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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 31-33.
[Spaltenumbruch] Gottheit (als nach welcher der Sohn ist ein ewi-
ger Abglantz vom Vater Hebr. 1, 3.) und GOtt,
nach der menschlichen Natur. Darum un-
ser Heiland spricht Joh. 20, 17. Jch fahre auf
zu meinem Vater, und zu eurem Vater, zu
meinem GOtt und zu eurem GOtt.
Daß
aber CHristus in einem andern Verstande GOtt
seinen Vater nenne, als er ihn unsern Vater nen-
net, ist an sich selbst bekant.
2. Das von Paulo gebrauchte Lob GOt-
tes
schicket sich gar fein zur Materie von den vie-
len Leiden, die er bisher tractiret hat und fortsetzet,
als damit er anzeiget, wie er das Geheimniß des
Creutzes CHristi ansehe, nemlich daß er Ursache
finde deshalb GOtt zu loben.
3. Der Betheurung aber bedienet sich
Paulus in Ansehung dessen, daß er bisher un-
terschiedliche Stücke seiner Leiden mit bemeldet
hatte, die andern unbekant waren; und hat er
damit auch wol ohne Zweifel zugleich auf das fol-
gende geschen, was er von seiner Entzückung er-
zehlet, als welches niemanden, als ihme selbst
bekant seyn konte. Da nun seine Wort auch oh-
ne Betheurung billig bey den Corinthiern Bey-
fall funden, so wolte er diese dadurch so vielmehr
ausser allem Zweifel setzen. Man sehe derglei-
chen mehr Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. Gal.
1, 20. Phil. 1, 8. 1 Thess. 2, 5.
4. Pauli Worte aber ohne Pauli Sinn
höret man oft unter den Leuten mit grossem Miß-
brauch des Namens GOttes. Gewiß GOtt
ist ein schneller Zeuge, und zugleich ein gerechter
Richter gegen die, welche sich so leichtsinnig auf
sein Zeugniß berufen.
V. 32. 33.

Zu Damasco der Landpfleger des Kö-
nigs Areta verwahrete die Stadt der Da-
mascer, und wolte mich greifen.
V. 33.
Und (aber) ich ward in einem Korbe zum
Fenster aus durch die Mauren niedergelas-
sen, und entrann aus seinen Händen.

Anmerckungen.
1. Damascus war eine sehr alte, grosse,
reiche und veste Stadt, ja die Hauptstadt in Sy-
rien, deren nicht allein schon in den Geschichten
der Könige von Juda und Jsrael Meldung ge-
schiehet, sondern sie ist es auch, davon Abrahams
Hausvoigt seinen Zunamen hatte, und Elieser
von Damascus
hiesse Gen. 15, 2.
2. Areta war ein König von Arabien, wel-
cher damals die Stadt Damascus und ein Theil
von Syrien mit inne hatte, aber doch auch un-
ter der Oberherrschaft der Römer stunde; ein
Schwiegervater des Königs Herodis Antipae,
des Vierfürsten, dessen Tochter aber Herodes
aus der Ehe verstieß und dagegen dem Philippo,
seinem Bruder, die Gemahlin Herodiadem ent-
führet hatte Matth. 14, 1. seqq. Ioseph. Antiqv. L.
XVIII,
7. Dieser hielte zu Damascus einen
Landpfleger, oder Statthalter.
3. Die Zeit da dieses geschehen ist das vier-
te Jahr nach Pauli Bekehrung. Denn wenn
wir das erste Capitel des Briefes an die Galater
mit dem Ende des neunten Capitels aus der Apo-
[Spaltenumbruch] stel Geschicht zusammen halten, so ist dieses Pau-
lo nicht begegnet, da er zum ersten mal, als sei-
ne Bekehrung vorging, zu Damascus gewesen
ist. Denn dazumal hielt er sich daselbst nicht lan-
ge auf Act. 9, 19. sondern er ging von dannen
in Arabien, und blieb in den weitläuftigen Län-
dern Arabiens eine gute Zeit, und kam von da
erst ohngefehr im dritten Jahre wieder nach Da-
mascus Gal. 1, 16. 17. Da er nun zum andern
mal zu Damascus war, und sich daselbst viele
Tage aufgehalten hatte, also daß nun von seiner
Bekehrung an eine Zeit von drey Jahren verflos-
sen war; so begegnete ihm dieses, was er alhie
erzehlet, und was Lucas Ap. Gesch. 9, 23. u. f.
bemeldet. Denn hierauf kam er zum ersten mal
nach seiner Bekehrung nach Jerusalem Gal. 1,
17. 18. womit auch Lucas übereinstimmet Ap.
Gesch. 9, 26.
4. Die Feinde Pauli waren die Juden;
als welche ihm dergestalt nachstelleten, daß sie
einen Rath hielten, ihn zu tödten. Damit sie
ihn aber möchten in ihre Gewalt bekommen, und
zwar mit einigem Schein des Rechten, so verkla-
gen sie ihn bey dem Statthalter. Und weil er
sich unter den Christen verborgen hielte, so brach-
ten sie es dahin, daß der Statthalter die Tho-
re verschliessen, ihn wol auch sonst in der Stadt
aufsuchen ließ. Da es denn an harten Ankla-
gen, wie sie der Lügen-Geist ihrem Grimm an
die Hand gegeben, nicht wird gefehlet haben.
So gehets leider gar oft, daß die Obrigkeitliche
Gewalt den Feinden des Reichs CHristi zu Dien-
sten stehen, und das grösseste Unrecht den Schein
des Rechten haben muß.
5. Aber es heißt auch hier: Wenn sie es
aufs klügste greifen an, so gehet doch GOtt eine
andere Bahn: und, beschliesset einen Rath und
es werde nichts daraus, Zwar solte man gemei-
net haben, GOtt hätte alhier zur Errettung
Pauli würden ein Wunderwerck thun; zumal
da er Paulum selbst mit der wunderthätigen Ga-
be, die er auch ohne Zweifel zu Damascus zur
Erweckung, Uberzeugung, und Bestärckung
der Gläubigen, und zum Zeugnisse über die Un-
glaubigen wird gewiesen haben. Allein so leicht
dem lieben GOtt dieses war, und so vermuth-
lich es auch scheinen möchte, so wenig schickt es
sich doch zum Geheimnisse des Creutzes CHristi.
Denn die Wunder solten nicht dienen zur Ver-
meidung des Creutzes, sonsten Paulus das lan-
ge Register von seinen so vielen und schweren Lei-
den vorher zu machen, nicht würde nöthig gehabt
haben; sondern, wie gedacht, zur Erweckung
der Aufmercksamkeit und zum Eingange mit dem
Evangelio, auch zur Bestärckung des daraus ent-
zündeten Glaubens an CHristum.
6. Da nun einer von den erstgebohrnen
Kindern GOttes, oder neuen Christen, an der
Stadt-Mauren, wie vermuthlich ist, gewoh-
net, so nehmen ihn die Jünger bey der Nacht und
lassen ihn in einem geflochtenen Korbe durchs
Fenster zur Mauren herab. Da es denn GOtt
an seiner sonderbaren Providentz, die einer wun-
dervollen Errettung in manchen Umständen nicht
ungleich gewesen, nicht wird haben ermangeln
lassen, daß das Vorhaben, da es wol nicht ohne
viele
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 31-33.
[Spaltenumbruch] Gottheit (als nach welcher der Sohn iſt ein ewi-
ger Abglantz vom Vater Hebr. 1, 3.) und GOtt,
nach der menſchlichen Natur. Darum un-
ſer Heiland ſpricht Joh. 20, 17. Jch fahre auf
zu meinem Vater, und zu eurem Vater, zu
meinem GOtt und zu eurem GOtt.
Daß
aber CHriſtus in einem andern Verſtande GOtt
ſeinen Vater nenne, als er ihn unſern Vater nen-
net, iſt an ſich ſelbſt bekant.
2. Das von Paulo gebrauchte Lob GOt-
tes
ſchicket ſich gar fein zur Materie von den vie-
len Leiden, die er bisher tractiret hat und fortſetzet,
als damit er anzeiget, wie er das Geheimniß des
Creutzes CHriſti anſehe, nemlich daß er Urſache
finde deshalb GOtt zu loben.
3. Der Betheurung aber bedienet ſich
Paulus in Anſehung deſſen, daß er bisher un-
terſchiedliche Stuͤcke ſeiner Leiden mit bemeldet
hatte, die andern unbekant waren; und hat er
damit auch wol ohne Zweifel zugleich auf das fol-
gende geſchen, was er von ſeiner Entzuͤckung er-
zehlet, als welches niemanden, als ihme ſelbſt
bekant ſeyn konte. Da nun ſeine Wort auch oh-
ne Betheurung billig bey den Corinthiern Bey-
fall funden, ſo wolte er dieſe dadurch ſo vielmehr
auſſer allem Zweifel ſetzen. Man ſehe derglei-
chen mehr Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. Gal.
1, 20. Phil. 1, 8. 1 Theſſ. 2, 5.
4. Pauli Worte aber ohne Pauli Sinn
hoͤret man oft unter den Leuten mit groſſem Miß-
brauch des Namens GOttes. Gewiß GOtt
iſt ein ſchneller Zeuge, und zugleich ein gerechter
Richter gegen die, welche ſich ſo leichtſinnig auf
ſein Zeugniß berufen.
V. 32. 33.

Zu Damaſco der Landpfleger des Koͤ-
nigs Areta verwahrete die Stadt der Da-
maſcer, und wolte mich greifen.
V. 33.
Und (aber) ich ward in einem Korbe zum
Fenſter aus durch die Mauren niedergelaſ-
ſen, und entrann aus ſeinen Haͤnden.

Anmerckungen.
1. Damaſcus war eine ſehr alte, groſſe,
reiche und veſte Stadt, ja die Hauptſtadt in Sy-
rien, deren nicht allein ſchon in den Geſchichten
der Koͤnige von Juda und Jſrael Meldung ge-
ſchiehet, ſondern ſie iſt es auch, davon Abrahams
Hausvoigt ſeinen Zunamen hatte, und Elieſer
von Damaſcus
hieſſe Gen. 15, 2.
2. Areta war ein Koͤnig von Arabien, wel-
cher damals die Stadt Damaſcus und ein Theil
von Syrien mit inne hatte, aber doch auch un-
ter der Oberherrſchaft der Roͤmer ſtunde; ein
Schwiegervater des Koͤnigs Herodis Antipæ,
des Vierfuͤrſten, deſſen Tochter aber Herodes
aus der Ehe verſtieß und dagegen dem Philippo,
ſeinem Bruder, die Gemahlin Herodiadem ent-
fuͤhret hatte Matth. 14, 1. ſeqq. Ioſeph. Antiqv. L.
XVIII,
7. Dieſer hielte zu Damaſcus einen
Landpfleger, oder Statthalter.
3. Die Zeit da dieſes geſchehen iſt das vier-
te Jahr nach Pauli Bekehrung. Denn wenn
wir das erſte Capitel des Briefes an die Galater
mit dem Ende des neunten Capitels aus der Apo-
[Spaltenumbruch] ſtel Geſchicht zuſammen halten, ſo iſt dieſes Pau-
lo nicht begegnet, da er zum erſten mal, als ſei-
ne Bekehrung vorging, zu Damaſcus geweſen
iſt. Denn dazumal hielt er ſich daſelbſt nicht lan-
ge auf Act. 9, 19. ſondern er ging von dannen
in Arabien, und blieb in den weitlaͤuftigen Laͤn-
dern Arabiens eine gute Zeit, und kam von da
erſt ohngefehr im dritten Jahre wieder nach Da-
maſcus Gal. 1, 16. 17. Da er nun zum andern
mal zu Damaſcus war, und ſich daſelbſt viele
Tage aufgehalten hatte, alſo daß nun von ſeiner
Bekehrung an eine Zeit von drey Jahren verfloſ-
ſen war; ſo begegnete ihm dieſes, was er alhie
erzehlet, und was Lucas Ap. Geſch. 9, 23. u. f.
bemeldet. Denn hierauf kam er zum erſten mal
nach ſeiner Bekehrung nach Jeruſalem Gal. 1,
17. 18. womit auch Lucas uͤbereinſtimmet Ap.
Geſch. 9, 26.
4. Die Feinde Pauli waren die Juden;
als welche ihm dergeſtalt nachſtelleten, daß ſie
einen Rath hielten, ihn zu toͤdten. Damit ſie
ihn aber moͤchten in ihre Gewalt bekommen, und
zwar mit einigem Schein des Rechten, ſo verkla-
gen ſie ihn bey dem Statthalter. Und weil er
ſich unter den Chriſten verborgen hielte, ſo brach-
ten ſie es dahin, daß der Statthalter die Tho-
re verſchlieſſen, ihn wol auch ſonſt in der Stadt
aufſuchen ließ. Da es denn an harten Ankla-
gen, wie ſie der Luͤgen-Geiſt ihrem Grimm an
die Hand gegeben, nicht wird gefehlet haben.
So gehets leider gar oft, daß die Obrigkeitliche
Gewalt den Feinden des Reichs CHriſti zu Dien-
ſten ſtehen, und das groͤſſeſte Unrecht den Schein
des Rechten haben muß.
5. Aber es heißt auch hier: Wenn ſie es
aufs kluͤgſte greifen an, ſo gehet doch GOtt eine
andere Bahn: und, beſchlieſſet einen Rath und
es werde nichts daraus, Zwar ſolte man gemei-
net haben, GOtt haͤtte alhier zur Errettung
Pauli wuͤrden ein Wunderwerck thun; zumal
da er Paulum ſelbſt mit der wunderthaͤtigen Ga-
be, die er auch ohne Zweifel zu Damaſcus zur
Erweckung, Uberzeugung, und Beſtaͤrckung
der Glaͤubigen, und zum Zeugniſſe uͤber die Un-
glaubigen wird gewieſen haben. Allein ſo leicht
dem lieben GOtt dieſes war, und ſo vermuth-
lich es auch ſcheinen moͤchte, ſo wenig ſchickt es
ſich doch zum Geheimniſſe des Creutzes CHriſti.
Denn die Wunder ſolten nicht dienen zur Ver-
meidung des Creutzes, ſonſten Paulus das lan-
ge Regiſter von ſeinen ſo vielen und ſchweren Lei-
den vorher zu machen, nicht wuͤrde noͤthig gehabt
haben; ſondern, wie gedacht, zur Erweckung
der Aufmerckſamkeit und zum Eingange mit dem
Evangelio, auch zur Beſtaͤrckung des daraus ent-
zuͤndeten Glaubens an CHriſtum.
6. Da nun einer von den erſtgebohrnen
Kindern GOttes, oder neuen Chriſten, an der
Stadt-Mauren, wie vermuthlich iſt, gewoh-
net, ſo nehmen ihn die Juͤnger bey der Nacht und
laſſen ihn in einem geflochtenen Korbe durchs
Fenſter zur Mauren herab. Da es denn GOtt
an ſeiner ſonderbaren Providentz, die einer wun-
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[458/0486] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 31-33. Gottheit (als nach welcher der Sohn iſt ein ewi- ger Abglantz vom Vater Hebr. 1, 3.) und GOtt, nach der menſchlichen Natur. Darum un- ſer Heiland ſpricht Joh. 20, 17. Jch fahre auf zu meinem Vater, und zu eurem Vater, zu meinem GOtt und zu eurem GOtt. Daß aber CHriſtus in einem andern Verſtande GOtt ſeinen Vater nenne, als er ihn unſern Vater nen- net, iſt an ſich ſelbſt bekant. 2. Das von Paulo gebrauchte Lob GOt- tes ſchicket ſich gar fein zur Materie von den vie- len Leiden, die er bisher tractiret hat und fortſetzet, als damit er anzeiget, wie er das Geheimniß des Creutzes CHriſti anſehe, nemlich daß er Urſache finde deshalb GOtt zu loben. 3. Der Betheurung aber bedienet ſich Paulus in Anſehung deſſen, daß er bisher un- terſchiedliche Stuͤcke ſeiner Leiden mit bemeldet hatte, die andern unbekant waren; und hat er damit auch wol ohne Zweifel zugleich auf das fol- gende geſchen, was er von ſeiner Entzuͤckung er- zehlet, als welches niemanden, als ihme ſelbſt bekant ſeyn konte. Da nun ſeine Wort auch oh- ne Betheurung billig bey den Corinthiern Bey- fall funden, ſo wolte er dieſe dadurch ſo vielmehr auſſer allem Zweifel ſetzen. Man ſehe derglei- chen mehr Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. Gal. 1, 20. Phil. 1, 8. 1 Theſſ. 2, 5. 4. Pauli Worte aber ohne Pauli Sinn hoͤret man oft unter den Leuten mit groſſem Miß- brauch des Namens GOttes. Gewiß GOtt iſt ein ſchneller Zeuge, und zugleich ein gerechter Richter gegen die, welche ſich ſo leichtſinnig auf ſein Zeugniß berufen. V. 32. 33. Zu Damaſco der Landpfleger des Koͤ- nigs Areta verwahrete die Stadt der Da- maſcer, und wolte mich greifen. V. 33. Und (aber) ich ward in einem Korbe zum Fenſter aus durch die Mauren niedergelaſ- ſen, und entrann aus ſeinen Haͤnden. Anmerckungen. 1. Damaſcus war eine ſehr alte, groſſe, reiche und veſte Stadt, ja die Hauptſtadt in Sy- rien, deren nicht allein ſchon in den Geſchichten der Koͤnige von Juda und Jſrael Meldung ge- ſchiehet, ſondern ſie iſt es auch, davon Abrahams Hausvoigt ſeinen Zunamen hatte, und Elieſer von Damaſcus hieſſe Gen. 15, 2. 2. Areta war ein Koͤnig von Arabien, wel- cher damals die Stadt Damaſcus und ein Theil von Syrien mit inne hatte, aber doch auch un- ter der Oberherrſchaft der Roͤmer ſtunde; ein Schwiegervater des Koͤnigs Herodis Antipæ, des Vierfuͤrſten, deſſen Tochter aber Herodes aus der Ehe verſtieß und dagegen dem Philippo, ſeinem Bruder, die Gemahlin Herodiadem ent- fuͤhret hatte Matth. 14, 1. ſeqq. Ioſeph. Antiqv. L. XVIII, 7. Dieſer hielte zu Damaſcus einen Landpfleger, oder Statthalter. 3. Die Zeit da dieſes geſchehen iſt das vier- te Jahr nach Pauli Bekehrung. Denn wenn wir das erſte Capitel des Briefes an die Galater mit dem Ende des neunten Capitels aus der Apo- ſtel Geſchicht zuſammen halten, ſo iſt dieſes Pau- lo nicht begegnet, da er zum erſten mal, als ſei- ne Bekehrung vorging, zu Damaſcus geweſen iſt. Denn dazumal hielt er ſich daſelbſt nicht lan- ge auf Act. 9, 19. ſondern er ging von dannen in Arabien, und blieb in den weitlaͤuftigen Laͤn- dern Arabiens eine gute Zeit, und kam von da erſt ohngefehr im dritten Jahre wieder nach Da- maſcus Gal. 1, 16. 17. Da er nun zum andern mal zu Damaſcus war, und ſich daſelbſt viele Tage aufgehalten hatte, alſo daß nun von ſeiner Bekehrung an eine Zeit von drey Jahren verfloſ- ſen war; ſo begegnete ihm dieſes, was er alhie erzehlet, und was Lucas Ap. Geſch. 9, 23. u. f. bemeldet. Denn hierauf kam er zum erſten mal nach ſeiner Bekehrung nach Jeruſalem Gal. 1, 17. 18. womit auch Lucas uͤbereinſtimmet Ap. Geſch. 9, 26. 4. Die Feinde Pauli waren die Juden; als welche ihm dergeſtalt nachſtelleten, daß ſie einen Rath hielten, ihn zu toͤdten. Damit ſie ihn aber moͤchten in ihre Gewalt bekommen, und zwar mit einigem Schein des Rechten, ſo verkla- gen ſie ihn bey dem Statthalter. Und weil er ſich unter den Chriſten verborgen hielte, ſo brach- ten ſie es dahin, daß der Statthalter die Tho- re verſchlieſſen, ihn wol auch ſonſt in der Stadt aufſuchen ließ. Da es denn an harten Ankla- gen, wie ſie der Luͤgen-Geiſt ihrem Grimm an die Hand gegeben, nicht wird gefehlet haben. So gehets leider gar oft, daß die Obrigkeitliche Gewalt den Feinden des Reichs CHriſti zu Dien- ſten ſtehen, und das groͤſſeſte Unrecht den Schein des Rechten haben muß. 5. Aber es heißt auch hier: Wenn ſie es aufs kluͤgſte greifen an, ſo gehet doch GOtt eine andere Bahn: und, beſchlieſſet einen Rath und es werde nichts daraus, Zwar ſolte man gemei- net haben, GOtt haͤtte alhier zur Errettung Pauli wuͤrden ein Wunderwerck thun; zumal da er Paulum ſelbſt mit der wunderthaͤtigen Ga- be, die er auch ohne Zweifel zu Damaſcus zur Erweckung, Uberzeugung, und Beſtaͤrckung der Glaͤubigen, und zum Zeugniſſe uͤber die Un- glaubigen wird gewieſen haben. Allein ſo leicht dem lieben GOtt dieſes war, und ſo vermuth- lich es auch ſcheinen moͤchte, ſo wenig ſchickt es ſich doch zum Geheimniſſe des Creutzes CHriſti. Denn die Wunder ſolten nicht dienen zur Ver- meidung des Creutzes, ſonſten Paulus das lan- ge Regiſter von ſeinen ſo vielen und ſchweren Lei- den vorher zu machen, nicht wuͤrde noͤthig gehabt haben; ſondern, wie gedacht, zur Erweckung der Aufmerckſamkeit und zum Eingange mit dem Evangelio, auch zur Beſtaͤrckung des daraus ent- zuͤndeten Glaubens an CHriſtum. 6. Da nun einer von den erſtgebohrnen Kindern GOttes, oder neuen Chriſten, an der Stadt-Mauren, wie vermuthlich iſt, gewoh- net, ſo nehmen ihn die Juͤnger bey der Nacht und laſſen ihn in einem geflochtenen Korbe durchs Fenſter zur Mauren herab. Da es denn GOtt an ſeiner ſonderbaren Providentz, die einer wun- dervollen Errettung in manchen Umſtaͤnden nicht ungleich geweſen, nicht wird haben ermangeln laſſen, daß das Vorhaben, da es wol nicht ohne viele

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/486>, abgerufen am 24.11.2024.