Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 9, v. 23-25. [Spaltenumbruch]
ein Unbekehrter, gantz fleischlich gesinnet, undalso zum Amte des Geistes geistlich untüchtig, was die würdige Führung in allen Theilen und Stücken betrifft; ob er gleich vermöge einer bloß natürlichen Tüchtigkeit und Treue, die aber nicht weit reicht, noch manche äusserliche Handlung thut, die an sich ihren Werth behält, insonderheit was den buchstäblichen Vortrag des Worts, so fern er noch seine Richtigkeit hat, und die administration der heiligen Sacramen- ten betrifft. 2. Jn Ansehung der Connexion dieses und V. 24. Wisset ihr nicht, (ihr wisset es gar Anmerckungen. 1. Die Griechen hatten vielerley Arten von leiblichen Ubungen, theils die Zeit bey ih- rem Müßiggange zu vertreiben, theils auch, und sonderlich, um sich und ihre junge Mann- schaft zu Krieges-Diensten geschickt zu machen. Jnsonderheit gedencket der Apostel des Wette- Laufens in einem dazu wohlbereiteten Schran- cken, oder Lauf-Platze, nach einem Kleinod; und des Kämpfens und Fechtens um eine ver- welckliche Krone. 2. Gleichwie nun unser Heiland gewoh- net war, mit den Juden vieles durch gewisse von solchen Dingen, welche sie vor Augen hat- ten, hergenommene Gleichnisse zu reden: so machet es auch alhier Paulus, da er die Corin- thier von den leiblichen Ubungen auf die geistli- che führet. Dabey zu mercken, was er 1 Tim. 4, 7. 8. saget, nemlich: Ube dich selbst an der Gottseligkeit. Denn die leibliche U- bung ist wenig nütze; aber die Gottselig- keit ist zu allen Dingen nütze etc. 3. Man hat aber bey dem Gleichnisse von dem Wettelauffen die Gleichheit und Ungleich- heit, die es mit dem geistlichen Lauffe hat, wohl [Spaltenumbruch] zu mercken. Die Gleichheit bestehet darin- nen, daß sie alle lauffen, und keiner den andern im Lauffe aufhalten, auch ein ieder dessen, was ihm selbst im Lauffe aufhalten kan, sich enthal- ten muß. Und denn, daß der, welcher das vor- gesteckte Ziel, oder Kleinod, erlangen will, den Lauf auch wircklich vollenden, und jenes errei- chen muß. Die Ungleichheit aber ist diese, daß im leiblichen zwar alle lauffen, aber nur ei- ner, der es allen andern zuvor thut, das Klei- nod ergreifet; die andern aber zu spät und zu kurtz kommen, weil es nur ein einzeles Kleinod ist für eine eintzige Person, welche es allen übri- gen vor den Augen hinweg nimmt, und eben dadurch die Ehre des Vorzugs erhält. Hier aber erreichen alle das Kleinod; alle, welche nur ihren Lauf vollenden; wenn auch schon der eine etwas schneller läuft, als der andere; oder auch früher in die selige Ewigkeit versetzet wird. Denn gleichwie der Glaube von ungleicher Stärcke ist, so ist auch der Lauf nicht gleich: wie denn auch die Stufen der Herrlichkeit selbst in der allen Glaubigen gemeinen Seligkeit un- terschieden seyn werden. 4. Beydes kommt dem wahren Christen- thum zu, das stehen und das lauffen. Das stehen ist dem fallen entgegen gesetzet, und das lauffen der Trägheit im stille stehen, und der Untreu im zurück gehen. 5. Und hieraus ist leichtlich zu erkennen, was Paulus hingegen durch dasjenige lauffen verstehe, davon er Rom. 9, 16. saget, daß es nicht an iemands wollen oder lauffen lie- ge, sondern an GOttes Erbarmen: daß er nemlich ein eigenwilliges wollen und lauffen, welches in der vermeinten verdienstlichen Be- mühung um das Reich GOttes bestehet, und der unverdienten Gnade in CHristo entgegen gesetzet ist, anzeige. 6. Die besten Oerter, welche zur Erläu- terung des bisher betrachteten Verses dienen, sind diese: Phil. 2, 14. Eins sage ich, ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung GOTTes in CHristo JESU. 2 Tim. 4, 7. Jch habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet etc. Hebr. 12, 1. Darum auch wir, dieweil wir solchen Haufen Zeugen um uns haben, so lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebet und träge machet, und lasset uns lauffen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist etc. Siehe auch Gal. 2, 2. 5, 7. und Psalm. 119, 32. Wenn du mein Hertz tröstest, so lauffe ich den Weg dei- ner Gebote. V. 25. Ein ieglicher aber, der da kämpfet, cken
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 9, v. 23-25. [Spaltenumbruch]
ein Unbekehrter, gantz fleiſchlich geſinnet, undalſo zum Amte des Geiſtes geiſtlich untuͤchtig, was die wuͤrdige Fuͤhrung in allen Theilen und Stuͤcken betrifft; ob er gleich vermoͤge einer bloß natuͤrlichen Tuͤchtigkeit und Treue, die aber nicht weit reicht, noch manche aͤuſſerliche Handlung thut, die an ſich ihren Werth behaͤlt, inſonderheit was den buchſtaͤblichen Vortrag des Worts, ſo fern er noch ſeine Richtigkeit hat, und die adminiſtration der heiligen Sacramen- ten betrifft. 2. Jn Anſehung der Connexion dieſes und V. 24. Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar Anmerckungen. 1. Die Griechen hatten vielerley Arten von leiblichen Ubungen, theils die Zeit bey ih- rem Muͤßiggange zu vertreiben, theils auch, und ſonderlich, um ſich und ihre junge Mann- ſchaft zu Krieges-Dienſten geſchickt zu machen. Jnſonderheit gedencket der Apoſtel des Wette- Laufens in einem dazu wohlbereiteten Schran- cken, oder Lauf-Platze, nach einem Kleinod; und des Kaͤmpfens und Fechtens um eine ver- welckliche Krone. 2. Gleichwie nun unſer Heiland gewoh- net war, mit den Juden vieles durch gewiſſe von ſolchen Dingen, welche ſie vor Augen hat- ten, hergenommene Gleichniſſe zu reden: ſo machet es auch alhier Paulus, da er die Corin- thier von den leiblichen Ubungen auf die geiſtli- che fuͤhret. Dabey zu mercken, was er 1 Tim. 4, 7. 8. ſaget, nemlich: Ube dich ſelbſt an der Gottſeligkeit. Denn die leibliche U- bung iſt wenig nuͤtze; aber die Gottſelig- keit iſt zu allen Dingen nuͤtze ꝛc. 3. Man hat aber bey dem Gleichniſſe von dem Wettelauffen die Gleichheit und Ungleich- heit, die es mit dem geiſtlichen Lauffe hat, wohl [Spaltenumbruch] zu mercken. Die Gleichheit beſtehet darin- nen, daß ſie alle lauffen, und keiner den andern im Lauffe aufhalten, auch ein ieder deſſen, was ihm ſelbſt im Lauffe aufhalten kan, ſich enthal- ten muß. Und denn, daß der, welcher das vor- geſteckte Ziel, oder Kleinod, erlangen will, den Lauf auch wircklich vollenden, und jenes errei- chen muß. Die Ungleichheit aber iſt dieſe, daß im leiblichen zwar alle lauffen, aber nur ei- ner, der es allen andern zuvor thut, das Klei- nod ergreifet; die andern aber zu ſpaͤt und zu kurtz kommen, weil es nur ein einzeles Kleinod iſt fuͤr eine eintzige Perſon, welche es allen uͤbri- gen vor den Augen hinweg nimmt, und eben dadurch die Ehre des Vorzugs erhaͤlt. Hier aber erreichen alle das Kleinod; alle, welche nur ihren Lauf vollenden; wenn auch ſchon der eine etwas ſchneller laͤuft, als der andere; oder auch fruͤher in die ſelige Ewigkeit verſetzet wird. Denn gleichwie der Glaube von ungleicher Staͤrcke iſt, ſo iſt auch der Lauf nicht gleich: wie denn auch die Stufen der Herrlichkeit ſelbſt in der allen Glaubigen gemeinen Seligkeit un- terſchieden ſeyn werden. 4. Beydes kommt dem wahren Chriſten- thum zu, das ſtehen und das lauffen. Das ſtehen iſt dem fallen entgegen geſetzet, und das lauffen der Traͤgheit im ſtille ſtehen, und der Untreu im zuruͤck gehen. 5. Und hieraus iſt leichtlich zu erkennen, was Paulus hingegen durch dasjenige lauffen verſtehe, davon er Rom. 9, 16. ſaget, daß es nicht an iemands wollen oder lauffen lie- ge, ſondern an GOttes Erbarmen: daß er nemlich ein eigenwilliges wollen und lauffen, welches in der vermeinten verdienſtlichen Be- muͤhung um das Reich GOttes beſtehet, und der unverdienten Gnade in CHriſto entgegen geſetzet iſt, anzeige. 6. Die beſten Oerter, welche zur Erlaͤu- terung des bisher betrachteten Verſes dienen, ſind dieſe: Phil. 2, 14. Eins ſage ich, ich vergeſſe, was dahinten iſt, und ſtrecke mich zu dem, das da vorne iſt, und jage nach dem vorgeſteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhaͤlt die himmliſche Berufung GOTTes in CHriſto JESU. 2 Tim. 4, 7. Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet, ich habe den Lauf vollendet ꝛc. Hebr. 12, 1. Darum auch wir, dieweil wir ſolchen Haufen Zeugen um uns haben, ſo laſſet uns ablegen die Suͤnde, ſo uns immer anklebet und traͤge machet, und laſſet uns lauffen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet iſt ꝛc. Siehe auch Gal. 2, 2. 5, 7. und Pſalm. 119, 32. Wenn du mein Hertz troͤſteſt, ſo lauffe ich den Weg dei- ner Gebote. V. 25. Ein ieglicher aber, der da kaͤmpfet, cken
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 9, v. 23-25.
ein Unbekehrter, gantz fleiſchlich geſinnet, und
alſo zum Amte des Geiſtes geiſtlich untuͤchtig,
was die wuͤrdige Fuͤhrung in allen Theilen und
Stuͤcken betrifft; ob er gleich vermoͤge einer
bloß natuͤrlichen Tuͤchtigkeit und Treue, die
aber nicht weit reicht, noch manche aͤuſſerliche
Handlung thut, die an ſich ihren Werth behaͤlt,
inſonderheit was den buchſtaͤblichen Vortrag des
Worts, ſo fern er noch ſeine Richtigkeit hat,
und die adminiſtration der heiligen Sacramen-
ten betrifft.
2. Jn Anſehung der Connexion dieſes und
der vorhergehenden Verſe mit den folgenden iſt
dieſes zu mercken, daß, nachdem der Apoſtel
bisher mit mehrern gezeiget hat, wie ſorgfaͤltig
er ſey in Fuͤhrung ſeines Amts, um ihrer viele,
und darunter auch inſonderheit die Corinthier,
ſelig zu machen, er nun an dieſe eine Ermah-
nung hinzu thut, wie ſie auch ſelbſt ihres Heils
recht ſollen wahrnehmen. Wobey er ſich denn
einer vom leiblichen Wette-Laufen, ringen und
fechten hergenommenen Rede bedienet, und
ſie dabey wieder auf ſein eigenes Exempel wei-
ſet.
V. 24.
Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar
wohl, was dißfals in Griechen-Land, und in-
ſonderheit bey euch Corinthiern, nach heidni-
ſcher Art vorgehet, und wobey ihr euch zum theil
vor dem wol ſelbſt habt finden laſſen,) daß die,
ſo in den Schrancken lauffen, die lauffen
alle; aber einer (der es allen andern im ſchnel-
len Lauf zuvor thut,) erlanget das (zeitliche
und nichtige) Kleinod, (welches zur Beloh-
nung, um ihrer viele zum lauffen zu reitzen, vor-
geſtecket iſt.) Lauffet nun alſo, daß ihr es
ergreifet, (nemlich das himmliſche, und alſo
auch des Evangelii in der Herrlichkeit mit mir
theilhaftig werdet und bleibet.)
Anmerckungen.
1. Die Griechen hatten vielerley Arten
von leiblichen Ubungen, theils die Zeit bey ih-
rem Muͤßiggange zu vertreiben, theils auch,
und ſonderlich, um ſich und ihre junge Mann-
ſchaft zu Krieges-Dienſten geſchickt zu machen.
Jnſonderheit gedencket der Apoſtel des Wette-
Laufens in einem dazu wohlbereiteten Schran-
cken, oder Lauf-Platze, nach einem Kleinod;
und des Kaͤmpfens und Fechtens um eine ver-
welckliche Krone.
2. Gleichwie nun unſer Heiland gewoh-
net war, mit den Juden vieles durch gewiſſe
von ſolchen Dingen, welche ſie vor Augen hat-
ten, hergenommene Gleichniſſe zu reden: ſo
machet es auch alhier Paulus, da er die Corin-
thier von den leiblichen Ubungen auf die geiſtli-
che fuͤhret. Dabey zu mercken, was er 1 Tim.
4, 7. 8. ſaget, nemlich: Ube dich ſelbſt an
der Gottſeligkeit. Denn die leibliche U-
bung iſt wenig nuͤtze; aber die Gottſelig-
keit iſt zu allen Dingen nuͤtze ꝛc.
3. Man hat aber bey dem Gleichniſſe von
dem Wettelauffen die Gleichheit und Ungleich-
heit, die es mit dem geiſtlichen Lauffe hat, wohl
zu mercken. Die Gleichheit beſtehet darin-
nen, daß ſie alle lauffen, und keiner den andern
im Lauffe aufhalten, auch ein ieder deſſen, was
ihm ſelbſt im Lauffe aufhalten kan, ſich enthal-
ten muß. Und denn, daß der, welcher das vor-
geſteckte Ziel, oder Kleinod, erlangen will, den
Lauf auch wircklich vollenden, und jenes errei-
chen muß. Die Ungleichheit aber iſt dieſe,
daß im leiblichen zwar alle lauffen, aber nur ei-
ner, der es allen andern zuvor thut, das Klei-
nod ergreifet; die andern aber zu ſpaͤt und zu
kurtz kommen, weil es nur ein einzeles Kleinod
iſt fuͤr eine eintzige Perſon, welche es allen uͤbri-
gen vor den Augen hinweg nimmt, und eben
dadurch die Ehre des Vorzugs erhaͤlt. Hier
aber erreichen alle das Kleinod; alle, welche
nur ihren Lauf vollenden; wenn auch ſchon der
eine etwas ſchneller laͤuft, als der andere; oder
auch fruͤher in die ſelige Ewigkeit verſetzet wird.
Denn gleichwie der Glaube von ungleicher
Staͤrcke iſt, ſo iſt auch der Lauf nicht gleich:
wie denn auch die Stufen der Herrlichkeit ſelbſt
in der allen Glaubigen gemeinen Seligkeit un-
terſchieden ſeyn werden.
4. Beydes kommt dem wahren Chriſten-
thum zu, das ſtehen und das lauffen. Das
ſtehen iſt dem fallen entgegen geſetzet, und das
lauffen der Traͤgheit im ſtille ſtehen, und der
Untreu im zuruͤck gehen.
5. Und hieraus iſt leichtlich zu erkennen,
was Paulus hingegen durch dasjenige lauffen
verſtehe, davon er Rom. 9, 16. ſaget, daß es
nicht an iemands wollen oder lauffen lie-
ge, ſondern an GOttes Erbarmen: daß
er nemlich ein eigenwilliges wollen und lauffen,
welches in der vermeinten verdienſtlichen Be-
muͤhung um das Reich GOttes beſtehet, und
der unverdienten Gnade in CHriſto entgegen
geſetzet iſt, anzeige.
6. Die beſten Oerter, welche zur Erlaͤu-
terung des bisher betrachteten Verſes dienen,
ſind dieſe: Phil. 2, 14. Eins ſage ich, ich
vergeſſe, was dahinten iſt, und ſtrecke
mich zu dem, das da vorne iſt, und jage
nach dem vorgeſteckten Ziel, nach dem
Kleinod, welches vorhaͤlt die himmliſche
Berufung GOTTes in CHriſto JESU.
2 Tim. 4, 7. Jch habe einen guten Kampf
gekaͤmpfet, ich habe den Lauf vollendet ꝛc.
Hebr. 12, 1. Darum auch wir, dieweil wir
ſolchen Haufen Zeugen um uns haben, ſo
laſſet uns ablegen die Suͤnde, ſo uns immer
anklebet und traͤge machet, und laſſet uns
lauffen durch Geduld in dem Kampf, der
uns verordnet iſt ꝛc. Siehe auch Gal. 2, 2.
5, 7. und Pſalm. 119, 32. Wenn du mein
Hertz troͤſteſt, ſo lauffe ich den Weg dei-
ner Gebote.
V. 25.
Ein ieglicher aber, der da kaͤmpfet,
(wie mit lauffen, alſo auch ſonderlich mit ringen
und mit fechten,) enthaͤlt ſich alles Dinges,
(welches ihm die Kraͤfte des Leibes ſchwaͤchen,
oder auch ſonſt hinderlich ſeyn kan; hingegen a-
ber bedienet er ſich alles deſſen, was ihn kan ſtaͤr-
cken
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