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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Historische und Exegetische
Einleitung
in den Brief Pauli

an die Philipper.
I. Die Historische Nachricht
von diesem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Gemeine, an welche dieser Brief geschrieben ist §. I.
Die Zeit, wenn, und der Ort, wo er geschrieben §. II.
Die vierfache Veraulassung dazu §. III.
[Spaltenumbruch] Der Jnnhalt und Zweck §. IV.
Die darinnen enthaltenen wichtigsten Materien §. V.
Die nachdrücklichsten Stellen und Redens-Arten §. VI.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Gemeine, an welche dieser
Brief geschrieben, ist von Paulo
gepflantzet worden zu Philip-
pen,
der am Meere gelegenen
Haupt-Stadt in Macedonien,
im Jahr Christi ein und funfzig, in dem grossen
Zuge, welchen Paulus mit Sila aus Antiochien
durch Asien und Griechenland that, nach Ap.
Gesch. 15, 40. 41. c. 16. 17. 18, 1-23. Wie
diese Gemeine angerichtet worden, das erzehlet
Lucas mit mehrern im sechzehenden Capitel der
Apostel-Geschichte, darinnen sonderlich die
Exempel der bekehrten Lydiä und des Ker-
ckermeisters,
samt ihrem gantzen Hause, nicht
weniger auch Pauli grosses Leiden und recht
wunderbare Errettung aus dem Gefängnisse sehr
merckwürdig ist. Welcher gestalt Paulus von
einem Macedonischen Manne in einem nächtli-
chen Gesichte aus Asien nach Macedonien beru-
fen worden, und er darauf zuvorderst nach Phi-
lippen gekommen, sehe man Apost. Gesch. 16,
9. u. f.

§. II. Der Ort, wo, und die Zeit,
wenn
dieser Brief geschrieben, ist Rom in der
ersten Gefangenschaft im zwey und sechzigsten
Jahre nach Christi Geburt, im siebenzehen-
den Jahr des Apostel-Amts Pauli, und im eilf-
ten Jahre, nachdem die Kirche zu Philippen war
gepflantzet worden. Jn welcher Zeit sie zu ei-
nem recht herrlichen Wachsthum gedien war.

§. III. Die Veranlassung zu diesem
Briefe war vierfach:

1. Pauli Verlangen und Vorsatz die Phi-
lippensische Kirche, nach seiner gehoffeten
Befreyung aus der Gefangenschaft, noch ein-
mal wider zu besuchen und sie unter dem Leiden
in allem Guten zu stärcken indessen Epaphro-
ditum voran und Timotheum bald nachher
[Spaltenumbruch] zu ihnen zu schicken. Davon man sehe c. 1, 8.
GOTT ist mein Zeuge, wie mich nach
euch allen verlanget von Hertzens-
Grund in Christo JEsu.
Und v. 25. 26.
Jn guter Zuversicht weiß ich, daß ich
bleiben und bey euch allen seyn werde,
euch zur Förderung und zur Freude des
Glaubens,
u. f. Jch hoffe in dem HErrn
JEsu, daß ich Timotheum bald werde
zu euch senden
u. f. c. 2, 34. Jch ver-
traue in dem HErrn, daß ich selbst
schier kommen werde.
2. Epaphroditi Erzehlung von dem, wie
es um die Philippensische Gemeine stehe, wie
sie zwar gar rechtschaffen sey, aber in grosser
Gefahr schwebe, von einigen irrigen Gesetz-
Lehrern zerrüttet zu werden. Siehe c. 1, 28.
c. 3, 2. 18. 19.
3. Epaphroditi Verlangen, nach über-
standener schweren Kranckheit, wieder nach
Philippen zurück zu gehen. c. 3, 25. u. f.
4. Die Beysteuer, welche die Philippensische
Gemeine Paulo nach Rom durch Epaphro-
ditum zugeschicket hatte c. 4, 10-18.

§. IV. Der Jnhalt und Zweck ist die-
ser vierfachen Veranlassung gemaß: Nemlich
Paulus bezeuget, vermöge seiner innigsten Liebe
zu den Philippensern, sein hertzliches Verlan-
gen, sie noch einmal wieder zu besuchen, und in
allem Guten zu stärcken. Weil aber dieses
noch ungewisse war, so schicket er Epaphrodi-
tum, dessen Verlangen nach, mit diesem Briefe
voraus, und suchet sie, bey der Versprechung,
wie daß auch Timotheus bald folgen würde, in-
dessen mit solchen Erinnerungen, welche ihrem
von Epaphrodito erkundigten Zustande gemäß
waren, sonderlich wider einige Jrrlehrer und

Ver-
Hiſtoriſche und Exegetiſche
Einleitung
in den Brief Pauli

an die Philipper.
I. Die Hiſtoriſche Nachricht
von dieſem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrieben iſt §. I.
Die Zeit, wenn, und der Ort, wo er geſchrieben §. II.
Die vierfache Veraulaſſung dazu §. III.
[Spaltenumbruch] Der Jnnhalt und Zweck §. IV.
Die darinnen enthaltenen wichtigſten Materien §. V.
Die nachdruͤcklichſten Stellen und Redens-Arten §. VI.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Gemeine, an welche dieſer
Brief geſchrieben, iſt von Paulo
gepflantzet worden zu Philip-
pen,
der am Meere gelegenen
Haupt-Stadt in Macedonien,
im Jahr Chriſti ein und funfzig, in dem groſſen
Zuge, welchen Paulus mit Sila aus Antiochien
durch Aſien und Griechenland that, nach Ap.
Geſch. 15, 40. 41. c. 16. 17. 18, 1-23. Wie
dieſe Gemeine angerichtet worden, das erzehlet
Lucas mit mehrern im ſechzehenden Capitel der
Apoſtel-Geſchichte, darinnen ſonderlich die
Exempel der bekehrten Lydiaͤ und des Ker-
ckermeiſters,
ſamt ihrem gantzen Hauſe, nicht
weniger auch Pauli groſſes Leiden und recht
wunderbare Errettung aus dem Gefaͤngniſſe ſehr
merckwuͤrdig iſt. Welcher geſtalt Paulus von
einem Macedoniſchen Manne in einem naͤchtli-
chen Geſichte aus Aſien nach Macedonien beru-
fen worden, und er darauf zuvorderſt nach Phi-
lippen gekommen, ſehe man Apoſt. Geſch. 16,
9. u. f.

§. II. Der Ort, wo, und die Zeit,
wenn
dieſer Brief geſchrieben, iſt Rom in der
erſten Gefangenſchaft im zwey und ſechzigſten
Jahre nach Chriſti Geburt, im ſiebenzehen-
den Jahr des Apoſtel-Amts Pauli, und im eilf-
ten Jahre, nachdem die Kirche zu Philippen war
gepflantzet worden. Jn welcher Zeit ſie zu ei-
nem recht herrlichen Wachsthum gedien war.

§. III. Die Veranlaſſung zu dieſem
Briefe war vierfach:

1. Pauli Verlangen und Vorſatz die Phi-
lippenſiſche Kirche, nach ſeiner gehoffeten
Befreyung aus der Gefangenſchaft, noch ein-
mal wider zu beſuchen und ſie unter dem Leiden
in allem Guten zu ſtaͤrcken indeſſen Epaphro-
ditum voran und Timotheum bald nachher
[Spaltenumbruch] zu ihnen zu ſchicken. Davon man ſehe c. 1, 8.
GOTT iſt mein Zeuge, wie mich nach
euch allen verlanget von Hertzens-
Grund in Chriſto JEſu.
Und v. 25. 26.
Jn guter Zuverſicht weiß ich, daß ich
bleiben und bey euch allen ſeyn werde,
euch zur Foͤrderung und zur Freude des
Glaubens,
u. f. Jch hoffe in dem HErrn
JEſu, daß ich Timotheum bald werde
zu euch ſenden
u. f. c. 2, 34. Jch ver-
traue in dem HErrn, daß ich ſelbſt
ſchier kommen werde.
2. Epaphroditi Erzehlung von dem, wie
es um die Philippenſiſche Gemeine ſtehe, wie
ſie zwar gar rechtſchaffen ſey, aber in groſſer
Gefahr ſchwebe, von einigen irrigen Geſetz-
Lehrern zerruͤttet zu werden. Siehe c. 1, 28.
c. 3, 2. 18. 19.
3. Epaphroditi Verlangen, nach uͤber-
ſtandener ſchweren Kranckheit, wieder nach
Philippen zuruͤck zu gehen. c. 3, 25. u. f.
4. Die Beyſteuer, welche die Philippenſiſche
Gemeine Paulo nach Rom durch Epaphro-
ditum zugeſchicket hatte c. 4, 10-18.

§. IV. Der Jnhalt und Zweck iſt die-
ſer vierfachen Veranlaſſung gemaß: Nemlich
Paulus bezeuget, vermoͤge ſeiner innigſten Liebe
zu den Philippenſern, ſein hertzliches Verlan-
gen, ſie noch einmal wieder zu beſuchen, und in
allem Guten zu ſtaͤrcken. Weil aber dieſes
noch ungewiſſe war, ſo ſchicket er Epaphrodi-
tum, deſſen Verlangen nach, mit dieſem Briefe
voraus, und ſuchet ſie, bey der Verſprechung,
wie daß auch Timotheus bald folgen wuͤrde, in-
deſſen mit ſolchen Erinnerungen, welche ihrem
von Epaphrodito erkundigten Zuſtande gemaͤß
waren, ſonderlich wider einige Jrrlehrer und

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[687/0715] Hiſtoriſche und Exegetiſche Einleitung in den Brief Pauli an die Philipper. I. Die Hiſtoriſche Nachricht von dieſem Briefe. Jnnhalt. Die Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrieben iſt §. I. Die Zeit, wenn, und der Ort, wo er geſchrieben §. II. Die vierfache Veraulaſſung dazu §. III. Der Jnnhalt und Zweck §. IV. Die darinnen enthaltenen wichtigſten Materien §. V. Die nachdruͤcklichſten Stellen und Redens-Arten §. VI. §. I. DJe Gemeine, an welche dieſer Brief geſchrieben, iſt von Paulo gepflantzet worden zu Philip- pen, der am Meere gelegenen Haupt-Stadt in Macedonien, im Jahr Chriſti ein und funfzig, in dem groſſen Zuge, welchen Paulus mit Sila aus Antiochien durch Aſien und Griechenland that, nach Ap. Geſch. 15, 40. 41. c. 16. 17. 18, 1-23. Wie dieſe Gemeine angerichtet worden, das erzehlet Lucas mit mehrern im ſechzehenden Capitel der Apoſtel-Geſchichte, darinnen ſonderlich die Exempel der bekehrten Lydiaͤ und des Ker- ckermeiſters, ſamt ihrem gantzen Hauſe, nicht weniger auch Pauli groſſes Leiden und recht wunderbare Errettung aus dem Gefaͤngniſſe ſehr merckwuͤrdig iſt. Welcher geſtalt Paulus von einem Macedoniſchen Manne in einem naͤchtli- chen Geſichte aus Aſien nach Macedonien beru- fen worden, und er darauf zuvorderſt nach Phi- lippen gekommen, ſehe man Apoſt. Geſch. 16, 9. u. f. §. II. Der Ort, wo, und die Zeit, wenn dieſer Brief geſchrieben, iſt Rom in der erſten Gefangenſchaft im zwey und ſechzigſten Jahre nach Chriſti Geburt, im ſiebenzehen- den Jahr des Apoſtel-Amts Pauli, und im eilf- ten Jahre, nachdem die Kirche zu Philippen war gepflantzet worden. Jn welcher Zeit ſie zu ei- nem recht herrlichen Wachsthum gedien war. §. III. Die Veranlaſſung zu dieſem Briefe war vierfach: 1. Pauli Verlangen und Vorſatz die Phi- lippenſiſche Kirche, nach ſeiner gehoffeten Befreyung aus der Gefangenſchaft, noch ein- mal wider zu beſuchen und ſie unter dem Leiden in allem Guten zu ſtaͤrcken indeſſen Epaphro- ditum voran und Timotheum bald nachher zu ihnen zu ſchicken. Davon man ſehe c. 1, 8. GOTT iſt mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlanget von Hertzens- Grund in Chriſto JEſu. Und v. 25. 26. Jn guter Zuverſicht weiß ich, daß ich bleiben und bey euch allen ſeyn werde, euch zur Foͤrderung und zur Freude des Glaubens, u. f. Jch hoffe in dem HErrn JEſu, daß ich Timotheum bald werde zu euch ſenden u. f. c. 2, 34. Jch ver- traue in dem HErrn, daß ich ſelbſt ſchier kommen werde. 2. Epaphroditi Erzehlung von dem, wie es um die Philippenſiſche Gemeine ſtehe, wie ſie zwar gar rechtſchaffen ſey, aber in groſſer Gefahr ſchwebe, von einigen irrigen Geſetz- Lehrern zerruͤttet zu werden. Siehe c. 1, 28. c. 3, 2. 18. 19. 3. Epaphroditi Verlangen, nach uͤber- ſtandener ſchweren Kranckheit, wieder nach Philippen zuruͤck zu gehen. c. 3, 25. u. f. 4. Die Beyſteuer, welche die Philippenſiſche Gemeine Paulo nach Rom durch Epaphro- ditum zugeſchicket hatte c. 4, 10-18. §. IV. Der Jnhalt und Zweck iſt die- ſer vierfachen Veranlaſſung gemaß: Nemlich Paulus bezeuget, vermoͤge ſeiner innigſten Liebe zu den Philippenſern, ſein hertzliches Verlan- gen, ſie noch einmal wieder zu beſuchen, und in allem Guten zu ſtaͤrcken. Weil aber dieſes noch ungewiſſe war, ſo ſchicket er Epaphrodi- tum, deſſen Verlangen nach, mit dieſem Briefe voraus, und ſuchet ſie, bey der Verſprechung, wie daß auch Timotheus bald folgen wuͤrde, in- deſſen mit ſolchen Erinnerungen, welche ihrem von Epaphrodito erkundigten Zuſtande gemaͤß waren, ſonderlich wider einige Jrrlehrer und Ver-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/715>, abgerufen am 24.11.2024.