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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 15. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] thums mit dem unchristlichen Wesen unmög-
lich bestehen könne. Hievon sie nun desto mehr
zu überzeugen, stellet er beyderley Zustand nach
seiner unterschiedlichen Beschaffenheit auf eine
fünffache Art vor: und thut es noch dazu Frag-
weise an ihr Gewissen, als welches er davon
wohl überzeuget hielte, auch dadurch so vielmehr
überzeugen wolte.
3. Die Ungläubigen, mit welchen die
Corinthier keinen Umgang haben sollen, sind
überhaupt die, welche ausser der Kirche Christi
waren, und werden dadurch insonderheit die
Heiden verstanden: wie man auch an andern
Orten siehet, als 1 Cor. 6, 16. da der Apostel das
Rechten vor den Ungläubigen verbietet: auch
c. 7, 12-15. da er anzeiget, wie sich Eheleute,
welche nur auf einer Seite sich zu Christo be-
kehret, gegen den unglaubigen Theil verhalten
sollen. Siehe auch c. 10, 27. 14, 22. 23. 24.
2 Cor. 4, 4. 1 Tim. 5, 8. etc. Und ist die Ursa-
che, daß die Heiden von dem Unglauben be-
nennet werden, diese, weil der Unglaube die
grösseste Sünde ist, welche alle andere
Sünden in sich hält und aus sich gebieret;
gleichwie hingegen der Glaube ist das Haupt-
werck im Christenthum, so durch die Liebe in
allen Pflichten sich thätig erweiset. Darum
auch unser Heyland Marc. 16, 16. spricht:
Wer da gläubet und getaufet wird, der
wird selig werden, wer aber nicht gläu-
bet, wird verdammet werden.
4. Es ist aber, sonderlich um der hernach
num. 14. 15. zu machenden Application willen,
wohl zu mercken, daß es auch Ungläubige giebt
mitten in der äusserlichen Kirche, welche die
Gnaden-Mittel und die heilige Sacramente
hat. Welches denn sind alle Unbekehrte, die
ihren unbekehrten Sinn durch allerhand gro-
be Wercke des Fleisches genugsam an den Tag
legen. Und dergleichen Art Leute finden wir
auch in unterschiedlichen Orten der H. Schrift
mit dem Namen der Ungläubigen benennet:
als Matth. 17, 27. O du ungläubige und
verkehrte Art, wie lange soll ich bey
euch seyn? wie lange soll ich euch dul-
den?
Siehe auch Marc. 9, 19. Luc. 9, 41.
12, 46. und Joh. 20, 27. Sey nicht ungläu-
big, sondern gläubig.
Und von solchen Un-
gläubigen in der Gemeine GOttes redet Jaco-
bus c. 2, 14. da er folcher Leute ihren falschen
Maul-Glauben beschreibet. So finden wir
auch, daß der Unglaube den unächten Gliedern
der Jüdischen Kirche zugeschrieben wird, als
Matth. 13, 58. JEsus thät daselbst nicht
viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.

Also auch Marc. 6, 6. Rom. 3, 3.
5. Die Redens-Art, nicht am frem-
den Joche ziehen mit den Ungläubigen,

ist hergenommen aus Deut. 22, 10. da GOtt
verbeut, daß man nicht solle einen Ochsen und
einen Esel zusammen in ein Joch spannen, da-
mit zu ackern; da sie von so gar ungleicher Art
und Stärcke sind. Denn es war der Ochse
unter die reinen, der Esel aber unter die unreinen
Thiere gezehlet; und dazu war der Ochse von
grösserer Kraft; dadurch also der Esel nur wür-
[Spaltenumbruch] de übertrieben werden, daß er unter der Last här-
te erliegen müssen.
6. Gleichwie nun mehrere solcher Gebote
in Mose unter ihrem eigentlichen Wort-Ver-
stande auch einen geheimen Sinn in sich hal-
ten: so findet es sich auch bey diesem. Und die-
sen Sinn zeiget uns hier der Apostel, wenn er
spricht: Ziehet nicht am fremden Joche mit
den Ungläubigen.
Denn zwischen einem
Gläubigen und Ungläubigen ist noch ein grös-
serer Unterscheid, als zwischen einem Ochsen und
Esel. Denn da der Ungläubige noch in der Un-
reinigkeit seiner Sünden lieget, sich auch nicht
allein in einer Eselhaften Trägheit, sondern gar
im gäntzlichen Unvermögen, oder geistlichen To-
de befindet, dazu auch noch dem Guten wider-
strebet; so ist der Gläubige, der das sanfte Joch
Christi über sich genommen Matth. 11, 19. durchs
Blut Christi gereiniget und wie von der Schuld,
also auch von der Herrschaft der Sünde befreyet,
und zu allem Guten gestärcket, auch daher dazu
munter und willig gemachet. Und solcherge-
stalt schicken sie sich gar nicht zusammen.
7. Wäre das Gute bey den Gläubigen
schon vollkommen, so gebrauchte es der Ermah-
nung nicht. Denn so würden sie von sich selbst
schon den allergrössesten Abscheu von der Gemein-
schaft mit den Ungläubigen haben. Wie man
siehet, daß je weiter einer in der Heiligung ge-
kommen ist, je weniger er darf an diese seine
Pflicht, sich vor dem sündlichen Umgange mit
den Gottlosen zu hüten, erinnert werden; da
ein solches Gemüth ohne das immer mehr durch
den Wachsthum im Guten davon abgezogen
wird. Weil wir doch aber noch die Erb Sün-
de in uns haben, und durch den Betrug dersel-
ben uns leichtlich nach und nach können wieder
einflechten lassen in das ungöttliche Wesen der
Welt-Kinder, also, daß wir gar überwunden
werden; zumal wenn wir noch schwach sind,
wie die Corinthier waren: so ist die Warnung
gar nöthig.
8. Es ist aber leichtlich zu erachten, daß der
Apostel alhier nicht redet von einem bürgerli-
chen Umgange,
der zum Handel und Wandel
gehöret, und unter Leuten von einer Stadt und
einerley Societät in manchen Dingen unum-
gänglich ist; wiewol man auch darin alle Vor-
sichtigkeit zur Bewahrung des Gewissens zu ge-
brauchen hat: sondern er redet von einer solchen
Gemeinschaft, da man sich theils ihrer Abgöt-
terey und schädlichen Jrrthümer, theils auch ih-
rer Laster würde theilhaftig machen. Solche
verbietet er als eine Sache, welche bey der von
GOtt empfangenen Gnade bestehen könne.
9. Jn den Worten: Was hat die Ge-
rechtigkeit für Genieß oder Gemeinschaft
mit der Ungerechtigkeit,
siehet der Apostel
wieder zurück auf das, was er Cap. 5. von der
durch Christum erlangten Gerechtigkeit gesaget
hat: nemlich, daß es eine solche Gerechtigkeit
des Glaubens sey, die uns auch zu der Gerech-
tigkeit des Lebens führe, daß wir, als neue Crea-
turen, nicht uns, noch der Welt, sondern allein
sollen Christo leben, der für uns gestorben und
auf-
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Cap. 6, v. 15. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] thums mit dem unchriſtlichen Weſen unmoͤg-
lich beſtehen koͤnne. Hievon ſie nun deſto mehr
zu uͤberzeugen, ſtellet er beyderley Zuſtand nach
ſeiner unterſchiedlichen Beſchaffenheit auf eine
fuͤnffache Art vor: und thut es noch dazu Frag-
weiſe an ihr Gewiſſen, als welches er davon
wohl uͤberzeuget hielte, auch dadurch ſo vielmehr
uͤberzeugen wolte.
3. Die Unglaͤubigen, mit welchen die
Corinthier keinen Umgang haben ſollen, ſind
uͤberhaupt die, welche auſſer der Kirche Chriſti
waren, und werden dadurch inſonderheit die
Heiden verſtanden: wie man auch an andern
Orten ſiehet, als 1 Cor. 6, 16. da der Apoſtel das
Rechten vor den Unglaͤubigen verbietet: auch
c. 7, 12-15. da er anzeiget, wie ſich Eheleute,
welche nur auf einer Seite ſich zu Chriſto be-
kehret, gegen den unglaubigen Theil verhalten
ſollen. Siehe auch c. 10, 27. 14, 22. 23. 24.
2 Cor. 4, 4. 1 Tim. 5, 8. ꝛc. Und iſt die Urſa-
che, daß die Heiden von dem Unglauben be-
nennet werden, dieſe, weil der Unglaube die
groͤſſeſte Suͤnde iſt, welche alle andere
Suͤnden in ſich haͤlt und aus ſich gebieret;
gleichwie hingegen der Glaube iſt das Haupt-
werck im Chriſtenthum, ſo durch die Liebe in
allen Pflichten ſich thaͤtig erweiſet. Darum
auch unſer Heyland Marc. 16, 16. ſpricht:
Wer da glaͤubet und getaufet wird, der
wird ſelig werden, wer aber nicht glaͤu-
bet, wird verdammet werden.
4. Es iſt aber, ſonderlich um der hernach
num. 14. 15. zu machenden Application willen,
wohl zu mercken, daß es auch Unglaͤubige giebt
mitten in der aͤuſſerlichen Kirche, welche die
Gnaden-Mittel und die heilige Sacramente
hat. Welches denn ſind alle Unbekehrte, die
ihren unbekehrten Sinn durch allerhand gro-
be Wercke des Fleiſches genugſam an den Tag
legen. Und dergleichen Art Leute finden wir
auch in unterſchiedlichen Orten der H. Schrift
mit dem Namen der Unglaͤubigen benennet:
als Matth. 17, 27. O du unglaͤubige und
verkehrte Art, wie lange ſoll ich bey
euch ſeyn? wie lange ſoll ich euch dul-
den?
Siehe auch Marc. 9, 19. Luc. 9, 41.
12, 46. und Joh. 20, 27. Sey nicht unglaͤu-
big, ſondern glaͤubig.
Und von ſolchen Un-
glaͤubigen in der Gemeine GOttes redet Jaco-
bus c. 2, 14. da er folcher Leute ihren falſchen
Maul-Glauben beſchreibet. So finden wir
auch, daß der Unglaube den unaͤchten Gliedern
der Juͤdiſchen Kirche zugeſchrieben wird, als
Matth. 13, 58. JEſus thaͤt daſelbſt nicht
viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.

Alſo auch Marc. 6, 6. Rom. 3, 3.
5. Die Redens-Art, nicht am frem-
den Joche ziehen mit den Unglaͤubigen,

iſt hergenommen aus Deut. 22, 10. da GOtt
verbeut, daß man nicht ſolle einen Ochſen und
einen Eſel zuſammen in ein Joch ſpannen, da-
mit zu ackern; da ſie von ſo gar ungleicher Art
und Staͤrcke ſind. Denn es war der Ochſe
unter die reinen, der Eſel aber unter die unreinen
Thiere gezehlet; und dazu war der Ochſe von
groͤſſerer Kraft; dadurch alſo der Eſel nur wuͤr-
[Spaltenumbruch] de uͤbertrieben werden, daß er unter der Laſt haͤr-
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6. Gleichwie nun mehrere ſolcher Gebote
in Moſe unter ihrem eigentlichen Wort-Ver-
ſtande auch einen geheimen Sinn in ſich hal-
ten: ſo findet es ſich auch bey dieſem. Und die-
ſen Sinn zeiget uns hier der Apoſtel, wenn er
ſpricht: Ziehet nicht am fremden Joche mit
den Unglaͤubigen.
Denn zwiſchen einem
Glaͤubigen und Unglaͤubigen iſt noch ein groͤſ-
ſerer Unterſcheid, als zwiſchen einem Ochſen und
Eſel. Denn da der Unglaͤubige noch in der Un-
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im gaͤntzlichen Unvermoͤgen, oder geiſtlichen To-
de befindet, dazu auch noch dem Guten wider-
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Chriſti uͤber ſich genommen Matth. 11, 19. durchs
Blut Chriſti gereiniget und wie von der Schuld,
alſo auch von der Herrſchaft der Suͤnde befreyet,
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ſtalt ſchicken ſie ſich gar nicht zuſammen.
7. Waͤre das Gute bey den Glaͤubigen
ſchon vollkommen, ſo gebrauchte es der Ermah-
nung nicht. Denn ſo wuͤrden ſie von ſich ſelbſt
ſchon den allergroͤſſeſten Abſcheu von der Gemein-
ſchaft mit den Unglaͤubigen haben. Wie man
ſiehet, daß je weiter einer in der Heiligung ge-
kommen iſt, je weniger er darf an dieſe ſeine
Pflicht, ſich vor dem ſuͤndlichen Umgange mit
den Gottloſen zu huͤten, erinnert werden; da
ein ſolches Gemuͤth ohne das immer mehr durch
den Wachsthum im Guten davon abgezogen
wird. Weil wir doch aber noch die Erb Suͤn-
de in uns haben, und durch den Betrug derſel-
ben uns leichtlich nach und nach koͤnnen wieder
einflechten laſſen in das ungoͤttliche Weſen der
Welt-Kinder, alſo, daß wir gar uͤberwunden
werden; zumal wenn wir noch ſchwach ſind,
wie die Corinthier waren: ſo iſt die Warnung
gar noͤthig.
8. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß der
Apoſtel alhier nicht redet von einem buͤrgerli-
chen Umgange,
der zum Handel und Wandel
gehoͤret, und unter Leuten von einer Stadt und
einerley Societaͤt in manchen Dingen unum-
gaͤnglich iſt; wiewol man auch darin alle Vor-
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brauchen hat: ſondern er redet von einer ſolchen
Gemeinſchaft, da man ſich theils ihrer Abgoͤt-
terey und ſchaͤdlichen Jrrthuͤmer, theils auch ih-
rer Laſter wuͤrde theilhaftig machen. Solche
verbietet er als eine Sache, welche bey der von
GOtt empfangenen Gnade beſtehen koͤnne.
9. Jn den Worten: Was hat die Ge-
rechtigkeit fuͤr Genieß oder Gemeinſchaft
mit der Ungerechtigkeit,
ſiehet der Apoſtel
wieder zuruͤck auf das, was er Cap. 5. von der
durch Chriſtum erlangten Gerechtigkeit geſaget
hat: nemlich, daß es eine ſolche Gerechtigkeit
des Glaubens ſey, die uns auch zu der Gerech-
tigkeit des Lebens fuͤhre, daß wir, als neue Crea-
turen, nicht uns, noch der Welt, ſondern allein
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[413/0441] Cap. 6, v. 15. an die Corinthier. thums mit dem unchriſtlichen Weſen unmoͤg- lich beſtehen koͤnne. Hievon ſie nun deſto mehr zu uͤberzeugen, ſtellet er beyderley Zuſtand nach ſeiner unterſchiedlichen Beſchaffenheit auf eine fuͤnffache Art vor: und thut es noch dazu Frag- weiſe an ihr Gewiſſen, als welches er davon wohl uͤberzeuget hielte, auch dadurch ſo vielmehr uͤberzeugen wolte. 3. Die Unglaͤubigen, mit welchen die Corinthier keinen Umgang haben ſollen, ſind uͤberhaupt die, welche auſſer der Kirche Chriſti waren, und werden dadurch inſonderheit die Heiden verſtanden: wie man auch an andern Orten ſiehet, als 1 Cor. 6, 16. da der Apoſtel das Rechten vor den Unglaͤubigen verbietet: auch c. 7, 12-15. da er anzeiget, wie ſich Eheleute, welche nur auf einer Seite ſich zu Chriſto be- kehret, gegen den unglaubigen Theil verhalten ſollen. Siehe auch c. 10, 27. 14, 22. 23. 24. 2 Cor. 4, 4. 1 Tim. 5, 8. ꝛc. Und iſt die Urſa- che, daß die Heiden von dem Unglauben be- nennet werden, dieſe, weil der Unglaube die groͤſſeſte Suͤnde iſt, welche alle andere Suͤnden in ſich haͤlt und aus ſich gebieret; gleichwie hingegen der Glaube iſt das Haupt- werck im Chriſtenthum, ſo durch die Liebe in allen Pflichten ſich thaͤtig erweiſet. Darum auch unſer Heyland Marc. 16, 16. ſpricht: Wer da glaͤubet und getaufet wird, der wird ſelig werden, wer aber nicht glaͤu- bet, wird verdammet werden. 4. Es iſt aber, ſonderlich um der hernach num. 14. 15. zu machenden Application willen, wohl zu mercken, daß es auch Unglaͤubige giebt mitten in der aͤuſſerlichen Kirche, welche die Gnaden-Mittel und die heilige Sacramente hat. Welches denn ſind alle Unbekehrte, die ihren unbekehrten Sinn durch allerhand gro- be Wercke des Fleiſches genugſam an den Tag legen. Und dergleichen Art Leute finden wir auch in unterſchiedlichen Orten der H. Schrift mit dem Namen der Unglaͤubigen benennet: als Matth. 17, 27. O du unglaͤubige und verkehrte Art, wie lange ſoll ich bey euch ſeyn? wie lange ſoll ich euch dul- den? Siehe auch Marc. 9, 19. Luc. 9, 41. 12, 46. und Joh. 20, 27. Sey nicht unglaͤu- big, ſondern glaͤubig. Und von ſolchen Un- glaͤubigen in der Gemeine GOttes redet Jaco- bus c. 2, 14. da er folcher Leute ihren falſchen Maul-Glauben beſchreibet. So finden wir auch, daß der Unglaube den unaͤchten Gliedern der Juͤdiſchen Kirche zugeſchrieben wird, als Matth. 13, 58. JEſus thaͤt daſelbſt nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen. Alſo auch Marc. 6, 6. Rom. 3, 3. 5. Die Redens-Art, nicht am frem- den Joche ziehen mit den Unglaͤubigen, iſt hergenommen aus Deut. 22, 10. da GOtt verbeut, daß man nicht ſolle einen Ochſen und einen Eſel zuſammen in ein Joch ſpannen, da- mit zu ackern; da ſie von ſo gar ungleicher Art und Staͤrcke ſind. Denn es war der Ochſe unter die reinen, der Eſel aber unter die unreinen Thiere gezehlet; und dazu war der Ochſe von groͤſſerer Kraft; dadurch alſo der Eſel nur wuͤr- de uͤbertrieben werden, daß er unter der Laſt haͤr- te erliegen muͤſſen. 6. Gleichwie nun mehrere ſolcher Gebote in Moſe unter ihrem eigentlichen Wort-Ver- ſtande auch einen geheimen Sinn in ſich hal- ten: ſo findet es ſich auch bey dieſem. Und die- ſen Sinn zeiget uns hier der Apoſtel, wenn er ſpricht: Ziehet nicht am fremden Joche mit den Unglaͤubigen. Denn zwiſchen einem Glaͤubigen und Unglaͤubigen iſt noch ein groͤſ- ſerer Unterſcheid, als zwiſchen einem Ochſen und Eſel. Denn da der Unglaͤubige noch in der Un- reinigkeit ſeiner Suͤnden lieget, ſich auch nicht allein in einer Eſelhaften Traͤgheit, ſondern gar im gaͤntzlichen Unvermoͤgen, oder geiſtlichen To- de befindet, dazu auch noch dem Guten wider- ſtrebet; ſo iſt der Glaͤubige, der das ſanfte Joch Chriſti uͤber ſich genommen Matth. 11, 19. durchs Blut Chriſti gereiniget und wie von der Schuld, alſo auch von der Herrſchaft der Suͤnde befreyet, und zu allem Guten geſtaͤrcket, auch daher dazu munter und willig gemachet. Und ſolcherge- ſtalt ſchicken ſie ſich gar nicht zuſammen. 7. Waͤre das Gute bey den Glaͤubigen ſchon vollkommen, ſo gebrauchte es der Ermah- nung nicht. Denn ſo wuͤrden ſie von ſich ſelbſt ſchon den allergroͤſſeſten Abſcheu von der Gemein- ſchaft mit den Unglaͤubigen haben. Wie man ſiehet, daß je weiter einer in der Heiligung ge- kommen iſt, je weniger er darf an dieſe ſeine Pflicht, ſich vor dem ſuͤndlichen Umgange mit den Gottloſen zu huͤten, erinnert werden; da ein ſolches Gemuͤth ohne das immer mehr durch den Wachsthum im Guten davon abgezogen wird. Weil wir doch aber noch die Erb Suͤn- de in uns haben, und durch den Betrug derſel- ben uns leichtlich nach und nach koͤnnen wieder einflechten laſſen in das ungoͤttliche Weſen der Welt-Kinder, alſo, daß wir gar uͤberwunden werden; zumal wenn wir noch ſchwach ſind, wie die Corinthier waren: ſo iſt die Warnung gar noͤthig. 8. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß der Apoſtel alhier nicht redet von einem buͤrgerli- chen Umgange, der zum Handel und Wandel gehoͤret, und unter Leuten von einer Stadt und einerley Societaͤt in manchen Dingen unum- gaͤnglich iſt; wiewol man auch darin alle Vor- ſichtigkeit zur Bewahrung des Gewiſſens zu ge- brauchen hat: ſondern er redet von einer ſolchen Gemeinſchaft, da man ſich theils ihrer Abgoͤt- terey und ſchaͤdlichen Jrrthuͤmer, theils auch ih- rer Laſter wuͤrde theilhaftig machen. Solche verbietet er als eine Sache, welche bey der von GOtt empfangenen Gnade beſtehen koͤnne. 9. Jn den Worten: Was hat die Ge- rechtigkeit fuͤr Genieß oder Gemeinſchaft mit der Ungerechtigkeit, ſiehet der Apoſtel wieder zuruͤck auf das, was er Cap. 5. von der durch Chriſtum erlangten Gerechtigkeit geſaget hat: nemlich, daß es eine ſolche Gerechtigkeit des Glaubens ſey, die uns auch zu der Gerech- tigkeit des Lebens fuͤhre, daß wir, als neue Crea- turen, nicht uns, noch der Welt, ſondern allein ſollen Chriſto leben, der fuͤr uns geſtorben und auf- F f f 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/441>, abgerufen am 24.11.2024.