Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 2. v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
seyn können? sintemal er ja auf diese Art bey-des sagen würde, der beleidigte GOtt und der Versöhner, und zwar bey sich selbst: so ist al- hie zweyerley wohl zu mercken: 1 Erstlich das Geheimniß der Dreyeinigkeit in dem göttlichen Wesen: als nach welchem der Sohn zwar mit dem Vater und heiligen Geiste eines Wesens, aber doch der Person nach, auf eine uns unbe- greifliche hohe Art, vom Vater und dem Heil. Geiste wircklich unterschieden ist. 1 Joh. 5, 7. 2. Daß diese andere Person in der hochgelobten Gottheit, nach solchem ihrem persönlichen Unter- scheide vom Vater und Heiligem Geiste die menschliche Natur an sich genommen, und in derselben als GOtt-Mensch das Mittler-Amt geführet; womit denn auch seiner eignen Gott- heit, so fern sie mit dem Vater und dem heili- gen Geiste eines Wesens ist, ein Genügen ge- schehen. 7. Es gehet dieses Geheimniß zwar über 8. Noch eine und die andere Anmerckung 9. Wenn der Mensch vor GOTT ohne 10. Haben wir nun einen, oder einen ein- V. 6. Der (um sich als einen Mittler zu erwei- Anmerckungen. 1. Mit der Composition des Worts 2. Es ist das Wort antilutron von gros- sen
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 5. 6. [Spaltenumbruch]
ſeyn koͤnnen? ſintemal er ja auf dieſe Art bey-des ſagen wuͤrde, der beleidigte GOtt und der Verſoͤhner, und zwar bey ſich ſelbſt: ſo iſt al- hie zweyerley wohl zu mercken: 1 Erſtlich das Geheimniß der Dreyeinigkeit in dem goͤttlichen Weſen: als nach welchem der Sohn zwar mit dem Vater und heiligen Geiſte eines Weſens, aber doch der Perſon nach, auf eine uns unbe- greifliche hohe Art, vom Vater und dem Heil. Geiſte wircklich unterſchieden iſt. 1 Joh. 5, 7. 2. Daß dieſe andere Perſon in der hochgelobten Gottheit, nach ſolchem ihrem perſoͤnlichen Unter- ſcheide vom Vater und Heiligem Geiſte die menſchliche Natur an ſich genommen, und in derſelben als GOtt-Menſch das Mittler-Amt gefuͤhret; womit denn auch ſeiner eignen Gott- heit, ſo fern ſie mit dem Vater und dem heili- gen Geiſte eines Weſens iſt, ein Genuͤgen ge- ſchehen. 7. Es gehet dieſes Geheimniß zwar uͤber 8. Noch eine und die andere Anmerckung 9. Wenn der Menſch vor GOTT ohne 10. Haben wir nun einen, oder einen ein- V. 6. Der (um ſich als einen Mittler zu erwei- Anmerckungen. 1. Mit der Compoſition des Worts 2. Es iſt das Wort ἀντίλυτρον von groſ- ſen
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Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 5. 6.
ſeyn koͤnnen? ſintemal er ja auf dieſe Art bey-
des ſagen wuͤrde, der beleidigte GOtt und der
Verſoͤhner, und zwar bey ſich ſelbſt: ſo iſt al-
hie zweyerley wohl zu mercken: 1 Erſtlich das
Geheimniß der Dreyeinigkeit in dem goͤttlichen
Weſen: als nach welchem der Sohn zwar mit
dem Vater und heiligen Geiſte eines Weſens,
aber doch der Perſon nach, auf eine uns unbe-
greifliche hohe Art, vom Vater und dem Heil.
Geiſte wircklich unterſchieden iſt. 1 Joh. 5, 7. 2.
Daß dieſe andere Perſon in der hochgelobten
Gottheit, nach ſolchem ihrem perſoͤnlichen Unter-
ſcheide vom Vater und Heiligem Geiſte die
menſchliche Natur an ſich genommen, und in
derſelben als GOtt-Menſch das Mittler-Amt
gefuͤhret; womit denn auch ſeiner eignen Gott-
heit, ſo fern ſie mit dem Vater und dem heili-
gen Geiſte eines Weſens iſt, ein Genuͤgen ge-
ſchehen.
7. Es gehet dieſes Geheimniß zwar uͤber
allen unſern Begrif: es laͤßt ſich doch aber fol-
gender geſtalt einiger maſſen erlaͤutern: nemlich
wo ihrer mehrere Perſonen im Gerichte ſitzen,
da kan es geſchehen, daß eine gewiſſe Perſon
zwar die richterliche Dignitaͤt hat, und auch
an ſich ſelbſt behaͤlt; ſich aber doch bey einer ge-
maͤßen Handlung des wircklichen Gebrauchs
derſelben freywillig begiebt, und einen Buͤr-
gen und Fuͤrſprecher fuͤr eine ſchuldige Perſon
abgiebt; und denn nach vollbrachter ſolcher
Handlung ſich wider zu Gerichte ſetzet. Alſo
hat ſich der Sohn GOttes nach angenommener
menſchlichen Natur im Stande der Erniedri-
gung des voͤlligen Gebrauchs des ſeiner Gott-
heit gemaͤßen richterlichen Amts willig ſelbſt
begeben, und iſt unſer Advocat oder Fuͤrſpre-
cher, ja Buͤrge und Erloͤſer worden vor goͤttli-
chem Gerichte; nach vollendeter Erloͤſung aber
hat er ſich nach der Himmelfahrt wieder zur
Rechten GOttes geſetzet, und zwar dergeſtalt,
daß er die angenommene menſchliche Natur in
der Einheit ſeiner Perſon mit dazu eingefuͤhret
hat. Welcher denn auch wie alle Gewalt im
Himmel und auf Erden, alſo inſonderheit die
richterliche Obermacht mitgetheilet worden.
Matth. 28, 19. Joh. 5, 27.
8. Noch eine und die andere Anmerckung
zur Lehre und Erbauung hinzuzuthun; ſo haben
wir, weil nur ein einiger GOtt iſt, ihm auch
nur allein im Glauben anzuhangen und zu die-
nen, nach dem Sinn des erſten Gebots, und
alſo unſere Hertzen in die Verleugnung unſer
ſelbſt und aller Creaturen einzufuͤhren. Matth.
6, 24. Phil. 3, 14. Eins iſt noth; ſoll es alhier
heiſſen nach Luc. 10, 42.
9. Wenn der Menſch vor GOTT ohne
Mittler ihme ſelbſt gelaſſen iſt, ſo ſtehet er ent-
weder in einem Phariſaͤiſchen Stoltz, oder er
bleibet ohne wahren Troſt und Kraft, darum
die Chriſtliche Lehre darinnen einen rechten Cha-
racter ihres goͤttlichen Urſprunges und ihrer
goͤttlichen Wahrheit hat, daß ſie uns ſo gar
nachdruͤcklich und troͤſtlich auf einen Mittler
weiſet, und zwar einen ſolchen, der GOtt-
Menſch iſt. So fremd es der durch Vorur-
theile und Eigenliebe geblendeten Vernunft im-
mer mehr vorkoͤmmt, daß man bey GOtt eines
ſolchen Mittlers beduͤrfe, ſo weiſe, troſtreich,
und ſchmackhaft iſt dieſe Lehre doch einer buß-
fertigen und angefochtenen Seele.
10. Haben wir nun einen, oder einen ein-
tzigen und ſo allgemeinen, maͤchtigen und huͤlf-
reichen Mittler; ſo duͤrfen wir weder die Ma-
riam, noch einen andern Heiligen anrufen.
V. 6.
Der (um ſich als einen Mittler zu erwei-
ſen) ſich ſelbſt (zum Gegenbilde der Opfer al-
tes Teſtaments, die den Mittler vorſtelleten und
an ſtatt der Menſchen dargebracht wurden, al-
ſo daß einer nicht ſich ſelbſt, ſondern ſein Opfer,
das Chriſtum repræſentirte, dahin gab) gege-
ben hat fuͤr alle (ohne eintzige Ausnahme, wie
wir alſo fuͤr alle Menſchen beten ſollen v. 1. auch
GOtt will, daß alle ſelig werden v. 4.) zur Er-
loͤſung (ἁντίλυτρον zu einem ſolchen Loͤſe-Geld,
welches fuͤr und an ſtatt aller Menſchen guͤltig
iſt) daß ſolches zu ſeiner Zeit (καιρο῀ις ἰδίοις
zu ſeinen eignen von GOtt zu ſolcher neuen Oe-
conomie ſonderlich beſtimmeten Zeiten nach
vollbrachter Erloͤſung) geprediget (oder durch
ſo viele Zeugen der Wahrheit bezeuget) wůrde.
(Gal. 4, 4. Roͤm. 16, 25. Col. 1, 26.)
Anmerckungen.
1. Mit der Compoſition des Worts
λύτρον, α᾽ντίλυτρον, wird angezeiget, daß das Loͤ-
ſe-Geld fuͤr andere, oder an anderer ihre ſtatt
gebracht worden: wie denn auch daher noch da-
bey ſtehet: _ υπέρ πάντων, fuͤr alle: fuͤr welche
particul ὑϖὲρ Matth. 20, 28. die daſelbſt bey
dem Worte λυ᾽τρον ausgelaßene particula ἀντ_
ſtehet. Wo ſelbſt das Wort viele von der gan-
tzen Menge aller Menſchen gebrauchet wird,
wie Roͤm. 10, 18. 19.
2. Es iſt das Wort ἀντίλυτρον von groſ-
ſem Nachdrucke. Denn es fuͤhret uns ſonderlich
auf dieſe vier Haupt-Puncte: Erſtlich, daß uͤber
das gantze menſchliche Geſchlecht eine ſehr groſſe
Sůnden-Schuld haftet: Zum andern, daß
im Gerichte GOttes nach der unwandelbaren
goͤttlichen Gerechtigkeit ein gehoͤriger Abtrag
erfodert wird mit Androhung der Verdamniß,
wo er nicht geleiſtet wird: Drittens, daß das
menſchliche Geſchlecht den Abtrag zur Satisfa-
ction unmoͤglich ſelbſt thun koͤnne. Und daß
alſo viertens daher eines Mittlers Loͤſe-Geld
zur Satisfaction noͤthig geweſen, und der Sohn
GOttes in angenommener menſchlichen Natur,
daſſelbe bezahlet habe. Welche Zahlung denn
darinnen beſtanden, daß er an ſtatt des menſch-
lichen Geſchlechts das Geſetz vollkoͤmlich erfuͤl-
let, auch die der Suͤnde halber uͤber das menſch-
liche Geſchlecht liegende Strafe uͤber ſich genom-
men habe. Jeſ. 53. Phil. 2, 6. u. f. Und alſo
entſtehet denn von dem Lytro, dem Loͤſe-
Geld die ἀπολύτρωσις, die Erloͤſung, die uns
in ſo vielen Orten des Alten und Neuen Teſta-
ments aufs reichlichſte und nachdruͤcklichſte, als
die rechte Evangeliſche Haupt-Lehre, angeprie-
ſen
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