Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, 20-23. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
sie eine so viel reichlichere Erfüllung über-kommen. 3. Es haben auch solche der Fürbitte nöthig, welche in einem wohlbevestigten und ge- sagneten Zustande stehen: welches schwächere und Anfänger im Christenthum nicht zu mei- nen pflegen. Denn sind sie gleich weit gekom- men, und ist ihnen gleich vieles gegeben, so wird auch desto mehr von ihnen gefodert, und finden sich der Anläuffe und Versuchungen bey ihnen mehr als bey andern. 4. Es hat ein jeder Lehrer dahin zu sehen, daß er reden möge mit freudigem Aufthun seines Mundes und also aus der Fülle eines guten Hertzens. Denn ein kaltsinniger und schläfriger Vortrag machet auch kaltsinnige und schläfrige Zuhörer. Wer aber mit einer rechten Freudigkeit reden will, muß seyn z[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]on to pneuma- ti, brünstig im Geist, wie Apollo Ap. Gesch. 18, 25. und also zuvorderst selbst ein Tempel und Wohnung des Heiligen Geistes seyn. Denn eine bloß natürliche Dreistigkeit machet es so viel weniger aus, so vielmehr sie bey fleischlichen ge- sinneten Lehrern, bey natürlicher, oder auch affe- ctirter Wohlredenheit, an statt der wahren geist- lichen parrhesie von der rohen Frechheit an sich nimmt. 5. Zuhörer sind schuldig, fleißig für ih- re Lehrer zu beten, insonderheit, wenn es an dem ist, daß sie zur öffentlichen Verkündigung des Worts sollen hervor treten, sonderlich un- ter dem Creutze. Sie sind aber auch nicht we- niger verbunden, das Wort so viel williger an- zunehmen, so viel mehr sie wahrnehmen, daß dem Lehrer Hertz und Mund von GOtt erfüllet und geöfnet worden. Man conferire im übri- gen zur Erläuterung dieses Orts diese Stellen Ap. Gesch. 4, 29. Rom. 15, 30. Col. 4, 3. 2 Thess. 3, 1. V. 21. 22. Auf daß aber ihr auch wisset, wie es Anmerckungen. 1. Von diesem Tychico ist folgendes zu mercken: Paulus hatte ihn nebst andern in sei- ner Gesellschaft, als er den Zug that von Ephe- sus nach Macedonien und von da nach Jerusa- lem Ap. Gesch. 20, 5. Und darauf hatte ihn Paulus um sich in seiner ersten Gefangenschaft [Spaltenumbruch] zu Rom, wohin er vermuthlich mit ihm aus dem Jüdischen Lande gezogen war. Denn er sandte ihn von dannen in Asien nach Colossen Col. 4, 7. 8. Und als Paulus von Rom zum letzten mal nach Asien und Griechenland gegangen war, hatte er ihn in Macedonien um sich, und versprach dem Tito, daß er ihn nach Creta sen- den wolte, vermuthlich, damit er an seiner statt den Kirchen derselben Jnsel vorstehen möchte. Tit. 3, 12. Und daß er auch in der letzten Ge- fangenschaft zu Rom um Paulum gewesen, das siehet man aus dem gegenwärtigen Orte; wie auch aus 2 Tim. 4, 12. 2. Tychicus war ein lieber Bruder Pau- li und ein treuer Diener Christi. Wäre er das erste nicht, und also auch kein Kind GOttes gewesen, so hätte er auch kein ächter und treuer Diener Christi seyn können. Denn ein Bauch- Diener und Christi Diener zu seyn, stehet nicht zusammen: Bauch-Diener aber, oder doch Mietlinge, sind alle unbekehrte und fleischlich- gesinnete Lehrer. Daß aber die wahre Brü- derschaft die Kindschaft GOttes zum Grun- de haben müsse, ist eine bekante Wahrheit. Es wird zwar das Wort Bruder bey den He- bräern auch von denen gebrauchet, welche sich zu einer Kirche und Religion äusserlich bekennen; in welchem Verstande auch heute zu tage von den Predigern das Wort Amts-Bruder ge- meiniglich genommen wird: allein im eigentli- chen neutestamentischen Verstande kan keine wahre geistliche Brüderschaft statt haben ohne die Kindschaft GOttes. Daher denn auch die- jenigen nur rechte Amts-Brüder sind, die mit einander in der Kindschaft GOttes stehen, und getreue Knechte des HErrn sind. 3. Bey der Redens-Art treuer Diener im HErrn ist wohl zu mercken, daß keiner sey ein treuer Diener des HErrn, der es nicht ist im HErrn, das ist, der nicht in der Vereini- gung und Gemeinschaft mit Christo stehet. V. 23. Friede (bey GOtt, in GOtt und mit Anmerckung. Das Wort Liebe nimmt man alhier bil- V. 24. R r r r 3
Cap. 6, 20-23. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
ſie eine ſo viel reichlichere Erfuͤllung uͤber-kommen. 3. Es haben auch ſolche der Fuͤrbitte noͤthig, welche in einem wohlbeveſtigten und ge- ſagneten Zuſtande ſtehen: welches ſchwaͤchere und Anfaͤnger im Chriſtenthum nicht zu mei- nen pflegen. Denn ſind ſie gleich weit gekom- men, und iſt ihnen gleich vieles gegeben, ſo wird auch deſto mehr von ihnen gefodert, und finden ſich der Anlaͤuffe und Verſuchungen bey ihnen mehr als bey andern. 4. Es hat ein jeder Lehrer dahin zu ſehen, daß er reden moͤge mit freudigem Aufthun ſeines Mundes und alſo aus der Fuͤlle eines guten Hertzens. Denn ein kaltſinniger und ſchlaͤfriger Vortrag machet auch kaltſinnige und ſchlaͤfrige Zuhoͤrer. Wer aber mit einer rechten Freudigkeit reden will, muß ſeyn ζ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ων τῷ πνεύμα- τι, bruͤnſtig im Geiſt, wie Apollo Ap. Geſch. 18, 25. und alſo zuvorderſt ſelbſt ein Tempel und Wohnung des Heiligen Geiſtes ſeyn. Denn eine bloß natuͤrliche Dreiſtigkeit machet es ſo viel weniger aus, ſo vielmehr ſie bey fleiſchlichen ge- ſinneten Lehrern, bey natuͤrlicher, oder auch affe- ctirter Wohlredenheit, an ſtatt der wahren geiſt- lichen parrheſie von der rohen Frechheit an ſich nimmt. 5. Zuhoͤrer ſind ſchuldig, fleißig fuͤr ih- re Lehrer zu beten, inſonderheit, wenn es an dem iſt, daß ſie zur oͤffentlichen Verkuͤndigung des Worts ſollen hervor treten, ſonderlich un- ter dem Creutze. Sie ſind aber auch nicht we- niger verbunden, das Wort ſo viel williger an- zunehmen, ſo viel mehr ſie wahrnehmen, daß dem Lehrer Hertz und Mund von GOtt erfuͤllet und geoͤfnet worden. Man conferire im uͤbri- gen zur Erlaͤuterung dieſes Orts dieſe Stellen Ap. Geſch. 4, 29. Rom. 15, 30. Col. 4, 3. 2 Theſſ. 3, 1. V. 21. 22. Auf daß aber ihr auch wiſſet, wie es Anmerckungen. 1. Von dieſem Tychico iſt folgendes zu mercken: Paulus hatte ihn nebſt andern in ſei- ner Geſellſchaft, als er den Zug that von Ephe- ſus nach Macedonien und von da nach Jeruſa- lem Ap. Geſch. 20, 5. Und darauf hatte ihn Paulus um ſich in ſeiner erſten Gefangenſchaft [Spaltenumbruch] zu Rom, wohin er vermuthlich mit ihm aus dem Juͤdiſchen Lande gezogen war. Denn er ſandte ihn von dannen in Aſien nach Coloſſen Col. 4, 7. 8. Und als Paulus von Rom zum letzten mal nach Aſien und Griechenland gegangen war, hatte er ihn in Macedonien um ſich, und verſprach dem Tito, daß er ihn nach Creta ſen- den wolte, vermuthlich, damit er an ſeiner ſtatt den Kirchen derſelben Jnſel vorſtehen moͤchte. Tit. 3, 12. Und daß er auch in der letzten Ge- fangenſchaft zu Rom um Paulum geweſen, das ſiehet man aus dem gegenwaͤrtigen Orte; wie auch aus 2 Tim. 4, 12. 2. Tychicus war ein lieber Bruder Pau- li und ein treuer Diener Chriſti. Waͤre er das erſte nicht, und alſo auch kein Kind GOttes geweſen, ſo haͤtte er auch kein aͤchter und treuer Diener Chriſti ſeyn koͤnnen. Denn ein Bauch- Diener und Chriſti Diener zu ſeyn, ſtehet nicht zuſammen: Bauch-Diener aber, oder doch Mietlinge, ſind alle unbekehrte und fleiſchlich- geſinnete Lehrer. Daß aber die wahre Bruͤ- derſchaft die Kindſchaft GOttes zum Grun- de haben muͤſſe, iſt eine bekante Wahrheit. Es wird zwar das Wort Bruder bey den He- braͤern auch von denen gebrauchet, welche ſich zu einer Kirche und Religion aͤuſſerlich bekennen; in welchem Verſtande auch heute zu tage von den Predigern das Wort Amts-Bruder ge- meiniglich genommen wird: allein im eigentli- chen neuteſtamentiſchen Verſtande kan keine wahre geiſtliche Bruͤderſchaft ſtatt haben ohne die Kindſchaft GOttes. Daher denn auch die- jenigen nur rechte Amts-Bruͤder ſind, die mit einander in der Kindſchaft GOttes ſtehen, und getreue Knechte des HErrn ſind. 3. Bey der Redens-Art treuer Diener im HErrn iſt wohl zu mercken, daß keiner ſey ein treuer Diener des HErrn, der es nicht iſt im HErrn, das iſt, der nicht in der Vereini- gung und Gemeinſchaft mit Chriſto ſtehet. V. 23. Friede (bey GOtt, in GOtt und mit Anmerckung. Das Wort Liebe nimmt man alhier bil- V. 24. R r r r 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0713" n="685"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6, 20-23. an die Epheſer.</hi></fw><lb/><cb/> ſie eine ſo viel reichlichere Erfuͤllung uͤber-<lb/> kommen.</item><lb/> <item>3. Es haben auch ſolche der <hi rendition="#fr">Fuͤrbitte</hi><lb/> noͤthig, welche in einem wohlbeveſtigten und ge-<lb/> ſagneten Zuſtande ſtehen: welches ſchwaͤchere<lb/> und Anfaͤnger im Chriſtenthum nicht zu mei-<lb/> nen pflegen. Denn ſind ſie gleich weit gekom-<lb/> men, und iſt ihnen gleich vieles gegeben, ſo wird<lb/> auch deſto mehr von ihnen gefodert, und finden<lb/> ſich der Anlaͤuffe und Verſuchungen bey ihnen<lb/> mehr als bey andern.</item><lb/> <item>4. Es hat ein jeder Lehrer dahin zu ſehen,<lb/> daß er reden moͤge <hi rendition="#fr">mit freudigem Aufthun<lb/> ſeines Mundes</hi> und alſo aus der <hi rendition="#fr">Fuͤlle eines<lb/> guten Hertzens.</hi> Denn ein kaltſinniger und<lb/> ſchlaͤfriger Vortrag machet auch kaltſinnige und<lb/> ſchlaͤfrige Zuhoͤrer. Wer aber mit einer rechten<lb/> Freudigkeit reden will, muß ſeyn ζ<foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign>ων τῷ πνεύμα-<lb/> τι, <hi rendition="#fr">bruͤnſtig im Geiſt,</hi> wie Apollo Ap. Geſch.<lb/> 18, 25. und alſo zuvorderſt ſelbſt ein Tempel und<lb/> Wohnung des Heiligen Geiſtes ſeyn. Denn<lb/> eine bloß natuͤrliche Dreiſtigkeit machet es ſo viel<lb/> weniger aus, ſo vielmehr ſie bey fleiſchlichen ge-<lb/> ſinneten Lehrern, bey natuͤrlicher, oder auch <hi rendition="#aq">affe-<lb/> ctir</hi>ter Wohlredenheit, an ſtatt der wahren geiſt-<lb/> lichen <hi rendition="#aq">parrheſi</hi>e von der rohen Frechheit an ſich<lb/> nimmt.</item><lb/> <item>5. <hi rendition="#fr">Zuhoͤrer</hi> ſind ſchuldig, fleißig fuͤr ih-<lb/> re Lehrer <hi rendition="#fr">zu beten,</hi> inſonderheit, wenn es an<lb/> dem iſt, daß ſie zur oͤffentlichen Verkuͤndigung<lb/> des Worts ſollen hervor treten, ſonderlich un-<lb/> ter dem Creutze. Sie ſind aber auch nicht we-<lb/> niger verbunden, das Wort ſo viel williger an-<lb/> zunehmen, ſo viel mehr ſie wahrnehmen, daß<lb/> dem Lehrer Hertz und Mund von GOtt erfuͤllet<lb/> und geoͤfnet worden. Man <hi rendition="#aq">conferir</hi>e im uͤbri-<lb/> gen zur Erlaͤuterung dieſes Orts dieſe Stellen<lb/> Ap. Geſch. 4, 29. Rom. 15, 30. Col. 4, 3.<lb/> 2 Theſſ. 3, 1.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 21. 22.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Auf daß aber ihr auch wiſſet, wie es<lb/> um mich ſtehe</hi> (in dieſer meiner ietzigen Gefan-<lb/> genſchaft) <hi rendition="#fr">und was ich ſchaffe</hi> (was im Wer-<lb/> cke des HErrn bisher vorgegangen) <hi rendition="#fr">wirds euch<lb/> alles kund thun Tychicus, der liebe Bru-<lb/> der und getreue Diener in dem HErrn.</hi><lb/> v. 22. <hi rendition="#fr">Welchen ich</hi> (gegenwaͤrtig mit dieſem<lb/> Briefe) <hi rendition="#fr">geſand habe zu euch, um deſſelbigen<lb/> willen, daß ihr erfahret, wie es um mich<lb/> ſtehet, und daß er eure Hertzen troͤſte</hi> (in der<lb/> Bekuͤmmerniß, die ihr meinetwegen traget; da-<lb/> gegen ihr nicht wenig werdet erfreuet werden,<lb/> wenn er euch berichten wird, wie manche Probe<lb/> ich bisher von der gnaͤdigen und ſchuͤtzenden<lb/> Hand GOttes geſehen habe.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Von dieſem Tychico iſt folgendes zu<lb/> mercken: Paulus hatte ihn nebſt andern in ſei-<lb/> ner Geſellſchaft, als er den Zug that von Ephe-<lb/> ſus nach Macedonien und von da nach Jeruſa-<lb/> lem Ap. Geſch. 20, 5. Und darauf hatte ihn<lb/> Paulus um ſich in ſeiner erſten Gefangenſchaft<lb/><cb/> zu Rom, wohin er vermuthlich mit ihm aus dem<lb/> Juͤdiſchen Lande gezogen war. Denn er ſandte<lb/> ihn von dannen in Aſien nach Coloſſen Col. 4,<lb/> 7. 8. Und als Paulus von Rom zum letzten<lb/> mal nach Aſien und Griechenland gegangen<lb/> war, hatte er ihn in Macedonien um ſich, und<lb/> verſprach dem Tito, daß er ihn nach Creta ſen-<lb/> den wolte, vermuthlich, damit er an ſeiner ſtatt<lb/> den Kirchen derſelben Jnſel vorſtehen moͤchte.<lb/> Tit. 3, 12. Und daß er auch in der letzten Ge-<lb/> fangenſchaft zu Rom um Paulum geweſen, das<lb/> ſiehet man aus dem gegenwaͤrtigen Orte; wie<lb/> auch aus 2 Tim. 4, 12.</item><lb/> <item>2. Tychicus war ein <hi rendition="#fr">lieber Bruder</hi> Pau-<lb/> li und ein <hi rendition="#fr">treuer Diener Chriſti.</hi> Waͤre er<lb/> das erſte nicht, und alſo auch kein Kind GOttes<lb/> geweſen, ſo haͤtte er auch kein aͤchter und treuer<lb/> Diener Chriſti ſeyn koͤnnen. Denn ein Bauch-<lb/> Diener und Chriſti Diener zu ſeyn, ſtehet nicht<lb/> zuſammen: Bauch-Diener aber, oder doch<lb/> Mietlinge, ſind alle unbekehrte und fleiſchlich-<lb/> geſinnete Lehrer. Daß aber die wahre <hi rendition="#fr">Bruͤ-<lb/> derſchaft</hi> die <hi rendition="#fr">Kindſchaft</hi> GOttes zum Grun-<lb/> de haben muͤſſe, iſt eine bekante Wahrheit.<lb/> Es wird zwar das Wort <hi rendition="#fr">Bruder</hi> bey den He-<lb/> braͤern auch von denen gebrauchet, welche ſich zu<lb/> einer Kirche und Religion aͤuſſerlich bekennen;<lb/> in welchem Verſtande auch heute zu tage von<lb/> den Predigern das Wort <hi rendition="#fr">Amts-Bruder</hi> ge-<lb/> meiniglich genommen wird: allein im eigentli-<lb/> chen neuteſtamentiſchen Verſtande kan keine<lb/> wahre geiſtliche Bruͤderſchaft ſtatt haben ohne<lb/> die Kindſchaft GOttes. Daher denn auch die-<lb/> jenigen nur rechte Amts-Bruͤder ſind, die mit<lb/> einander in der Kindſchaft GOttes ſtehen, und<lb/> getreue Knechte des HErrn ſind.</item><lb/> <item>3. Bey der Redens-Art <hi rendition="#fr">treuer Diener<lb/> im HErrn</hi> iſt wohl zu mercken, daß keiner ſey<lb/> ein treuer Diener <hi rendition="#fr">des HErrn,</hi> der es nicht iſt<lb/><hi rendition="#fr">im HErrn,</hi> das iſt, der nicht in der Vereini-<lb/> gung und Gemeinſchaft mit Chriſto ſtehet.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 23.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Friede</hi> (bey GOtt, in GOtt und mit<lb/> GOtt, und mit dem Frieden alles uͤbrige Heil)<lb/><hi rendition="#fr">und Liebe</hi> (nemlich GOttes, damit er uns lie-<lb/> bet und umfaſſet) <hi rendition="#fr">mit Glauben</hi> (mit Vermeh-<lb/> rung des Glaubens; als womit die die Liebe<lb/> GOttes nebſt dem Frieden ergriffen, zugeeignet<lb/> und recht genoſſen wird) <hi rendition="#fr">von GOtt dem Va-<lb/> ter und dem HErrn JEſu Chriſto</hi> (in der<lb/> kraͤftigen Wirckung des Heiligen Geiſtes: als<lb/> durch den die Liebe GOttes in unſer Hertz aus-<lb/> gegoſſen wird Rom. 5, 5. in dem wir auch des<lb/> Friedens GOttes recht genieſſen c. 14, 17.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Das Wort <hi rendition="#fr">Liebe</hi> nimmt man alhier bil-<lb/> lig von der <hi rendition="#fr">Liebe GOttes gegen uns,</hi> dieweil<lb/> die Liebe zu dem Frieden, welcher eine Gnaden-<lb/> Gabe iſt, geſetzet wird; und weil darauf folget<lb/><hi rendition="#fr">von GOtt;</hi> da ſonſt unſere Liebe gehet auf<lb/> GOtt, davon der folgende Vers handelt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R r r r 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">V. 24.</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [685/0713]
Cap. 6, 20-23. an die Epheſer.
ſie eine ſo viel reichlichere Erfuͤllung uͤber-
kommen.
3. Es haben auch ſolche der Fuͤrbitte
noͤthig, welche in einem wohlbeveſtigten und ge-
ſagneten Zuſtande ſtehen: welches ſchwaͤchere
und Anfaͤnger im Chriſtenthum nicht zu mei-
nen pflegen. Denn ſind ſie gleich weit gekom-
men, und iſt ihnen gleich vieles gegeben, ſo wird
auch deſto mehr von ihnen gefodert, und finden
ſich der Anlaͤuffe und Verſuchungen bey ihnen
mehr als bey andern.
4. Es hat ein jeder Lehrer dahin zu ſehen,
daß er reden moͤge mit freudigem Aufthun
ſeines Mundes und alſo aus der Fuͤlle eines
guten Hertzens. Denn ein kaltſinniger und
ſchlaͤfriger Vortrag machet auch kaltſinnige und
ſchlaͤfrige Zuhoͤrer. Wer aber mit einer rechten
Freudigkeit reden will, muß ſeyn ζ_ ων τῷ πνεύμα-
τι, bruͤnſtig im Geiſt, wie Apollo Ap. Geſch.
18, 25. und alſo zuvorderſt ſelbſt ein Tempel und
Wohnung des Heiligen Geiſtes ſeyn. Denn
eine bloß natuͤrliche Dreiſtigkeit machet es ſo viel
weniger aus, ſo vielmehr ſie bey fleiſchlichen ge-
ſinneten Lehrern, bey natuͤrlicher, oder auch affe-
ctirter Wohlredenheit, an ſtatt der wahren geiſt-
lichen parrheſie von der rohen Frechheit an ſich
nimmt.
5. Zuhoͤrer ſind ſchuldig, fleißig fuͤr ih-
re Lehrer zu beten, inſonderheit, wenn es an
dem iſt, daß ſie zur oͤffentlichen Verkuͤndigung
des Worts ſollen hervor treten, ſonderlich un-
ter dem Creutze. Sie ſind aber auch nicht we-
niger verbunden, das Wort ſo viel williger an-
zunehmen, ſo viel mehr ſie wahrnehmen, daß
dem Lehrer Hertz und Mund von GOtt erfuͤllet
und geoͤfnet worden. Man conferire im uͤbri-
gen zur Erlaͤuterung dieſes Orts dieſe Stellen
Ap. Geſch. 4, 29. Rom. 15, 30. Col. 4, 3.
2 Theſſ. 3, 1.
V. 21. 22.
Auf daß aber ihr auch wiſſet, wie es
um mich ſtehe (in dieſer meiner ietzigen Gefan-
genſchaft) und was ich ſchaffe (was im Wer-
cke des HErrn bisher vorgegangen) wirds euch
alles kund thun Tychicus, der liebe Bru-
der und getreue Diener in dem HErrn.
v. 22. Welchen ich (gegenwaͤrtig mit dieſem
Briefe) geſand habe zu euch, um deſſelbigen
willen, daß ihr erfahret, wie es um mich
ſtehet, und daß er eure Hertzen troͤſte (in der
Bekuͤmmerniß, die ihr meinetwegen traget; da-
gegen ihr nicht wenig werdet erfreuet werden,
wenn er euch berichten wird, wie manche Probe
ich bisher von der gnaͤdigen und ſchuͤtzenden
Hand GOttes geſehen habe.)
Anmerckungen.
1. Von dieſem Tychico iſt folgendes zu
mercken: Paulus hatte ihn nebſt andern in ſei-
ner Geſellſchaft, als er den Zug that von Ephe-
ſus nach Macedonien und von da nach Jeruſa-
lem Ap. Geſch. 20, 5. Und darauf hatte ihn
Paulus um ſich in ſeiner erſten Gefangenſchaft
zu Rom, wohin er vermuthlich mit ihm aus dem
Juͤdiſchen Lande gezogen war. Denn er ſandte
ihn von dannen in Aſien nach Coloſſen Col. 4,
7. 8. Und als Paulus von Rom zum letzten
mal nach Aſien und Griechenland gegangen
war, hatte er ihn in Macedonien um ſich, und
verſprach dem Tito, daß er ihn nach Creta ſen-
den wolte, vermuthlich, damit er an ſeiner ſtatt
den Kirchen derſelben Jnſel vorſtehen moͤchte.
Tit. 3, 12. Und daß er auch in der letzten Ge-
fangenſchaft zu Rom um Paulum geweſen, das
ſiehet man aus dem gegenwaͤrtigen Orte; wie
auch aus 2 Tim. 4, 12.
2. Tychicus war ein lieber Bruder Pau-
li und ein treuer Diener Chriſti. Waͤre er
das erſte nicht, und alſo auch kein Kind GOttes
geweſen, ſo haͤtte er auch kein aͤchter und treuer
Diener Chriſti ſeyn koͤnnen. Denn ein Bauch-
Diener und Chriſti Diener zu ſeyn, ſtehet nicht
zuſammen: Bauch-Diener aber, oder doch
Mietlinge, ſind alle unbekehrte und fleiſchlich-
geſinnete Lehrer. Daß aber die wahre Bruͤ-
derſchaft die Kindſchaft GOttes zum Grun-
de haben muͤſſe, iſt eine bekante Wahrheit.
Es wird zwar das Wort Bruder bey den He-
braͤern auch von denen gebrauchet, welche ſich zu
einer Kirche und Religion aͤuſſerlich bekennen;
in welchem Verſtande auch heute zu tage von
den Predigern das Wort Amts-Bruder ge-
meiniglich genommen wird: allein im eigentli-
chen neuteſtamentiſchen Verſtande kan keine
wahre geiſtliche Bruͤderſchaft ſtatt haben ohne
die Kindſchaft GOttes. Daher denn auch die-
jenigen nur rechte Amts-Bruͤder ſind, die mit
einander in der Kindſchaft GOttes ſtehen, und
getreue Knechte des HErrn ſind.
3. Bey der Redens-Art treuer Diener
im HErrn iſt wohl zu mercken, daß keiner ſey
ein treuer Diener des HErrn, der es nicht iſt
im HErrn, das iſt, der nicht in der Vereini-
gung und Gemeinſchaft mit Chriſto ſtehet.
V. 23.
Friede (bey GOtt, in GOtt und mit
GOtt, und mit dem Frieden alles uͤbrige Heil)
und Liebe (nemlich GOttes, damit er uns lie-
bet und umfaſſet) mit Glauben (mit Vermeh-
rung des Glaubens; als womit die die Liebe
GOttes nebſt dem Frieden ergriffen, zugeeignet
und recht genoſſen wird) von GOtt dem Va-
ter und dem HErrn JEſu Chriſto (in der
kraͤftigen Wirckung des Heiligen Geiſtes: als
durch den die Liebe GOttes in unſer Hertz aus-
gegoſſen wird Rom. 5, 5. in dem wir auch des
Friedens GOttes recht genieſſen c. 14, 17.)
Anmerckung.
Das Wort Liebe nimmt man alhier bil-
lig von der Liebe GOttes gegen uns, dieweil
die Liebe zu dem Frieden, welcher eine Gnaden-
Gabe iſt, geſetzet wird; und weil darauf folget
von GOtt; da ſonſt unſere Liebe gehet auf
GOtt, davon der folgende Vers handelt.
V. 24.
R r r r 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |