Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 2, v. 13. 14. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
mir eine Thüre aufgethan war (nicht alleineine äusserliche grosse Gelegenheit gegeben zum Vortrage des Worts, sondern auch viele See- len dazu gar sehr erwecket wurden; siehe von dem Nachdruck dieser Redens-Art ein mehrers 1 Cor. 16, 9.) in dem HErrn (nicht allein von ihm, sondern auch in ihm, also daß wir in sei- ner Gemeinschaft und Kraft die Thüre suchten und auch funden) hatte ich keine Ruhe (oder Freudigkeit) in meinem Geiste (nemlich mich daselbst lange aufzuhalten, obwol eine Gemeine daselbst gepflantzet war 2 Tim. 4, 13.) da ich Titum meinen Bruder (und rechtschafnen Mitarbeiter in CHristo) nicht fand (wie ich doch vermuthet hatte.) v. 13. Sondern ich machte meinen Abschied mit ihnen (nach hertzlicher Ermahnung mit vielem Gebet und Segens-Wunsche) und fuhr aus in Mace- donien (da Pauli Arbeit im Schiffe wol mei- stens im hertzlichen Gebet für alle Gemeinen wird bestanden haben, nebst dem Versuche, auch die Leute auf dem Schiffe zu erbauen.) Anmerckungen. 1. Nachdem Timotheus von Corintho schon zurück gekommen, und von Paulo vor ihm hin nach Macedonien geschicket war 1 Cor. 16, 10. 11. Act. 19, 22. er aber von ihm, da er sich zu Corinthus gar nicht lange aufgehalten noch die Verbesserung der Kirchen daselbst erst abgewar- tet, keine völlige Nachricht einziehen können, und er also noch im Zweifel gehalten wurde, ob sein erster Brief das, was er damit gesuchet, bey ihnen ausrichten möchte: so hatte er kurtz vor der Abreise nach Troada Titum von Ephesus dahin gesandt, 2 Cor. 7, 14. mit der Commission, sich nach dem Zustande der Corinthischen Ge- meine genaue zu erkundigen, und von da bald wieder abzureisen nach Troada, woselbst er ihn finden würde und ihm die so sehr verlangte Nach- richt davon bringen solte. Wie denn die Schif- fe zwischen diesen am Meere gelegenen Han- dels-Städten fast täglich, oder doch sehr oft ab- und zugingen, daß man gar leichte und gar bald von einem Orte zum andern kommen konte. 2. Da er nun Titum zu Troada nicht fand, als der erst in Macedonien zu ihm gekom- men c. 7, 6. so wurde er darüber voller Beküm- merniß, in der Beysorge, es möchte zu Corin- then nicht also stehen, wie er gewünschet hatte. Dannenhero machete er sich von dannen bald auf und reisete in Macedonien, um von da desto eher nach Corinthus zu kommen. 3. Und da er daselbst angelanget, hatte er seine liebe Noth aufs neue, denn er hatte allent- halben Trübsal, auswendig Streit, inwendig Furcht, wie es um diese und jene Gemeine, son- derlich die Corinthische, stehen möchte 2 Cor. 7, 5. Jn welchem Kummer er aber durch die Zu- kunft Titi mit der guten Botschaft von dem Zu- stande der Corinthier sehr erquicket worden. v. 6. 7. 4. Man siehet hieraus, was das Apostel- Amt auf sich gehabt, und wieviel Mühe und Ar- beit es mit sich gebracht. Jn welchem allen doch Paulus immer getrost gewesen, da er seines [Spaltenumbruch] göttlichen Berufs gewiß war, und auch allewege von GOtt gestärcket wurde: zum Exempel allen rechtschafnen Lehrern, davon zwar der eine mehr, der andere weniger, nach den Umständen seines Orts, ein ieder aber das Seinige, erfähret, die Mietlinge aber nichts erfahren. 5. Wer nicht also im HErrn ist, wie Pau- lus, nach der Ordnung der Wiedergeburt, und wahren, ob gleich nicht ausserordentlichen, son- dern nur ordentlichen Salbung, der kan auch nicht sagen, daß ihm im HErrn und vom HErrn eine Thüre aufgethan sey. Denn im HErrn wircket er nicht; sintemal er sich ohne desselben Salbung und Gemeinschaft be- findet, und der HErr daher auch weder mit ihm ist, noch seyn kan; als der sich von dem HErrn nicht tüchtig machen lassen zum würdigen und lautern Vortrage des Worts und zur Lauterkeit des Zwecks: ob er wol indessen vermöge seiner bloß buchstäblichen Erkäntniß viel wahres vor- tragen kan, womit er aber, da es nicht in der rech- ten Lauterkeit und Ordnung geschiehet, unmög- lich denjenigen Eingang findet, den er haben würde, wo er von GOtt gesalbet wäre, und wie GOtt in ihm, er auch also in GOtt wir- ckete. V. 14. Aber GOtt sey gedancket, der uns al- Anmerckungen. 1. Getreulich und aus allen Kräften; auch im Segen arbeiten, sich selbst aber davon nichts, sondern GOtt alles zuschreiben, und ihn dafür loben und preisen, wie Paulus alhier thut, das ist auch ein rechter Character eines recht- schafnen Lehrers. 2. Bey dem Amte des Evangelii, auch bey der getreuen Ubung des rechtschafnen Chri- stenthums, so vielen Widerstand und Streit ha- ben, und doch aber auch allewege endlich einen Sieg erhalten, und wo nicht einen gewünsche- ten, doch auf diese und jene Art einen unverhoffe- ten, das gehöret zum Geheimnisse des Creutzes und des Reichs CHristi. 3. Mancher Sieg ist so groß, daß er gleich- sam einen rechten Triumph in der Seele zum Lobe GOttes erwecket. Welches Paulus mit dem Worte thriambeuein anzeiget. Dazu ge- höret sein upernikomen, Rom. 8, 37. wenn er spricht: Jn dem allen überwinden wir weit etc. 4. Man muß in den Briefen Pauli die be[y] anderthalb hundertmal vorkommende sehr nach- drückliche Redens-Art im HErrn, in Christo, wohl mercken. Denn gleichwie er v. 12. gesa- get hat, daß ihm eine Thüre zu Troas aufgethan gewesen en kurio, in dem HErrn (davon der Nachdruck schon angezeiget ist) so spricht er al- hier, daß ihm GOtt allezeit Sieg gebe in Chri- sto. Denn damit zeiget er an, daß er den Sieg von GOtt empfange nicht allein aus der Fülle der durch Christum erworbenen Gnade und
Cap. 2, v. 13. 14. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
mir eine Thuͤre aufgethan war (nicht alleineine aͤuſſerliche groſſe Gelegenheit gegeben zum Vortrage des Worts, ſondern auch viele See- len dazu gar ſehr erwecket wurden; ſiehe von dem Nachdruck dieſer Redens-Art ein mehrers 1 Cor. 16, 9.) in dem HErrn (nicht allein von ihm, ſondern auch in ihm, alſo daß wir in ſei- ner Gemeinſchaft und Kraft die Thuͤre ſuchten und auch funden) hatte ich keine Ruhe (oder Freudigkeit) in meinem Geiſte (nemlich mich daſelbſt lange aufzuhalten, obwol eine Gemeine daſelbſt gepflantzet war 2 Tim. 4, 13.) da ich Titum meinen Bruder (und rechtſchafnen Mitarbeiter in CHriſto) nicht fand (wie ich doch vermuthet hatte.) v. 13. Sondern ich machte meinen Abſchied mit ihnen (nach hertzlicher Ermahnung mit vielem Gebet und Segens-Wunſche) und fuhr aus in Mace- donien (da Pauli Arbeit im Schiffe wol mei- ſtens im hertzlichen Gebet fuͤr alle Gemeinen wird beſtanden haben, nebſt dem Verſuche, auch die Leute auf dem Schiffe zu erbauen.) Anmerckungen. 1. Nachdem Timotheus von Corintho ſchon zuruͤck gekommen, und von Paulo vor ihm hin nach Macedonien geſchicket war 1 Cor. 16, 10. 11. Act. 19, 22. er aber von ihm, da er ſich zu Corinthus gar nicht lange aufgehalten noch die Verbeſſerung der Kirchen daſelbſt erſt abgewar- tet, keine voͤllige Nachricht einziehen koͤnnen, und er alſo noch im Zweifel gehalten wurde, ob ſein erſter Brief das, was er damit geſuchet, bey ihnen ausrichten moͤchte: ſo hatte er kurtz vor der Abreiſe nach Troada Titum von Epheſus dahin geſandt, 2 Cor. 7, 14. mit der Commiſſion, ſich nach dem Zuſtande der Corinthiſchen Ge- meine genaue zu erkundigen, und von da bald wieder abzureiſen nach Troada, woſelbſt er ihn finden wuͤrde und ihm die ſo ſehr verlangte Nach- richt davon bringen ſolte. Wie denn die Schif- fe zwiſchen dieſen am Meere gelegenen Han- dels-Staͤdten faſt taͤglich, oder doch ſehr oft ab- und zugingen, daß man gar leichte und gar bald von einem Orte zum andern kommen konte. 2. Da er nun Titum zu Troada nicht fand, als der erſt in Macedonien zu ihm gekom- men c. 7, 6. ſo wurde er daruͤber voller Bekuͤm- merniß, in der Beyſorge, es moͤchte zu Corin- then nicht alſo ſtehen, wie er gewuͤnſchet hatte. Dannenhero machete er ſich von dannen bald auf und reiſete in Macedonien, um von da deſto eher nach Corinthus zu kommen. 3. Und da er daſelbſt angelanget, hatte er ſeine liebe Noth aufs neue, denn er hatte allent- halben Truͤbſal, auswendig Streit, inwendig Furcht, wie es um dieſe und jene Gemeine, ſon- derlich die Corinthiſche, ſtehen moͤchte 2 Cor. 7, 5. Jn welchem Kummer er aber durch die Zu- kunft Titi mit der guten Botſchaft von dem Zu- ſtande der Corinthier ſehr erquicket worden. v. 6. 7. 4. Man ſiehet hieraus, was das Apoſtel- Amt auf ſich gehabt, und wieviel Muͤhe und Ar- beit es mit ſich gebracht. Jn welchem allen doch Paulus immer getroſt geweſen, da er ſeines [Spaltenumbruch] goͤttlichen Berufs gewiß war, und auch allewege von GOtt geſtaͤrcket wurde: zum Exempel allen rechtſchafnen Lehrern, davon zwar der eine mehr, der andere weniger, nach den Umſtaͤnden ſeines Orts, ein ieder aber das Seinige, erfaͤhret, die Mietlinge aber nichts erfahren. 5. Wer nicht alſo im HErrn iſt, wie Pau- lus, nach der Ordnung der Wiedergeburt, und wahren, ob gleich nicht auſſerordentlichen, ſon- dern nur ordentlichen Salbung, der kan auch nicht ſagen, daß ihm im HErrn und vom HErrn eine Thuͤre aufgethan ſey. Denn im HErrn wircket er nicht; ſintemal er ſich ohne deſſelben Salbung und Gemeinſchaft be- findet, und der HErr daher auch weder mit ihm iſt, noch ſeyn kan; als der ſich von dem HErrn nicht tuͤchtig machen laſſen zum wuͤrdigen und lautern Vortrage des Worts und zur Lauterkeit des Zwecks: ob er wol indeſſen vermoͤge ſeiner bloß buchſtaͤblichen Erkaͤntniß viel wahres vor- tragen kan, womit er aber, da es nicht in der rech- ten Lauterkeit und Ordnung geſchiehet, unmoͤg- lich denjenigen Eingang findet, den er haben wuͤrde, wo er von GOtt geſalbet waͤre, und wie GOtt in ihm, er auch alſo in GOtt wir- ckete. V. 14. Aber GOtt ſey gedancket, der uns al- Anmerckungen. 1. Getreulich und aus allen Kraͤften; auch im Segen arbeiten, ſich ſelbſt aber davon nichts, ſondern GOtt alles zuſchreiben, und ihn dafuͤr loben und preiſen, wie Paulus alhier thut, das iſt auch ein rechter Character eines recht- ſchafnen Lehrers. 2. Bey dem Amte des Evangelii, auch bey der getreuen Ubung des rechtſchafnen Chri- ſtenthums, ſo vielen Widerſtand und Streit ha- ben, und doch aber auch allewege endlich einen Sieg erhalten, und wo nicht einen gewuͤnſche- ten, doch auf dieſe und jene Art einen unverhoffe- ten, das gehoͤret zum Geheimniſſe des Creutzes und des Reichs CHriſti. 3. Mancher Sieg iſt ſo groß, daß er gleich- ſam einen rechten Triumph in der Seele zum Lobe GOttes erwecket. Welches Paulus mit dem Worte ϑριαμβεύειν anzeiget. Dazu ge- hoͤret ſein ὑπερνικῶμεν, Rom. 8, 37. wenn er ſpricht: Jn dem allen uͤberwinden wir weit ꝛc. 4. Man muß in den Briefen Pauli die be[y] anderthalb hundertmal vorkommende ſehr nach- druͤckliche Redens-Art im HErrn, in Chriſto, wohl mercken. Denn gleichwie er v. 12. geſa- get hat, daß ihm eine Thuͤre zu Troas aufgethan geweſen ἐν κυρίῳ, in dem HErrn (davon der Nachdruck ſchon angezeiget iſt) ſo ſpricht er al- hier, daß ihm GOtt allezeit Sieg gebe in Chri- ſto. Denn damit zeiget er an, daß er den Sieg von GOtt empfange nicht allein aus der Fuͤlle der durch Chriſtum erworbenen Gnade und
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Cap. 2, v. 13. 14. an die Corinthier.
mir eine Thuͤre aufgethan war (nicht allein
eine aͤuſſerliche groſſe Gelegenheit gegeben zum
Vortrage des Worts, ſondern auch viele See-
len dazu gar ſehr erwecket wurden; ſiehe von
dem Nachdruck dieſer Redens-Art ein mehrers
1 Cor. 16, 9.) in dem HErrn (nicht allein von
ihm, ſondern auch in ihm, alſo daß wir in ſei-
ner Gemeinſchaft und Kraft die Thuͤre ſuchten
und auch funden) hatte ich keine Ruhe (oder
Freudigkeit) in meinem Geiſte (nemlich mich
daſelbſt lange aufzuhalten, obwol eine Gemeine
daſelbſt gepflantzet war 2 Tim. 4, 13.) da ich
Titum meinen Bruder (und rechtſchafnen
Mitarbeiter in CHriſto) nicht fand (wie ich
doch vermuthet hatte.) v. 13. Sondern ich
machte meinen Abſchied mit ihnen (nach
hertzlicher Ermahnung mit vielem Gebet und
Segens-Wunſche) und fuhr aus in Mace-
donien (da Pauli Arbeit im Schiffe wol mei-
ſtens im hertzlichen Gebet fuͤr alle Gemeinen
wird beſtanden haben, nebſt dem Verſuche, auch
die Leute auf dem Schiffe zu erbauen.)
Anmerckungen.
1. Nachdem Timotheus von Corintho
ſchon zuruͤck gekommen, und von Paulo vor ihm
hin nach Macedonien geſchicket war 1 Cor. 16,
10. 11. Act. 19, 22. er aber von ihm, da er ſich zu
Corinthus gar nicht lange aufgehalten noch die
Verbeſſerung der Kirchen daſelbſt erſt abgewar-
tet, keine voͤllige Nachricht einziehen koͤnnen,
und er alſo noch im Zweifel gehalten wurde, ob
ſein erſter Brief das, was er damit geſuchet, bey
ihnen ausrichten moͤchte: ſo hatte er kurtz vor
der Abreiſe nach Troada Titum von Epheſus
dahin geſandt, 2 Cor. 7, 14. mit der Commiſſion,
ſich nach dem Zuſtande der Corinthiſchen Ge-
meine genaue zu erkundigen, und von da bald
wieder abzureiſen nach Troada, woſelbſt er ihn
finden wuͤrde und ihm die ſo ſehr verlangte Nach-
richt davon bringen ſolte. Wie denn die Schif-
fe zwiſchen dieſen am Meere gelegenen Han-
dels-Staͤdten faſt taͤglich, oder doch ſehr oft ab-
und zugingen, daß man gar leichte und gar bald
von einem Orte zum andern kommen konte.
2. Da er nun Titum zu Troada nicht
fand, als der erſt in Macedonien zu ihm gekom-
men c. 7, 6. ſo wurde er daruͤber voller Bekuͤm-
merniß, in der Beyſorge, es moͤchte zu Corin-
then nicht alſo ſtehen, wie er gewuͤnſchet hatte.
Dannenhero machete er ſich von dannen bald
auf und reiſete in Macedonien, um von da deſto
eher nach Corinthus zu kommen.
3. Und da er daſelbſt angelanget, hatte er
ſeine liebe Noth aufs neue, denn er hatte allent-
halben Truͤbſal, auswendig Streit, inwendig
Furcht, wie es um dieſe und jene Gemeine, ſon-
derlich die Corinthiſche, ſtehen moͤchte 2 Cor. 7,
5. Jn welchem Kummer er aber durch die Zu-
kunft Titi mit der guten Botſchaft von dem Zu-
ſtande der Corinthier ſehr erquicket worden.
v. 6. 7.
4. Man ſiehet hieraus, was das Apoſtel-
Amt auf ſich gehabt, und wieviel Muͤhe und Ar-
beit es mit ſich gebracht. Jn welchem allen
doch Paulus immer getroſt geweſen, da er ſeines
goͤttlichen Berufs gewiß war, und auch allewege
von GOtt geſtaͤrcket wurde: zum Exempel allen
rechtſchafnen Lehrern, davon zwar der eine mehr,
der andere weniger, nach den Umſtaͤnden ſeines
Orts, ein ieder aber das Seinige, erfaͤhret, die
Mietlinge aber nichts erfahren.
5. Wer nicht alſo im HErrn iſt, wie Pau-
lus, nach der Ordnung der Wiedergeburt, und
wahren, ob gleich nicht auſſerordentlichen, ſon-
dern nur ordentlichen Salbung, der kan auch
nicht ſagen, daß ihm im HErrn und vom
HErrn eine Thuͤre aufgethan ſey. Denn
im HErrn wircket er nicht; ſintemal er ſich
ohne deſſelben Salbung und Gemeinſchaft be-
findet, und der HErr daher auch weder mit ihm
iſt, noch ſeyn kan; als der ſich von dem HErrn
nicht tuͤchtig machen laſſen zum wuͤrdigen und
lautern Vortrage des Worts und zur Lauterkeit
des Zwecks: ob er wol indeſſen vermoͤge ſeiner
bloß buchſtaͤblichen Erkaͤntniß viel wahres vor-
tragen kan, womit er aber, da es nicht in der rech-
ten Lauterkeit und Ordnung geſchiehet, unmoͤg-
lich denjenigen Eingang findet, den er haben
wuͤrde, wo er von GOtt geſalbet waͤre, und
wie GOtt in ihm, er auch alſo in GOtt wir-
ckete.
V. 14.
Aber GOtt ſey gedancket, der uns al-
lezeit Sieg giebt in Chriſto, und offenba-
ret den Geruch ſeiner Erkaͤntniß durch uns
an allen Orten.
Anmerckungen.
1. Getreulich und aus allen Kraͤften;
auch im Segen arbeiten, ſich ſelbſt aber davon
nichts, ſondern GOtt alles zuſchreiben, und ihn
dafuͤr loben und preiſen, wie Paulus alhier
thut, das iſt auch ein rechter Character eines recht-
ſchafnen Lehrers.
2. Bey dem Amte des Evangelii, auch
bey der getreuen Ubung des rechtſchafnen Chri-
ſtenthums, ſo vielen Widerſtand und Streit ha-
ben, und doch aber auch allewege endlich einen
Sieg erhalten, und wo nicht einen gewuͤnſche-
ten, doch auf dieſe und jene Art einen unverhoffe-
ten, das gehoͤret zum Geheimniſſe des Creutzes
und des Reichs CHriſti.
3. Mancher Sieg iſt ſo groß, daß er gleich-
ſam einen rechten Triumph in der Seele zum
Lobe GOttes erwecket. Welches Paulus mit
dem Worte ϑριαμβεύειν anzeiget. Dazu ge-
hoͤret ſein ὑπερνικῶμεν, Rom. 8, 37. wenn er
ſpricht: Jn dem allen uͤberwinden wir
weit ꝛc.
4. Man muß in den Briefen Pauli die bey
anderthalb hundertmal vorkommende ſehr nach-
druͤckliche Redens-Art im HErrn, in Chriſto,
wohl mercken. Denn gleichwie er v. 12. geſa-
get hat, daß ihm eine Thuͤre zu Troas aufgethan
geweſen ἐν κυρίῳ, in dem HErrn (davon der
Nachdruck ſchon angezeiget iſt) ſo ſpricht er al-
hier, daß ihm GOtt allezeit Sieg gebe in Chri-
ſto. Denn damit zeiget er an, daß er den
Sieg von GOtt empfange nicht allein aus der
Fuͤlle der durch Chriſtum erworbenen Gnade
und
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