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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 2. v. 12. 13. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] sey, (und mit der Stille, da sie sich vom com-
mandir
en, befehlen und vorschreiben enthält,
ihre Unterthänigkeit erweise. Siehe auch 1 Cor.
14, 34. 35. 1 B. Mos. 3, 16. Cph. 1, 18. u. f.)

Anmerckungen.

1. Aus diesem Verse siehet man, daß der
Apostel in dem gantzen Contexte vom ersten
Verse dieses Capitels an sonderlich von dem
handele, wie es in öffentlichen Versamlungen
gehalten werden solle: sintemal er sonst das Leh-
ren einem Weibe nicht würde untersaget ha-
ben. Denn daheim bey ihrem Gesinde und ih-
ren Kindern können und sollen sie gute Lehrerin
seyn. Tit. 2, 3. 4. Und solche waren Timothei
Mutter Eunice und Großmutter Lois gewe-
sen; als welche ihn von zarter Kindheit an in
der heiligen Schrift zur Furcht GOttes unter-
richtet hatten. 2 Tim. 1, 5. c. 3, 14. Wie sich
auch Apollo mit von der gottseligen und
schon geübten Priscilla in den Wegen GOttes
willig unterrichten lassen, sehe man Ap. Gesch.
18, 26. und von einem solchen Weibe heißt es
Sprichw. 31, 26. Sie thut ihren Mund auf
mit Weißheit, und auf ihrer Zunge ist hold-
selige Lehre.

2. Wenn der Apostel der affectirten
Herrschaft der Weiber über den Mann das
still seyn
entgegen setzet so zeiget er damit an,
daß dieselbe gemeiniglich mit vielen unnützen und
herrschsüchtigen Worten gesuchet und geführet
werde, also daß der Mann mit seiner nöthigen
Vorstellung nicht auf kommen könne, und kein
Gehör finde; Nicht weniger zeiget er damit an,
daß die Unterthänigkeit willig seyn und mit der
ergebnen Stille bezeuget werden, nicht aber ge-
zwungen seyn soll, da man endlich zwar thut,
was der Mann haben will, aber mit vieler Un-
willigkeit und Widerrede: Und wenn manche
mit glatten und liebkosenden Worten, auch al-
lerhand List die Herrschaft über den Mann nimt,
so ist solches eben so arg, als thäte sie es mit einem
rauhen Verfahren.

3. Kömt nun gleich dem Weibe die Herr-
schaft über den Mann nicht zu; so führet sie es
doch billig mit ihm gemeinschaftlich über die
Kinder und über das Gesinde: doch also, daß
sie auch dabey der Direction des Ehemannes
billig Platz lässet.

4. Da der Apostel zu der Unterthänigkeit
auch das stille seyn, und stille schweigen erfodert,
so lieget es einem Weibe ob, daß sie dem Ehe-
mann, wenn er etwas auch zu ihrer Besserung
und sonst im Haus-Wesen erinnert, so ihr nicht
in allen Stücken gefällig ist, das letztere Wort
lasse. Dahingegen das letztere Wort haben
und behalten wollen auf ihrer Seiten auf ein
unchristliches Gezänck und vieles Mißvergnü-
gen hinaus lauft, und ein Kennzeichen eines
herrschsüchtigen Gemüths ist.

5. Da Paulus einem Weibe nicht gestat-
ten will, daß sie öffentlich lehre; so solte hieraus
dem Ansehen nach auch wohl die Anmerckung
fliessen, daß es ihr auch nicht erlaubet sey, Bü-
cher zu schreiben und ediren zu lassen. Nun ist
[Spaltenumbruch] es freylich an dem, daß sich das weibliche Ge-
schlecht ordentlicher weise davon billig enthalten
soll, auch wenn man schon meynet, dazu ge-
schickt zu seyn, die Tüchtigkeit auch wircklich da
ist; als welche in sich zum Bücher-schreiben und
ediren noch keine Verbindung im Gewissen mit
sich führet; sintemal auch mancher dazu geschick-
ter Mann sich davon enthält. Unterdessen aber
können sich doch solche Umstände finden, da es
einem Weibe kan zugelassen werden, doch unter
der Direction und Censur eines weisen Man-
nes, wo nicht ihres eigenen, doch eines andern.
Und da siehet denn solcher Zulassung dieses Ver-
bot Pauli nicht entgegen. Denn obgleich das
Buch öffentlich ediret und zum Verkauf darge-
leget wird; so tritt ein Weib, als Urheberinn,
damit doch nicht öffentlich vor einer Gemeine
auf, sondern ihr Buch wird nur von eintzeln
Personen daheim gelesen; und hat es solcherge-
stalt nichts mehr zu sagen, als ein mündlicher
Privat-Unterricht.

V. 13.

Denn Adam ist am ersten gemacht
(eplasthe, gebildet, nemlich dem Leibe nach, aus
der Erde, ein Geväß aus einem Thon; da denn
dem Leibe zugleich die Seele, und mit ihr das
Ebenbild GOttes anerschaffen ist) darnach
Heva
(also daß sie aus der Ribbe Adams ge-
nommen und zugleich mit einer unsterblichen
Seele begabet worden.)

Anmerckungen.

1. Diß ist der erste Beweis, warum das
Weib nicht über den Mann, sondern der Mann
über das Weib die Herrschaft haben soll: und
ist er hergenommen von der in der Schöpfung
gehaltenen Ordnung. Welche an sich selbst
noch einen gedoppelten Beweis an die Hand
giebet: nemlich den von der Art und Weise,
und den von dem Zwecke der Schöpfung.
Der Art und Weise nach ist nicht der Mann vom
Weibe, sondern das Weib vom Manne ge-
nommen, also daß nicht er ihres, sondern sie
seines Wesens theilhaftig worden: Daher denn
auf Seiten des Mannes kein geringer Vorzug
entstehet. Und eben dieses erhellet aus dem da-
her rührenden Zwecke der Schöpfung. Denn
nach demselben ist Adam nicht so wol um des
Weibes Willen, ob sie ihm gleich unentbehr-
lich gewesen, als das Weib um des Mannes
willen, um ihme eine Gehülfin zu seyn, erschaf-
fen. Und eben dieses zeiget Paulus 1 Cor. 11, 7.
8. ausdrücklich an, wenn er spricht; Der Mann
ist GOttes Bild und Ehre; das Weib a-
ber ist des Mannes Ehre. Denn das Weib
ist nicht vom Manne, sondern der Mann
vom Weibe. Und der Mann ist nicht ge-
schaffen um des Weibes willen, sondern
das Weib um des Mannes willen.

2. Nach dieser Ordnung und Beschaf-
fenheit der Schöpfung würde das männliche
Geschlecht vor dem weiblichen einen der Weis-
heit GOttes und beyderley Geschlechten gemäs-
sen Vorzug gehabt und behalten haben im Stan-

de
O 2

C. 2. v. 12. 13. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] ſey, (und mit der Stille, da ſie ſich vom com-
mandir
en, befehlen und vorſchreiben enthaͤlt,
ihre Unterthaͤnigkeit erweiſe. Siehe auch 1 Cor.
14, 34. 35. 1 B. Moſ. 3, 16. Cph. 1, 18. u. f.)

Anmerckungen.

1. Aus dieſem Verſe ſiehet man, daß der
Apoſtel in dem gantzen Contexte vom erſten
Verſe dieſes Capitels an ſonderlich von dem
handele, wie es in oͤffentlichen Verſamlungen
gehalten werden ſolle: ſintemal er ſonſt das Leh-
ren einem Weibe nicht wuͤrde unterſaget ha-
ben. Denn daheim bey ihrem Geſinde und ih-
ren Kindern koͤnnen und ſollen ſie gute Lehrerin
ſeyn. Tit. 2, 3. 4. Und ſolche waren Timothei
Mutter Eunice und Großmutter Lois gewe-
ſen; als welche ihn von zarter Kindheit an in
der heiligen Schrift zur Furcht GOttes unter-
richtet hatten. 2 Tim. 1, 5. c. 3, 14. Wie ſich
auch Apollo mit von der gottſeligen und
ſchon geuͤbten Priſcilla in den Wegen GOttes
willig unterrichten laſſen, ſehe man Ap. Geſch.
18, 26. und von einem ſolchen Weibe heißt es
Sprichw. 31, 26. Sie thut ihren Mund auf
mit Weißheit, und auf ihrer Zunge iſt hold-
ſelige Lehre.

2. Wenn der Apoſtel der affectirten
Herrſchaft der Weiber uͤber den Mann das
ſtill ſeyn
entgegen ſetzet ſo zeiget er damit an,
daß dieſelbe gemeiniglich mit vielen unnuͤtzen und
herrſchſuͤchtigen Worten geſuchet und gefuͤhret
werde, alſo daß der Mann mit ſeiner noͤthigen
Vorſtellung nicht auf kommen koͤnne, und kein
Gehoͤr finde; Nicht weniger zeiget er damit an,
daß die Unterthaͤnigkeit willig ſeyn und mit der
ergebnen Stille bezeuget werden, nicht aber ge-
zwungen ſeyn ſoll, da man endlich zwar thut,
was der Mann haben will, aber mit vieler Un-
willigkeit und Widerrede: Und wenn manche
mit glatten und liebkoſenden Worten, auch al-
lerhand Liſt die Herrſchaft uͤber den Mann nimt,
ſo iſt ſolches eben ſo arg, als thaͤte ſie es mit einem
rauhen Verfahren.

3. Koͤmt nun gleich dem Weibe die Herr-
ſchaft uͤber den Mann nicht zu; ſo fuͤhret ſie es
doch billig mit ihm gemeinſchaftlich uͤber die
Kinder und uͤber das Geſinde: doch alſo, daß
ſie auch dabey der Direction des Ehemannes
billig Platz laͤſſet.

4. Da der Apoſtel zu der Unterthaͤnigkeit
auch das ſtille ſeyn, und ſtille ſchweigen erfodert,
ſo lieget es einem Weibe ob, daß ſie dem Ehe-
mann, wenn er etwas auch zu ihrer Beſſerung
und ſonſt im Haus-Weſen erinnert, ſo ihr nicht
in allen Stuͤcken gefaͤllig iſt, das letztere Wort
laſſe. Dahingegen das letztere Wort haben
und behalten wollen auf ihrer Seiten auf ein
unchriſtliches Gezaͤnck und vieles Mißvergnuͤ-
gen hinaus lauft, und ein Kennzeichen eines
herrſchſuͤchtigen Gemuͤths iſt.

5. Da Paulus einem Weibe nicht geſtat-
ten will, daß ſie oͤffentlich lehre; ſo ſolte hieraus
dem Anſehen nach auch wohl die Anmerckung
flieſſen, daß es ihr auch nicht erlaubet ſey, Buͤ-
cher zu ſchreiben und ediren zu laſſen. Nun iſt
[Spaltenumbruch] es freylich an dem, daß ſich das weibliche Ge-
ſchlecht ordentlicher weiſe davon billig enthalten
ſoll, auch wenn man ſchon meynet, dazu ge-
ſchickt zu ſeyn, die Tuͤchtigkeit auch wircklich da
iſt; als welche in ſich zum Buͤcher-ſchreiben und
ediren noch keine Verbindung im Gewiſſen mit
ſich fuͤhret; ſintemal auch mancher dazu geſchick-
ter Mann ſich davon enthaͤlt. Unterdeſſen aber
koͤnnen ſich doch ſolche Umſtaͤnde finden, da es
einem Weibe kan zugelaſſen werden, doch unter
der Direction und Cenſur eines weiſen Man-
nes, wo nicht ihres eigenen, doch eines andern.
Und da ſiehet denn ſolcher Zulaſſung dieſes Ver-
bot Pauli nicht entgegen. Denn obgleich das
Buch oͤffentlich ediret und zum Verkauf darge-
leget wird; ſo tritt ein Weib, als Urheberinn,
damit doch nicht oͤffentlich vor einer Gemeine
auf, ſondern ihr Buch wird nur von eintzeln
Perſonen daheim geleſen; und hat es ſolcherge-
ſtalt nichts mehr zu ſagen, als ein muͤndlicher
Privat-Unterricht.

V. 13.

Denn Adam iſt am erſten gemacht
(ἐπλάσϑη, gebildet, nemlich dem Leibe nach, aus
der Erde, ein Gevaͤß aus einem Thon; da denn
dem Leibe zugleich die Seele, und mit ihr das
Ebenbild GOttes anerſchaffen iſt) darnach
Heva
(alſo daß ſie aus der Ribbe Adams ge-
nommen und zugleich mit einer unſterblichen
Seele begabet worden.)

Anmerckungen.

1. Diß iſt der erſte Beweis, warum das
Weib nicht uͤber den Mann, ſondern der Mann
uͤber das Weib die Herrſchaft haben ſoll: und
iſt er hergenommen von der in der Schoͤpfung
gehaltenen Ordnung. Welche an ſich ſelbſt
noch einen gedoppelten Beweis an die Hand
giebet: nemlich den von der Art und Weiſe,
und den von dem Zwecke der Schoͤpfung.
Der Art und Weiſe nach iſt nicht der Mann vom
Weibe, ſondern das Weib vom Manne ge-
nommen, alſo daß nicht er ihres, ſondern ſie
ſeines Weſens theilhaftig worden: Daher denn
auf Seiten des Mannes kein geringer Vorzug
entſtehet. Und eben dieſes erhellet aus dem da-
her ruͤhrenden Zwecke der Schoͤpfung. Denn
nach demſelben iſt Adam nicht ſo wol um des
Weibes Willen, ob ſie ihm gleich unentbehr-
lich geweſen, als das Weib um des Mannes
willen, um ihme eine Gehuͤlfin zu ſeyn, erſchaf-
fen. Und eben dieſes zeiget Paulus 1 Cor. 11, 7.
8. ausdruͤcklich an, wenn er ſpricht; Der Mann
iſt GOttes Bild und Ehre; das Weib a-
ber iſt des Mannes Ehre. Denn das Weib
iſt nicht vom Manne, ſondern der Mann
vom Weibe. Und der Mann iſt nicht ge-
ſchaffen um des Weibes willen, ſondern
das Weib um des Mannes willen.

2. Nach dieſer Ordnung und Beſchaf-
fenheit der Schoͤpfung wuͤrde das maͤnnliche
Geſchlecht vor dem weiblichen einen der Weis-
heit GOttes und beyderley Geſchlechten gemaͤſ-
ſen Vorzug gehabt und behalten haben im Stan-

de
O 2
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[107/0109] C. 2. v. 12. 13. an den Timotheum. ſey, (und mit der Stille, da ſie ſich vom com- mandiren, befehlen und vorſchreiben enthaͤlt, ihre Unterthaͤnigkeit erweiſe. Siehe auch 1 Cor. 14, 34. 35. 1 B. Moſ. 3, 16. Cph. 1, 18. u. f.) Anmerckungen. 1. Aus dieſem Verſe ſiehet man, daß der Apoſtel in dem gantzen Contexte vom erſten Verſe dieſes Capitels an ſonderlich von dem handele, wie es in oͤffentlichen Verſamlungen gehalten werden ſolle: ſintemal er ſonſt das Leh- ren einem Weibe nicht wuͤrde unterſaget ha- ben. Denn daheim bey ihrem Geſinde und ih- ren Kindern koͤnnen und ſollen ſie gute Lehrerin ſeyn. Tit. 2, 3. 4. Und ſolche waren Timothei Mutter Eunice und Großmutter Lois gewe- ſen; als welche ihn von zarter Kindheit an in der heiligen Schrift zur Furcht GOttes unter- richtet hatten. 2 Tim. 1, 5. c. 3, 14. Wie ſich auch Apollo mit von der gottſeligen und ſchon geuͤbten Priſcilla in den Wegen GOttes willig unterrichten laſſen, ſehe man Ap. Geſch. 18, 26. und von einem ſolchen Weibe heißt es Sprichw. 31, 26. Sie thut ihren Mund auf mit Weißheit, und auf ihrer Zunge iſt hold- ſelige Lehre. 2. Wenn der Apoſtel der affectirten Herrſchaft der Weiber uͤber den Mann das ſtill ſeyn entgegen ſetzet ſo zeiget er damit an, daß dieſelbe gemeiniglich mit vielen unnuͤtzen und herrſchſuͤchtigen Worten geſuchet und gefuͤhret werde, alſo daß der Mann mit ſeiner noͤthigen Vorſtellung nicht auf kommen koͤnne, und kein Gehoͤr finde; Nicht weniger zeiget er damit an, daß die Unterthaͤnigkeit willig ſeyn und mit der ergebnen Stille bezeuget werden, nicht aber ge- zwungen ſeyn ſoll, da man endlich zwar thut, was der Mann haben will, aber mit vieler Un- willigkeit und Widerrede: Und wenn manche mit glatten und liebkoſenden Worten, auch al- lerhand Liſt die Herrſchaft uͤber den Mann nimt, ſo iſt ſolches eben ſo arg, als thaͤte ſie es mit einem rauhen Verfahren. 3. Koͤmt nun gleich dem Weibe die Herr- ſchaft uͤber den Mann nicht zu; ſo fuͤhret ſie es doch billig mit ihm gemeinſchaftlich uͤber die Kinder und uͤber das Geſinde: doch alſo, daß ſie auch dabey der Direction des Ehemannes billig Platz laͤſſet. 4. Da der Apoſtel zu der Unterthaͤnigkeit auch das ſtille ſeyn, und ſtille ſchweigen erfodert, ſo lieget es einem Weibe ob, daß ſie dem Ehe- mann, wenn er etwas auch zu ihrer Beſſerung und ſonſt im Haus-Weſen erinnert, ſo ihr nicht in allen Stuͤcken gefaͤllig iſt, das letztere Wort laſſe. Dahingegen das letztere Wort haben und behalten wollen auf ihrer Seiten auf ein unchriſtliches Gezaͤnck und vieles Mißvergnuͤ- gen hinaus lauft, und ein Kennzeichen eines herrſchſuͤchtigen Gemuͤths iſt. 5. Da Paulus einem Weibe nicht geſtat- ten will, daß ſie oͤffentlich lehre; ſo ſolte hieraus dem Anſehen nach auch wohl die Anmerckung flieſſen, daß es ihr auch nicht erlaubet ſey, Buͤ- cher zu ſchreiben und ediren zu laſſen. Nun iſt es freylich an dem, daß ſich das weibliche Ge- ſchlecht ordentlicher weiſe davon billig enthalten ſoll, auch wenn man ſchon meynet, dazu ge- ſchickt zu ſeyn, die Tuͤchtigkeit auch wircklich da iſt; als welche in ſich zum Buͤcher-ſchreiben und ediren noch keine Verbindung im Gewiſſen mit ſich fuͤhret; ſintemal auch mancher dazu geſchick- ter Mann ſich davon enthaͤlt. Unterdeſſen aber koͤnnen ſich doch ſolche Umſtaͤnde finden, da es einem Weibe kan zugelaſſen werden, doch unter der Direction und Cenſur eines weiſen Man- nes, wo nicht ihres eigenen, doch eines andern. Und da ſiehet denn ſolcher Zulaſſung dieſes Ver- bot Pauli nicht entgegen. Denn obgleich das Buch oͤffentlich ediret und zum Verkauf darge- leget wird; ſo tritt ein Weib, als Urheberinn, damit doch nicht oͤffentlich vor einer Gemeine auf, ſondern ihr Buch wird nur von eintzeln Perſonen daheim geleſen; und hat es ſolcherge- ſtalt nichts mehr zu ſagen, als ein muͤndlicher Privat-Unterricht. V. 13. Denn Adam iſt am erſten gemacht (ἐπλάσϑη, gebildet, nemlich dem Leibe nach, aus der Erde, ein Gevaͤß aus einem Thon; da denn dem Leibe zugleich die Seele, und mit ihr das Ebenbild GOttes anerſchaffen iſt) darnach Heva (alſo daß ſie aus der Ribbe Adams ge- nommen und zugleich mit einer unſterblichen Seele begabet worden.) Anmerckungen. 1. Diß iſt der erſte Beweis, warum das Weib nicht uͤber den Mann, ſondern der Mann uͤber das Weib die Herrſchaft haben ſoll: und iſt er hergenommen von der in der Schoͤpfung gehaltenen Ordnung. Welche an ſich ſelbſt noch einen gedoppelten Beweis an die Hand giebet: nemlich den von der Art und Weiſe, und den von dem Zwecke der Schoͤpfung. Der Art und Weiſe nach iſt nicht der Mann vom Weibe, ſondern das Weib vom Manne ge- nommen, alſo daß nicht er ihres, ſondern ſie ſeines Weſens theilhaftig worden: Daher denn auf Seiten des Mannes kein geringer Vorzug entſtehet. Und eben dieſes erhellet aus dem da- her ruͤhrenden Zwecke der Schoͤpfung. Denn nach demſelben iſt Adam nicht ſo wol um des Weibes Willen, ob ſie ihm gleich unentbehr- lich geweſen, als das Weib um des Mannes willen, um ihme eine Gehuͤlfin zu ſeyn, erſchaf- fen. Und eben dieſes zeiget Paulus 1 Cor. 11, 7. 8. ausdruͤcklich an, wenn er ſpricht; Der Mann iſt GOttes Bild und Ehre; das Weib a- ber iſt des Mannes Ehre. Denn das Weib iſt nicht vom Manne, ſondern der Mann vom Weibe. Und der Mann iſt nicht ge- ſchaffen um des Weibes willen, ſondern das Weib um des Mannes willen. 2. Nach dieſer Ordnung und Beſchaf- fenheit der Schoͤpfung wuͤrde das maͤnnliche Geſchlecht vor dem weiblichen einen der Weis- heit GOttes und beyderley Geſchlechten gemaͤſ- ſen Vorzug gehabt und behalten haben im Stan- de O 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/109>, abgerufen am 23.11.2024.