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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 29. an die Römer.
[Spaltenumbruch] wendig (oder äusserlich nach der Geburt, Na-
tion
und Bekäntniß der Religion, ohne alle
wahre Hertzens-Aenderung, und ohne wahre
gläubige Erkäntniß des Meßiä) ein Jüde ist
(und sich nur auf jenes und auf seine äusserliche
Vorrechte, die er vor den Heiden hat, im fleisch-
lichen Sinn verläßt, und sich für Abrahams Sa-
men ohne abrahamisehen Glauben hält) auch
ist das nicht eine
(an sich vor GOtt geltende,
und geistliche Vorrechte bringende) Beschnei-
dung
(die mit Hindansetzung der Beschneidung
des Hertzens und des Glaubens an den Meßiam,
worauf die Beschneidung in göttlicher Absicht
gewiesen hat, nur allein) auswendig im Fleisch
geschiehet
(und noch dazu zur Aufblehung und
zur Verwerfung der Evangelischen Gnade und
Wahrheit gemißbrauchet wird.)

V. 29.

Sondern das ist ein (rechter und GOtt
wohlgefälliger) Jüde (oder Jsraelit) der (nebst
seiner äusserlichen Religions-Form) innerlich
verborgen ist
(in welchem, als einem rechten
Nathanael, kein falsch ist Joh. 1, 48. Ps. 32, 2. u.
der reines Hertzens ist Ps. 73, 1. der, wie Abraham,
der Vater und das Muster aller gläubigen Jsrae-
liten, die Gerechtigkeit des Glaubens, und die
Beschneidung, als ein Siegel derselben, hat, und
in den Fußstapfen des Abrahamischen Glaubens
wandelt Röm. 4, 11. 12. der wie die Sara in-
nerlich geschmücket ist am verborgenen Men-
schen des Hertzens, unverrückt, mit sanftem und
stillem Geiste, so da köstlich vor GOTT ist
1 Pet. 3, 4. 5.) Und die Beschneidung des
Hertzens
(wodurch die Erb-Sünde dergestalt
beschnitten und entkräftet wird, daß das Hertze
zur wahrhaftigen Wiedergeburt und gründlichen
Aenderung, und in dieser aus dem Stande der
verderbten Natur und des Unglaubens in den
Stand der Gnade und des Glaubens versetzet
wird) ist eine Beschneidung, die im Geiste
(die geistlich ist, und vom Heiligen Geiste in der
Seele gewircket wird) und nicht im Buchsta-
ben geschiehet
(nicht nur allein dem äusserli-
chen, mit gewissen aus Buchstaben bestehenden
Worten ausgedruckten, Gebote von der Be-
schneidung 1 B. Mos. 17, 10. seqq. gemäß ist)
welches (also beschaffenen und geistlich beschnit-
tenen Jüden) Lob (und Approbation) nicht ist
aus Menschen
(weder aus äusserlichen mensch-
lichen Vorzügen, welche die Jüden von ihrem
Abrahamischen Ursprunge und Geschlechte, auch
von andern äusserlichen Vorrechten hernahmen,
entstehet; noch auch von Menschen, die nur aufs
äusserliche sehen, und den besagten innerlichen
Zustand recht zu beurtheilen nicht vermögend
sind, kan gegeben werden) sondern aus GOTT
(der die Hertzen prüfet, und wie auf das Jn-
wendige und Verborgene siehet, also auch den in-
nerlichen Gnaden-Stand selbst angerichtet hat,
und also nicht anders kan, als an demselben ein
gnädiges Wohlgefallen tragen.

Anmerckungen.
1. Bey der Religion kömmt es hauptsäch-
sächlich auf das innere an. Und da dieses be-
[Spaltenumbruch] reits im Alten Testament die Haupt-Sache ge-
wesen, so ists noch vielmehr im Neuen Testa-
ment.
2. Die Beschneidung ohne derselben
geistliches Absehen ist eine der Vernunft anstös-
sige Sache; und hat sie daher von der Vernunft,
die vom geistlichen Absehen nichts weiß, nicht
erfunden werden können. Und demnach weiset
sie uns auch an sich selbst auf die göttliche Verord-
nung zurück.
3. Weil nun die göttliche Verordnung zu-
vorderst auf die Erb-Sünde gesehen, wie diese
durch die natürliche Geburt von Adam her auf
alle Menschen fortgepflantzet wird; so hat sie, um
dieses zu bezeichnen, die Beschneidung desselben
männlichen Gliedes, wodurch die Fortpflantzung
geschiehet, befohlen, und damit zugleich auf den
Meßiam gewiesen, wie daß nemlich derselbe der-
maleins zum Heil des menschlichen Geschlechts,
und zur Abthuung des aus der Erb-Sünde ent-
springenden grossen Ubels, aus Abrahams Sa-
men ohne Zuthuung eines Mannes gantz ausser-
ordentlich solte gebohren werden.
4. Und weil solcher gestalt durch die Be-
schneidung die Sündlichkeit der natürlichen
Geburt
angezeiget, und zugleich die Noth-
wendigkeit
der neuen Geburt, oder Wieder-
geburt angewiesen wurde; so dringet der Heilige
Geist in der Heiligen Schrift des Alten u. Neuen
Testaments auf die Beschneidung des Her-
tzens,
das ist, auf die Wiedergeburt, und heißt,
an Hertz und Ohren unbeschnitten seyn, der-
gestalt noch unbekehret und unwiedergebohren
seyn, daß man die göttliche Wahrheit auch nicht
hören und leiden mag.
5. Von dieser geistlichen Beschneidung heis-
set es gar nachdrücklich 5 B. Mos. 10, 16. So
beschneidet nun eures Hertzens Vorhaut,
und seyd fürder nicht halsstarrig.
c. 30, 6.
Der HERR, dein GOTT, wird dein Hertz
beschneiden, und das Hertz deines Samens,
daß du den HERRN deinen GOtt liebest
von gantzem Hertzen und von gantzer See-
le, daß du leben mögest.
Jer. 4, 3. 4. Pflü-
get ein neues, und säet nicht unter die He-
cken. Beschneidet euch dem HErrn, und
thut weg die Vorhaut eures Hertzens.

Siehe auch Phil. 3, 3.
6. Hingegen heißt es von den geistlich Un-
beschnittenen also: Jer. 6, 10. Daß doch ie-
mand hören wolte! Aber ihre Ohren sind
unbeschnitten, sie mögens nicht hören u. s.
w.
Siehe auch Ezech. 44, 7. 9. Jmgleichen Ap.
Gesch. 7, 51. Jhr Halsstarrigen und Unbe-
schnittenen an Hertzen und Ohren! ihr wi-
derstrebet allezeit dem Heiligen Geist, wie
eure Väter, also auch ihr.
7. Da die göttliche Beschneidung nichts
anders ist, als die Wiedergeburt, und die heilige
Taufe an die Stelle der leiblichen Beschneidung
gekommen ist; so siehet man daraus, wie nach-
drücklich daher die heilige Taufe ein Bad der
Wiedergeburt genennet und ihr auch sonst diese
Kraft zugeschrieben wird. Tit. 3, 5. Joh. 3, 3. 5.
Siehe auch Col. 2, 11. 12. da es heißt: Jn wel-
chem
(CHristo) ihr beschnitten seyd mit der
Be-
F 3

Cap. 2, v. 29. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] wendig (oder aͤuſſerlich nach der Geburt, Na-
tion
und Bekaͤntniß der Religion, ohne alle
wahre Hertzens-Aenderung, und ohne wahre
glaͤubige Erkaͤntniß des Meßiaͤ) ein Juͤde iſt
(und ſich nur auf jenes und auf ſeine aͤuſſerliche
Vorrechte, die er vor den Heiden hat, im fleiſch-
lichen Sinn verlaͤßt, und ſich fuͤr Abrahams Sa-
men ohne abrahamiſehen Glauben haͤlt) auch
iſt das nicht eine
(an ſich vor GOtt geltende,
und geiſtliche Vorrechte bringende) Beſchnei-
dung
(die mit Hindanſetzung der Beſchneidung
des Hertzens und des Glaubens an den Meßiam,
worauf die Beſchneidung in goͤttlicher Abſicht
gewieſen hat, nur allein) auswendig im Fleiſch
geſchiehet
(und noch dazu zur Aufblehung und
zur Verwerfung der Evangeliſchen Gnade und
Wahrheit gemißbrauchet wird.)

V. 29.

Sondern das iſt ein (rechter und GOtt
wohlgefaͤlliger) Juͤde (oder Jſraelit) der (nebſt
ſeiner aͤuſſerlichen Religions-Form) innerlich
verborgen iſt
(in welchem, als einem rechten
Nathanael, kein falſch iſt Joh. 1, 48. Pſ. 32, 2. u.
der reines Hertzens iſt Pſ. 73, 1. der, wie Abraham,
der Vater und das Muſter aller glaͤubigen Jſrae-
liten, die Gerechtigkeit des Glaubens, und die
Beſchneidung, als ein Siegel derſelben, hat, und
in den Fußſtapfen des Abrahamiſchen Glaubens
wandelt Roͤm. 4, 11. 12. der wie die Sara in-
nerlich geſchmuͤcket iſt am verborgenen Men-
ſchen des Hertzens, unverruͤckt, mit ſanftem und
ſtillem Geiſte, ſo da koͤſtlich vor GOTT iſt
1 Pet. 3, 4. 5.) Und die Beſchneidung des
Hertzens
(wodurch die Erb-Suͤnde dergeſtalt
beſchnitten und entkraͤftet wird, daß das Hertze
zur wahrhaftigen Wiedergeburt und gruͤndlichen
Aenderung, und in dieſer aus dem Stande der
verderbten Natur und des Unglaubens in den
Stand der Gnade und des Glaubens verſetzet
wird) iſt eine Beſchneidung, die im Geiſte
(die geiſtlich iſt, und vom Heiligen Geiſte in der
Seele gewircket wird) und nicht im Buchſta-
ben geſchiehet
(nicht nur allein dem aͤuſſerli-
chen, mit gewiſſen aus Buchſtaben beſtehenden
Worten ausgedruckten, Gebote von der Be-
ſchneidung 1 B. Moſ. 17, 10. ſeqq. gemaͤß iſt)
welches (alſo beſchaffenen und geiſtlich beſchnit-
tenen Juͤden) Lob (und Approbation) nicht iſt
aus Menſchen
(weder aus aͤuſſerlichen menſch-
lichen Vorzuͤgen, welche die Juͤden von ihrem
Abrahamiſchen Urſprunge und Geſchlechte, auch
von andern aͤuſſerlichen Vorrechten hernahmen,
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aͤuſſerliche ſehen, und den beſagten innerlichen
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ſind, kan gegeben werden) ſondern aus GOTT
(der die Hertzen pruͤfet, und wie auf das Jn-
wendige und Verborgene ſiehet, alſo auch den in-
nerlichen Gnaden-Stand ſelbſt angerichtet hat,
und alſo nicht anders kan, als an demſelben ein
gnaͤdiges Wohlgefallen tragen.

Anmerckungen.
1. Bey der Religion koͤmmt es hauptſaͤch-
ſaͤchlich auf das innere an. Und da dieſes be-
[Spaltenumbruch] reits im Alten Teſtament die Haupt-Sache ge-
weſen, ſo iſts noch vielmehr im Neuen Teſta-
ment.
2. Die Beſchneidung ohne derſelben
geiſtliches Abſehen iſt eine der Vernunft anſtoͤſ-
ſige Sache; und hat ſie daher von der Vernunft,
die vom geiſtlichen Abſehen nichts weiß, nicht
erfunden werden koͤnnen. Und demnach weiſet
ſie uns auch an ſich ſelbſt auf die goͤttliche Verord-
nung zuruͤck.
3. Weil nun die goͤttliche Verordnung zu-
vorderſt auf die Erb-Suͤnde geſehen, wie dieſe
durch die natuͤrliche Geburt von Adam her auf
alle Menſchen fortgepflantzet wird; ſo hat ſie, um
dieſes zu bezeichnen, die Beſchneidung deſſelben
maͤnnlichen Gliedes, wodurch die Fortpflantzung
geſchiehet, befohlen, und damit zugleich auf den
Meßiam gewieſen, wie daß nemlich derſelbe der-
maleins zum Heil des menſchlichen Geſchlechts,
und zur Abthuung des aus der Erb-Suͤnde ent-
ſpringenden groſſen Ubels, aus Abrahams Sa-
men ohne Zuthuung eines Mannes gantz auſſer-
ordentlich ſolte gebohren werden.
4. Und weil ſolcher geſtalt durch die Be-
ſchneidung die Suͤndlichkeit der natuͤrlichen
Geburt
angezeiget, und zugleich die Noth-
wendigkeit
der neuen Geburt, oder Wieder-
geburt angewieſen wurde; ſo dringet der Heilige
Geiſt in der Heiligen Schrift des Alten u. Neuen
Teſtaments auf die Beſchneidung des Her-
tzens,
das iſt, auf die Wiedergeburt, und heißt,
an Hertz und Ohren unbeſchnitten ſeyn, der-
geſtalt noch unbekehret und unwiedergebohren
ſeyn, daß man die goͤttliche Wahrheit auch nicht
hoͤren und leiden mag.
5. Von dieſer geiſtlichen Beſchneidung heiſ-
ſet es gar nachdruͤcklich 5 B. Moſ. 10, 16. So
beſchneidet nun eures Hertzens Vorhaut,
und ſeyd fuͤrder nicht halsſtarrig.
c. 30, 6.
Der HERR, dein GOTT, wird dein Hertz
beſchneiden, und das Hertz deines Samens,
daß du den HERRN deinen GOtt liebeſt
von gantzem Hertzen und von gantzer See-
le, daß du leben moͤgeſt.
Jer. 4, 3. 4. Pfluͤ-
get ein neues, und ſaͤet nicht unter die He-
cken. Beſchneidet euch dem HErrn, und
thut weg die Vorhaut eures Hertzens.

Siehe auch Phil. 3, 3.
6. Hingegen heißt es von den geiſtlich Un-
beſchnittenen alſo: Jer. 6, 10. Daß doch ie-
mand hoͤren wolte! Aber ihre Ohren ſind
unbeſchnitten, ſie moͤgens nicht hoͤren u. ſ.
w.
Siehe auch Ezech. 44, 7. 9. Jmgleichen Ap.
Geſch. 7, 51. Jhr Halsſtarrigen und Unbe-
ſchnittenen an Hertzen und Ohren! ihr wi-
derſtrebet allezeit dem Heiligen Geiſt, wie
eure Vaͤter, alſo auch ihr.
7. Da die goͤttliche Beſchneidung nichts
anders iſt, als die Wiedergeburt, und die heilige
Taufe an die Stelle der leiblichen Beſchneidung
gekommen iſt; ſo ſiehet man daraus, wie nach-
druͤcklich daher die heilige Taufe ein Bad der
Wiedergeburt genennet und ihr auch ſonſt dieſe
Kraft zugeſchrieben wird. Tit. 3, 5. Joh. 3, 3. 5.
Siehe auch Col. 2, 11. 12. da es heißt: Jn wel-
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[45/0073] Cap. 2, v. 29. an die Roͤmer. wendig (oder aͤuſſerlich nach der Geburt, Na- tion und Bekaͤntniß der Religion, ohne alle wahre Hertzens-Aenderung, und ohne wahre glaͤubige Erkaͤntniß des Meßiaͤ) ein Juͤde iſt (und ſich nur auf jenes und auf ſeine aͤuſſerliche Vorrechte, die er vor den Heiden hat, im fleiſch- lichen Sinn verlaͤßt, und ſich fuͤr Abrahams Sa- men ohne abrahamiſehen Glauben haͤlt) auch iſt das nicht eine (an ſich vor GOtt geltende, und geiſtliche Vorrechte bringende) Beſchnei- dung (die mit Hindanſetzung der Beſchneidung des Hertzens und des Glaubens an den Meßiam, worauf die Beſchneidung in goͤttlicher Abſicht gewieſen hat, nur allein) auswendig im Fleiſch geſchiehet (und noch dazu zur Aufblehung und zur Verwerfung der Evangeliſchen Gnade und Wahrheit gemißbrauchet wird.) V. 29. Sondern das iſt ein (rechter und GOtt wohlgefaͤlliger) Juͤde (oder Jſraelit) der (nebſt ſeiner aͤuſſerlichen Religions-Form) innerlich verborgen iſt (in welchem, als einem rechten Nathanael, kein falſch iſt Joh. 1, 48. Pſ. 32, 2. u. der reines Hertzens iſt Pſ. 73, 1. der, wie Abraham, der Vater und das Muſter aller glaͤubigen Jſrae- liten, die Gerechtigkeit des Glaubens, und die Beſchneidung, als ein Siegel derſelben, hat, und in den Fußſtapfen des Abrahamiſchen Glaubens wandelt Roͤm. 4, 11. 12. der wie die Sara in- nerlich geſchmuͤcket iſt am verborgenen Men- ſchen des Hertzens, unverruͤckt, mit ſanftem und ſtillem Geiſte, ſo da koͤſtlich vor GOTT iſt 1 Pet. 3, 4. 5.) Und die Beſchneidung des Hertzens (wodurch die Erb-Suͤnde dergeſtalt beſchnitten und entkraͤftet wird, daß das Hertze zur wahrhaftigen Wiedergeburt und gruͤndlichen Aenderung, und in dieſer aus dem Stande der verderbten Natur und des Unglaubens in den Stand der Gnade und des Glaubens verſetzet wird) iſt eine Beſchneidung, die im Geiſte (die geiſtlich iſt, und vom Heiligen Geiſte in der Seele gewircket wird) und nicht im Buchſta- ben geſchiehet (nicht nur allein dem aͤuſſerli- chen, mit gewiſſen aus Buchſtaben beſtehenden Worten ausgedruckten, Gebote von der Be- ſchneidung 1 B. Moſ. 17, 10. ſeqq. gemaͤß iſt) welches (alſo beſchaffenen und geiſtlich beſchnit- tenen Juͤden) Lob (und Approbation) nicht iſt aus Menſchen (weder aus aͤuſſerlichen menſch- lichen Vorzuͤgen, welche die Juͤden von ihrem Abrahamiſchen Urſprunge und Geſchlechte, auch von andern aͤuſſerlichen Vorrechten hernahmen, entſtehet; noch auch von Menſchen, die nur aufs aͤuſſerliche ſehen, und den beſagten innerlichen Zuſtand recht zu beurtheilen nicht vermoͤgend ſind, kan gegeben werden) ſondern aus GOTT (der die Hertzen pruͤfet, und wie auf das Jn- wendige und Verborgene ſiehet, alſo auch den in- nerlichen Gnaden-Stand ſelbſt angerichtet hat, und alſo nicht anders kan, als an demſelben ein gnaͤdiges Wohlgefallen tragen. Anmerckungen. 1. Bey der Religion koͤmmt es hauptſaͤch- ſaͤchlich auf das innere an. Und da dieſes be- reits im Alten Teſtament die Haupt-Sache ge- weſen, ſo iſts noch vielmehr im Neuen Teſta- ment. 2. Die Beſchneidung ohne derſelben geiſtliches Abſehen iſt eine der Vernunft anſtoͤſ- ſige Sache; und hat ſie daher von der Vernunft, die vom geiſtlichen Abſehen nichts weiß, nicht erfunden werden koͤnnen. Und demnach weiſet ſie uns auch an ſich ſelbſt auf die goͤttliche Verord- nung zuruͤck. 3. Weil nun die goͤttliche Verordnung zu- vorderſt auf die Erb-Suͤnde geſehen, wie dieſe durch die natuͤrliche Geburt von Adam her auf alle Menſchen fortgepflantzet wird; ſo hat ſie, um dieſes zu bezeichnen, die Beſchneidung deſſelben maͤnnlichen Gliedes, wodurch die Fortpflantzung geſchiehet, befohlen, und damit zugleich auf den Meßiam gewieſen, wie daß nemlich derſelbe der- maleins zum Heil des menſchlichen Geſchlechts, und zur Abthuung des aus der Erb-Suͤnde ent- ſpringenden groſſen Ubels, aus Abrahams Sa- men ohne Zuthuung eines Mannes gantz auſſer- ordentlich ſolte gebohren werden. 4. Und weil ſolcher geſtalt durch die Be- ſchneidung die Suͤndlichkeit der natuͤrlichen Geburt angezeiget, und zugleich die Noth- wendigkeit der neuen Geburt, oder Wieder- geburt angewieſen wurde; ſo dringet der Heilige Geiſt in der Heiligen Schrift des Alten u. Neuen Teſtaments auf die Beſchneidung des Her- tzens, das iſt, auf die Wiedergeburt, und heißt, an Hertz und Ohren unbeſchnitten ſeyn, der- geſtalt noch unbekehret und unwiedergebohren ſeyn, daß man die goͤttliche Wahrheit auch nicht hoͤren und leiden mag. 5. Von dieſer geiſtlichen Beſchneidung heiſ- ſet es gar nachdruͤcklich 5 B. Moſ. 10, 16. So beſchneidet nun eures Hertzens Vorhaut, und ſeyd fuͤrder nicht halsſtarrig. c. 30, 6. Der HERR, dein GOTT, wird dein Hertz beſchneiden, und das Hertz deines Samens, daß du den HERRN deinen GOtt liebeſt von gantzem Hertzen und von gantzer See- le, daß du leben moͤgeſt. Jer. 4, 3. 4. Pfluͤ- get ein neues, und ſaͤet nicht unter die He- cken. Beſchneidet euch dem HErrn, und thut weg die Vorhaut eures Hertzens. Siehe auch Phil. 3, 3. 6. Hingegen heißt es von den geiſtlich Un- beſchnittenen alſo: Jer. 6, 10. Daß doch ie- mand hoͤren wolte! Aber ihre Ohren ſind unbeſchnitten, ſie moͤgens nicht hoͤren u. ſ. w. Siehe auch Ezech. 44, 7. 9. Jmgleichen Ap. Geſch. 7, 51. Jhr Halsſtarrigen und Unbe- ſchnittenen an Hertzen und Ohren! ihr wi- derſtrebet allezeit dem Heiligen Geiſt, wie eure Vaͤter, alſo auch ihr. 7. Da die goͤttliche Beſchneidung nichts anders iſt, als die Wiedergeburt, und die heilige Taufe an die Stelle der leiblichen Beſchneidung gekommen iſt; ſo ſiehet man daraus, wie nach- druͤcklich daher die heilige Taufe ein Bad der Wiedergeburt genennet und ihr auch ſonſt dieſe Kraft zugeſchrieben wird. Tit. 3, 5. Joh. 3, 3. 5. Siehe auch Col. 2, 11. 12. da es heißt: Jn wel- chem (CHriſto) ihr beſchnitten ſeyd mit der Be- F 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/73>, abgerufen am 23.11.2024.