Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 4, 13. 14. an die Galater. [Spaltenumbruch]
Wort auch also nimmt 1 Cor. 2, 3. 2 Cor. 11, 30.12, 5. 7. 9. (Siehe auch 1 Cor. 10, 10. da Schwachheit des Leibes so viel ist, als die Unan- sehnlichkeit der Person) so erläutert er das Wort deßwegen durch das Wort Anfechtung oder Versuchung: wie ihm denn alle Leidenschaften dazu dieneten, daß er darinnen seinen lautern Sinn gegen Christum bezeugete, und damit Proben seiner Standhaftigkeit ablegete. 3. Wenn es aber im Griechischen heisset: ich habe euch das Evangelium geprediget, di atheneian, heisset dia alhier so viel als per, durch, und ist der Verstand dieser, daß Pau- lus bey der Predigt des Evangelii durch viel Lei- den gegangen, und solches gethan per varios ca- sus & discrimina rerum. Es kan dia auch so viel seyn als kata, nach der Schwachheit. 4. Was in der Apostel-Geschicht von den unter den Galatern ausgestandenen Leiden nicht aufgezeichnet stehet, das ist aus dieser eignen An- zeigung Pauli zu schliessen: nemlich, es sey ihm alda nicht besser gegangen, als zu Philippen, Thessalonich, und andern Orten, alwo er, nach der Beschreibung Lucä, viele Verfolgungen er- litten. 5. Gleichwie nun, wo ein Botschafter von allen wohl aufgenommen und hoch beehret wird, dasselbe auch seiner Botschaft selbst ein Ansehen machet; hingegen aber, wo man den Boten ver- ächtlich tractiret, auch sein Anbringen verächt- lich wird, wie es Christo selbst ergangen, also, daß er daher Matth. 11, 6. spricht: Selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Also hätte es Paulo natürlicher Weise bey allen Galatern auch gehen können. Aber es hatten sich sehr vie- le unter ihnen weder an der äusserlichen Unan- sehnlichkeit und Verfolgung seiner Person, noch auch daher an seiner Lehre gestossen, sondern die- se mit ihm selbst ehrerbietigst und willigst aufge- nommen. 6. Getreue Knechte GOttes sind gleichsam Engel GOttes, die solchen ihren Namen von der Botschaft und Verkündigung des Willens GOttes haben: gleichwie auch die unsichtbaren himmlischen Geister von solchem Amte den Na- men der Engel führen. Des Priesters Lippen, heißt es hiebey aus Mal. 2, 7. sollen die Leh- re bewahren, daß man aus seinem Munde das Gesetz suche: denn er ist ein Engel des HErrn Zebaoth. So heisset auch Johannes, der Vorläuffer Christi, der Engel des HErrn, der ihm den Weg bereiten solte. Mal. 3, 1. Matth. 11, 10. Luc. 7. 27. Es heissen auch die Lehrer der sieben Gemeinen in Asia, an welche Christus durch Johannem die kurtzen Briefe ge- schrieben, Engel. Offenb. c. 2. 3. 7. Einen als einen Engel GOttes auf- nehmen, heißt einen für einen Boten GOttes erkennen, und um seiner Botschaft willen auch seine Person lieb und werth halten, nicht anders, als habe GOtt einen sichtbaren Engel vom Him- mel zu einem gesandt. Siehe auch 2 Sam. 19, 27. da Mephiboseth, der Sohn Sauls, zu David sagte: Mein Herr König ist wie ein Engel GOttes. 8. Einen Apostel, als Christum selbst, annehmen, ist seinen Worten, da er sie durch den Geist Christi redete, so wohl glauben, als hätte sie Christus selbst ausgesprochen; und da- für halten, daß Christus mit dem Evangelio durch den Dienst eines Apostels selbst zu einem gekommen wäre. Und diß ists, was unser Hei- land saget Matth. 10, 40. Wer euch auf- nimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Jmgleichen Luc. 10, 16. Wer euch höret, der höret mich: und wer euch verachtet, der verachtet mich: Und wer mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat. Siehe auch Joh. 13, 20. Warlich, warlich, ich sage euch, wer auf- nimmt, so ich iemand senden werde, der nimmt mich auf u. s. w. Und hinge- gen 1 Thess. 4, 8. Wer nun verachtet (mich, als einen Menschen) der verachtet nicht Menschen, sondern GOTT, der seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat. Und wie man das von einem Apostel verkündigte Wort anzusehen, und würcklich angesehen habe, zeiget er vorher c. 2, 13. also an: Wir dancken GOtt ohn Unterlaß, daß ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nahmet ihr es auf, nicht als Menschen Wort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als GOttes Wort: Welcher auch wir- cket in euch, die ihr gläubet. Und solcher gestalt verstehen wir auch den Nachdruck der Worte 2 Cor. 5, 20: So sind wir nun Bot- schafter an Christi statt. Denn GOtt ver- mahnet durch uns. So bitten wir nun an Christi statt: Lasset euch versöhnen mit GOtt! 9. Es stehet demnach dieser Spruch Pauli nebst dem Exempel der Galater in seinem wah- ren Verstande zweyen grossen Vergehungen entgegen: der einen, da man der Sache in Ach- tung der Lehrer zu viel thut, und ihnen fast gött- liche Ehre erweiset, oder doch seinen Glau- ben mehr auf ihr Ansehen bauet, als auf GOtt und sein Wort: welches sich auf eine recht grobe Art im Papstthum befindet, und so viel unbilliger ist, ie weniger die ordentlichen Leh- rer, wenn sie auch gleich rechtschaffen sind, den Aposteln gleich zu achten, und ie leichter falsche für wahre gehalten werden; der andern, da man sie unwerth hält, und bey ihrer an sich unansehnlichen Person nicht in ihrem Amte auf GOtt siehet. Welches gewißlich eine grosse Sünde ist, damit man sich, wie nebst den ange- führten Sprüchen die Sache selbst anzeiget, schwerlich an GOtt selbst versündiget. 10. Wenn nun Lehrer, als Engel GOt- tes, und, im angeführten Verstande, als Chri- stus selbst, angesehen seyn wollen, so müssen sie sich auch erweisen, als gute, nicht aber, als Satans Engel und Diener, 2 Cor. 11, 14. 15. und sie müssen ihr Amt in solcher Lauterkeit füh- ren, als sie Paulum zum Vorbilde haben, und versichert seyn, daß sie auch Christi rechtschafne, das ist, von ihm gesalbete und gesandte Diener sind. Y y y 2
Cap. 4, 13. 14. an die Galater. [Spaltenumbruch]
Wort auch alſo nimmt 1 Cor. 2, 3. 2 Cor. 11, 30.12, 5. 7. 9. (Siehe auch 1 Cor. 10, 10. da Schwachheit des Leibes ſo viel iſt, als die Unan- ſehnlichkeit der Perſon) ſo erlaͤutert er das Wort deßwegen durch das Wort Anfechtung oder Verſuchung: wie ihm denn alle Leidenſchaften dazu dieneten, daß er darinnen ſeinen lautern Sinn gegen Chriſtum bezeugete, und damit Proben ſeiner Standhaftigkeit ablegete. 3. Wenn es aber im Griechiſchen heiſſet: ich habe euch das Evangelium geprediget, δἰ ἀϑένειαν, heiſſet διὰ alhier ſo viel als per, durch, und iſt der Verſtand dieſer, daß Pau- lus bey der Predigt des Evangelii durch viel Lei- den gegangen, und ſolches gethan per varios ca- ſus & diſcrimina rerum. Es kan διὰ auch ſo viel ſeyn als κατὰ, nach der Schwachheit. 4. Was in der Apoſtel-Geſchicht von den unter den Galatern ausgeſtandenen Leiden nicht aufgezeichnet ſtehet, das iſt aus dieſer eignen An- zeigung Pauli zu ſchlieſſen: nemlich, es ſey ihm alda nicht beſſer gegangen, als zu Philippen, Theſſalonich, und andern Orten, alwo er, nach der Beſchreibung Lucaͤ, viele Verfolgungen er- litten. 5. Gleichwie nun, wo ein Botſchafter von allen wohl aufgenommen und hoch beehret wird, daſſelbe auch ſeiner Botſchaft ſelbſt ein Anſehen machet; hingegen aber, wo man den Boten ver- aͤchtlich tractiret, auch ſein Anbringen veraͤcht- lich wird, wie es Chriſto ſelbſt ergangen, alſo, daß er daher Matth. 11, 6. ſpricht: Selig iſt, der ſich nicht an mir aͤrgert. Alſo haͤtte es Paulo natuͤrlicher Weiſe bey allen Galatern auch gehen koͤnnen. Aber es hatten ſich ſehr vie- le unter ihnen weder an der aͤuſſerlichen Unan- ſehnlichkeit und Verfolgung ſeiner Perſon, noch auch daher an ſeiner Lehre geſtoſſen, ſondern die- ſe mit ihm ſelbſt ehrerbietigſt und willigſt aufge- nommen. 6. Getreue Knechte GOttes ſind gleichſam Engel GOttes, die ſolchen ihren Namen von der Botſchaft und Verkuͤndigung des Willens GOttes haben: gleichwie auch die unſichtbaren himmliſchen Geiſter von ſolchem Amte den Na- men der Engel fuͤhren. Des Prieſters Lippen, heißt es hiebey aus Mal. 2, 7. ſollen die Leh- re bewahren, daß man aus ſeinem Munde das Geſetz ſuche: denn er iſt ein Engel des HErrn Zebaoth. So heiſſet auch Johannes, der Vorlaͤuffer Chriſti, der Engel des HErrn, der ihm den Weg bereiten ſolte. Mal. 3, 1. Matth. 11, 10. Luc. 7. 27. Es heiſſen auch die Lehrer der ſieben Gemeinen in Aſia, an welche Chriſtus durch Johannem die kurtzen Briefe ge- ſchrieben, Engel. Offenb. c. 2. 3. 7. Einen als einen Engel GOttes auf- nehmen, heißt einen fuͤr einen Boten GOttes erkennen, und um ſeiner Botſchaft willen auch ſeine Perſon lieb und werth halten, nicht anders, als habe GOtt einen ſichtbaren Engel vom Him- mel zu einem geſandt. Siehe auch 2 Sam. 19, 27. da Mephiboſeth, der Sohn Sauls, zu David ſagte: Mein Herr Koͤnig iſt wie ein Engel GOttes. 8. Einen Apoſtel, als Chriſtum ſelbſt, annehmen, iſt ſeinen Worten, da er ſie durch den Geiſt Chriſti redete, ſo wohl glauben, als haͤtte ſie Chriſtus ſelbſt ausgeſprochen; und da- fuͤr halten, daß Chriſtus mit dem Evangelio durch den Dienſt eines Apoſtels ſelbſt zu einem gekommen waͤre. Und diß iſts, was unſer Hei- land ſaget Matth. 10, 40. Wer euch auf- nimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich geſandt hat. Jmgleichen Luc. 10, 16. Wer euch hoͤret, der hoͤret mich: und wer euch verachtet, der verachtet mich: Und wer mich verachtet, der verachtet den, der mich geſandt hat. Siehe auch Joh. 13, 20. Warlich, warlich, ich ſage euch, wer auf- nimmt, ſo ich iemand ſenden werde, der nimmt mich auf u. ſ. w. Und hinge- gen 1 Theſſ. 4, 8. Wer nun verachtet (mich, als einen Menſchen) der verachtet nicht Menſchen, ſondern GOTT, der ſeinen Heiligen Geiſt in uns gegeben hat. Und wie man das von einem Apoſtel verkuͤndigte Wort anzuſehen, und wuͤrcklich angeſehen habe, zeiget er vorher c. 2, 13. alſo an: Wir dancken GOtt ohn Unterlaß, daß ihr, da ihr empfinget von uns das Wort goͤttlicher Predigt, nahmet ihr es auf, nicht als Menſchen Wort, ſondern, wie es denn wahrhaftig iſt, als GOttes Wort: Welcher auch wir- cket in euch, die ihr glaͤubet. Und ſolcher geſtalt verſtehen wir auch den Nachdruck der Worte 2 Cor. 5, 20: So ſind wir nun Bot- ſchafter an Chriſti ſtatt. Denn GOtt ver- mahnet durch uns. So bitten wir nun an Chriſti ſtatt: Laſſet euch verſoͤhnen mit GOtt! 9. Es ſtehet demnach dieſer Spruch Pauli nebſt dem Exempel der Galater in ſeinem wah- ren Verſtande zweyen groſſen Vergehungen entgegen: der einen, da man der Sache in Ach- tung der Lehrer zu viel thut, und ihnen faſt goͤtt- liche Ehre erweiſet, oder doch ſeinen Glau- ben mehr auf ihr Anſehen bauet, als auf GOtt und ſein Wort: welches ſich auf eine recht grobe Art im Papſtthum befindet, und ſo viel unbilliger iſt, ie weniger die ordentlichen Leh- rer, wenn ſie auch gleich rechtſchaffen ſind, den Apoſteln gleich zu achten, und ie leichter falſche fuͤr wahre gehalten werden; der andern, da man ſie unwerth haͤlt, und bey ihrer an ſich unanſehnlichen Perſon nicht in ihrem Amte auf GOtt ſiehet. Welches gewißlich eine groſſe Suͤnde iſt, damit man ſich, wie nebſt den ange- fuͤhrten Spruͤchen die Sache ſelbſt anzeiget, ſchwerlich an GOtt ſelbſt verſuͤndiget. 10. Wenn nun Lehrer, als Engel GOt- tes, und, im angefuͤhrten Verſtande, als Chri- ſtus ſelbſt, angeſehen ſeyn wollen, ſo muͤſſen ſie ſich auch erweiſen, als gute, nicht aber, als Satans Engel und Diener, 2 Cor. 11, 14. 15. und ſie muͤſſen ihr Amt in ſolcher Lauterkeit fuͤh- ren, als ſie Paulum zum Vorbilde haben, und verſichert ſeyn, daß ſie auch Chriſti rechtſchafne, das iſt, von ihm geſalbete und geſandte Diener ſind. Y y y 2
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Cap. 4, 13. 14. an die Galater.
Wort auch alſo nimmt 1 Cor. 2, 3. 2 Cor. 11, 30.
12, 5. 7. 9. (Siehe auch 1 Cor. 10, 10. da
Schwachheit des Leibes ſo viel iſt, als die Unan-
ſehnlichkeit der Perſon) ſo erlaͤutert er das Wort
deßwegen durch das Wort Anfechtung oder
Verſuchung: wie ihm denn alle Leidenſchaften
dazu dieneten, daß er darinnen ſeinen lautern
Sinn gegen Chriſtum bezeugete, und damit
Proben ſeiner Standhaftigkeit ablegete.
3. Wenn es aber im Griechiſchen heiſſet:
ich habe euch das Evangelium geprediget,
δἰ ἀϑένειαν, heiſſet διὰ alhier ſo viel als per,
durch, und iſt der Verſtand dieſer, daß Pau-
lus bey der Predigt des Evangelii durch viel Lei-
den gegangen, und ſolches gethan per varios ca-
ſus & diſcrimina rerum. Es kan διὰ auch ſo viel
ſeyn als κατὰ, nach der Schwachheit.
4. Was in der Apoſtel-Geſchicht von den
unter den Galatern ausgeſtandenen Leiden nicht
aufgezeichnet ſtehet, das iſt aus dieſer eignen An-
zeigung Pauli zu ſchlieſſen: nemlich, es ſey ihm
alda nicht beſſer gegangen, als zu Philippen,
Theſſalonich, und andern Orten, alwo er, nach
der Beſchreibung Lucaͤ, viele Verfolgungen er-
litten.
5. Gleichwie nun, wo ein Botſchafter von
allen wohl aufgenommen und hoch beehret wird,
daſſelbe auch ſeiner Botſchaft ſelbſt ein Anſehen
machet; hingegen aber, wo man den Boten ver-
aͤchtlich tractiret, auch ſein Anbringen veraͤcht-
lich wird, wie es Chriſto ſelbſt ergangen, alſo,
daß er daher Matth. 11, 6. ſpricht: Selig iſt,
der ſich nicht an mir aͤrgert. Alſo haͤtte es
Paulo natuͤrlicher Weiſe bey allen Galatern
auch gehen koͤnnen. Aber es hatten ſich ſehr vie-
le unter ihnen weder an der aͤuſſerlichen Unan-
ſehnlichkeit und Verfolgung ſeiner Perſon, noch
auch daher an ſeiner Lehre geſtoſſen, ſondern die-
ſe mit ihm ſelbſt ehrerbietigſt und willigſt aufge-
nommen.
6. Getreue Knechte GOttes ſind gleichſam
Engel GOttes, die ſolchen ihren Namen von
der Botſchaft und Verkuͤndigung des Willens
GOttes haben: gleichwie auch die unſichtbaren
himmliſchen Geiſter von ſolchem Amte den Na-
men der Engel fuͤhren. Des Prieſters Lippen,
heißt es hiebey aus Mal. 2, 7. ſollen die Leh-
re bewahren, daß man aus ſeinem Munde
das Geſetz ſuche: denn er iſt ein Engel des
HErrn Zebaoth. So heiſſet auch Johannes,
der Vorlaͤuffer Chriſti, der Engel des HErrn,
der ihm den Weg bereiten ſolte. Mal. 3, 1.
Matth. 11, 10. Luc. 7. 27. Es heiſſen auch die
Lehrer der ſieben Gemeinen in Aſia, an welche
Chriſtus durch Johannem die kurtzen Briefe ge-
ſchrieben, Engel. Offenb. c. 2. 3.
7. Einen als einen Engel GOttes auf-
nehmen, heißt einen fuͤr einen Boten GOttes
erkennen, und um ſeiner Botſchaft willen auch
ſeine Perſon lieb und werth halten, nicht anders,
als habe GOtt einen ſichtbaren Engel vom Him-
mel zu einem geſandt. Siehe auch 2 Sam. 19,
27. da Mephiboſeth, der Sohn Sauls, zu
David ſagte: Mein Herr Koͤnig iſt wie ein
Engel GOttes.
8. Einen Apoſtel, als Chriſtum ſelbſt,
annehmen, iſt ſeinen Worten, da er ſie durch
den Geiſt Chriſti redete, ſo wohl glauben, als
haͤtte ſie Chriſtus ſelbſt ausgeſprochen; und da-
fuͤr halten, daß Chriſtus mit dem Evangelio
durch den Dienſt eines Apoſtels ſelbſt zu einem
gekommen waͤre. Und diß iſts, was unſer Hei-
land ſaget Matth. 10, 40. Wer euch auf-
nimmt, der nimmt mich auf, und wer mich
aufnimmt, der nimmt den auf, der mich
geſandt hat. Jmgleichen Luc. 10, 16. Wer
euch hoͤret, der hoͤret mich: und wer euch
verachtet, der verachtet mich: Und wer
mich verachtet, der verachtet den, der
mich geſandt hat. Siehe auch Joh. 13, 20.
Warlich, warlich, ich ſage euch, wer auf-
nimmt, ſo ich iemand ſenden werde, der
nimmt mich auf u. ſ. w. Und hinge-
gen 1 Theſſ. 4, 8. Wer nun verachtet (mich,
als einen Menſchen) der verachtet nicht
Menſchen, ſondern GOTT, der ſeinen
Heiligen Geiſt in uns gegeben hat. Und wie
man das von einem Apoſtel verkuͤndigte Wort
anzuſehen, und wuͤrcklich angeſehen habe, zeiget
er vorher c. 2, 13. alſo an: Wir dancken GOtt
ohn Unterlaß, daß ihr, da ihr empfinget
von uns das Wort goͤttlicher Predigt,
nahmet ihr es auf, nicht als Menſchen
Wort, ſondern, wie es denn wahrhaftig
iſt, als GOttes Wort: Welcher auch wir-
cket in euch, die ihr glaͤubet. Und ſolcher
geſtalt verſtehen wir auch den Nachdruck der
Worte 2 Cor. 5, 20: So ſind wir nun Bot-
ſchafter an Chriſti ſtatt. Denn GOtt ver-
mahnet durch uns. So bitten wir nun an
Chriſti ſtatt: Laſſet euch verſoͤhnen mit
GOtt!
9. Es ſtehet demnach dieſer Spruch Pauli
nebſt dem Exempel der Galater in ſeinem wah-
ren Verſtande zweyen groſſen Vergehungen
entgegen: der einen, da man der Sache in Ach-
tung der Lehrer zu viel thut, und ihnen faſt goͤtt-
liche Ehre erweiſet, oder doch ſeinen Glau-
ben mehr auf ihr Anſehen bauet, als auf
GOtt und ſein Wort: welches ſich auf eine
recht grobe Art im Papſtthum befindet, und ſo
viel unbilliger iſt, ie weniger die ordentlichen Leh-
rer, wenn ſie auch gleich rechtſchaffen ſind, den
Apoſteln gleich zu achten, und ie leichter falſche
fuͤr wahre gehalten werden; der andern, da
man ſie unwerth haͤlt, und bey ihrer an ſich
unanſehnlichen Perſon nicht in ihrem Amte auf
GOtt ſiehet. Welches gewißlich eine groſſe
Suͤnde iſt, damit man ſich, wie nebſt den ange-
fuͤhrten Spruͤchen die Sache ſelbſt anzeiget,
ſchwerlich an GOtt ſelbſt verſuͤndiget.
10. Wenn nun Lehrer, als Engel GOt-
tes, und, im angefuͤhrten Verſtande, als Chri-
ſtus ſelbſt, angeſehen ſeyn wollen, ſo muͤſſen
ſie ſich auch erweiſen, als gute, nicht aber, als
Satans Engel und Diener, 2 Cor. 11, 14. 15.
und ſie muͤſſen ihr Amt in ſolcher Lauterkeit fuͤh-
ren, als ſie Paulum zum Vorbilde haben, und
verſichert ſeyn, daß ſie auch Chriſti rechtſchafne,
das iſt, von ihm geſalbete und geſandte Diener
ſind.
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