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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 26. an die Colosser.
[Spaltenumbruch]
V. 26.

Jhr Herren, was recht und gleich ist,
das beweiset den Knechten, und wisset,
daß ihr auch einen HERRN im Himmel
habet.

Anmerckungen.
1. Durch die Herrschaften, welche der
Apostel alhier anredet, verstehet er Christli-
che:
denn ob gleich diese Erinnerungen auch
die Heiden nach dem allgemeinen Rechte der
Natur angingen; so hatte Paulus doch bey ih-
nen keinen Eingang. Da nun unter den Christ-
lichen Herrschaften ohne Zweifel auch manche
von mehrer Würde gewesen sind; so siehet man
hieraus, wie daß das Christenthum bald An-
fangs nicht allein bey Geringen, sondern auch
bey Vornehmen Eingang gefunden habe. Und
waren denn gleich derselben zu Corinthen nicht
viele, also daß Paulus sagen muste: Nicht
viel Weise nach dem Fleische, nicht viel
Gewaltige, nicht viel Edle, sind beru-
fen,
(also daß sie dem Berufe wären gehorsam
gewesen 1 Cor. 1, 26.) so waren es doch etliche,
und anderwärtig noch mehrere, wie aus der Kir-
chen-Historie bekannt ist.
2. Es sollen die Herren, und folglich auch
Frauen, den Knechten und Mägden beweisen
to dikaion, was Recht ist, nach dem allen
ins Gewissen gepflantzten Licht und Recht der
Natur, welches auch ein Gesetz GOTTes ist.
Sie solten mit ihnen handeln, nicht so wol, wie
[Spaltenumbruch] es die Gewohnheit unter Menschen mit sich brin-
ge, und sich vor Menschen wohl verantworten
lasse, da die Gewohnheit viel wider das Recht
der Natur streitende und vor GOTT unver-
antwortliche Härte und Schärfe eingeführet
hatte; sondern vielmehr also, daß man dabey
mit dem Gewissen vor GOTT, den man zum
HERRN im Himmel über sich habe, bestehen
könne.
3. Sie solten den Knechten auch beweisen
isoteta, was gleich ist, oder eine Propor-
tion
habe gegen ihre Willigkeit und Treue, und
solten dabey auf ihr Christenthum sehen, wie sie
darinn vor ihnen keinen Vorzug hätten, und
sich daher auch so viel mehr zu aller billigen Ge-
lindigkeit und Gütigkeit gegen sie bewegen las-
sen.
4. Nichts mehr aber konte die Herrschaft
bewegen, ihrem Gesinde die von Paulo anbe-
fohlne isoteta, Gleichheit, zu erweisen, als
wenn sie bedencken wolten, daß sie nicht allein
im Christenthum keinen Vorzug vor denselben
hätten, sondern daß sie auch selbst von Natur
nicht besser wären, als ihre Dienstboten; und
daß, woferne sie an ihrer Stelle wären, sie selbst
wünschen würden, daß sich ihre Herrschaft so
und so gegen sie verhalten möchte. Und also
solten sie billig gedencken: was wir wollen, das
uns die Herrschaft thun möchte, wenn wir
Knechte wären, das haben wir unsern Knech-
ten zu erweisen, nach Matth. 7, 12. Jm übri-
gen hat man von dieser gantzen Materie folgen-
de Oerter zu conferiren. Eph. 6, 5. u. f. 1 Tim.
6, 1, 2. Tit. 2, 9. 10. 1 Pet. 2, 18. 19.
Das vierte Capitel/
Darinn der Apostel/ nach der Ermahnung zum Gebet/
und zur Fürbitte/ auch zur Vorsichtigkeit im Wandel und in Reden/
zum Beschluß dieses Briefes schreitet/ und darinnen seines Zustandes
halber sich auf Tychici und Onesimi mündliche Nachricht beziehet/ und
nebst hinzu gethanen Grüssen die communication dieses Brie-
fes ertheilet/ und den Archippum zur würdigen
Führung seines Amts erinnert wissen
will.
V. 2.
[Spaltenumbruch]

HAltet an am Gebet, und wa-
chet in demselben mit Dancksa-
gung.

Anmerckungen.
1. Der Apostel hielte sich von den Colos-
sern schon versichert, daß sie sich bisher im Ge-
bete fleißig erwiesen hatten. Und darum drin-
get er auf die Beharrung. Denn es kan leicht-
lich geschehen, daß einer darinn träge wird, und
davon eine Zeit lang fast gar ablässet.
[Spaltenumbruch]
2. Nicht besser ermahnet es sich zum Ge-
bet, als wenn man sich selbst darinn fleißig er-
finden lässet, und davon aus der Erfahrung
reden kan: wie Paulus; als der im Anfange
des Briefes seines emsigen Gebets für die Colos-
ser gedencket.
3. Die Wachsamkeit im Gebet gehet auf
eine Erweckung zum Ernst, zur Andacht und son-
derlich zum Glauben, daß man das Gebet nicht
lasse zur blossen Gewohnheit werden. Gleich-
wie nun das Anhalten der Unterlassung entge-
gen gesetzet ist: also stehet das Wachen der
Schläf-
Cap. 3, v. 26. an die Coloſſer.
[Spaltenumbruch]
V. 26.

Jhr Herren, was recht und gleich iſt,
das beweiſet den Knechten, und wiſſet,
daß ihr auch einen HERRN im Himmel
habet.

Anmerckungen.
1. Durch die Herrſchaften, welche der
Apoſtel alhier anredet, verſtehet er Chriſtli-
che:
denn ob gleich dieſe Erinnerungen auch
die Heiden nach dem allgemeinen Rechte der
Natur angingen; ſo hatte Paulus doch bey ih-
nen keinen Eingang. Da nun unter den Chriſt-
lichen Herrſchaften ohne Zweifel auch manche
von mehrer Wuͤrde geweſen ſind; ſo ſiehet man
hieraus, wie daß das Chriſtenthum bald An-
fangs nicht allein bey Geringen, ſondern auch
bey Vornehmen Eingang gefunden habe. Und
waren denn gleich derſelben zu Corinthen nicht
viele, alſo daß Paulus ſagen muſte: Nicht
viel Weiſe nach dem Fleiſche, nicht viel
Gewaltige, nicht viel Edle, ſind beru-
fen,
(alſo daß ſie dem Berufe waͤren gehorſam
geweſen 1 Cor. 1, 26.) ſo waren es doch etliche,
und anderwaͤrtig noch mehrere, wie aus der Kir-
chen-Hiſtorie bekannt iſt.
2. Es ſollen die Herren, und folglich auch
Frauen, den Knechten und Maͤgden beweiſen
τό δίκαιον, was Recht iſt, nach dem allen
ins Gewiſſen gepflantzten Licht und Recht der
Natur, welches auch ein Geſetz GOTTes iſt.
Sie ſolten mit ihnen handeln, nicht ſo wol, wie
[Spaltenumbruch] es die Gewohnheit unter Menſchen mit ſich brin-
ge, und ſich vor Menſchen wohl verantworten
laſſe, da die Gewohnheit viel wider das Recht
der Natur ſtreitende und vor GOTT unver-
antwortliche Haͤrte und Schaͤrfe eingefuͤhret
hatte; ſondern vielmehr alſo, daß man dabey
mit dem Gewiſſen vor GOTT, den man zum
HERRN im Himmel uͤber ſich habe, beſtehen
koͤnne.
3. Sie ſolten den Knechten auch beweiſen
ἰσότητα, was gleich iſt, oder eine Propor-
tion
habe gegen ihre Willigkeit und Treue, und
ſolten dabey auf ihr Chriſtenthum ſehen, wie ſie
darinn vor ihnen keinen Vorzug haͤtten, und
ſich daher auch ſo viel mehr zu aller billigen Ge-
lindigkeit und Guͤtigkeit gegen ſie bewegen laſ-
ſen.
4. Nichts mehr aber konte die Herrſchaft
bewegen, ihrem Geſinde die von Paulo anbe-
fohlne ἰσότητα, Gleichheit, zu erweiſen, als
wenn ſie bedencken wolten, daß ſie nicht allein
im Chriſtenthum keinen Vorzug vor denſelben
haͤtten, ſondern daß ſie auch ſelbſt von Natur
nicht beſſer waͤren, als ihre Dienſtboten; und
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uns die Herrſchaft thun moͤchte, wenn wir
Knechte waͤren, das haben wir unſern Knech-
ten zu erweiſen, nach Matth. 7, 12. Jm uͤbri-
gen hat man von dieſer gantzen Materie folgen-
de Oerter zu conferiren. Eph. 6, 5. u. f. 1 Tim.
6, 1, 2. Tit. 2, 9. 10. 1 Pet. 2, 18. 19.
Das vierte Capitel/
Darinn der Apoſtel/ nach der Ermahnung zum Gebet/
und zur Fuͤrbitte/ auch zur Vorſichtigkeit im Wandel und in Reden/
zum Beſchluß dieſes Briefes ſchreitet/ und darinnen ſeines Zuſtandes
halber ſich auf Tychici und Oneſimi muͤndliche Nachricht beziehet/ und
nebſt hinzu gethanen Gruͤſſen die communication dieſes Brie-
fes ertheilet/ und den Archippum zur wuͤrdigen
Fuͤhrung ſeines Amts erinnert wiſſen
will.
V. 2.
[Spaltenumbruch]

HAltet an am Gebet, und wa-
chet in demſelben mit Danckſa-
gung.

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel hielte ſich von den Coloſ-
ſern ſchon verſichert, daß ſie ſich bisher im Ge-
bete fleißig erwieſen hatten. Und darum drin-
get er auf die Beharrung. Denn es kan leicht-
lich geſchehen, daß einer darinn traͤge wird, und
davon eine Zeit lang faſt gar ablaͤſſet.
[Spaltenumbruch]
2. Nicht beſſer ermahnet es ſich zum Ge-
bet, als wenn man ſich ſelbſt darinn fleißig er-
finden laͤſſet, und davon aus der Erfahrung
reden kan: wie Paulus; als der im Anfange
des Briefes ſeines emſigen Gebets fuͤr die Coloſ-
ſer gedencket.
3. Die Wachſamkeit im Gebet gehet auf
eine Erweckung zum Ernſt, zur Andacht und ſon-
derlich zum Glauben, daß man das Gebet nicht
laſſe zur bloſſen Gewohnheit werden. Gleich-
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[815/0843] Cap. 3, v. 26. an die Coloſſer. V. 26. Jhr Herren, was recht und gleich iſt, das beweiſet den Knechten, und wiſſet, daß ihr auch einen HERRN im Himmel habet. Anmerckungen. 1. Durch die Herrſchaften, welche der Apoſtel alhier anredet, verſtehet er Chriſtli- che: denn ob gleich dieſe Erinnerungen auch die Heiden nach dem allgemeinen Rechte der Natur angingen; ſo hatte Paulus doch bey ih- nen keinen Eingang. Da nun unter den Chriſt- lichen Herrſchaften ohne Zweifel auch manche von mehrer Wuͤrde geweſen ſind; ſo ſiehet man hieraus, wie daß das Chriſtenthum bald An- fangs nicht allein bey Geringen, ſondern auch bey Vornehmen Eingang gefunden habe. Und waren denn gleich derſelben zu Corinthen nicht viele, alſo daß Paulus ſagen muſte: Nicht viel Weiſe nach dem Fleiſche, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle, ſind beru- fen, (alſo daß ſie dem Berufe waͤren gehorſam geweſen 1 Cor. 1, 26.) ſo waren es doch etliche, und anderwaͤrtig noch mehrere, wie aus der Kir- chen-Hiſtorie bekannt iſt. 2. Es ſollen die Herren, und folglich auch Frauen, den Knechten und Maͤgden beweiſen τό δίκαιον, was Recht iſt, nach dem allen ins Gewiſſen gepflantzten Licht und Recht der Natur, welches auch ein Geſetz GOTTes iſt. Sie ſolten mit ihnen handeln, nicht ſo wol, wie es die Gewohnheit unter Menſchen mit ſich brin- ge, und ſich vor Menſchen wohl verantworten laſſe, da die Gewohnheit viel wider das Recht der Natur ſtreitende und vor GOTT unver- antwortliche Haͤrte und Schaͤrfe eingefuͤhret hatte; ſondern vielmehr alſo, daß man dabey mit dem Gewiſſen vor GOTT, den man zum HERRN im Himmel uͤber ſich habe, beſtehen koͤnne. 3. Sie ſolten den Knechten auch beweiſen ἰσότητα, was gleich iſt, oder eine Propor- tion habe gegen ihre Willigkeit und Treue, und ſolten dabey auf ihr Chriſtenthum ſehen, wie ſie darinn vor ihnen keinen Vorzug haͤtten, und ſich daher auch ſo viel mehr zu aller billigen Ge- lindigkeit und Guͤtigkeit gegen ſie bewegen laſ- ſen. 4. Nichts mehr aber konte die Herrſchaft bewegen, ihrem Geſinde die von Paulo anbe- fohlne ἰσότητα, Gleichheit, zu erweiſen, als wenn ſie bedencken wolten, daß ſie nicht allein im Chriſtenthum keinen Vorzug vor denſelben haͤtten, ſondern daß ſie auch ſelbſt von Natur nicht beſſer waͤren, als ihre Dienſtboten; und daß, woferne ſie an ihrer Stelle waͤren, ſie ſelbſt wuͤnſchen wuͤrden, daß ſich ihre Herrſchaft ſo und ſo gegen ſie verhalten moͤchte. Und alſo ſolten ſie billig gedencken: was wir wollen, das uns die Herrſchaft thun moͤchte, wenn wir Knechte waͤren, das haben wir unſern Knech- ten zu erweiſen, nach Matth. 7, 12. Jm uͤbri- gen hat man von dieſer gantzen Materie folgen- de Oerter zu conferiren. Eph. 6, 5. u. f. 1 Tim. 6, 1, 2. Tit. 2, 9. 10. 1 Pet. 2, 18. 19. Das vierte Capitel/ Darinn der Apoſtel/ nach der Ermahnung zum Gebet/ und zur Fuͤrbitte/ auch zur Vorſichtigkeit im Wandel und in Reden/ zum Beſchluß dieſes Briefes ſchreitet/ und darinnen ſeines Zuſtandes halber ſich auf Tychici und Oneſimi muͤndliche Nachricht beziehet/ und nebſt hinzu gethanen Gruͤſſen die communication dieſes Brie- fes ertheilet/ und den Archippum zur wuͤrdigen Fuͤhrung ſeines Amts erinnert wiſſen will. V. 2. HAltet an am Gebet, und wa- chet in demſelben mit Danckſa- gung. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel hielte ſich von den Coloſ- ſern ſchon verſichert, daß ſie ſich bisher im Ge- bete fleißig erwieſen hatten. Und darum drin- get er auf die Beharrung. Denn es kan leicht- lich geſchehen, daß einer darinn traͤge wird, und davon eine Zeit lang faſt gar ablaͤſſet. 2. Nicht beſſer ermahnet es ſich zum Ge- bet, als wenn man ſich ſelbſt darinn fleißig er- finden laͤſſet, und davon aus der Erfahrung reden kan: wie Paulus; als der im Anfange des Briefes ſeines emſigen Gebets fuͤr die Coloſ- ſer gedencket. 3. Die Wachſamkeit im Gebet gehet auf eine Erweckung zum Ernſt, zur Andacht und ſon- derlich zum Glauben, daß man das Gebet nicht laſſe zur bloſſen Gewohnheit werden. Gleich- wie nun das Anhalten der Unterlaſſung entge- gen geſetzet iſt: alſo ſtehet das Wachen der Schlaͤf-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/843>, abgerufen am 19.05.2024.