Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 21-26.
[Spaltenumbruch] ge in der Gemeinschaft mit CHristo stehen und
darinnen zunehmen: und so denn auch alle sei-
ne Bemühungen dahin richten, daß auch andere
mögen zu der seligen Gemeinschaft CHristi kom-
men, und darinn verharren. Auf welche Art
denn GOttes Ehre befordert, und der Name
CHristi verherrlichet wird. Und gleichwie die-
ses sonderlich öffentlichen Lehrern oblieget: al-
so kömmt es in gewisser Masse auch allen recht-
schaffnen Zuhörern zu: als dero Pflicht nach ih-
rem geistlichen Priesterthum ist, daß sie auch
die Erbauung ihres Nechsten bey aller Gelegen-
heit suchen. Machet ein Gottloser immer meh-
rere: warum solte denn ein Gottseliger, als
eine feurige Kohle, als ein brennendes und schei-
nendes Licht, nicht auch andere anzünden?
V. 22.

Jhr aber wisset, daß er rechtschaffen
ist,
(ten dokimen autou, seine Probe, die er
bey aller Gelegenheit abgeleget, und dadurch er
sich bewähret erwiesen hat:) Denn wie ein
Kind dem Vater, hat er mit mir gedienet
am Evangelio.

Anmerckungen.

1. Die natürliche Liebe gegen die Eltern
muß sich unter andern sonderlich durch die Dienst-
fertigkeit erweisen. Und also sollen Kinder al-
le Gelegenheit, die ihnen dazu gegeben wird,
willigst annehmen, auch, wenn sie nicht gege-
ben wird, suchen, um sich ihren Eltern, von
welchen sie nechst GOTT das Leben haben, und
welchen sie mit ihrer Erziehung so viel Mühe ge-
machet, gefällig zu erweisen.

2. Wohl dem Lehrer, der viel geistliche
Söhne und Töchter hat! Und wohl den geist-
lichen Söhnen und Töchtern, welche ihren
geistlichen Vätern gute Gehülfen, oder doch ei-
ne Zierde, und das Siegel ihres Amts sind!

V. 23.

Denselben hoffe ich, werde ich senden
von Stund an, wenn ich erfahren habe,
wie es um mich stehet,
(wie der mir gemach-
te Gerichts-Proceß laufen werde, und ob ich
seiner entbehren könne, oder nicht.)

V. 24.

Jch vertraue aber in dem HERRN,
daß auch ich selbst schier kommen werde.

Anmerckungen.

1. Pauli Vertrauen war in CHristo.
Denn wie sein seligmachender Glaube auf
CHristum ging; so regierte dieser auch alle sei-
ne Anschläge und Verrichtungen, daß sie im
Vertrauen auf CHristum geschehen, und da-
durch wie geheiliget, also auch gesegnet wur-
den.

2. Wie Paulus hat zu den Philippern
kommen wollen, sehe man Rom. 1, 11. 12. da es
heißt: Mich verlanget, euch zu sehen, auf
daß ich euch mittheile etwas geistlicher
Gabe, euch zu stärcken: das ist, daß ich
samt euch getröstet werde durch euren und
[Spaltenumbruch] meinen Glauben, den wir unter einander
haben.

V. 25.

Jch habe es aber für nöthig angese-
hen, den Bruder Epaphroditum mit die-
sem Briefe zu euch zu senden, der mein
Gehülfe und Mit-Arbeiter, und euer A-
postel, und meiner Nothdurft Diener
ist.

Anmerckungen.
1. Es war demnach dieser Epaphroditus
einer von denen, welche da lauterlich suchten,
was JEsu CHristi war. Daraus man aufs
neue siehet, daß Paulus mit den Worten: sie
suchen alle das Jhre,
nur auf eine gewisse
vorhin c. 2, 1. benennete Gattung der Leute sie-
het.
2. Epaphroditus hat alhier eine fünffache
Benennung, er heißt ein Bruder, ein Gehül-
fe,
ein Mitstreiter, ein Apostel der Philip-
per, und der Nothdurft Pauli Diener.
3. Das Haupt-Wort war der Bruder-
Name.
Denn auf diesen gründeten sich alle
übrige: sintemal er zu den allen wäre untüchtig
gewesen, wofern er nicht durch die Wiederge-
burt zur Kindschaft GOttes und darinnen zu der
wahren Brüderschaft gelanget wäre.
4. Ein Gehülfe hieß er von gemeinschaft-
lich er Arbeit des Pflantzens und Begiessens, und
ein Mit-Streiter von dem Kampfe, den er
mit Paulo deßwegen gemein hatte: in welchem
er auch mit ihme gleiches Sieges ist theilhaftig
worden.
5. Das Wort Apostel stehet alhier, wie
auch sonst an einigen andern Orten, als Rom.
16, 7. 2 Cor. 8, 23. in dem Verstande, daß da-
durch solche Apostolische Männer, oder Evan-
gelisten bezeichnet werden, welche theils von den
Aposteln, theils von den Gemeinen zu gewis-
sen Verrichtungen in Kirchen-Sachen gebrau-
chet wurden. Da denn das Wort eigentlich
nach der grammatischen Bedeutung, welche auf
die Absendung gehet, gesetzet ist.
6. Der Nothdurft Pauli Diener heißt
er daher, weil die Philipper durch ihn Paulo
eine Beysteuer zugeschicket haben, wie c. 4, 17.
18. 19. zu ersehen ist. Denn weil Paulus die
Kette an sich hatte, so ist er dadurch ausser dem
Stande gesetzet, seine Profession der Tapeten-
macherey in gewissen Neben-Stunden, nach Ap.
Ges. 18, 3. 20, 34. u. s. w. zu treiben. Wel-
ches er auch sonst nicht nöthig hatte. Und da
sich zu Rom ohn Zweifel manche dürftige Glie-
der CHristi zu ihm gehalten haben, so wird er
von dem, was ihm daselbst und anders woher
ist zugewendet worden, wol manches zu ihrer
Erquickung mit angewendet haben.
V. 26.

Sintemal er nach euch allen Verlan-
gen hatte, und war hoch bekümmert, dar-
um, daß ihr gehöret hattet, daß er kranck
war gewesen.

Anmer-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 21-26.
[Spaltenumbruch] ge in der Gemeinſchaft mit CHriſto ſtehen und
darinnen zunehmen: und ſo denn auch alle ſei-
ne Bemuͤhungen dahin richten, daß auch andere
moͤgen zu der ſeligen Gemeinſchaft CHriſti kom-
men, und darinn verharren. Auf welche Art
denn GOttes Ehre befordert, und der Name
CHriſti verherrlichet wird. Und gleichwie die-
ſes ſonderlich oͤffentlichen Lehrern oblieget: al-
ſo koͤmmt es in gewiſſer Maſſe auch allen recht-
ſchaffnen Zuhoͤrern zu: als dero Pflicht nach ih-
rem geiſtlichen Prieſterthum iſt, daß ſie auch
die Erbauung ihres Nechſten bey aller Gelegen-
heit ſuchen. Machet ein Gottloſer immer meh-
rere: warum ſolte denn ein Gottſeliger, als
eine feurige Kohle, als ein brennendes und ſchei-
nendes Licht, nicht auch andere anzuͤnden?
V. 22.

Jhr aber wiſſet, daß er rechtſchaffen
iſt,
(τὴν δοκιμὴν ἀυτοῦ, ſeine Probe, die er
bey aller Gelegenheit abgeleget, und dadurch er
ſich bewaͤhret erwieſen hat:) Denn wie ein
Kind dem Vater, hat er mit mir gedienet
am Evangelio.

Anmerckungen.

1. Die natuͤrliche Liebe gegen die Eltern
muß ſich unter andern ſonderlich durch die Dienſt-
fertigkeit erweiſen. Und alſo ſollen Kinder al-
le Gelegenheit, die ihnen dazu gegeben wird,
willigſt annehmen, auch, wenn ſie nicht gege-
ben wird, ſuchen, um ſich ihren Eltern, von
welchen ſie nechſt GOTT das Leben haben, und
welchen ſie mit ihrer Erziehung ſo viel Muͤhe ge-
machet, gefaͤllig zu erweiſen.

2. Wohl dem Lehrer, der viel geiſtliche
Soͤhne und Toͤchter hat! Und wohl den geiſt-
lichen Soͤhnen und Toͤchtern, welche ihren
geiſtlichen Vaͤtern gute Gehuͤlfen, oder doch ei-
ne Zierde, und das Siegel ihres Amts ſind!

V. 23.

Denſelben hoffe ich, werde ich ſenden
von Stund an, wenn ich erfahren habe,
wie es um mich ſtehet,
(wie der mir gemach-
te Gerichts-Proceß laufen werde, und ob ich
ſeiner entbehren koͤnne, oder nicht.)

V. 24.

Jch vertraue aber in dem HERRN,
daß auch ich ſelbſt ſchier kommen werde.

Anmerckungen.

1. Pauli Vertrauen war in CHriſto.
Denn wie ſein ſeligmachender Glaube auf
CHriſtum ging; ſo regierte dieſer auch alle ſei-
ne Anſchlaͤge und Verrichtungen, daß ſie im
Vertrauen auf CHriſtum geſchehen, und da-
durch wie geheiliget, alſo auch geſegnet wur-
den.

2. Wie Paulus hat zu den Philippern
kommen wollen, ſehe man Rom. 1, 11. 12. da es
heißt: Mich verlanget, euch zu ſehen, auf
daß ich euch mittheile etwas geiſtlicher
Gabe, euch zu ſtaͤrcken: das iſt, daß ich
ſamt euch getroͤſtet werde durch euren und
[Spaltenumbruch] meinen Glauben, den wir unter einander
haben.

V. 25.

Jch habe es aber fuͤr noͤthig angeſe-
hen, den Bruder Epaphroditum mit die-
ſem Briefe zu euch zu ſenden, der mein
Gehuͤlfe und Mit-Arbeiter, und euer A-
poſtel, und meiner Nothdurft Diener
iſt.

Anmerckungen.
1. Es war demnach dieſer Epaphroditus
einer von denen, welche da lauterlich ſuchten,
was JEſu CHriſti war. Daraus man aufs
neue ſiehet, daß Paulus mit den Worten: ſie
ſuchen alle das Jhre,
nur auf eine gewiſſe
vorhin c. 2, 1. benennete Gattung der Leute ſie-
het.
2. Epaphroditus hat alhier eine fuͤnffache
Benennung, er heißt ein Bruder, ein Gehuͤl-
fe,
ein Mitſtreiter, ein Apoſtel der Philip-
per, und der Nothdurft Pauli Diener.
3. Das Haupt-Wort war der Bruder-
Name.
Denn auf dieſen gruͤndeten ſich alle
uͤbrige: ſintemal er zu den allen waͤre untuͤchtig
geweſen, wofern er nicht durch die Wiederge-
burt zur Kindſchaft GOttes und darinnen zu der
wahren Bruͤderſchaft gelanget waͤre.
4. Ein Gehuͤlfe hieß er von gemeinſchaft-
lich er Arbeit des Pflantzens und Begieſſens, und
ein Mit-Streiter von dem Kampfe, den er
mit Paulo deßwegen gemein hatte: in welchem
er auch mit ihme gleiches Sieges iſt theilhaftig
worden.
5. Das Wort Apoſtel ſtehet alhier, wie
auch ſonſt an einigen andern Orten, als Rom.
16, 7. 2 Cor. 8, 23. in dem Verſtande, daß da-
durch ſolche Apoſtoliſche Maͤnner, oder Evan-
geliſten bezeichnet werden, welche theils von den
Apoſteln, theils von den Gemeinen zu gewiſ-
ſen Verrichtungen in Kirchen-Sachen gebrau-
chet wurden. Da denn das Wort eigentlich
nach der grammatiſchen Bedeutung, welche auf
die Abſendung gehet, geſetzet iſt.
6. Der Nothdurft Pauli Diener heißt
er daher, weil die Philipper durch ihn Paulo
eine Beyſteuer zugeſchicket haben, wie c. 4, 17.
18. 19. zu erſehen iſt. Denn weil Paulus die
Kette an ſich hatte, ſo iſt er dadurch auſſer dem
Stande geſetzet, ſeine Profesſion der Tapeten-
macherey in gewiſſen Neben-Stunden, nach Ap.
Geſ. 18, 3. 20, 34. u. ſ. w. zu treiben. Wel-
ches er auch ſonſt nicht noͤthig hatte. Und da
ſich zu Rom ohn Zweifel manche duͤrftige Glie-
der CHriſti zu ihm gehalten haben, ſo wird er
von dem, was ihm daſelbſt und anders woher
iſt zugewendet worden, wol manches zu ihrer
Erquickung mit angewendet haben.
V. 26.

Sintemal er nach euch allen Verlan-
gen hatte, und war hoch bekuͤmmert, dar-
um, daß ihr gehoͤret hattet, daß er kranck
war geweſen.

Anmer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0744" n="716"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 2, v. 21-26.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
ge in der Gemein&#x017F;chaft mit CHri&#x017F;to &#x017F;tehen und<lb/>
darinnen zunehmen: und &#x017F;o denn auch alle &#x017F;ei-<lb/>
ne Bemu&#x0364;hungen dahin richten, daß auch andere<lb/>
mo&#x0364;gen zu der &#x017F;eligen Gemein&#x017F;chaft CHri&#x017F;ti kom-<lb/>
men, und darinn verharren. Auf welche Art<lb/>
denn GOttes Ehre befordert, und der Name<lb/>
CHri&#x017F;ti verherrlichet wird. Und gleichwie die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;onderlich o&#x0364;ffentlichen Lehrern oblieget: al-<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;mmt es in gewi&#x017F;&#x017F;er Ma&#x017F;&#x017F;e auch allen recht-<lb/>
&#x017F;chaffnen Zuho&#x0364;rern zu: als dero Pflicht nach ih-<lb/>
rem gei&#x017F;tlichen Prie&#x017F;terthum i&#x017F;t, daß &#x017F;ie auch<lb/>
die Erbauung ihres Nech&#x017F;ten bey aller Gelegen-<lb/>
heit &#x017F;uchen. Machet ein Gottlo&#x017F;er immer meh-<lb/>
rere: warum &#x017F;olte denn ein Gott&#x017F;eliger, als<lb/>
eine feurige Kohle, als ein brennendes und &#x017F;chei-<lb/>
nendes Licht, nicht auch andere anzu&#x0364;nden?</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 22.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Jhr aber wi&#x017F;&#x017F;et, daß er recht&#x017F;chaffen<lb/>
i&#x017F;t,</hi> (&#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03B4;&#x03BF;&#x03BA;&#x03B9;&#x03BC;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6;, &#x017F;eine Probe, die er<lb/>
bey aller Gelegenheit abgeleget, und dadurch er<lb/>
&#x017F;ich bewa&#x0364;hret erwie&#x017F;en hat:) <hi rendition="#fr">Denn wie ein<lb/>
Kind dem Vater, hat er mit mir gedienet<lb/>
am Evangelio.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Die natu&#x0364;rliche Liebe gegen die Eltern<lb/>
muß &#x017F;ich unter andern &#x017F;onderlich durch die Dien&#x017F;t-<lb/>
fertigkeit erwei&#x017F;en. Und al&#x017F;o &#x017F;ollen Kinder al-<lb/>
le Gelegenheit, die ihnen dazu gegeben wird,<lb/>
willig&#x017F;t annehmen, auch, wenn &#x017F;ie nicht gege-<lb/>
ben wird, &#x017F;uchen, um &#x017F;ich ihren Eltern, von<lb/>
welchen &#x017F;ie nech&#x017F;t GOTT das Leben haben, und<lb/>
welchen &#x017F;ie mit ihrer Erziehung &#x017F;o viel Mu&#x0364;he ge-<lb/>
machet, gefa&#x0364;llig zu erwei&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>2. Wohl dem Lehrer, der viel gei&#x017F;tliche<lb/>
So&#x0364;hne und To&#x0364;chter hat! Und wohl den gei&#x017F;t-<lb/>
lichen So&#x0364;hnen und To&#x0364;chtern, welche ihren<lb/>
gei&#x017F;tlichen Va&#x0364;tern gute Gehu&#x0364;lfen, oder doch ei-<lb/>
ne Zierde, und das Siegel ihres Amts &#x017F;ind!</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 23.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Den&#x017F;elben hoffe ich, werde ich &#x017F;enden<lb/>
von Stund an, wenn ich erfahren habe,<lb/>
wie es um mich &#x017F;tehet,</hi> (wie der mir gemach-<lb/>
te Gerichts-Proceß laufen werde, und ob ich<lb/>
&#x017F;einer entbehren ko&#x0364;nne, oder nicht.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 24.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Jch vertraue aber in dem HERRN,<lb/>
daß auch ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chier kommen werde.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Pauli Vertrauen war in CHri&#x017F;to.<lb/>
Denn wie &#x017F;ein &#x017F;eligmachender Glaube auf<lb/>
CHri&#x017F;tum ging; &#x017F;o regierte die&#x017F;er auch alle &#x017F;ei-<lb/>
ne An&#x017F;chla&#x0364;ge und Verrichtungen, daß &#x017F;ie im<lb/>
Vertrauen auf CHri&#x017F;tum ge&#x017F;chehen, und da-<lb/>
durch wie geheiliget, al&#x017F;o auch ge&#x017F;egnet wur-<lb/>
den.</p><lb/>
              <p>2. Wie Paulus hat zu den Philippern<lb/>
kommen wollen, &#x017F;ehe man Rom. 1, 11. 12. da es<lb/>
heißt: <hi rendition="#fr">Mich verlanget, euch zu &#x017F;ehen, auf<lb/>
daß ich euch mittheile etwas gei&#x017F;tlicher<lb/>
Gabe, euch zu &#x017F;ta&#x0364;rcken: das i&#x017F;t, daß ich<lb/>
&#x017F;amt euch getro&#x0364;&#x017F;tet werde durch euren und<lb/><cb/>
meinen Glauben, den wir unter einander<lb/>
haben.</hi></p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 25.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Jch habe es aber fu&#x0364;r no&#x0364;thig ange&#x017F;e-<lb/>
hen, den Bruder Epaphroditum mit die-<lb/>
&#x017F;em Briefe zu euch zu &#x017F;enden, der mein<lb/>
Gehu&#x0364;lfe und Mit-Arbeiter, und euer A-<lb/>
po&#x017F;tel, und meiner Nothdurft Diener<lb/>
i&#x017F;t.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Es war demnach die&#x017F;er Epaphroditus<lb/>
einer von denen, welche da lauterlich &#x017F;uchten,<lb/>
was JE&#x017F;u CHri&#x017F;ti war. Daraus man aufs<lb/>
neue &#x017F;iehet, daß Paulus mit den Worten: <hi rendition="#fr">&#x017F;ie<lb/>
&#x017F;uchen alle das Jhre,</hi> nur auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
vorhin c. 2, 1. benennete Gattung der Leute &#x017F;ie-<lb/>
het.</item><lb/>
                <item>2. Epaphroditus hat alhier eine fu&#x0364;nffache<lb/>
Benennung, er heißt ein <hi rendition="#fr">Bruder,</hi> ein <hi rendition="#fr">Gehu&#x0364;l-<lb/>
fe,</hi> ein <hi rendition="#fr">Mit&#x017F;treiter,</hi> ein <hi rendition="#fr">Apo&#x017F;tel</hi> der Philip-<lb/>
per, und der <hi rendition="#fr">Nothdurft</hi> Pauli <hi rendition="#fr">Diener.</hi></item><lb/>
                <item>3. Das Haupt-Wort war der <hi rendition="#fr">Bruder-<lb/>
Name.</hi> Denn auf die&#x017F;en gru&#x0364;ndeten &#x017F;ich alle<lb/>
u&#x0364;brige: &#x017F;intemal er zu den allen wa&#x0364;re untu&#x0364;chtig<lb/>
gewe&#x017F;en, wofern er nicht durch die Wiederge-<lb/>
burt zur Kind&#x017F;chaft GOttes und darinnen zu der<lb/>
wahren Bru&#x0364;der&#x017F;chaft gelanget wa&#x0364;re.</item><lb/>
                <item>4. Ein <hi rendition="#fr">Gehu&#x0364;lfe</hi> hieß er von gemein&#x017F;chaft-<lb/>
lich er Arbeit des Pflantzens und Begie&#x017F;&#x017F;ens, und<lb/>
ein <hi rendition="#fr">Mit-Streiter</hi> von dem Kampfe, den er<lb/>
mit Paulo deßwegen gemein hatte: in welchem<lb/>
er auch mit ihme gleiches Sieges i&#x017F;t theilhaftig<lb/>
worden.</item><lb/>
                <item>5. Das Wort <hi rendition="#fr">Apo&#x017F;tel</hi> &#x017F;tehet alhier, wie<lb/>
auch &#x017F;on&#x017F;t an einigen andern Orten, als Rom.<lb/>
16, 7. 2 Cor. 8, 23. in dem Ver&#x017F;tande, daß da-<lb/>
durch &#x017F;olche Apo&#x017F;toli&#x017F;che Ma&#x0364;nner, oder Evan-<lb/>
geli&#x017F;ten bezeichnet werden, welche theils von den<lb/>
Apo&#x017F;teln, theils von den Gemeinen zu gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Verrichtungen in Kirchen-Sachen gebrau-<lb/>
chet wurden. Da denn das Wort eigentlich<lb/>
nach der <hi rendition="#aq">grammati</hi>&#x017F;chen Bedeutung, welche auf<lb/>
die Ab&#x017F;endung gehet, ge&#x017F;etzet i&#x017F;t.</item><lb/>
                <item>6. Der <hi rendition="#fr">Nothdurft</hi> Pauli <hi rendition="#fr">Diener</hi> heißt<lb/>
er daher, weil die Philipper durch ihn Paulo<lb/>
eine Bey&#x017F;teuer zuge&#x017F;chicket haben, wie c. 4, 17.<lb/>
18. 19. zu er&#x017F;ehen i&#x017F;t. Denn weil Paulus die<lb/>
Kette an &#x017F;ich hatte, &#x017F;o i&#x017F;t er dadurch au&#x017F;&#x017F;er dem<lb/>
Stande ge&#x017F;etzet, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Profes&#x017F;ion</hi> der Tapeten-<lb/>
macherey in gewi&#x017F;&#x017F;en Neben-Stunden, nach Ap.<lb/>
Ge&#x017F;. 18, 3. 20, 34. u. &#x017F;. w. zu treiben. Wel-<lb/>
ches er auch &#x017F;on&#x017F;t nicht no&#x0364;thig hatte. Und da<lb/>
&#x017F;ich zu Rom ohn Zweifel manche du&#x0364;rftige Glie-<lb/>
der CHri&#x017F;ti zu ihm gehalten haben, &#x017F;o wird er<lb/>
von dem, was ihm da&#x017F;elb&#x017F;t und anders woher<lb/>
i&#x017F;t zugewendet worden, wol manches zu ihrer<lb/>
Erquickung mit angewendet haben.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 26.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Sintemal er nach euch allen Verlan-<lb/>
gen hatte, und war hoch beku&#x0364;mmert, dar-<lb/>
um, daß ihr geho&#x0364;ret hattet, daß er kranck<lb/>
war gewe&#x017F;en.</hi> </p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Anmer-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[716/0744] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 21-26. ge in der Gemeinſchaft mit CHriſto ſtehen und darinnen zunehmen: und ſo denn auch alle ſei- ne Bemuͤhungen dahin richten, daß auch andere moͤgen zu der ſeligen Gemeinſchaft CHriſti kom- men, und darinn verharren. Auf welche Art denn GOttes Ehre befordert, und der Name CHriſti verherrlichet wird. Und gleichwie die- ſes ſonderlich oͤffentlichen Lehrern oblieget: al- ſo koͤmmt es in gewiſſer Maſſe auch allen recht- ſchaffnen Zuhoͤrern zu: als dero Pflicht nach ih- rem geiſtlichen Prieſterthum iſt, daß ſie auch die Erbauung ihres Nechſten bey aller Gelegen- heit ſuchen. Machet ein Gottloſer immer meh- rere: warum ſolte denn ein Gottſeliger, als eine feurige Kohle, als ein brennendes und ſchei- nendes Licht, nicht auch andere anzuͤnden? V. 22. Jhr aber wiſſet, daß er rechtſchaffen iſt, (τὴν δοκιμὴν ἀυτοῦ, ſeine Probe, die er bey aller Gelegenheit abgeleget, und dadurch er ſich bewaͤhret erwieſen hat:) Denn wie ein Kind dem Vater, hat er mit mir gedienet am Evangelio. Anmerckungen. 1. Die natuͤrliche Liebe gegen die Eltern muß ſich unter andern ſonderlich durch die Dienſt- fertigkeit erweiſen. Und alſo ſollen Kinder al- le Gelegenheit, die ihnen dazu gegeben wird, willigſt annehmen, auch, wenn ſie nicht gege- ben wird, ſuchen, um ſich ihren Eltern, von welchen ſie nechſt GOTT das Leben haben, und welchen ſie mit ihrer Erziehung ſo viel Muͤhe ge- machet, gefaͤllig zu erweiſen. 2. Wohl dem Lehrer, der viel geiſtliche Soͤhne und Toͤchter hat! Und wohl den geiſt- lichen Soͤhnen und Toͤchtern, welche ihren geiſtlichen Vaͤtern gute Gehuͤlfen, oder doch ei- ne Zierde, und das Siegel ihres Amts ſind! V. 23. Denſelben hoffe ich, werde ich ſenden von Stund an, wenn ich erfahren habe, wie es um mich ſtehet, (wie der mir gemach- te Gerichts-Proceß laufen werde, und ob ich ſeiner entbehren koͤnne, oder nicht.) V. 24. Jch vertraue aber in dem HERRN, daß auch ich ſelbſt ſchier kommen werde. Anmerckungen. 1. Pauli Vertrauen war in CHriſto. Denn wie ſein ſeligmachender Glaube auf CHriſtum ging; ſo regierte dieſer auch alle ſei- ne Anſchlaͤge und Verrichtungen, daß ſie im Vertrauen auf CHriſtum geſchehen, und da- durch wie geheiliget, alſo auch geſegnet wur- den. 2. Wie Paulus hat zu den Philippern kommen wollen, ſehe man Rom. 1, 11. 12. da es heißt: Mich verlanget, euch zu ſehen, auf daß ich euch mittheile etwas geiſtlicher Gabe, euch zu ſtaͤrcken: das iſt, daß ich ſamt euch getroͤſtet werde durch euren und meinen Glauben, den wir unter einander haben. V. 25. Jch habe es aber fuͤr noͤthig angeſe- hen, den Bruder Epaphroditum mit die- ſem Briefe zu euch zu ſenden, der mein Gehuͤlfe und Mit-Arbeiter, und euer A- poſtel, und meiner Nothdurft Diener iſt. Anmerckungen. 1. Es war demnach dieſer Epaphroditus einer von denen, welche da lauterlich ſuchten, was JEſu CHriſti war. Daraus man aufs neue ſiehet, daß Paulus mit den Worten: ſie ſuchen alle das Jhre, nur auf eine gewiſſe vorhin c. 2, 1. benennete Gattung der Leute ſie- het. 2. Epaphroditus hat alhier eine fuͤnffache Benennung, er heißt ein Bruder, ein Gehuͤl- fe, ein Mitſtreiter, ein Apoſtel der Philip- per, und der Nothdurft Pauli Diener. 3. Das Haupt-Wort war der Bruder- Name. Denn auf dieſen gruͤndeten ſich alle uͤbrige: ſintemal er zu den allen waͤre untuͤchtig geweſen, wofern er nicht durch die Wiederge- burt zur Kindſchaft GOttes und darinnen zu der wahren Bruͤderſchaft gelanget waͤre. 4. Ein Gehuͤlfe hieß er von gemeinſchaft- lich er Arbeit des Pflantzens und Begieſſens, und ein Mit-Streiter von dem Kampfe, den er mit Paulo deßwegen gemein hatte: in welchem er auch mit ihme gleiches Sieges iſt theilhaftig worden. 5. Das Wort Apoſtel ſtehet alhier, wie auch ſonſt an einigen andern Orten, als Rom. 16, 7. 2 Cor. 8, 23. in dem Verſtande, daß da- durch ſolche Apoſtoliſche Maͤnner, oder Evan- geliſten bezeichnet werden, welche theils von den Apoſteln, theils von den Gemeinen zu gewiſ- ſen Verrichtungen in Kirchen-Sachen gebrau- chet wurden. Da denn das Wort eigentlich nach der grammatiſchen Bedeutung, welche auf die Abſendung gehet, geſetzet iſt. 6. Der Nothdurft Pauli Diener heißt er daher, weil die Philipper durch ihn Paulo eine Beyſteuer zugeſchicket haben, wie c. 4, 17. 18. 19. zu erſehen iſt. Denn weil Paulus die Kette an ſich hatte, ſo iſt er dadurch auſſer dem Stande geſetzet, ſeine Profesſion der Tapeten- macherey in gewiſſen Neben-Stunden, nach Ap. Geſ. 18, 3. 20, 34. u. ſ. w. zu treiben. Wel- ches er auch ſonſt nicht noͤthig hatte. Und da ſich zu Rom ohn Zweifel manche duͤrftige Glie- der CHriſti zu ihm gehalten haben, ſo wird er von dem, was ihm daſelbſt und anders woher iſt zugewendet worden, wol manches zu ihrer Erquickung mit angewendet haben. V. 26. Sintemal er nach euch allen Verlan- gen hatte, und war hoch bekuͤmmert, dar- um, daß ihr gehoͤret hattet, daß er kranck war geweſen. Anmer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/744
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/744>, abgerufen am 24.11.2024.