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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 1. v. 6-9. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] Weil nun dasselbe sich gar füglich von den hei-
ligen Engeln daselbst verstehen läßt, und die
Griechischen Interpretes dafür auch das Wort
aggeloi gebrauchet haben, so hat es Paulus also
behalten: Wie er sich denn auch sonst der fast
allenthalben bekannten Griechischen Version
zu bedienen pfleget.

V. 7.

Von den Engeln spricht er (oder spricht
die heilige Schrift im 104. Psalm v. 4.) zwar:
Er machet seine Engel Geister
(GOTT hat
ihnen in der Schöpfung eine geistliche Natur
gegeben) und seine Diener Feuer-Flammen
(eine solche Natur, welche wie die Feuer-Flam-
men, sehr geschwind, subtil und durchdringend
ist.)

Anmerckungen.

1. Der 104te Psalm hält eine herrliche
Erläuterung in sich, vom gantzen Wercke der
Schöpfung zur Erklärung des ersten Capitels
im ersten Buche Mosis. Nach dem nun v. 3.
des andern Tagewercks war gedacht worden,
da GOTT durch die Expansion der Gewäs-
ser, als der Materie der gantzen sichtbaren
Welt, die obere und untere Luft, oder Himmel,
und darinnen, in der untern, die Winde gema-
chet; und diese [fremdsprachliches Material] heissen, mit diesem Na-
men aber auch die Engel, als Geister benennet
worden: so kömmt David von dem Himmel
und den Wolcken und Winden auf die Engel:
nicht deßwegen, als wenn sie zwischen dem an-
dern und dritten Tage-Werck (von welchem
dritten er v. 5. u. f. handelt) erschaffen wären,
sondern weil es der vorhergehende Context also
mit sich gebracht.

2. Da die Engel würckliche Geschöpfe
GOttes sind, auch alhier ihrer Schöpfung aus-
drücklich gedacht wird; so müssen sie zwar zur
Zeit der sechs Schöpfungs-Tage erschaffen
seyn: an welchem Tage aber, das läßt sich so ge-
wiß nicht sagen. Sehr vermuthlich aber ist es,
daß GOtt von ihnen den Anfang der Schöpf-
fung gemachet habe. Denn da GOtt den Be-
schluß gemachet mit der Bildung des Menschen,
der Mensch aber ein solches Geschöpf ist, darin-
nen die allermeiste Zusammensetzung statt gefun-
den hat; so ist es sehr wahrscheinlich, daß GOtt
nach seiner Weisheit den Anfang von den En-
geln, als gantz einfachen Creaturen, oder Gei-
stern, gemachet habe. So sehen wir auch aus
der Rede GOttes bey dem Hiob c. 38, 4-7.
daß die Engel bey der Gründung der Erden,
als dem dritten Tagewerck, schon zugegen gewe-
sen, und GOtt der Schöpfung wegen gelobet
haben. Will man aber die Schöpfung der En-
gel zum andern Tage-Werck GOttes rechnen,
als dabey ihrer von GOtt selbst bey dem Hiob
und vom David gedacht wird, so hat man da-
bey auf die Aehnlichkeit zu sehen, welche die
geistliche Natur der Engel mit der subtilesten Luft
hat.

3. Wir finden in den Worten Davids von
den Engeln zwo propositiones, oder zweene
[Spaltenumbruch] Sätze, deren eine die andere erläutert. Denn
nachdem gesaget ist: Er machet seine Engel
Geister:
so wird zur Erläuterung dazu gesetzet:
und seine Diener Feuer-Flammen. Die
Worte Engel und Diener, womit diese unsicht-
bare Geschöpfe benennet werden, bezeichnen ihr
Amt, die Worte aber Geister und Feuer-Flam-
men
ihre Natur und ihr Wesen.

4. Der Natur oder dem Wesen nach, wel-
ches billig erst zu betrachten ist, heissen sie erst-
lich Geister, das ist solche Substantzen, oder für
sich selbst bestehende Geschöpfe, welche aus
keiner cörperlichen Materie bestehen, daher
auch unsere Sinne auf eine cörperliche Art
nicht berühren; sondern eines solchen selbststän-
digen unsichtbaren Wesens sind, welche einen
reinen Verstand und freyen, auch heiligen, Wil-
len haben. Von diesem geistlichen Wesen wer-
den sie Geister genennet: welche ihre geistliche
Natur dadurch erläutert wird, daß sie ihrer
Subtilität, auch geschwinden, würcksamen und
durchdringenden Natur wegen Feuer-Flam-
men
genennet werden. Daher sie auch Se-
raphim,
gleichsam die brennende, heissen. Jes.
6, 2.

5. Diese Feuer-Flammende Geister nun
heissen ihrem Amte nach Engel und Diener,
und also Boten GOttes, welcher er sich bedienet,
theils seine Wercke und Wege zu verkündigen,
auch würcklich auszurichten, theils auch durch
ihre Anbetung und ihr Lob seinen Namen
zu verherrlichen. Sind sie nicht alle dienst-
bare Geister,
heisset es v. 14. von gedachtem ih-
rem Amte in Ansehung der Gläubigen, ausge-
sandt zum Dienst um derer willen, die er-
erben sollen die Seligkeit.
Und von ihrem
Dienste gegen GOTT spricht David Ps. 103,
20. Lobet den HERRN, ihr seine Engel,
ihr starcken Helden, die ihr seinen Befehl
ausrichtet, daß man höre die Stimme sei-
nes Worts.

6. Ob die Engel nun gleich vortrefliche
Geister sind, so sind sie doch nur Geschöpfe und
Diener GOttes: da hingegen der Sohn GOt-
tes GOTT selbst, und also auch ein Schöpfer
und HERR der Engel ist, den sie anbeten:
Wie bereits im vorhergehenden gezeiget ist,
und im folgenden Context noch mit mehrern er-
wiesen wird. Und also hat er einen unendlichen
Vorzug vor den Engeln.

V. 8. 9.

Aber von dem Sohn (spricht aus Ein-
gebung des Geistes GOttes David im 45 Psalm.
v. 7. 8.) GOtt, dein Stuhl (oder der Thron
deiner göttlichen und königlichen Majestät)
währet von Ewigkeit zu Ewigkeit: das
Scepter deines Reichs
(und also das dadurch
bezeichnete Regiment selbst) ist ein richtiges
(gerades und allen Krümmen der Ungerechtigkeit
und Ungleichheit entgegen gesetztes) Scepter.
Du hast geliebet die Gerechtigkeit
(gleich-
wie du die wesentliche Gerechtigkeit bist, auch die
Menschen nach deinem Ebenbilde erschaffen und

mit
J i 2

C. 1. v. 6-9. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] Weil nun daſſelbe ſich gar fuͤglich von den hei-
ligen Engeln daſelbſt verſtehen laͤßt, und die
Griechiſchen Interpretes dafuͤr auch das Wort
ἄγγελοι gebrauchet haben, ſo hat es Paulus alſo
behalten: Wie er ſich denn auch ſonſt der faſt
allenthalben bekannten Griechiſchen Verſion
zu bedienen pfleget.

V. 7.

Von den Engeln ſpricht er (oder ſpricht
die heilige Schrift im 104. Pſalm v. 4.) zwar:
Er machet ſeine Engel Geiſter
(GOTT hat
ihnen in der Schoͤpfung eine geiſtliche Natur
gegeben) und ſeine Diener Feuer-Flammen
(eine ſolche Natur, welche wie die Feuer-Flam-
men, ſehr geſchwind, ſubtil und durchdringend
iſt.)

Anmerckungen.

1. Der 104te Pſalm haͤlt eine herrliche
Erlaͤuterung in ſich, vom gantzen Wercke der
Schoͤpfung zur Erklaͤrung des erſten Capitels
im erſten Buche Moſis. Nach dem nun v. 3.
des andern Tagewercks war gedacht worden,
da GOTT durch die Expanſion der Gewaͤſ-
ſer, als der Materie der gantzen ſichtbaren
Welt, die obere und untere Luft, oder Himmel,
und darinnen, in der untern, die Winde gema-
chet; und dieſe [fremdsprachliches Material] heiſſen, mit dieſem Na-
men aber auch die Engel, als Geiſter benennet
worden: ſo koͤmmt David von dem Himmel
und den Wolcken und Winden auf die Engel:
nicht deßwegen, als wenn ſie zwiſchen dem an-
dern und dritten Tage-Werck (von welchem
dritten er v. 5. u. f. handelt) erſchaffen waͤren,
ſondern weil es der vorhergehende Context alſo
mit ſich gebracht.

2. Da die Engel wuͤrckliche Geſchoͤpfe
GOttes ſind, auch alhier ihrer Schoͤpfung aus-
druͤcklich gedacht wird; ſo muͤſſen ſie zwar zur
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ſeyn: an welchem Tage aber, das laͤßt ſich ſo ge-
wiß nicht ſagen. Sehr vermuthlich aber iſt es,
daß GOtt von ihnen den Anfang der Schoͤpf-
fung gemachet habe. Denn da GOtt den Be-
ſchluß gemachet mit der Bildung des Menſchen,
der Menſch aber ein ſolches Geſchoͤpf iſt, darin-
nen die allermeiſte Zuſammenſetzung ſtatt gefun-
den hat; ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß GOtt
nach ſeiner Weisheit den Anfang von den En-
geln, als gantz einfachen Creaturen, oder Gei-
ſtern, gemachet habe. So ſehen wir auch aus
der Rede GOttes bey dem Hiob c. 38, 4-7.
daß die Engel bey der Gruͤndung der Erden,
als dem dritten Tagewerck, ſchon zugegen gewe-
ſen, und GOtt der Schoͤpfung wegen gelobet
haben. Will man aber die Schoͤpfung der En-
gel zum andern Tage-Werck GOttes rechnen,
als dabey ihrer von GOtt ſelbſt bey dem Hiob
und vom David gedacht wird, ſo hat man da-
bey auf die Aehnlichkeit zu ſehen, welche die
geiſtliche Natur der Engel mit der ſubtileſten Luft
hat.

3. Wir finden in den Worten Davids von
den Engeln zwo propoſitiones, oder zweene
[Spaltenumbruch] Saͤtze, deren eine die andere erlaͤutert. Denn
nachdem geſaget iſt: Er machet ſeine Engel
Geiſter:
ſo wird zur Erlaͤuterung dazu geſetzet:
und ſeine Diener Feuer-Flammen. Die
Worte Engel und Diener, womit dieſe unſicht-
bare Geſchoͤpfe benennet werden, bezeichnen ihr
Amt, die Worte aber Geiſter und Feuer-Flam-
men
ihre Natur und ihr Weſen.

4. Der Natur oder dem Weſen nach, wel-
ches billig erſt zu betrachten iſt, heiſſen ſie erſt-
lich Geiſter, das iſt ſolche Subſtantzen, oder fuͤr
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keiner coͤrperlichen Materie beſtehen, daher
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len haben. Von dieſem geiſtlichen Weſen wer-
den ſie Geiſter genennet: welche ihre geiſtliche
Natur dadurch erlaͤutert wird, daß ſie ihrer
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durchdringenden Natur wegen Feuer-Flam-
men
genennet werden. Daher ſie auch Se-
raphim,
gleichſam die brennende, heiſſen. Jeſ.
6, 2.

5. Dieſe Feuer-Flammende Geiſter nun
heiſſen ihrem Amte nach Engel und Diener,
und alſo Boten GOttes, welcher er ſich bedienet,
theils ſeine Wercke und Wege zu verkuͤndigen,
auch wuͤrcklich auszurichten, theils auch durch
ihre Anbetung und ihr Lob ſeinen Namen
zu verherrlichen. Sind ſie nicht alle dienſt-
bare Geiſter,
heiſſet es v. 14. von gedachtem ih-
rem Amte in Anſehung der Glaͤubigen, ausge-
ſandt zum Dienſt um derer willen, die er-
erben ſollen die Seligkeit.
Und von ihrem
Dienſte gegen GOTT ſpricht David Pſ. 103,
20. Lobet den HERRN, ihr ſeine Engel,
ihr ſtarcken Helden, die ihr ſeinen Befehl
ausrichtet, daß man hoͤre die Stimme ſei-
nes Worts.

6. Ob die Engel nun gleich vortrefliche
Geiſter ſind, ſo ſind ſie doch nur Geſchoͤpfe und
Diener GOttes: da hingegen der Sohn GOt-
tes GOTT ſelbſt, und alſo auch ein Schoͤpfer
und HERR der Engel iſt, den ſie anbeten:
Wie bereits im vorhergehenden gezeiget iſt,
und im folgenden Context noch mit mehrern er-
wieſen wird. Und alſo hat er einen unendlichen
Vorzug vor den Engeln.

V. 8. 9.

Aber von dem Sohn (ſpricht aus Ein-
gebung des Geiſtes GOttes David im 45 Pſalm.
v. 7. 8.) GOtt, dein Stuhl (oder der Thron
deiner goͤttlichen und koͤniglichen Majeſtaͤt)
waͤhret von Ewigkeit zu Ewigkeit: das
Scepter deines Reichs
(und alſo das dadurch
bezeichnete Regiment ſelbſt) iſt ein richtiges
(gerades und allen Kruͤmmen der Ungerechtigkeit
und Ungleichheit entgegen geſetztes) Scepter.
Du haſt geliebet die Gerechtigkeit
(gleich-
wie du die weſentliche Gerechtigkeit biſt, auch die
Menſchen nach deinem Ebenbilde erſchaffen und

mit
J i 2
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[251/0253] C. 1. v. 6-9. an die Hebraͤer. Weil nun daſſelbe ſich gar fuͤglich von den hei- ligen Engeln daſelbſt verſtehen laͤßt, und die Griechiſchen Interpretes dafuͤr auch das Wort ἄγγελοι gebrauchet haben, ſo hat es Paulus alſo behalten: Wie er ſich denn auch ſonſt der faſt allenthalben bekannten Griechiſchen Verſion zu bedienen pfleget. V. 7. Von den Engeln ſpricht er (oder ſpricht die heilige Schrift im 104. Pſalm v. 4.) zwar: Er machet ſeine Engel Geiſter (GOTT hat ihnen in der Schoͤpfung eine geiſtliche Natur gegeben) und ſeine Diener Feuer-Flammen (eine ſolche Natur, welche wie die Feuer-Flam- men, ſehr geſchwind, ſubtil und durchdringend iſt.) Anmerckungen. 1. Der 104te Pſalm haͤlt eine herrliche Erlaͤuterung in ſich, vom gantzen Wercke der Schoͤpfung zur Erklaͤrung des erſten Capitels im erſten Buche Moſis. Nach dem nun v. 3. des andern Tagewercks war gedacht worden, da GOTT durch die Expanſion der Gewaͤſ- ſer, als der Materie der gantzen ſichtbaren Welt, die obere und untere Luft, oder Himmel, und darinnen, in der untern, die Winde gema- chet; und dieſe _ heiſſen, mit dieſem Na- men aber auch die Engel, als Geiſter benennet worden: ſo koͤmmt David von dem Himmel und den Wolcken und Winden auf die Engel: nicht deßwegen, als wenn ſie zwiſchen dem an- dern und dritten Tage-Werck (von welchem dritten er v. 5. u. f. handelt) erſchaffen waͤren, ſondern weil es der vorhergehende Context alſo mit ſich gebracht. 2. Da die Engel wuͤrckliche Geſchoͤpfe GOttes ſind, auch alhier ihrer Schoͤpfung aus- druͤcklich gedacht wird; ſo muͤſſen ſie zwar zur Zeit der ſechs Schoͤpfungs-Tage erſchaffen ſeyn: an welchem Tage aber, das laͤßt ſich ſo ge- wiß nicht ſagen. Sehr vermuthlich aber iſt es, daß GOtt von ihnen den Anfang der Schoͤpf- fung gemachet habe. Denn da GOtt den Be- ſchluß gemachet mit der Bildung des Menſchen, der Menſch aber ein ſolches Geſchoͤpf iſt, darin- nen die allermeiſte Zuſammenſetzung ſtatt gefun- den hat; ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß GOtt nach ſeiner Weisheit den Anfang von den En- geln, als gantz einfachen Creaturen, oder Gei- ſtern, gemachet habe. So ſehen wir auch aus der Rede GOttes bey dem Hiob c. 38, 4-7. daß die Engel bey der Gruͤndung der Erden, als dem dritten Tagewerck, ſchon zugegen gewe- ſen, und GOtt der Schoͤpfung wegen gelobet haben. Will man aber die Schoͤpfung der En- gel zum andern Tage-Werck GOttes rechnen, als dabey ihrer von GOtt ſelbſt bey dem Hiob und vom David gedacht wird, ſo hat man da- bey auf die Aehnlichkeit zu ſehen, welche die geiſtliche Natur der Engel mit der ſubtileſten Luft hat. 3. Wir finden in den Worten Davids von den Engeln zwo propoſitiones, oder zweene Saͤtze, deren eine die andere erlaͤutert. Denn nachdem geſaget iſt: Er machet ſeine Engel Geiſter: ſo wird zur Erlaͤuterung dazu geſetzet: und ſeine Diener Feuer-Flammen. Die Worte Engel und Diener, womit dieſe unſicht- bare Geſchoͤpfe benennet werden, bezeichnen ihr Amt, die Worte aber Geiſter und Feuer-Flam- men ihre Natur und ihr Weſen. 4. Der Natur oder dem Weſen nach, wel- ches billig erſt zu betrachten iſt, heiſſen ſie erſt- lich Geiſter, das iſt ſolche Subſtantzen, oder fuͤr ſich ſelbſt beſtehende Geſchoͤpfe, welche aus keiner coͤrperlichen Materie beſtehen, daher auch unſere Sinne auf eine coͤrperliche Art nicht beruͤhren; ſondern eines ſolchen ſelbſtſtaͤn- digen unſichtbaren Weſens ſind, welche einen reinen Verſtand und freyen, auch heiligen, Wil- len haben. Von dieſem geiſtlichen Weſen wer- den ſie Geiſter genennet: welche ihre geiſtliche Natur dadurch erlaͤutert wird, daß ſie ihrer Subtilitaͤt, auch geſchwinden, wuͤrckſamen und durchdringenden Natur wegen Feuer-Flam- men genennet werden. Daher ſie auch Se- raphim, gleichſam die brennende, heiſſen. Jeſ. 6, 2. 5. Dieſe Feuer-Flammende Geiſter nun heiſſen ihrem Amte nach Engel und Diener, und alſo Boten GOttes, welcher er ſich bedienet, theils ſeine Wercke und Wege zu verkuͤndigen, auch wuͤrcklich auszurichten, theils auch durch ihre Anbetung und ihr Lob ſeinen Namen zu verherrlichen. Sind ſie nicht alle dienſt- bare Geiſter, heiſſet es v. 14. von gedachtem ih- rem Amte in Anſehung der Glaͤubigen, ausge- ſandt zum Dienſt um derer willen, die er- erben ſollen die Seligkeit. Und von ihrem Dienſte gegen GOTT ſpricht David Pſ. 103, 20. Lobet den HERRN, ihr ſeine Engel, ihr ſtarcken Helden, die ihr ſeinen Befehl ausrichtet, daß man hoͤre die Stimme ſei- nes Worts. 6. Ob die Engel nun gleich vortrefliche Geiſter ſind, ſo ſind ſie doch nur Geſchoͤpfe und Diener GOttes: da hingegen der Sohn GOt- tes GOTT ſelbſt, und alſo auch ein Schoͤpfer und HERR der Engel iſt, den ſie anbeten: Wie bereits im vorhergehenden gezeiget iſt, und im folgenden Context noch mit mehrern er- wieſen wird. Und alſo hat er einen unendlichen Vorzug vor den Engeln. V. 8. 9. Aber von dem Sohn (ſpricht aus Ein- gebung des Geiſtes GOttes David im 45 Pſalm. v. 7. 8.) GOtt, dein Stuhl (oder der Thron deiner goͤttlichen und koͤniglichen Majeſtaͤt) waͤhret von Ewigkeit zu Ewigkeit: das Scepter deines Reichs (und alſo das dadurch bezeichnete Regiment ſelbſt) iſt ein richtiges (gerades und allen Kruͤmmen der Ungerechtigkeit und Ungleichheit entgegen geſetztes) Scepter. Du haſt geliebet die Gerechtigkeit (gleich- wie du die weſentliche Gerechtigkeit biſt, auch die Menſchen nach deinem Ebenbilde erſchaffen und mit J i 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/253>, abgerufen am 23.11.2024.