Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 2, v. 17. c. 3. v. 1. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
wart GOttes: und demnach nicht allein vorden Ohren der Zuhörer, sondern auch vor den Ohren des allwissenden GOTTes also reden, daß man dißfals keine Verantwortung auf sich lade. 12. Jn Christo reden gehöret zu den be- sondern Characteribus des Paulinischen Stili, den wir alhier zum dritten mal in diesem Capitel finden, ob gleich vorher mit andern dazu gesetz- ten Worten. Denn da heißt es v. 12. Mir war eine Thür aufgethan in dem HErrn, oder CHristo. Und v. 14. GOTT giebt uns allezeit Sieg in CHristo. Wenn nun Paulus alhier spricht, er rede in CHristo, so ist es so viel, als sagte er: Jch rede dergestalt im Namen CHristi, und von CHristo, daß ich stehe in CHristo, vermöge der innigsten Ver- einigung in der genauesten Gemeinschaft mit ihm, also daß auch daher CHristus in mir und durch mich zeuget. 13. Diese vier Eigenschaften eines rechten Vortrages stehen nun gar wohl und mit einem schönen Nachdrucke also zusammen. Denn niemand redet aus und mit der rechten Lau- terkeit, es sey denn, daß er rede aus GOtt. Wer aber redet aus GOtt, der redet auch vor GOtt und in Christo JEsu. 14. Man findet demnach alhier vier homi- letische, oder solche Regeln, welche ein ieder rechtschaffner Lehrer in allem seinem Vortrage des Worts, er geschehe öffentlich, oder dahei- me, gegen gewisse Personen, wohl in acht zu nehmen hat: wie sie denn auch vier Characteres eines getreuen Seelen-Hirten sind: a. Daß er rede in aller Lauterkeit, in Anse- hung des Zwecks der Lehre selbst, und der Art des Vortrages. b. Daß er rede aus GOTT, oder aus der göttlichen Salbung, und dannenhero auch aus GOTT gebohren sey. c. Daß er rede vor GOTT, mit aller Ehrer- bietung und mit allem Ernst, und sich allezeit vorstelle, GOtt selbst sey zugegen, und der vornehmste unter seinen Zuhörern. d. Daß er rede in Christo, wenn er will wür- dig und kraftig reden von Christo. 15. Welche Zuhörer einen solchen Lehrer haben, oder ihrer noch mehrere, die haben sie als ächte und rechte Schüler und Nachfolger Pauli, ja Christi selbst, anzusehen, und sie de- sto lieber und werther zu halten, dieses aber am allermeisten mit gehöriger Folgsamkeit in der That zu erweisen. Das dritte Capitel/ Darinn der Apostel/ was er zu Ende des vorigen Capi- tels von dem Vortrage des Evangelii gesaget hat/ dergestalt mit mehrern erläutert/ daß er die Corinthier/ in Ansehung ihrer Be- kehrung/ als eine Frucht davon anführet/ und die Vortref- lichkeit des Evangelii in Vergleichung gegen das Gesetz vorstellet. V. 1. [Spaltenumbruch]
HEben wir abermal an uns selbst Anmerckungen. 1. Der Apostel hatte im ersten Briefe, son- derlich im 9ten Capitel gegen die, so gar ver- kleinerlich von ihm und seinem Amte geurtheilet hatten, unterschiedliches zu seiner Verantwor- tung mit einfliessen lassen. Da ihm nun sol- ches allem Ansehen nach von einigen falschen Gesetz-Lehrern, die sich doch für Christen aus- gaben, war gemißdeutet worden, und er be- sorgete, es möchte dasjenige, was er kurtz vor- her im andern Capitel, auch c. 1, v. 12. von der rechtschaffnen Verwaltung seines Amts mit Demuth nach aller Wahrheit bezeuget hatte, [Spaltenumbruch] aufs neue gemißdeutet und zum eignen Ruhm ausgeleget werden; so kömmt er solchem Vor- wurf zuvor, und spricht: Heben wir denn abermal an (wie im ersten Brief geschehen seyn soll,) uns selbst zu preisen, (oder euch zu recommendiren?) keines weges. Jch sa- ge von mir und Timotheo, was die Wahr- heit ist. 2. Wenn er darauf Fragweise verneinet, daß er weder an die Corinthier, noch von ihnen an andere, einiger Recommendations-Schrei- ben gebrauche, so will er damit so viel sagen, daß er ihnen und andern Gemeinen bekannt ge- nug sey, und also dasjenige, das er von der Führung seines Amts bezeuget habe, nicht erst erweisen dürfe, da es in so vielen Früchten al- lenthalben am Tage liege. Aber das scheiner wol, als hätten einige der falschen Lehrer, um bey der Corinthischen Gemeine bekannt zu wer- den, und auf einmal einen grossen Eingang zu finden, sich gewisser von andern Gemeinen fälsch- lich vorgegebener, oder arglistig erschlichener Re- Z z 2
Cap. 2, v. 17. c. 3. v. 1. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
wart GOttes: und demnach nicht allein vorden Ohren der Zuhoͤrer, ſondern auch vor den Ohren des allwiſſenden GOTTes alſo reden, daß man dißfals keine Verantwortung auf ſich lade. 12. Jn Chriſto reden gehoͤret zu den be- ſondern Characteribus des Pauliniſchen Stili, den wir alhier zum dritten mal in dieſem Capitel finden, ob gleich vorher mit andern dazu geſetz- ten Worten. Denn da heißt es v. 12. Mir war eine Thuͤr aufgethan in dem HErrn, oder CHriſto. Und v. 14. GOTT giebt uns allezeit Sieg in CHriſto. Wenn nun Paulus alhier ſpricht, er rede in CHriſto, ſo iſt es ſo viel, als ſagte er: Jch rede dergeſtalt im Namen CHriſti, und von CHriſto, daß ich ſtehe in CHriſto, vermoͤge der innigſten Ver- einigung in der genaueſten Gemeinſchaft mit ihm, alſo daß auch daher CHriſtus in mir und durch mich zeuget. 13. Dieſe vier Eigenſchaften eines rechten Vortrages ſtehen nun gar wohl und mit einem ſchoͤnen Nachdrucke alſo zuſammen. Denn niemand redet aus und mit der rechten Lau- terkeit, es ſey denn, daß er rede aus GOtt. Wer aber redet aus GOtt, der redet auch vor GOtt und in Chriſto JEſu. 14. Man findet demnach alhier vier homi- letiſche, oder ſolche Regeln, welche ein ieder rechtſchaffner Lehrer in allem ſeinem Vortrage des Worts, er geſchehe oͤffentlich, oder dahei- me, gegen gewiſſe Perſonen, wohl in acht zu nehmen hat: wie ſie denn auch vier Characteres eines getreuen Seelen-Hirten ſind: a. Daß er rede in aller Lauterkeit, in Anſe- hung des Zwecks der Lehre ſelbſt, und der Art des Vortrages. b. Daß er rede aus GOTT, oder aus der goͤttlichen Salbung, und dannenhero auch aus GOTT gebohren ſey. c. Daß er rede vor GOTT, mit aller Ehrer- bietung und mit allem Ernſt, und ſich allezeit vorſtelle, GOtt ſelbſt ſey zugegen, und der vornehmſte unter ſeinen Zuhoͤrern. d. Daß er rede in Chriſto, wenn er will wuͤr- dig und kraftig reden von Chriſto. 15. Welche Zuhoͤrer einen ſolchen Lehrer haben, oder ihrer noch mehrere, die haben ſie als aͤchte und rechte Schuͤler und Nachfolger Pauli, ja Chriſti ſelbſt, anzuſehen, und ſie de- ſto lieber und werther zu halten, dieſes aber am allermeiſten mit gehoͤriger Folgſamkeit in der That zu erweiſen. Das dritte Capitel/ Darinn der Apoſtel/ was er zu Ende des vorigen Capi- tels von dem Vortrage des Evangelii geſaget hat/ dergeſtalt mit mehrern erlaͤutert/ daß er die Corinthier/ in Anſehung ihrer Be- kehrung/ als eine Frucht davon anfuͤhret/ und die Vortref- lichkeit des Evangelii in Vergleichung gegen das Geſetz vorſtellet. V. 1. [Spaltenumbruch]
HEben wir abermal an uns ſelbſt Anmerckungen. 1. Der Apoſtel hatte im erſten Briefe, ſon- derlich im 9ten Capitel gegen die, ſo gar ver- kleinerlich von ihm und ſeinem Amte geurtheilet hatten, unterſchiedliches zu ſeiner Verantwor- tung mit einflieſſen laſſen. Da ihm nun ſol- ches allem Anſehen nach von einigen falſchen Geſetz-Lehrern, die ſich doch fuͤr Chriſten aus- gaben, war gemißdeutet worden, und er be- ſorgete, es moͤchte dasjenige, was er kurtz vor- her im andern Capitel, auch c. 1, v. 12. von der rechtſchaffnen Verwaltung ſeines Amts mit Demuth nach aller Wahrheit bezeuget hatte, [Spaltenumbruch] aufs neue gemißdeutet und zum eignen Ruhm ausgeleget werden; ſo koͤmmt er ſolchem Vor- wurf zuvor, und ſpricht: Heben wir denn abermal an (wie im erſten Brief geſchehen ſeyn ſoll,) uns ſelbſt zu preiſen, (oder euch zu recommendiren?) keines weges. Jch ſa- ge von mir und Timotheo, was die Wahr- heit iſt. 2. Wenn er darauf Fragweiſe verneinet, daß er weder an die Corinthier, noch von ihnen an andere, einiger Recommendations-Schrei- ben gebrauche, ſo will er damit ſo viel ſagen, daß er ihnen und andern Gemeinen bekannt ge- nug ſey, und alſo dasjenige, das er von der Fuͤhrung ſeines Amts bezeuget habe, nicht erſt erweiſen duͤrfe, da es in ſo vielen Fruͤchten al- lenthalben am Tage liege. Aber das ſcheiner wol, als haͤtten einige der falſchen Lehrer, um bey der Corinthiſchen Gemeine bekannt zu wer- den, und auf einmal einen groſſen Eingang zu finden, ſich gewiſſer von andern Gemeinen faͤlſch- lich vorgegebener, oder argliſtig erſchlichener Re- Z z 2
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Cap. 2, v. 17. c. 3. v. 1. an die Corinthier.
wart GOttes: und demnach nicht allein vor
den Ohren der Zuhoͤrer, ſondern auch vor den
Ohren des allwiſſenden GOTTes alſo reden,
daß man dißfals keine Verantwortung auf ſich
lade.
12. Jn Chriſto reden gehoͤret zu den be-
ſondern Characteribus des Pauliniſchen Stili, den
wir alhier zum dritten mal in dieſem Capitel
finden, ob gleich vorher mit andern dazu geſetz-
ten Worten. Denn da heißt es v. 12. Mir
war eine Thuͤr aufgethan in dem HErrn,
oder CHriſto. Und v. 14. GOTT giebt uns
allezeit Sieg in CHriſto. Wenn nun
Paulus alhier ſpricht, er rede in CHriſto, ſo
iſt es ſo viel, als ſagte er: Jch rede dergeſtalt
im Namen CHriſti, und von CHriſto, daß ich
ſtehe in CHriſto, vermoͤge der innigſten Ver-
einigung in der genaueſten Gemeinſchaft mit
ihm, alſo daß auch daher CHriſtus in mir und
durch mich zeuget.
13. Dieſe vier Eigenſchaften eines rechten
Vortrages ſtehen nun gar wohl und mit einem
ſchoͤnen Nachdrucke alſo zuſammen. Denn
niemand redet aus und mit der rechten Lau-
terkeit, es ſey denn, daß er rede aus GOtt.
Wer aber redet aus GOtt, der redet auch
vor GOtt und in Chriſto JEſu.
14. Man findet demnach alhier vier homi-
letiſche, oder ſolche Regeln, welche ein ieder
rechtſchaffner Lehrer in allem ſeinem Vortrage
des Worts, er geſchehe oͤffentlich, oder dahei-
me, gegen gewiſſe Perſonen, wohl in acht zu
nehmen hat: wie ſie denn auch vier Characteres
eines getreuen Seelen-Hirten ſind:
a. Daß er rede in aller Lauterkeit, in Anſe-
hung des Zwecks der Lehre ſelbſt, und der
Art des Vortrages.
b. Daß er rede aus GOTT, oder aus der
goͤttlichen Salbung, und dannenhero auch
aus GOTT gebohren ſey.
c. Daß er rede vor GOTT, mit aller Ehrer-
bietung und mit allem Ernſt, und ſich allezeit
vorſtelle, GOtt ſelbſt ſey zugegen, und der
vornehmſte unter ſeinen Zuhoͤrern.
d. Daß er rede in Chriſto, wenn er will wuͤr-
dig und kraftig reden von Chriſto.
15. Welche Zuhoͤrer einen ſolchen Lehrer
haben, oder ihrer noch mehrere, die haben ſie
als aͤchte und rechte Schuͤler und Nachfolger
Pauli, ja Chriſti ſelbſt, anzuſehen, und ſie de-
ſto lieber und werther zu halten, dieſes aber am
allermeiſten mit gehoͤriger Folgſamkeit in der
That zu erweiſen.
Das dritte Capitel/
Darinn der Apoſtel/ was er zu Ende des vorigen Capi-
tels von dem Vortrage des Evangelii geſaget hat/ dergeſtalt mit
mehrern erlaͤutert/ daß er die Corinthier/ in Anſehung ihrer Be-
kehrung/ als eine Frucht davon anfuͤhret/ und die Vortref-
lichkeit des Evangelii in Vergleichung gegen das
Geſetz vorſtellet.
V. 1.
HEben wir abermal an uns ſelbſt
zu preiſen? Oder beduͤrfen
wir, wie etliche, (welche an-
dern unbekannt, auch wol gar
falſche Apoſtel ſind,) der Lo-
be-Briefe, (Recommendations-Schreiben,)
an euch, oder Lobe-Briefe (ſolcher gedach-
ten Schreiben) von euch?
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel hatte im erſten Briefe, ſon-
derlich im 9ten Capitel gegen die, ſo gar ver-
kleinerlich von ihm und ſeinem Amte geurtheilet
hatten, unterſchiedliches zu ſeiner Verantwor-
tung mit einflieſſen laſſen. Da ihm nun ſol-
ches allem Anſehen nach von einigen falſchen
Geſetz-Lehrern, die ſich doch fuͤr Chriſten aus-
gaben, war gemißdeutet worden, und er be-
ſorgete, es moͤchte dasjenige, was er kurtz vor-
her im andern Capitel, auch c. 1, v. 12. von der
rechtſchaffnen Verwaltung ſeines Amts mit
Demuth nach aller Wahrheit bezeuget hatte,
aufs neue gemißdeutet und zum eignen Ruhm
ausgeleget werden; ſo koͤmmt er ſolchem Vor-
wurf zuvor, und ſpricht: Heben wir denn
abermal an (wie im erſten Brief geſchehen
ſeyn ſoll,) uns ſelbſt zu preiſen, (oder euch
zu recommendiren?) keines weges. Jch ſa-
ge von mir und Timotheo, was die Wahr-
heit iſt.
2. Wenn er darauf Fragweiſe verneinet,
daß er weder an die Corinthier, noch von ihnen
an andere, einiger Recommendations-Schrei-
ben gebrauche, ſo will er damit ſo viel ſagen,
daß er ihnen und andern Gemeinen bekannt ge-
nug ſey, und alſo dasjenige, das er von der
Fuͤhrung ſeines Amts bezeuget habe, nicht erſt
erweiſen duͤrfe, da es in ſo vielen Fruͤchten al-
lenthalben am Tage liege. Aber das ſcheiner
wol, als haͤtten einige der falſchen Lehrer, um
bey der Corinthiſchen Gemeine bekannt zu wer-
den, und auf einmal einen groſſen Eingang zu
finden, ſich gewiſſer von andern Gemeinen faͤlſch-
lich vorgegebener, oder argliſtig erſchlichener
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