Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 1, v. 1. Erklärung des Briefs Pauli an die Galater. Das erste Capitel/ Darinnen der Apostel bezeuget/ theils wie er sehr verwun- dert darüber sey/ daß sich die Galater von dem Evangelio CHristi so bald wieder abwendig machen lassen; theils von der himmlischen Be- rufung/ durch welche er zu der Verkündigung desselben gebracht sey. V. 1. [Spaltenumbruch]
PAulus (von welchem Namen siehe Anmerckungen. 1. Gleichwie das Lehr-Amt mit Recht unterschieden wird in ein ordentliches und ausserordentliches: so ist auch die göttliche Berufung dazu eine ordentliche, oder gemei- ne, und mittelbare, und eine ausserordentliche, oder unmittelbare. Die unmittelbare kömmt oh- ne Menschen von GOTT: die mittelbare ge- schiehet durch Menschen. 2. Paulo war ein unmittelbarer und aus- serordentlicher Beruf von GOTT zugekommen, wie den übrigen Aposteln. Und dieses zeiget er damit an, daß er saget, er sey nicht berufen weder von Menschen, als der Caussa principali, noch durch Menschen, als der Caussa instrumenta- li: nicht von Menschen, als wenn solche ihn aus ih- rer Macht zum Apostel-Amte bestellet; noch auch durch Menschen; als habe GOTT sich anderer Menschen, sonderlich der Apostel, als der Werck- Zeuge, zu seiner Berufung bedienet: gleichwie die Apostel nach GOttes Willen hie und da Männer zum Dienste des Evangelii bestelleten, nicht allein zu ordentlichen Lehrern, die immer an einem Orte blieben, sondern auch zu ihren Ge- hülfen, welche sie in den Gemeinen hin und her sandten, hie und da gute Ordnung zu machen? dergleichen unter andern solchen apostolischen Männern sonderlich Timotheus war. Pauli Amt aber dependirete so gar von keinem Men- schen und einiger menschlichen Auctorität, daß sich GOTT zu seiner Berufung nicht einmal ei- nes Menschen, als einer Mittels-Person dazu bedienet hat. Zwar schickte er Ananiam zu ihm zu Damascus Apost Gesch. 9, 10. seqq. allein nicht zu seiner Berufung, sondern nachdem er schon auf dem Wege nach Damascus berufen worden war, zu seiner Stärckung und zu fernern Unterricht, insonderheit zu dem Ende, daß er von ihm auf den Namen CHristi solte getaufet werden, als auch geschehen ist. 3. Wenn aber darauf das Wörtlein durch bey den Worten JESUS CHristus [Spaltenumbruch] stehet, daß Paulus berufen sey durch JEsum CHrist, so heißt durch so viel als von, und gehet auf die Caussam principalem, oder auf den Aucto- rem, den eigentlichen Urheber. Welches aus der Geschieht von der Bekehrung Pauli bekannt ist, und aus der göttlichen Auctorität und Macht CHristi von sich selbst erfolget, und damit bekräf- tiget wird, daß es so wol vom Vater, als vom Sohne alhier gesaget wird, daß Paulus zum A- postel-Amte durch sie, das ist, von ihnen, berufen sey. 4. Man erkennet hieraus auch die wahre Gottheit CHristi: nemlich daher, weil er den blossen Menschen entgegen gesetzet, und nicht we- niger ihme, als dem Vater, das göttliche Werck der unmittelbaren Berufung und folglich der Re- gierung der Kirche auf Erden zugeschrieben wird. 5. Gleichwie der Sohn saget Joh. 5, 17. Mein Vater wircket bisher und ich wircke auch: und c. 14, 9. Wer mich siehet, der siehet den Vater - - Der Vater, der in mir wohnet, der thut dieselbe Wercke: also war auch die Berufung CHristi zugleich die Berufung des Vaters; als der mit dem Vater eines We- sens ist. c. 10, 30. Nicht weniger war es auch eine Berufung des Heiligen Geistes; als mit welchem Paulus in einem grossen Masse gesalbet wurde. Wie denn auch, als Paulus hernach den ersten Hauptzug unter die Heiden thun sol- te, es Ap. Gesch. 13, 2. heißt: Es sprach der Heilige Geist: sondert mir aus Barnabam und Saulum zu dem Wercke, dazu ich sie berufen habe. Und da von den durch die Apo- stel, sonderlich durch Paulum, ordentlicher Wei- se bestelleten Lehrern der Ephesinischen Kirche Ap. Gesch. 20, 28. stehet: Habet acht auf euch selbst, und auf die gantze Heerde, unter welche euch der Heilige Geist zu Bischöfen gesetzet hat etc. so ist leichtlich zu erachten, daß dieses so vielmehr von Paulo gesaget werden kan und muß. 6. Es ist auch kein mittelbarer Beruf recht- mäßig, es sey denn, daß der zuberufende sich von dem Heiligen Geiste in der Ordnung der wahren Bekehrung und Erneuerung habe salben und tüchtig machen lassen. Denn allein solche wer- den von GOTT durch Menschen berufen. Welche aber solche nicht sind, die haben ihren Beruf nicht durch Menschen von GOTT, sondern allein ohne GOTT von Men- schen. 7. Daß P p p 3
Cap. 1, v. 1. Erklaͤrung des Briefs Pauli an die Galater. Das erſte Capitel/ Darinnen der Apoſtel bezeuget/ theils wie er ſehr verwun- dert daruͤber ſey/ daß ſich die Galater von dem Evangelio CHriſti ſo bald wieder abwendig machen laſſen; theils von der himmliſchen Be- rufung/ durch welche er zu der Verkuͤndigung deſſelben gebracht ſey. V. 1. [Spaltenumbruch]
PAulus (von welchem Namen ſiehe Anmerckungen. 1. Gleichwie das Lehr-Amt mit Recht unterſchieden wird in ein ordentliches und auſſerordentliches: ſo iſt auch die goͤttliche Berufung dazu eine ordentliche, oder gemei- ne, und mittelbare, und eine auſſerordentliche, oder unmittelbare. Die unmittelbare koͤmmt oh- ne Menſchen von GOTT: die mittelbare ge- ſchiehet durch Menſchen. 2. Paulo war ein unmittelbarer und auſ- ſerordentlicher Beruf von GOTT zugekommen, wie den uͤbrigen Apoſteln. Und dieſes zeiget er damit an, daß er ſaget, er ſey nicht berufen weder von Menſchen, als der Cauſſa principali, noch durch Menſchen, als der Cauſſa inſtrumenta- li: nicht von Menſchen, als wenn ſolche ihn aus ih- rer Macht zum Apoſtel-Amte beſtellet; noch auch durch Menſchen; als habe GOTT ſich anderer Menſchen, ſonderlich der Apoſtel, als der Werck- Zeuge, zu ſeiner Berufung bedienet: gleichwie die Apoſtel nach GOttes Willen hie und da Maͤnner zum Dienſte des Evangelii beſtelleten, nicht allein zu ordentlichen Lehrern, die immer an einem Orte blieben, ſondern auch zu ihren Ge- huͤlfen, welche ſie in den Gemeinen hin und her ſandten, hie und da gute Ordnung zu machen? dergleichen unter andern ſolchen apoſtoliſchen Maͤnnern ſonderlich Timotheus war. Pauli Amt aber dependirete ſo gar von keinem Men- ſchen und einiger menſchlichen Auctoritaͤt, daß ſich GOTT zu ſeiner Berufung nicht einmal ei- nes Menſchen, als einer Mittels-Perſon dazu bedienet hat. Zwar ſchickte er Ananiam zu ihm zu Damaſcus Apoſt Geſch. 9, 10. ſeqq. allein nicht zu ſeiner Berufung, ſondern nachdem er ſchon auf dem Wege nach Damaſcus berufen worden war, zu ſeiner Staͤrckung und zu fernern Unterricht, inſonderheit zu dem Ende, daß er von ihm auf den Namen CHriſti ſolte getaufet werden, als auch geſchehen iſt. 3. Wenn aber darauf das Woͤrtlein durch bey den Worten JESUS CHriſtus [Spaltenumbruch] ſtehet, daß Paulus berufen ſey durch JEſum CHriſt, ſo heißt durch ſo viel als von, und gehet auf die Cauſſam principalem, oder auf den Aucto- rem, den eigentlichen Urheber. Welches aus der Geſchieht von der Bekehrung Pauli bekannt iſt, und aus der goͤttlichen Auctoritaͤt und Macht CHriſti von ſich ſelbſt erfolget, und damit bekraͤf- tiget wird, daß es ſo wol vom Vater, als vom Sohne alhier geſaget wird, daß Paulus zum A- poſtel-Amte durch ſie, das iſt, von ihnen, berufen ſey. 4. Man erkennet hieraus auch die wahre Gottheit CHriſti: nemlich daher, weil er den bloſſen Menſchen entgegen geſetzet, und nicht we- niger ihme, als dem Vater, das goͤttliche Werck der unmittelbaren Berufung und folglich der Re- gierung der Kirche auf Erden zugeſchrieben wird. 5. Gleichwie der Sohn ſaget Joh. 5, 17. Mein Vater wircket bisher und ich wircke auch: und c. 14, 9. Wer mich ſiehet, der ſiehet den Vater ‒ ‒ Der Vater, der in mir wohnet, der thut dieſelbe Wercke: alſo war auch die Berufung CHriſti zugleich die Berufung des Vaters; als der mit dem Vater eines We- ſens iſt. c. 10, 30. Nicht weniger war es auch eine Berufung des Heiligen Geiſtes; als mit welchem Paulus in einem groſſen Maſſe geſalbet wurde. Wie denn auch, als Paulus hernach den erſten Hauptzug unter die Heiden thun ſol- te, es Ap. Geſch. 13, 2. heißt: Es ſprach der Heilige Geiſt: ſondert mir aus Barnabam und Saulum zu dem Wercke, dazu ich ſie berufen habe. Und da von den durch die Apo- ſtel, ſonderlich durch Paulum, ordentlicher Wei- ſe beſtelleten Lehrern der Epheſiniſchen Kirche Ap. Geſch. 20, 28. ſtehet: Habet acht auf euch ſelbſt, und auf die gantze Heerde, unter welche euch der Heilige Geiſt zu Biſchoͤfen geſetzet hat ꝛc. ſo iſt leichtlich zu erachten, daß dieſes ſo vielmehr von Paulo geſaget werden kan und muß. 6. Es iſt auch kein mittelbarer Beruf recht- maͤßig, es ſey denn, daß der zuberufende ſich von dem Heiligen Geiſte in der Ordnung der wahren Bekehrung und Erneuerung habe ſalben und tuͤchtig machen laſſen. Denn allein ſolche wer- den von GOTT durch Menſchen berufen. Welche aber ſolche nicht ſind, die haben ihren Beruf nicht durch Menſchen von GOTT, ſondern allein ohne GOTT von Men- ſchen. 7. Daß P p p 3
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Cap. 1, v. 1. Erklaͤrung des Briefs Pauli an die Galater.
Das erſte Capitel/
Darinnen der Apoſtel bezeuget/ theils wie er ſehr verwun-
dert daruͤber ſey/ daß ſich die Galater von dem Evangelio CHriſti ſo
bald wieder abwendig machen laſſen; theils von der himmliſchen Be-
rufung/ durch welche er zu der Verkuͤndigung deſſelben
gebracht ſey.
V. 1.
PAulus (von welchem Namen ſiehe
oben die Einleitung in das Leben
Pauli) ein Apoſtel (Abgeſand-
ter, oder Bote: ſiehe von dem
Nachdruck dieſes Worts die An-
merckungen uͤber 1 Cor. 9, 1.) nicht von Men-
ſchen, auch nicht durch Menſchen, ſon-
dern durch JESUM CHriſt, und GOtt
den Vater, der ihn auferwecket hat von
den Todten.
Anmerckungen.
1. Gleichwie das Lehr-Amt mit Recht
unterſchieden wird in ein ordentliches und
auſſerordentliches: ſo iſt auch die goͤttliche
Berufung dazu eine ordentliche, oder gemei-
ne, und mittelbare, und eine auſſerordentliche,
oder unmittelbare. Die unmittelbare koͤmmt oh-
ne Menſchen von GOTT: die mittelbare ge-
ſchiehet durch Menſchen.
2. Paulo war ein unmittelbarer und auſ-
ſerordentlicher Beruf von GOTT zugekommen,
wie den uͤbrigen Apoſteln. Und dieſes zeiget er
damit an, daß er ſaget, er ſey nicht berufen weder
von Menſchen, als der Cauſſa principali, noch
durch Menſchen, als der Cauſſa inſtrumenta-
li: nicht von Menſchen, als wenn ſolche ihn aus ih-
rer Macht zum Apoſtel-Amte beſtellet; noch auch
durch Menſchen; als habe GOTT ſich anderer
Menſchen, ſonderlich der Apoſtel, als der Werck-
Zeuge, zu ſeiner Berufung bedienet: gleichwie
die Apoſtel nach GOttes Willen hie und da
Maͤnner zum Dienſte des Evangelii beſtelleten,
nicht allein zu ordentlichen Lehrern, die immer
an einem Orte blieben, ſondern auch zu ihren Ge-
huͤlfen, welche ſie in den Gemeinen hin und her
ſandten, hie und da gute Ordnung zu machen?
dergleichen unter andern ſolchen apoſtoliſchen
Maͤnnern ſonderlich Timotheus war. Pauli
Amt aber dependirete ſo gar von keinem Men-
ſchen und einiger menſchlichen Auctoritaͤt, daß
ſich GOTT zu ſeiner Berufung nicht einmal ei-
nes Menſchen, als einer Mittels-Perſon dazu
bedienet hat. Zwar ſchickte er Ananiam zu ihm
zu Damaſcus Apoſt Geſch. 9, 10. ſeqq. allein
nicht zu ſeiner Berufung, ſondern nachdem er
ſchon auf dem Wege nach Damaſcus berufen
worden war, zu ſeiner Staͤrckung und zu fernern
Unterricht, inſonderheit zu dem Ende, daß er
von ihm auf den Namen CHriſti ſolte getaufet
werden, als auch geſchehen iſt.
3. Wenn aber darauf das Woͤrtlein
durch bey den Worten JESUS CHriſtus
ſtehet, daß Paulus berufen ſey durch JEſum
CHriſt, ſo heißt durch ſo viel als von, und gehet
auf die Cauſſam principalem, oder auf den Aucto-
rem, den eigentlichen Urheber. Welches aus
der Geſchieht von der Bekehrung Pauli bekannt
iſt, und aus der goͤttlichen Auctoritaͤt und Macht
CHriſti von ſich ſelbſt erfolget, und damit bekraͤf-
tiget wird, daß es ſo wol vom Vater, als vom
Sohne alhier geſaget wird, daß Paulus zum A-
poſtel-Amte durch ſie, das iſt, von ihnen, berufen
ſey.
4. Man erkennet hieraus auch die wahre
Gottheit CHriſti: nemlich daher, weil er den
bloſſen Menſchen entgegen geſetzet, und nicht we-
niger ihme, als dem Vater, das goͤttliche Werck
der unmittelbaren Berufung und folglich der Re-
gierung der Kirche auf Erden zugeſchrieben
wird.
5. Gleichwie der Sohn ſaget Joh. 5, 17.
Mein Vater wircket bisher und ich wircke
auch: und c. 14, 9. Wer mich ſiehet, der
ſiehet den Vater ‒ ‒ Der Vater, der in mir
wohnet, der thut dieſelbe Wercke: alſo war
auch die Berufung CHriſti zugleich die Berufung
des Vaters; als der mit dem Vater eines We-
ſens iſt. c. 10, 30. Nicht weniger war es auch
eine Berufung des Heiligen Geiſtes; als mit
welchem Paulus in einem groſſen Maſſe geſalbet
wurde. Wie denn auch, als Paulus hernach
den erſten Hauptzug unter die Heiden thun ſol-
te, es Ap. Geſch. 13, 2. heißt: Es ſprach der
Heilige Geiſt: ſondert mir aus Barnabam
und Saulum zu dem Wercke, dazu ich ſie
berufen habe. Und da von den durch die Apo-
ſtel, ſonderlich durch Paulum, ordentlicher Wei-
ſe beſtelleten Lehrern der Epheſiniſchen Kirche
Ap. Geſch. 20, 28. ſtehet: Habet acht auf euch
ſelbſt, und auf die gantze Heerde, unter
welche euch der Heilige Geiſt zu Biſchoͤfen
geſetzet hat ꝛc. ſo iſt leichtlich zu erachten, daß
dieſes ſo vielmehr von Paulo geſaget werden kan
und muß.
6. Es iſt auch kein mittelbarer Beruf recht-
maͤßig, es ſey denn, daß der zuberufende ſich von
dem Heiligen Geiſte in der Ordnung der wahren
Bekehrung und Erneuerung habe ſalben und
tuͤchtig machen laſſen. Denn allein ſolche wer-
den von GOTT durch Menſchen berufen.
Welche aber ſolche nicht ſind, die haben ihren
Beruf nicht durch Menſchen von GOTT,
ſondern allein ohne GOTT von Men-
ſchen.
7. Daß
P p p 3
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