Cap. 10, v. 17. 18. c. 11, v. 1. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]tigkeit übet auf Erden. Denn solches ge- fällt mir, spricht der HERR. Siehe auch 5 B. Mos. 10, 21. imgleichen 1 Cor. 1, 30. alwo dieses, daß man sich im HERRN rühmen soll, mit Anführung des Orts aus dem Jeremia aus- drücklich von CHristo gesaget wird, der uns von GOTT gemachet zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Er- lösung.
3. Der Ruhm aber im HErrn ist nichts anders, als die wahre und reine Glaubens- Gerechtigkeit in CHristo, da man in wahrer Niedrigkeit seines Hertzens sich CHristum mit allen Heils-Gütern zueignet, und ihn daher mit Ehrerbietung, Lobe und Anbetung über alles er- hebet. Welches der edelste und reineste Got- tes-Dienst ist.
V. 18.
Denn darum ist einer nicht tüchtig, daß er sich selbst lobet (Gr. denn nicht der, wer sich selbst preiset, oder recommendiret, ist bewährt, oder treu und aufrichtig erfunden,) sondern daß ihn der HERR lobet (der, den der HERR preiset, oder für bewährt und treu erkennet.)
Anmerckungen.
1. Der preisende HERR ist alhier gleich- falls der Sohn GOttes, unser Heiland: welches [Spaltenumbruch]
nebst dem Context, auch die Sache selbst und die Parallel-Oerter bekräftigen. Denn von diesem Preise, welchen ein ieder bewährter Knecht GOt- tes zuvorderst in seinem Gewissen hat, und mit Nachdruck an jenem grossen Gerichts-Tage em- pfangen wird, spricht unser Heiland selbst Matth. 25, 21. Ey du frommer u. getreuer Knecht, du bist über wenigem (das doch an sich selbst viel ist, ob es gleich in Ansehung des Reichs der Herrlichkeit, oder der herrlichen Gnaden-Beloh- nung, für wenig zu rechnen) getreu gewesen: ich will dich über viel setzen: gehe ein zu deines HErrn Freude. Jmgleichen 1 Cor. 4, 5. Richtet nicht vor der Zeit bis der HErr kömmt, welcher auch wird ans Licht brin- gen, was im Finstern verborgen ist, und den Rath der Hertzen offenbaren: alsdenn wird einem ieglichen von GOTT Lob wi- derfahren.
2. Jst einer allein alsdenn tüchtig und be- währt, wenn ihn der HERR lobet, oder ihm das Zeugniß seiner Treue im Gewissen giebt, auch durch rechtschafne Kenner der Wahrheit zutheilet, und am grossen Gerichts-Tage vor al- ler Welt zutheilen wird: so ist einer gewiß des- wegen nicht untüchtig und untreu, wenn ihn auch gleich die gantze Welt, die im Argen lieget, son- derlich die pharisäische, welche auch Paulo am meisten hat zu schaffen gemachet, dafür hält und verlästert.
Das eilfte Capitel/ Darinnen der Apostel die Materie des vorigen Capitels fortsetzet/ sein Amt bey den Corinthiern gegen der falschen Apostel ih- re Verkleinerung rettet/ und dabey seine Leiden/ dergleichen jene für und von sich nicht anführen konten/ in einer kurtzen Summe nach einander erzehlet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
WOlte Gott, ihr hieltet mir ein wenig Thorheit zu gute; doch ihr haltet es mir wohl zu gute.
Anmerckungen.
1. Das Wort ophelon gebrauchet man wunsches-weise, und wird es bey uns Teutschen dadurch schon zur Gnüge ausgedrücket, wenn wir sagen: ach daß etc. o daß etc. ich wünschte, daß ihr mir zu gute hieltet, oder ertrüget. Es gebrauchen die Teutschen zwar gemeiniglich oder doch sehr oft dafür die Redens-Art: wolte Gott! aber sie schicket sich, in Ansehung des göttlichen Namens, oft zur Sache selbst nicht wohl: wie sie denn auch alhier nicht füglich ge- brauchet wird. Und da sie sich Offenb. 3, 15. noch weniger geschicket hätte, in den Worten: ophelon psukhros ei"es, e z[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]stos, wolte Gott, daß du kalt oder warm wärest! so hat es [Spaltenumbruch]Lutherus gar wohl übersetzet: ach daß du kalt oder warm wärest!
2. Paulus beging eigentlich keine Thorheit, so wenig, als er sich selbst rühmet, und zwar eite- ler weise. Denn es ist seine Vorstellung nicht einmal ein eigentlicher, viel weniger ein eiteler, Ruhm; sondern es ist vielmehr eine Bezeugung der Wahrheit; und zwar eine solche, welche ihm von seinen Feinden fast abgedrungen war. Und ist leichtlich zu erachten, daß vieles mag vorge- gangen seyn, welches wir nicht wissen, so von der Beschaffenheit gewesen, daß er mit einer solchen Rettung seines Amts wider seinen Willen hat hervor treten müssen. Einen Ruhm nennet ers ex hypothesi, oder aus der Meinung seiner Wi- derwärtigen und derer, die von ihnen sich hatten einnehmen lassen: als die alles, was Paulus von seinem Amte auch sonst mündlich und schriftlich bezeuget hatte, ihm zum eiteln Ruhm auslegten. Und weil denn ein eitler Ruhm ein Zeichen einer
Thor-
Cap. 10, v. 17. 18. c. 11, v. 1. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]tigkeit uͤbet auf Erden. Denn ſolches ge- faͤllt mir, ſpricht der HERR. Siehe auch 5 B. Moſ. 10, 21. imgleichen 1 Cor. 1, 30. alwo dieſes, daß man ſich im HERRN ruͤhmen ſoll, mit Anfuͤhrung des Orts aus dem Jeremia aus- druͤcklich von CHriſto geſaget wird, der uns von GOTT gemachet zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Er- loͤſung.
3. Der Ruhm aber im HErrn iſt nichts anders, als die wahre und reine Glaubens- Gerechtigkeit in CHriſto, da man in wahrer Niedrigkeit ſeines Hertzens ſich CHriſtum mit allen Heils-Guͤtern zueignet, und ihn daher mit Ehrerbietung, Lobe und Anbetung uͤber alles er- hebet. Welches der edelſte und reineſte Got- tes-Dienſt iſt.
V. 18.
Denn darum iſt einer nicht tuͤchtig, daß er ſich ſelbſt lobet (Gr. denn nicht der, wer ſich ſelbſt preiſet, oder recommendiret, iſt bewaͤhrt, oder treu und aufrichtig erfunden,) ſondern daß ihn der HERR lobet (der, den der HERR preiſet, oder fuͤr bewaͤhrt und treu erkennet.)
Anmerckungen.
1. Der preiſende HERR iſt alhier gleich- falls der Sohn GOttes, unſer Heiland: welches [Spaltenumbruch]
nebſt dem Context, auch die Sache ſelbſt und die Parallel-Oerter bekraͤftigen. Denn von dieſem Preiſe, welchen ein ieder bewaͤhrter Knecht GOt- tes zuvorderſt in ſeinem Gewiſſen hat, und mit Nachdruck an jenem groſſen Gerichts-Tage em- pfangen wird, ſpricht unſer Heiland ſelbſt Matth. 25, 21. Ey du frommer u. getreuer Knecht, du biſt uͤber wenigem (das doch an ſich ſelbſt viel iſt, ob es gleich in Anſehung des Reichs der Herrlichkeit, oder der herrlichen Gnaden-Beloh- nung, fuͤr wenig zu rechnen) getreu geweſen: ich will dich uͤber viel ſetzen: gehe ein zu deines HErrn Freude. Jmgleichen 1 Cor. 4, 5. Richtet nicht vor der Zeit bis der HErr koͤmmt, welcher auch wird ans Licht brin- gen, was im Finſtern verborgen iſt, und den Rath der Hertzen offenbaren: alsdenn wird einem ieglichen von GOTT Lob wi- derfahren.
2. Jſt einer allein alsdenn tuͤchtig und be- waͤhrt, wenn ihn der HERR lobet, oder ihm das Zeugniß ſeiner Treue im Gewiſſen giebt, auch durch rechtſchafne Kenner der Wahrheit zutheilet, und am groſſen Gerichts-Tage vor al- ler Welt zutheilen wird: ſo iſt einer gewiß des- wegen nicht untuͤchtig und untreu, wenn ihn auch gleich die gantze Welt, die im Argen lieget, ſon- derlich die phariſaͤiſche, welche auch Paulo am meiſten hat zu ſchaffen gemachet, dafuͤr haͤlt und verlaͤſtert.
Das eilfte Capitel/ Darinnen der Apoſtel die Materie des vorigen Capitels fortſetzet/ ſein Amt bey den Corinthiern gegen der falſchen Apoſtel ih- re Verkleinerung rettet/ und dabey ſeine Leiden/ dergleichen jene fuͤr und von ſich nicht anfuͤhren konten/ in einer kurtzen Summe nach einander erzehlet.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
WOlte Gott, ihr hieltet mir ein wenig Thorheit zu gute; doch ihr haltet es mir wohl zu gute.
Anmerckungen.
1. Das Wort ὄφελον gebrauchet man wunſches-weiſe, und wird es bey uns Teutſchen dadurch ſchon zur Gnuͤge ausgedruͤcket, wenn wir ſagen: ach daß ꝛc. o daß ꝛc. ich wuͤnſchte, daß ihr mir zu gute hieltet, oder ertruͤget. Es gebrauchen die Teutſchen zwar gemeiniglich oder doch ſehr oft dafuͤr die Redens-Art: wolte Gott! aber ſie ſchicket ſich, in Anſehung des goͤttlichen Namens, oft zur Sache ſelbſt nicht wohl: wie ſie denn auch alhier nicht fuͤglich ge- brauchet wird. Und da ſie ſich Offenb. 3, 15. noch weniger geſchicket haͤtte, in den Worten: ὄφελον ψυχρὸς ει῎ης, ἤ ζ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ϛὸς, wolte Gott, daß du kalt oder warm waͤreſt! ſo hat es [Spaltenumbruch]Lutherus gar wohl uͤberſetzet: ach daß du kalt oder warm waͤreſt!
2. Paulus beging eigentlich keine Thorheit, ſo wenig, als er ſich ſelbſt ruͤhmet, und zwar eite- ler weiſe. Denn es iſt ſeine Vorſtellung nicht einmal ein eigentlicher, viel weniger ein eiteler, Ruhm; ſondern es iſt vielmehr eine Bezeugung der Wahrheit; und zwar eine ſolche, welche ihm von ſeinen Feinden faſt abgedrungen war. Und iſt leichtlich zu erachten, daß vieles mag vorge- gangen ſeyn, welches wir nicht wiſſen, ſo von der Beſchaffenheit geweſen, daß er mit einer ſolchen Rettung ſeines Amts wider ſeinen Willen hat hervor treten muͤſſen. Einen Ruhm nennet ers ex hypotheſi, oder aus der Meinung ſeiner Wi- derwaͤrtigen und derer, die von ihnen ſich hatten einnehmen laſſen: als die alles, was Paulus von ſeinem Amte auch ſonſt muͤndlich und ſchriftlich bezeuget hatte, ihm zum eiteln Ruhm auslegten. Und weil denn ein eitler Ruhm ein Zeichen einer
Thor-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><list><item><pbfacs="#f0467"n="439"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 10, v. 17. 18. c. 11, v. 1. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/><hirendition="#fr">tigkeit uͤbet auf Erden. Denn ſolches ge-<lb/>
faͤllt mir, ſpricht der HERR.</hi> Siehe auch<lb/>
5 B. Moſ. 10, 21. imgleichen 1 Cor. 1, 30. alwo<lb/>
dieſes, daß man ſich im HERRN ruͤhmen ſoll,<lb/>
mit Anfuͤhrung des Orts aus dem Jeremia aus-<lb/>
druͤcklich von CHriſto geſaget wird, der uns<lb/><hirendition="#fr">von GOTT gemachet zur Weisheit, zur<lb/>
Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Er-<lb/>
loͤſung.</hi></item><lb/><item>3. Der <hirendition="#fr">Ruhm</hi> aber <hirendition="#fr">im HErrn</hi> iſt nichts<lb/>
anders, als die <hirendition="#fr">wahre und reine Glaubens-<lb/>
Gerechtigkeit in CHriſto,</hi> da man in wahrer<lb/>
Niedrigkeit ſeines Hertzens ſich CHriſtum mit<lb/>
allen Heils-Guͤtern zueignet, und ihn daher mit<lb/>
Ehrerbietung, Lobe und Anbetung uͤber alles er-<lb/>
hebet. Welches der edelſte und reineſte Got-<lb/>
tes-Dienſt iſt.</item></list></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 18.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn darum iſt einer nicht tuͤchtig,<lb/>
daß er ſich ſelbſt lobet</hi> (<hirendition="#aq">Gr.</hi> denn nicht der,<lb/>
wer ſich ſelbſt preiſet, oder <hirendition="#aq">recommendir</hi>et, iſt<lb/>
bewaͤhrt, oder treu und aufrichtig erfunden,)<lb/><hirendition="#fr">ſondern daß ihn der HERR lobet</hi> (der, den<lb/>
der HERR preiſet, oder fuͤr bewaͤhrt und treu<lb/>
erkennet.)</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Der preiſende HERR iſt alhier gleich-<lb/>
falls der Sohn GOttes, unſer Heiland: welches<lb/><cb/>
nebſt dem <hirendition="#aq">Context,</hi> auch die Sache ſelbſt und die<lb/><hirendition="#aq">Parallel-</hi>Oerter bekraͤftigen. Denn von dieſem<lb/>
Preiſe, welchen ein ieder bewaͤhrter Knecht GOt-<lb/>
tes zuvorderſt in ſeinem Gewiſſen hat, und mit<lb/>
Nachdruck an jenem groſſen Gerichts-Tage em-<lb/>
pfangen wird, ſpricht unſer Heiland ſelbſt Matth.<lb/>
25, 21. <hirendition="#fr">Ey du frommer u. getreuer Knecht,<lb/>
du biſt uͤber wenigem</hi> (das doch an ſich ſelbſt<lb/>
viel iſt, ob es gleich in Anſehung des Reichs der<lb/>
Herrlichkeit, oder der herrlichen Gnaden-Beloh-<lb/>
nung, fuͤr wenig zu rechnen) <hirendition="#fr">getreu geweſen:<lb/>
ich will dich uͤber viel ſetzen: gehe ein zu<lb/>
deines HErrn Freude.</hi> Jmgleichen 1 Cor. 4,<lb/>
5. <hirendition="#fr">Richtet nicht vor der Zeit bis der HErr<lb/>
koͤmmt, welcher auch wird ans Licht brin-<lb/>
gen, was im Finſtern verborgen iſt, und<lb/>
den Rath der Hertzen offenbaren: alsdenn<lb/>
wird einem ieglichen von GOTT Lob wi-<lb/>
derfahren.</hi></p><lb/><p>2. Jſt einer allein alsdenn tuͤchtig und be-<lb/>
waͤhrt, wenn ihn der HERR lobet, oder ihm<lb/>
das Zeugniß ſeiner Treue im Gewiſſen giebt,<lb/>
auch durch rechtſchafne Kenner der Wahrheit<lb/>
zutheilet, und am groſſen Gerichts-Tage vor al-<lb/>
ler Welt zutheilen wird: ſo iſt einer gewiß des-<lb/>
wegen nicht untuͤchtig und untreu, wenn ihn auch<lb/>
gleich die gantze Welt, die im Argen lieget, ſon-<lb/>
derlich die phariſaͤiſche, welche auch Paulo am<lb/>
meiſten hat zu ſchaffen gemachet, dafuͤr haͤlt und<lb/>
verlaͤſtert.</p></div></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das eilfte Capitel/<lb/>
Darinnen der Apoſtel die Materie des vorigen Capitels<lb/>
fortſetzet/ ſein Amt bey den Corinthiern gegen der falſchen Apoſtel ih-<lb/>
re Verkleinerung rettet/ und dabey ſeine Leiden/ dergleichen jene fuͤr<lb/>
und von ſich nicht anfuͤhren konten/ in einer kurtzen Summe<lb/>
nach einander erzehlet.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 1.</hi></head><lb/><cb/><p><hirendition="#in">W</hi><hirendition="#fr">Olte Gott, ihr hieltet mir<lb/>
ein wenig Thorheit zu gute;<lb/>
doch ihr haltet es mir wohl<lb/>
zu gute.</hi></p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Das Wort ὄφελον gebrauchet man<lb/>
wunſches-weiſe, und wird es bey uns Teutſchen<lb/>
dadurch ſchon zur Gnuͤge ausgedruͤcket, wenn<lb/>
wir ſagen: <hirendition="#fr">ach daß</hi>ꝛc. <hirendition="#fr">o daß</hi>ꝛc. ich wuͤnſchte,<lb/>
daß ihr mir zu gute hieltet, oder ertruͤget. Es<lb/>
gebrauchen die Teutſchen zwar gemeiniglich oder<lb/>
doch ſehr oft dafuͤr die Redens-Art: <hirendition="#fr">wolte<lb/>
Gott!</hi> aber ſie ſchicket ſich, in Anſehung des<lb/>
goͤttlichen Namens, oft zur Sache ſelbſt nicht<lb/>
wohl: wie ſie denn auch alhier nicht fuͤglich ge-<lb/>
brauchet wird. Und da ſie ſich Offenb. 3, 15.<lb/>
noch weniger geſchicket haͤtte, in den Worten:<lb/>ὄφελονψυχρὸςει῎ης, ἤζ<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="chars"/></foreign>ϛὸς, <hirendition="#fr">wolte Gott,<lb/>
daß du kalt oder warm waͤreſt!</hi>ſo hat es<lb/><cb/><hirendition="#aq">Lutherus</hi> gar wohl uͤberſetzet: <hirendition="#fr">ach daß du kalt<lb/>
oder warm waͤreſt!</hi></p><lb/><p>2. Paulus beging eigentlich keine Thorheit,<lb/>ſo wenig, als er ſich ſelbſt ruͤhmet, und zwar eite-<lb/>
ler weiſe. Denn es iſt ſeine Vorſtellung nicht<lb/>
einmal ein eigentlicher, viel weniger ein eiteler,<lb/>
Ruhm; ſondern es iſt vielmehr eine Bezeugung<lb/>
der Wahrheit; und zwar eine ſolche, welche ihm<lb/>
von ſeinen Feinden faſt abgedrungen war. Und<lb/>
iſt leichtlich zu erachten, daß vieles mag vorge-<lb/>
gangen ſeyn, welches wir nicht wiſſen, ſo von der<lb/>
Beſchaffenheit geweſen, daß er mit einer ſolchen<lb/>
Rettung ſeines Amts wider ſeinen Willen hat<lb/>
hervor treten muͤſſen. Einen <hirendition="#fr">Ruhm</hi> nennet ers<lb/><hirendition="#aq">ex hypotheſi,</hi> oder aus der Meinung ſeiner Wi-<lb/>
derwaͤrtigen und derer, die von ihnen ſich hatten<lb/>
einnehmen laſſen: als die alles, was Paulus von<lb/>ſeinem Amte auch ſonſt muͤndlich und ſchriftlich<lb/>
bezeuget hatte, ihm zum eiteln Ruhm auslegten.<lb/>
Und weil denn ein eitler Ruhm ein Zeichen einer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Thor-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[439/0467]
Cap. 10, v. 17. 18. c. 11, v. 1. an die Corinthier.
tigkeit uͤbet auf Erden. Denn ſolches ge-
faͤllt mir, ſpricht der HERR. Siehe auch
5 B. Moſ. 10, 21. imgleichen 1 Cor. 1, 30. alwo
dieſes, daß man ſich im HERRN ruͤhmen ſoll,
mit Anfuͤhrung des Orts aus dem Jeremia aus-
druͤcklich von CHriſto geſaget wird, der uns
von GOTT gemachet zur Weisheit, zur
Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Er-
loͤſung.
3. Der Ruhm aber im HErrn iſt nichts
anders, als die wahre und reine Glaubens-
Gerechtigkeit in CHriſto, da man in wahrer
Niedrigkeit ſeines Hertzens ſich CHriſtum mit
allen Heils-Guͤtern zueignet, und ihn daher mit
Ehrerbietung, Lobe und Anbetung uͤber alles er-
hebet. Welches der edelſte und reineſte Got-
tes-Dienſt iſt.
V. 18.
Denn darum iſt einer nicht tuͤchtig,
daß er ſich ſelbſt lobet (Gr. denn nicht der,
wer ſich ſelbſt preiſet, oder recommendiret, iſt
bewaͤhrt, oder treu und aufrichtig erfunden,)
ſondern daß ihn der HERR lobet (der, den
der HERR preiſet, oder fuͤr bewaͤhrt und treu
erkennet.)
Anmerckungen.
1. Der preiſende HERR iſt alhier gleich-
falls der Sohn GOttes, unſer Heiland: welches
nebſt dem Context, auch die Sache ſelbſt und die
Parallel-Oerter bekraͤftigen. Denn von dieſem
Preiſe, welchen ein ieder bewaͤhrter Knecht GOt-
tes zuvorderſt in ſeinem Gewiſſen hat, und mit
Nachdruck an jenem groſſen Gerichts-Tage em-
pfangen wird, ſpricht unſer Heiland ſelbſt Matth.
25, 21. Ey du frommer u. getreuer Knecht,
du biſt uͤber wenigem (das doch an ſich ſelbſt
viel iſt, ob es gleich in Anſehung des Reichs der
Herrlichkeit, oder der herrlichen Gnaden-Beloh-
nung, fuͤr wenig zu rechnen) getreu geweſen:
ich will dich uͤber viel ſetzen: gehe ein zu
deines HErrn Freude. Jmgleichen 1 Cor. 4,
5. Richtet nicht vor der Zeit bis der HErr
koͤmmt, welcher auch wird ans Licht brin-
gen, was im Finſtern verborgen iſt, und
den Rath der Hertzen offenbaren: alsdenn
wird einem ieglichen von GOTT Lob wi-
derfahren.
2. Jſt einer allein alsdenn tuͤchtig und be-
waͤhrt, wenn ihn der HERR lobet, oder ihm
das Zeugniß ſeiner Treue im Gewiſſen giebt,
auch durch rechtſchafne Kenner der Wahrheit
zutheilet, und am groſſen Gerichts-Tage vor al-
ler Welt zutheilen wird: ſo iſt einer gewiß des-
wegen nicht untuͤchtig und untreu, wenn ihn auch
gleich die gantze Welt, die im Argen lieget, ſon-
derlich die phariſaͤiſche, welche auch Paulo am
meiſten hat zu ſchaffen gemachet, dafuͤr haͤlt und
verlaͤſtert.
Das eilfte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die Materie des vorigen Capitels
fortſetzet/ ſein Amt bey den Corinthiern gegen der falſchen Apoſtel ih-
re Verkleinerung rettet/ und dabey ſeine Leiden/ dergleichen jene fuͤr
und von ſich nicht anfuͤhren konten/ in einer kurtzen Summe
nach einander erzehlet.
V. 1.
WOlte Gott, ihr hieltet mir
ein wenig Thorheit zu gute;
doch ihr haltet es mir wohl
zu gute.
Anmerckungen.
1. Das Wort ὄφελον gebrauchet man
wunſches-weiſe, und wird es bey uns Teutſchen
dadurch ſchon zur Gnuͤge ausgedruͤcket, wenn
wir ſagen: ach daß ꝛc. o daß ꝛc. ich wuͤnſchte,
daß ihr mir zu gute hieltet, oder ertruͤget. Es
gebrauchen die Teutſchen zwar gemeiniglich oder
doch ſehr oft dafuͤr die Redens-Art: wolte
Gott! aber ſie ſchicket ſich, in Anſehung des
goͤttlichen Namens, oft zur Sache ſelbſt nicht
wohl: wie ſie denn auch alhier nicht fuͤglich ge-
brauchet wird. Und da ſie ſich Offenb. 3, 15.
noch weniger geſchicket haͤtte, in den Worten:
ὄφελον ψυχρὸς ει῎ης, ἤ ζ_ ϛὸς, wolte Gott,
daß du kalt oder warm waͤreſt! ſo hat es
Lutherus gar wohl uͤberſetzet: ach daß du kalt
oder warm waͤreſt!
2. Paulus beging eigentlich keine Thorheit,
ſo wenig, als er ſich ſelbſt ruͤhmet, und zwar eite-
ler weiſe. Denn es iſt ſeine Vorſtellung nicht
einmal ein eigentlicher, viel weniger ein eiteler,
Ruhm; ſondern es iſt vielmehr eine Bezeugung
der Wahrheit; und zwar eine ſolche, welche ihm
von ſeinen Feinden faſt abgedrungen war. Und
iſt leichtlich zu erachten, daß vieles mag vorge-
gangen ſeyn, welches wir nicht wiſſen, ſo von der
Beſchaffenheit geweſen, daß er mit einer ſolchen
Rettung ſeines Amts wider ſeinen Willen hat
hervor treten muͤſſen. Einen Ruhm nennet ers
ex hypotheſi, oder aus der Meinung ſeiner Wi-
derwaͤrtigen und derer, die von ihnen ſich hatten
einnehmen laſſen: als die alles, was Paulus von
ſeinem Amte auch ſonſt muͤndlich und ſchriftlich
bezeuget hatte, ihm zum eiteln Ruhm auslegten.
Und weil denn ein eitler Ruhm ein Zeichen einer
Thor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/467>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.