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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 11. 12.
[Spaltenumbruch] wiesen, und die Schafe auf eine gute gesunde
Weide führten, und darauf erhielten und noch
erhalten.)

Anmerckungen.
1. Die drey ersten Aemter, nemlich der
Apostel, Propheten und Evangelisten sind
eigentlich nur zur Gründung und ersten Fort-
pflantzung der Christlichen Kirche verordnet ge-
wesen, und haben hernach aufgehöret; doch also,
daß nach und nach von der Gabe der Evangeli-
sten und Propheten noch etwas übrig geblieben
ist. Hirten aber und Lehrer sind von den
Aposteln und apostolischen Männern, mit Zuzie-
hung der Gemeine, gesetzet, und der Kirche zu allen
Zeiten nöthig.
2. Gleichwie die Apostel bekant sind aus
Matth. 10. und andern vielen Orten, und von
ihnen und ihrem Amte in den Anmerckungen ü-
ber den Anfang des neunten Capitels der ersten
Epistel an die Corinthier mit mehrern gehandelt
ist: so stehen unter den Evangelisten billig
oben an Marcus und Lucas, welche ausser der
mündlichen Verkündigung des Evangelii die ev-
angelische Historie auch unter besonderm Antriebe
und Regierung des Heiligen Geistes in Schrif-
ten verfasset haben. Und ausser diesen beyden,
welche ohne Zweifel mit unter den 70 Jüngern
JESU, daraus er 12 zu Aposteln erwählet hat,
gewesen, sind die übrigen von den 70 zum we-
nigsten mehrern Theils Evangelisten gewesen;
als welche auch bereits vor der Auferstehung
CHristi das Evangelium nicht ohne Wunder-
Kräfte verkündiget haben. Luc. 10, 1, 17. Und
wie diese auch nach der Auferstehung und Him-
melfahrt der Apostel Gehülfen gewesen sind: so
sind auch nach und nach noch mehrere von GOtt
zu dem Amte der Evangelisten ausgerüstet wor-
den: wie denn ihrer unterschiedliche in den Ge-
schichten und Briefen der Apostel benennet wer-
den, als: Barnabas, Silas, Epaphras, Ti-
motheus, Titus, Apollo
u. s. w. von denen
etliche auch gewissen Gemeinen vorgesetzet wor-
den sind. Des Philippi, eines von den sieben
Almosen-Pflegern in der Jerusalemschen Gemei-
ne Ap. Gesch. 6, 3. 5. wird ausdrücklich gedacht, als
eines Evangelisten c. 21, 8. dessen Amts sich
GOTT auch insonderheit bey dem Cämmerer
der Königin Candaces aus Mohrenlande bedienet
hat c. 8, 16. u. s. f. Und an den Timotheum schrei-
bet Paulus 2 Ep. 4, 5. Thue das Amt eines
evangelischen Predigers,
euaggelistou, eines
Evangelisten.
3. Was die prophetische Gabe betrifft;
so ist wol nicht zu zweifeln, daß sie auch schon
manchen von den 70 Jüngern ertheilet worden;
die sich denn nach der Himmelfahrt CHristi noch
häufiger gefunden hat, so gar auch bey den vier
Töchtern, als Jungfrauen, des Evangelisten
Philippi c. 21, 9. Von Agabo sehe man c. 11,
18. 20, 11. und von andern mehr c. 13, 1. 19, 6.
20, 23. 21, 4. Siehe auch Rom. 12, 6. 1 Cor.
12, 10. 14, 6. 1 Thess. 5, 20. 1 Tim. 1, 18. 4, 14.
Offenb. 19, 10.
4. Durch Hirten und Lehrer verstehet
[Spaltenumbruch] der Apostel wol einerley Amt, also, daß ein Wort
das andere nur erläutert: wie denn der articu-
lus
tous vor dem letztern Worte nicht wiederholet
worden, als vorher geschehen ist. Und also sind
Hirten und Lehrer eben diejenigen, welche
sonst Bischöfe, das ist, Aufseher, Aeltesten u. s.
w. genannt worden.
5. Da aber, wo nicht schon zur Zeit der Apo-
stel, doch bald nachher, wie sonderlich an der
Alexandrinischen Kirche an Pantaeno, Clemente
Alexandrino
und Origene aus dem Eusebio L.
V. c. X.
zu sehen ist, ausser denen eigentlich also
genannten Hirten, und Auffehern, oder Bischö-
fen und Aeltesten, auch solche Lehrer waren,
welche den Schulen vorstunden und andere auch
zu Lehrer zubereiteten; und dergleichen nun von
langen Zeiten her in hohen und niedrigen Schu-
len sind; so schicket sich auf dieselbe dieses Wort
gar wohl.
6. Es haben aber diese und alle übrige Leh-
rer, oder Hirten sich zu prüfen, ob, da ihr Stand
an sich selbst von GOtt ist, auch ihre Personen da-
zu in der Schule des Heiligen Geistes sich recht
tüchtig und treue haben machen lassen; also, daß
sie aus der Fülle des HErrn JESU, davon der
Apostel im Contexte redet, genommen haben
Gnade um Gnade, die Gnade der Rechtfertigung
und Heiligung, und ob sie nach dieser Ordnung
auch in der Gemeinschaft JESU, dazu sie ande-
re führen wollen, zuvorderst selbst stehen. Wo
nicht, so sind sie, als fleischliche, zum Amte des
Geistes nicht allein in vielen Stücken geistlich un-
tüchtig, sondern sie erweisen sich auch sehr un-
treue.
7. Es ist hiebey zu mercken, daß in dem
parallel-Orte 2 Cor. 12, 28. der Evangelisten
nicht gedacht ist, und an statt der Hirten und der
Lehrer stehet nur allein das Wort, Lehrer.
Hingegen stehen dabey die Wunderthäter, die
Gaben gesund zu machen, die Regierer,
die Helfer
und mancherley Sprachen. Da
denn mit den Worten Helfer und Regierer
wol sonderlich mit auf die Evangelisten und
Hirten, oder Kirchen-Aeltesten ist gesehen wor-
den.
8. Jm übrigen ist alhier nicht zu vergessen,
daß, da der Apostel an beyden Orten mit Fleiß
von den Kirchen-Aemtern handelt, und zwar der-
gestalt, daß er auf eine Einigkeit des Geistes
gehet, er doch mit keinem eintzigen Worte uns
auf ein solches sichtbares Ober-Haupt führet,
dazu die Päpste zu Rom sich selbst aufgeworfen
haben. Wie denn auch das päpstische Kirchen-
Regiment dem apostolischen in allen Stücken
schnur stracks entgegen stehet.
V. 12.

Daß die Heiligen zugerichtet werden
zum Werck des Amts, dadurch der Leib
CHristi erbauet werde.

Anmerckungen.
1. Der Apostel zeiget mit diesen Worten
den Zweck, wozu die besondern Kirchen-Aemter
von CHristo verordnet worden: und das thut er
mit

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 11. 12.
[Spaltenumbruch] wieſen, und die Schafe auf eine gute geſunde
Weide fuͤhrten, und darauf erhielten und noch
erhalten.)

Anmerckungen.
1. Die drey erſten Aemter, nemlich der
Apoſtel, Propheten und Evangeliſten ſind
eigentlich nur zur Gruͤndung und erſten Fort-
pflantzung der Chriſtlichen Kirche verordnet ge-
weſen, und haben hernach aufgehoͤret; doch alſo,
daß nach und nach von der Gabe der Evangeli-
ſten und Propheten noch etwas uͤbrig geblieben
iſt. Hirten aber und Lehrer ſind von den
Apoſteln und apoſtoliſchen Maͤnnern, mit Zuzie-
hung der Gemeine, geſetzet, und der Kirche zu allen
Zeiten noͤthig.
2. Gleichwie die Apoſtel bekant ſind aus
Matth. 10. und andern vielen Orten, und von
ihnen und ihrem Amte in den Anmerckungen uͤ-
ber den Anfang des neunten Capitels der erſten
Epiſtel an die Corinthier mit mehrern gehandelt
iſt: ſo ſtehen unter den Evangeliſten billig
oben an Marcus und Lucas, welche auſſer der
muͤndlichen Verkuͤndigung des Evangelii die ev-
angeliſche Hiſtorie auch unter beſonderm Antriebe
und Regierung des Heiligen Geiſtes in Schrif-
ten verfaſſet haben. Und auſſer dieſen beyden,
welche ohne Zweifel mit unter den 70 Juͤngern
JESU, daraus er 12 zu Apoſteln erwaͤhlet hat,
geweſen, ſind die uͤbrigen von den 70 zum we-
nigſten mehrern Theils Evangeliſten geweſen;
als welche auch bereits vor der Auferſtehung
CHriſti das Evangelium nicht ohne Wunder-
Kraͤfte verkuͤndiget haben. Luc. 10, 1, 17. Und
wie dieſe auch nach der Auferſtehung und Him-
melfahrt der Apoſtel Gehuͤlfen geweſen ſind: ſo
ſind auch nach und nach noch mehrere von GOtt
zu dem Amte der Evangeliſten ausgeruͤſtet wor-
den: wie denn ihrer unterſchiedliche in den Ge-
ſchichten und Briefen der Apoſtel benennet wer-
den, als: Barnabas, Silas, Epaphras, Ti-
motheus, Titus, Apollo
u. ſ. w. von denen
etliche auch gewiſſen Gemeinen vorgeſetzet wor-
den ſind. Des Philippi, eines von den ſieben
Almoſen-Pflegern in der Jeruſalemſchen Gemei-
ne Ap. Geſch. 6, 3. 5. wird ausdruͤcklich gedacht, als
eines Evangeliſten c. 21, 8. deſſen Amts ſich
GOTT auch inſonderheit bey dem Caͤmmerer
der Koͤnigin Candaces aus Mohrenlande bedienet
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bet Paulus 2 Ep. 4, 5. Thue das Amt eines
evangeliſchen Predigers,
ἐυαγγελιστοῦ, eines
Evangeliſten.
3. Was die prophetiſche Gabe betrifft;
ſo iſt wol nicht zu zweifeln, daß ſie auch ſchon
manchen von den 70 Juͤngern ertheilet worden;
die ſich denn nach der Himmelfahrt CHriſti noch
haͤufiger gefunden hat, ſo gar auch bey den vier
Toͤchtern, als Jungfrauen, des Evangeliſten
Philippi c. 21, 9. Von Agabo ſehe man c. 11,
18. 20, 11. und von andern mehr c. 13, 1. 19, 6.
20, 23. 21, 4. Siehe auch Rom. 12, 6. 1 Cor.
12, 10. 14, 6. 1 Theſſ. 5, 20. 1 Tim. 1, 18. 4, 14.
Offenb. 19, 10.
4. Durch Hirten und Lehrer verſtehet
[Spaltenumbruch] der Apoſtel wol einerley Amt, alſo, daß ein Wort
das andere nur erlaͤutert: wie denn der articu-
lus
τοὺς vor dem letztern Worte nicht wiederholet
worden, als vorher geſchehen iſt. Und alſo ſind
Hirten und Lehrer eben diejenigen, welche
ſonſt Biſchoͤfe, das iſt, Aufſeher, Aelteſten u. ſ.
w. genannt worden.
5. Da aber, wo nicht ſchon zur Zeit der Apo-
ſtel, doch bald nachher, wie ſonderlich an der
Alexandriniſchen Kirche an Pantæno, Clemente
Alexandrino
und Origene aus dem Euſebio L.
V. c. X.
zu ſehen iſt, auſſer denen eigentlich alſo
genannten Hirten, und Auffehern, oder Biſchoͤ-
fen und Aelteſten, auch ſolche Lehrer waren,
welche den Schulen vorſtunden und andere auch
zu Lehrer zubereiteten; und dergleichen nun von
langen Zeiten her in hohen und niedrigen Schu-
len ſind; ſo ſchicket ſich auf dieſelbe dieſes Wort
gar wohl.
6. Es haben aber dieſe und alle uͤbrige Leh-
rer, oder Hirten ſich zu pruͤfen, ob, da ihr Stand
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zu in der Schule des Heiligen Geiſtes ſich recht
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nicht, ſo ſind ſie, als fleiſchliche, zum Amte des
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treue.
7. Es iſt hiebey zu mercken, daß in dem
parallel-Orte 2 Cor. 12, 28. der Evangeliſten
nicht gedacht iſt, und an ſtatt der Hirten und der
Lehrer ſtehet nur allein das Wort, Lehrer.
Hingegen ſtehen dabey die Wunderthaͤter, die
Gaben geſund zu machen, die Regierer,
die Helfer
und mancherley Sprachen. Da
denn mit den Worten Helfer und Regierer
wol ſonderlich mit auf die Evangeliſten und
Hirten, oder Kirchen-Aelteſten iſt geſehen wor-
den.
8. Jm uͤbrigen iſt alhier nicht zu vergeſſen,
daß, da der Apoſtel an beyden Orten mit Fleiß
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gehet, er doch mit keinem eintzigen Worte uns
auf ein ſolches ſichtbares Ober-Haupt fuͤhret,
dazu die Paͤpſte zu Rom ſich ſelbſt aufgeworfen
haben. Wie denn auch das paͤpſtiſche Kirchen-
Regiment dem apoſtoliſchen in allen Stuͤcken
ſchnur ſtracks entgegen ſtehet.
V. 12.

Daß die Heiligen zugerichtet werden
zum Werck des Amts, dadurch der Leib
CHriſti erbauet werde.

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel zeiget mit dieſen Worten
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[638/0666] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 11. 12. wieſen, und die Schafe auf eine gute geſunde Weide fuͤhrten, und darauf erhielten und noch erhalten.) Anmerckungen. 1. Die drey erſten Aemter, nemlich der Apoſtel, Propheten und Evangeliſten ſind eigentlich nur zur Gruͤndung und erſten Fort- pflantzung der Chriſtlichen Kirche verordnet ge- weſen, und haben hernach aufgehoͤret; doch alſo, daß nach und nach von der Gabe der Evangeli- ſten und Propheten noch etwas uͤbrig geblieben iſt. Hirten aber und Lehrer ſind von den Apoſteln und apoſtoliſchen Maͤnnern, mit Zuzie- hung der Gemeine, geſetzet, und der Kirche zu allen Zeiten noͤthig. 2. Gleichwie die Apoſtel bekant ſind aus Matth. 10. und andern vielen Orten, und von ihnen und ihrem Amte in den Anmerckungen uͤ- ber den Anfang des neunten Capitels der erſten Epiſtel an die Corinthier mit mehrern gehandelt iſt: ſo ſtehen unter den Evangeliſten billig oben an Marcus und Lucas, welche auſſer der muͤndlichen Verkuͤndigung des Evangelii die ev- angeliſche Hiſtorie auch unter beſonderm Antriebe und Regierung des Heiligen Geiſtes in Schrif- ten verfaſſet haben. Und auſſer dieſen beyden, welche ohne Zweifel mit unter den 70 Juͤngern JESU, daraus er 12 zu Apoſteln erwaͤhlet hat, geweſen, ſind die uͤbrigen von den 70 zum we- nigſten mehrern Theils Evangeliſten geweſen; als welche auch bereits vor der Auferſtehung CHriſti das Evangelium nicht ohne Wunder- Kraͤfte verkuͤndiget haben. Luc. 10, 1, 17. Und wie dieſe auch nach der Auferſtehung und Him- melfahrt der Apoſtel Gehuͤlfen geweſen ſind: ſo ſind auch nach und nach noch mehrere von GOtt zu dem Amte der Evangeliſten ausgeruͤſtet wor- den: wie denn ihrer unterſchiedliche in den Ge- ſchichten und Briefen der Apoſtel benennet wer- den, als: Barnabas, Silas, Epaphras, Ti- motheus, Titus, Apollo u. ſ. w. von denen etliche auch gewiſſen Gemeinen vorgeſetzet wor- den ſind. Des Philippi, eines von den ſieben Almoſen-Pflegern in der Jeruſalemſchen Gemei- ne Ap. Geſch. 6, 3. 5. wird ausdruͤcklich gedacht, als eines Evangeliſten c. 21, 8. deſſen Amts ſich GOTT auch inſonderheit bey dem Caͤmmerer der Koͤnigin Candaces aus Mohrenlande bedienet hat c. 8, 16. u. ſ. f. Und an den Timotheum ſchrei- bet Paulus 2 Ep. 4, 5. Thue das Amt eines evangeliſchen Predigers, ἐυαγγελιστοῦ, eines Evangeliſten. 3. Was die prophetiſche Gabe betrifft; ſo iſt wol nicht zu zweifeln, daß ſie auch ſchon manchen von den 70 Juͤngern ertheilet worden; die ſich denn nach der Himmelfahrt CHriſti noch haͤufiger gefunden hat, ſo gar auch bey den vier Toͤchtern, als Jungfrauen, des Evangeliſten Philippi c. 21, 9. Von Agabo ſehe man c. 11, 18. 20, 11. und von andern mehr c. 13, 1. 19, 6. 20, 23. 21, 4. Siehe auch Rom. 12, 6. 1 Cor. 12, 10. 14, 6. 1 Theſſ. 5, 20. 1 Tim. 1, 18. 4, 14. Offenb. 19, 10. 4. Durch Hirten und Lehrer verſtehet der Apoſtel wol einerley Amt, alſo, daß ein Wort das andere nur erlaͤutert: wie denn der articu- lus τοὺς vor dem letztern Worte nicht wiederholet worden, als vorher geſchehen iſt. Und alſo ſind Hirten und Lehrer eben diejenigen, welche ſonſt Biſchoͤfe, das iſt, Aufſeher, Aelteſten u. ſ. w. genannt worden. 5. Da aber, wo nicht ſchon zur Zeit der Apo- ſtel, doch bald nachher, wie ſonderlich an der Alexandriniſchen Kirche an Pantæno, Clemente Alexandrino und Origene aus dem Euſebio L. V. c. X. zu ſehen iſt, auſſer denen eigentlich alſo genannten Hirten, und Auffehern, oder Biſchoͤ- fen und Aelteſten, auch ſolche Lehrer waren, welche den Schulen vorſtunden und andere auch zu Lehrer zubereiteten; und dergleichen nun von langen Zeiten her in hohen und niedrigen Schu- len ſind; ſo ſchicket ſich auf dieſelbe dieſes Wort gar wohl. 6. Es haben aber dieſe und alle uͤbrige Leh- rer, oder Hirten ſich zu pruͤfen, ob, da ihr Stand an ſich ſelbſt von GOtt iſt, auch ihre Perſonen da- zu in der Schule des Heiligen Geiſtes ſich recht tuͤchtig und treue haben machen laſſen; alſo, daß ſie aus der Fuͤlle des HErrn JESU, davon der Apoſtel im Contexte redet, genommen haben Gnade um Gnade, die Gnade der Rechtfertigung und Heiligung, und ob ſie nach dieſer Ordnung auch in der Gemeinſchaft JESU, dazu ſie ande- re fuͤhren wollen, zuvorderſt ſelbſt ſtehen. Wo nicht, ſo ſind ſie, als fleiſchliche, zum Amte des Geiſtes nicht allein in vielen Stuͤcken geiſtlich un- tuͤchtig, ſondern ſie erweiſen ſich auch ſehr un- treue. 7. Es iſt hiebey zu mercken, daß in dem parallel-Orte 2 Cor. 12, 28. der Evangeliſten nicht gedacht iſt, und an ſtatt der Hirten und der Lehrer ſtehet nur allein das Wort, Lehrer. Hingegen ſtehen dabey die Wunderthaͤter, die Gaben geſund zu machen, die Regierer, die Helfer und mancherley Sprachen. Da denn mit den Worten Helfer und Regierer wol ſonderlich mit auf die Evangeliſten und Hirten, oder Kirchen-Aelteſten iſt geſehen wor- den. 8. Jm uͤbrigen iſt alhier nicht zu vergeſſen, daß, da der Apoſtel an beyden Orten mit Fleiß von den Kirchen-Aemtern handelt, und zwar der- geſtalt, daß er auf eine Einigkeit des Geiſtes gehet, er doch mit keinem eintzigen Worte uns auf ein ſolches ſichtbares Ober-Haupt fuͤhret, dazu die Paͤpſte zu Rom ſich ſelbſt aufgeworfen haben. Wie denn auch das paͤpſtiſche Kirchen- Regiment dem apoſtoliſchen in allen Stuͤcken ſchnur ſtracks entgegen ſtehet. V. 12. Daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werck des Amts, dadurch der Leib CHriſti erbauet werde. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel zeiget mit dieſen Worten den Zweck, wozu die beſondern Kirchen-Aemter von CHriſto verordnet worden: und das thut er mit

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/666>, abgerufen am 24.11.2024.