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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 7, v. 6-10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Paulus hatte kurtz vor seiner Abreise von
Ephesus Titum nach Corinthen gesandt, mit der
Instruction, von dem Zustande der Corinthischen
Kirche genaue Nachricht einzuziehen, und darauf
nach Troada zu kommen, da er ihn auf seiner
Reise nach Macedonien finden würde, und ihm
die Nachricht bringen könte von dem, was sein
erster Brief bey den Corinthiern ausgerichtet
habe, oder nicht. Nun funde er Titum bey sei-
ner Ankunft daselbst nicht, darüber er denn sehr
bekümmert wurde, wie er oben c. 2, 12. anzeiget.
Welches er sich dazu dienen liesse, daß er seine
Abreise von da nach Macedonien desto eher be-
schleunigte v. 13. Als er nun daselbst war, und
in dem Zustande stunde, daß er auswendig Streit
und inwendig Furcht hatte c. 7, 5. siehe! da
kam Titus an, und brachte ihm von der Corin-
thischen Gemeine eine gewünschte fröliche Bot-
schaft, wodurch er sich getröstet und gestärcket
funde.

2. Man siehet hieraus, wie Paulus alles,
was ihm begegnete, auf die besondere und gnä-
dige Leitung GOttes geführet, und in was für
einer grossen Treue und Sorgfalt er für die neu-
gepflantzete Christlichen Gemeinen gestanden:
imgleichen wie getreuer Knechte und Kinder
GOttes ihre Reisen und ihr Zuspruch anzusehen
sey, und wozu ihn GOTT gebrauche.

V. 7.

Nicht allein aber durch seine (mir an
sich selbst schon sehr erfreuliche) Zukunft, son-
dern auch durch den Trost, damit er
(da er
mit mir eurenthalben gleiche Bekümmerniß ge-
habt) getröstet war an euch, und verkün-
digte uns
(mit seiner eignen besondern Freude)
euer Verlangen (so wol nach unserer Wieder-
kunft und Gegenwart, als auch den uns gemach-
ten Kummer, durch Abthuung der Aergernisse
und Unordnungen, uns zu benehmen) euer
Weinen
(über die uns verursachte Bekümmer-
nisse) euren Eifer um mich (um mich und
meine Unschuld wider die Verunglimpfungen
einiger Läster-Mäuler zu vertreten) also, daß
ich mich noch mehr freuete
) als ich es selbst
vermuthen gewesen war.)

Anmerckung.

O ein schönes Exempel folgsamer Zuhörer!
Wohl allen denen, welche die Straf-Predigten,
Straf-Briefe und auf eine Bestrafung gehende
Privat-Erinnerung, also annehmen! Das ist ein
Character guter Gemüther; gleichwie es ein
Kennzeichen eines rechtschafnen Lehrers ist, sich
über nichts mehr betrüben und erfreuen, als
über die Aergerniß und deren Abthuung bey sei-
nen Zuhörern.

V. 8.

Denn daß ich (Gr. ob ich gleich) euch
durch den ersten Brief
(darinn ich euch unter-
schiedlicher Aergernisse und Unordnungen wegen,
etwas nachdrücklicher bestrafen muste) habe
traurig gemacht, reuet mich nicht,
(da ich
[Spaltenumbruch] nun die gesegnete Frucht davon erfahren habe,)
ob michs gleich (sonst an sich) gereuete (oder
Leid thäte; gleichwie es einem Vater selbst am
meisten nahe gehet, wenn er gegen seine Kinder
Schärfe gebrauchen muß-Siehe c. 2, 4.) Denn
ich sehe, daß der Brief euch, wiewol nur
auf eine Weile, betrübet hat,
(also, daß ihr
die Betrübniß nach der geschehenen Besserung
nun wohl dürfet fahren lassen.)

Anmerckung.

Es ist in den letzern Worten dieses Verses
Lutheri Version also zu verbessern, wie der Leser
bereits vor sich siehet, wenn er dagegen die Wor-
te des Teutschen Textes hält; als darinnen auch
die distinction mit dem commate unrichtig ist.

V. 9.

So freue ich mich doch nun (Gr. Nun
freue ich mich) nicht daß ihr seyd betrübet
gewesen
(sintemal es eine Betrübniß an sich selbst
nicht ausmachet, und der Mensch, wenn er darin-
nen sich selbst gelassen ist, nur pfleget seine Unzufrie-
denheit zu zeigen, zumal gegen den, der etwa da-
zu Gelegenheit gegeben hat,) sondern (wie es
alhier im Griechischen eigentlich lautet) daß ihr
seyd betrübet worden zur Reue
(also, daß ei-
ne wahre Besserung in der Veränderung eures
Sinnes darauf erfolget ist.) Denn ihr seyd
göttlich
(kata ton Theon, nach GOTT, wie es
dem göttlichen Willen gemäß ist) betrübet
worden, daß
(also daß) ihr ja keinen Scha-
den irgend worinnen nehmet
(sondern wie
alles übrige, was unser Amt bey euch mit sich
gebracht, also auch die ernstliche Bestrafung ei-
ne so gesegnete Frucht der wahren Besserung bey
euch geschaffet hat.

V. 10.

Denn die göttliche Traurigkeit (die
also beschaffen ist, als sie GOTT haben will d.
i. die da bestehet in der wahren Erkäntniß d[e]r
Sünden, und mit dem Glauben an CHristum
zu derselben Vergebung, wie auch mit dem ernst-
lichen Vor- und Nachsatze einer nach dem geän-
derten Hertzen auch zu machenden Aenderung des
gantzen Lebens verknüpfet ist) die wircket zur
Seligkeit eine Reue, die
(ihrer so herrlichen
Frucht wegen) niemand gereuet: die Trau-
rigkeit aber der Welt
(welche Welt-Men-
schen über zeitliche Dinge, als Verlust der Gü-
ter, der Ehre und dergleichen, wie auch aus
Furcht der Strafe und der Schande, empfinden)
wircket den Tod (wenn sie zumal übermäßig
ist: sintemal mancher Mensch sich vor grossem
Kummer wo nicht schnell, doch langsam, das
Leben abkürtzet: wie denn bey einigen es wol
gar dahin kömmt, daß sie sich vor Verdruß aus
Desperation selbst das Leben nehmen. Auf wel-
che und auf andere Arten mehr mit dem zeitlichen
auch der ewige Tod befordert wird.

Anmerckungen.
1. Exempel wahrer Busse finden wir an
David 2 Sam. 12, 13. und in den Buß-Psal-
men,
an der Sünderin Luc. 7, 38. an dem ver-
lohr-
G g g 3
Cap. 7, v. 6-10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Paulus hatte kurtz vor ſeiner Abreiſe von
Epheſus Titum nach Corinthen geſandt, mit der
Inſtruction, von dem Zuſtande der Corinthiſchen
Kirche genaue Nachricht einzuziehen, und darauf
nach Troada zu kommen, da er ihn auf ſeiner
Reiſe nach Macedonien finden wuͤrde, und ihm
die Nachricht bringen koͤnte von dem, was ſein
erſter Brief bey den Corinthiern ausgerichtet
habe, oder nicht. Nun funde er Titum bey ſei-
ner Ankunft daſelbſt nicht, daruͤber er denn ſehr
bekuͤmmert wurde, wie er oben c. 2, 12. anzeiget.
Welches er ſich dazu dienen lieſſe, daß er ſeine
Abreiſe von da nach Macedonien deſto eher be-
ſchleunigte v. 13. Als er nun daſelbſt war, und
in dem Zuſtande ſtunde, daß er auswendig Streit
und inwendig Furcht hatte c. 7, 5. ſiehe! da
kam Titus an, und brachte ihm von der Corin-
thiſchen Gemeine eine gewuͤnſchte froͤliche Bot-
ſchaft, wodurch er ſich getroͤſtet und geſtaͤrcket
funde.

2. Man ſiehet hieraus, wie Paulus alles,
was ihm begegnete, auf die beſondere und gnaͤ-
dige Leitung GOttes gefuͤhret, und in was fuͤr
einer groſſen Treue und Sorgfalt er fuͤr die neu-
gepflantzete Chriſtlichen Gemeinen geſtanden:
imgleichen wie getreuer Knechte und Kinder
GOttes ihre Reiſen und ihr Zuſpruch anzuſehen
ſey, und wozu ihn GOTT gebrauche.

V. 7.

Nicht allein aber durch ſeine (mir an
ſich ſelbſt ſchon ſehr erfreuliche) Zukunft, ſon-
dern auch durch den Troſt, damit er
(da er
mit mir eurenthalben gleiche Bekuͤmmerniß ge-
habt) getroͤſtet war an euch, und verkuͤn-
digte uns
(mit ſeiner eignen beſondern Freude)
euer Verlangen (ſo wol nach unſerer Wieder-
kunft und Gegenwart, als auch den uns gemach-
ten Kummer, durch Abthuung der Aergerniſſe
und Unordnungen, uns zu benehmen) euer
Weinen
(uͤber die uns verurſachte Bekuͤmmer-
niſſe) euren Eifer um mich (um mich und
meine Unſchuld wider die Verunglimpfungen
einiger Laͤſter-Maͤuler zu vertreten) alſo, daß
ich mich noch mehr freuete
) als ich es ſelbſt
vermuthen geweſen war.)

Anmerckung.

O ein ſchoͤnes Exempel folgſamer Zuhoͤrer!
Wohl allen denen, welche die Straf-Predigten,
Straf-Briefe und auf eine Beſtrafung gehende
Privat-Erinnerung, alſo annehmen! Das iſt ein
Character guter Gemuͤther; gleichwie es ein
Kennzeichen eines rechtſchafnen Lehrers iſt, ſich
uͤber nichts mehr betruͤben und erfreuen, als
uͤber die Aergerniß und deren Abthuung bey ſei-
nen Zuhoͤrern.

V. 8.

Denn daß ich (Gr. ob ich gleich) euch
durch den erſten Brief
(darinn ich euch unter-
ſchiedlicher Aergerniſſe und Unordnungen wegen,
etwas nachdruͤcklicher beſtrafen muſte) habe
traurig gemacht, reuet mich nicht,
(da ich
[Spaltenumbruch] nun die geſegnete Frucht davon erfahren habe,)
ob michs gleich (ſonſt an ſich) gereuete (oder
Leid thaͤte; gleichwie es einem Vater ſelbſt am
meiſten nahe gehet, wenn er gegen ſeine Kinder
Schaͤrfe gebrauchen muß-Siehe c. 2, 4.) Denn
ich ſehe, daß der Brief euch, wiewol nur
auf eine Weile, betruͤbet hat,
(alſo, daß ihr
die Betruͤbniß nach der geſchehenen Beſſerung
nun wohl duͤrfet fahren laſſen.)

Anmerckung.

Es iſt in den letzern Worten dieſes Verſes
Lutheri Verſion alſo zu verbeſſern, wie der Leſer
bereits vor ſich ſiehet, wenn er dagegen die Wor-
te des Teutſchen Textes haͤlt; als darinnen auch
die diſtinction mit dem commate unrichtig iſt.

V. 9.

So freue ich mich doch nun (Gr. Nun
freue ich mich) nicht daß ihr ſeyd betruͤbet
geweſen
(ſintemal es eine Betruͤbniß an ſich ſelbſt
nicht ausmachet, und der Menſch, wenn er darin-
nen ſich ſelbſt gelaſſen iſt, nuꝛ pfleget ſeine Unzufrie-
denheit zu zeigen, zumal gegen den, der etwa da-
zu Gelegenheit gegeben hat,) ſondern (wie es
alhier im Griechiſchen eigentlich lautet) daß ihr
ſeyd betruͤbet worden zur Reue
(alſo, daß ei-
ne wahre Beſſerung in der Veraͤnderung eures
Sinnes darauf erfolget iſt.) Denn ihr ſeyd
goͤttlich
(κατὰ τὸν Θεὸν, nach GOTT, wie es
dem goͤttlichen Willen gemaͤß iſt) betruͤbet
worden, daß
(alſo daß) ihr ja keinen Scha-
den irgend worinnen nehmet
(ſondern wie
alles uͤbrige, was unſer Amt bey euch mit ſich
gebracht, alſo auch die ernſtliche Beſtrafung ei-
ne ſo geſegnete Frucht der wahren Beſſerung bey
euch geſchaffet hat.

V. 10.

Denn die goͤttliche Traurigkeit (die
alſo beſchaffen iſt, als ſie GOTT haben will d.
i. die da beſtehet in der wahren Erkaͤntniß d[e]r
Suͤnden, und mit dem Glauben an CHriſtum
zu derſelben Vergebung, wie auch mit dem ernſt-
lichen Vor- und Nachſatze einer nach dem geaͤn-
derten Hertzen auch zu machenden Aenderung des
gantzen Lebens verknuͤpfet iſt) die wircket zur
Seligkeit eine Reue, die
(ihrer ſo herrlichen
Frucht wegen) niemand gereuet: die Trau-
rigkeit aber der Welt
(welche Welt-Men-
ſchen uͤber zeitliche Dinge, als Verluſt der Guͤ-
ter, der Ehre und dergleichen, wie auch aus
Furcht der Strafe und der Schande, empfinden)
wircket den Tod (wenn ſie zumal uͤbermaͤßig
iſt: ſintemal mancher Menſch ſich vor groſſem
Kummer wo nicht ſchnell, doch langſam, das
Leben abkuͤrtzet: wie denn bey einigen es wol
gar dahin koͤmmt, daß ſie ſich vor Verdruß aus
Deſperation ſelbſt das Leben nehmen. Auf wel-
che und auf andere Arten mehr mit dem zeitlichen
auch der ewige Tod befordert wird.

Anmerckungen.
1. Exempel wahrer Buſſe finden wir an
David 2 Sam. 12, 13. und in den Buß-Pſal-
men,
an der Suͤnderin Luc. 7, 38. an dem ver-
lohr-
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[421/0449] Cap. 7, v. 6-10. an die Corinthier. Anmerckungen. 1. Paulus hatte kurtz vor ſeiner Abreiſe von Epheſus Titum nach Corinthen geſandt, mit der Inſtruction, von dem Zuſtande der Corinthiſchen Kirche genaue Nachricht einzuziehen, und darauf nach Troada zu kommen, da er ihn auf ſeiner Reiſe nach Macedonien finden wuͤrde, und ihm die Nachricht bringen koͤnte von dem, was ſein erſter Brief bey den Corinthiern ausgerichtet habe, oder nicht. Nun funde er Titum bey ſei- ner Ankunft daſelbſt nicht, daruͤber er denn ſehr bekuͤmmert wurde, wie er oben c. 2, 12. anzeiget. Welches er ſich dazu dienen lieſſe, daß er ſeine Abreiſe von da nach Macedonien deſto eher be- ſchleunigte v. 13. Als er nun daſelbſt war, und in dem Zuſtande ſtunde, daß er auswendig Streit und inwendig Furcht hatte c. 7, 5. ſiehe! da kam Titus an, und brachte ihm von der Corin- thiſchen Gemeine eine gewuͤnſchte froͤliche Bot- ſchaft, wodurch er ſich getroͤſtet und geſtaͤrcket funde. 2. Man ſiehet hieraus, wie Paulus alles, was ihm begegnete, auf die beſondere und gnaͤ- dige Leitung GOttes gefuͤhret, und in was fuͤr einer groſſen Treue und Sorgfalt er fuͤr die neu- gepflantzete Chriſtlichen Gemeinen geſtanden: imgleichen wie getreuer Knechte und Kinder GOttes ihre Reiſen und ihr Zuſpruch anzuſehen ſey, und wozu ihn GOTT gebrauche. V. 7. Nicht allein aber durch ſeine (mir an ſich ſelbſt ſchon ſehr erfreuliche) Zukunft, ſon- dern auch durch den Troſt, damit er (da er mit mir eurenthalben gleiche Bekuͤmmerniß ge- habt) getroͤſtet war an euch, und verkuͤn- digte uns (mit ſeiner eignen beſondern Freude) euer Verlangen (ſo wol nach unſerer Wieder- kunft und Gegenwart, als auch den uns gemach- ten Kummer, durch Abthuung der Aergerniſſe und Unordnungen, uns zu benehmen) euer Weinen (uͤber die uns verurſachte Bekuͤmmer- niſſe) euren Eifer um mich (um mich und meine Unſchuld wider die Verunglimpfungen einiger Laͤſter-Maͤuler zu vertreten) alſo, daß ich mich noch mehr freuete) als ich es ſelbſt vermuthen geweſen war.) Anmerckung. O ein ſchoͤnes Exempel folgſamer Zuhoͤrer! Wohl allen denen, welche die Straf-Predigten, Straf-Briefe und auf eine Beſtrafung gehende Privat-Erinnerung, alſo annehmen! Das iſt ein Character guter Gemuͤther; gleichwie es ein Kennzeichen eines rechtſchafnen Lehrers iſt, ſich uͤber nichts mehr betruͤben und erfreuen, als uͤber die Aergerniß und deren Abthuung bey ſei- nen Zuhoͤrern. V. 8. Denn daß ich (Gr. ob ich gleich) euch durch den erſten Brief (darinn ich euch unter- ſchiedlicher Aergerniſſe und Unordnungen wegen, etwas nachdruͤcklicher beſtrafen muſte) habe traurig gemacht, reuet mich nicht, (da ich nun die geſegnete Frucht davon erfahren habe,) ob michs gleich (ſonſt an ſich) gereuete (oder Leid thaͤte; gleichwie es einem Vater ſelbſt am meiſten nahe gehet, wenn er gegen ſeine Kinder Schaͤrfe gebrauchen muß-Siehe c. 2, 4.) Denn ich ſehe, daß der Brief euch, wiewol nur auf eine Weile, betruͤbet hat, (alſo, daß ihr die Betruͤbniß nach der geſchehenen Beſſerung nun wohl duͤrfet fahren laſſen.) Anmerckung. Es iſt in den letzern Worten dieſes Verſes Lutheri Verſion alſo zu verbeſſern, wie der Leſer bereits vor ſich ſiehet, wenn er dagegen die Wor- te des Teutſchen Textes haͤlt; als darinnen auch die diſtinction mit dem commate unrichtig iſt. V. 9. So freue ich mich doch nun (Gr. Nun freue ich mich) nicht daß ihr ſeyd betruͤbet geweſen (ſintemal es eine Betruͤbniß an ſich ſelbſt nicht ausmachet, und der Menſch, wenn er darin- nen ſich ſelbſt gelaſſen iſt, nuꝛ pfleget ſeine Unzufrie- denheit zu zeigen, zumal gegen den, der etwa da- zu Gelegenheit gegeben hat,) ſondern (wie es alhier im Griechiſchen eigentlich lautet) daß ihr ſeyd betruͤbet worden zur Reue (alſo, daß ei- ne wahre Beſſerung in der Veraͤnderung eures Sinnes darauf erfolget iſt.) Denn ihr ſeyd goͤttlich (κατὰ τὸν Θεὸν, nach GOTT, wie es dem goͤttlichen Willen gemaͤß iſt) betruͤbet worden, daß (alſo daß) ihr ja keinen Scha- den irgend worinnen nehmet (ſondern wie alles uͤbrige, was unſer Amt bey euch mit ſich gebracht, alſo auch die ernſtliche Beſtrafung ei- ne ſo geſegnete Frucht der wahren Beſſerung bey euch geſchaffet hat. V. 10. Denn die goͤttliche Traurigkeit (die alſo beſchaffen iſt, als ſie GOTT haben will d. i. die da beſtehet in der wahren Erkaͤntniß der Suͤnden, und mit dem Glauben an CHriſtum zu derſelben Vergebung, wie auch mit dem ernſt- lichen Vor- und Nachſatze einer nach dem geaͤn- derten Hertzen auch zu machenden Aenderung des gantzen Lebens verknuͤpfet iſt) die wircket zur Seligkeit eine Reue, die (ihrer ſo herrlichen Frucht wegen) niemand gereuet: die Trau- rigkeit aber der Welt (welche Welt-Men- ſchen uͤber zeitliche Dinge, als Verluſt der Guͤ- ter, der Ehre und dergleichen, wie auch aus Furcht der Strafe und der Schande, empfinden) wircket den Tod (wenn ſie zumal uͤbermaͤßig iſt: ſintemal mancher Menſch ſich vor groſſem Kummer wo nicht ſchnell, doch langſam, das Leben abkuͤrtzet: wie denn bey einigen es wol gar dahin koͤmmt, daß ſie ſich vor Verdruß aus Deſperation ſelbſt das Leben nehmen. Auf wel- che und auf andere Arten mehr mit dem zeitlichen auch der ewige Tod befordert wird. Anmerckungen. 1. Exempel wahrer Buſſe finden wir an David 2 Sam. 12, 13. und in den Buß-Pſal- men, an der Suͤnderin Luc. 7, 38. an dem ver- lohr- G g g 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/449>, abgerufen am 24.11.2024.