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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 5, v. 10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] alhier so wenig findet, als sie zwischen einem ins
Meer gelassenen eintzigen Tropfen Wassers und
dem gantzen Meere ist. Hingegen aber die bö-
sen Wercke sind unser eigen: so wird auch das
Maß derselben recht voll gemacht; wie sie denn
ohne das schon im Unglauben zusammen concen-
trir
et liegen. Dannenhero die Vergeltung der
bösen Wercke nach der Gerechtigkeit, der guten
aber aus Gnaden geschiehet.
7. Die Worte, bey Leibes Leben, heis-
sen im Griechischen dia tou~ somatos, durch den
Leib,
und ist der Verstand dieser, daß das, was
der Mensch, wie in der Seelen an innerlichen bloß
geistlichen, guten, oder bösen Geschäften, also
auch an äusserlichen im Leibe, an dem Leibe, und
durch den Leib gehandelt hat, ihme auch am Lei-
be soll vergolten werden mit der ewigen Herrlich-
keit, oder der ewigen Schande in der zu beyden
Standen sich schickenden Unverweslichkeit des
Leibes.
8. Jst aber dieses wahr, daß die Vergel-
tung am Leibe auch den mit dem Leibe, und durch
den Leib geschehenen Wirckungen und Wercken
gemäß seyn soll, so folget daraus, daß wir nicht
allein menschliche Leiber, sondern auch eben die-
selbe Leiber,
damit wir alhier Gutes, oder
Böses gethan, wieder bekommen sollen. Denn
warum solte GOtt uns andere Leiber geben, und
nicht vielmehr eben dieselbe, welche die Werck-
zeuge der Seelen gewesen sind zum Guten und
zum Bösen? Und kan GOTT andere erschaffen,
warum solte er nicht eben so wol, ja noch viel
mehr eben diejenigen, die da gewesen, aus ihren
ihme am besten bekannten reliquiis wieder dar-
stellen? Es ist demnach eine solche Darstellung
wie der Allmacht gar wohl möglich, also der Ge-
rechtigkeit und Güte gemäß.
9. Jm übrigen haben wir aus diesem Orte
vom jüngsten Gerichte noch unterschiedliche gute
Anmerckungen oder Porismata zu ziehen: und
zwar wie zur Lehre und zum Unterricht; also auch
zur Bestrafung und Warnung, nicht weniger
auch zur Ermahnung und zum Trost. Denn da
die Lehre vom jüngsten Gerichte, eine von den
rechten Haupt-Lehren der Christlichen Religion,
und von der Beschaffenheit ist, daß sie den Men-
schen einen gar tiefen u. vielfachen Eindruck geben
kan; so hat man sich dieselbe in dergleichen
Schrift-Stellen, als diese ist, wohl zu Nutze
zu machen.
10. Zur Lehre und Unterricht sind fol-
gende aus dem Paulinischen Orte gezogene
Schlüsse zu mercken:
a. Der HErr JESUS ist wahrer GOTT
von Ewigkeit in Ewigkeit, weil er ist der Rich-
ter
der Todten und Lebendigen, dem nicht al-
lein die Allwissenheit von allem dem, was
alle Menschen an allen Orten, und zu allen Zei-
ten, auch im Verborgenen gethan haben, kund
und offenbar ist; sondern auch die Allerhöch-
ste Macht
und Gewalt, samt der Gerech-
tigkeit,
sie nach ihren Wercken zu verdam-
men, oder selig zu machen, beywohnet. Wel-
che gantz und bloß göttliche Eigenschaften nebst
der richterlichen Auctorität und Potestät über
[Spaltenumbruch] das gantze menschliche Geschlecht keiner Crea-
tur zukömmt, sondern allein dem allerhöchsten
GOTT eigen ist.
b. Die Lehre vom ewigen Leben nach die-
sem zeitlichen, ist in den Schriften des
alten Testaments
unter andern auch in al-
len denjenigen Stellen vorgetragen, wel-
che vom jüngsten Gerichte handeln, derer
in den Psalmen Davids und in den Prophe-
ten sehr viele sind, davon auch gleich im ersten
Buch Mosis Abraham handelt, wenn er 1 B.
Mos. 18, 25. GOTT den Richter aller
Welt
nennet. Denn wozu solte das allge-
meine Welt-Gerichte dienen, wenn es nicht
ein anders Leben nach diesem zum Grunde
hätte? Es ist dieses Porisma wider einige ver-
kehrte Gelehrte wohl zu mercken.
c. Die Christliche Religion ist allerdings
von GOTT,
und hat unter andern ihren Leh-
ren auch in der vom jüngsten Gerichte und der
allgemeinen Vergeltung des Guten und des
Bösen einen recht überzeugenden Character
von ihrer göttlichen Offenbarung, Klarheit
und Wahrheit. Denn was dißfals der Mensch
aus dem Lichte der Natur zwar als wohlge-
gründet, aber doch nur sehr dunckel und man-
gelhaft erkennet, und von derjenigen Tiefe
und Höhe ist, das es keines Menschen Kunst
aussinnen und völliger entdecken kan, das
stellet uns die Christliche Religion in der heili-
gen Schrift in überaus häufigen Oertern aufs
kläreste vor Augen.
11. Zur Bestrafung und Warnung die-
nen folgende Schlüsse:
a. Wo gedencket ihr hin, ihr ungerechten Rich-
ter auf Erden? die ihr vor Gericht die Per-
sonen ansehet, das Recht beuget, u. die Wahr-
heit in Ungerechtigkeit aufhaltet? Wisset ihr
nicht, daß ihr den grossen und gerechtesten
Richter im Himmel über euch habet, der des-
falls nicht allein von euren Personen, wie ihr
gelebet, sondern auch von eurem Richter-Am-
te Rechenschaft fodern wird? Gewiß, was
euch GOttes Wort saget, davon zeuget auch
euer eigen Gewissen, nemlich daß ihr selbst
werdet vor dem Richter-Stuhl CHristi ge-
stellet werden. Erwäget, was der gerechte
König, Josaphat, zu denen im gantzen Jüdi-
schen Lande bestelleten Richtern sagte: Se-
het zu, was ihr thut. Denn ihr haltet
das Gericht nicht den Menschen, son-
dern dem HERRN, und er ist mit euch
im Gericht. Darum lasset die Furcht
des HERRN bey euch seyn, und hütet
euch, und thuts. Denn bey dem HErrn
unserm GOTT ist kein Unrecht, noch An-
sehen der Person, noch Annehmen des
Geschencks.
2 Chron. 19, 6. 7.
b. Wie wollet ihr Epicurischen Welt-Menschen
doch immermehr vor GOTT bestehen am
Tage seines gerechten Gerichts, die ihr so roh
und frech in den Tag hinein lebet; und zwar
von eurem Gewissen mehrmal darüber beun-
ruhiget werdet, aber keinmal recht darüber er-
schrecket, daß ihr recht zu euch selbst kämet, in-
ne
C c c 2
Cap. 5, v. 10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] alhier ſo wenig findet, als ſie zwiſchen einem ins
Meer gelaſſenen eintzigen Tropfen Waſſers und
dem gantzen Meere iſt. Hingegen aber die boͤ-
ſen Wercke ſind unſer eigen: ſo wird auch das
Maß derſelben recht voll gemacht; wie ſie denn
ohne das ſchon im Unglauben zuſammen concen-
trir
et liegen. Dannenhero die Vergeltung der
boͤſen Wercke nach der Gerechtigkeit, der guten
aber aus Gnaden geſchiehet.
7. Die Worte, bey Leibes Leben, heiſ-
ſen im Griechiſchen διὰ του῀ σώματος, durch den
Leib,
und iſt der Verſtand dieſer, daß das, was
der Menſch, wie in der Seelen an innerlichen bloß
geiſtlichen, guten, oder boͤſen Geſchaͤften, alſo
auch an aͤuſſerlichen im Leibe, an dem Leibe, und
durch den Leib gehandelt hat, ihme auch am Lei-
be ſoll vergolten werden mit der ewigen Herrlich-
keit, oder der ewigen Schande in der zu beyden
Standen ſich ſchickenden Unverweslichkeit des
Leibes.
8. Jſt aber dieſes wahr, daß die Vergel-
tung am Leibe auch den mit dem Leibe, und durch
den Leib geſchehenen Wirckungen und Wercken
gemaͤß ſeyn ſoll, ſo folget daraus, daß wir nicht
allein menſchliche Leiber, ſondern auch eben die-
ſelbe Leiber,
damit wir alhier Gutes, oder
Boͤſes gethan, wieder bekommen ſollen. Denn
warum ſolte GOtt uns andere Leiber geben, und
nicht vielmehr eben dieſelbe, welche die Werck-
zeuge der Seelen geweſen ſind zum Guten und
zum Boͤſen? Und kan GOTT andere erſchaffen,
warum ſolte er nicht eben ſo wol, ja noch viel
mehr eben diejenigen, die da geweſen, aus ihren
ihme am beſten bekannten reliquiis wieder dar-
ſtellen? Es iſt demnach eine ſolche Darſtellung
wie der Allmacht gar wohl moͤglich, alſo der Ge-
rechtigkeit und Guͤte gemaͤß.
9. Jm uͤbrigen haben wir aus dieſem Orte
vom juͤngſten Gerichte noch unterſchiedliche gute
Anmerckungen oder Porismata zu ziehen: und
zwar wie zur Lehre und zum Unterricht; alſo auch
zur Beſtrafung und Warnung, nicht weniger
auch zur Ermahnung und zum Troſt. Denn da
die Lehre vom juͤngſten Gerichte, eine von den
rechten Haupt-Lehren der Chriſtlichen Religion,
und von der Beſchaffenheit iſt, daß ſie den Men-
ſchen einen gar tiefen u. vielfachen Eindruck geben
kan; ſo hat man ſich dieſelbe in dergleichen
Schrift-Stellen, als dieſe iſt, wohl zu Nutze
zu machen.
10. Zur Lehre und Unterricht ſind fol-
gende aus dem Pauliniſchen Orte gezogene
Schluͤſſe zu mercken:
a. Der HErr JESUS iſt wahrer GOTT
von Ewigkeit in Ewigkeit, weil er iſt der Rich-
ter
der Todten und Lebendigen, dem nicht al-
lein die Allwiſſenheit von allem dem, was
alle Menſchen an allen Orten, und zu allen Zei-
ten, auch im Verborgenen gethan haben, kund
und offenbar iſt; ſondern auch die Allerhoͤch-
ſte Macht
und Gewalt, ſamt der Gerech-
tigkeit,
ſie nach ihren Wercken zu verdam-
men, oder ſelig zu machen, beywohnet. Wel-
che gantz und bloß goͤttliche Eigenſchaften nebſt
der richterlichen Auctoritaͤt und Poteſtaͤt uͤber
[Spaltenumbruch] das gantze menſchliche Geſchlecht keiner Crea-
tur zukoͤmmt, ſondern allein dem allerhoͤchſten
GOTT eigen iſt.
b. Die Lehre vom ewigen Leben nach die-
ſem zeitlichen, iſt in den Schriften des
alten Teſtaments
unter andern auch in al-
len denjenigen Stellen vorgetragen, wel-
che vom juͤngſten Gerichte handeln, derer
in den Pſalmen Davids und in den Prophe-
ten ſehr viele ſind, davon auch gleich im erſten
Buch Moſis Abraham handelt, wenn er 1 B.
Moſ. 18, 25. GOTT den Richter aller
Welt
nennet. Denn wozu ſolte das allge-
meine Welt-Gerichte dienen, wenn es nicht
ein anders Leben nach dieſem zum Grunde
haͤtte? Es iſt dieſes Porisma wider einige ver-
kehrte Gelehrte wohl zu mercken.
c. Die Chriſtliche Religion iſt allerdings
von GOTT,
und hat unter andern ihren Leh-
ren auch in der vom juͤngſten Gerichte und der
allgemeinen Vergeltung des Guten und des
Boͤſen einen recht uͤberzeugenden Character
von ihrer goͤttlichen Offenbarung, Klarheit
und Wahrheit. Denn was dißfals der Menſch
aus dem Lichte der Natur zwar als wohlge-
gruͤndet, aber doch nur ſehr dunckel und man-
gelhaft erkennet, und von derjenigen Tiefe
und Hoͤhe iſt, das es keines Menſchen Kunſt
ausſinnen und voͤlliger entdecken kan, das
ſtellet uns die Chriſtliche Religion in der heili-
gen Schrift in uͤberaus haͤufigen Oertern aufs
klaͤreſte vor Augen.
11. Zur Beſtrafung und Warnung die-
nen folgende Schluͤſſe:
a. Wo gedencket ihr hin, ihr ungerechten Rich-
ter auf Erden? die ihr vor Gericht die Per-
ſonen anſehet, das Recht beuget, u. die Wahr-
heit in Ungerechtigkeit aufhaltet? Wiſſet ihr
nicht, daß ihr den groſſen und gerechteſten
Richter im Himmel uͤber euch habet, der des-
falls nicht allein von euren Perſonen, wie ihr
gelebet, ſondern auch von eurem Richter-Am-
te Rechenſchaft fodern wird? Gewiß, was
euch GOttes Wort ſaget, davon zeuget auch
euer eigen Gewiſſen, nemlich daß ihr ſelbſt
werdet vor dem Richter-Stuhl CHriſti ge-
ſtellet werden. Erwaͤget, was der gerechte
Koͤnig, Joſaphat, zu denen im gantzen Juͤdi-
ſchen Lande beſtelleten Richtern ſagte: Se-
het zu, was ihr thut. Denn ihr haltet
das Gericht nicht den Menſchen, ſon-
dern dem HERRN, und er iſt mit euch
im Gericht. Darum laſſet die Furcht
des HERRN bey euch ſeyn, und huͤtet
euch, und thuts. Denn bey dem HErrn
unſerm GOTT iſt kein Unrecht, noch An-
ſehen der Perſon, noch Annehmen des
Geſchencks.
2 Chron. 19, 6. 7.
b. Wie wollet ihr Epicuriſchen Welt-Menſchen
doch immermehr vor GOTT beſtehen am
Tage ſeines gerechten Gerichts, die ihr ſo roh
und frech in den Tag hinein lebet; und zwar
von eurem Gewiſſen mehrmal daruͤber beun-
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[387/0415] Cap. 5, v. 10. an die Corinthier. alhier ſo wenig findet, als ſie zwiſchen einem ins Meer gelaſſenen eintzigen Tropfen Waſſers und dem gantzen Meere iſt. Hingegen aber die boͤ- ſen Wercke ſind unſer eigen: ſo wird auch das Maß derſelben recht voll gemacht; wie ſie denn ohne das ſchon im Unglauben zuſammen concen- triret liegen. Dannenhero die Vergeltung der boͤſen Wercke nach der Gerechtigkeit, der guten aber aus Gnaden geſchiehet. 7. Die Worte, bey Leibes Leben, heiſ- ſen im Griechiſchen διὰ του῀ σώματος, durch den Leib, und iſt der Verſtand dieſer, daß das, was der Menſch, wie in der Seelen an innerlichen bloß geiſtlichen, guten, oder boͤſen Geſchaͤften, alſo auch an aͤuſſerlichen im Leibe, an dem Leibe, und durch den Leib gehandelt hat, ihme auch am Lei- be ſoll vergolten werden mit der ewigen Herrlich- keit, oder der ewigen Schande in der zu beyden Standen ſich ſchickenden Unverweslichkeit des Leibes. 8. Jſt aber dieſes wahr, daß die Vergel- tung am Leibe auch den mit dem Leibe, und durch den Leib geſchehenen Wirckungen und Wercken gemaͤß ſeyn ſoll, ſo folget daraus, daß wir nicht allein menſchliche Leiber, ſondern auch eben die- ſelbe Leiber, damit wir alhier Gutes, oder Boͤſes gethan, wieder bekommen ſollen. Denn warum ſolte GOtt uns andere Leiber geben, und nicht vielmehr eben dieſelbe, welche die Werck- zeuge der Seelen geweſen ſind zum Guten und zum Boͤſen? Und kan GOTT andere erſchaffen, warum ſolte er nicht eben ſo wol, ja noch viel mehr eben diejenigen, die da geweſen, aus ihren ihme am beſten bekannten reliquiis wieder dar- ſtellen? Es iſt demnach eine ſolche Darſtellung wie der Allmacht gar wohl moͤglich, alſo der Ge- rechtigkeit und Guͤte gemaͤß. 9. Jm uͤbrigen haben wir aus dieſem Orte vom juͤngſten Gerichte noch unterſchiedliche gute Anmerckungen oder Porismata zu ziehen: und zwar wie zur Lehre und zum Unterricht; alſo auch zur Beſtrafung und Warnung, nicht weniger auch zur Ermahnung und zum Troſt. Denn da die Lehre vom juͤngſten Gerichte, eine von den rechten Haupt-Lehren der Chriſtlichen Religion, und von der Beſchaffenheit iſt, daß ſie den Men- ſchen einen gar tiefen u. vielfachen Eindruck geben kan; ſo hat man ſich dieſelbe in dergleichen Schrift-Stellen, als dieſe iſt, wohl zu Nutze zu machen. 10. Zur Lehre und Unterricht ſind fol- gende aus dem Pauliniſchen Orte gezogene Schluͤſſe zu mercken: a. Der HErr JESUS iſt wahrer GOTT von Ewigkeit in Ewigkeit, weil er iſt der Rich- ter der Todten und Lebendigen, dem nicht al- lein die Allwiſſenheit von allem dem, was alle Menſchen an allen Orten, und zu allen Zei- ten, auch im Verborgenen gethan haben, kund und offenbar iſt; ſondern auch die Allerhoͤch- ſte Macht und Gewalt, ſamt der Gerech- tigkeit, ſie nach ihren Wercken zu verdam- men, oder ſelig zu machen, beywohnet. Wel- che gantz und bloß goͤttliche Eigenſchaften nebſt der richterlichen Auctoritaͤt und Poteſtaͤt uͤber das gantze menſchliche Geſchlecht keiner Crea- tur zukoͤmmt, ſondern allein dem allerhoͤchſten GOTT eigen iſt. b. Die Lehre vom ewigen Leben nach die- ſem zeitlichen, iſt in den Schriften des alten Teſtaments unter andern auch in al- len denjenigen Stellen vorgetragen, wel- che vom juͤngſten Gerichte handeln, derer in den Pſalmen Davids und in den Prophe- ten ſehr viele ſind, davon auch gleich im erſten Buch Moſis Abraham handelt, wenn er 1 B. Moſ. 18, 25. GOTT den Richter aller Welt nennet. Denn wozu ſolte das allge- meine Welt-Gerichte dienen, wenn es nicht ein anders Leben nach dieſem zum Grunde haͤtte? Es iſt dieſes Porisma wider einige ver- kehrte Gelehrte wohl zu mercken. c. Die Chriſtliche Religion iſt allerdings von GOTT, und hat unter andern ihren Leh- ren auch in der vom juͤngſten Gerichte und der allgemeinen Vergeltung des Guten und des Boͤſen einen recht uͤberzeugenden Character von ihrer goͤttlichen Offenbarung, Klarheit und Wahrheit. Denn was dißfals der Menſch aus dem Lichte der Natur zwar als wohlge- gruͤndet, aber doch nur ſehr dunckel und man- gelhaft erkennet, und von derjenigen Tiefe und Hoͤhe iſt, das es keines Menſchen Kunſt ausſinnen und voͤlliger entdecken kan, das ſtellet uns die Chriſtliche Religion in der heili- gen Schrift in uͤberaus haͤufigen Oertern aufs klaͤreſte vor Augen. 11. Zur Beſtrafung und Warnung die- nen folgende Schluͤſſe: a. Wo gedencket ihr hin, ihr ungerechten Rich- ter auf Erden? die ihr vor Gericht die Per- ſonen anſehet, das Recht beuget, u. die Wahr- heit in Ungerechtigkeit aufhaltet? Wiſſet ihr nicht, daß ihr den groſſen und gerechteſten Richter im Himmel uͤber euch habet, der des- falls nicht allein von euren Perſonen, wie ihr gelebet, ſondern auch von eurem Richter-Am- te Rechenſchaft fodern wird? Gewiß, was euch GOttes Wort ſaget, davon zeuget auch euer eigen Gewiſſen, nemlich daß ihr ſelbſt werdet vor dem Richter-Stuhl CHriſti ge- ſtellet werden. Erwaͤget, was der gerechte Koͤnig, Joſaphat, zu denen im gantzen Juͤdi- ſchen Lande beſtelleten Richtern ſagte: Se- het zu, was ihr thut. Denn ihr haltet das Gericht nicht den Menſchen, ſon- dern dem HERRN, und er iſt mit euch im Gericht. Darum laſſet die Furcht des HERRN bey euch ſeyn, und huͤtet euch, und thuts. Denn bey dem HErrn unſerm GOTT iſt kein Unrecht, noch An- ſehen der Perſon, noch Annehmen des Geſchencks. 2 Chron. 19, 6. 7. b. Wie wollet ihr Epicuriſchen Welt-Menſchen doch immermehr vor GOTT beſtehen am Tage ſeines gerechten Gerichts, die ihr ſo roh und frech in den Tag hinein lebet; und zwar von eurem Gewiſſen mehrmal daruͤber beun- ruhiget werdet, aber keinmal recht daruͤber er- ſchrecket, daß ihr recht zu euch ſelbſt kaͤmet, in- ne C c c 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/415>, abgerufen am 24.11.2024.