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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 3-7. an den Titum.
[Spaltenumbruch] äusserlich zur würcklichen Ausübung auf man-
cherley Art schritten, und also rechte Knechte der
Sünden und Gefangene des Satans waren,
Röm. 6, 17. u. f. 2 Tim. 2, 26.) und wandel-
ten
(diagontes, führten unser Leben, brach-
ten es zu) in Bosheit und Neid, (Haß-
würdige,
sugetoi, abscheuliche Leute,) und
hasseten uns untereinauder.

Anmerckungen.

1. Es ist gar heilsam, daß bekehrte Chri-
sten zum öftern wieder an ihren vorigen bloß na-
türlichen Zustand zurück dencken, um sowol im-
mer aufs neue darüber zum Lobe GOttes, als
auch zur Geduld und Liebe gegen Unbekehrte be-
weget zu werden. Denn von Natur nicht besser
zu seyn, als ein anderer, ist eine Sache, die ei-
nem schon einen guten Eindruck geben kan.

2. Ob zwar die Seele in ihren beyden
Haupt-Kräften, Verstand und Willen, aufs
höchste verderbet ist; so lieget doch das meiste
Verderben eigentlich in dem Willen, wie denn
daher des verderbten Verstandes nur mit einem
und dem andern, des Willens aber mit mehrern
gedacht wird, über das auch fast alle im gantzen
Contexte eingeschärfte Pflichten eigentlich auf
den Willen gehen.

3. Es wird zwar eigentlich von der Erb-
sünde
gesaget, daß sie über den Menschen herr-
sche,
Röm. 6, 12. 14. es werden doch aber auch
die würckliche Sünden dadurch herrschend,
wenn der Mensch, als ein beherrschter Knecht
ihnen dienet.

4. Daß unbekehrte Menschen in einem
recht unruhigen und unseligen Zustande leben,
die bekehrten aber in einem ruhigen und seligen,
erkennet man auch daraus, daß, da diese sich
einander lieben von reinem aufrichtigen Hertzen,
jene sich einander hassen, oder doch gegen einan-
der in einer so verkehrten Liebe stehen, darinnen
sie mit einander verderben.

V. 4. 5. 6. 7.

Da aber erschien (als das rechte Licht des
Lebens in Christo und durch die Predigt des Ev-
angelii kund gemachet worden, 2 Tim. 1, 10. Tit.
2, 11.) die Freundlichkeit und Leutseligkeit
philan thropia, die Menschen-Liebe, die grosse
Liebe gegen die Menschen, Joh. 3, 16. Joh. 4, 9.
welche zuvor c. 2, 11. heißt die heilsame Gnade)
GOttes unsers Heylandes (des Vaters,
welcher unser Heyl durch seinen Sohn befordert
hat, und daher auch der Heyland ist, der seinen
Heiligen Geist durch JEsum Christum, unsern
Heyland, reichlich über uns ausgiesset, v. 6.)
V. 5. Nicht um der Wercke willen der
Gerechtigkeit
(ton en dikaiosun'e, die nach
dem Gesetze in der Gerechtigkeit bestehen,) die
wir gethan
(und also damit etwas verdienet)
hätten, sondern nach seiner grossen Barm-
hertzigkeit,
(nach welcher wir die Seligkeit als
ein lauteres unverdientes Gnaden-Geschenck
empfangen,) machte er uns selig, (gleich
im ersten Anfange unserer Bekehrung, da wir in
[Spaltenumbruch] das selige Reich seiner Gnade versetzet worden,)
durch das Bad der Wiedergeburt, (da-
durch der bey den Erwachsenen, durch das Wort
des Evangelii, schon angezündete Glaube, und
die dadurch schon zugeeignete Seligkeit, versie-
gelt und bevestiget worden,) und Erneuerung
des Heiligen Geistes,
(welche sich in der er-
sten Bekehrung anhebet, und im gantzen Lauf
des Christenthums fortgesetzet wird, und also
zur Ordnung des Heyls, oder der Seligmachung
gehöret:) V. 6. Welchen er ausgegossen
hat über uns reichlich,
(wie über alle in den
Gaben der Heiligung, also auch über viele in
ausserordentlichen Wunder-Gaben,) durch
JEsum Christum unsern Heyland,
(als
der uns solche Gnade erworben hat, und aus
dessen Fülle uns dieselbe mitgetheilet wird:)
V. 7. Auf daß wir durch desselben Gnade
gerecht und Erben seyn
(Gr. aufdaß, nach-
dem wir gerecht worden sind durch desselben
Gnade, wir Erben seyn,) des ewigen Lebens
nach der Hoffnung. Das ist gewißlich wahr.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist zu mercken, daß wir alhier
einen gar deutlichen Ort haben von der Heiligen
Dreyeinigkeit,
da es heißt: GOTT unser
Heyland hat den Heiligen Geist reichlich
über uns ausgegossen durch JEsum Chri-
stum unsern Heyland.
Da denn wegen der
letztern die ersten Worte von GOtt dem Vater
zu verstehen sind; der, weil er nebst dem Sohn
und dem Heiligen Geist der Urheber unsers
Heyls ist, daher auch der Heyland genennet
wird.

2. Mit der Redens-Art: GOtt hat den
Heiligen Geist ausgegossen durch JEsum
Christum,
wird der Unterscheid der drey Per-
sonen in der hochgelobten Gottheit dergestalt
ausgedrucket, daß zugleich angezeiget wird, wel-
cher gestalt alle drey Personen im Wercke unse-
rer Seligkeit zusammen stimmen und beschäfti-
get sind: da denn, weil der Sohn der Mittler
ist zwischen GOtt und Menschen, es von ihm
heißt, daß der Heilige Geist durch ihn, das ist,
kraft seines Mittler-Amts, ausgegossen wor-
den: gleichwie er bezeuget hat, daß er ihn ver-
möge desselben senden wolle vom Vater Joh.
14, 26. c. 15, 26. c. 16, 7. 26. Und gleichwie der
H. Geist von Ewigkeit her auf eine uns unbegreif-
liche Art vom Vater und Sohne ausgehet; so
ist es auch die Eigenschaft seines auf das Ver-
dienst des Sohnes sich gründenden Amts, daß
er, ohne allen Nachtheil der wesentlichen Gleich-
heit mit dem Vater und Sohn, sich von beyden
senden läßt: welches alhier mit dem von dem
Worte Wasserbad hergenommenen Worte
ausgiessen bezeichnet wird.

3. Das Wort Freundlichkeit, khresto-
tes zeiget an, daß GOTT, der ohne uns selig
seyn kan, und von Ewigkeit her ohne uns selig
gewesen ist, sich uns seiner recht zu geniessen ge-
be, und uns seiner Seligkeit theilhaftig mache.

Und

Cap. 3. v. 3-7. an den Titum.
[Spaltenumbruch] aͤuſſerlich zur wuͤrcklichen Ausuͤbung auf man-
cherley Art ſchritten, und alſo rechte Knechte der
Suͤnden und Gefangene des Satans waren,
Roͤm. 6, 17. u. f. 2 Tim. 2, 26.) und wandel-
ten
(διάγοντες, fuͤhrten unſer Leben, brach-
ten es zu) in Bosheit und Neid, (Haß-
wuͤrdige,
ςυγητοὶ, abſcheuliche Leute,) und
haſſeten uns untereinauder.

Anmerckungen.

1. Es iſt gar heilſam, daß bekehrte Chri-
ſten zum oͤftern wieder an ihren vorigen bloß na-
tuͤrlichen Zuſtand zuruͤck dencken, um ſowol im-
mer aufs neue daruͤber zum Lobe GOttes, als
auch zur Geduld und Liebe gegen Unbekehrte be-
weget zu werden. Denn von Natur nicht beſſer
zu ſeyn, als ein anderer, iſt eine Sache, die ei-
nem ſchon einen guten Eindruck geben kan.

2. Ob zwar die Seele in ihren beyden
Haupt-Kraͤften, Verſtand und Willen, aufs
hoͤchſte verderbet iſt; ſo lieget doch das meiſte
Verderben eigentlich in dem Willen, wie denn
daher des verderbten Verſtandes nur mit einem
und dem andern, des Willens aber mit mehrern
gedacht wird, uͤber das auch faſt alle im gantzen
Contexte eingeſchaͤrfte Pflichten eigentlich auf
den Willen gehen.

3. Es wird zwar eigentlich von der Erb-
ſuͤnde
geſaget, daß ſie uͤber den Menſchen herr-
ſche,
Roͤm. 6, 12. 14. es werden doch aber auch
die wuͤrckliche Suͤnden dadurch herrſchend,
wenn der Menſch, als ein beherrſchter Knecht
ihnen dienet.

4. Daß unbekehrte Menſchen in einem
recht unruhigen und unſeligen Zuſtande leben,
die bekehrten aber in einem ruhigen und ſeligen,
erkennet man auch daraus, daß, da dieſe ſich
einander lieben von reinem aufrichtigen Hertzen,
jene ſich einander haſſen, oder doch gegen einan-
der in einer ſo verkehrten Liebe ſtehen, darinnen
ſie mit einander verderben.

V. 4. 5. 6. 7.

Da aber erſchien (als das rechte Licht des
Lebens in Chriſto und durch die Predigt des Ev-
angelii kund gemachet worden, 2 Tim. 1, 10. Tit.
2, 11.) die Freundlichkeit und Leutſeligkeit
φιλαν ϑρωπία, die Menſchen-Liebe, die groſſe
Liebe gegen die Menſchen, Joh. 3, 16. Joh. 4, 9.
welche zuvor c. 2, 11. heißt die heilſame Gnade)
GOttes unſers Heylandes (des Vaters,
welcher unſer Heyl durch ſeinen Sohn befordert
hat, und daher auch der Heyland iſt, der ſeinen
Heiligen Geiſt durch JEſum Chriſtum, unſern
Heyland, reichlich uͤber uns ausgieſſet, v. 6.)
V. 5. Nicht um der Wercke willen der
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(τῶν ἐν δικαιοσυν´ῃ, die nach
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wir gethan
(und alſo damit etwas verdienet)
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hertzigkeit,
(nach welcher wir die Seligkeit als
ein lauteres unverdientes Gnaden-Geſchenck
empfangen,) machte er uns ſelig, (gleich
im erſten Anfange unſerer Bekehrung, da wir in
[Spaltenumbruch] das ſelige Reich ſeiner Gnade verſetzet worden,)
durch das Bad der Wiedergeburt, (da-
durch der bey den Erwachſenen, durch das Wort
des Evangelii, ſchon angezuͤndete Glaube, und
die dadurch ſchon zugeeignete Seligkeit, verſie-
gelt und beveſtiget worden,) und Erneuerung
des Heiligen Geiſtes,
(welche ſich in der er-
ſten Bekehrung anhebet, und im gantzen Lauf
des Chriſtenthums fortgeſetzet wird, und alſo
zur Ordnung des Heyls, oder der Seligmachung
gehoͤret:) V. 6. Welchen er ausgegoſſen
hat uͤber uns reichlich,
(wie uͤber alle in den
Gaben der Heiligung, alſo auch uͤber viele in
auſſerordentlichen Wunder-Gaben,) durch
JEſum Chriſtum unſern Heyland,
(als
der uns ſolche Gnade erworben hat, und aus
deſſen Fuͤlle uns dieſelbe mitgetheilet wird:)
V. 7. Auf daß wir durch deſſelben Gnade
gerecht und Erben ſeyn
(Gr. aufdaß, nach-
dem wir gerecht worden ſind durch deſſelben
Gnade, wir Erben ſeyn,) des ewigen Lebens
nach der Hoffnung. Das iſt gewißlich wahr.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt zu mercken, daß wir alhier
einen gar deutlichen Ort haben von der Heiligen
Dreyeinigkeit,
da es heißt: GOTT unſer
Heyland hat den Heiligen Geiſt reichlich
uͤber uns ausgegoſſen durch JEſum Chri-
ſtum unſern Heyland.
Da denn wegen der
letztern die erſten Worte von GOtt dem Vater
zu verſtehen ſind; der, weil er nebſt dem Sohn
und dem Heiligen Geiſt der Urheber unſers
Heyls iſt, daher auch der Heyland genennet
wird.

2. Mit der Redens-Art: GOtt hat den
Heiligen Geiſt ausgegoſſen durch JEſum
Chriſtum,
wird der Unterſcheid der drey Per-
ſonen in der hochgelobten Gottheit dergeſtalt
ausgedrucket, daß zugleich angezeiget wird, wel-
cher geſtalt alle drey Perſonen im Wercke unſe-
rer Seligkeit zuſammen ſtimmen und beſchaͤfti-
get ſind: da denn, weil der Sohn der Mittler
iſt zwiſchen GOtt und Menſchen, es von ihm
heißt, daß der Heilige Geiſt durch ihn, das iſt,
kraft ſeines Mittler-Amts, ausgegoſſen wor-
den: gleichwie er bezeuget hat, daß er ihn ver-
moͤge deſſelben ſenden wolle vom Vater Joh.
14, 26. c. 15, 26. c. 16, 7. 26. Und gleichwie der
H. Geiſt von Ewigkeit her auf eine uns unbegreif-
liche Art vom Vater und Sohne ausgehet; ſo
iſt es auch die Eigenſchaft ſeines auf das Ver-
dienſt des Sohnes ſich gruͤndenden Amts, daß
er, ohne allen Nachtheil der weſentlichen Gleich-
heit mit dem Vater und Sohn, ſich von beyden
ſenden laͤßt: welches alhier mit dem von dem
Worte Waſſerbad hergenommenen Worte
ausgieſſen bezeichnet wird.

3. Das Wort Freundlichkeit, χρηστό-
της zeiget an, daß GOTT, der ohne uns ſelig
ſeyn kan, und von Ewigkeit her ohne uns ſelig
geweſen iſt, ſich uns ſeiner recht zu genieſſen ge-
be, und uns ſeiner Seligkeit theilhaftig mache.

Und
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[215/0217] Cap. 3. v. 3-7. an den Titum. aͤuſſerlich zur wuͤrcklichen Ausuͤbung auf man- cherley Art ſchritten, und alſo rechte Knechte der Suͤnden und Gefangene des Satans waren, Roͤm. 6, 17. u. f. 2 Tim. 2, 26.) und wandel- ten (διάγοντες, fuͤhrten unſer Leben, brach- ten es zu) in Bosheit und Neid, (Haß- wuͤrdige, ςυγητοὶ, abſcheuliche Leute,) und haſſeten uns untereinauder. Anmerckungen. 1. Es iſt gar heilſam, daß bekehrte Chri- ſten zum oͤftern wieder an ihren vorigen bloß na- tuͤrlichen Zuſtand zuruͤck dencken, um ſowol im- mer aufs neue daruͤber zum Lobe GOttes, als auch zur Geduld und Liebe gegen Unbekehrte be- weget zu werden. Denn von Natur nicht beſſer zu ſeyn, als ein anderer, iſt eine Sache, die ei- nem ſchon einen guten Eindruck geben kan. 2. Ob zwar die Seele in ihren beyden Haupt-Kraͤften, Verſtand und Willen, aufs hoͤchſte verderbet iſt; ſo lieget doch das meiſte Verderben eigentlich in dem Willen, wie denn daher des verderbten Verſtandes nur mit einem und dem andern, des Willens aber mit mehrern gedacht wird, uͤber das auch faſt alle im gantzen Contexte eingeſchaͤrfte Pflichten eigentlich auf den Willen gehen. 3. Es wird zwar eigentlich von der Erb- ſuͤnde geſaget, daß ſie uͤber den Menſchen herr- ſche, Roͤm. 6, 12. 14. es werden doch aber auch die wuͤrckliche Suͤnden dadurch herrſchend, wenn der Menſch, als ein beherrſchter Knecht ihnen dienet. 4. Daß unbekehrte Menſchen in einem recht unruhigen und unſeligen Zuſtande leben, die bekehrten aber in einem ruhigen und ſeligen, erkennet man auch daraus, daß, da dieſe ſich einander lieben von reinem aufrichtigen Hertzen, jene ſich einander haſſen, oder doch gegen einan- der in einer ſo verkehrten Liebe ſtehen, darinnen ſie mit einander verderben. V. 4. 5. 6. 7. Da aber erſchien (als das rechte Licht des Lebens in Chriſto und durch die Predigt des Ev- angelii kund gemachet worden, 2 Tim. 1, 10. Tit. 2, 11.) die Freundlichkeit und Leutſeligkeit φιλαν ϑρωπία, die Menſchen-Liebe, die groſſe Liebe gegen die Menſchen, Joh. 3, 16. Joh. 4, 9. welche zuvor c. 2, 11. heißt die heilſame Gnade) GOttes unſers Heylandes (des Vaters, welcher unſer Heyl durch ſeinen Sohn befordert hat, und daher auch der Heyland iſt, der ſeinen Heiligen Geiſt durch JEſum Chriſtum, unſern Heyland, reichlich uͤber uns ausgieſſet, v. 6.) V. 5. Nicht um der Wercke willen der Gerechtigkeit (τῶν ἐν δικαιοσυν´ῃ, die nach dem Geſetze in der Gerechtigkeit beſtehen,) die wir gethan (und alſo damit etwas verdienet) haͤtten, ſondern nach ſeiner groſſen Barm- hertzigkeit, (nach welcher wir die Seligkeit als ein lauteres unverdientes Gnaden-Geſchenck empfangen,) machte er uns ſelig, (gleich im erſten Anfange unſerer Bekehrung, da wir in das ſelige Reich ſeiner Gnade verſetzet worden,) durch das Bad der Wiedergeburt, (da- durch der bey den Erwachſenen, durch das Wort des Evangelii, ſchon angezuͤndete Glaube, und die dadurch ſchon zugeeignete Seligkeit, verſie- gelt und beveſtiget worden,) und Erneuerung des Heiligen Geiſtes, (welche ſich in der er- ſten Bekehrung anhebet, und im gantzen Lauf des Chriſtenthums fortgeſetzet wird, und alſo zur Ordnung des Heyls, oder der Seligmachung gehoͤret:) V. 6. Welchen er ausgegoſſen hat uͤber uns reichlich, (wie uͤber alle in den Gaben der Heiligung, alſo auch uͤber viele in auſſerordentlichen Wunder-Gaben,) durch JEſum Chriſtum unſern Heyland, (als der uns ſolche Gnade erworben hat, und aus deſſen Fuͤlle uns dieſelbe mitgetheilet wird:) V. 7. Auf daß wir durch deſſelben Gnade gerecht und Erben ſeyn (Gr. aufdaß, nach- dem wir gerecht worden ſind durch deſſelben Gnade, wir Erben ſeyn,) des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das iſt gewißlich wahr. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt zu mercken, daß wir alhier einen gar deutlichen Ort haben von der Heiligen Dreyeinigkeit, da es heißt: GOTT unſer Heyland hat den Heiligen Geiſt reichlich uͤber uns ausgegoſſen durch JEſum Chri- ſtum unſern Heyland. Da denn wegen der letztern die erſten Worte von GOtt dem Vater zu verſtehen ſind; der, weil er nebſt dem Sohn und dem Heiligen Geiſt der Urheber unſers Heyls iſt, daher auch der Heyland genennet wird. 2. Mit der Redens-Art: GOtt hat den Heiligen Geiſt ausgegoſſen durch JEſum Chriſtum, wird der Unterſcheid der drey Per- ſonen in der hochgelobten Gottheit dergeſtalt ausgedrucket, daß zugleich angezeiget wird, wel- cher geſtalt alle drey Perſonen im Wercke unſe- rer Seligkeit zuſammen ſtimmen und beſchaͤfti- get ſind: da denn, weil der Sohn der Mittler iſt zwiſchen GOtt und Menſchen, es von ihm heißt, daß der Heilige Geiſt durch ihn, das iſt, kraft ſeines Mittler-Amts, ausgegoſſen wor- den: gleichwie er bezeuget hat, daß er ihn ver- moͤge deſſelben ſenden wolle vom Vater Joh. 14, 26. c. 15, 26. c. 16, 7. 26. Und gleichwie der H. Geiſt von Ewigkeit her auf eine uns unbegreif- liche Art vom Vater und Sohne ausgehet; ſo iſt es auch die Eigenſchaft ſeines auf das Ver- dienſt des Sohnes ſich gruͤndenden Amts, daß er, ohne allen Nachtheil der weſentlichen Gleich- heit mit dem Vater und Sohn, ſich von beyden ſenden laͤßt: welches alhier mit dem von dem Worte Waſſerbad hergenommenen Worte ausgieſſen bezeichnet wird. 3. Das Wort Freundlichkeit, χρηστό- της zeiget an, daß GOTT, der ohne uns ſelig ſeyn kan, und von Ewigkeit her ohne uns ſelig geweſen iſt, ſich uns ſeiner recht zu genieſſen ge- be, und uns ſeiner Seligkeit theilhaftig mache. Und

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/217>, abgerufen am 23.11.2024.