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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 11, v. 1.
Das elfte Capitel/
Darinnen wider einige Mißbräuche/ von der Tracht des
Haupts bey Männern und Weibern/ von der guten Ordnung in
dem öffentlichen Gottes-Dienst/ insonderheit von der
Ordnung bey dem heiligen Abendmahl gehandelt
wird.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

SEyd meine Nachfolger,
gleichwie ich Christi,
(der
das allervollkommenste Muster
der Tugenden und guten Ord-
nung ist, Nachfolger bin.)

Anmerckungen.
1. Zuvorderst ist alhier die Connexion die-
ses Verses mit dem vorhergehenden letzten Ver-
se des zehnten Capitels wohl zu mercken. Der
Apostel hatte die Corinthier darinnen auf sein
Exempel geführet, und gezeiget, wie er sich
mit dem wohlgemäßigten Gebrauch der Christ-
lichen Freyheit in äusserlichen Dingen iederman
zur Erbauung gefällig zu machen suche. Und
darauf gehet er nun auf die Nachfolge seines
Exempels, wie überhaupt, also auch insonder-
heit in dergleichen Sachen.
2. Daß uns CHristus, ausser dem, daß
er uns erlöset hat, darinnen ihm niemand nach-
folgen kan und darf, in seinem Leben auch ein
Exempel der Nachfolge gegeben, zeiget er selbst
mehrmal an, also daß er diese in der Ordnung,
daß er ohne dieselbe niemand für seinen Jünger
erkennen wolte, fordert; und zwar wie von sei-
nen Aposteln und andern besondern Jüngern,
auf eine gantz besondere ausserordentliche Art:
also von allen seinen Gliedern auf die Art, daß
sie, ohne äusserliche Nachfolge, mit Verleug-
nung ihrer selbst seinen Sinn solten an sich und
sein Creutz über sich nehmen. Siehe Matth.
4, 19. 20. seqq. 8, 19. 22. 10, 38. Wer nicht
sein Creutz auf sich nimmt, und folget mir
nach, der ist mein nicht werth etc.
c 11, 28.
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig
und beladen seyd, ich will euch erquicken.
Nehmet auf euch mein Joch und lernet
von mir etc.
c. 16, 24. Will mir iemand nach-
folgen, der verleugne sich selbst, und neh-
me sein Creutz auf sich und folge mir etc.

Siehe auch Luc. 10, 23. 14, 27. Joh. 12. 25.
3. Ob nun gleich auch das Exempel Chri-
sti unendlich viel voraus hat und behält, son-
derlich darinnen, daß es ein Muster der aller-
höchsten Vollkommenheit gewesen, und es die
vollkommne Heiligkeit seiner Natur zum Grun-
de hat: so ist doch gleichwol unsere Nachfol-
ge
aus den aus seiner Fülle zu nehmenden Gna-
den-Kräften möglich Joh. 1, 16. und kan auch
muß bey der Unvollkommenheit rechtschaffen
seyn, und sich in einem beständigen Zunehmen
[Spaltenumbruch] befinden, also daß er in uns, und wir nach sei-
nem Bilde immer mehr verkläret werden 2 Cor.
3, 18. bis wir ein vollkommner Mann werden,
der da sey in dem Masse des vollkommnen Al-
ters CHristi. Eph. 4, 14.
4. Eines der vornehmsten Kennzeichen
eines rechtschaffnen Lehrers ist, wenn er
nebst der Reinigkeit der Lehre sich in der
wahrhaftigen Nachfolge CHristi finden lässet,
also daß solche auch allen seinen Zuhörern, oh-
ne alle Vorstellung nach der Wahrheit ins Au-
ge fällt, und er daher, ohne Furcht einiges Wi-
derspruchs, in Demuth mit aller Freudigkeit sa-
gen kan: Seyd meine Nachfolger, gleich-
wie ich Christi.
5. Es pflegen sich zwar untreue und unhei-
lige Lehrer, und die, welche ihnen das Wort
reden, zu berufen auf die Worte unsers Heilan-
des von den Pharisäern: Alles, was sie euch
sagen, das ihr halten sollet, das haltet und
thuts: aber nach ihren Worten solt ihr
nicht thun?
sie sagens wol, Und thuns nicht.
Matth. 13, 3. Allein hieraus folget nichts
mehr, als daß einer, der kein gut Exempel giebt,
dennoch viel Wahres und Gutes vortragen kön-
ne, welches man, seines bösen Exempels un-
geachtet, anzunehmen habe, wenn man so un-
glücklich ist, daß man mit solchen Lehrern bela-
den ist. Daß aber dieselbe als Unbekehrte und
also auch Unerleuchtete den gantzen Rath GOt-
tes von dem Grunde und von der Ordnung un-
sers Heils solten in aller Lauterkeit und Kraft
erkennen, vortragen und recht zu appliciren wis-
sen, das giebt damit unser Heiland so gar nicht
zu, daß er solchem grossen Jrrthum vielmehr im
gantzen Context aufs nachdrücklichste wider-
spricht, sonderlich v. 13. da es heißt: Wehe
euch Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr
Heuchler, die ihr das Himmelreich zu-
schliesset vor den Menschen: ihr kommet
nicht hinein, und die hinein wollen, lasset
ihr nicht hinein gehen.
V. 15. Wehe
euch - - die ihr Land und Wasser umzie-
het, daß ihr einen Juden-Genossen ma-
chet, und wenn ers worden ist, machet
ihr aus ihm ein Kind der Höllen etc.
Fer-
ner v. 19. Jhr Narren und Blinden etc. v.
24. Jhr verblendete Leiter (Matth. 15, 14.)
v. 26. Du blinder Pharisäer etc. v. 33. Jhr
Schlangen, ihr Ottern-Gezüchte etc.
6. Hin-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 11, v. 1.
Das elfte Capitel/
Darinnen wider einige Mißbraͤuche/ von der Tracht des
Haupts bey Maͤnnern und Weibern/ von der guten Ordnung in
dem oͤffentlichen Gottes-Dienſt/ inſonderheit von der
Ordnung bey dem heiligen Abendmahl gehandelt
wird.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

SEyd meine Nachfolger,
gleichwie ich Chriſti,
(der
das allervollkommenſte Muſter
der Tugenden und guten Ord-
nung iſt, Nachfolger bin.)

Anmerckungen.
1. Zuvorderſt iſt alhier die Connexion die-
ſes Verſes mit dem vorhergehenden letzten Ver-
ſe des zehnten Capitels wohl zu mercken. Der
Apoſtel hatte die Corinthier darinnen auf ſein
Exempel gefuͤhret, und gezeiget, wie er ſich
mit dem wohlgemaͤßigten Gebrauch der Chriſt-
lichen Freyheit in aͤuſſerlichen Dingen iederman
zur Erbauung gefaͤllig zu machen ſuche. Und
darauf gehet er nun auf die Nachfolge ſeines
Exempels, wie uͤberhaupt, alſo auch inſonder-
heit in dergleichen Sachen.
2. Daß uns CHriſtus, auſſer dem, daß
er uns erloͤſet hat, darinnen ihm niemand nach-
folgen kan und darf, in ſeinem Leben auch ein
Exempel der Nachfolge gegeben, zeiget er ſelbſt
mehrmal an, alſo daß er dieſe in der Ordnung,
daß er ohne dieſelbe niemand fuͤr ſeinen Juͤnger
erkennen wolte, fordert; und zwar wie von ſei-
nen Apoſteln und andern beſondern Juͤngern,
auf eine gantz beſondere auſſerordentliche Art:
alſo von allen ſeinen Gliedern auf die Art, daß
ſie, ohne aͤuſſerliche Nachfolge, mit Verleug-
nung ihrer ſelbſt ſeinen Sinn ſolten an ſich und
ſein Creutz uͤber ſich nehmen. Siehe Matth.
4, 19. 20. ſeqq. 8, 19. 22. 10, 38. Wer nicht
ſein Creutz auf ſich nimmt, und folget mir
nach, der iſt mein nicht werth ꝛc.
c 11, 28.
Kommt her zu mir, alle, die ihr muͤhſelig
und beladen ſeyd, ich will euch erquicken.
Nehmet auf euch mein Joch und lernet
von mir ꝛc.
c. 16, 24. Will mir iemand nach-
folgen, der verleugne ſich ſelbſt, und neh-
me ſein Creutz auf ſich und folge mir ꝛc.

Siehe auch Luc. 10, 23. 14, 27. Joh. 12. 25.
3. Ob nun gleich auch das Exempel Chri-
ſti unendlich viel voraus hat und behaͤlt, ſon-
derlich darinnen, daß es ein Muſter der aller-
hoͤchſten Vollkommenheit geweſen, und es die
vollkommne Heiligkeit ſeiner Natur zum Grun-
de hat: ſo iſt doch gleichwol unſere Nachfol-
ge
aus den aus ſeiner Fuͤlle zu nehmenden Gna-
den-Kraͤften moͤglich Joh. 1, 16. und kan auch
muß bey der Unvollkommenheit rechtſchaffen
ſeyn, und ſich in einem beſtaͤndigen Zunehmen
[Spaltenumbruch] befinden, alſo daß er in uns, und wir nach ſei-
nem Bilde immer mehr verklaͤret werden 2 Cor.
3, 18. bis wir ein vollkommner Mann werden,
der da ſey in dem Maſſe des vollkommnen Al-
ters CHriſti. Eph. 4, 14.
4. Eines der vornehmſten Kennzeichen
eines rechtſchaffnen Lehrers iſt, wenn er
nebſt der Reinigkeit der Lehre ſich in der
wahrhaftigen Nachfolge CHriſti finden laͤſſet,
alſo daß ſolche auch allen ſeinen Zuhoͤrern, oh-
ne alle Vorſtellung nach der Wahrheit ins Au-
ge faͤllt, und er daher, ohne Furcht einiges Wi-
derſpruchs, in Demuth mit aller Freudigkeit ſa-
gen kan: Seyd meine Nachfolger, gleich-
wie ich Chriſti.
5. Es pflegen ſich zwar untreue und unhei-
lige Lehrer, und die, welche ihnen das Wort
reden, zu berufen auf die Worte unſers Heilan-
des von den Phariſaͤern: Alles, was ſie euch
ſagen, das ihr halten ſollet, das haltet und
thuts: aber nach ihren Worten ſolt ihr
nicht thun?
ſie ſagens wol, Und thuns nicht.
Matth. 13, 3. Allein hieraus folget nichts
mehr, als daß einer, der kein gut Exempel giebt,
dennoch viel Wahres und Gutes vortragen koͤn-
ne, welches man, ſeines boͤſen Exempels un-
geachtet, anzunehmen habe, wenn man ſo un-
gluͤcklich iſt, daß man mit ſolchen Lehrern bela-
den iſt. Daß aber dieſelbe als Unbekehrte und
alſo auch Unerleuchtete den gantzen Rath GOt-
tes von dem Grunde und von der Ordnung un-
ſers Heils ſolten in aller Lauterkeit und Kraft
erkennen, vortragen und recht zu appliciren wiſ-
ſen, das giebt damit unſer Heiland ſo gar nicht
zu, daß er ſolchem groſſen Jrrthum vielmehr im
gantzen Context aufs nachdruͤcklichſte wider-
ſpricht, ſonderlich v. 13. da es heißt: Wehe
euch Schriftgelehrten und Phariſaͤer, ihr
Heuchler, die ihr das Himmelreich zu-
ſchlieſſet vor den Menſchen: ihr kommet
nicht hinein, und die hinein wollen, laſſet
ihr nicht hinein gehen.
V. 15. Wehe
euch - - die ihr Land und Waſſer umzie-
het, daß ihr einen Juden-Genoſſen ma-
chet, und wenn ers worden iſt, machet
ihr aus ihm ein Kind der Hoͤllen ꝛc.
Fer-
ner v. 19. Jhr Narren und Blinden ꝛc. v.
24. Jhr verblendete Leiter (Matth. 15, 14.)
v. 26. Du blinder Phariſaͤer ꝛc. v. 33. Jhr
Schlangen, ihr Ottern-Gezuͤchte ꝛc.
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[288/0316] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 11, v. 1. Das elfte Capitel/ Darinnen wider einige Mißbraͤuche/ von der Tracht des Haupts bey Maͤnnern und Weibern/ von der guten Ordnung in dem oͤffentlichen Gottes-Dienſt/ inſonderheit von der Ordnung bey dem heiligen Abendmahl gehandelt wird. V. 1. SEyd meine Nachfolger, gleichwie ich Chriſti, (der das allervollkommenſte Muſter der Tugenden und guten Ord- nung iſt, Nachfolger bin.) Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier die Connexion die- ſes Verſes mit dem vorhergehenden letzten Ver- ſe des zehnten Capitels wohl zu mercken. Der Apoſtel hatte die Corinthier darinnen auf ſein Exempel gefuͤhret, und gezeiget, wie er ſich mit dem wohlgemaͤßigten Gebrauch der Chriſt- lichen Freyheit in aͤuſſerlichen Dingen iederman zur Erbauung gefaͤllig zu machen ſuche. Und darauf gehet er nun auf die Nachfolge ſeines Exempels, wie uͤberhaupt, alſo auch inſonder- heit in dergleichen Sachen. 2. Daß uns CHriſtus, auſſer dem, daß er uns erloͤſet hat, darinnen ihm niemand nach- folgen kan und darf, in ſeinem Leben auch ein Exempel der Nachfolge gegeben, zeiget er ſelbſt mehrmal an, alſo daß er dieſe in der Ordnung, daß er ohne dieſelbe niemand fuͤr ſeinen Juͤnger erkennen wolte, fordert; und zwar wie von ſei- nen Apoſteln und andern beſondern Juͤngern, auf eine gantz beſondere auſſerordentliche Art: alſo von allen ſeinen Gliedern auf die Art, daß ſie, ohne aͤuſſerliche Nachfolge, mit Verleug- nung ihrer ſelbſt ſeinen Sinn ſolten an ſich und ſein Creutz uͤber ſich nehmen. Siehe Matth. 4, 19. 20. ſeqq. 8, 19. 22. 10, 38. Wer nicht ſein Creutz auf ſich nimmt, und folget mir nach, der iſt mein nicht werth ꝛc. c 11, 28. Kommt her zu mir, alle, die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir ꝛc. c. 16, 24. Will mir iemand nach- folgen, der verleugne ſich ſelbſt, und neh- me ſein Creutz auf ſich und folge mir ꝛc. Siehe auch Luc. 10, 23. 14, 27. Joh. 12. 25. 3. Ob nun gleich auch das Exempel Chri- ſti unendlich viel voraus hat und behaͤlt, ſon- derlich darinnen, daß es ein Muſter der aller- hoͤchſten Vollkommenheit geweſen, und es die vollkommne Heiligkeit ſeiner Natur zum Grun- de hat: ſo iſt doch gleichwol unſere Nachfol- ge aus den aus ſeiner Fuͤlle zu nehmenden Gna- den-Kraͤften moͤglich Joh. 1, 16. und kan auch muß bey der Unvollkommenheit rechtſchaffen ſeyn, und ſich in einem beſtaͤndigen Zunehmen befinden, alſo daß er in uns, und wir nach ſei- nem Bilde immer mehr verklaͤret werden 2 Cor. 3, 18. bis wir ein vollkommner Mann werden, der da ſey in dem Maſſe des vollkommnen Al- ters CHriſti. Eph. 4, 14. 4. Eines der vornehmſten Kennzeichen eines rechtſchaffnen Lehrers iſt, wenn er nebſt der Reinigkeit der Lehre ſich in der wahrhaftigen Nachfolge CHriſti finden laͤſſet, alſo daß ſolche auch allen ſeinen Zuhoͤrern, oh- ne alle Vorſtellung nach der Wahrheit ins Au- ge faͤllt, und er daher, ohne Furcht einiges Wi- derſpruchs, in Demuth mit aller Freudigkeit ſa- gen kan: Seyd meine Nachfolger, gleich- wie ich Chriſti. 5. Es pflegen ſich zwar untreue und unhei- lige Lehrer, und die, welche ihnen das Wort reden, zu berufen auf die Worte unſers Heilan- des von den Phariſaͤern: Alles, was ſie euch ſagen, das ihr halten ſollet, das haltet und thuts: aber nach ihren Worten ſolt ihr nicht thun? ſie ſagens wol, Und thuns nicht. Matth. 13, 3. Allein hieraus folget nichts mehr, als daß einer, der kein gut Exempel giebt, dennoch viel Wahres und Gutes vortragen koͤn- ne, welches man, ſeines boͤſen Exempels un- geachtet, anzunehmen habe, wenn man ſo un- gluͤcklich iſt, daß man mit ſolchen Lehrern bela- den iſt. Daß aber dieſelbe als Unbekehrte und alſo auch Unerleuchtete den gantzen Rath GOt- tes von dem Grunde und von der Ordnung un- ſers Heils ſolten in aller Lauterkeit und Kraft erkennen, vortragen und recht zu appliciren wiſ- ſen, das giebt damit unſer Heiland ſo gar nicht zu, daß er ſolchem groſſen Jrrthum vielmehr im gantzen Context aufs nachdruͤcklichſte wider- ſpricht, ſonderlich v. 13. da es heißt: Wehe euch Schriftgelehrten und Phariſaͤer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zu- ſchlieſſet vor den Menſchen: ihr kommet nicht hinein, und die hinein wollen, laſſet ihr nicht hinein gehen. V. 15. Wehe euch - - die ihr Land und Waſſer umzie- het, daß ihr einen Juden-Genoſſen ma- chet, und wenn ers worden iſt, machet ihr aus ihm ein Kind der Hoͤllen ꝛc. Fer- ner v. 19. Jhr Narren und Blinden ꝛc. v. 24. Jhr verblendete Leiter (Matth. 15, 14.) v. 26. Du blinder Phariſaͤer ꝛc. v. 33. Jhr Schlangen, ihr Ottern-Gezuͤchte ꝛc. 6. Hin-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/316>, abgerufen am 15.08.2024.