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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung desersten Briefes Pauli C. 5. v. 21-25.
[Spaltenumbruch] mit dem Beysatze der auf die menschliche Natur
und das Amt der Erlösung gehenden Namen,
JEsus Christus.

2. Daß der Apostel der heiligen Engel hie-
bey gedencket, damit zeiget er an, daß sie wie vor
dem Thron der Majestät GOttes allezeit zugegen
sind, und auf ihre Art GOtt sehen und loben
Matth. 18, 10. Luc. 15, 10. also auch in der Gemei-
ne GOttes gegenwärtig sind, und man daher
auch sich um der Engel willen unsträflich verhal-
ten müsse 1 Cor. 11, 10. als welche an der Gemeine
GOttes die mannichfaltige Weisheit GOttes
in der Ausführung der Wercke GOttes bewun-
dern Eph. 3, 10.

3. Man siehet in diesem Briefe darinnen ei-
nen sonderbaren Ernst Pauli, daß er das, was
er dem Timotheo vorgeschrieben, zur wircklichen
Ausübung zu widerholten malen so ernstlich ein-
schärfet. Welches er gethan nicht allein um
Timothei, sondern auch um der Aeltesten und
der gantzen Gemeine willen, damit sich Timothe-
us auf Pauli Apostolische Auctorität darinnen
beziehen und iederman so vielmehr überzeuget
seyn konte, daß er Timotheo zu folgen habe.
Darum hieß es schon Cap. 1, 18. Dis Gebot
befehle ich dir, mein Sohn Timothee.
Cap.
3, 14. Solches schreibe ich dir u. s. w. Cap.
4, 6. Wenn du den Brüdern solches vor-
hältst.
V. 11. Solches gebeut und lehre.
V. 15. Solches warte, damit gehe um u.
s. w. Cap. 5, 7. Solches gebeut; und hie:
V. 21. Jch bezeuge vor GOtt u. s. w. Und
ferner mit dem grössesten Nachdruck Cap. 6, 2.
Solches lehre und ermahne: und V. 13.
Jch gebiete dir, vor GOtt, der alle Dinge
lebendig machet
u. s. w.

4. Es gehet denn nun diese Bezeugung vor
GOtt und seinen heiligen Engeln auf eine solche
theure Verbindung des Gewissens, daß man da-
mit vor GOtt gestellet und so vielmehr verpflich-
tet wird zur genauen Beobachtung, wenn man
nicht dermaleins vor GOtt und seinen heiligen
Thron-Engeln zuschanden werden, sondern mit
Freudigkeit bestehen wolle.

V. 22.

Die Hände lege niemand bald auf (um
ihn zum Lehr-Amte zu ordiniren, ehe er nach sei-
ner Lehre und seinem Leben, auch nach den übrigen
Cap. 3, 2. u. f. angezeigeten Eigenschaften genug-
sam geprüfet worden. Siehe von der Auflegung
der Hände Apost. Gesch. 6, 6. 8, 17. 13, 3. 19, 8.
1 tim. 4, 14. 2 Tim. 1, 6. Hebr. 6, 2.) mache
dich auch nicht theilhaftig fremder Sun-
den
(welches geschehen würde, wenn du unzüch-
tige und ärgerlich lebende Leute zum Hirten-Am-
te verordnen, oder auch sonst an einigen in der
Gemeine ausbrechenden Sünden durch Still-
schweigen und auf andere Art theil nehmen wür-
dest) halte dich selber keusch (wie am Leibe,
also auch am Gemüth, und suche unsträflich vor
GOtt und Menschen im Evangelischen Sinne
erfunden, nach Cap. 3, 2. Luc. 1, 6. und keiner
fremden Sünden schuldig zu werden 2 Cor.
7, 11.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Was alhie von Auflegung der Hände
mit einem besondern Absehen auf die Ordina-
tion
zum Kirchen-Dienste stehet, das gilt auch
von der Absolution, daß man solche weder ohne
gehörige Prüfung ertheilen, noch auch verlan-
gen soll.

2. Die Theilnehmung an fremden Sün-
den geschiehet auf vielfältige Art, dadurch man
causa moralis wird, am allermeisten durch Aer-
gernisse, da man andere durch sein Exempel zum
Bösen verleitet, und daher einen Theil der
Schuld von ihren Sünden mit auf sich ladet:
und denn ferner, wenn man etwas böses Amts
wegen unbestrafet läßt, auch es sonst nicht nach
Vermögen verhindert, sondern durch Entschuldi-
gung und Vertheidigung, auch durch Rath und
Beystimmung, befördert u. s. w.

V. 23

Trinck nicht mehr Wasser (allein, wie
du bisher gethan hast, sondern brauche (da-
bey) ein wenig Weins (welcher eine sehr ed-
le Gabe GOttes ist, und in seinem mäßigen Ge-
brauch, als eine Medicin, des Menschen Hertz
erfreuet, nach Ps. 104, 15) um deines schwa-
chen Magens willen, und daß du oft kranck
bist.

Anmerckungen.

1. Nebst der Gesundheit der Seelen ist keine
edlere Gabe GOttes als die Gesundheit des Lei-
bes: da der Mensch aus Leib und Seele bestehet.
Und ist also auch diese wohl in acht zu nehmen,
daß man sich nicht selbst, weder durch Ubermasse
in Speise und Tranck und andere Unordnung,
noch durch eine gar zu grosse Strenge, da man
dem Leibe seine gehörige Nothdurft und Pflege
versagen wolte, darum bringe.

2. Da Timotheus zu allen Zeiten viele
Brüder, auch im Lehr-Amte, in diesem Stücke
hat; so dienet sein Exempel ihnen zum Troste:
sintemal er der Kirche GOttes dabey dennoch so
viel nützlicher war, so viel gesunder seine Seele
war an Glaube, Liebe und Hoffnung, und soviel
mehrere Stärcke des Geistes er hatte: wozu im-
mer mehr zu gelangen ihm auch wol ohne Zweifel
die Schwachheit des Leibes manche Veranlas-
sung wird gegeben haben.

V. 24.

Etlicher Leute Sünden (wider auf das
vorhergehende, daß man nicht so bald iemand
zum Kirchen-Diener ordiniren, und sich nicht
fremder Sünden theilhaftig machen soll, zu kom-
men, nach V. 22.) sind offenbar, daß man
sie vorhin
(ehe sich iemand wozu eindringen kan)
richten (und bestrafen, auch die damit beladene
vom Kirchen-Dienste zurück halten) kan (Gal.
5, 19.) etlicher werden aber hernach offen-
bar
(Gr. etlichen aber folgen sie auch nach, d. i.
brechen auf die Heucheley und Verdeckung erst
nach einiger Zeit aus: darum man sich mit Er-
wehlung zu Kirchen-Dienern nicht zu übereilen,
sondern sie vorher wohl zu prüfen hat.)

V. 25.

Desselben gleichen etlicher gute Wer-

cke

Erklaͤrung deserſten Briefes Pauli C. 5. v. 21-25.
[Spaltenumbruch] mit dem Beyſatze der auf die menſchliche Natur
und das Amt der Erloͤſung gehenden Namen,
JEſus Chriſtus.

2. Daß der Apoſtel der heiligen Engel hie-
bey gedencket, damit zeiget er an, daß ſie wie vor
dem Thron der Majeſtaͤt GOttes allezeit zugegen
ſind, und auf ihre Art GOtt ſehen und loben
Matth. 18, 10. Luc. 15, 10. alſo auch in der Gemei-
ne GOttes gegenwaͤrtig ſind, und man daher
auch ſich um der Engel willen unſtraͤflich verhal-
ten muͤſſe 1 Cor. 11, 10. als welche an der Gemeine
GOttes die mannichfaltige Weisheit GOttes
in der Ausfuͤhrung der Wercke GOttes bewun-
dern Eph. 3, 10.

3. Man ſiehet in dieſem Briefe darinnen ei-
nen ſonderbaren Ernſt Pauli, daß er das, was
er dem Timotheo vorgeſchrieben, zur wircklichen
Ausuͤbung zu widerholten malen ſo ernſtlich ein-
ſchaͤrfet. Welches er gethan nicht allein um
Timothei, ſondern auch um der Aelteſten und
der gantzen Gemeine willen, damit ſich Timothe-
us auf Pauli Apoſtoliſche Auctoritaͤt darinnen
beziehen und iederman ſo vielmehr uͤberzeuget
ſeyn konte, daß er Timotheo zu folgen habe.
Darum hieß es ſchon Cap. 1, 18. Dis Gebot
befehle ich dir, mein Sohn Timothee.
Cap.
3, 14. Solches ſchreibe ich dir u. ſ. w. Cap.
4, 6. Wenn du den Bruͤdern ſolches vor-
haͤltſt.
V. 11. Solches gebeut und lehre.
V. 15. Solches warte, damit gehe um u.
ſ. w. Cap. 5, 7. Solches gebeut; und hie:
V. 21. Jch bezeuge vor GOtt u. ſ. w. Und
ferner mit dem groͤſſeſten Nachdruck Cap. 6, 2.
Solches lehre und ermahne: und V. 13.
Jch gebiete dir, vor GOtt, der alle Dinge
lebendig machet
u. ſ. w.

4. Es gehet denn nun dieſe Bezeugung vor
GOtt und ſeinen heiligen Engeln auf eine ſolche
theure Verbindung des Gewiſſens, daß man da-
mit vor GOtt geſtellet und ſo vielmehr verpflich-
tet wird zur genauen Beobachtung, wenn man
nicht dermaleins vor GOtt und ſeinen heiligen
Thron-Engeln zuſchanden werden, ſondern mit
Freudigkeit beſtehen wolle.

V. 22.

Die Haͤnde lege niemand bald auf (um
ihn zum Lehr-Amte zu ordiniren, ehe er nach ſei-
ner Lehre und ſeinem Leben, auch nach den uͤbrigen
Cap. 3, 2. u. f. angezeigeten Eigenſchaften genug-
ſam gepruͤfet worden. Siehe von der Auflegung
der Haͤnde Apoſt. Geſch. 6, 6. 8, 17. 13, 3. 19, 8.
1 tim. 4, 14. 2 Tim. 1, 6. Hebr. 6, 2.) mache
dich auch nicht theilhaftig fremder Sůn-
den
(welches geſchehen wuͤrde, wenn du unzuͤch-
tige und aͤrgerlich lebende Leute zum Hirten-Am-
te verordnen, oder auch ſonſt an einigen in der
Gemeine ausbrechenden Suͤnden durch Still-
ſchweigen und auf andere Art theil nehmen wuͤr-
deſt) halte dich ſelber keuſch (wie am Leibe,
alſo auch am Gemuͤth, und ſuche unſtraͤflich vor
GOtt und Menſchen im Evangeliſchen Sinne
erfunden, nach Cap. 3, 2. Luc. 1, 6. und keiner
fremden Suͤnden ſchuldig zu werden 2 Cor.
7, 11.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Was alhie von Auflegung der Haͤnde
mit einem beſondern Abſehen auf die Ordina-
tion
zum Kirchen-Dienſte ſtehet, das gilt auch
von der Abſolution, daß man ſolche weder ohne
gehoͤrige Pruͤfung ertheilen, noch auch verlan-
gen ſoll.

2. Die Theilnehmung an fremden Suͤn-
den geſchiehet auf vielfaͤltige Art, dadurch man
cauſa moralis wird, am allermeiſten durch Aer-
gerniſſe, da man andere durch ſein Exempel zum
Boͤſen verleitet, und daher einen Theil der
Schuld von ihren Suͤnden mit auf ſich ladet:
und denn ferner, wenn man etwas boͤſes Amts
wegen unbeſtrafet laͤßt, auch es ſonſt nicht nach
Vermoͤgen verhindert, ſondern durch Entſchuldi-
gung und Vertheidigung, auch durch Rath und
Beyſtimmung, befoͤrdert u. ſ. w.

V. 23

Trinck nicht mehr Waſſer (allein, wie
du bisher gethan haſt, ſondern brauche (da-
bey) ein wenig Weins (welcher eine ſehr ed-
le Gabe GOttes iſt, und in ſeinem maͤßigen Ge-
brauch, als eine Medicin, des Menſchen Hertz
erfreuet, nach Pſ. 104, 15) um deines ſchwa-
chen Magens willen, und daß du oft kranck
biſt.

Anmerckungen.

1. Nebſt der Geſundheit der Seelen iſt keine
edlere Gabe GOttes als die Geſundheit des Lei-
bes: da der Menſch aus Leib und Seele beſtehet.
Und iſt alſo auch dieſe wohl in acht zu nehmen,
daß man ſich nicht ſelbſt, weder durch Ubermaſſe
in Speiſe und Tranck und andere Unordnung,
noch durch eine gar zu groſſe Strenge, da man
dem Leibe ſeine gehoͤrige Nothdurft und Pflege
verſagen wolte, darum bringe.

2. Da Timotheus zu allen Zeiten viele
Bruͤder, auch im Lehr-Amte, in dieſem Stuͤcke
hat; ſo dienet ſein Exempel ihnen zum Troſte:
ſintemal er der Kirche GOttes dabey dennoch ſo
viel nuͤtzlicher war, ſo viel geſunder ſeine Seele
war an Glaube, Liebe und Hoffnung, und ſoviel
mehrere Staͤrcke des Geiſtes er hatte: wozu im-
mer mehr zu gelangen ihm auch wol ohne Zweifel
die Schwachheit des Leibes manche Veranlaſ-
ſung wird gegeben haben.

V. 24.

Etlicher Leute Suͤnden (wider auf das
vorhergehende, daß man nicht ſo bald iemand
zum Kirchen-Diener ordiniren, und ſich nicht
fremder Suͤnden theilhaftig machen ſoll, zu kom-
men, nach V. 22.) ſind offenbar, daß man
ſie vorhin
(ehe ſich iemand wozu eindringen kan)
richten (und beſtrafen, auch die damit beladene
vom Kirchen-Dienſte zuruͤck halten) kan (Gal.
5, 19.) etlicher werden aber hernach offen-
bar
(Gr. etlichen aber folgen ſie auch nach, d. i.
brechen auf die Heucheley und Verdeckung erſt
nach einiger Zeit aus: darum man ſich mit Er-
wehlung zu Kirchen-Dienern nicht zu uͤbereilen,
ſondern ſie vorher wohl zu pruͤfen hat.)

V. 25.

Deſſelben gleichen etlicher gute Wer-

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[130/0132] Erklaͤrung deserſten Briefes Pauli C. 5. v. 21-25. mit dem Beyſatze der auf die menſchliche Natur und das Amt der Erloͤſung gehenden Namen, JEſus Chriſtus. 2. Daß der Apoſtel der heiligen Engel hie- bey gedencket, damit zeiget er an, daß ſie wie vor dem Thron der Majeſtaͤt GOttes allezeit zugegen ſind, und auf ihre Art GOtt ſehen und loben Matth. 18, 10. Luc. 15, 10. alſo auch in der Gemei- ne GOttes gegenwaͤrtig ſind, und man daher auch ſich um der Engel willen unſtraͤflich verhal- ten muͤſſe 1 Cor. 11, 10. als welche an der Gemeine GOttes die mannichfaltige Weisheit GOttes in der Ausfuͤhrung der Wercke GOttes bewun- dern Eph. 3, 10. 3. Man ſiehet in dieſem Briefe darinnen ei- nen ſonderbaren Ernſt Pauli, daß er das, was er dem Timotheo vorgeſchrieben, zur wircklichen Ausuͤbung zu widerholten malen ſo ernſtlich ein- ſchaͤrfet. Welches er gethan nicht allein um Timothei, ſondern auch um der Aelteſten und der gantzen Gemeine willen, damit ſich Timothe- us auf Pauli Apoſtoliſche Auctoritaͤt darinnen beziehen und iederman ſo vielmehr uͤberzeuget ſeyn konte, daß er Timotheo zu folgen habe. Darum hieß es ſchon Cap. 1, 18. Dis Gebot befehle ich dir, mein Sohn Timothee. Cap. 3, 14. Solches ſchreibe ich dir u. ſ. w. Cap. 4, 6. Wenn du den Bruͤdern ſolches vor- haͤltſt. V. 11. Solches gebeut und lehre. V. 15. Solches warte, damit gehe um u. ſ. w. Cap. 5, 7. Solches gebeut; und hie: V. 21. Jch bezeuge vor GOtt u. ſ. w. Und ferner mit dem groͤſſeſten Nachdruck Cap. 6, 2. Solches lehre und ermahne: und V. 13. Jch gebiete dir, vor GOtt, der alle Dinge lebendig machet u. ſ. w. 4. Es gehet denn nun dieſe Bezeugung vor GOtt und ſeinen heiligen Engeln auf eine ſolche theure Verbindung des Gewiſſens, daß man da- mit vor GOtt geſtellet und ſo vielmehr verpflich- tet wird zur genauen Beobachtung, wenn man nicht dermaleins vor GOtt und ſeinen heiligen Thron-Engeln zuſchanden werden, ſondern mit Freudigkeit beſtehen wolle. V. 22. Die Haͤnde lege niemand bald auf (um ihn zum Lehr-Amte zu ordiniren, ehe er nach ſei- ner Lehre und ſeinem Leben, auch nach den uͤbrigen Cap. 3, 2. u. f. angezeigeten Eigenſchaften genug- ſam gepruͤfet worden. Siehe von der Auflegung der Haͤnde Apoſt. Geſch. 6, 6. 8, 17. 13, 3. 19, 8. 1 tim. 4, 14. 2 Tim. 1, 6. Hebr. 6, 2.) mache dich auch nicht theilhaftig fremder Sůn- den (welches geſchehen wuͤrde, wenn du unzuͤch- tige und aͤrgerlich lebende Leute zum Hirten-Am- te verordnen, oder auch ſonſt an einigen in der Gemeine ausbrechenden Suͤnden durch Still- ſchweigen und auf andere Art theil nehmen wuͤr- deſt) halte dich ſelber keuſch (wie am Leibe, alſo auch am Gemuͤth, und ſuche unſtraͤflich vor GOtt und Menſchen im Evangeliſchen Sinne erfunden, nach Cap. 3, 2. Luc. 1, 6. und keiner fremden Suͤnden ſchuldig zu werden 2 Cor. 7, 11.) Anmerckungen. 1. Was alhie von Auflegung der Haͤnde mit einem beſondern Abſehen auf die Ordina- tion zum Kirchen-Dienſte ſtehet, das gilt auch von der Abſolution, daß man ſolche weder ohne gehoͤrige Pruͤfung ertheilen, noch auch verlan- gen ſoll. 2. Die Theilnehmung an fremden Suͤn- den geſchiehet auf vielfaͤltige Art, dadurch man cauſa moralis wird, am allermeiſten durch Aer- gerniſſe, da man andere durch ſein Exempel zum Boͤſen verleitet, und daher einen Theil der Schuld von ihren Suͤnden mit auf ſich ladet: und denn ferner, wenn man etwas boͤſes Amts wegen unbeſtrafet laͤßt, auch es ſonſt nicht nach Vermoͤgen verhindert, ſondern durch Entſchuldi- gung und Vertheidigung, auch durch Rath und Beyſtimmung, befoͤrdert u. ſ. w. V. 23 Trinck nicht mehr Waſſer (allein, wie du bisher gethan haſt, ſondern brauche (da- bey) ein wenig Weins (welcher eine ſehr ed- le Gabe GOttes iſt, und in ſeinem maͤßigen Ge- brauch, als eine Medicin, des Menſchen Hertz erfreuet, nach Pſ. 104, 15) um deines ſchwa- chen Magens willen, und daß du oft kranck biſt. Anmerckungen. 1. Nebſt der Geſundheit der Seelen iſt keine edlere Gabe GOttes als die Geſundheit des Lei- bes: da der Menſch aus Leib und Seele beſtehet. Und iſt alſo auch dieſe wohl in acht zu nehmen, daß man ſich nicht ſelbſt, weder durch Ubermaſſe in Speiſe und Tranck und andere Unordnung, noch durch eine gar zu groſſe Strenge, da man dem Leibe ſeine gehoͤrige Nothdurft und Pflege verſagen wolte, darum bringe. 2. Da Timotheus zu allen Zeiten viele Bruͤder, auch im Lehr-Amte, in dieſem Stuͤcke hat; ſo dienet ſein Exempel ihnen zum Troſte: ſintemal er der Kirche GOttes dabey dennoch ſo viel nuͤtzlicher war, ſo viel geſunder ſeine Seele war an Glaube, Liebe und Hoffnung, und ſoviel mehrere Staͤrcke des Geiſtes er hatte: wozu im- mer mehr zu gelangen ihm auch wol ohne Zweifel die Schwachheit des Leibes manche Veranlaſ- ſung wird gegeben haben. V. 24. Etlicher Leute Suͤnden (wider auf das vorhergehende, daß man nicht ſo bald iemand zum Kirchen-Diener ordiniren, und ſich nicht fremder Suͤnden theilhaftig machen ſoll, zu kom- men, nach V. 22.) ſind offenbar, daß man ſie vorhin (ehe ſich iemand wozu eindringen kan) richten (und beſtrafen, auch die damit beladene vom Kirchen-Dienſte zuruͤck halten) kan (Gal. 5, 19.) etlicher werden aber hernach offen- bar (Gr. etlichen aber folgen ſie auch nach, d. i. brechen auf die Heucheley und Verdeckung erſt nach einiger Zeit aus: darum man ſich mit Er- wehlung zu Kirchen-Dienern nicht zu uͤbereilen, ſondern ſie vorher wohl zu pruͤfen hat.) V. 25. Deſſelben gleichen etlicher gute Wer- cke

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/132>, abgerufen am 23.11.2024.