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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli an die Corinthier. Cap. 6, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] (zuvorderst zwar und fürnemlich die Seele, als
welche der Heilige Geist eigentlich bewohnet,
aber doch auch vermöge der Seele der Leib; sin-
temal der Heilige Geist durch die Seele auch
den Leib regiret und heiliget,) ein Tempel des
Heiligen Geistes ist,
(der also nach Art der
Tempel rein, heilig und ehrerbietig zu halten,
da er zumal des Heiligen Geistes Wohnung
ist,) der in euch ist, (nicht als ein Gast, son-
dern als ein Eigenthums-HErr; der auch be-
ständig in euch bleiben will: 1 Cor. 3, 16. 2 Cor.
6, 16. Eph. 2, 21. Hebr. 3, 6. 1 Petr. 2, 5.) wel-
chen
(Heiligen Geist, und mit dem zuvorderst
euren eigenen Leib) ihr habet (als ein grosses
Geschenck) von GOTT, und seyd (daher,
da ihr alles von GOTT empfangen, und nichts
von euch selbst habt,) nicht euer selbst, (daß
ihr mit eurem Leibe machen dürftet, was ihr
nur selbst wollet; sondern ihr gehöret mit Leib
und Seele GOTT an, und habet dieses mit
dem aufrichtigen und heiligen Dienste GOttes
zu erweisen.)

V. 20.

Denn (daß ihr nicht euer eigen seyd, ist
ausser dem Grunde der Schöpfung und der täg-
lichen Erhaltung, auch sonderlich aus der Er-
lösung klar; als wodurch) ihr seyd theuer
erkaufet,
(ranzioniret durch das mit dem Ver-
[Spaltenumbruch] söhnungs-Tode gezahlete Löse-Geld; und also
nicht mit Gold und Silber, sondern mit dem
theuren Blute CHristi, als eines unschuldigen
und unbefleckten Lammes. Siehe hievon auch
c. 7, 23. Gal. 3, 13. 1 Petr. 1, 18. 2 Petr. 2, 1.
Hebr. 9, 12. 14, Apoc. 5, 7. Jhr habet auch sol-
cher Erlösung in so vielen unschatzbaren Heils-
Gütern hier zeitlich und dort ewig zu geniessen;
daß ihr demnach so viel weniger von euch selbst
und so viel mehr von GOTT dependiret:) So
preiset GOTT an eurem Leibe
(dadurch,
daß ihr ihn zum heiligen Gepäß eurer selbst, das
ist eurer Seelen, die ein unsterblicher Geist ist,
gebrauchet; sintemal ihr gantz nach Leib und
Seele erlöset seyd, und dem Erlöser ein eigen-
thümliches Volck seyn sollet,) und in eurem
Geiste,
(also daß ihr diesen GOTT zum Tem-
pel und zur Wohnung überlasset, damit er sein
herrliches Ebenbild zu eurer innern oder geistli-
chen und künftig auch äusserlichen, oder leibli-
chen Verklärung, in euch immer mehr anrich-
ten möge. Siehe auch Phil. 1, 20. 3, 21. Rom.
8, 11. 2 Cor. 4, 10. 11.) welche sind GOttes,
(darum laßet sie auch GOtt zu Diensten stehen,
also daß, gleichwie ihr sie vordem begeben ha-
bet zum Dienste der Unreinigkeit, und von einer
Ungerechtigkeit zu der andern, ihr sie nun GOtt
zu Waffen der Gerechtigkeit begebet, daß sie hei-
lig werden. Rom. 6, 13. 19.)

Anmerckungen
zum siebenten Capitel.

1.

[Spaltenumbruch]

JN dem siebenten Capitel wird die
Materie vom Ehe-Stande, wie
auch vom ledigen Stande ab-
gehandelt: und ist von jenem die
Tractation also beschaffen, daß
daraus insonderheit die zweene Haupt-Puncte,
der von der ehelichen Verbindung zwischen
nicht mehrern, als einem Manne und einem
Weibe gegen die Vielweiberey; und der von
der Unzertrennlichkeit des ehelichen Bandes wi-
der die Licentz der Ehescheidung gar gründlich
erkannt und beurtheilet werden können.

2. Und dieses sind zwo sehr wichtige Ma-
terien; sonderlich heutiges Tages; sintemal
manche dahin verfallen, daß sie weder die Ei-
nigkeit
oder Einheit des ehelichen Bandes wi-
der die Polygamie, noch desselben Unzertrenn-
lichkeit
wider die viel zu weit extendirte Ehe-
Scheidungen für eine Sache, die im Gesetze
der Natur und der heiligen Schrift geboten sey,
erkennen; sondern vielmehr so wol die Viel-
weiberey, als auch die Ehe-Scheidung noch
ausser dem in der heiligen Schrift determinirten
Falle, nach dem Recht der Natur und der hei-
ligen Schrift für zuläßig halten, das Verbot
aber nur zu den menschlichen Rechten der Kir-
[Spaltenumbruch] chen und der Policey ziehen: und also daraus um
den Ehe-Stand eine solche Wand zur Vor-
mauer machen, die ihrer Meinung nach endlich
selbst über einen Haufen gehen muß. Welche
gefährliche Meinungen denn so viel mehrere Zer-
rüttungen in dem Ehestande verursachen, so viel
mehr die Welt ohne das im Argen lieget, und
sich berühmte Rechts-Gelehrte finden, die kein
Bedencken tragen, sie mit ihren ungegründeten
Aussprüchen zu unterstützen.

3. Jch finde es demnach sehr dienlich zu
seyn, daß ich diese Materie bey dem siebenten
Capitel dieses Briefes etwas genauer untersu-
che und sie in ihrer Richtigkeit mit dem Gewich-
te ihrer Gründe dem Christlichen Leser vor Au-
gen lege.

4. Es kan aber dieses nicht füglich und zu
genugsamer Uberzeugung geschehen, es sey denn,
daß man zuvorderst diejenigen Stellen der hei-
ligen Schrift, worauf sich Paulus in diesem
Capitel, als auf den Grund seiner Tractation
beziehet, recht einsiehet: nemlich das erste und
Haupt-Gesetze von der Ehe, welches wir im er-
sten Buch Mosis Cap. 2, 24. finden: als dar-
auf Paulus sonderlich siehet, wenn er Cap. 7,
39. spricht: Das Weib ist gebunden an das

Gesetz

Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli an die Corinthier. Cap. 6, v. 19. 20.
[Spaltenumbruch] (zuvorderſt zwar und fuͤrnemlich die Seele, als
welche der Heilige Geiſt eigentlich bewohnet,
aber doch auch vermoͤge der Seele der Leib; ſin-
temal der Heilige Geiſt durch die Seele auch
den Leib regiret und heiliget,) ein Tempel des
Heiligen Geiſtes iſt,
(der alſo nach Art der
Tempel rein, heilig und ehrerbietig zu halten,
da er zumal des Heiligen Geiſtes Wohnung
iſt,) der in euch iſt, (nicht als ein Gaſt, ſon-
dern als ein Eigenthums-HErr; der auch be-
ſtaͤndig in euch bleiben will: 1 Cor. 3, 16. 2 Cor.
6, 16. Eph. 2, 21. Hebr. 3, 6. 1 Petr. 2, 5.) wel-
chen
(Heiligen Geiſt, und mit dem zuvorderſt
euren eigenen Leib) ihr habet (als ein groſſes
Geſchenck) von GOTT, und ſeyd (daher,
da ihr alles von GOTT empfangen, und nichts
von euch ſelbſt habt,) nicht euer ſelbſt, (daß
ihr mit eurem Leibe machen duͤrftet, was ihr
nur ſelbſt wollet; ſondern ihr gehoͤret mit Leib
und Seele GOTT an, und habet dieſes mit
dem aufrichtigen und heiligen Dienſte GOttes
zu erweiſen.)

V. 20.

Denn (daß ihr nicht euer eigen ſeyd, iſt
auſſer dem Grunde der Schoͤpfung und der taͤg-
lichen Erhaltung, auch ſonderlich aus der Er-
loͤſung klar; als wodurch) ihr ſeyd theuer
erkaufet,
(ranzioniret durch das mit dem Ver-
[Spaltenumbruch] ſoͤhnungs-Tode gezahlete Loͤſe-Geld; und alſo
nicht mit Gold und Silber, ſondern mit dem
theuren Blute CHriſti, als eines unſchuldigen
und unbefleckten Lammes. Siehe hievon auch
c. 7, 23. Gal. 3, 13. 1 Petr. 1, 18. 2 Petr. 2, 1.
Hebr. 9, 12. 14, Apoc. 5, 7. Jhr habet auch ſol-
cher Erloͤſung in ſo vielen unſchatzbaren Heils-
Guͤtern hier zeitlich und dort ewig zu genieſſen;
daß ihr demnach ſo viel weniger von euch ſelbſt
und ſo viel mehr von GOTT dependiret:) So
preiſet GOTT an eurem Leibe
(dadurch,
daß ihr ihn zum heiligen Gepaͤß eurer ſelbſt, das
iſt eurer Seelen, die ein unſterblicher Geiſt iſt,
gebrauchet; ſintemal ihr gantz nach Leib und
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thuͤmliches Volck ſeyn ſollet,) und in eurem
Geiſte,
(alſo daß ihr dieſen GOTT zum Tem-
pel und zur Wohnung uͤberlaſſet, damit er ſein
herrliches Ebenbild zu eurer innern oder geiſtli-
chen und kuͤnftig auch aͤuſſerlichen, oder leibli-
chen Verklaͤrung, in euch immer mehr anrich-
ten moͤge. Siehe auch Phil. 1, 20. 3, 21. Rom.
8, 11. 2 Cor. 4, 10. 11.) welche ſind GOttes,
(darum laßet ſie auch GOtt zu Dienſten ſtehen,
alſo daß, gleichwie ihr ſie vordem begeben ha-
bet zum Dienſte der Unreinigkeit, und von einer
Ungerechtigkeit zu der andern, ihr ſie nun GOtt
zu Waffen der Gerechtigkeit begebet, daß ſie hei-
lig werden. Rom. 6, 13. 19.)

Anmerckungen
zum ſiebenten Capitel.

1.

[Spaltenumbruch]

JN dem ſiebenten Capitel wird die
Materie vom Ehe-Stande, wie
auch vom ledigen Stande ab-
gehandelt: und iſt von jenem die
Tractation alſo beſchaffen, daß
daraus inſonderheit die zweene Haupt-Puncte,
der von der ehelichen Verbindung zwiſchen
nicht mehrern, als einem Manne und einem
Weibe gegen die Vielweiberey; und der von
der Unzertrennlichkeit des ehelichen Bandes wi-
der die Licentz der Eheſcheidung gar gruͤndlich
erkannt und beurtheilet werden koͤnnen.

2. Und dieſes ſind zwo ſehr wichtige Ma-
terien; ſonderlich heutiges Tages; ſintemal
manche dahin verfallen, daß ſie weder die Ei-
nigkeit
oder Einheit des ehelichen Bandes wi-
der die Polygamie, noch deſſelben Unzertrenn-
lichkeit
wider die viel zu weit extendirte Ehe-
Scheidungen fuͤr eine Sache, die im Geſetze
der Natur und der heiligen Schrift geboten ſey,
erkennen; ſondern vielmehr ſo wol die Viel-
weiberey, als auch die Ehe-Scheidung noch
auſſer dem in der heiligen Schrift determinirten
Falle, nach dem Recht der Natur und der hei-
ligen Schrift fuͤr zulaͤßig halten, das Verbot
aber nur zu den menſchlichen Rechten der Kir-
[Spaltenumbruch] chen und der Policey ziehen: und alſo daraus um
den Ehe-Stand eine ſolche Wand zur Vor-
mauer machen, die ihrer Meinung nach endlich
ſelbſt uͤber einen Haufen gehen muß. Welche
gefaͤhrliche Meinungen denn ſo viel mehrere Zer-
ruͤttungen in dem Eheſtande verurſachen, ſo viel
mehr die Welt ohne das im Argen lieget, und
ſich beruͤhmte Rechts-Gelehrte finden, die kein
Bedencken tragen, ſie mit ihren ungegruͤndeten
Ausſpruͤchen zu unterſtuͤtzen.

3. Jch finde es demnach ſehr dienlich zu
ſeyn, daß ich dieſe Materie bey dem ſiebenten
Capitel dieſes Briefes etwas genauer unterſu-
che und ſie in ihrer Richtigkeit mit dem Gewich-
te ihrer Gruͤnde dem Chriſtlichen Leſer vor Au-
gen lege.

4. Es kan aber dieſes nicht fuͤglich und zu
genugſamer Uberzeugung geſchehen, es ſey denn,
daß man zuvorderſt diejenigen Stellen der hei-
ligen Schrift, worauf ſich Paulus in dieſem
Capitel, als auf den Grund ſeiner Tractation
beziehet, recht einſiehet: nemlich das erſte und
Haupt-Geſetze von der Ehe, welches wir im er-
ſten Buch Moſis Cap. 2, 24. finden: als dar-
auf Paulus ſonderlich ſiehet, wenn er Cap. 7,
39. ſpricht: Das Weib iſt gebunden an das

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[216/0244] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli an die Corinthier. Cap. 6, v. 19. 20. (zuvorderſt zwar und fuͤrnemlich die Seele, als welche der Heilige Geiſt eigentlich bewohnet, aber doch auch vermoͤge der Seele der Leib; ſin- temal der Heilige Geiſt durch die Seele auch den Leib regiret und heiliget,) ein Tempel des Heiligen Geiſtes iſt, (der alſo nach Art der Tempel rein, heilig und ehrerbietig zu halten, da er zumal des Heiligen Geiſtes Wohnung iſt,) der in euch iſt, (nicht als ein Gaſt, ſon- dern als ein Eigenthums-HErr; der auch be- ſtaͤndig in euch bleiben will: 1 Cor. 3, 16. 2 Cor. 6, 16. Eph. 2, 21. Hebr. 3, 6. 1 Petr. 2, 5.) wel- chen (Heiligen Geiſt, und mit dem zuvorderſt euren eigenen Leib) ihr habet (als ein groſſes Geſchenck) von GOTT, und ſeyd (daher, da ihr alles von GOTT empfangen, und nichts von euch ſelbſt habt,) nicht euer ſelbſt, (daß ihr mit eurem Leibe machen duͤrftet, was ihr nur ſelbſt wollet; ſondern ihr gehoͤret mit Leib und Seele GOTT an, und habet dieſes mit dem aufrichtigen und heiligen Dienſte GOttes zu erweiſen.) V. 20. Denn (daß ihr nicht euer eigen ſeyd, iſt auſſer dem Grunde der Schoͤpfung und der taͤg- lichen Erhaltung, auch ſonderlich aus der Er- loͤſung klar; als wodurch) ihr ſeyd theuer erkaufet, (ranzioniret durch das mit dem Ver- ſoͤhnungs-Tode gezahlete Loͤſe-Geld; und alſo nicht mit Gold und Silber, ſondern mit dem theuren Blute CHriſti, als eines unſchuldigen und unbefleckten Lammes. Siehe hievon auch c. 7, 23. Gal. 3, 13. 1 Petr. 1, 18. 2 Petr. 2, 1. Hebr. 9, 12. 14, Apoc. 5, 7. Jhr habet auch ſol- cher Erloͤſung in ſo vielen unſchatzbaren Heils- Guͤtern hier zeitlich und dort ewig zu genieſſen; daß ihr demnach ſo viel weniger von euch ſelbſt und ſo viel mehr von GOTT dependiret:) So preiſet GOTT an eurem Leibe (dadurch, daß ihr ihn zum heiligen Gepaͤß eurer ſelbſt, das iſt eurer Seelen, die ein unſterblicher Geiſt iſt, gebrauchet; ſintemal ihr gantz nach Leib und Seele erloͤſet ſeyd, und dem Erloͤſer ein eigen- thuͤmliches Volck ſeyn ſollet,) und in eurem Geiſte, (alſo daß ihr dieſen GOTT zum Tem- pel und zur Wohnung uͤberlaſſet, damit er ſein herrliches Ebenbild zu eurer innern oder geiſtli- chen und kuͤnftig auch aͤuſſerlichen, oder leibli- chen Verklaͤrung, in euch immer mehr anrich- ten moͤge. Siehe auch Phil. 1, 20. 3, 21. Rom. 8, 11. 2 Cor. 4, 10. 11.) welche ſind GOttes, (darum laßet ſie auch GOtt zu Dienſten ſtehen, alſo daß, gleichwie ihr ſie vordem begeben ha- bet zum Dienſte der Unreinigkeit, und von einer Ungerechtigkeit zu der andern, ihr ſie nun GOtt zu Waffen der Gerechtigkeit begebet, daß ſie hei- lig werden. Rom. 6, 13. 19.) Anmerckungen zum ſiebenten Capitel. 1. JN dem ſiebenten Capitel wird die Materie vom Ehe-Stande, wie auch vom ledigen Stande ab- gehandelt: und iſt von jenem die Tractation alſo beſchaffen, daß daraus inſonderheit die zweene Haupt-Puncte, der von der ehelichen Verbindung zwiſchen nicht mehrern, als einem Manne und einem Weibe gegen die Vielweiberey; und der von der Unzertrennlichkeit des ehelichen Bandes wi- der die Licentz der Eheſcheidung gar gruͤndlich erkannt und beurtheilet werden koͤnnen. 2. Und dieſes ſind zwo ſehr wichtige Ma- terien; ſonderlich heutiges Tages; ſintemal manche dahin verfallen, daß ſie weder die Ei- nigkeit oder Einheit des ehelichen Bandes wi- der die Polygamie, noch deſſelben Unzertrenn- lichkeit wider die viel zu weit extendirte Ehe- Scheidungen fuͤr eine Sache, die im Geſetze der Natur und der heiligen Schrift geboten ſey, erkennen; ſondern vielmehr ſo wol die Viel- weiberey, als auch die Ehe-Scheidung noch auſſer dem in der heiligen Schrift determinirten Falle, nach dem Recht der Natur und der hei- ligen Schrift fuͤr zulaͤßig halten, das Verbot aber nur zu den menſchlichen Rechten der Kir- chen und der Policey ziehen: und alſo daraus um den Ehe-Stand eine ſolche Wand zur Vor- mauer machen, die ihrer Meinung nach endlich ſelbſt uͤber einen Haufen gehen muß. Welche gefaͤhrliche Meinungen denn ſo viel mehrere Zer- ruͤttungen in dem Eheſtande verurſachen, ſo viel mehr die Welt ohne das im Argen lieget, und ſich beruͤhmte Rechts-Gelehrte finden, die kein Bedencken tragen, ſie mit ihren ungegruͤndeten Ausſpruͤchen zu unterſtuͤtzen. 3. Jch finde es demnach ſehr dienlich zu ſeyn, daß ich dieſe Materie bey dem ſiebenten Capitel dieſes Briefes etwas genauer unterſu- che und ſie in ihrer Richtigkeit mit dem Gewich- te ihrer Gruͤnde dem Chriſtlichen Leſer vor Au- gen lege. 4. Es kan aber dieſes nicht fuͤglich und zu genugſamer Uberzeugung geſchehen, es ſey denn, daß man zuvorderſt diejenigen Stellen der hei- ligen Schrift, worauf ſich Paulus in dieſem Capitel, als auf den Grund ſeiner Tractation beziehet, recht einſiehet: nemlich das erſte und Haupt-Geſetze von der Ehe, welches wir im er- ſten Buch Moſis Cap. 2, 24. finden: als dar- auf Paulus ſonderlich ſiehet, wenn er Cap. 7, 39. ſpricht: Das Weib iſt gebunden an das Geſetz

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/244>, abgerufen am 24.11.2024.