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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 24-26.
[Spaltenumbruch] Theil soll den andern haben als sein eigen, wel-
ches mit keinem fremden in einiger ehelichen Ge-
meinschaft stehe.
6. So wenig ein Ehe-Weib schuldig ist,
ihrem Ehe-Manne in dem, was wider GOttes
Willen und ihr Gewissen gantz offenbar lauft, zu
folgen: eben so wenig ist es verantwortlich, wenn
ihr der Mann dergleichen zumuthet. Und also
werden nur alle billige Dinge verstanden. Und
ist hingegen der Ausspruch Petri bekant Ap.
Gesch. 5, 29. Man muß GOTT mehr gehor-
chen, denn den Menschen.
V. 25.

Jhr Männer, liebet eure Weiber (nicht
nur bloß nach einem natürlichen Triebe, der
voller Mängel und Gebrechen, und voller Un-
ordnung ist, sondern auf eine durch die Gnade ge-
heiligte und thätige Art) gleichwie CHristus
geliebet hat die Gemeine, und hat
(zum Er-
weis solcher seiner Liebe) sich selbst (zuerst ins
Fleisch zur Menschwerdung, und darauf zur Er-
lösung in den Tod) für sie (nicht allein ihr zu
gute, sondern auch an ihrer statt) gegeben (zur
Gabe und Opfer GOTT zu einem süssen Ge-
ruch c. 5, 2.)

Anmerckungen.
1. Es könte zwar das Ansehen haben, als
wäre die Ermahnung an die Männer, daß sie ih-
re Weiber lieben solten, überflüßig; sintemal
die Liebe an sich selbst natürlich sey, und eine
Manns-Person sich ordentlicher Weise aus Lie-
be eine gewisse Person des andern Geschlechts
zur Ehe erwähle, und ihr hernach in Liebe an-
hange. Allein, wie schon gedacht, so ist die bloß
natürliche Liebe an sich voller Mängel: und wo
auch diese nicht sind in einem besondern Grad, da
gebrauchet sie doch rectificiret zu werden.
2. Sie ist voller Gebrechen. Denn
a. Wie oft geschiehet es nicht, daß eine Person
zur Ehe gewählet wird, nicht so wol aus natür-
licher Liebe, oder sonderbaren ehelichen Zunei-
gung zu der Person, als aus andern Absichten,
sonderlich aus der Absicht, durch sie zu einem
leiblichen Vermögen, oder auch wol zu einer
Bedienung zu gelangen; also, daß die Liebe
an sich dabey gar schlecht ist, und hernach in
der Ehe selbst noch mehr erlöschet. Welches
denn zu allerhand schwerer Versuchung, auch
Versündigung, Anlaß giebet.
b. Wie oft verwandelt sich nicht die bloß natür-
liche Liebe in einen Haß und Widerwillen, und
bricht in allerhand Härte aus; und zwar um
so viel mehr, ie unordentlicher und heftiger sie
anfangs gewesen ist.
c. So geschiehet es auch leider nicht selten, daß
die eheliche Liebe durch ein ehebrecherisches
Anhangen an einer andern Person sich derge-
stalt theilet, daß das eigentliche eheliche Band
dadurch zerrissen, und der unschuldige Theil
aufs höchste beleidiget wird, der schuldige aber
eine schwere Verantwortung über sich zie-
het.
[Spaltenumbruch]
d. Es gehet die bloß natürliche Liebe bey man-
chen auch nur bloß auf den Leib des Ehegat-
ten, nicht aber auf das Gemüth, ihr nach dem-
selben in billigen Dingen zu gefallen zu leben:
ja sie ist auch wol so verkehrt, daß sie auch nicht
auf den nöthigen Schutz, Unterhalt und Ver-
pflegung der Ehegattin bedacht ist.
3. Und gesetzet auch, die bloß natürliche
und zugleich eheliche Liebe des Ehe-Mannes ge-
gen seine Ehe-Frau sey von allen solchen groben
Gebrechen frey, und finde sich in der Ehe daher
auch eine vergnügliche Ubereinstimmung: so ist
sie doch ausser CHristo, oder ausser dem Gna-
den-Stande nicht geheiliget, noch GOTT al-
so wohlgefällig, daß den Ehe-Leuten ihre ihnen
noch sonst anklebende viele Mängel nicht zuge-
rechnet würden. Zu geschweigen, wie daß die
eheliche Liebe, wenn sie nur die blosse Natur zum
Grunde hat, leichtlich erkalten kan, zumal wenn
ein Ehegatte an dem andern des Leibes halber
Kranckheiten, oder dem Gemüthe nach auch et-
was widriges zu ertragen findet.
4. Man siehet demnach, daß Paulus wohl
Ursache gehabt, die Männer zur Liebe gegen ih-
re Weiber zu ermahnen; und zwar zu einer sol-
chen Liebe, welche die Liebe CHristi gegen uns
zu ihrem Muster nimmt, und wie wohl geordnet,
also auch geheiliget ist, und sich in allen schuldigen
Pflichten thätig erweiset.
5. Was der Apostel von den Männern sa-
get, das gehet auch die Weiber an, daß sie nem-
lich bey ihrer Unterthänigkeit ihre Männer auch
lieben sollen, und zwar mit einer solchen Liebe,
die nicht nur bloß natürlich ist, sondern welche die
Liebe gegen ihren Heiland zum Grunde und zur
Vorschrift hat.
6. Wie CHristus sich selbst für uns darge-
geben, davon sehe man unter andern sonderlich
Col. 1, 4. 2, 20. Ephes. 5, 2. Phil. 2, 6. seqq.
Tit. 3, 14. Und dieses behält CHristus in seiner
Liebe voraus; als darinnen es ihm kein Ehe-
Mann nachthun kar. und darf.
V. 26.

Auf daß er sie heiligte (mit GOtt ver-
söhnete, und dadurch zur wahren Gerechtigkeit
und Heiligung brächte:) und hat sie gereini-
get
(ihr die geschehene Versöhnung zugeeignet)
durch das Wasser-Bad (durch die heilige
Taufe) im Worte (welche kein schlechtes Was-
ser, sondern in GOttes Wort, in das Wort des
Befehls und der Verheissung, gefasset und damit
verbunden ist. Marc. 16, 16.)

Anmerckungen.
1. Das Wort agiazein, heiligen, gehet
alhier eigentlich auf die Versöhnung CHristi,
und heisset so viel als versöhnen. Dieses er-
weise ich aus unterschiedlichen Gründen, als da
sind:
a. Der Gebrauch dieses Worts bey den LXX
Griechischen Interpretibus: als bey welchen es
ein synonymum ist von dem Worte ilaskomai,
expio, ich versöhne, damit das Hebräi-
sche Wort [fremdsprachliches Material - fehlt] gegeben wird. Man sehe
2 B. Mos. 29,
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 24-26.
[Spaltenumbruch] Theil ſoll den andern haben als ſein eigen, wel-
ches mit keinem fremden in einiger ehelichen Ge-
meinſchaft ſtehe.
6. So wenig ein Ehe-Weib ſchuldig iſt,
ihrem Ehe-Manne in dem, was wider GOttes
Willen und ihr Gewiſſen gantz offenbar lauft, zu
folgen: eben ſo wenig iſt es verantwortlich, wenn
ihr der Mann dergleichen zumuthet. Und alſo
werden nur alle billige Dinge verſtanden. Und
iſt hingegen der Ausſpruch Petri bekant Ap.
Geſch. 5, 29. Man muß GOTT mehr gehor-
chen, denn den Menſchen.
V. 25.

Jhr Maͤnner, liebet eure Weiber (nicht
nur bloß nach einem natuͤrlichen Triebe, der
voller Maͤngel und Gebrechen, und voller Un-
ordnung iſt, ſondern auf eine durch die Gnade ge-
heiligte und thaͤtige Art) gleichwie CHriſtus
geliebet hat die Gemeine, und hat
(zum Er-
weis ſolcher ſeiner Liebe) ſich ſelbſt (zuerſt ins
Fleiſch zur Menſchwerdung, und darauf zur Er-
loͤſung in den Tod) fuͤr ſie (nicht allein ihr zu
gute, ſondern auch an ihrer ſtatt) gegeben (zur
Gabe und Opfer GOTT zu einem ſuͤſſen Ge-
ruch c. 5, 2.)

Anmerckungen.
1. Es koͤnte zwar das Anſehen haben, als
waͤre die Ermahnung an die Maͤnner, daß ſie ih-
re Weiber lieben ſolten, uͤberfluͤßig; ſintemal
die Liebe an ſich ſelbſt natuͤrlich ſey, und eine
Manns-Perſon ſich ordentlicher Weiſe aus Lie-
be eine gewiſſe Perſon des andern Geſchlechts
zur Ehe erwaͤhle, und ihr hernach in Liebe an-
hange. Allein, wie ſchon gedacht, ſo iſt die bloß
natuͤrliche Liebe an ſich voller Maͤngel: und wo
auch dieſe nicht ſind in einem beſondern Grad, da
gebrauchet ſie doch rectificiret zu werden.
2. Sie iſt voller Gebrechen. Denn
a. Wie oft geſchiehet es nicht, daß eine Perſon
zur Ehe gewaͤhlet wird, nicht ſo wol aus natuͤr-
licher Liebe, oder ſonderbaren ehelichen Zunei-
gung zu der Perſon, als aus andern Abſichten,
ſonderlich aus der Abſicht, durch ſie zu einem
leiblichen Vermoͤgen, oder auch wol zu einer
Bedienung zu gelangen; alſo, daß die Liebe
an ſich dabey gar ſchlecht iſt, und hernach in
der Ehe ſelbſt noch mehr erloͤſchet. Welches
denn zu allerhand ſchwerer Verſuchung, auch
Verſuͤndigung, Anlaß giebet.
b. Wie oft verwandelt ſich nicht die bloß natuͤr-
liche Liebe in einen Haß und Widerwillen, und
bricht in allerhand Haͤrte aus; und zwar um
ſo viel mehr, ie unordentlicher und heftiger ſie
anfangs geweſen iſt.
c. So geſchiehet es auch leider nicht ſelten, daß
die eheliche Liebe durch ein ehebrecheriſches
Anhangen an einer andern Perſon ſich derge-
ſtalt theilet, daß das eigentliche eheliche Band
dadurch zerriſſen, und der unſchuldige Theil
aufs hoͤchſte beleidiget wird, der ſchuldige aber
eine ſchwere Verantwortung uͤber ſich zie-
het.
[Spaltenumbruch]
d. Es gehet die bloß natuͤrliche Liebe bey man-
chen auch nur bloß auf den Leib des Ehegat-
ten, nicht aber auf das Gemuͤth, ihr nach dem-
ſelben in billigen Dingen zu gefallen zu leben:
ja ſie iſt auch wol ſo verkehrt, daß ſie auch nicht
auf den noͤthigen Schutz, Unterhalt und Ver-
pflegung der Ehegattin bedacht iſt.
3. Und geſetzet auch, die bloß natuͤrliche
und zugleich eheliche Liebe des Ehe-Mannes ge-
gen ſeine Ehe-Frau ſey von allen ſolchen groben
Gebrechen frey, und finde ſich in der Ehe daher
auch eine vergnuͤgliche Ubereinſtimmung: ſo iſt
ſie doch auſſer CHriſto, oder auſſer dem Gna-
den-Stande nicht geheiliget, noch GOTT al-
ſo wohlgefaͤllig, daß den Ehe-Leuten ihre ihnen
noch ſonſt anklebende viele Maͤngel nicht zuge-
rechnet wuͤrden. Zu geſchweigen, wie daß die
eheliche Liebe, wenn ſie nur die bloſſe Natur zum
Grunde hat, leichtlich erkalten kan, zumal wenn
ein Ehegatte an dem andern des Leibes halber
Kranckheiten, oder dem Gemuͤthe nach auch et-
was widriges zu ertragen findet.
4. Man ſiehet demnach, daß Paulus wohl
Urſache gehabt, die Maͤnner zur Liebe gegen ih-
re Weiber zu ermahnen; und zwar zu einer ſol-
chen Liebe, welche die Liebe CHriſti gegen uns
zu ihrem Muſter nimmt, und wie wohl geordnet,
alſo auch geheiliget iſt, und ſich in allen ſchuldigen
Pflichten thaͤtig erweiſet.
5. Was der Apoſtel von den Maͤnnern ſa-
get, das gehet auch die Weiber an, daß ſie nem-
lich bey ihrer Unterthaͤnigkeit ihre Maͤnner auch
lieben ſollen, und zwar mit einer ſolchen Liebe,
die nicht nur bloß natuͤrlich iſt, ſondern welche die
Liebe gegen ihren Heiland zum Grunde und zur
Vorſchrift hat.
6. Wie CHriſtus ſich ſelbſt fuͤr uns darge-
geben, davon ſehe man unter andern ſonderlich
Col. 1, 4. 2, 20. Epheſ. 5, 2. Phil. 2, 6. ſeqq.
Tit. 3, 14. Und dieſes behaͤlt CHriſtus in ſeiner
Liebe voraus; als darinnen es ihm kein Ehe-
Mann nachthun kar. und darf.
V. 26.

Auf daß er ſie heiligte (mit GOtt ver-
ſoͤhnete, und dadurch zur wahren Gerechtigkeit
und Heiligung braͤchte:) und hat ſie gereini-
get
(ihr die geſchehene Verſoͤhnung zugeeignet)
durch das Waſſer-Bad (durch die heilige
Taufe) im Worte (welche kein ſchlechtes Waſ-
ſer, ſondern in GOttes Wort, in das Wort des
Befehls und der Verheiſſung, gefaſſet und damit
verbunden iſt. Marc. 16, 16.)

Anmerckungen.
1. Das Wort ἁγιάζειν, heiligen, gehet
alhier eigentlich auf die Verſoͤhnung CHriſti,
und heiſſet ſo viel als verſoͤhnen. Dieſes er-
weiſe ich aus unterſchiedlichen Gruͤnden, als da
ſind:
a. Der Gebrauch dieſes Worts bey den LXX
Griechiſchen Interpretibus: als bey welchen es
ein ſynonymum iſt von dem Worte ἱλάσκομαι,
expio, ich verſoͤhne, damit das Hebraͤi-
ſche Wort [fremdsprachliches Material – fehlt] gegeben wird. Man ſehe
2 B. Moſ. 29,
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[666/0694] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 24-26. Theil ſoll den andern haben als ſein eigen, wel- ches mit keinem fremden in einiger ehelichen Ge- meinſchaft ſtehe. 6. So wenig ein Ehe-Weib ſchuldig iſt, ihrem Ehe-Manne in dem, was wider GOttes Willen und ihr Gewiſſen gantz offenbar lauft, zu folgen: eben ſo wenig iſt es verantwortlich, wenn ihr der Mann dergleichen zumuthet. Und alſo werden nur alle billige Dinge verſtanden. Und iſt hingegen der Ausſpruch Petri bekant Ap. Geſch. 5, 29. Man muß GOTT mehr gehor- chen, denn den Menſchen. V. 25. Jhr Maͤnner, liebet eure Weiber (nicht nur bloß nach einem natuͤrlichen Triebe, der voller Maͤngel und Gebrechen, und voller Un- ordnung iſt, ſondern auf eine durch die Gnade ge- heiligte und thaͤtige Art) gleichwie CHriſtus geliebet hat die Gemeine, und hat (zum Er- weis ſolcher ſeiner Liebe) ſich ſelbſt (zuerſt ins Fleiſch zur Menſchwerdung, und darauf zur Er- loͤſung in den Tod) fuͤr ſie (nicht allein ihr zu gute, ſondern auch an ihrer ſtatt) gegeben (zur Gabe und Opfer GOTT zu einem ſuͤſſen Ge- ruch c. 5, 2.) Anmerckungen. 1. Es koͤnte zwar das Anſehen haben, als waͤre die Ermahnung an die Maͤnner, daß ſie ih- re Weiber lieben ſolten, uͤberfluͤßig; ſintemal die Liebe an ſich ſelbſt natuͤrlich ſey, und eine Manns-Perſon ſich ordentlicher Weiſe aus Lie- be eine gewiſſe Perſon des andern Geſchlechts zur Ehe erwaͤhle, und ihr hernach in Liebe an- hange. Allein, wie ſchon gedacht, ſo iſt die bloß natuͤrliche Liebe an ſich voller Maͤngel: und wo auch dieſe nicht ſind in einem beſondern Grad, da gebrauchet ſie doch rectificiret zu werden. 2. Sie iſt voller Gebrechen. Denn a. Wie oft geſchiehet es nicht, daß eine Perſon zur Ehe gewaͤhlet wird, nicht ſo wol aus natuͤr- licher Liebe, oder ſonderbaren ehelichen Zunei- gung zu der Perſon, als aus andern Abſichten, ſonderlich aus der Abſicht, durch ſie zu einem leiblichen Vermoͤgen, oder auch wol zu einer Bedienung zu gelangen; alſo, daß die Liebe an ſich dabey gar ſchlecht iſt, und hernach in der Ehe ſelbſt noch mehr erloͤſchet. Welches denn zu allerhand ſchwerer Verſuchung, auch Verſuͤndigung, Anlaß giebet. b. Wie oft verwandelt ſich nicht die bloß natuͤr- liche Liebe in einen Haß und Widerwillen, und bricht in allerhand Haͤrte aus; und zwar um ſo viel mehr, ie unordentlicher und heftiger ſie anfangs geweſen iſt. c. So geſchiehet es auch leider nicht ſelten, daß die eheliche Liebe durch ein ehebrecheriſches Anhangen an einer andern Perſon ſich derge- ſtalt theilet, daß das eigentliche eheliche Band dadurch zerriſſen, und der unſchuldige Theil aufs hoͤchſte beleidiget wird, der ſchuldige aber eine ſchwere Verantwortung uͤber ſich zie- het. d. Es gehet die bloß natuͤrliche Liebe bey man- chen auch nur bloß auf den Leib des Ehegat- ten, nicht aber auf das Gemuͤth, ihr nach dem- ſelben in billigen Dingen zu gefallen zu leben: ja ſie iſt auch wol ſo verkehrt, daß ſie auch nicht auf den noͤthigen Schutz, Unterhalt und Ver- pflegung der Ehegattin bedacht iſt. 3. Und geſetzet auch, die bloß natuͤrliche und zugleich eheliche Liebe des Ehe-Mannes ge- gen ſeine Ehe-Frau ſey von allen ſolchen groben Gebrechen frey, und finde ſich in der Ehe daher auch eine vergnuͤgliche Ubereinſtimmung: ſo iſt ſie doch auſſer CHriſto, oder auſſer dem Gna- den-Stande nicht geheiliget, noch GOTT al- ſo wohlgefaͤllig, daß den Ehe-Leuten ihre ihnen noch ſonſt anklebende viele Maͤngel nicht zuge- rechnet wuͤrden. Zu geſchweigen, wie daß die eheliche Liebe, wenn ſie nur die bloſſe Natur zum Grunde hat, leichtlich erkalten kan, zumal wenn ein Ehegatte an dem andern des Leibes halber Kranckheiten, oder dem Gemuͤthe nach auch et- was widriges zu ertragen findet. 4. Man ſiehet demnach, daß Paulus wohl Urſache gehabt, die Maͤnner zur Liebe gegen ih- re Weiber zu ermahnen; und zwar zu einer ſol- chen Liebe, welche die Liebe CHriſti gegen uns zu ihrem Muſter nimmt, und wie wohl geordnet, alſo auch geheiliget iſt, und ſich in allen ſchuldigen Pflichten thaͤtig erweiſet. 5. Was der Apoſtel von den Maͤnnern ſa- get, das gehet auch die Weiber an, daß ſie nem- lich bey ihrer Unterthaͤnigkeit ihre Maͤnner auch lieben ſollen, und zwar mit einer ſolchen Liebe, die nicht nur bloß natuͤrlich iſt, ſondern welche die Liebe gegen ihren Heiland zum Grunde und zur Vorſchrift hat. 6. Wie CHriſtus ſich ſelbſt fuͤr uns darge- geben, davon ſehe man unter andern ſonderlich Col. 1, 4. 2, 20. Epheſ. 5, 2. Phil. 2, 6. ſeqq. Tit. 3, 14. Und dieſes behaͤlt CHriſtus in ſeiner Liebe voraus; als darinnen es ihm kein Ehe- Mann nachthun kar. und darf. V. 26. Auf daß er ſie heiligte (mit GOtt ver- ſoͤhnete, und dadurch zur wahren Gerechtigkeit und Heiligung braͤchte:) und hat ſie gereini- get (ihr die geſchehene Verſoͤhnung zugeeignet) durch das Waſſer-Bad (durch die heilige Taufe) im Worte (welche kein ſchlechtes Waſ- ſer, ſondern in GOttes Wort, in das Wort des Befehls und der Verheiſſung, gefaſſet und damit verbunden iſt. Marc. 16, 16.) Anmerckungen. 1. Das Wort ἁγιάζειν, heiligen, gehet alhier eigentlich auf die Verſoͤhnung CHriſti, und heiſſet ſo viel als verſoͤhnen. Dieſes er- weiſe ich aus unterſchiedlichen Gruͤnden, als da ſind: a. Der Gebrauch dieſes Worts bey den LXX Griechiſchen Interpretibus: als bey welchen es ein ſynonymum iſt von dem Worte ἱλάσκομαι, expio, ich verſoͤhne, damit das Hebraͤi- ſche Wort _ gegeben wird. Man ſehe 2 B. Moſ. 29,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/694>, abgerufen am 24.11.2024.