Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 17. 18. c. 7 v. 1. [Spaltenumbruch]
Gemeinschaft mit GOTT recht fromm zu seyn.Gen. 17, 1. 5. Die Worte: Spricht der allmäch- tige HErr, geben dieser Materie einen grossen [Spaltenumbruch] Nachdruck: Darum lasse sich auch ein ieder sie zum Eindruck dienen. Denn er hat es mit dem Allmächtigen zu thun, der da befiehlet und auch verheisset! Das siebente Capitel/ Darinnen der Apostel sein grosses Vergnügen bezeuget/ daß sein erster Brief einen so gesegneten Eingang gehabt/ und so eine gute Frucht geschaffet/ als ihm Titus/ den er an sie geschicket gehabt/ berichtet habe. V. 1. [Spaltenumbruch]
DJeweil wir nun solche Verheis- Anmerckungen. 1. Dieser erste Vers solte billig der letzte- re seyn im vorigen Capitel: sintemal mit dem- selben die vorige Materie beschlossen, darnach aber eine neue angehoben wird. Daß Paulus selbst die Eintheilung der Capitel nicht gemacht, ist bekannt. 2. Wir finden durch und durch in der gan- tzen heiligen Schrift, daß die Evangelischen Verheissungen und Heils-Güter die Heiligung zum Zweck haben, und in dieser Ordnung zu unserer Seligkeit gereichen. Es ist auch diß die Eigenschaft der wahren Kinder GOttes, daß sie die Evangelische Gnade zur Heiligung an- wenden: wie Johannes Epist. 1. cap 3, 2. 3. schreibet: Meine Lieben, wir sind nun GOTTes Kinder, und ist noch nicht er- schienen, was wir seyn werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich seyn werden: denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein ieglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleichwie er auch rein ist. 3. Und also sehen wir, daß allemal Wohl- thaten und Pflichten, im Nehmen und Geben, im Christenthum bey einander stehen müssen. Denn die Wohlthaten nehmen wir aus den Verheissungen, und die Pflichten unserer Schuldigkeit geben, oder thun und üben wir. [Spaltenumbruch] Auf welche Art denn das Evangelium zur Auf- richtung des Gesetzes angewendet wird Rom. 3, 31. wie es die beyden Haupt-Eigenschaften GOttes, die Gnade und die Gerechtigkeit, und eines Christen, nemlich Glaube und Lie- be, erfodern. Wer aber die Gnade auf Muth- willen ziehet, der kennet und empfähet sie nicht. 4. Man siehet hier auch abermal an Pau- lo den rechten Character eines rechtschaffnen Evangelischen Lehrers: welcher nemlich ist, das Wort der Wahrheit also theilen, daß das Ev- angelium vorgetragen werde, wie eines theils in seiner rechten Fülle, Lauterkeit und Klarheit, also auch andern theils in der dem schnöden und gemeinen Mißbrauch entgegen gesetzten Ord- nung. 5. Paulus spricht: Meine Liebsten. Diß ist in der Anrede der Zuhörer leichtlich nach- gesaget. Aber wie stehet es um die wahre Treue und sorfältige Hirten-Liebe? Worte ohne affect und That sind nichts. 6. Befleckungen sind Sünden, oder sündliche Handlungen, welche also genennet wer- den wegen ihrer Unreinigkeit, die sie an sich selbst haben, und daher dem heiligen Wesen GOttes ein Greuel sind. Um welcher Unrei- nigkeit wegen, die in der Sünde ist, auch die bösen abgefallenen Engel unreine Geister ge- nennet werden. 7. Befleckungen des Fleisches sind sol- che Sünden, welche sonderlich mit den Glie- dern des Leibes auf eine grobe sinnliche und thie- rische Art ausgeübet werden: als da geschiehet mit Fressen, Sauffen, mit Geilheit, Hure- rey, Ehebruch, und solchem Zorn, der auch in Worte und Wercke ausbricht; auch mit solcher Ungerechtigkeit, da man sich auf eine grobe Art an des Nächsten seinen Gütern vergreiffet; und was dergleichen auf vielerley Art mehr ist. Es ist auch noch eine besondere Art der heimlichen, aber an sich recht groben Befleckung, des eig- nen Fleisches, welche auch unter dem Namen der stummen Sünden bezeichnet zu werden pfle- get; und die eine Art Sodomitischer Greuel ist, davon aber einer, der desfals in seinem Gewis- sen sich bestrafet befindet, leichtlich überzeuget wird, und also weiß, was sie sey. Es gerei- chet
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 17. 18. c. 7 v. 1. [Spaltenumbruch]
Gemeinſchaft mit GOTT recht fromm zu ſeyn.Gen. 17, 1. 5. Die Worte: Spricht der allmaͤch- tige HErr, geben dieſer Materie einen groſſen [Spaltenumbruch] Nachdruck: Darum laſſe ſich auch ein ieder ſie zum Eindruck dienen. Denn er hat es mit dem Allmaͤchtigen zu thun, der da befiehlet und auch verheiſſet! Das ſiebente Capitel/ Darinnen der Apoſtel ſein groſſes Vergnuͤgen bezeuget/ daß ſein erſter Brief einen ſo geſegneten Eingang gehabt/ und ſo eine gute Frucht geſchaffet/ als ihm Titus/ den er an ſie geſchicket gehabt/ berichtet habe. V. 1. [Spaltenumbruch]
DJeweil wir nun ſolche Verheiſ- Anmerckungen. 1. Dieſer erſte Vers ſolte billig der letzte- re ſeyn im vorigen Capitel: ſintemal mit dem- ſelben die vorige Materie beſchloſſen, darnach aber eine neue angehoben wird. Daß Paulus ſelbſt die Eintheilung der Capitel nicht gemacht, iſt bekannt. 2. Wir finden durch und durch in der gan- tzen heiligen Schrift, daß die Evangeliſchen Verheiſſungen und Heils-Guͤter die Heiligung zum Zweck haben, und in dieſer Ordnung zu unſerer Seligkeit gereichen. Es iſt auch diß die Eigenſchaft der wahren Kinder GOttes, daß ſie die Evangeliſche Gnade zur Heiligung an- wenden: wie Johannes Epiſt. 1. cap 3, 2. 3. ſchreibet: Meine Lieben, wir ſind nun GOTTes Kinder, und iſt noch nicht er- ſchienen, was wir ſeyn werden. Wir wiſſen aber, wenn es erſcheinen wird, daß wir ihm gleich ſeyn werden: denn wir werden ihn ſehen, wie er iſt. Und ein ieglicher, der ſolche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget ſich, gleichwie er auch rein iſt. 3. Und alſo ſehen wir, daß allemal Wohl- thaten und Pflichten, im Nehmen und Geben, im Chriſtenthum bey einander ſtehen muͤſſen. Denn die Wohlthaten nehmen wir aus den Verheiſſungen, und die Pflichten unſerer Schuldigkeit geben, oder thun und uͤben wir. [Spaltenumbruch] Auf welche Art denn das Evangelium zur Auf- richtung des Geſetzes angewendet wird Rom. 3, 31. wie es die beyden Haupt-Eigenſchaften GOttes, die Gnade und die Gerechtigkeit, und eines Chriſten, nemlich Glaube und Lie- be, erfodern. Wer aber die Gnade auf Muth- willen ziehet, der kennet und empfaͤhet ſie nicht. 4. Man ſiehet hier auch abermal an Pau- lo den rechten Character eines rechtſchaffnen Evangeliſchen Lehrers: welcher nemlich iſt, das Wort der Wahrheit alſo theilen, daß das Ev- angelium vorgetragen werde, wie eines theils in ſeiner rechten Fuͤlle, Lauterkeit und Klarheit, alſo auch andern theils in der dem ſchnoͤden und gemeinen Mißbrauch entgegen geſetzten Ord- nung. 5. Paulus ſpricht: Meine Liebſten. Diß iſt in der Anrede der Zuhoͤrer leichtlich nach- geſaget. Aber wie ſtehet es um die wahre Treue und ſorfaͤltige Hirten-Liebe? Worte ohne affect und That ſind nichts. 6. Befleckungen ſind Suͤnden, oder ſuͤndliche Handlungen, welche alſo genennet wer- den wegen ihrer Unreinigkeit, die ſie an ſich ſelbſt haben, und daher dem heiligen Weſen GOttes ein Greuel ſind. Um welcher Unrei- nigkeit wegen, die in der Suͤnde iſt, auch die boͤſen abgefallenen Engel unreine Geiſter ge- nennet werden. 7. Befleckungen des Fleiſches ſind ſol- che Suͤnden, welche ſonderlich mit den Glie- dern des Leibes auf eine grobe ſinnliche und thie- riſche Art ausgeuͤbet werden: als da geſchiehet mit Freſſen, Sauffen, mit Geilheit, Hure- rey, Ehebruch, und ſolchem Zorn, der auch in Worte und Wercke ausbricht; auch mit ſolcher Ungerechtigkeit, da man ſich auf eine grobe Art an des Naͤchſten ſeinen Guͤtern vergreiffet; und was dergleichen auf vielerley Art mehr iſt. Es iſt auch noch eine beſondere Art der heimlichen, aber an ſich recht groben Befleckung, des eig- nen Fleiſches, welche auch unter dem Namen der ſtummen Suͤnden bezeichnet zu werden pfle- get; und die eine Art Sodomitiſcher Greuel iſt, davon aber einer, der desfals in ſeinem Gewiſ- ſen ſich beſtrafet befindet, leichtlich uͤberzeuget wird, und alſo weiß, was ſie ſey. Es gerei- chet
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 6, v. 17. 18. c. 7 v. 1.
Gemeinſchaft mit GOTT recht fromm zu ſeyn.
Gen. 17, 1.
5. Die Worte: Spricht der allmaͤch-
tige HErr, geben dieſer Materie einen groſſen
Nachdruck: Darum laſſe ſich auch ein ieder ſie
zum Eindruck dienen. Denn er hat es mit dem
Allmaͤchtigen zu thun, der da befiehlet und auch
verheiſſet!
Das ſiebente Capitel/
Darinnen der Apoſtel ſein groſſes Vergnuͤgen bezeuget/ daß
ſein erſter Brief einen ſo geſegneten Eingang gehabt/ und ſo eine gute
Frucht geſchaffet/ als ihm Titus/ den er an ſie geſchicket
gehabt/ berichtet habe.
V. 1.
DJeweil wir nun ſolche Verheiſ-
ſungen haben, (GOTT zum
Vater zu haben, ſeine Soͤhne und
Toͤchter zu ſeyn, von ihm zur Kind-
ſchaft, und zur immer genauern
Gemeinſchaft angenommen zu werden,) ſo
laſſet uns von aller Befleckung des Flei-
ſches und des Geiſtes, (von offenbaren und
verborgenen Suͤnden,) uns (aus der Kraft
der bereits empfangenen Gnade) reinigen,
und fortfahren mit der (angefangenen)
Heiligung, (davon es heißt 1 Cor. 6, 11. Jhr
ſeyd abgewaſchen, ihr ſeyd geheiliget, ihr
ſeyd gerecht worden durch den Namen
des HErrn JEſu, und durch den Geiſt
unſers GOttes.) in der Furcht GOt-
tes.
Anmerckungen.
1. Dieſer erſte Vers ſolte billig der letzte-
re ſeyn im vorigen Capitel: ſintemal mit dem-
ſelben die vorige Materie beſchloſſen, darnach
aber eine neue angehoben wird. Daß Paulus
ſelbſt die Eintheilung der Capitel nicht gemacht,
iſt bekannt.
2. Wir finden durch und durch in der gan-
tzen heiligen Schrift, daß die Evangeliſchen
Verheiſſungen und Heils-Guͤter die Heiligung
zum Zweck haben, und in dieſer Ordnung zu
unſerer Seligkeit gereichen. Es iſt auch diß die
Eigenſchaft der wahren Kinder GOttes, daß
ſie die Evangeliſche Gnade zur Heiligung an-
wenden: wie Johannes Epiſt. 1. cap 3, 2. 3.
ſchreibet: Meine Lieben, wir ſind nun
GOTTes Kinder, und iſt noch nicht er-
ſchienen, was wir ſeyn werden. Wir
wiſſen aber, wenn es erſcheinen wird, daß
wir ihm gleich ſeyn werden: denn wir
werden ihn ſehen, wie er iſt. Und ein
ieglicher, der ſolche Hoffnung hat zu ihm,
der reiniget ſich, gleichwie er auch rein
iſt.
3. Und alſo ſehen wir, daß allemal Wohl-
thaten und Pflichten, im Nehmen und Geben,
im Chriſtenthum bey einander ſtehen muͤſſen.
Denn die Wohlthaten nehmen wir aus den
Verheiſſungen, und die Pflichten unſerer
Schuldigkeit geben, oder thun und uͤben wir.
Auf welche Art denn das Evangelium zur Auf-
richtung des Geſetzes angewendet wird Rom.
3, 31. wie es die beyden Haupt-Eigenſchaften
GOttes, die Gnade und die Gerechtigkeit,
und eines Chriſten, nemlich Glaube und Lie-
be, erfodern. Wer aber die Gnade auf Muth-
willen ziehet, der kennet und empfaͤhet ſie
nicht.
4. Man ſiehet hier auch abermal an Pau-
lo den rechten Character eines rechtſchaffnen
Evangeliſchen Lehrers: welcher nemlich iſt, das
Wort der Wahrheit alſo theilen, daß das Ev-
angelium vorgetragen werde, wie eines theils
in ſeiner rechten Fuͤlle, Lauterkeit und Klarheit,
alſo auch andern theils in der dem ſchnoͤden und
gemeinen Mißbrauch entgegen geſetzten Ord-
nung.
5. Paulus ſpricht: Meine Liebſten.
Diß iſt in der Anrede der Zuhoͤrer leichtlich nach-
geſaget. Aber wie ſtehet es um die wahre Treue
und ſorfaͤltige Hirten-Liebe? Worte ohne affect
und That ſind nichts.
6. Befleckungen ſind Suͤnden, oder
ſuͤndliche Handlungen, welche alſo genennet wer-
den wegen ihrer Unreinigkeit, die ſie an ſich
ſelbſt haben, und daher dem heiligen Weſen
GOttes ein Greuel ſind. Um welcher Unrei-
nigkeit wegen, die in der Suͤnde iſt, auch die
boͤſen abgefallenen Engel unreine Geiſter ge-
nennet werden.
7. Befleckungen des Fleiſches ſind ſol-
che Suͤnden, welche ſonderlich mit den Glie-
dern des Leibes auf eine grobe ſinnliche und thie-
riſche Art ausgeuͤbet werden: als da geſchiehet
mit Freſſen, Sauffen, mit Geilheit, Hure-
rey, Ehebruch, und ſolchem Zorn, der auch in
Worte und Wercke ausbricht; auch mit ſolcher
Ungerechtigkeit, da man ſich auf eine grobe Art
an des Naͤchſten ſeinen Guͤtern vergreiffet; und
was dergleichen auf vielerley Art mehr iſt. Es
iſt auch noch eine beſondere Art der heimlichen,
aber an ſich recht groben Befleckung, des eig-
nen Fleiſches, welche auch unter dem Namen
der ſtummen Suͤnden bezeichnet zu werden pfle-
get; und die eine Art Sodomitiſcher Greuel iſt,
davon aber einer, der desfals in ſeinem Gewiſ-
ſen ſich beſtrafet befindet, leichtlich uͤberzeuget
wird, und alſo weiß, was ſie ſey. Es gerei-
chet
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