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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] guten Vertrauens und zu desto mehrern Auf-
munterung geschiehet; das Zeugniß auch über
das wohl gegründet ist. Denn da wird es nicht
in Eigen-Liebe angenommen, sondern zum Lobe
GOttes, mit dem Vorsatze eines mehrern
Wachsthums, angewendet. Also hat man al-
hier das den Colossern von Paulo beygelegte Lob
anzusehen: wie er es denn ausdrücklich zur
Dancksagung gegen GOtt richtet.
V. 5.

Um der Hoffnung (gehoffeten Seligkeit)
willen, die euch (wie eine rechte Ehren-Cro-
ne und Crone der Gerechtigkeit im Himmel)
beygeleget ist: von welcher ihr zuvor (so
fort bey dem ersten Anfange der Predigt des Ev-
angelii) gehöret habet durch das Wort der
Wahrheit im Evangelio.

Anmerckungen.
1. Mit den Worten: Um der Hoffnung
willen,
zeiget der Apostel an, worauf der durch
die Liebe thätige Glaube an CHristum gehe, nem-
lich auf das ewige Leben, zu dessen Unter-
Pfande man das geistliche Leben mit den
Heils-Gütern in diesem zeitlichen Leben über-
kömmt. Darum Paulus 1 Cor. XV, 19. spricht:
Hoffen wir allein in diesem Leben auf CHri-
stum, so sind wir die elendesten unter al-
len Menschen.
Und also ist der Verstand die-
ser, daß, weil CHristus uns im Evangelio das
ewige Leben verheissen hat, daher der Glaube auf
ihn gerichtet sey. Also spricht Paulus auch Tit.
1, 12. vom Glauben, daß er sey eine Erkäntniß
der Wahrheit zur Gottseligkeit in der
Hoffnung des ewigen Lebens, welches
GOTT verheissen habe.
2. Es läßt sich der fünfte Vers auch mit
dem dritten also verbinden, daß Paulus in
seinem Gebete, nachdem er von der Colosser Glau-
ben und Liebe gehöret habe (v. 3.) GOtt dancke
um deßwillen, daß auch die Colosser dadurch zu
der lebendigen Hoffnung des ewigen Lebens ge-
langet wären.
3. Paulus verstehet auch anderwärtig durch
die Hoffnung die Sache, worauf die Hoff-
nung gerichtet ist. Jn welchem Verstande er
CHristum selbst unsere Hoffnung nennet, ja
die Hoffnung der Herrlichkeit, nemlich her-
nach v. 27. Siehe auch Eph. 1, 18. 1 Tim. 1, 1.
Tit. 2, 13.
4. Wenn er aber einer im Himmel beyge-
legten Hoffnung
gedencket, so siehet er auf die
Crone der Gerechtigkeit, von welcher er
2 Tim. 4, 8. spricht: Hinfort ist mir beyge-
leget die Crone der Gerechtigkeit, welche
mir der HERR an jenem Tage, der gerech-
te Richter, geben wird; nicht mir aber al-
lein, sondern auch allen, die seine Erschei-
nung lieb haben.
Er siehet auf das unver-
gängliche, unbefleckte
und unverwelckliche
Erbe, das behalten wird im Himmel
1 Pet.
1, 4. davon Paulus Rom. 8, 24. spricht: Wir
sind wol selig, doch in der Hoffnung
(der
völligen Offenbarung.)
5. Das Gehör ist am Menschen ein un-
[Spaltenumbruch] schätzbares Kleinod nach dem Reiche der Natur:
und nicht besser wird es angewendet, als aufs
Evangelium, da man von seinem Heil höret;
dadurch man denn auch zur innern Oeffnung
des Gemüths, als des geistlichen Gehörs,
kömmt.
6. Das Wort Wahrheit ist eines von
den allernachdrücklichsten in der Heil. Schrift.
Und wenn es von dem Worte GOttes, wie hier,
und sonderlich vom Evangelio gebrauchet wird,
so bedeutet es den gantzen Rath GOttes von
dem Grunde und von der Ordnung, auch
Vollendung unsers Heils.
Daher denn auch
leichtlich zu e[k]ennen ist, was die sonderliche Jo-
hannitische Redens-Arten in sich halten: aus
der Wahrheit seyn, in der Wahrheit wan-
deln.
u. s. w. Siehe auch Jac. 1, 18. da es
heißt: gezeuget werden zu Erstlingen der
Creaturen GOttes durch das Wort der
Wahrheit.
7. Das Evangelium heißt auch daher ein
Wort der Wahrheit, weil es sich auch gegen
allen Widerspruch der geblendeten Vernunft
mit solchen Gründen characterisiret, daß auch
ein natürlicher Mensch, wenn er der Vorstellung
Platz giebet, von der recht göttlichen Vestigkeit,
Vortreflichkeit und Weisheit, auch so herrlicher
Ubereinstimmung aller dazu gehörigen Lehren,
kan überzeuget werden: davon die Bücher Caussae
Dei
genannt, wider die Atheisten und Naturalisten
ausführlich handeln. Und was finden wir an-
ders, als eben dieses an den Exempeln so vieler
aus dem Heidenthum zu CHristo bekehrten spi-
tzigen Philosophorum, sonderlich im ersten und
andern Seculo nach CHristi Geburt: da sonst
alle Kirchen-Scribenten vorher Philosophi gewe-
sen waren; aber die rechte Wahrheit u. Weis-
heit erst in CHristo und in seinem Evangelio fun-
den und dergestalt bekannten, daß sie darüber
zum Theil Märtyrer wurden.
V. 6.

Das zu euch kommen ist, wie auch in
alle Welt; und ist fruchtbar, wie auch in
euch, von dem Tage an, da ihrs gehöret
habet, und erkannt die Gnade GOttes in
der Wahrheit.

Anmerckungen.
1. Der Apostel bezeuget alhier von dem von
den Colossern aufgenommenen Evangelio zweyer-
ley: die weite Ausbreitung, und die reiche
Fruchtbringung.
Beyde Stücke sind wohl zu
mercken; als die alle beyde grosse Characteres ge-
ben von dem recht göttlichen Ursprung und der
recht göttlichen Art und Wahrheit des Evan-
gelii.
2. Um die Hand GOttes und die Wahrheit
des Evangelii, oder, welches eins ist, der Christ-
lichen Religion, die sich in derselben Ausbreitung
hervor gethan hat, so viel mehr zu erkennen, so hat
man dabey sonderlich folgende Stücke wohl zu
erwegen, als da sind:
a. Der Haupt-Jnhalt desselben von einem
solchen Heilande der Welt, der an das Creutz
geschlagen sey; und die Menschen dadurch er-
löset
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] guten Vertrauens und zu deſto mehrern Auf-
munterung geſchiehet; das Zeugniß auch uͤber
das wohl gegruͤndet iſt. Denn da wird es nicht
in Eigen-Liebe angenommen, ſondern zum Lobe
GOttes, mit dem Vorſatze eines mehrern
Wachsthums, angewendet. Alſo hat man al-
hier das den Coloſſern von Paulo beygelegte Lob
anzuſehen: wie er es denn ausdruͤcklich zur
Danckſagung gegen GOtt richtet.
V. 5.

Um der Hoffnung (gehoffeten Seligkeit)
willen, die euch (wie eine rechte Ehren-Cro-
ne und Crone der Gerechtigkeit im Himmel)
beygeleget iſt: von welcher ihr zuvor (ſo
fort bey dem erſten Anfange der Predigt des Ev-
angelii) gehoͤret habet durch das Wort der
Wahrheit im Evangelio.

Anmerckungen.
1. Mit den Worten: Um der Hoffnung
willen,
zeiget der Apoſtel an, worauf der durch
die Liebe thaͤtige Glaube an CHriſtum gehe, nem-
lich auf das ewige Leben, zu deſſen Unter-
Pfande man das geiſtliche Leben mit den
Heils-Guͤtern in dieſem zeitlichen Leben uͤber-
koͤmmt. Darum Paulus 1 Cor. XV, 19. ſpricht:
Hoffen wir allein in dieſem Leben auf CHri-
ſtum, ſo ſind wir die elendeſten unter al-
len Menſchen.
Und alſo iſt der Verſtand die-
ſer, daß, weil CHriſtus uns im Evangelio das
ewige Leben verheiſſen hat, daher der Glaube auf
ihn gerichtet ſey. Alſo ſpricht Paulus auch Tit.
1, 12. vom Glauben, daß er ſey eine Erkaͤntniß
der Wahrheit zur Gottſeligkeit in der
Hoffnung des ewigen Lebens, welches
GOTT verheiſſen habe.
2. Es laͤßt ſich der fuͤnfte Vers auch mit
dem dritten alſo verbinden, daß Paulus in
ſeinem Gebete, nachdem er von der Coloſſer Glau-
ben und Liebe gehoͤret habe (v. 3.) GOtt dancke
um deßwillen, daß auch die Coloſſer dadurch zu
der lebendigen Hoffnung des ewigen Lebens ge-
langet waͤren.
3. Paulus verſtehet auch anderwaͤrtig durch
die Hoffnung die Sache, worauf die Hoff-
nung gerichtet iſt. Jn welchem Verſtande er
CHriſtum ſelbſt unſere Hoffnung nennet, ja
die Hoffnung der Herrlichkeit, nemlich her-
nach v. 27. Siehe auch Eph. 1, 18. 1 Tim. 1, 1.
Tit. 2, 13.
4. Wenn er aber einer im Himmel beyge-
legten Hoffnung
gedencket, ſo ſiehet er auf die
Crone der Gerechtigkeit, von welcher er
2 Tim. 4, 8. ſpricht: Hinfort iſt mir beyge-
leget die Crone der Gerechtigkeit, welche
mir der HERR an jenem Tage, der gerech-
te Richter, geben wird; nicht mir aber al-
lein, ſondern auch allen, die ſeine Erſchei-
nung lieb haben.
Er ſiehet auf das unver-
gaͤngliche, unbefleckte
und unverwelckliche
Erbe, das behalten wird im Himmel
1 Pet.
1, 4. davon Paulus Rom. 8, 24. ſpricht: Wir
ſind wol ſelig, doch in der Hoffnung
(der
voͤlligen Offenbarung.)
5. Das Gehoͤr iſt am Menſchen ein un-
[Spaltenumbruch] ſchaͤtzbares Kleinod nach dem Reiche der Natur:
und nicht beſſer wird es angewendet, als aufs
Evangelium, da man von ſeinem Heil hoͤret;
dadurch man denn auch zur innern Oeffnung
des Gemuͤths, als des geiſtlichen Gehoͤrs,
koͤmmt.
6. Das Wort Wahrheit iſt eines von
den allernachdruͤcklichſten in der Heil. Schrift.
Und wenn es von dem Worte GOttes, wie hier,
und ſonderlich vom Evangelio gebrauchet wird,
ſo bedeutet es den gantzen Rath GOttes von
dem Grunde und von der Ordnung, auch
Vollendung unſers Heils.
Daher denn auch
leichtlich zu e[k]ennen iſt, was die ſonderliche Jo-
hannitiſche Redens-Arten in ſich halten: aus
der Wahrheit ſeyn, in der Wahrheit wan-
deln.
u. ſ. w. Siehe auch Jac. 1, 18. da es
heißt: gezeuget werden zu Erſtlingen der
Creaturen GOttes durch das Wort der
Wahrheit.
7. Das Evangelium heißt auch daher ein
Wort der Wahrheit, weil es ſich auch gegen
allen Widerſpruch der geblendeten Vernunft
mit ſolchen Gruͤnden characteriſiret, daß auch
ein natuͤrlicher Menſch, wenn er der Vorſtellung
Platz giebet, von der recht goͤttlichen Veſtigkeit,
Vortreflichkeit und Weisheit, auch ſo herrlicher
Ubereinſtimmung aller dazu gehoͤrigen Lehren,
kan uͤberzeuget werden: davon die Buͤcher Cauſſæ
Dei
genannt, wider die Atheiſten und Naturaliſten
ausfuͤhrlich handeln. Und was finden wir an-
ders, als eben dieſes an den Exempeln ſo vieler
aus dem Heidenthum zu CHriſto bekehrten ſpi-
tzigen Philoſophorum, ſonderlich im erſten und
andern Seculo nach CHriſti Geburt: da ſonſt
alle Kirchen-Scribenten vorher Philoſophi gewe-
ſen waren; aber die rechte Wahrheit u. Weis-
heit erſt in CHriſto und in ſeinem Evangelio fun-
den und dergeſtalt bekannten, daß ſie daruͤber
zum Theil Maͤrtyrer wurden.
V. 6.

Das zu euch kommen iſt, wie auch in
alle Welt; und iſt fruchtbar, wie auch in
euch, von dem Tage an, da ihrs gehoͤret
habet, und erkannt die Gnade GOttes in
der Wahrheit.

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel bezeuget alhier von dem von
den Coloſſern aufgenommenen Evangelio zweyer-
ley: die weite Ausbreitung, und die reiche
Fruchtbringung.
Beyde Stuͤcke ſind wohl zu
mercken; als die alle beyde groſſe Characteres ge-
ben von dem recht goͤttlichen Urſprung und der
recht goͤttlichen Art und Wahrheit des Evan-
gelii.
2. Um die Hand GOttes und die Wahrheit
des Evangelii, oder, welches eins iſt, der Chriſt-
lichen Religion, die ſich in derſelben Ausbreitung
hervor gethan hat, ſo viel mehr zu erkennen, ſo hat
man dabey ſonderlich folgende Stuͤcke wohl zu
erwegen, als da ſind:
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[748/0776] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 5. 6. guten Vertrauens und zu deſto mehrern Auf- munterung geſchiehet; das Zeugniß auch uͤber das wohl gegruͤndet iſt. Denn da wird es nicht in Eigen-Liebe angenommen, ſondern zum Lobe GOttes, mit dem Vorſatze eines mehrern Wachsthums, angewendet. Alſo hat man al- hier das den Coloſſern von Paulo beygelegte Lob anzuſehen: wie er es denn ausdruͤcklich zur Danckſagung gegen GOtt richtet. V. 5. Um der Hoffnung (gehoffeten Seligkeit) willen, die euch (wie eine rechte Ehren-Cro- ne und Crone der Gerechtigkeit im Himmel) beygeleget iſt: von welcher ihr zuvor (ſo fort bey dem erſten Anfange der Predigt des Ev- angelii) gehoͤret habet durch das Wort der Wahrheit im Evangelio. Anmerckungen. 1. Mit den Worten: Um der Hoffnung willen, zeiget der Apoſtel an, worauf der durch die Liebe thaͤtige Glaube an CHriſtum gehe, nem- lich auf das ewige Leben, zu deſſen Unter- Pfande man das geiſtliche Leben mit den Heils-Guͤtern in dieſem zeitlichen Leben uͤber- koͤmmt. Darum Paulus 1 Cor. XV, 19. ſpricht: Hoffen wir allein in dieſem Leben auf CHri- ſtum, ſo ſind wir die elendeſten unter al- len Menſchen. Und alſo iſt der Verſtand die- ſer, daß, weil CHriſtus uns im Evangelio das ewige Leben verheiſſen hat, daher der Glaube auf ihn gerichtet ſey. Alſo ſpricht Paulus auch Tit. 1, 12. vom Glauben, daß er ſey eine Erkaͤntniß der Wahrheit zur Gottſeligkeit in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches GOTT verheiſſen habe. 2. Es laͤßt ſich der fuͤnfte Vers auch mit dem dritten alſo verbinden, daß Paulus in ſeinem Gebete, nachdem er von der Coloſſer Glau- ben und Liebe gehoͤret habe (v. 3.) GOtt dancke um deßwillen, daß auch die Coloſſer dadurch zu der lebendigen Hoffnung des ewigen Lebens ge- langet waͤren. 3. Paulus verſtehet auch anderwaͤrtig durch die Hoffnung die Sache, worauf die Hoff- nung gerichtet iſt. Jn welchem Verſtande er CHriſtum ſelbſt unſere Hoffnung nennet, ja die Hoffnung der Herrlichkeit, nemlich her- nach v. 27. Siehe auch Eph. 1, 18. 1 Tim. 1, 1. Tit. 2, 13. 4. Wenn er aber einer im Himmel beyge- legten Hoffnung gedencket, ſo ſiehet er auf die Crone der Gerechtigkeit, von welcher er 2 Tim. 4, 8. ſpricht: Hinfort iſt mir beyge- leget die Crone der Gerechtigkeit, welche mir der HERR an jenem Tage, der gerech- te Richter, geben wird; nicht mir aber al- lein, ſondern auch allen, die ſeine Erſchei- nung lieb haben. Er ſiehet auf das unver- gaͤngliche, unbefleckte und unverwelckliche Erbe, das behalten wird im Himmel 1 Pet. 1, 4. davon Paulus Rom. 8, 24. ſpricht: Wir ſind wol ſelig, doch in der Hoffnung (der voͤlligen Offenbarung.) 5. Das Gehoͤr iſt am Menſchen ein un- ſchaͤtzbares Kleinod nach dem Reiche der Natur: und nicht beſſer wird es angewendet, als aufs Evangelium, da man von ſeinem Heil hoͤret; dadurch man denn auch zur innern Oeffnung des Gemuͤths, als des geiſtlichen Gehoͤrs, koͤmmt. 6. Das Wort Wahrheit iſt eines von den allernachdruͤcklichſten in der Heil. Schrift. Und wenn es von dem Worte GOttes, wie hier, und ſonderlich vom Evangelio gebrauchet wird, ſo bedeutet es den gantzen Rath GOttes von dem Grunde und von der Ordnung, auch Vollendung unſers Heils. Daher denn auch leichtlich zu ekennen iſt, was die ſonderliche Jo- hannitiſche Redens-Arten in ſich halten: aus der Wahrheit ſeyn, in der Wahrheit wan- deln. u. ſ. w. Siehe auch Jac. 1, 18. da es heißt: gezeuget werden zu Erſtlingen der Creaturen GOttes durch das Wort der Wahrheit. 7. Das Evangelium heißt auch daher ein Wort der Wahrheit, weil es ſich auch gegen allen Widerſpruch der geblendeten Vernunft mit ſolchen Gruͤnden characteriſiret, daß auch ein natuͤrlicher Menſch, wenn er der Vorſtellung Platz giebet, von der recht goͤttlichen Veſtigkeit, Vortreflichkeit und Weisheit, auch ſo herrlicher Ubereinſtimmung aller dazu gehoͤrigen Lehren, kan uͤberzeuget werden: davon die Buͤcher Cauſſæ Dei genannt, wider die Atheiſten und Naturaliſten ausfuͤhrlich handeln. Und was finden wir an- ders, als eben dieſes an den Exempeln ſo vieler aus dem Heidenthum zu CHriſto bekehrten ſpi- tzigen Philoſophorum, ſonderlich im erſten und andern Seculo nach CHriſti Geburt: da ſonſt alle Kirchen-Scribenten vorher Philoſophi gewe- ſen waren; aber die rechte Wahrheit u. Weis- heit erſt in CHriſto und in ſeinem Evangelio fun- den und dergeſtalt bekannten, daß ſie daruͤber zum Theil Maͤrtyrer wurden. V. 6. Das zu euch kommen iſt, wie auch in alle Welt; und iſt fruchtbar, wie auch in euch, von dem Tage an, da ihrs gehoͤret habet, und erkannt die Gnade GOttes in der Wahrheit. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel bezeuget alhier von dem von den Coloſſern aufgenommenen Evangelio zweyer- ley: die weite Ausbreitung, und die reiche Fruchtbringung. Beyde Stuͤcke ſind wohl zu mercken; als die alle beyde groſſe Characteres ge- ben von dem recht goͤttlichen Urſprung und der recht goͤttlichen Art und Wahrheit des Evan- gelii. 2. Um die Hand GOttes und die Wahrheit des Evangelii, oder, welches eins iſt, der Chriſt- lichen Religion, die ſich in derſelben Ausbreitung hervor gethan hat, ſo viel mehr zu erkennen, ſo hat man dabey ſonderlich folgende Stuͤcke wohl zu erwegen, als da ſind: a. Der Haupt-Jnhalt deſſelben von einem ſolchen Heilande der Welt, der an das Creutz geſchlagen ſey; und die Menſchen dadurch er- loͤſet

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/776>, abgerufen am 24.11.2024.