Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.des ersten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Manne bleibe, und daher keine Freyheit habe,sich anderweit zu verehlichen, wol aber Ursache, sich wieder mit ihrem Manne, von dem sie etwa beleidiget zu seyn vermeinet, wieder zu versöh- nen und sich zu ihm zu fügen. Und so weit ge- het die Tractation vom Ehestande, wenn beyder- seits Eheleute Christen wären. Weil es nun aber geschahe, daß unter Juden und Heiden von den wircklichen Ehegatten sich nur das eine Theil zu CHristo bekehrete, und das andere un- bekehrt und sonderlich im Heidenthum blieb; so entstund daher dieser Casus und diese Frage: 1) Wie sich der gläubige Mann verhalten sol- te, wenn er ein ungläubig Weib habe, dieselbe aber verlasse ihn des Christenthums halber nicht? v. 12. 2) Und hinwiederum, wie sich ein gläubi- ges Weib zu verhalten, die einen ungläu- bigen Mann habe, er deserire sie aber des Christenthums halber gleichfals nicht? die- se Frage entscheidet der Apostel Propos. VI. VII. v. 12. 13. also, daß er sa- Propos. VIII. v. 15. also, daß er spricht: Propos. IX also: Bist du an ein Weib Propos. X. saget: Ein Weib ist gebun- Die Ff 2
des erſten Briefs an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
Manne bleibe, und daher keine Freyheit habe,ſich anderweit zu verehlichen, wol aber Urſache, ſich wieder mit ihrem Manne, von dem ſie etwa beleidiget zu ſeyn vermeinet, wieder zu verſoͤh- nen und ſich zu ihm zu fuͤgen. Und ſo weit ge- het die Tractation vom Eheſtande, wenn beyder- ſeits Eheleute Chriſten waͤren. Weil es nun aber geſchahe, daß unter Juden und Heiden von den wircklichen Ehegatten ſich nur das eine Theil zu CHriſto bekehrete, und das andere un- bekehrt und ſonderlich im Heidenthum blieb; ſo entſtund daher dieſer Caſus und dieſe Frage: 1) Wie ſich der glaͤubige Mann verhalten ſol- te, wenn er ein unglaͤubig Weib habe, dieſelbe aber verlaſſe ihn des Chriſtenthums halber nicht? v. 12. 2) Und hinwiederum, wie ſich ein glaͤubi- ges Weib zu verhalten, die einen unglaͤu- bigen Mann habe, er deſerire ſie aber des Chriſtenthums halber gleichfals nicht? die- ſe Frage entſcheidet der Apoſtel Propoſ. VI. VII. v. 12. 13. alſo, daß er ſa- Propoſ. VIII. v. 15. alſo, daß er ſpricht: Propoſ. IX alſo: Biſt du an ein Weib Propoſ. X. ſaget: Ein Weib iſt gebun- Die Ff 2
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des erſten Briefs an die Corinthier.
Manne bleibe, und daher keine Freyheit habe,
ſich anderweit zu verehlichen, wol aber Urſache,
ſich wieder mit ihrem Manne, von dem ſie etwa
beleidiget zu ſeyn vermeinet, wieder zu verſoͤh-
nen und ſich zu ihm zu fuͤgen. Und ſo weit ge-
het die Tractation vom Eheſtande, wenn beyder-
ſeits Eheleute Chriſten waͤren. Weil es nun
aber geſchahe, daß unter Juden und Heiden
von den wircklichen Ehegatten ſich nur das eine
Theil zu CHriſto bekehrete, und das andere un-
bekehrt und ſonderlich im Heidenthum blieb; ſo
entſtund daher dieſer Caſus und dieſe Frage:
1) Wie ſich der glaͤubige Mann verhalten ſol-
te, wenn er ein unglaͤubig Weib habe,
dieſelbe aber verlaſſe ihn des Chriſtenthums
halber nicht? v. 12.
2) Und hinwiederum, wie ſich ein glaͤubi-
ges Weib zu verhalten, die einen unglaͤu-
bigen Mann habe, er deſerire ſie aber des
Chriſtenthums halber gleichfals nicht? die-
ſe Frage entſcheidet der Apoſtel
Propoſ. VI. VII. v. 12. 13. alſo, daß er ſa-
get: Es ſolle ſich der glaͤubige Theil von
dem andern des Unglaubens wegen nicht
ſcheiden. Und dazu ſetzet er v. 14. die Urſache,
daß die gantze Ehe ihrer beyder vor GOtt durch
den glaͤubigen Theil geheiliget werde. Und
gleichwie nun der Apoſtel auch unter ſolcher Art
Eheleuten die Ehe an ſich ſelbſt und von Rechts-
wegen fuͤr unzertrennlich haͤlt; ſo war denen Co-
rinthiern viel daran gelegen, hierinnen einen
rechten Unterricht zu haben: daruͤber, wie auch
uͤber die uͤbrigen Ehe-Puncte, ſie Paulum in
einem Schreiben befraget hatten; wie aus dem
erſten Verſe zu erſehen iſt. Daß er aber von
dem unglaͤubigen Theil nicht ſaget: es ſolle und
muͤſſe bey dem glaͤubigen bleiben; ſondern wenn
es ſich gefallen laͤſt, bey dem glaͤubigen zu
bleiben; das koͤmmt keines weges daher, als
wenn der Unglaͤubige, oder die Unglaͤubige es
vor GOtt Macht und Recht gehabt habe, ſich
von dem, oder der, Glaͤubigen zu ſcheiden; ſon-
dern daher, weil Paulus ihnen nichts weder in
CHriſti, noch in ſeinem Namen befehlen kon-
te; da ſie weder CHriſtum fuͤr ihren HErrn
und Heiland, noch Paulum fuͤr ſeinen Apoſtel,
der ihnen zu befehlen haͤtte, erkannten. Und
ſo wenig ſich ſolche von CHriſto und ſeinen A-
poſteln ſagen lieſſen, ſo wenig lieſſen ſie ſich auch
ein Gebot zur Haltung des unaufloͤßlichen Ehe-
Bandes von dem glaͤubigen Theile geben, wo
ſie nicht freywillig demſelben beſtaͤndig anzuhan-
gen beliebten. Wenn nun ſolche das Chriſten-
thum, oder auch andere unguͤltige Dinge, zur
Urſach der Scheidung, oder deſertion machten,
ſo entſtund daher die dritte Frage: Wie ſich
dagegen der glaͤubige Theil zu verhalten
habe? Und dieſe beantwortet der Apoſtel
Propoſ. VIII. v. 15. alſo, daß er ſpricht:
So der Unglaͤubige (oder die Unglaͤubige)
ſich ſcheidet, ſo laſſet ihn (oder ſie) ſich
ſcheiden. Und fuͤhret dazu die Urſache an, daß
der Bruder oder die Schweſter, d. i. der Chriſt,
oder die Chriſtin, in ſolchen Faͤllen nicht ge-
fangen ſey, oder bey der muthwilligen Verlaſ-
ſung an den Unchriſten, oder an die Unchriſtin,
gebunden bleibe. Doch thut er die Cautel hin-
zu: Jm Friede aber hat uns GOtt beru-
fen. Womit er anzeiget, daß da eine ſolche
deſertion nur Unfriede anrichte, und beyde
Theile in Unruhe ſetze, ſo ſey es viel beſſer, wenn
der glaͤubige Theil, ſo viel an ihm nur immer
moͤglich ſey, dahin ſehe, daß jene unterbleibe.
Und gleich wie der glaͤubige Theil nichts unter-
laſſen ſolte, was zur Beybehaltung des Unglaͤu-
bigen auch in der Hoffnung der Gewinnung und
Anfuͤhrung zum Chriſtenthum dienen koͤnte: ſo
duͤrfte ſich aber auch hingegen derſelbige daruͤ-
ber nicht verunruhigen laſſen, wenn der un-
glaͤubige Theil nicht wolte im ehelichen Bande
bleiben; ſintemal man nicht verſichert ſeyn koͤn-
nen, ob an demſelben etwas wuͤrde zu gewin-
nen geweſen ſeyn, oder nicht. Und dahin ge-
hen die Worte v. 16. Was weiſſeſt du aber,
du (Chriſtliches) Weib, ob du den (Heid-
niſchen) Mann (wenn er ſich nicht von dir
trennet,) werdeſt ſelig machen, (oder eine
Gelegenheit zur Seligkeit werden?) oder, du
(Chriſtlicher) Mann, was weiſſeſt du, ob
du das (Heidniſche) Weib werdeſt ſelig
machen? Jm uͤbrigen, nachdem der Apoſtel
nach einigen andern Materien auf die Jung-
frauen gekommen war, und v. 16. geſaget hat-
te, daß es uͤm der gegenwaͤrtigen Noth, oder
uͤm der truͤbſeligen Zeiten willen dem Menſchen
uͤberhaupt gut ſey, unverehlicht zu bleiben; ſo
ſpricht er in Anſehung des maͤnnlichen Geſchlechts
v. 27.
Propoſ. IX alſo: Biſt du an ein Weib
gebunden, ſo ſuche nicht los zu werden;
biſt du aber los vom Weibe, ſo ſuche kein
Weib. Da er dann mit dem erſten Satz ver-
huͤten wollen, daß nicht iemand ſich durch die
truͤbſeligen Zeiten zur Eheſcheidung ſolte verlei-
ten laſſen, und alſo auch damit auf die Unzer-
trennlichkeit des ehelichen Bundes gehet. Und
nachdem er darauf den Ehe-Leuten noch ſonſt
unterſchiedliche andere Erinnerungen gegeben
hatte, ſonderlich von den Vorzuͤgen des ledigen
Standes, ſo folget darauf v. 39. noch ein hieher
gehoͤriger Ausſpruch; wenn er
Propoſ. X. ſaget: Ein Weib iſt gebun-
den an das Geſetz, ſo lange der Mann le-
bet ꝛc. Welches auch Rom. 7, v. 2. 3. bezeuget
wird. Was iſt diß aber anders fuͤr ein Geſetz,
als ſonderlich das erſte Haupt-Geſetze von der
Einſetzung des Eheſtandes Geneſ. 2. daß das
Weib bey Verlaſſung ihres Vaters und ihrer
Mutter dem Manne ſolte anhangen. Und da
dieſes erſte Geſetze, mit Einſchlieſſung des Wei-
bes, ſonderlich und ausdruͤcklich dem Manne
gegeben worden; ſo iſt leichtlich zu erachten,
daß dieſe Worte Pauli auch mit gleicher Ver-
bindung auf den Mann gehen, und es auch von
ihm heiſſen muͤſſe: Ein Mann iſt gebun-
den an das Geſetz, ſo lange das Weib
lebet.
Die
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