Darum hat sie auch GOTT dahin ge- geben in schändliche Lüste, (siehe v. 24.) denn ihre Weiber haben verwandelt den natür- lichen Gebrauch (ihrer eignen Leiber, in An- sehung ihrer rechtmäßigen Ehe-Männer) in den unnatürlichen: (davon vor züchtigen Oh- ren und Augen nichts mehr zu reden und zu schreiben ist: sintemal es am besten ist, nicht einmal wissen, worinnen die Abscheulichkeit die- ser Sünde eigentlich bestehe; diejenige aber, die sich derselben auch wol unter den Christen schul- dig wissen, durch die That selbst und durch die- se so behutsame Bezeichnung Pauli in ihrem Ge- wissen sich bestrafet befinden.)
V. 27.
Desselbigen gleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Gebrauch des Weibes (zum Ehestande) und sind (auf eine gantz unmenschliche und recht erstaunliche, auch züchtigen Hertzen gantz unbegreifliche Art der Lust-Seuche) an einander erhitzet in ih- ren Lüsten, und haben Mann mit Mann Schande gewircket (wie insonderheit zu So- dom schon in den ältesten Zeiten geschehen ist: Daher denn solcher schändlicher Greuel noch heute zu Tage Sodomiterey genennet wird.) und den Lohn des Jrrthums (die Wie- dervergeltung nach dem jure talionis) wie es denn seyn soll, (nach den Straf-Gerichten GOttes billig war) an ihnen selbst empfan- gen (nemlich, daß, da sie GOttes an sich un- wandelbare Natur, ihrem närrischen Begriffe und Dienste nach, so unbilliger Weise verwan- delt und verkehret haben, daher eine Verkeh- rung ihrer eigenen Natur und ihres Geschlechts bey ihnen selbst daraus erfolgen müssen.) Sie- he Gen. 19, 15. Lev. 18, 22. 20, 13. 1 Cor. 6, 9. Eph. 5, 11. 12. was heimlich von ihnen ge- schiehet, das ist auch schändlich zu sagen.
V. 28.
Und gleichwie sie nicht geachtet ha- ben, daß sie GOtt erkenneten, (GOtt in der wahren Erkäntniß mit einem wahren Dienst verehreten, so) hat sie GOTT auch dahin gegeben (siehe v. 24.) in einen verkehrten Sinn, (daß sie recht verrucht böse und gantz fühlloß worden) zu thun das nicht taugt. (Dergleichen im Contexte vorhergehet und nachfolget.)
V. 29.
Voll alles Ungerechten, (erfüllet mit allerley Arten der Ungerechtigkeit und) Hure- rey (und also auch Ehebruch und allerley Be- fleckung des eigenen Leibes,) Schalckheit, Geitzes (und daher entstehenden allerley Be- truges,) Bosheit; voll Hasses, Mordes, Haders, Lists, (listiger Räncke,) Giftig. (grund böser Sitten und Gewohnheiten.)
V. 30.
Ohrenbläser (heimlicher und falscher Angeber und Verkläger, auch offenbarer) Ver- [Spaltenumbruch]
läumder (und Lästerer, die dem andern alles üble nachreden:) GOttes Verächter, (die ihre Feindschaft und Verachtung wider GOtt mit Worten und Wercken genugsam an den Tag legen) Freveler, (die andern gern allen Verdruß, Schimpf und Schmach zufügen,) Hoffärtige, (uperephanous, die vor allen mit ih- ren Vorzügen also hervorragen wollen, als ei- ner, der einen Kopf länger ist, als andere, un- ter einem Haufen Volcks hervorraget) Ruhm- redige, (Prahler und Großsprecher, deren herrschender Ehr-Geitz, den andere zu verbergen wissen, durch allerley eignen Ruhm und Auf- schneidung sich offenbaret) Schädliche, (e- pheuretas kakon, die ihren an sich geschickten Kopf auf die Erfindung allerhand loser Griffe, Künste und Practicken anwenden) den Eltern (und denen, die an Eltern statt sind) unge- horsam.
V. 31.
Unvernünftige, (die bey ihrem Unver- stande auf ihrem Sinn bestehen, und mit dem Kopf hindurch wollen) Treulose, (die weder Zusage noch Bund halten) Störrige, (asor- gous, solche mehr als wölfische und hundische Leu- te, welche auch alle natürliche Liebe gegen ihre Bluts-Freunde, Eltern, Kinder, Weiber, Geschwister und Anverwandte, fahren lassen, und auch darinnen zu rechten Unmenschen wer- den,) Unversöhnliche, (die in beharrlicher Feindschaft gegen die, mit welchen sie zerfallen sind, stehen, und von keiner Vergebung wis- sen wollen,) Unbarmhertzige, (gleichsam sol- che steinharte Menschen, die sich durch keine, ob gleich noch so grosse Noth des Nechsten zum Mitleiden bewegen lassen.)
V. 32.
Die GOttes Gerechtigkeit (Vermö- ge welcher er das Böse nicht kan, noch wird, ungestrafet lassen,) wissen, (aus dem ihnen ins Hertz geschriebenen Gesetze, so sie bey aller Bosheit doch nicht gäntzlich in sich unfühlbar machen können,) daß, die solches (was bis- her nach der Länge angeführet worden,) thun, (ausser dem ohne das allen und ieden bevorste- henden leiblichen Tode, des ewigen) Todes (und also der ewigen Straf-Gerichte GOttes, durch welche sie von aller seligen Gemeinschaft GOttes auf ewig abgeschieden bleiben,) wür- dig (oder schuldig) sind, thun sie es nicht allein (für sich selbst, und zwar der eine son- derlich diß, der andere das,) sondern haben auch Gefallen an denen, die es thun, (ma- chen sich auch zugleich fremder Sünden, wel- che sie selbst dieser und jener Hinderung wegen etwa nicht ausüben können, oder wollen, auf allerhand Art theilhaftig; und häufen also auch damit wider sich die Gerichte GOttes.
Anmerckungen.
1. Wie groß das natürliche Verderben des Menschen sey, siehet man aus der Menge und Grösse der Sünden, wozu die verderbte Natur durch die Erb-Sünde sich gar leichte hinreissen lässet.
2. Ob
E 2
Cap. 1, v. 26-32. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
V. 26.
Darum hat ſie auch GOTT dahin ge- geben in ſchaͤndliche Luͤſte, (ſiehe v. 24.) denn ihre Weiber haben verwandelt den natuͤr- lichen Gebrauch (ihrer eignen Leiber, in An- ſehung ihrer rechtmaͤßigen Ehe-Maͤnner) in den unnatuͤrlichen: (davon vor zuͤchtigen Oh- ren und Augen nichts mehr zu reden und zu ſchreiben iſt: ſintemal es am beſten iſt, nicht einmal wiſſen, worinnen die Abſcheulichkeit die- ſer Suͤnde eigentlich beſtehe; diejenige aber, die ſich derſelben auch wol unter den Chriſten ſchul- dig wiſſen, durch die That ſelbſt und durch die- ſe ſo behutſame Bezeichnung Pauli in ihrem Ge- wiſſen ſich beſtrafet befinden.)
V. 27.
Deſſelbigen gleichen auch die Maͤnner haben verlaſſen den natuͤrlichen Gebrauch des Weibes (zum Eheſtande) und ſind (auf eine gantz unmenſchliche und recht erſtaunliche, auch zuͤchtigen Hertzen gantz unbegreifliche Art der Luſt-Seuche) an einander erhitzet in ih- ren Luͤſten, und haben Mann mit Mann Schande gewircket (wie inſonderheit zu So- dom ſchon in den aͤlteſten Zeiten geſchehen iſt: Daher denn ſolcher ſchaͤndlicher Greuel noch heute zu Tage Sodomiterey genennet wird.) und den Lohn des Jrrthums (die Wie- dervergeltung nach dem jure talionis) wie es denn ſeyn ſoll, (nach den Straf-Gerichten GOttes billig war) an ihnen ſelbſt empfan- gen (nemlich, daß, da ſie GOttes an ſich un- wandelbare Natur, ihrem naͤrriſchen Begriffe und Dienſte nach, ſo unbilliger Weiſe verwan- delt und verkehret haben, daher eine Verkeh- rung ihrer eigenen Natur und ihres Geſchlechts bey ihnen ſelbſt daraus erfolgen muͤſſen.) Sie- he Gen. 19, 15. Lev. 18, 22. 20, 13. 1 Cor. 6, 9. Eph. 5, 11. 12. was heimlich von ihnen ge- ſchiehet, das iſt auch ſchaͤndlich zu ſagen.
V. 28.
Und gleichwie ſie nicht geachtet ha- ben, daß ſie GOtt erkenneten, (GOtt in der wahren Erkaͤntniß mit einem wahren Dienſt verehreten, ſo) hat ſie GOTT auch dahin gegeben (ſiehe v. 24.) in einen verkehrten Sinn, (daß ſie recht verrucht boͤſe und gantz fuͤhlloß worden) zu thun das nicht taugt. (Dergleichen im Contexte vorhergehet und nachfolget.)
V. 29.
Voll alles Ungerechten, (erfuͤllet mit allerley Arten der Ungerechtigkeit und) Hure- rey (und alſo auch Ehebruch und allerley Be- fleckung des eigenen Leibes,) Schalckheit, Geitzes (und daher entſtehenden allerley Be- truges,) Bosheit; voll Haſſes, Mordes, Haders, Liſts, (liſtiger Raͤncke,) Giftig. (grund boͤſer Sitten und Gewohnheiten.)
V. 30.
Ohrenblaͤſer (heimlicher und falſcher Angeber und Verklaͤger, auch offenbarer) Ver- [Spaltenumbruch]
laͤumder (und Laͤſterer, die dem andern alles uͤble nachreden:) GOttes Veraͤchter, (die ihre Feindſchaft und Verachtung wider GOtt mit Worten und Wercken genugſam an den Tag legen) Freveler, (die andern gern allen Verdruß, Schimpf und Schmach zufuͤgen,) Hoffaͤrtige, (ὑπερηφάνους, die vor allen mit ih- ren Vorzuͤgen alſo hervorragen wollen, als ei- ner, der einen Kopf laͤnger iſt, als andere, un- ter einem Haufen Volcks hervorraget) Ruhm- redige, (Prahler und Großſprecher, deren herrſchender Ehr-Geitz, den andere zu verbergen wiſſen, durch allerley eignen Ruhm und Auf- ſchneidung ſich offenbaret) Schaͤdliche, (ἐ- φευρετὰς κακῶν, die ihren an ſich geſchickten Kopf auf die Erfindung allerhand loſer Griffe, Kuͤnſte und Practicken anwenden) den Eltern (und denen, die an Eltern ſtatt ſind) unge- horſam.
V. 31.
Unvernuͤnftige, (die bey ihrem Unver- ſtande auf ihrem Sinn beſtehen, und mit dem Kopf hindurch wollen) Treuloſe, (die weder Zuſage noch Bund halten) Stoͤrrige, (ἀςόρ- γους, ſolche mehr als woͤlfiſche und hundiſche Leu- te, welche auch alle natuͤrliche Liebe gegen ihre Bluts-Freunde, Eltern, Kinder, Weiber, Geſchwiſter und Anverwandte, fahren laſſen, und auch darinnen zu rechten Unmenſchen wer- den,) Unverſoͤhnliche, (die in beharrlicher Feindſchaft gegen die, mit welchen ſie zerfallen ſind, ſtehen, und von keiner Vergebung wiſ- ſen wollen,) Unbarmhertzige, (gleichſam ſol- che ſteinharte Menſchen, die ſich durch keine, ob gleich noch ſo groſſe Noth des Nechſten zum Mitleiden bewegen laſſen.)
V. 32.
Die GOttes Gerechtigkeit (Vermoͤ- ge welcher er das Boͤſe nicht kan, noch wird, ungeſtrafet laſſen,) wiſſen, (aus dem ihnen ins Hertz geſchriebenen Geſetze, ſo ſie bey aller Bosheit doch nicht gaͤntzlich in ſich unfuͤhlbar machen koͤnnen,) daß, die ſolches (was bis- her nach der Laͤnge angefuͤhret worden,) thun, (auſſer dem ohne das allen und ieden bevorſte- henden leiblichen Tode, des ewigen) Todes (und alſo der ewigen Straf-Gerichte GOttes, durch welche ſie von aller ſeligen Gemeinſchaft GOttes auf ewig abgeſchieden bleiben,) wuͤr- dig (oder ſchuldig) ſind, thun ſie es nicht allein (fuͤr ſich ſelbſt, und zwar der eine ſon- derlich diß, der andere das,) ſondern haben auch Gefallen an denen, die es thun, (ma- chen ſich auch zugleich fremder Suͤnden, wel- che ſie ſelbſt dieſer und jener Hinderung wegen etwa nicht ausuͤben koͤnnen, oder wollen, auf allerhand Art theilhaftig; und haͤufen alſo auch damit wider ſich die Gerichte GOttes.
Anmerckungen.
1. Wie groß das natuͤrliche Verderben des Menſchen ſey, ſiehet man aus der Menge und Groͤſſe der Suͤnden, wozu die verderbte Natur durch die Erb-Suͤnde ſich gar leichte hinreiſſen laͤſſet.
2. Ob
E 2
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[35/0063]
Cap. 1, v. 26-32. an die Roͤmer.
V. 26.
Darum hat ſie auch GOTT dahin ge-
geben in ſchaͤndliche Luͤſte, (ſiehe v. 24.) denn
ihre Weiber haben verwandelt den natuͤr-
lichen Gebrauch (ihrer eignen Leiber, in An-
ſehung ihrer rechtmaͤßigen Ehe-Maͤnner) in
den unnatuͤrlichen: (davon vor zuͤchtigen Oh-
ren und Augen nichts mehr zu reden und zu
ſchreiben iſt: ſintemal es am beſten iſt, nicht
einmal wiſſen, worinnen die Abſcheulichkeit die-
ſer Suͤnde eigentlich beſtehe; diejenige aber, die
ſich derſelben auch wol unter den Chriſten ſchul-
dig wiſſen, durch die That ſelbſt und durch die-
ſe ſo behutſame Bezeichnung Pauli in ihrem Ge-
wiſſen ſich beſtrafet befinden.)
V. 27.
Deſſelbigen gleichen auch die Maͤnner
haben verlaſſen den natuͤrlichen Gebrauch
des Weibes (zum Eheſtande) und ſind (auf
eine gantz unmenſchliche und recht erſtaunliche,
auch zuͤchtigen Hertzen gantz unbegreifliche Art
der Luſt-Seuche) an einander erhitzet in ih-
ren Luͤſten, und haben Mann mit Mann
Schande gewircket (wie inſonderheit zu So-
dom ſchon in den aͤlteſten Zeiten geſchehen iſt:
Daher denn ſolcher ſchaͤndlicher Greuel noch
heute zu Tage Sodomiterey genennet wird.)
und den Lohn des Jrrthums (die Wie-
dervergeltung nach dem jure talionis) wie es
denn ſeyn ſoll, (nach den Straf-Gerichten
GOttes billig war) an ihnen ſelbſt empfan-
gen (nemlich, daß, da ſie GOttes an ſich un-
wandelbare Natur, ihrem naͤrriſchen Begriffe
und Dienſte nach, ſo unbilliger Weiſe verwan-
delt und verkehret haben, daher eine Verkeh-
rung ihrer eigenen Natur und ihres Geſchlechts
bey ihnen ſelbſt daraus erfolgen muͤſſen.) Sie-
he Gen. 19, 15. Lev. 18, 22. 20, 13. 1 Cor. 6, 9.
Eph. 5, 11. 12. was heimlich von ihnen ge-
ſchiehet, das iſt auch ſchaͤndlich zu ſagen.
V. 28.
Und gleichwie ſie nicht geachtet ha-
ben, daß ſie GOtt erkenneten, (GOtt in
der wahren Erkaͤntniß mit einem wahren Dienſt
verehreten, ſo) hat ſie GOTT auch dahin
gegeben (ſiehe v. 24.) in einen verkehrten
Sinn, (daß ſie recht verrucht boͤſe und gantz
fuͤhlloß worden) zu thun das nicht taugt.
(Dergleichen im Contexte vorhergehet und
nachfolget.)
V. 29.
Voll alles Ungerechten, (erfuͤllet mit
allerley Arten der Ungerechtigkeit und) Hure-
rey (und alſo auch Ehebruch und allerley Be-
fleckung des eigenen Leibes,) Schalckheit,
Geitzes (und daher entſtehenden allerley Be-
truges,) Bosheit; voll Haſſes, Mordes,
Haders, Liſts, (liſtiger Raͤncke,) Giftig.
(grund boͤſer Sitten und Gewohnheiten.)
V. 30.
Ohrenblaͤſer (heimlicher und falſcher
Angeber und Verklaͤger, auch offenbarer) Ver-
laͤumder (und Laͤſterer, die dem andern alles
uͤble nachreden:) GOttes Veraͤchter, (die
ihre Feindſchaft und Verachtung wider GOtt
mit Worten und Wercken genugſam an den
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Verdruß, Schimpf und Schmach zufuͤgen,)
Hoffaͤrtige, (ὑπερηφάνους, die vor allen mit ih-
ren Vorzuͤgen alſo hervorragen wollen, als ei-
ner, der einen Kopf laͤnger iſt, als andere, un-
ter einem Haufen Volcks hervorraget) Ruhm-
redige, (Prahler und Großſprecher, deren
herrſchender Ehr-Geitz, den andere zu verbergen
wiſſen, durch allerley eignen Ruhm und Auf-
ſchneidung ſich offenbaret) Schaͤdliche, (ἐ-
φευρετὰς κακῶν, die ihren an ſich geſchickten
Kopf auf die Erfindung allerhand loſer Griffe,
Kuͤnſte und Practicken anwenden) den Eltern
(und denen, die an Eltern ſtatt ſind) unge-
horſam.
V. 31.
Unvernuͤnftige, (die bey ihrem Unver-
ſtande auf ihrem Sinn beſtehen, und mit dem
Kopf hindurch wollen) Treuloſe, (die weder
Zuſage noch Bund halten) Stoͤrrige, (ἀςόρ-
γους, ſolche mehr als woͤlfiſche und hundiſche Leu-
te, welche auch alle natuͤrliche Liebe gegen ihre
Bluts-Freunde, Eltern, Kinder, Weiber,
Geſchwiſter und Anverwandte, fahren laſſen,
und auch darinnen zu rechten Unmenſchen wer-
den,) Unverſoͤhnliche, (die in beharrlicher
Feindſchaft gegen die, mit welchen ſie zerfallen
ſind, ſtehen, und von keiner Vergebung wiſ-
ſen wollen,) Unbarmhertzige, (gleichſam ſol-
che ſteinharte Menſchen, die ſich durch keine,
ob gleich noch ſo groſſe Noth des Nechſten zum
Mitleiden bewegen laſſen.)
V. 32.
Die GOttes Gerechtigkeit (Vermoͤ-
ge welcher er das Boͤſe nicht kan, noch wird,
ungeſtrafet laſſen,) wiſſen, (aus dem ihnen
ins Hertz geſchriebenen Geſetze, ſo ſie bey aller
Bosheit doch nicht gaͤntzlich in ſich unfuͤhlbar
machen koͤnnen,) daß, die ſolches (was bis-
her nach der Laͤnge angefuͤhret worden,) thun,
(auſſer dem ohne das allen und ieden bevorſte-
henden leiblichen Tode, des ewigen) Todes
(und alſo der ewigen Straf-Gerichte GOttes,
durch welche ſie von aller ſeligen Gemeinſchaft
GOttes auf ewig abgeſchieden bleiben,) wuͤr-
dig (oder ſchuldig) ſind, thun ſie es nicht
allein (fuͤr ſich ſelbſt, und zwar der eine ſon-
derlich diß, der andere das,) ſondern haben
auch Gefallen an denen, die es thun, (ma-
chen ſich auch zugleich fremder Suͤnden, wel-
che ſie ſelbſt dieſer und jener Hinderung wegen
etwa nicht ausuͤben koͤnnen, oder wollen, auf
allerhand Art theilhaftig; und haͤufen alſo auch
damit wider ſich die Gerichte GOttes.
Anmerckungen.
1. Wie groß das natuͤrliche Verderben des
Menſchen ſey, ſiehet man aus der Menge und
Groͤſſe der Suͤnden, wozu die verderbte Natur
durch die Erb-Suͤnde ſich gar leichte hinreiſſen
laͤſſet.
2. Ob
E 2
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/63>, abgerufen am 25.11.2024.
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