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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Des Briefes Pauli
an die Römer
Erstes Capitel.

Darinn
Nach dem Eingange v. 1--15. und nach dem Haupt-Satze
von dem Evangelischen Wege zur Seligkeit/ v. 16. 17. angezeiget wird/ daß
die Heyden aus dem blossen Lichte der Natur zu dieser Seligkeit
so viel weniger gelangen können/ so viel mehr sie dasselbe
zu ihrem Gerichte gemißbrauchet haben.

V. 1.
[Spaltenumbruch]

PAulus (davon siehe den Vorbe-
richt) ein Knecht (in Ansehung
der Treue und des ergebensten
Dienstes; wie insgemein in sei-
nem Christenthum; siehe c. 6,
17. 18. 22. 1 Petr. 2, 16. also
auch insonderheit in seinem Am-
te) JEsu Christi (der ihn nicht allein erschaf-
fen, sondern auch erlöset, und also zu seinem
Eigenthum erworben hatte, und bey seinem
Dienste der höchsten Freyheit des Geistes genies-
sen liesse: dem Paulus auch ohne alle eitle Men-
schen-Gefälligkeit aufrichtigst zu dienen beflis-
sen war. Gal. 1, 10. Siehe auch Matth. 6, 24.)
berufen (von ihm unmittelbar auf dem Wege
nach Damascus, mitten im Grimm der Ver-
folgung gegen die Christen Act. 9.) zum Apo-
stel
(Abgesandten an das menschliche Geschlecht;
der das prophetische Amt Christi nebst andern
fortsetzen solte; nach dem an die übrige Apostel
gethanen Ausspruch: Gleichwie mich der
Vater gesandt hat, so sende ich euch
Joh.
20, 21. Siehe auch Gal. 1, 1.) ausgeson-
dert
(wie schon von Mutterleibe an Gal. 1, 15.
Jer. 1, 5. also insonderheit zu Antiochia, daß er
unter die Heyden gehen solte: da es heißt:
Sondert mir aus Barnabam und Saulum
zu dem Werck, dazu ich sie berufen habe

Act. 13, 2.) zu predigen das Evangelium
GOttes
(die fröliche Botschaft von der Mensch-
werdung, Erlösung und Seligmachung des
Sohnes GOttes: als darinnen der gantze
Rath des dreyeinigen GOttes von dem Grun-
de und der Ordnung unsers Heyls lieget.

Anmerckungen.

1. Die Haupt-Worte wie in diesem Ver-
se, also auch in allen übrigen Apostolischen
Briefen, ja in der gantzen heiligen Schrift, sind
diese beyde: JEsus CHristus, dabey denn
auch gemeiniglich das dritte stehet, oder auch
allein gesetzet ist, nemlich HERR, Jehovah.
Denn da der Sohn GOttes Paulo alles in
allen war,
so war sein Hertz davon so voll, daß
von ihm mit Benennung des Namens JEsus
[Spaltenumbruch] Christus, unser HERR,
sein Mund über-
gegangen, und seine Feder so reichlich gezeuget
hat. Wie wir denn den Namen JEsus zu 217
mal, den Namen CHristus auf dem es sonder-
lich ankam, daß nemlich der JEsus von Nazaret
Christus, das ist, der wahre Meßias sey,
zu 419 mal, und den Namen HErr bey 300
mal allein in den Paulinischen Briefen finden.

2. Um den Nachdruck der beyden al-
hie befindlichen Namen desto besser einzuse-
hen, so ist davon einmal für allemal (nemlich
also, daß man sich dieses aller Orten, wo die-
se Namen vorkommen, vorstelle) folgendes kürtz-
lich zu mercken: und zwar erstlich von dem Na-
men JESUS, daß, da er ein Hebräischer
Name ist, er zu teutsch so viel heißt als ein Hey-
land,
oder Seligmacher; wie der HErr denn
auch daher zum öftern mit dem Griechischen
Worte soter Heyland oder Seligmacher be-
nennet wird. Es führet uns demnach das
Wort JEsus, nach dem Grunde der wahren
Gottheit Christi, auf das Mittler-Amt,
dadurch er uns das Heyl erworben hat. Apost.
Gesch. 4, 12. Hebr. 2, 10. bey welchem Mitt-
ler-Amte
zu mercken

a. das doppelte Vorbild im Alten Testamen-
te an dem ersten Josua, der die Kinder
Jsrael, als ihr Hertzog, durch den Jordan ins
gelobte Land einführete Jos. 1. 2. und an
dem andern Josua, dem Hohenpriester,
unter dessen Anführung der andere Tempel
mit dem Levitischen Gottesdienste wieder völ-
lig zu Stande gekommen ist Zach. 3. 6.
b. das Gegenbild, oder die wirckliche Erfül-
lung an JEsu, der uns als der wahre Hohe-
priester,
da er selbst ein Opfer für uns wor-
den, erlöset hat, und uns bey der Genies-
sung solches Versöhn-Opfers zu seinem geist-
lichen Tempel machet, und den Dienst
GOttes im Geist und in der Wahrheit in
uns anrichtet. 1 Petr. 2, 5. 1 Cor. 3, 16. 17.
u. s. w. Der uns auch, als unser Fürst,
Oberhaupt und König
beherrschet, mit
seinem Geiste regiret und durch einen seligen
Tod ins himmlische Vaterland, zur ewi-
gen
Des Briefes Pauli
an die Roͤmer
Erſtes Capitel.

Darinn
Nach dem Eingange v. 1‒‒15. und nach dem Haupt-Satze
von dem Evangeliſchen Wege zur Seligkeit/ v. 16. 17. angezeiget wird/ daß
die Heyden aus dem bloſſen Lichte der Natur zu dieſer Seligkeit
ſo viel weniger gelangen koͤnnen/ ſo viel mehr ſie daſſelbe
zu ihrem Gerichte gemißbrauchet haben.

V. 1.
[Spaltenumbruch]

PAulus (davon ſiehe den Vorbe-
richt) ein Knecht (in Anſehung
der Treue und des ergebenſten
Dienſtes; wie insgemein in ſei-
nem Chriſtenthum; ſiehe c. 6,
17. 18. 22. 1 Petr. 2, 16. alſo
auch inſonderheit in ſeinem Am-
te) JEſu Chriſti (der ihn nicht allein erſchaf-
fen, ſondern auch erloͤſet, und alſo zu ſeinem
Eigenthum erworben hatte, und bey ſeinem
Dienſte der hoͤchſten Freyheit des Geiſtes genieſ-
ſen lieſſe: dem Paulus auch ohne alle eitle Men-
ſchen-Gefaͤlligkeit aufrichtigſt zu dienen befliſ-
ſen war. Gal. 1, 10. Siehe auch Matth. 6, 24.)
berufen (von ihm unmittelbar auf dem Wege
nach Damaſcus, mitten im Grimm der Ver-
folgung gegen die Chriſten Act. 9.) zum Apo-
ſtel
(Abgeſandten an das menſchliche Geſchlecht;
der das prophetiſche Amt Chriſti nebſt andern
fortſetzen ſolte; nach dem an die uͤbrige Apoſtel
gethanen Ausſpruch: Gleichwie mich der
Vater geſandt hat, ſo ſende ich euch
Joh.
20, 21. Siehe auch Gal. 1, 1.) ausgeſon-
dert
(wie ſchon von Mutterleibe an Gal. 1, 15.
Jer. 1, 5. alſo inſonderheit zu Antiochia, daß er
unter die Heyden gehen ſolte: da es heißt:
Sondert mir aus Barnabam und Saulum
zu dem Werck, dazu ich ſie berufen habe

Act. 13, 2.) zu predigen das Evangelium
GOttes
(die froͤliche Botſchaft von der Menſch-
werdung, Erloͤſung und Seligmachung des
Sohnes GOttes: als darinnen der gantze
Rath des dreyeinigen GOttes von dem Grun-
de und der Ordnung unſers Heyls lieget.

Anmerckungen.

1. Die Haupt-Worte wie in dieſem Ver-
ſe, alſo auch in allen uͤbrigen Apoſtoliſchen
Briefen, ja in der gantzen heiligen Schrift, ſind
dieſe beyde: JEſus CHriſtus, dabey denn
auch gemeiniglich das dritte ſtehet, oder auch
allein geſetzet iſt, nemlich HERR, Jehovah.
Denn da der Sohn GOttes Paulo alles in
allen war,
ſo war ſein Hertz davon ſo voll, daß
von ihm mit Benennung des Namens JEſus
[Spaltenumbruch] Chriſtus, unſer HERR,
ſein Mund uͤber-
gegangen, und ſeine Feder ſo reichlich gezeuget
hat. Wie wir denn den Namen JEſus zu 217
mal, den Namen CHriſtus auf dem es ſonder-
lich ankam, daß nemlich der JEſus von Nazaret
Chriſtus, das iſt, der wahre Meßias ſey,
zu 419 mal, und den Namen HErr bey 300
mal allein in den Pauliniſchen Briefen finden.

2. Um den Nachdruck der beyden al-
hie befindlichen Namen deſto beſſer einzuſe-
hen, ſo iſt davon einmal fuͤr allemal (nemlich
alſo, daß man ſich dieſes aller Orten, wo die-
ſe Namen vorkommen, vorſtelle) folgendes kuͤrtz-
lich zu mercken: und zwar erſtlich von dem Na-
men JESUS, daß, da er ein Hebraͤiſcher
Name iſt, er zu teutſch ſo viel heißt als ein Hey-
land,
oder Seligmacher; wie der HErr denn
auch daher zum oͤftern mit dem Griechiſchen
Worte σωτὴρ Heyland oder Seligmacher be-
nennet wird. Es fuͤhret uns demnach das
Wort JEſus, nach dem Grunde der wahren
Gottheit Chriſti, auf das Mittler-Amt,
dadurch er uns das Heyl erworben hat. Apoſt.
Geſch. 4, 12. Hebr. 2, 10. bey welchem Mitt-
ler-Amte
zu mercken

a. das doppelte Vorbild im Alten Teſtamen-
te an dem erſten Joſua, der die Kinder
Jſrael, als ihr Hertzog, durch den Jordan ins
gelobte Land einfuͤhrete Joſ. 1. 2. und an
dem andern Joſua, dem Hohenprieſter,
unter deſſen Anfuͤhrung der andere Tempel
mit dem Levitiſchen Gottesdienſte wieder voͤl-
lig zu Stande gekommen iſt Zach. 3. 6.
b. das Gegenbild, oder die wirckliche Erfuͤl-
lung an JEſu, der uns als der wahre Hohe-
prieſter,
da er ſelbſt ein Opfer fuͤr uns wor-
den, erloͤſet hat, und uns bey der Genieſ-
ſung ſolches Verſoͤhn-Opfers zu ſeinem geiſt-
lichen Tempel machet, und den Dienſt
GOttes im Geiſt und in der Wahrheit in
uns anrichtet. 1 Petr. 2, 5. 1 Cor. 3, 16. 17.
u. ſ. w. Der uns auch, als unſer Fuͤrſt,
Oberhaupt und Koͤnig
beherrſchet, mit
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Tod ins himmliſche Vaterland, zur ewi-
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[23/0051] Des Briefes Pauli an die Roͤmer Erſtes Capitel. Darinn Nach dem Eingange v. 1‒‒15. und nach dem Haupt-Satze von dem Evangeliſchen Wege zur Seligkeit/ v. 16. 17. angezeiget wird/ daß die Heyden aus dem bloſſen Lichte der Natur zu dieſer Seligkeit ſo viel weniger gelangen koͤnnen/ ſo viel mehr ſie daſſelbe zu ihrem Gerichte gemißbrauchet haben. V. 1. PAulus (davon ſiehe den Vorbe- richt) ein Knecht (in Anſehung der Treue und des ergebenſten Dienſtes; wie insgemein in ſei- nem Chriſtenthum; ſiehe c. 6, 17. 18. 22. 1 Petr. 2, 16. alſo auch inſonderheit in ſeinem Am- te) JEſu Chriſti (der ihn nicht allein erſchaf- fen, ſondern auch erloͤſet, und alſo zu ſeinem Eigenthum erworben hatte, und bey ſeinem Dienſte der hoͤchſten Freyheit des Geiſtes genieſ- ſen lieſſe: dem Paulus auch ohne alle eitle Men- ſchen-Gefaͤlligkeit aufrichtigſt zu dienen befliſ- ſen war. Gal. 1, 10. Siehe auch Matth. 6, 24.) berufen (von ihm unmittelbar auf dem Wege nach Damaſcus, mitten im Grimm der Ver- folgung gegen die Chriſten Act. 9.) zum Apo- ſtel (Abgeſandten an das menſchliche Geſchlecht; der das prophetiſche Amt Chriſti nebſt andern fortſetzen ſolte; nach dem an die uͤbrige Apoſtel gethanen Ausſpruch: Gleichwie mich der Vater geſandt hat, ſo ſende ich euch Joh. 20, 21. Siehe auch Gal. 1, 1.) ausgeſon- dert (wie ſchon von Mutterleibe an Gal. 1, 15. Jer. 1, 5. alſo inſonderheit zu Antiochia, daß er unter die Heyden gehen ſolte: da es heißt: Sondert mir aus Barnabam und Saulum zu dem Werck, dazu ich ſie berufen habe Act. 13, 2.) zu predigen das Evangelium GOttes (die froͤliche Botſchaft von der Menſch- werdung, Erloͤſung und Seligmachung des Sohnes GOttes: als darinnen der gantze Rath des dreyeinigen GOttes von dem Grun- de und der Ordnung unſers Heyls lieget. Anmerckungen. 1. Die Haupt-Worte wie in dieſem Ver- ſe, alſo auch in allen uͤbrigen Apoſtoliſchen Briefen, ja in der gantzen heiligen Schrift, ſind dieſe beyde: JEſus CHriſtus, dabey denn auch gemeiniglich das dritte ſtehet, oder auch allein geſetzet iſt, nemlich HERR, Jehovah. Denn da der Sohn GOttes Paulo alles in allen war, ſo war ſein Hertz davon ſo voll, daß von ihm mit Benennung des Namens JEſus Chriſtus, unſer HERR, ſein Mund uͤber- gegangen, und ſeine Feder ſo reichlich gezeuget hat. Wie wir denn den Namen JEſus zu 217 mal, den Namen CHriſtus auf dem es ſonder- lich ankam, daß nemlich der JEſus von Nazaret Chriſtus, das iſt, der wahre Meßias ſey, zu 419 mal, und den Namen HErr bey 300 mal allein in den Pauliniſchen Briefen finden. 2. Um den Nachdruck der beyden al- hie befindlichen Namen deſto beſſer einzuſe- hen, ſo iſt davon einmal fuͤr allemal (nemlich alſo, daß man ſich dieſes aller Orten, wo die- ſe Namen vorkommen, vorſtelle) folgendes kuͤrtz- lich zu mercken: und zwar erſtlich von dem Na- men JESUS, daß, da er ein Hebraͤiſcher Name iſt, er zu teutſch ſo viel heißt als ein Hey- land, oder Seligmacher; wie der HErr denn auch daher zum oͤftern mit dem Griechiſchen Worte σωτὴρ Heyland oder Seligmacher be- nennet wird. Es fuͤhret uns demnach das Wort JEſus, nach dem Grunde der wahren Gottheit Chriſti, auf das Mittler-Amt, dadurch er uns das Heyl erworben hat. Apoſt. Geſch. 4, 12. Hebr. 2, 10. bey welchem Mitt- ler-Amte zu mercken a. das doppelte Vorbild im Alten Teſtamen- te an dem erſten Joſua, der die Kinder Jſrael, als ihr Hertzog, durch den Jordan ins gelobte Land einfuͤhrete Joſ. 1. 2. und an dem andern Joſua, dem Hohenprieſter, unter deſſen Anfuͤhrung der andere Tempel mit dem Levitiſchen Gottesdienſte wieder voͤl- lig zu Stande gekommen iſt Zach. 3. 6. b. das Gegenbild, oder die wirckliche Erfuͤl- lung an JEſu, der uns als der wahre Hohe- prieſter, da er ſelbſt ein Opfer fuͤr uns wor- den, erloͤſet hat, und uns bey der Genieſ- ſung ſolches Verſoͤhn-Opfers zu ſeinem geiſt- lichen Tempel machet, und den Dienſt GOttes im Geiſt und in der Wahrheit in uns anrichtet. 1 Petr. 2, 5. 1 Cor. 3, 16. 17. u. ſ. w. Der uns auch, als unſer Fuͤrſt, Oberhaupt und Koͤnig beherrſchet, mit ſeinem Geiſte regiret und durch einen ſeligen Tod ins himmliſche Vaterland, zur ewi- gen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/51>, abgerufen am 24.11.2024.