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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 4, v. 1-3.
Das vierte Capitel/
Darinnen der Apostel die bisher in den ersten Capiteln

tractirte Materie/ wie man das Amt der Lehrer/ sonderlich der A-
postel/ anzusehen habe/ beschliesset/ und die Corinthier deßhalb
mit Verweisung einiger Vergehung/ fürnemlich in der Auf-
blehung des Sinnes/ ihrer Pflicht er-
innert.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DAfür halte uns iedermann,
nemlich für CHristus Die-
ner,
(die dergestalt den Men-
schen dienen, daß sie ihnen ih-
ren Dienst um CHristi willen
und an CHristi statt nach dem Prophetischen
Amte leisten, und dannenhero diesen ihren
Dienst bey Menschen also führen müssen, nicht
wie es Menschen haben wollen, sondern wie
es ihre von CHristo, ihrem HERRN, em-
pfangene Instruction mit sich bringet:) und
Haushalter
(denn da die Kirche auf Erden
GOttes Haus, GOttes Tempel ist, Ephes.
2, 19-22. 1 Tim. 3, 15. 2 Tim. 2, 20. Hebr.
3, 6. so gebrauchet er darinnen Haushalter;
sintemal er es der menschlichen Natur am ge-
mässesten befunden, daß er mit Menschen durch
Menschen handeln ließ: siehe Matth. 24, 45.
2 Cor. 4, 5. 6, 4. Coloss. 1, 25. 26. Tit. 1, 7.
1 Petr. 4, 10.) über GOttes Geheimnisse,
(über den gantzen Rath GOTTES von dem
Grunde und von der Ordnung unsers Heils,
davon der Mittel-Punct ist die Person und
das Werck der Erlösung CHristi, wie dieses
im Evangelio vorgetragen und durch die heilige
Sacramenta zugeeignet wird. Hierüber sind
Lehrer Haushalter, diese Güter des Hauses
GOttes zuvorderst selbst in eigner Person recht
zu gebrauchen, und in dieser Ordnung auch
recht zu verwalten, und einem ieden, nach
dem Zustande seiner Seele, recht zu appli-
cir
en.)

V. 2.

Nun aber suchet man nichts mehr
an den Haushaltern, denn daß sie treu
erfunden werden.

Anmerckungen.
1. Diese Treue hat die wahre Klugheit
oder Weisheit zum Grunde. Siehe 1 Cor.
3, 10. da der treue Haushalter ein weiser Bau-
meister heisset: und Luc. 12, 42. da unser Hei-
land beydes zusammen setzet, wenn er saget:
Wie ein groß Ding ist es, um einen treuen
und klugen Haushalter!
und 2 Tim. 2, 2.
da Paulus saget: Was du von mir gehöret
hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen
Menschen, die da tüchtig
(d. i. weise, geist-
[Spaltenumbruch] lich klug) sind, auch andere zu lehren.
Die Klugheit praesentiret gleichsam die Augen
und das Haupt eines guten Haushalters, und
die Treue die Hände und Füsse, ja den gantzen
Leib, das ist alle seine Kräfte.
2. Diese Treue aber hebet sich an von der
Treue gegen uns selbst und hat ihren Grund
darinnen. Denn wer keine Treue gegen seine
eigene Seele beweiset, da er sich selbst der nech-
ste ist, und er seinen Nechsten lieben soll, wie
zuvorderst sich selbst; wie will der die rechte
Treue haben und beweisen gegen seinen Nech-
sten, da ihn sein Gewissen dazu gar nicht antrei-
bet; als welches im geistlichen Tode lieget und
seiner selbst nicht einmal wahrnimmt.
3. Es stehet demnach um die Treue und
Tüchtigkeit in der Haushaltung eines unbekehr-
ten Lehrers gar schlecht. Denn ob er gleich
buchstäblich viel Wahres erkennet und vorträ-
get, auch die Sacramenta richtig administriret,
diese auch daher nebst dem Worte GOttes an
sich selbst ihre Kraft behalten: so fehlet es ihm
doch nicht weniger an der rechten geistlichen
Treue, als an der wahren Tüchtigkeit, oder
Weisheit, den gantzen Rath GOtees in aller
Lauterkeit recht geistlich zu erkennen, in aller
Richtigkeit und rechten Ordnung vorzutragen,
und gehörig, nachdem es der Seelen-Zustand
eines ieglichen Menschen erfodert, zu applici-
ren. Zu geschweigen, daß er für dieselbe nicht
erhörlich beten kan, da GOtt die beharrlichen
Sünder nicht höret; er ihnen auch im Leben kein
Vorbild ist, sondern vielmehr ein nicht geringer
Anstoß.
V. 3.

Mir aber ist es ein geringes, daß ich
von euch
(anakritho) gerichtet werde, oder
von einem menschlichen Tage,
(nemlich Ge-
richts-Tage, und dem Gericht selbst, im Gegen-
satz auf den grossen Tag, oder Gerichts-Tag des
HErrn, da alles recht wird beurtheilet und ent-
schieden werden: wenn ich vorher von Menschen
beurtheilet werde, daß ich es dem einen recht ma-
che, dem andern aber nicht, und man mich deß-
wegen andern nachsetzet, das achte ich nichts,)
auch richte ich (anakrino) mich selbst nicht,
(nemlich dergestalt, daß ich mich bey mir selbst
in Eigen-Liebe mit andern vergliche, welchem ich
vorzuziehen oder nachzusetzen sey.)

V. 4. Jch
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 4, v. 1-3.
Das vierte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die bisher in den erſten Capiteln

tractirte Materie/ wie man das Amt der Lehrer/ ſonderlich der A-
poſtel/ anzuſehen habe/ beſchlieſſet/ und die Corinthier deßhalb
mit Verweiſung einiger Vergehung/ fuͤrnemlich in der Auf-
blehung des Sinnes/ ihrer Pflicht er-
innert.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

DAfuͤr halte uns iedermann,
nemlich fuͤr CHriſtus Die-
ner,
(die dergeſtalt den Men-
ſchen dienen, daß ſie ihnen ih-
ren Dienſt um CHriſti willen
und an CHriſti ſtatt nach dem Prophetiſchen
Amte leiſten, und dannenhero dieſen ihren
Dienſt bey Menſchen alſo fuͤhren muͤſſen, nicht
wie es Menſchen haben wollen, ſondern wie
es ihre von CHriſto, ihrem HERRN, em-
pfangene Inſtruction mit ſich bringet:) und
Haushalter
(denn da die Kirche auf Erden
GOttes Haus, GOttes Tempel iſt, Epheſ.
2, 19-22. 1 Tim. 3, 15. 2 Tim. 2, 20. Hebr.
3, 6. ſo gebrauchet er darinnen Haushalter;
ſintemal er es der menſchlichen Natur am ge-
maͤſſeſten befunden, daß er mit Menſchen durch
Menſchen handeln ließ: ſiehe Matth. 24, 45.
2 Cor. 4, 5. 6, 4. Coloſſ. 1, 25. 26. Tit. 1, 7.
1 Petr. 4, 10.) uͤber GOttes Geheimniſſe,
(uͤber den gantzen Rath GOTTES von dem
Grunde und von der Ordnung unſers Heils,
davon der Mittel-Punct iſt die Perſon und
das Werck der Erloͤſung CHriſti, wie dieſes
im Evangelio vorgetragen und durch die heilige
Sacramenta zugeeignet wird. Hieruͤber ſind
Lehrer Haushalter, dieſe Guͤter des Hauſes
GOttes zuvorderſt ſelbſt in eigner Perſon recht
zu gebrauchen, und in dieſer Ordnung auch
recht zu verwalten, und einem ieden, nach
dem Zuſtande ſeiner Seele, recht zu appli-
cir
en.)

V. 2.

Nun aber ſuchet man nichts mehr
an den Haushaltern, denn daß ſie treu
erfunden werden.

Anmerckungen.
1. Dieſe Treue hat die wahre Klugheit
oder Weisheit zum Grunde. Siehe 1 Cor.
3, 10. da der treue Haushalter ein weiſer Bau-
meiſter heiſſet: und Luc. 12, 42. da unſer Hei-
land beydes zuſammen ſetzet, wenn er ſaget:
Wie ein groß Ding iſt es, um einen treuen
und klugen Haushalter!
und 2 Tim. 2, 2.
da Paulus ſaget: Was du von mir gehoͤret
haſt durch viele Zeugen, das befiehl treuen
Menſchen, die da tuͤchtig
(d. i. weiſe, geiſt-
[Spaltenumbruch] lich klug) ſind, auch andere zu lehren.
Die Klugheit præſentiret gleichſam die Augen
und das Haupt eines guten Haushalters, und
die Treue die Haͤnde und Fuͤſſe, ja den gantzen
Leib, das iſt alle ſeine Kraͤfte.
2. Dieſe Treue aber hebet ſich an von der
Treue gegen uns ſelbſt und hat ihren Grund
darinnen. Denn wer keine Treue gegen ſeine
eigene Seele beweiſet, da er ſich ſelbſt der nech-
ſte iſt, und er ſeinen Nechſten lieben ſoll, wie
zuvorderſt ſich ſelbſt; wie will der die rechte
Treue haben und beweiſen gegen ſeinen Nech-
ſten, da ihn ſein Gewiſſen dazu gar nicht antrei-
bet; als welches im geiſtlichen Tode lieget und
ſeiner ſelbſt nicht einmal wahrnimmt.
3. Es ſtehet demnach um die Treue und
Tuͤchtigkeit in der Haushaltung eines unbekehr-
ten Lehrers gar ſchlecht. Denn ob er gleich
buchſtaͤblich viel Wahres erkennet und vortraͤ-
get, auch die Sacramenta richtig adminiſtriret,
dieſe auch daher nebſt dem Worte GOttes an
ſich ſelbſt ihre Kraft behalten: ſo fehlet es ihm
doch nicht weniger an der rechten geiſtlichen
Treue, als an der wahren Tuͤchtigkeit, oder
Weisheit, den gantzen Rath GOtees in aller
Lauterkeit recht geiſtlich zu erkennen, in aller
Richtigkeit und rechten Ordnung vorzutragen,
und gehoͤrig, nachdem es der Seelen-Zuſtand
eines ieglichen Menſchen erfodert, zu applici-
ren. Zu geſchweigen, daß er fuͤr dieſelbe nicht
erhoͤrlich beten kan, da GOtt die beharrlichen
Suͤnder nicht hoͤret; er ihnen auch im Leben kein
Vorbild iſt, ſondern vielmehr ein nicht geringer
Anſtoß.
V. 3.

Mir aber iſt es ein geringes, daß ich
von euch
(ἀνακριϑῷ) gerichtet werde, oder
von einem menſchlichen Tage,
(nemlich Ge-
richts-Tage, und dem Gericht ſelbſt, im Gegen-
ſatz auf den groſſen Tag, oder Gerichts-Tag des
HErrn, da alles recht wird beurtheilet und ent-
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beurtheilet werde, daß ich es dem einen recht ma-
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wegen andern nachſetzet, das achte ich nichts,)
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V. 4. Jch
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/228>, abgerufen am 24.11.2024.