Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 3. 4. an die Thessalonicher. [Spaltenumbruch]
sainesthai, daß nicht iemand sich hin und her be-wegen und irre machen lasse) in diesem Trüb- sal, (wie von mancher Art also auch von mehrer, als einer, Zeit: da ihr bald zur rechten, bald zur lincken angefochten, und gesichtet werdet.) Denn ihr (autoi ihr selbst) wisset (es aus unserer mündlichen Vorstellung und eignen Erfahrung) daß wir dazu gesetzet sind, (daß es unser Be- ruf zum Reiche GOttes, und darinn die Ord- nung des Heyls, also mit sich bringet, daß wir nemlich Christo zuvorderst im Leiden ähnlich werden müssen, wenn wir mit ihm, oder zu ihm in die Herrlichkeit eingehen wollen.) Siehe auch Eph. 3, 13. Anmerckungen. 1. Aeußerliche Trübsalen können einem zur 2. Die Worte; daß nicht jemand u. s. 3. Dieses Setzen gehet auf die Heyls-Ord- V. 4. Und da wir bey euch waren, (und ehe Anmerckungen. 1. Man muß ja das wahre Leiden um 2. Ehe der Mensch das Geheimniß des 3. Ob man auch gleich mitten in der Christ- in C 3
Cap. 3. v. 3. 4. an die Theſſalonicher. [Spaltenumbruch]
σάινεσθαι, daß nicht iemand ſich hin und her be-wegen und irre machen laſſe) in dieſem Truͤb- ſal, (wie von mancher Art alſo auch von mehrer, als einer, Zeit: da ihr bald zur rechten, bald zur lincken angefochten, und geſichtet werdet.) Denn ihr (ἀυτοὶ ihr ſelbſt) wiſſet (es aus unſerer muͤndlichen Vorſtellung und eignen Erfahrung) daß wir dazu geſetzet ſind, (daß es unſer Be- ruf zum Reiche GOttes, und darinn die Ord- nung des Heyls, alſo mit ſich bringet, daß wir nemlich Chriſto zuvorderſt im Leiden aͤhnlich werden muͤſſen, wenn wir mit ihm, oder zu ihm in die Herrlichkeit eingehen wollen.) Siehe auch Eph. 3, 13. Anmerckungen. 1. Aeußerliche Truͤbſalen koͤnnen einem zur 2. Die Worte; daß nicht jemand u. ſ. 3. Dieſes Setzen gehet auf die Heyls-Ord- V. 4. Und da wir bey euch waren, (und ehe Anmerckungen. 1. Man muß ja das wahre Leiden um 2. Ehe der Menſch das Geheimniß des 3. Ob man auch gleich mitten in der Chriſt- in C 3
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Cap. 3. v. 3. 4. an die Theſſalonicher.
σάινεσθαι, daß nicht iemand ſich hin und her be-
wegen und irre machen laſſe) in dieſem Truͤb-
ſal, (wie von mancher Art alſo auch von mehrer,
als einer, Zeit: da ihr bald zur rechten, bald zur
lincken angefochten, und geſichtet werdet.) Denn
ihr (ἀυτοὶ ihr ſelbſt) wiſſet (es aus unſerer
muͤndlichen Vorſtellung und eignen Erfahrung)
daß wir dazu geſetzet ſind, (daß es unſer Be-
ruf zum Reiche GOttes, und darinn die Ord-
nung des Heyls, alſo mit ſich bringet, daß wir
nemlich Chriſto zuvorderſt im Leiden aͤhnlich
werden muͤſſen, wenn wir mit ihm, oder zu ihm
in die Herrlichkeit eingehen wollen.) Siehe auch
Eph. 3, 13.
Anmerckungen.
1. Aeußerliche Truͤbſalen koͤnnen einem zur
Staͤrckung und Beveſtigung und auch zur
Schwaͤchung, ja zur Abweichung, gereichen, nach
dem man ſie annimmt und anwendet. Darum
man die Ungeuͤbten davon wohl zu unterrichten
hat.
2. Die Worte; daß nicht jemand u. ſ.
w. haben dieſen Lehr-Satz in ſich; Man muß
durch Truͤbſalen bey dem Evangelio ſich
nicht weich oder irre machen laſſen. Die-
ſes ſiehet man daraus, das Paulus dazu dieſe
Worte, als einen Beweis, hinzu ſetzet: Denn
ihr wiſſet, daß wir dazu geſetzet ſind.
3. Dieſes Setzen gehet auf die Heyls-Ord-
nung. Dieſe aber kan daher nicht ohne Creutz
ſeyn, weil ſich die wenigſten Menſchen in dieſelbe
bringen laſſen, ſondern unbekehret bleiben, und
daher die wahrhaftig Bekehrten, durch deren
wo nicht Worte, doch gantzen Wandel, ſie be-
ſtaͤndig beſtrafet werden, haſſen und verfolgen.
Da nun die Heyls-Ordnung es erfodert, daß die,
welch ſich bekehren, den vorigen Welt-Sinn
verleugnen, und mit den Unbekehrten es nicht
mehr ſo mit machen, wie vor dem; ſo bringet
ſie ſolchergeſtalt das Creutz mit ſich. Dabey denn
die goͤttliche Vorſehung und Regierung ſo viel-
mehr concurriret, ſo vielmehr ſolche Leiden den
Glaͤubigen zum beſten dienen, und in ihnen ſon-
derlich die Verleugnung ihrer ſelbſt, und die
Sanftmuth und Demuth ihres Hertzens befor-
dern, ſie auch dem Bilde Chriſti gleichfoͤrmig
machen: wie ſie denn zu ſeiner Nachfolge im Lei-
den berufen ſind. 1 Pet. 2, 21. u. ſ. w. Rom. 3,
29. Warum erwuͤrgete er ihn, der Cain
den Abel, fraget Johannes Epiſt. 1, c. 3, 12. und
antwortet: Daß ſeine Wercke boͤſe waren
und ſeines Bruders gerecht. Und Petrus
Ep. 1. c. 4. v. 4. ſchreibet: Das befremdet ſie,
daß ihr nicht mit ihnen laufet in das wuͤſte
unordentliche Weſen und Laͤſtern.
V. 4.
Und da wir bey euch waren, (und ehe
die Truͤbſalen noch angingen) ſagten wirs
euch zuvor, (um euch ſo vielmehr dazu zu be-
reiten und euch gegen das Aergerniß am Creutze
Chriſti zu verwahren) wir wůrden Truͤbſal
haben muͤſſen, wie denn auch geſchehen iſt,
und ihr wiſſet.
Anmerckungen.
1. Man muß ja das wahre Leiden um
Chriſti und um der Gottſeligkeit willen mit den
gemeinen natuͤrlichen Leiden, welche den
Frommen und Gottloſen ohne Unterſcheid be-
gegnen, nicht confundiren: wie gemeiniglich ge-
ſchiehet. Vielweniger hat man die ſelbſtgemach-
ten Leiden mit dahin zu rechnen.
2. Ehe der Menſch das Geheimniß des
Creutzes recht einſiehet, aͤrgert er ſich daran, und
meinet, daß, wenn man recht thut, es einem
auch aͤußerlich dabey und daher wohl gehen muͤß-
te. Dannenhero iſt es gut, daß man Anfaͤnger
im Chriſtenthum wider ſolches Aergerniß mit
gutem Unterricht bey Zeiten wohl verwahre.
3. Ob man auch gleich mitten in der Chriſt-
chen, ja Evangeliſchen Kirche ſich befindet, und
man meinen ſolte, man wuͤrde ſolchergeſtalt von
der Gemeinſchaft an den Leiden Chriſti frey
ſeyn, da man ſie weder von den Heyden, noch
von den Juden zu befuͤrchten hat, wie damal zu
Theſſalonich und anderer Orten: ſo fehlet es
doch daran niemal; ſintemal gemeiniglich faſt
zu allen Zeiten und allenthalben der groͤſſeſte
Haufe unbekehret iſt, und daher nach dem Sin-
ne des Fleiſches, in einer groſſen Antipathie und
Widrigkeit gegen die wahren Knechte und Kin-
der GOttes ſtehet. Und alſo heißt es auch al-
hie, was Paulus ſchreibet Gal. 4, 19. Gleich-
wie zu der Zeit (Jſmaels und Jſaacs) der nach
dem Fleiſch gebohren war, verfolgte den,
der nach dem Geiſt gebohren war, alſo ge-
het es itzt auch. Ja es haben die Rechtſchaf-
nen oft mehr von den falſchen Glaubens-Genoſ-
ſen auszuſtehen gehabt, und haben es noch, als
jene oftmal von den Heyden und Juͤden. Die
Kirchen-Hiſtorie und die taͤgliche Erfahrung leh-
ret es uͤberfluͤßig. Wie es im Pabſtthum den
Zeugen der Wahrheit gehe, iſt bekannt. Und o
daß es daran in unſerer Evangeliſchen Kirche feh-
lete! Es fange einer nur an, die Welt und ihre
Kinder mit allen ihren Thorheiten und ſuͤndli-
chen Gewohnheiten zu verleugnen und ſich des
unnoͤthigen und dabey eitlen Umgangs mit ihnen
zu begeben, und verfuche es, ob er nicht bald wird
daruͤber, wo nicht ſonſt verfolget, doch gehaſſet
und verlaͤſtert werden; und zwar ſonderlich von
fleiſchlich geſinneten Lehrern ſelbſt: als welche
nichts ungerner leiden koͤnnen, als daß einer
froͤmmer iſt, als ſie ſelbſt ſind, und daher auch
manche von ihren ihnen gleich geſinneten Zuhoͤ-
rern zu allerhand Verſuͤndigung mit ſich pflegen
auſzubringen. Paulus hat demnach groſſe Ur-
ſache gehabt, die erſten und noch zarten Milch-
Chriſten wider das Aergerniß am Creutze Chri-
ſti zu verwahren. Wie er auch ſonſt allewege
gethan hat. Man ſehe unter andern Ap. Geſch.
14, 22. da, als er die Laͤnder Aſiens durchrei-
ſet, in den gepflantzten Chriſtlichen Gemeinen er
dieſes eine rechte Haupt-Lehre mit ſeyn ließ:
Daß wir durch viel Truͤbſal muͤßten ins
Reich GOttes gehen. Welche Lehre er auch
in
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