiner Perſon, nach welchem
auch ſein Mittler-Amt und gedoppelter Stand
von der allerhoͤchſten Wuͤrde und Kraft iſt.

4. Und dieſe Groͤſſe des Hohenprieſters
erlaͤutert Paulus damit, daß er ihn nennet JE-
ſum,
einen Seligmacher, mit Nachdruck, und
den Sohn GOttes, gegen welchen Aaron in
keine Vergleichung kam: der auch gen Him-
mel gefahren;
und zwar alſo, daß er (im Ge-
genbilde auf das Vorbild des durch den Vor-
hof zu dem Heiligen Stuffen-weiſe eingehenden
und bis in das Allerheiligſte hindurch gehenden
Hohenprieſters) durch die erſchaffene Him-
mel,
auf eine ſeinem verklaͤrten uͤbernatuͤrlichen
Leibe gemaͤſſen uͤbernatuͤrliche und recht goͤttliche
Weiſe hindurch gefahren, und ſich zur rech-
ten GOttes geſetzet, alles in allen zu erfuͤllen, und
zu regieren. Eph. 1, 20-23. Und Eph. 4, 10. heißt
es davon: Er iſt aufgefahren uͤber alle Him-
mel, auf daß er alles erfuͤlle.
Auch Hebr.
7, 26. ein Hoherprieſter, der da hoͤher iſt,
denn der Himmel.

5. Veſte an der Bekenntniß Chriſti
halten,
das hatte in der erſten Kirche viel zu ſa-
gen, da ſich die Bekenntniß des Mundes nicht
allein auf den Glauben des Hertzens gruͤnde-
te, ſondern ſich auch im Leben ſelbſt mit aller
Standhaftigkeit unter dem Creutze erweiſen mu-
ſte. Dergleichen ſich auch zu allen Zeiten des
finſtern und aberglaͤubiſchen Pabſtthums bey
den getreuen Zeugen der Wahrheit gefunden hat.
Und darauf die bekehrten Hebraͤer zu fuͤhren, war
der Hauptzweck dieſes gantzen Briefes. Dahin
inſonderheit gehen die Worte c. 10, 23. Laſſet
uns halten an der Bekenntniß der Hoff-
nung und nicht wancken. Denn er iſt treu,
der ſie verheiſſen hat.

V. 15.

Denn wir haben nicht einen Hohen-
prieſter, der
(ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt we-
gen,) nicht koͤnte Mitleiden haben mit un-
ſerer Schwachheit,
(Stande der Suͤnde und
der Leiden, darein wir durch die Suͤnde nach
Leib und Seele geſetzet ſind,) ſondern der ver-
ſuchet iſt allenthalben
(da er innerlich der
uͤber ſich genommenen Suͤnde wegen den ewi-
gen Tod in ſich gefuͤhlet, aͤuſſerlich allerhand Un-
gemach vom Satan und der Welt, ja endlich
den Tod ſelbſt uͤber ſich genommen hat,) gleich-
wie wir
(doch ſonderlich mit dem groſſen Un-
ſcheide, daß ſeine Leiden verdienſtlich ſind; un-
ſere aber nicht, ſondern nur in der Ordnung des
Heyls zur ſchuldigen Nachfolge gehoͤren,) doch
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ſonſt
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[293/0295] Cap. 4. v. 13-15. an die Hebraͤer. der ihn richtet. Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am juͤngſten Tage. 14. Daß der Apoſtel im dreyzehenden Ver- ſe von dem Worte GOttes auf den Sohn GOttes, oder auf GOTT ſelbſt komme, iſt ſchon oben angezeiget. Er bezeuget aber von GOtt, daß deſſelben Allwiſſenheit und Allge- genwart, welche von der Beſchaffenheit iſt, daß ſich ihm und der cenſur, die er durch ſein Wort im Gewiſſen uͤbet, keine vernuͤnftige Creatur entziehen kan. Davon man ſonderlich ſehe den herrlichen 139ten Pſalm. Wie auch den Aus- ſpruch GOttes, Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht ein GOtt, der nahe iſt, ſpricht der HErr, und nicht ein GOtt, der ferne ſey? Mey- neſt du, daß ſich iemand ſo heimlich ver- bergen koͤnne, daß ich ihn nicht ſehe, ſpricht der HErr? bin ichs nicht, der Himmel und Erden erfuͤllet? ſpricht der HERR. Sie- he auch Sir. 23, 25. u. f. 15. Was der Apoſtel mit den erſten Wor- ten dieſes Verſes von GOTT bezeuget hatte, das erlaͤutert er mit den folgenden, wenn er ſpricht: Es iſt alles bloß und entdecket vor ſeinen Augen. Da er ſich denn im Griechi- ſchen eines ſolchen Worts bedienet, das da her- genommen iſt von einem geſchlachteten Viehe (damit die Juden bey den Opfern viel zu ſchaffen hatten,) deſſen gantzer Leib vom Halſe alſo auf- geſchnitten iſt, daß man alles Eingeweide dar- innen gar eigentlich ſehen kan. Alſo iſt unſer in- nerſtes, wenn es auch gleich noch ſo verborgen iſt, vor GOttes allſehenden Augen offenbar. Wel- ches alhier anzufuͤhren den v. 12. vorhergehen- den Worten keinen geringen Nachdruck giebet; ſintemal dadurch bezeuget wird, wie daß man es nicht allein mit dem Worte GOttes, ſondern auch mit GOtt ſelbſt zu thun habe, und dannen- hero ſeine durch das Wort in unſer Gewiſſen ein- dringende Stimme ohne alle Verſtellung, Heu- cheley und Unlauterkeit hoͤren und annehmen ſol- te. Von dem redet der Apoſtel hier und im gantzen Briefe, und auf den iſt auch ſein gantzer Vortrag gerichtet. V. 14. Dieweil wir denn einen groſſen Ho- henprieſter haben, JEſum, den Sohn GOttes, der (an ſtatt des Einganges ins Aller- heiligſte) gen Himmel gefahren iſt, ſo laſſet uns halten an dem Bekenntniß (unſers Glaubens von ſeiner Perſon, ſeinem Amte und ſeinem gedoppelten Stande der Erhoͤhung und Erniedrigung.) Anmerckungen. 1. Alles, was der Apoſtel bisher von Chri- ſto geſaget hat, das ziehet er kurtz zuſammen, und ſpricht es mit den nachdruͤcklichſten Worten aus, nebſt wiederholter und eingeſchaͤrfter Ermah- nung zur Beſtaͤndigkeit im Glauben des Her- tzens, und in der daher entſtehenden Bekenntniß des Mundes. 2. Ein Hoherprieſter heiſſet unſer Hey- land im Gegenbilde auf das Vorbild des Ho- henprieſters bey dem Levitiſchen Gottesdienſte, deſſen Haupt-Verrichtung im Opfern, und dem, was dazu gehoͤrete, beſtunde. 3. Chriſtus heißt der groſſe Hoheprieſter; gleichwie er c. 13, 20. genannt wird der groſſe Hirte der Schafe, in Anſehung nicht allein des Gegenbildes uͤberhaupt, welches einen groſ- ſen Vorzug hat vor den Vorbildern, ſondern auch fuͤrnemlich ſeiner Perſon, nach welchem auch ſein Mittler-Amt und gedoppelter Stand von der allerhoͤchſten Wuͤrde und Kraft iſt. 4. Und dieſe Groͤſſe des Hohenprieſters erlaͤutert Paulus damit, daß er ihn nennet JE- ſum, einen Seligmacher, mit Nachdruck, und den Sohn GOttes, gegen welchen Aaron in keine Vergleichung kam: der auch gen Him- mel gefahren; und zwar alſo, daß er (im Ge- genbilde auf das Vorbild des durch den Vor- hof zu dem Heiligen Stuffen-weiſe eingehenden und bis in das Allerheiligſte hindurch gehenden Hohenprieſters) durch die erſchaffene Him- mel, auf eine ſeinem verklaͤrten uͤbernatuͤrlichen Leibe gemaͤſſen uͤbernatuͤrliche und recht goͤttliche Weiſe hindurch gefahren, und ſich zur rech- ten GOttes geſetzet, alles in allen zu erfuͤllen, und zu regieren. Eph. 1, 20-23. Und Eph. 4, 10. heißt es davon: Er iſt aufgefahren uͤber alle Him- mel, auf daß er alles erfuͤlle. Auch Hebr. 7, 26. ein Hoherprieſter, der da hoͤher iſt, denn der Himmel. 5. Veſte an der Bekenntniß Chriſti halten, das hatte in der erſten Kirche viel zu ſa- gen, da ſich die Bekenntniß des Mundes nicht allein auf den Glauben des Hertzens gruͤnde- te, ſondern ſich auch im Leben ſelbſt mit aller Standhaftigkeit unter dem Creutze erweiſen mu- ſte. Dergleichen ſich auch zu allen Zeiten des finſtern und aberglaͤubiſchen Pabſtthums bey den getreuen Zeugen der Wahrheit gefunden hat. Und darauf die bekehrten Hebraͤer zu fuͤhren, war der Hauptzweck dieſes gantzen Briefes. Dahin inſonderheit gehen die Worte c. 10, 23. Laſſet uns halten an der Bekenntniß der Hoff- nung und nicht wancken. Denn er iſt treu, der ſie verheiſſen hat. V. 15. Denn wir haben nicht einen Hohen- prieſter, der (ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt we- gen,) nicht koͤnte Mitleiden haben mit un- ſerer Schwachheit, (Stande der Suͤnde und der Leiden, darein wir durch die Suͤnde nach Leib und Seele geſetzet ſind,) ſondern der ver- ſuchet iſt allenthalben (da er innerlich der uͤber ſich genommenen Suͤnde wegen den ewi- gen Tod in ſich gefuͤhlet, aͤuſſerlich allerhand Un- gemach vom Satan und der Welt, ja endlich den Tod ſelbſt uͤber ſich genommen hat,) gleich- wie wir (doch ſonderlich mit dem groſſen Un- ſcheide, daß ſeine Leiden verdienſtlich ſind; un- ſere aber nicht, ſondern nur in der Ordnung des Heyls zur ſchuldigen Nachfolge gehoͤren,) doch ohne Suͤnde, (ſintemal ſeine Verſuchungen ſonſt O o 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/295>, abgerufen am 27.11.2024.