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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 15-17. an die Römer.
[Spaltenumbruch]
V. 15.

Sintemal (um zu erkennen, wie sehr der
Weg, die Seligkeit durchs Gesetz und durchs
Evangelium suchen, unterschieden sey,) das Ge-
setz richtet nur Zorn an
(entdecket uns die
Sünde c. 3, 20. und darüber den Zorn GOttes
zur Verdammniß) denn, wo das Gesetz nicht
ist,
(oder nicht erkant wird, und also ist, als wä-
re es nicht) da ist auch (der Erkäntniß und
Bekäntniß nach) keine Ubertretung.

Anmerckungen.

1. Es ist dieses Amt, oder diese Wirckung
des Gesetzes, daß es nur Zorn anrichte, oder ihn
über die entdeckte Sünde offenbare, wohl zu mer-
cken, um desselben Unterscheid vom Evangelio
desto besser zu erkennen, und sich desselben recht
zu gebrauchen. Paulus zeiget dieses noch an
mehrern Orten mit Fleiß an. Denn zuvor c. 3,
20. heißt es: Durch das Gesetz kömmt Er-
käntniß der Sünde.
Und c. 5, 13. Wo kein
Gesetz ist, da achtet man der Sünde nicht.

Ferner c. 7, 7. Die Sünde erkante ich nicht,
ohne durchs Gesetz. Denn ich wußte nichts
von der Lust, wo das Gesetz nicht gesaget
hätte: Laß dich nicht gelüsten
u. s. w. 1 Cor.
15, 56. Die Kraft der Sünde ist das Gesetz.
2 Cor. 3, 6. Der Buchstabe tödtet. V. 9.
Das Amt, das die Verdammniß prediget.
Gal. 3, 19. Das Gesetz ist gekommen um der
Sünde willen.

2. Es muß zwar allerdings das Gesetz nebst
dem Evangelio geprediget werden: allein, wo
es nicht in rechter Ordnung vorgetragen wird,
da richtet es nur Zorn an, nicht allein in diesem
Paulinischen Sinne; sondern auch in dem Ver-
stande, daß die Menschen dadurch nur in eine Er-
bitterung gesetzet werden. Der Weg muß zwar
mit dem Gesetz gebahnet werden bey denen, wel-
che ohne wahre Erkäntniß ihrer Sünden sind:
der gesegnete Eingang aber wird eigentlich durch
das Evangelium erhalten.

V. 16.

Derohalben (da es also um das Gesetz ste-
het, und also die Verheissung, oder das verheisse-
ne Gut, dadurch nicht kommen kan, wie im er-
sten Satze des 13ten Verses gesaget worden)
muß (nach desselben andern oder letzten Satz)
die Gerechtigkeit (womit wir vor GOTT be-
stehen und zum ewigen Leben eingehen, oder die
Theilnehmung an dem geistlichen und ewigen Er-
be nach v. 14. im Griechischen ist alhier eine el-
lipsis,
wie auch in den folgenden Worten kata
kharin, da das verbum sey fehlet) durch den
(sich an die Verheissung, oder an das Evangeli-
um haltenden) Glauben kommen, auf daß
sie sey aus Gnaden,
(für ein Gnaden-Geschenck
erkant werde:) und die Verheissung vest blei-
be allem Saamen,
(wie in ihrer Kraft zur Er-
füllung, also auch in ihrer Extension oder Aus-
breitung über alle Völcker und Menschen ohne
Unterscheid,) nicht allein dem, der unter
dem Gesetz ist
(dem Juden) sondern auch
dem, der
(der der Geburt nach aus der Vorhaut,
oder Heidenschaft, aber doch dabey) des Glau-
[Spaltenumbruch] bens Abrahams ist,
(den er sichon vor der Be-
schneidung in der Vorhaut hatte) welcher ist
unser aller
(der gläubigen Juden und Heiden
geistlicher Vater (und rechtes Muster der Nach-
folge. Jes. 51, 2. Matth. 3, 9.)

V. 17.

Wie geschrieben stehet (1 B. Mos. 17,
4. 5.) Jch habe dich gesetzet zum Vater vie-
ler Heiden vor GOTT, dem du gegläubet
hast, der da lebendig machet die Todten,

(und also auch ihn und sein Weib, ob sie gleich
zum Kinder-Zeugen überaltet und gleichsam
schon erstorben waren v. 19. könte dazu tüchtig
machen, und demnach denjenigen Samen ge-
ben, aus dessen Nachkommen der Meßias her-
stamme, und durch diesen der göttliche Segen
sich über alle Völcker, als seine geistliche Nach-
kommenschaft, ausbreite: dem er auch, als er
nach seinem Befehl den geschenckten Sohn der
Verheissung, den Jsaac, schlachten solte, es
zutrauete, daß er ihn wol wieder von den Todten
erwecken und also die Verheissung erfüllen kön-
te. Hebr. 11, 19.) und rufet dem, das nicht
ist, daß es sey.
(Gr. Und rufet dem, das nicht
ist, als wäre es: d. i. der durch seine allmäch-
tige Schöpfungs-Kraft, davon in der Historie
der Schöpfung das rufen, sprechen oder befeh-
len gesaget wird Ps. 33, 6. Dinge, die da nicht
vorhanden sind, so leichte hervor bringet und dar-
stellet, als wären sie schon da, oder als wenn ein
Mensch die schon existirende Dinge so und so ord-
net: der künftig die schon längst verweseten Cör-
per der Menschen, die in ihrer vorigen Substantz
nicht mehr vorhanden sind, wird darstellen, als
wenn sie noch da gewesen wären: der auch noch
nicht aufhöret, auf mancherley Art solche seine
Schöpfungs-Kraft zu beweisen: gleichwie er sie
in der ersten Schöpfung erwiesen hat, da er das,
was vorher nichts, oder nicht war, also hervorge-
bracht hat, daß man es siehet, als wäre es schon
da gewesen; daß es ihme demnach, alles aus
nichts hervorzubringen, so leichte gewesen, als
aus etwas es zu erschaffen. Dieses stellete sich
Abraham vor, als er die Verheissung von dem
Saamen gegen seinen und der Sara fast wie
schon erstorbenen Leib hielte, und sich also im
Glauben an die Verheissung stärckete.)

Anmerckungen.
1. Die Worte: Wie geschrieben stehet:
Jch habe dich gesetzet zum Vater vieler
Heiden,
stehen in parenthesi, und müssen die
folgende Worte mit den vorhergehenden des 16
Verses construiret werden.
2. Damit man aber die Deutlichkeit die-
ser Construction sehe, so ist zu mercken, daß die
Worte: katenanti ou episteuse Theou nach dem
Atticismo so viel sind, als katenanti Theou, o epi-
steuse. Davon Erasmus Schmidius an diesem
Orte kan nachgelesen werden. Und wird damit
angezeiget, daß, da sein Glaube im Hertzen ver-
borgen gelegen, er doch vor GOTT offenbar ge-
wesen und für gültig angesehen werden.
3. Die Schöpfung und Auferweckung der
Todten sind diejenigen grossen Wercke GOttes,
deren
Cap. 4, v. 15-17. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
V. 15.

Sintemal (um zu erkennen, wie ſehr der
Weg, die Seligkeit durchs Geſetz und durchs
Evangelium ſuchen, unterſchieden ſey,) das Ge-
ſetz richtet nur Zorn an
(entdecket uns die
Suͤnde c. 3, 20. und daruͤber den Zorn GOttes
zur Verdammniß) denn, wo das Geſetz nicht
iſt,
(oder nicht erkant wird, und alſo iſt, als waͤ-
re es nicht) da iſt auch (der Erkaͤntniß und
Bekaͤntniß nach) keine Ubertretung.

Anmerckungen.

1. Es iſt dieſes Amt, oder dieſe Wirckung
des Geſetzes, daß es nur Zorn anrichte, oder ihn
uͤber die entdeckte Suͤnde offenbare, wohl zu mer-
cken, um deſſelben Unterſcheid vom Evangelio
deſto beſſer zu erkennen, und ſich deſſelben recht
zu gebrauchen. Paulus zeiget dieſes noch an
mehrern Orten mit Fleiß an. Denn zuvor c. 3,
20. heißt es: Durch das Geſetz koͤmmt Er-
kaͤntniß der Suͤnde.
Und c. 5, 13. Wo kein
Geſetz iſt, da achtet man der Suͤnde nicht.

Ferner c. 7, 7. Die Suͤnde erkante ich nicht,
ohne durchs Geſetz. Denn ich wußte nichts
von der Luſt, wo das Geſetz nicht geſaget
haͤtte: Laß dich nicht geluͤſten
u. ſ. w. 1 Cor.
15, 56. Die Kraft der Suͤnde iſt das Geſetz.
2 Cor. 3, 6. Der Buchſtabe toͤdtet. V. 9.
Das Amt, das die Verdammniß prediget.
Gal. 3, 19. Das Geſetz iſt gekommen um der
Suͤnde willen.

2. Es muß zwar allerdings das Geſetz nebſt
dem Evangelio geprediget werden: allein, wo
es nicht in rechter Ordnung vorgetragen wird,
da richtet es nur Zorn an, nicht allein in dieſem
Pauliniſchen Sinne; ſondern auch in dem Ver-
ſtande, daß die Menſchen dadurch nur in eine Er-
bitterung geſetzet werden. Der Weg muß zwar
mit dem Geſetz gebahnet werden bey denen, wel-
che ohne wahre Erkaͤntniß ihrer Suͤnden ſind:
der geſegnete Eingang aber wird eigentlich durch
das Evangelium erhalten.

V. 16.

Derohalben (da es alſo um das Geſetz ſte-
het, und alſo die Verheiſſung, oder das verheiſſe-
ne Gut, dadurch nicht kommen kan, wie im er-
ſten Satze des 13ten Verſes geſaget worden)
muß (nach deſſelben andern oder letzten Satz)
die Gerechtigkeit (womit wir vor GOTT be-
ſtehen und zum ewigen Leben eingehen, oder die
Theilnehmung an dem geiſtlichen und ewigen Er-
be nach v. 14. im Griechiſchen iſt alhier eine el-
lipſis,
wie auch in den folgenden Worten κατὰ
χάριν, da das verbum ſey fehlet) durch den
(ſich an die Verheiſſung, oder an das Evangeli-
um haltenden) Glauben kommen, auf daß
ſie ſey aus Gnaden,
(fuͤr ein Gnaden-Geſchenck
erkant werde:) und die Verheiſſung veſt blei-
be allem Saamen,
(wie in ihrer Kraft zur Er-
fuͤllung, alſo auch in ihrer Extenſion oder Aus-
breitung uͤber alle Voͤlcker und Menſchen ohne
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dem Geſetz iſt
(dem Juden) ſondern auch
dem, der
(der der Geburt nach aus der Vorhaut,
oder Heidenſchaft, aber doch dabey) des Glau-
[Spaltenumbruch] bens Abrahams iſt,
(den er ſichon vor der Be-
ſchneidung in der Vorhaut hatte) welcher iſt
unſer aller
(der glaͤubigen Juden und Heiden
geiſtlicher Vater (und rechtes Muſter der Nach-
folge. Jeſ. 51, 2. Matth. 3, 9.)

V. 17.

Wie geſchrieben ſtehet (1 B. Moſ. 17,
4. 5.) Jch habe dich geſetzet zum Vater vie-
ler Heiden vor GOTT, dem du geglaͤubet
haſt, der da lebendig machet die Todten,

(und alſo auch ihn und ſein Weib, ob ſie gleich
zum Kinder-Zeugen uͤberaltet und gleichſam
ſchon erſtorben waren v. 19. koͤnte dazu tuͤchtig
machen, und demnach denjenigen Samen ge-
ben, aus deſſen Nachkommen der Meßias her-
ſtamme, und durch dieſen der goͤttliche Segen
ſich uͤber alle Voͤlcker, als ſeine geiſtliche Nach-
kommenſchaft, ausbreite: dem er auch, als er
nach ſeinem Befehl den geſchenckten Sohn der
Verheiſſung, den Jſaac, ſchlachten ſolte, es
zutrauete, daß er ihn wol wieder von den Todten
erwecken und alſo die Verheiſſung erfuͤllen koͤn-
te. Hebr. 11, 19.) und rufet dem, das nicht
iſt, daß es ſey.
(Gr. Und rufet dem, das nicht
iſt, als waͤre es: d. i. der durch ſeine allmaͤch-
tige Schoͤpfungs-Kraft, davon in der Hiſtorie
der Schoͤpfung das rufen, ſprechen oder befeh-
len geſaget wird Pſ. 33, 6. Dinge, die da nicht
vorhanden ſind, ſo leichte hervor bringet und dar-
ſtellet, als waͤren ſie ſchon da, oder als wenn ein
Menſch die ſchon exiſtirende Dinge ſo und ſo ord-
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per der Menſchen, die in ihrer vorigen Subſtantz
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was vorher nichts, oder nicht war, alſo hervorge-
bracht hat, daß man es ſiehet, als waͤre es ſchon
da geweſen; daß es ihme demnach, alles aus
nichts hervorzubringen, ſo leichte geweſen, als
aus etwas es zu erſchaffen. Dieſes ſtellete ſich
Abraham vor, als er die Verheiſſung von dem
Saamen gegen ſeinen und der Sara faſt wie
ſchon erſtorbenen Leib hielte, und ſich alſo im
Glauben an die Verheiſſung ſtaͤrckete.)

Anmerckungen.
1. Die Worte: Wie geſchrieben ſtehet:
Jch habe dich geſetzet zum Vater vieler
Heiden,
ſtehen in parentheſi, und muͤſſen die
folgende Worte mit den vorhergehenden des 16
Verſes conſtruiret werden.
2. Damit man aber die Deutlichkeit die-
ſer Conſtruction ſehe, ſo iſt zu mercken, daß die
Worte: κατέναντι οὗ ἐπίστευσε Θεοῦ nach dem
Atticiſmo ſo viel ſind, als κατέναντι Θεοῦ, ᾧ ἐπί-
στευσε. Davon Erasmus Schmidius an dieſem
Orte kan nachgeleſen werden. Und wird damit
angezeiget, daß, da ſein Glaube im Hertzen ver-
borgen gelegen, er doch vor GOTT offenbar ge-
weſen und fuͤr guͤltig angeſehen werden.
3. Die Schoͤpfung und Auferweckung der
Todten ſind diejenigen groſſen Wercke GOttes,
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[63/0091] Cap. 4, v. 15-17. an die Roͤmer. V. 15. Sintemal (um zu erkennen, wie ſehr der Weg, die Seligkeit durchs Geſetz und durchs Evangelium ſuchen, unterſchieden ſey,) das Ge- ſetz richtet nur Zorn an (entdecket uns die Suͤnde c. 3, 20. und daruͤber den Zorn GOttes zur Verdammniß) denn, wo das Geſetz nicht iſt, (oder nicht erkant wird, und alſo iſt, als waͤ- re es nicht) da iſt auch (der Erkaͤntniß und Bekaͤntniß nach) keine Ubertretung. Anmerckungen. 1. Es iſt dieſes Amt, oder dieſe Wirckung des Geſetzes, daß es nur Zorn anrichte, oder ihn uͤber die entdeckte Suͤnde offenbare, wohl zu mer- cken, um deſſelben Unterſcheid vom Evangelio deſto beſſer zu erkennen, und ſich deſſelben recht zu gebrauchen. Paulus zeiget dieſes noch an mehrern Orten mit Fleiß an. Denn zuvor c. 3, 20. heißt es: Durch das Geſetz koͤmmt Er- kaͤntniß der Suͤnde. Und c. 5, 13. Wo kein Geſetz iſt, da achtet man der Suͤnde nicht. Ferner c. 7, 7. Die Suͤnde erkante ich nicht, ohne durchs Geſetz. Denn ich wußte nichts von der Luſt, wo das Geſetz nicht geſaget haͤtte: Laß dich nicht geluͤſten u. ſ. w. 1 Cor. 15, 56. Die Kraft der Suͤnde iſt das Geſetz. 2 Cor. 3, 6. Der Buchſtabe toͤdtet. V. 9. Das Amt, das die Verdammniß prediget. Gal. 3, 19. Das Geſetz iſt gekommen um der Suͤnde willen. 2. Es muß zwar allerdings das Geſetz nebſt dem Evangelio geprediget werden: allein, wo es nicht in rechter Ordnung vorgetragen wird, da richtet es nur Zorn an, nicht allein in dieſem Pauliniſchen Sinne; ſondern auch in dem Ver- ſtande, daß die Menſchen dadurch nur in eine Er- bitterung geſetzet werden. Der Weg muß zwar mit dem Geſetz gebahnet werden bey denen, wel- che ohne wahre Erkaͤntniß ihrer Suͤnden ſind: der geſegnete Eingang aber wird eigentlich durch das Evangelium erhalten. V. 16. Derohalben (da es alſo um das Geſetz ſte- het, und alſo die Verheiſſung, oder das verheiſſe- ne Gut, dadurch nicht kommen kan, wie im er- ſten Satze des 13ten Verſes geſaget worden) muß (nach deſſelben andern oder letzten Satz) die Gerechtigkeit (womit wir vor GOTT be- ſtehen und zum ewigen Leben eingehen, oder die Theilnehmung an dem geiſtlichen und ewigen Er- be nach v. 14. im Griechiſchen iſt alhier eine el- lipſis, wie auch in den folgenden Worten κατὰ χάριν, da das verbum ſey fehlet) durch den (ſich an die Verheiſſung, oder an das Evangeli- um haltenden) Glauben kommen, auf daß ſie ſey aus Gnaden, (fuͤr ein Gnaden-Geſchenck erkant werde:) und die Verheiſſung veſt blei- be allem Saamen, (wie in ihrer Kraft zur Er- fuͤllung, alſo auch in ihrer Extenſion oder Aus- breitung uͤber alle Voͤlcker und Menſchen ohne Unterſcheid,) nicht allein dem, der unter dem Geſetz iſt (dem Juden) ſondern auch dem, der (der der Geburt nach aus der Vorhaut, oder Heidenſchaft, aber doch dabey) des Glau- bens Abrahams iſt, (den er ſichon vor der Be- ſchneidung in der Vorhaut hatte) welcher iſt unſer aller (der glaͤubigen Juden und Heiden geiſtlicher Vater (und rechtes Muſter der Nach- folge. Jeſ. 51, 2. Matth. 3, 9.) V. 17. Wie geſchrieben ſtehet (1 B. Moſ. 17, 4. 5.) Jch habe dich geſetzet zum Vater vie- ler Heiden vor GOTT, dem du geglaͤubet haſt, der da lebendig machet die Todten, (und alſo auch ihn und ſein Weib, ob ſie gleich zum Kinder-Zeugen uͤberaltet und gleichſam ſchon erſtorben waren v. 19. koͤnte dazu tuͤchtig machen, und demnach denjenigen Samen ge- ben, aus deſſen Nachkommen der Meßias her- ſtamme, und durch dieſen der goͤttliche Segen ſich uͤber alle Voͤlcker, als ſeine geiſtliche Nach- kommenſchaft, ausbreite: dem er auch, als er nach ſeinem Befehl den geſchenckten Sohn der Verheiſſung, den Jſaac, ſchlachten ſolte, es zutrauete, daß er ihn wol wieder von den Todten erwecken und alſo die Verheiſſung erfuͤllen koͤn- te. Hebr. 11, 19.) und rufet dem, das nicht iſt, daß es ſey. (Gr. Und rufet dem, das nicht iſt, als waͤre es: d. i. der durch ſeine allmaͤch- tige Schoͤpfungs-Kraft, davon in der Hiſtorie der Schoͤpfung das rufen, ſprechen oder befeh- len geſaget wird Pſ. 33, 6. Dinge, die da nicht vorhanden ſind, ſo leichte hervor bringet und dar- ſtellet, als waͤren ſie ſchon da, oder als wenn ein Menſch die ſchon exiſtirende Dinge ſo und ſo ord- net: der kuͤnftig die ſchon laͤngſt verweſeten Coͤr- per der Menſchen, die in ihrer vorigen Subſtantz nicht mehr vorhanden ſind, wird darſtellen, als wenn ſie noch da geweſen waͤren: der auch noch nicht aufhoͤret, auf mancherley Art ſolche ſeine Schoͤpfungs-Kraft zu beweiſen: gleichwie er ſie in der erſten Schoͤpfung erwieſen hat, da er das, was vorher nichts, oder nicht war, alſo hervorge- bracht hat, daß man es ſiehet, als waͤre es ſchon da geweſen; daß es ihme demnach, alles aus nichts hervorzubringen, ſo leichte geweſen, als aus etwas es zu erſchaffen. Dieſes ſtellete ſich Abraham vor, als er die Verheiſſung von dem Saamen gegen ſeinen und der Sara faſt wie ſchon erſtorbenen Leib hielte, und ſich alſo im Glauben an die Verheiſſung ſtaͤrckete.) Anmerckungen. 1. Die Worte: Wie geſchrieben ſtehet: Jch habe dich geſetzet zum Vater vieler Heiden, ſtehen in parentheſi, und muͤſſen die folgende Worte mit den vorhergehenden des 16 Verſes conſtruiret werden. 2. Damit man aber die Deutlichkeit die- ſer Conſtruction ſehe, ſo iſt zu mercken, daß die Worte: κατέναντι οὗ ἐπίστευσε Θεοῦ nach dem Atticiſmo ſo viel ſind, als κατέναντι Θεοῦ, ᾧ ἐπί- στευσε. Davon Erasmus Schmidius an dieſem Orte kan nachgeleſen werden. Und wird damit angezeiget, daß, da ſein Glaube im Hertzen ver- borgen gelegen, er doch vor GOTT offenbar ge- weſen und fuͤr guͤltig angeſehen werden. 3. Die Schoͤpfung und Auferweckung der Todten ſind diejenigen groſſen Wercke GOttes, deren

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/91>, abgerufen am 25.11.2024.