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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 4. v. 11-13. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] nun dem Marco bey dieser Gelegenheit seine vori-
ge Abweichung von Paulo ohne Zweifel gar nach-
drücklich war zu Gemüthe geführet, und er dabey
doch von Barnaba zum Dienst des Evangelii
wieder gebrauchet worden; so hatte die Bezeugung
theils der Liebe, theils des Ernstes, bey ihm so viel
gefruchtet, daß er den Schart getreulich wieder
ausgewetzet und sich hernach so viel getreuer er-
wiesen hat; und zwar nicht allein bey Barnaba,
sondern auch bey Paulo selbst. Wie ihn denn
Paulus in den ersten Banden zu Rom um sich ge-
habt hat: welches daraus erhellet, daß er in den
zu der Zeit an die Colossenser und an den Phile-
monem geschriebenen Briefen, seiner als eines ge-
genwärtigen Gehülfen, im besten gedencket, und
von ihm grüsset. Col. 4, 24. Philem. v. 24. Da-
her denn auch der Apostel bewogen worden,
sein Verlangen um seine abermalige Gegenwart
zu bezeugen; als der ihm nützlich zum Dienste
am Evangelio sey.

5. Man siehet hieraus auch so viel, daß
Paulus weder in der ersten, noch in der letztern
Gefangenschaft zu Rom so hart und enge gehal-
ten worden, daß ihm nicht der Zuspruch von an-
dern Gläubigen und der Umgang mit ihnen ver-
stattet sey. Welches GOTT also regieret hat,
damit das Evangelium auch zur Zeit seiner Ban-
de könte immer mehr ausgebreitet werden:
wozu er sich sonderlich auch der Hülfe Marci be-
dienen wolte.

6. Daß auch nicht zugleich eine allgemeine
Verfolgung zu dieser Zeit über die Christen zu
Rom ergangen sey, sonderlich also, daß es, wie
bey Paulo geschehen, ans Leben gegangen, erken-
net man daraus, daß das unter Nerone entstan-
dene grosse Ungewitter der Trübsal zu dieser Zeit
schon vorbey war. So muß auch Paulus selbst
eben nicht befürchtet haben, daß Timotheus und
Marcus würden zu Rom in Lebens-Gefahr ge-
rathen: sintemal er sie sonst nicht würde zu sich
berufen, sondern ihrer um der Kirchen willen, die
ihrer noch länger sehr benöthiget waren, würde
geschonet haben. Daß man aber mit Paulo
härter verfahren, ist wol ohne Zweifel daher ge-
kommen, weil er, wie ehemals, von Griechenland
und Orient aus wol wird zu Rom gewisser Ver-
brechen, sonderlich der Aufwiegelung, fälschlich
beschuldiget, und auch wol als ein Gefangner von
dannen nach Rom gesandt worden seyn.

V. 12.

Tychicum habe ich gen Ephesum
gesandt.

Anmerckungen.

1. Tychicum bekam der Apostel schon zum
Gefehrten im Jahr Christi 58. und also fast 10
Jahr vor dieser Zeit, als er aus Macedonien nach
Corinthus gekommen war, und von da nach Je-
rusalem reisen wolte, aber wieder umkehren muste
nach Macedonien Apost. Gesch. 20, 1-4.

2. Paulus hatte diesen Tychicum auch um
sich zu Rom in der ersten Gefangenschaft. Denn
von dannen hat er ihn mit dem Briefe an die Co-
lossenser gesandt. Wie zu sehen aus Col. 4, 7. 8.
da es heißt: Wie es um mich stehet, wird
[Spaltenumbruch] euch alles kund thun Tychicus, der liebe
Bruder, und getreue Diener und Mitknecht
in dem HErrn, welchen ich habe darum zu
euch gesandt, daß er erfahre, wie es sich mit
euch hält, und daß er eure Hertzon er-
mahne.

3. Als Paulus nach seiner ersten Gefan-
genschaft wider nach Macedonien gekommen
war, und daselbst zu Philippen im Jahr Christi
65. den Brief an den Titum schrieb, da hatte er
Tychicum um sich, wie man siehet aus den Wor-
ten Tit. 3, 12. Wenn ich zu dir senden werde
Arteman, oder Tychicum, so komm eilends
zu mir gen Nicopolin. Denn daselbst habe
ich beschlossen den Winter zu bleiben.

4. Und dieser getreue Tychicus ist allem
Ansehen nach aus Griechen- und Morgenland
mit Paulo wieder nach Rom gegangen. Zum
wenigsten ist das gewiß, daß ihn Paulus in der
letzten Gefangenschaft zur Seite gehabt hat.
Denn er sandte ihn von dannen mit dem Briefe
an die Epheser, da es C. 6, 21. 22. heißt: Aufdaß
ihr aber wisset, wie es um mich stehet, und
was ich schaffe, wirds euch alles kund
thun Tychicus, mein lieber Bruder und ge-
treuer Diener in dem HErrn. Welchen ich
gesandt habe zu euch um desselben willen,
daß ihr erfahret, wie es um mich stehet, und
daß er eure Hertzen tröste.

5. Daß aber Paulus des Tychici, daß er
gen Ephesum gesandt sey, in diesem Briefe an den
Timotheum, der sich zu Ephesus aufhielte, ge-
dacht, ist nicht zu dem Ende geschehen, daß Ti-
motheus dieses erst itzo aus dem Briefe erfahren
solte; sondern darum, daß er damit Timotheo be-
zeuget, wie nöthig, nach Tychici Abreise, ihm an
seiner statt seine Gegenwart zu Rom sey. Es
kan auch wol seyn, daß sich Timotheus dazumal
eine Zeitlang an einem andern und solchem Orte
in Asien aufgehalten, von wannen er die Ephesi-
nische Gemeine mit besorgen können.

V. 13.

Den Mantel (ton phailonen involu-
crum, seu thecam,
den Reise-Sack, das Fell-
eisen) den ich zu Troada ließ (als ich von dan-
nen nach Rom ging) bey Carpo (dem bekannten
rechtschaffnen Jünger Christi) bringe mit,
wenn du kömmst, und die Bücher
(für wel-
che er gemachet ist) sonderlich aber das Per-
gamen
(das auf Pergamen geschriebene He-
bräische alte Testament.)

Anmerckungen.

1. Es entstehet alhier billig eine gedoppelte
Frage, ob Paulus alhier einen gewissen Reise-
Mantel verstanden habe? und was es wol für
Bücher mögen gewesen seyn, davon er redet? da
denn zuvorderst zu mercken ist, es werde alhier
kein Mantel verstanden. Welches aus fol-
genden Gründen erhellet:

a. Weil die bewerthesten Griechischen Codi-
ces
nicht haben das Wort phainoles paenu-
la, seu penula,
ein Reise- oder Wetter-
Mantel; sondern phailones, theca, invo-
lucrum, marsupium, mantica,
ein Reise-
Sack,
A a 2

C. 4. v. 11-13. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] nun dem Marco bey dieſer Gelegenheit ſeine vori-
ge Abweichung von Paulo ohne Zweifel gar nach-
druͤcklich war zu Gemuͤthe gefuͤhret, und er dabey
doch von Barnaba zum Dienſt des Evangelii
wieder gebrauchet worden; ſo hatte die Bezeugung
theils der Liebe, theils des Ernſtes, bey ihm ſo viel
gefruchtet, daß er den Schart getreulich wieder
ausgewetzet und ſich hernach ſo viel getreuer er-
wieſen hat; und zwar nicht allein bey Barnaba,
ſondern auch bey Paulo ſelbſt. Wie ihn denn
Paulus in den erſten Banden zu Rom um ſich ge-
habt hat: welches daraus erhellet, daß er in den
zu der Zeit an die Coloſſenſer und an den Phile-
monem geſchriebenen Briefen, ſeiner als eines ge-
genwaͤrtigen Gehuͤlfen, im beſten gedencket, und
von ihm gruͤſſet. Col. 4, 24. Philem. v. 24. Da-
her denn auch der Apoſtel bewogen worden,
ſein Verlangen um ſeine abermalige Gegenwart
zu bezeugen; als der ihm nuͤtzlich zum Dienſte
am Evangelio ſey.

5. Man ſiehet hieraus auch ſo viel, daß
Paulus weder in der erſten, noch in der letztern
Gefangenſchaft zu Rom ſo hart und enge gehal-
ten worden, daß ihm nicht der Zuſpruch von an-
dern Glaͤubigen und der Umgang mit ihnen ver-
ſtattet ſey. Welches GOTT alſo regieret hat,
damit das Evangelium auch zur Zeit ſeiner Ban-
de koͤnte immer mehr ausgebreitet werden:
wozu er ſich ſonderlich auch der Huͤlfe Marci be-
dienen wolte.

6. Daß auch nicht zugleich eine allgemeine
Verfolgung zu dieſer Zeit uͤber die Chriſten zu
Rom ergangen ſey, ſonderlich alſo, daß es, wie
bey Paulo geſchehen, ans Leben gegangen, erken-
net man daraus, daß das unter Nerone entſtan-
dene groſſe Ungewitter der Truͤbſal zu dieſer Zeit
ſchon vorbey war. So muß auch Paulus ſelbſt
eben nicht befuͤrchtet haben, daß Timotheus und
Marcus wuͤrden zu Rom in Lebens-Gefahr ge-
rathen: ſintemal er ſie ſonſt nicht wuͤrde zu ſich
berufen, ſondern ihrer um der Kirchen willen, die
ihrer noch laͤnger ſehr benoͤthiget waren, wuͤrde
geſchonet haben. Daß man aber mit Paulo
haͤrter verfahren, iſt wol ohne Zweifel daher ge-
kommen, weil er, wie ehemals, von Griechenland
und Orient aus wol wird zu Rom gewiſſer Ver-
brechen, ſonderlich der Aufwiegelung, faͤlſchlich
beſchuldiget, und auch wol als ein Gefangner von
dannen nach Rom geſandt worden ſeyn.

V. 12.

Tychicum habe ich gen Epheſum
geſandt.

Anmerckungen.

1. Tychicum bekam der Apoſtel ſchon zum
Gefehrten im Jahr Chriſti 58. und alſo faſt 10
Jahr vor dieſer Zeit, als er aus Macedonien nach
Corinthus gekommen war, und von da nach Je-
ruſalem reiſen wolte, aber wieder umkehren muſte
nach Macedonien Apoſt. Geſch. 20, 1-4.

2. Paulus hatte dieſen Tychicum auch um
ſich zu Rom in der erſten Gefangenſchaft. Denn
von dannen hat er ihn mit dem Briefe an die Co-
loſſenſer geſandt. Wie zu ſehen aus Col. 4, 7. 8.
da es heißt: Wie es um mich ſtehet, wird
[Spaltenumbruch] euch alles kund thun Tychicus, der liebe
Bruder, und getreue Diener und Mitknecht
in dem HErrn, welchen ich habe darum zu
euch geſandt, daß er erfahre, wie es ſich mit
euch haͤlt, und daß er eure Hertzon er-
mahne.

3. Als Paulus nach ſeiner erſten Gefan-
genſchaft wider nach Macedonien gekommen
war, und daſelbſt zu Philippen im Jahr Chriſti
65. den Brief an den Titum ſchrieb, da hatte er
Tychicum um ſich, wie man ſiehet aus den Wor-
ten Tit. 3, 12. Wenn ich zu dir ſenden werde
Arteman, oder Tychicum, ſo komm eilends
zu mir gen Nicopolin. Denn daſelbſt habe
ich beſchloſſen den Winter zu bleiben.

4. Und dieſer getreue Tychicus iſt allem
Anſehen nach aus Griechen- und Morgenland
mit Paulo wieder nach Rom gegangen. Zum
wenigſten iſt das gewiß, daß ihn Paulus in der
letzten Gefangenſchaft zur Seite gehabt hat.
Denn er ſandte ihn von dannen mit dem Briefe
an die Epheſer, da es C. 6, 21. 22. heißt: Aufdaß
ihr aber wiſſet, wie es um mich ſtehet, und
was ich ſchaffe, wirds euch alles kund
thun Tychicus, mein lieber Bruder und ge-
treuer Diener in dem HErrn. Welchen ich
geſandt habe zu euch um deſſelben willen,
daß ihr erfahret, wie es um mich ſtehet, und
daß er eure Hertzen troͤſte.

5. Daß aber Paulus des Tychici, daß er
gen Epheſum geſandt ſey, in dieſem Briefe an den
Timotheum, der ſich zu Epheſus aufhielte, ge-
dacht, iſt nicht zu dem Ende geſchehen, daß Ti-
motheus dieſes erſt itzo aus dem Briefe erfahren
ſolte; ſondern darum, daß er damit Timotheo be-
zeuget, wie noͤthig, nach Tychici Abreiſe, ihm an
ſeiner ſtatt ſeine Gegenwart zu Rom ſey. Es
kan auch wol ſeyn, daß ſich Timotheus dazumal
eine Zeitlang an einem andern und ſolchem Orte
in Aſien aufgehalten, von wannen er die Epheſi-
niſche Gemeine mit beſorgen koͤnnen.

V. 13.

Den Mantel (τὸν ϕαιλόνην involu-
crum, ſeu thecam,
den Reiſe-Sack, das Fell-
eiſen) den ich zu Troada ließ (als ich von dan-
nen nach Rom ging) bey Carpo (dem bekannten
rechtſchaffnen Juͤnger Chriſti) bringe mit,
wenn du koͤmmſt, und die Buͤcher
(fuͤr wel-
che er gemachet iſt) ſonderlich aber das Per-
gamen
(das auf Pergamen geſchriebene He-
braͤiſche alte Teſtament.)

Anmerckungen.

1. Es entſtehet alhier billig eine gedoppelte
Frage, ob Paulus alhier einen gewiſſen Reiſe-
Mantel verſtanden habe? und was es wol fuͤr
Buͤcher moͤgen geweſen ſeyn, davon er redet? da
denn zuvorderſt zu mercken iſt, es werde alhier
kein Mantel verſtanden. Welches aus fol-
genden Gruͤnden erhellet:

a. Weil die bewertheſten Griechiſchen Codi-
ces
nicht haben das Wort ϕαινόλης pænu-
la, ſeu penula,
ein Reiſe- oder Wetter-
Mantel; ſondern ϕαιλόνης, theca, invo-
lucrum, marſupium, mantica,
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[187/0189] C. 4. v. 11-13. an den Timotheum. nun dem Marco bey dieſer Gelegenheit ſeine vori- ge Abweichung von Paulo ohne Zweifel gar nach- druͤcklich war zu Gemuͤthe gefuͤhret, und er dabey doch von Barnaba zum Dienſt des Evangelii wieder gebrauchet worden; ſo hatte die Bezeugung theils der Liebe, theils des Ernſtes, bey ihm ſo viel gefruchtet, daß er den Schart getreulich wieder ausgewetzet und ſich hernach ſo viel getreuer er- wieſen hat; und zwar nicht allein bey Barnaba, ſondern auch bey Paulo ſelbſt. Wie ihn denn Paulus in den erſten Banden zu Rom um ſich ge- habt hat: welches daraus erhellet, daß er in den zu der Zeit an die Coloſſenſer und an den Phile- monem geſchriebenen Briefen, ſeiner als eines ge- genwaͤrtigen Gehuͤlfen, im beſten gedencket, und von ihm gruͤſſet. Col. 4, 24. Philem. v. 24. Da- her denn auch der Apoſtel bewogen worden, ſein Verlangen um ſeine abermalige Gegenwart zu bezeugen; als der ihm nuͤtzlich zum Dienſte am Evangelio ſey. 5. Man ſiehet hieraus auch ſo viel, daß Paulus weder in der erſten, noch in der letztern Gefangenſchaft zu Rom ſo hart und enge gehal- ten worden, daß ihm nicht der Zuſpruch von an- dern Glaͤubigen und der Umgang mit ihnen ver- ſtattet ſey. Welches GOTT alſo regieret hat, damit das Evangelium auch zur Zeit ſeiner Ban- de koͤnte immer mehr ausgebreitet werden: wozu er ſich ſonderlich auch der Huͤlfe Marci be- dienen wolte. 6. Daß auch nicht zugleich eine allgemeine Verfolgung zu dieſer Zeit uͤber die Chriſten zu Rom ergangen ſey, ſonderlich alſo, daß es, wie bey Paulo geſchehen, ans Leben gegangen, erken- net man daraus, daß das unter Nerone entſtan- dene groſſe Ungewitter der Truͤbſal zu dieſer Zeit ſchon vorbey war. So muß auch Paulus ſelbſt eben nicht befuͤrchtet haben, daß Timotheus und Marcus wuͤrden zu Rom in Lebens-Gefahr ge- rathen: ſintemal er ſie ſonſt nicht wuͤrde zu ſich berufen, ſondern ihrer um der Kirchen willen, die ihrer noch laͤnger ſehr benoͤthiget waren, wuͤrde geſchonet haben. Daß man aber mit Paulo haͤrter verfahren, iſt wol ohne Zweifel daher ge- kommen, weil er, wie ehemals, von Griechenland und Orient aus wol wird zu Rom gewiſſer Ver- brechen, ſonderlich der Aufwiegelung, faͤlſchlich beſchuldiget, und auch wol als ein Gefangner von dannen nach Rom geſandt worden ſeyn. V. 12. Tychicum habe ich gen Epheſum geſandt. Anmerckungen. 1. Tychicum bekam der Apoſtel ſchon zum Gefehrten im Jahr Chriſti 58. und alſo faſt 10 Jahr vor dieſer Zeit, als er aus Macedonien nach Corinthus gekommen war, und von da nach Je- ruſalem reiſen wolte, aber wieder umkehren muſte nach Macedonien Apoſt. Geſch. 20, 1-4. 2. Paulus hatte dieſen Tychicum auch um ſich zu Rom in der erſten Gefangenſchaft. Denn von dannen hat er ihn mit dem Briefe an die Co- loſſenſer geſandt. Wie zu ſehen aus Col. 4, 7. 8. da es heißt: Wie es um mich ſtehet, wird euch alles kund thun Tychicus, der liebe Bruder, und getreue Diener und Mitknecht in dem HErrn, welchen ich habe darum zu euch geſandt, daß er erfahre, wie es ſich mit euch haͤlt, und daß er eure Hertzon er- mahne. 3. Als Paulus nach ſeiner erſten Gefan- genſchaft wider nach Macedonien gekommen war, und daſelbſt zu Philippen im Jahr Chriſti 65. den Brief an den Titum ſchrieb, da hatte er Tychicum um ſich, wie man ſiehet aus den Wor- ten Tit. 3, 12. Wenn ich zu dir ſenden werde Arteman, oder Tychicum, ſo komm eilends zu mir gen Nicopolin. Denn daſelbſt habe ich beſchloſſen den Winter zu bleiben. 4. Und dieſer getreue Tychicus iſt allem Anſehen nach aus Griechen- und Morgenland mit Paulo wieder nach Rom gegangen. Zum wenigſten iſt das gewiß, daß ihn Paulus in der letzten Gefangenſchaft zur Seite gehabt hat. Denn er ſandte ihn von dannen mit dem Briefe an die Epheſer, da es C. 6, 21. 22. heißt: Aufdaß ihr aber wiſſet, wie es um mich ſtehet, und was ich ſchaffe, wirds euch alles kund thun Tychicus, mein lieber Bruder und ge- treuer Diener in dem HErrn. Welchen ich geſandt habe zu euch um deſſelben willen, daß ihr erfahret, wie es um mich ſtehet, und daß er eure Hertzen troͤſte. 5. Daß aber Paulus des Tychici, daß er gen Epheſum geſandt ſey, in dieſem Briefe an den Timotheum, der ſich zu Epheſus aufhielte, ge- dacht, iſt nicht zu dem Ende geſchehen, daß Ti- motheus dieſes erſt itzo aus dem Briefe erfahren ſolte; ſondern darum, daß er damit Timotheo be- zeuget, wie noͤthig, nach Tychici Abreiſe, ihm an ſeiner ſtatt ſeine Gegenwart zu Rom ſey. Es kan auch wol ſeyn, daß ſich Timotheus dazumal eine Zeitlang an einem andern und ſolchem Orte in Aſien aufgehalten, von wannen er die Epheſi- niſche Gemeine mit beſorgen koͤnnen. V. 13. Den Mantel (τὸν ϕαιλόνην involu- crum, ſeu thecam, den Reiſe-Sack, das Fell- eiſen) den ich zu Troada ließ (als ich von dan- nen nach Rom ging) bey Carpo (dem bekannten rechtſchaffnen Juͤnger Chriſti) bringe mit, wenn du koͤmmſt, und die Buͤcher (fuͤr wel- che er gemachet iſt) ſonderlich aber das Per- gamen (das auf Pergamen geſchriebene He- braͤiſche alte Teſtament.) Anmerckungen. 1. Es entſtehet alhier billig eine gedoppelte Frage, ob Paulus alhier einen gewiſſen Reiſe- Mantel verſtanden habe? und was es wol fuͤr Buͤcher moͤgen geweſen ſeyn, davon er redet? da denn zuvorderſt zu mercken iſt, es werde alhier kein Mantel verſtanden. Welches aus fol- genden Gruͤnden erhellet: a. Weil die bewertheſten Griechiſchen Codi- ces nicht haben das Wort ϕαινόλης pænu- la, ſeu penula, ein Reiſe- oder Wetter- Mantel; ſondern ϕαιλόνης, theca, invo- lucrum, marſupium, mantica, ein Reiſe- Sack, A a 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/189>, abgerufen am 25.11.2024.