Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 5, v. 9-11. [Spaltenumbruch]
durch die bittern Salsen, damit das Oster-Lamm verzehret werden muste, angezeiget ist. 2 B. Mos. 12, 8. d. Wie soll man des HErrn JESU ge- niessen? Also, daß man sich das Blut CHri- sti in gläubiger eigner Besprengung recht zu- eigne; daß man als ein geistlicher Pilgrim, oder Wandersmann alhier keine bleibende Stelle suche, sondern mit Verleugnung der Welt davon eile zum himmlischen Canaan, an den Füssen geistlicher weise gleichsam ge- stiefelt und mit dem Stabe des Glaubens ver- sehen; und insonderheit daß man sein gan- tzes Leben also in der Gemeinschaft mit CHri- sto zubringe, daß es gleichsam ein beständiges Fest der süssen Brodt sey, darin man von al- lem Sauerteige der Bosheit und Schalckheit sich enthalte, und ihm diene im Süßteige der Lauterkeit und der Wahrheit. Luc. 12, 35. Eph. 6, 14. 15. 1 Pet. 1, 13. Matth. 16, 6. 12. Luc. 12, 1. 1 Cor. 5, 7. 8. Jes. 52, 15. Hebr. 10, 22. 12, 24. 1 Pet. 1, 2. 1 Joh. 1, 7. Of- fenb. 1, 5. 5, 10. 7, 14. gleichwie die Juden die Pfosten ihrer Thüre und die Oberschwelle mit dem Blute des Oster-Lammes bespren- get, 2 B. Mos. 12, 7. das Oster-Lamm ge- gessen in der Figur der Wanders-Leute, um ihre Lenden umgürtet, an den Füssen geschuet, und mit Stäben in den Händen, als die hin- weg eilen, v. 11. und dabey, wie auch in den sieben Oster-Tagen, kein anders als ungesäuer- tes Brodt geniessen müssen. v. 15. V. 9. Jch habe euch geschrieben in dem V. 10. Das meine ich gar nicht von den Hu- V. 11. Nun aber (hingegen aber: siehe c. 7, 14. Anmerckungen. 1. Es entstehet hier eine wichtige Frage: Wie man heute zu Tage, da fast der grösseste, gewiß doch ein gar grosser Haufe derer, die sich zum Christenthum, und insonderheit zur Evan- gelischen Kirche bekennen, und also für geistliche Brüder gehalten seyn wollen, aus solchen, oder doch dergleichen groben und rohen Sündern, als der Apostel alhier benennet, leider bestehet, sich gegen sie zu verhalten habe, daß man nach seinem Gewissen dieser Ermahnung Pauli nachkomme? Denn gehet man mit ihnen also um, daß man auch mit ihnen isset entweder täglich, oder doch bey dieser und jener Gelegenheit, so kan einem Pauli Warnung entgegen stehen. Entziehet man sich von ihnen, so wird viel Unfried und Un- heil gestiftet, und man entziehet ihnen zugleich sein Exempel, welches ihnen doch auch etwa noch zur Besserung dienen könte. 2. Man hat, um diese Frage recht zu ent- scheiden, den Umgang auch unter denen, die sich zu CHristo, und dabey zu einer äusserlichen Kirche bekennen, wohl zu unterscheiden in den natür-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 5, v. 9-11. [Spaltenumbruch]
durch die bittern Salſen, damit das Oſter-Lamm verzehret werden muſte, angezeiget iſt. 2 B. Moſ. 12, 8. d. Wie ſoll man des HErrn JESU ge- nieſſen? Alſo, daß man ſich das Blut CHri- ſti in glaͤubiger eigner Beſprengung recht zu- eigne; daß man als ein geiſtlicher Pilgrim, oder Wandersmann alhier keine bleibende Stelle ſuche, ſondern mit Verleugnung der Welt davon eile zum himmliſchen Canaan, an den Fuͤſſen geiſtlicher weiſe gleichſam ge- ſtiefelt und mit dem Stabe des Glaubens ver- ſehen; und inſonderheit daß man ſein gan- tzes Leben alſo in der Gemeinſchaft mit CHri- ſto zubringe, daß es gleichſam ein beſtaͤndiges Feſt der ſuͤſſen Brodt ſey, darin man von al- lem Sauerteige der Bosheit und Schalckheit ſich enthalte, und ihm diene im Suͤßteige der Lauterkeit und der Wahrheit. Luc. 12, 35. Eph. 6, 14. 15. 1 Pet. 1, 13. Matth. 16, 6. 12. Luc. 12, 1. 1 Cor. 5, 7. 8. Jeſ. 52, 15. Hebr. 10, 22. 12, 24. 1 Pet. 1, 2. 1 Joh. 1, 7. Of- fenb. 1, 5. 5, 10. 7, 14. gleichwie die Juden die Pfoſten ihrer Thuͤre und die Oberſchwelle mit dem Blute des Oſter-Lammes beſpren- get, 2 B. Moſ. 12, 7. das Oſter-Lamm ge- geſſen in der Figur der Wanders-Leute, um ihre Lenden umguͤrtet, an den Fuͤſſen geſchuet, und mit Staͤben in den Haͤnden, als die hin- weg eilen, v. 11. und dabey, wie auch in den ſieben Oſter-Tagen, kein anders als ungeſaͤuer- tes Brodt genieſſen muͤſſen. v. 15. V. 9. Jch habe euch geſchrieben in dem V. 10. Das meine ich gar nicht von den Hu- V. 11. Nun aber (hingegen aber: ſiehe c. 7, 14. Anmerckungen. 1. Es entſtehet hier eine wichtige Frage: Wie man heute zu Tage, da faſt der groͤſſeſte, gewiß doch ein gar groſſer Haufe derer, die ſich zum Chriſtenthum, und inſonderheit zur Evan- geliſchen Kirche bekennen, und alſo fuͤr geiſtliche Bruͤder gehalten ſeyn wollen, aus ſolchen, oder doch dergleichen groben und rohen Suͤndern, als der Apoſtel alhier benennet, leider beſtehet, ſich gegen ſie zu verhalten habe, daß man nach ſeinem Gewiſſen dieſer Ermahnung Pauli nachkomme? Denn gehet man mit ihnen alſo um, daß man auch mit ihnen iſſet entweder taͤglich, oder doch bey dieſer und jener Gelegenheit, ſo kan einem Pauli Warnung entgegen ſtehen. Entziehet man ſich von ihnen, ſo wird viel Unfried und Un- heil geſtiftet, und man entziehet ihnen zugleich ſein Exempel, welches ihnen doch auch etwa noch zur Beſſerung dienen koͤnte. 2. Man hat, um dieſe Frage recht zu ent- ſcheiden, den Umgang auch unter denen, die ſich zu CHriſto, und dabey zu einer aͤuſſerlichen Kirche bekennen, wohl zu unterſcheiden in den natuͤr-
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 5, v. 9-11.
durch die bittern Salſen, damit das Oſter-
Lamm verzehret werden muſte, angezeiget iſt.
2 B. Moſ. 12, 8.
d. Wie ſoll man des HErrn JESU ge-
nieſſen? Alſo, daß man ſich das Blut CHri-
ſti in glaͤubiger eigner Beſprengung recht zu-
eigne; daß man als ein geiſtlicher Pilgrim,
oder Wandersmann alhier keine bleibende
Stelle ſuche, ſondern mit Verleugnung der
Welt davon eile zum himmliſchen Canaan,
an den Fuͤſſen geiſtlicher weiſe gleichſam ge-
ſtiefelt und mit dem Stabe des Glaubens ver-
ſehen; und inſonderheit daß man ſein gan-
tzes Leben alſo in der Gemeinſchaft mit CHri-
ſto zubringe, daß es gleichſam ein beſtaͤndiges
Feſt der ſuͤſſen Brodt ſey, darin man von al-
lem Sauerteige der Bosheit und Schalckheit
ſich enthalte, und ihm diene im Suͤßteige der
Lauterkeit und der Wahrheit. Luc. 12, 35.
Eph. 6, 14. 15. 1 Pet. 1, 13. Matth. 16, 6. 12.
Luc. 12, 1. 1 Cor. 5, 7. 8. Jeſ. 52, 15. Hebr.
10, 22. 12, 24. 1 Pet. 1, 2. 1 Joh. 1, 7. Of-
fenb. 1, 5. 5, 10. 7, 14. gleichwie die Juden
die Pfoſten ihrer Thuͤre und die Oberſchwelle
mit dem Blute des Oſter-Lammes beſpren-
get, 2 B. Moſ. 12, 7. das Oſter-Lamm ge-
geſſen in der Figur der Wanders-Leute, um
ihre Lenden umguͤrtet, an den Fuͤſſen geſchuet,
und mit Staͤben in den Haͤnden, als die hin-
weg eilen, v. 11. und dabey, wie auch in den
ſieben Oſter-Tagen, kein anders als ungeſaͤuer-
tes Brodt genieſſen muͤſſen. v. 15.
V. 9.
Jch habe euch geſchrieben in dem
Briefe (in eben dieſem Briefe kurtz vorher, da
in dem wider den Blut-Schaͤnder gethanen Aus-
ſpruch dieſe Sententz, daß man mit den Hurern
nichts zu ſchaffen haben ſolle, lieget. Daß
aber der Articulus τῇ, dem, zuweilen ſo viel ſey
als dieſem, in dieſem, ſiehet man unter andern
aus 1 Theſſ. 5, 27. da es auf gleiche Art von eben
demſelben Briefe heißt: Jch beſchwere euch
bey dem HERRN, daß ihr τὴν ἐπιστολὴν,
DJESE Epiſtel (wie Lutherus alhier den
Articulum τὴν uͤberſetzet hat) leſen laſſet allen
heiligen Bruͤdern) daß ihr nichts ſollet zu
ſchaffen haben mit den Hurern. (Siehe
auch Eph. 5, 11. Habet nicht Gemeinſchaft mit
den unfruchtbaren Wercken der Finſterniß, ſtra-
fet ſie aber vielmehr. Alſo auch 1 Theſſ. 3, 6. 14.
Entziehet euch von allem Bruder, der unordent-
lich wandelt, und nicht nach den Satzungen, die
er von uns empfangen hat.)
V. 10.
Das meine ich gar nicht von den Hu-
rern in dieſer Welt, (von ſolchen, die noch
nach dem boͤſem Laufe der gegenwaͤrtigen Welt
alſo leben, daß ſie noch auſſer eurer Gemeine und
auſſer dem Chriſtenthum ſtehen) oder von den
Geitzigen, oder von den Raͤubern, oder
von den Abgoͤttiſchen; (unter gedachten noch
bloſſen Welt-Kindern) ſonſt muͤßtet ihr die
Welt raͤumen (als welche damit angefuͤllet iſt,
und mit denen man doch umzugehen hat, ſo fern
es aͤuſſerliche Geſchaͤfte, welche menſchliche So-
cietaͤt, und darinnen der Handel und Wandel
mit ſich bringet, erfodern.)
V. 11.
Nun aber (hingegen aber: ſiehe c. 7, 14.
12, 18. 20. 15, 20. da die particula nun auch
adverſativa iſt) habe ich euch geſchrieben,
ihr ſollet nichts mit ihnen zu ſchaffen (kei-
nen genauen, vertraulichen und bruͤderlichen Um-
gang) haben, nemlich ſo iemand iſt, der ſich
laͤßt einen Bruder nennen, (der ſich zu eurer
Chriſtlichen Gemeine haͤlt, als ein Mitglied, und
auch von den Heiden dafuͤr angeſehen wird,)
und iſt ein Hurer, oder ein Geitziger, oder
ein Abgoͤttiſcher, (ein aus dem Heidenthum ſo
gar kaum Halb-Bekehrter, daß er ſich noch mit
der Abgoͤtterey verunreiniget, oder doch daran
theil nimmt, nach 1 Cor. 10, 20. Offenb. 2, 14.
20.) oder ein Laͤſterer, (der ſich an andern
mit groben Schmaͤhungen vergreifet, und mit
ſeiner Laͤſter-Zunge vielen Unfrieden anrichtet,)
oder ein Trunckenbold, oder ein Raͤuber;
mit demſelben ſollet ihr auch nicht eſſen,
(ſo gar keine bruͤderliche Gemeinſchaft haben,
daß ihr auch allen uͤbrigen vertraulichen Umgang
mit ihnen aufhebet, als da iſt, wenn man ſich
bey ihnen als ein Gaſt einfindet, oder ſie bey ſich zu
Gaſte ladet. Alle ſolche Gemeinſchaft ſoll mit ih-
nen, wenn ſie ermahnet ſind, u. davon nicht abſte-
hen, aufgehoben werden: und zwar theils um
unſerer ſelbſt willen, daß wir nicht Theil nehmen
an ihren Suͤnden, und uns ſelbſt einiger maſſen
mit einflechten laſſen; theils aber ihrent wegen,
daß ſie beſchaͤmet und deſto mehr dadurch zur
Buſſe gereitzet werden: nicht weniger auch um
der gantzen Gemeine und der Heiden willen, daß
dieſe daher nicht Gelegenheit uͤberkommen, von
der Chriſtlichen Religion ſelbſt uͤbel zu urthei-
len. Siehe Matth. 18, 17. Rom. 16, 17. 18.
2 Cor. 6, 14. Eph. 5, 11. Phil. 2, 15. 2 Theſſ. 3,
6. 14. 1 Pet. 2, 12.)
Anmerckungen.
1. Es entſtehet hier eine wichtige Frage:
Wie man heute zu Tage, da faſt der groͤſſeſte,
gewiß doch ein gar groſſer Haufe derer, die ſich
zum Chriſtenthum, und inſonderheit zur Evan-
geliſchen Kirche bekennen, und alſo fuͤr geiſtliche
Bruͤder gehalten ſeyn wollen, aus ſolchen, oder
doch dergleichen groben und rohen Suͤndern, als
der Apoſtel alhier benennet, leider beſtehet, ſich
gegen ſie zu verhalten habe, daß man nach ſeinem
Gewiſſen dieſer Ermahnung Pauli nachkomme?
Denn gehet man mit ihnen alſo um, daß man
auch mit ihnen iſſet entweder taͤglich, oder doch
bey dieſer und jener Gelegenheit, ſo kan einem
Pauli Warnung entgegen ſtehen. Entziehet
man ſich von ihnen, ſo wird viel Unfried und Un-
heil geſtiftet, und man entziehet ihnen zugleich
ſein Exempel, welches ihnen doch auch etwa noch
zur Beſſerung dienen koͤnte.
2. Man hat, um dieſe Frage recht zu ent-
ſcheiden, den Umgang auch unter denen, die
ſich zu CHriſto, und dabey zu einer aͤuſſerlichen
Kirche bekennen, wohl zu unterſcheiden in den
natuͤr-
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