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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] her entstehenden ewigen Erbschaft, im Frieden
seiner Seele gewiß ist, so hat er darinnen den
Grund der wahren Freude. Und so lange sein
Gnaden-Stand währet (der denn bey den mei-
sten beständig ist ohne solche Rückfälle, dadurch
man das gute Gewissen von sich stosset, und am
Glauben Schiffbruch leidet) so lange währet
auch diese Freude. Aber sie wird oft untermen-
get, theils auch verringert durch allerhand be-
trübte Zufälle. Welches doch aber weder den
Grund, noch die Empfindung, der Freude an
sich selbst aufhebet. Denn gesetzt auch, es be-
trübe sich einer mit Paulo noch so sehr, und ver-
giesse gar Thränen darüber, daß hie und da so viel
Böses vorgehet, und daß der Name GOttes
von den Bauch-Dienern so sehr entheiliget wird,
Phil. 3, 18. 19. so wird doch, wenn man dabey
in sich selbst einkehret und erweget das Gute,
das man in Christo hat, und würcklich geniesset,
der im Hertzen liegende Saame, und die evange-
lische Freuden-Quelle sich mitten im Leiden her-
vorthun.
8. Da nun Paulus selbst sagen konte:
Jmmer frölich: so erwecket er auch andere
Glaubige dazu, wenn er auch unten in dieser
Epistel c. 13, 11. spricht: Zuletzt meine Brü-
der, freuet euch
etc. und Phil. 3, 1. Lieben
Brüder, freuet euch in dem HErrn.
Und
c. 4, 4. Freuet euch in dem HErrn allewe-
ge: Und abermal sage ich euch, freuet euch.

Siehe c. 2, 18. 1 Thess. 5, 16. Seyd allezeit
frölich.
Rom. 12, 12. Seyd frölich in
Hoffnung.
v. 15. Freuet euch mit den Fröli-
chen.
1 Pet. 4, 13. Freuet euch, daß ihr mit
Christo leidet
etc. Jac. 1, 2. Meine lieben
Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr
in mancherley Anfechtung fallet.
9. Und gleichwie bey der Geburt Christi
der Engel sagte: Siehe, ich verkündige euch
grosse Freude, die allem Volcke wiederfah-
ren soll
etc. Luc. 2, 10. so hat unser Heiland
selbst auch seine Jünger zum öftern zum Genuß
der wahren Freude erwecket, z. e. Joh. 15, 11.
Solches (was ich euch von mir, als dem rech-
ten Weinstock, und von euch, als den fruchtbrin-
gen Reben, gesaget habe) rede ich zu euch,
auf daß meine Freude in euch bleibe, und
eure Freude vollkommen werde.
C. 16, 22.
Jhr habt nun Traurigkeit: aber ich will
euch wieder sehen, und euer Hertz soll sich
freuen, und eure Freude soll niemand von
von euch nehmen.
Siehe auch c. 17, 13.
Und Luc. 20, 20. spricht er: Freuet euch, daß
eure Namen im Himmel angeschrieben
sind.
Ja Matth. 5, 10-12. will er die innere
Hertzens-Freude durch die äusserliche Trübsal
so gar nicht gestöhret wissen, daß er spricht:
Selig seyd ihr, wenn euch die Menschen
um meinet willen schmähen und verfol-
gen, und reden allerley Ubels wider euch,
so sie daran liegen. Seyd frölich und ge-
trost, es wird euch im Himmel wohl beloh-
net werden
etc. Und wie wahr der Apostel die-
ses gefunden und gemachet, siehet man unter
andern Ap. Gesch. 5, 40. 41. Sie riefen den
Aposteln, staupeten sie und geboten ihnen,
[Spaltenumbruch] sie solten nicht reden in dem Namen JE-
su: Sie gingen aber frölich von des Raths
Angesichte, daß sie würdig gewesen wären
um seines Namens willen Schmach zu
leiden.
10. Daß die Apostel die leibliche Armuth
über sich genommen haben, war eine Anzeige von
ihrem geistlichen Reichthum, den sie in GOTT
an himmlischen Gütern hatten. Wie denn
auch ein jeder rechtschafner Christ die vergängli-
chen Schätze dieser Welt nichts achtet, in An-
sehung der Himmlischen, davon er schon einigen
Antheil alhier geniesset. Und wenn ihm auch
aus der Segens-Hand GOttes etwas vom zeit-
lichen Reichthum zufliesset, so henget er das
Hertze nicht daran; und dieses beweiset er mit
der That darinnen, daß er darüber einen getreuen
Haushalter und milden Geber abgiebet, der
gerne mittheilet.
11. Eines rechtschafnen Lehrers Eigen-
schaft ist unter andern auch diese, daß er nicht su-
chet an zeitlichen Gütern reich zu werden, son-
dern seine Zuhörer an geistlichen reich zu ma-
chen: gleichwie Paulus also die Corinthier
reich gemachet hatte, und, was GOtt durch ihn
gethan, billig GOtt selbst zuschreibet. Da hin-
gegen der Character eines Mietlings auch dieser
ist, daß er bey seinem Amte nur sich und die Sei-
nigen zu bereichern suchet, und, zu Erlangung
dieses Zwecks, mit dem Worte GOttes aller-
hand Krämerey treibet, die armen Seelen aber
dabey gleichsam recht aushungert, oder in ihrem
geistlichen Elende nacket und bloß liegen lässet,
wie er selbst ist.
12. Wer GOtt hat, der hat alles, und
aus seiner Vorsorge, wenn er derselben in einem
wohlgeordneten Leben wahrnimmt, alles, was
ihm an zeitlichen Dingen nöthig ist. Siehe
auch 1 Cor. 3, 21. 22. Alles ist euer. Zu die-
sem alles haben gehöret denn vor allen Din-
gen die Genügsamkeit, da man mit dem, was
man aus der Hand GOttes hat, vergnüget ist,
davon Paulus spricht: Phil. 4, 11. Jch habe
gelernet, bey welchen ich bin, mir genügen
zu lassen - - ich vermag alles durch
den, der mich mächtig machet, Christum.

Und 1 Tim. 6, 6. Es ist ein grosser Gewinn,
wer gottselig ist, und lässet ihm genü-
gen.
V. 11.

O ihr Corinthier, unser Mund hat
sich zu euch aufgethan, unser Hertz ist
getrost.

Anmerckungen.
1. Der Apostel fasset alhier Hertz und Mund
zusammen. Und vom Hertzen saget er, pe-
platuntai, es ist ausgebreitet, erweitert,
und daher getrost; als welches die Eigenschaft
ist eines getrosten und freudigen Muths, nemlich
ein geöffnetes und gleichsam erweitertes Hertze zu
haben; da das Hertz hingegen durch die Trau-
rigkeit enge eingespannet ist, und geängstet
wird.
2. Nach-
F f f 2
Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] her entſtehenden ewigen Erbſchaft, im Frieden
ſeiner Seele gewiß iſt, ſo hat er darinnen den
Grund der wahren Freude. Und ſo lange ſein
Gnaden-Stand waͤhret (der denn bey den mei-
ſten beſtaͤndig iſt ohne ſolche Ruͤckfaͤlle, dadurch
man das gute Gewiſſen von ſich ſtoſſet, und am
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auch dieſe Freude. Aber ſie wird oft untermen-
get, theils auch verringert durch allerhand be-
truͤbte Zufaͤlle. Welches doch aber weder den
Grund, noch die Empfindung, der Freude an
ſich ſelbſt aufhebet. Denn geſetzt auch, es be-
truͤbe ſich einer mit Paulo noch ſo ſehr, und ver-
gieſſe gar Thraͤnen daruͤber, daß hie und da ſo viel
Boͤſes vorgehet, und daß der Name GOttes
von den Bauch-Dienern ſo ſehr entheiliget wird,
Phil. 3, 18. 19. ſo wird doch, wenn man dabey
in ſich ſelbſt einkehret und erweget das Gute,
das man in Chriſto hat, und wuͤrcklich genieſſet,
der im Hertzen liegende Saame, und die evange-
liſche Freuden-Quelle ſich mitten im Leiden her-
vorthun.
8. Da nun Paulus ſelbſt ſagen konte:
Jmmer froͤlich: ſo erwecket er auch andere
Glaubige dazu, wenn er auch unten in dieſer
Epiſtel c. 13, 11. ſpricht: Zuletzt meine Bruͤ-
der, freuet euch
ꝛc. und Phil. 3, 1. Lieben
Bruͤder, freuet euch in dem HErrn.
Und
c. 4, 4. Freuet euch in dem HErrn allewe-
ge: Und abermal ſage ich euch, freuet euch.

Siehe c. 2, 18. 1 Theſſ. 5, 16. Seyd allezeit
froͤlich.
Rom. 12, 12. Seyd froͤlich in
Hoffnung.
v. 15. Freuet euch mit den Froͤli-
chen.
1 Pet. 4, 13. Freuet euch, daß ihr mit
Chriſto leidet
ꝛc. Jac. 1, 2. Meine lieben
Bruͤder, achtet es eitel Freude, wenn ihr
in mancherley Anfechtung fallet.
9. Und gleichwie bey der Geburt Chriſti
der Engel ſagte: Siehe, ich verkuͤndige euch
groſſe Freude, die allem Volcke wiederfah-
ren ſoll
ꝛc. Luc. 2, 10. ſo hat unſer Heiland
ſelbſt auch ſeine Juͤnger zum oͤftern zum Genuß
der wahren Freude erwecket, z. e. Joh. 15, 11.
Solches (was ich euch von mir, als dem rech-
ten Weinſtock, und von euch, als den fruchtbrin-
gen Reben, geſaget habe) rede ich zu euch,
auf daß meine Freude in euch bleibe, und
eure Freude vollkommen werde.
C. 16, 22.
Jhr habt nun Traurigkeit: aber ich will
euch wieder ſehen, und euer Hertz ſoll ſich
freuen, und eure Freude ſoll niemand von
von euch nehmen.
Siehe auch c. 17, 13.
Und Luc. 20, 20. ſpricht er: Freuet euch, daß
eure Namen im Himmel angeſchrieben
ſind.
Ja Matth. 5, 10-12. will er die innere
Hertzens-Freude durch die aͤuſſerliche Truͤbſal
ſo gar nicht geſtoͤhret wiſſen, daß er ſpricht:
Selig ſeyd ihr, wenn euch die Menſchen
um meinet willen ſchmaͤhen und verfol-
gen, und reden allerley Ubels wider euch,
ſo ſie daran liegen. Seyd froͤlich und ge-
troſt, es wird euch im Himmel wohl beloh-
net werden
ꝛc. Und wie wahr der Apoſtel die-
ſes gefunden und gemachet, ſiehet man unter
andern Ap. Geſch. 5, 40. 41. Sie riefen den
Apoſteln, ſtaupeten ſie und geboten ihnen,
[Spaltenumbruch] ſie ſolten nicht reden in dem Namen JE-
ſu: Sie gingen aber froͤlich von des Raths
Angeſichte, daß ſie wuͤrdig geweſen waͤren
um ſeines Namens willen Schmach zu
leiden.
10. Daß die Apoſtel die leibliche Armuth
uͤber ſich genommen haben, war eine Anzeige von
ihrem geiſtlichen Reichthum, den ſie in GOTT
an himmliſchen Guͤtern hatten. Wie denn
auch ein jeder rechtſchafner Chriſt die vergaͤngli-
chen Schaͤtze dieſer Welt nichts achtet, in An-
ſehung der Himmliſchen, davon er ſchon einigen
Antheil alhier genieſſet. Und wenn ihm auch
aus der Segens-Hand GOttes etwas vom zeit-
lichen Reichthum zuflieſſet, ſo henget er das
Hertze nicht daran; und dieſes beweiſet er mit
der That darinnen, daß er daruͤber einen getreuen
Haushalter und milden Geber abgiebet, der
gerne mittheilet.
11. Eines rechtſchafnen Lehrers Eigen-
ſchaft iſt unter andern auch dieſe, daß er nicht ſu-
chet an zeitlichen Guͤtern reich zu werden, ſon-
dern ſeine Zuhoͤrer an geiſtlichen reich zu ma-
chen: gleichwie Paulus alſo die Corinthier
reich gemachet hatte, und, was GOtt durch ihn
gethan, billig GOtt ſelbſt zuſchreibet. Da hin-
gegen der Character eines Mietlings auch dieſer
iſt, daß er bey ſeinem Amte nur ſich und die Sei-
nigen zu bereichern ſuchet, und, zu Erlangung
dieſes Zwecks, mit dem Worte GOttes aller-
hand Kraͤmerey treibet, die armen Seelen aber
dabey gleichſam recht aushungert, oder in ihrem
geiſtlichen Elende nacket und bloß liegen laͤſſet,
wie er ſelbſt iſt.
12. Wer GOtt hat, der hat alles, und
aus ſeiner Vorſorge, wenn er derſelben in einem
wohlgeordneten Leben wahrnimmt, alles, was
ihm an zeitlichen Dingen noͤthig iſt. Siehe
auch 1 Cor. 3, 21. 22. Alles iſt euer. Zu die-
ſem alles haben gehoͤret denn vor allen Din-
gen die Genuͤgſamkeit, da man mit dem, was
man aus der Hand GOttes hat, vergnuͤget iſt,
davon Paulus ſpricht: Phil. 4, 11. Jch habe
gelernet, bey welchen ich bin, mir genuͤgen
zu laſſen ‒ ‒ ich vermag alles durch
den, der mich maͤchtig machet, Chriſtum.

Und 1 Tim. 6, 6. Es iſt ein groſſer Gewinn,
wer gottſelig iſt, und laͤſſet ihm genuͤ-
gen.
V. 11.

O ihr Corinthier, unſer Mund hat
ſich zu euch aufgethan, unſer Hertz iſt
getroſt.

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel faſſet alhier Hertz und Mund
zuſammen. Und vom Hertzen ſaget er, πε-
πλάτυνται, es iſt ausgebreitet, erweitert,
und daher getroſt; als welches die Eigenſchaft
iſt eines getroſten und freudigen Muths, nemlich
ein geoͤffnetes und gleichſam erweitertes Hertze zu
haben; da das Hertz hingegen durch die Trau-
rigkeit enge eingeſpannet iſt, und geaͤngſtet
wird.
2. Nach-
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[411/0439] Cap. 6, v. 10. 11. an die Corinthier. her entſtehenden ewigen Erbſchaft, im Frieden ſeiner Seele gewiß iſt, ſo hat er darinnen den Grund der wahren Freude. Und ſo lange ſein Gnaden-Stand waͤhret (der denn bey den mei- ſten beſtaͤndig iſt ohne ſolche Ruͤckfaͤlle, dadurch man das gute Gewiſſen von ſich ſtoſſet, und am Glauben Schiffbruch leidet) ſo lange waͤhret auch dieſe Freude. Aber ſie wird oft untermen- get, theils auch verringert durch allerhand be- truͤbte Zufaͤlle. Welches doch aber weder den Grund, noch die Empfindung, der Freude an ſich ſelbſt aufhebet. Denn geſetzt auch, es be- truͤbe ſich einer mit Paulo noch ſo ſehr, und ver- gieſſe gar Thraͤnen daruͤber, daß hie und da ſo viel Boͤſes vorgehet, und daß der Name GOttes von den Bauch-Dienern ſo ſehr entheiliget wird, Phil. 3, 18. 19. ſo wird doch, wenn man dabey in ſich ſelbſt einkehret und erweget das Gute, das man in Chriſto hat, und wuͤrcklich genieſſet, der im Hertzen liegende Saame, und die evange- liſche Freuden-Quelle ſich mitten im Leiden her- vorthun. 8. Da nun Paulus ſelbſt ſagen konte: Jmmer froͤlich: ſo erwecket er auch andere Glaubige dazu, wenn er auch unten in dieſer Epiſtel c. 13, 11. ſpricht: Zuletzt meine Bruͤ- der, freuet euch ꝛc. und Phil. 3, 1. Lieben Bruͤder, freuet euch in dem HErrn. Und c. 4, 4. Freuet euch in dem HErrn allewe- ge: Und abermal ſage ich euch, freuet euch. Siehe c. 2, 18. 1 Theſſ. 5, 16. Seyd allezeit froͤlich. Rom. 12, 12. Seyd froͤlich in Hoffnung. v. 15. Freuet euch mit den Froͤli- chen. 1 Pet. 4, 13. Freuet euch, daß ihr mit Chriſto leidet ꝛc. Jac. 1, 2. Meine lieben Bruͤder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherley Anfechtung fallet. 9. Und gleichwie bey der Geburt Chriſti der Engel ſagte: Siehe, ich verkuͤndige euch groſſe Freude, die allem Volcke wiederfah- ren ſoll ꝛc. Luc. 2, 10. ſo hat unſer Heiland ſelbſt auch ſeine Juͤnger zum oͤftern zum Genuß der wahren Freude erwecket, z. e. Joh. 15, 11. Solches (was ich euch von mir, als dem rech- ten Weinſtock, und von euch, als den fruchtbrin- gen Reben, geſaget habe) rede ich zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe, und eure Freude vollkommen werde. C. 16, 22. Jhr habt nun Traurigkeit: aber ich will euch wieder ſehen, und euer Hertz ſoll ſich freuen, und eure Freude ſoll niemand von von euch nehmen. Siehe auch c. 17, 13. Und Luc. 20, 20. ſpricht er: Freuet euch, daß eure Namen im Himmel angeſchrieben ſind. Ja Matth. 5, 10-12. will er die innere Hertzens-Freude durch die aͤuſſerliche Truͤbſal ſo gar nicht geſtoͤhret wiſſen, daß er ſpricht: Selig ſeyd ihr, wenn euch die Menſchen um meinet willen ſchmaͤhen und verfol- gen, und reden allerley Ubels wider euch, ſo ſie daran liegen. Seyd froͤlich und ge- troſt, es wird euch im Himmel wohl beloh- net werden ꝛc. Und wie wahr der Apoſtel die- ſes gefunden und gemachet, ſiehet man unter andern Ap. Geſch. 5, 40. 41. Sie riefen den Apoſteln, ſtaupeten ſie und geboten ihnen, ſie ſolten nicht reden in dem Namen JE- ſu: Sie gingen aber froͤlich von des Raths Angeſichte, daß ſie wuͤrdig geweſen waͤren um ſeines Namens willen Schmach zu leiden. 10. Daß die Apoſtel die leibliche Armuth uͤber ſich genommen haben, war eine Anzeige von ihrem geiſtlichen Reichthum, den ſie in GOTT an himmliſchen Guͤtern hatten. Wie denn auch ein jeder rechtſchafner Chriſt die vergaͤngli- chen Schaͤtze dieſer Welt nichts achtet, in An- ſehung der Himmliſchen, davon er ſchon einigen Antheil alhier genieſſet. Und wenn ihm auch aus der Segens-Hand GOttes etwas vom zeit- lichen Reichthum zuflieſſet, ſo henget er das Hertze nicht daran; und dieſes beweiſet er mit der That darinnen, daß er daruͤber einen getreuen Haushalter und milden Geber abgiebet, der gerne mittheilet. 11. Eines rechtſchafnen Lehrers Eigen- ſchaft iſt unter andern auch dieſe, daß er nicht ſu- chet an zeitlichen Guͤtern reich zu werden, ſon- dern ſeine Zuhoͤrer an geiſtlichen reich zu ma- chen: gleichwie Paulus alſo die Corinthier reich gemachet hatte, und, was GOtt durch ihn gethan, billig GOtt ſelbſt zuſchreibet. Da hin- gegen der Character eines Mietlings auch dieſer iſt, daß er bey ſeinem Amte nur ſich und die Sei- nigen zu bereichern ſuchet, und, zu Erlangung dieſes Zwecks, mit dem Worte GOttes aller- hand Kraͤmerey treibet, die armen Seelen aber dabey gleichſam recht aushungert, oder in ihrem geiſtlichen Elende nacket und bloß liegen laͤſſet, wie er ſelbſt iſt. 12. Wer GOtt hat, der hat alles, und aus ſeiner Vorſorge, wenn er derſelben in einem wohlgeordneten Leben wahrnimmt, alles, was ihm an zeitlichen Dingen noͤthig iſt. Siehe auch 1 Cor. 3, 21. 22. Alles iſt euer. Zu die- ſem alles haben gehoͤret denn vor allen Din- gen die Genuͤgſamkeit, da man mit dem, was man aus der Hand GOttes hat, vergnuͤget iſt, davon Paulus ſpricht: Phil. 4, 11. Jch habe gelernet, bey welchen ich bin, mir genuͤgen zu laſſen ‒ ‒ ich vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, Chriſtum. Und 1 Tim. 6, 6. Es iſt ein groſſer Gewinn, wer gottſelig iſt, und laͤſſet ihm genuͤ- gen. V. 11. O ihr Corinthier, unſer Mund hat ſich zu euch aufgethan, unſer Hertz iſt getroſt. Anmerckungen. 1. Der Apoſtel faſſet alhier Hertz und Mund zuſammen. Und vom Hertzen ſaget er, πε- πλάτυνται, es iſt ausgebreitet, erweitert, und daher getroſt; als welches die Eigenſchaft iſt eines getroſten und freudigen Muths, nemlich ein geoͤffnetes und gleichſam erweitertes Hertze zu haben; da das Hertz hingegen durch die Trau- rigkeit enge eingeſpannet iſt, und geaͤngſtet wird. 2. Nach- F f f 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/439>, abgerufen am 24.11.2024.