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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 3, v. 15-17.
[Spaltenumbruch] den gezogen hat; indem er das, was er andern
als eine gesunde Speise vorgesetzet, doch aber
ungesund ist, selbst zur Kranckheit seiner See-
le, wo nicht gar zum geistlichen Tode, genos-
sen hat:) er selbst aber (in so fern er selbst auf
den guten Grund gebauet und dabey geblieben
ist,) wird selig werden, (vermöge des gu-
ten Grundes zur Zeit der Trübsal erhalten und
zur Zeit des Todes selig werden, wenn ihm al-
les andere, so er darauf gebauet, als unnütze
und schädlich, entrissen, und er denn so viel
mehr dadurch auf den eintzigen guten Grund ge-
wiesen wird,) so doch, als durchs Feuer
(nicht ohne Verlust alles dessen, das die Probe
nicht hält; und nicht ohne Gefahr, selbst ver-
lohren zu gehen. Er muß sich so dann noch
wie ein Brand, oder ein schon vom Feuer er-
griffenes Stücke Holtz, mit Noth heraus ziehen
und erretten lassen: wie es heißt Judä v. 23. Et-
liche machet mit Furcht selig, und rücket sie aus
dem Feuer. Siehe auch Amos 4, 11. Jhr
waret, wie ein Brand, der aus dem Feuer
gerissen wird.

Anmerckung.

Es kan dieser Ort nicht vom Feg[e]feuer
der Papisten verstanden werden, 1. weil alhier
nicht so wol von den Sünden insgemein, als
von der falschen Lehre die Rede ist. 2. Weil
diese Prüfung und Bewährung nicht allein auf
das falsche, sondern auch auf das wahre in der
Lehre gehet. 3. Weil von einer solchen Prü-
fung und Offenbarung die Rede ist, welche nicht
erst in jener, sondern schon in dieser Welt, oder
doch im Tode, nicht aber nach dem Tode, ge-
schiehet. 4. Weil hier keine Spur zu finden
von einem eigentlichen Feuer der Versöhnung,
sondern nur von dem Feuer der Lauterung und
Entdeckung gehandelt wird: wie denn auch mit
dem Wörtlein [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]s, wie, oder als, als durchs
Feuer
deutlich genug angezeiget wird, daß die-
ses eine verblümte Redens-Art sey. Welches
alles sich zum so genannten Fegfeuer der Papi-
sten nicht schicket: welches über das auch dem
eintzigen und vollkommensten Versühn-Opfer
Christi entgegen stehet.

V. 16. 17.

Wisset ihr nicht, (ihr wisset es gar wohl,
wie hoch ihr in dem, daß ihr Christen und da-
mit zum Gebäue GOttes worden, v. 9. 12. ge-
würdiget seyd; habet daher solche eure Würde
auch würdiglich zu gebrauchen,) daß ihr Got-
tes Tempel seyd, und der Geist GOttes
in euch wohnet. So iemand den Tempel
GOttes verderbet, den wird GOtt ver-
derben,
(als der sich seine geheiligte Wohnung
nicht stöhren und verunreinigen läßt.) Denn
der Tempel GOttes ist heilig,
(und also
von Rechtswegen auch inviolabel,) der seyd
ihr,
(alle zusammen wie ein einiger Tempel,
aber auch ein ieder ist insonderheit ein Tempel
GOttes. Eph. 2, 21. c. 4, 22.)

Anmerckung.

Da in den dreyen hohen Festtagen alle-
[Spaltenumbruch] mal ein Programma, oder kurtze Erweckungs-
Schrift an die studirende Jugend im Namen
des Herrn Pro-Rectoris und des Academischen
Senatus von dem Decano der Theologischen Fa-
cult
ät auf hiesiger Universität gemachet wird,
und ich im Jahr 1726. auf das heilige Pfingst-
Fest dazu vorstehenden Spruch, sonderlich den
ersten Vers davon genommen, und denselben
porismatice oder durch gewisse Schlüsse tracti-
ret habe, wird es dem Christlichen Leser, wie
ich hoffe, zu einiger Erbauung gereichen, wenn
ich dieselbe Tractation hier mit einrücke; und
zwar wie sie von einem Studioso aus der Latei-
nischen Sprache übersetzet, und so wol der Ein-
gang, als auch die Beschluß-Rede davon ge-
lassen ist.

Lehr-Schlüsse.
1. Daß GOTT ein Geist sey; erkennen wir
zwar aus dem Lichte der Natur; daß aber
der Geist GOttes, der Heilige Geist, selbst
GOTT, und zugleich eine wahrhafte vom
Vater und Sohn unterschiedene göttliche
Person
sey; solches ist dem Lichte der Natur
verborgen; und also ist es unvollkommen,
auch zur Seligkeit nicht hinlänglich.
2. Daß die Christliche Religion nicht von
Menschen ersonnen, sondern ihren Ursprung
von GOTT und der göttlichen Offenbarung
habe, kan unter andern Beweis-Gründen
daraus fürnemlich erkant werden, weil sie so
hohe Glaubens-Geheimnisse in sich fasset, die
zwar wider die Vernunft keines weges strei-
ten; aber doch ihren Begriff sehr weit über-
steigen; dergestalt, daß sie von der Vernunft
unmüglich haben ersonnen werden können.
Wohin denn auch dieses gehöret, nemlich
das Geheimniß von GOTT und seinem
Geist,
als von einer besondern Person des
göttlichen Wesens.
3. Daß aber der Heilige Geist eine wahrhaf-
te Person
der Gottheit sey, davon hat man
einen Beweis aus dieser seiner persönlichen
Eigenschaft, nach welcher ihm die Einwoh-
nung der wahren Gläubigen,
als des
Tempels GOttes, zugeschrieben wird; als
welche eigentlich nur einer wahrhaften Per-
son kan beygemessen werden.
4. Daß aber der Heilige Geist ein wahrer
GOTT
sey, erkennen wir auch daher, weil
wir von der Einwohnung des Heiligen Gei-
stes
ein Tempel GOttes genennet werden;
also daß dieses eins ist, ein Tempel GOt-
tes
heissen, und ein Tempel des Heiligen
Geistes
seyn, der in denen Glaubigen woh-
net.
5. Es muß aber auch, ausser der göttlichen Na-
tur des Heiligen Geistes, und wie er eine be-
sondere Person ist, in diesem Ausspruch sein
Amt, welches in der Gnaden-reichen Ein-
wohnung und Regierung der Gläubi-
gen
bestehet, recht erkant werden. Jn wel-
cher Ordnung aber der Heilige Geist dazu
schreite, kan die Bekehrung der Corinthier
zu GOtt uns deutlich vor Augen legen.
6. Der

Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 15-17.
[Spaltenumbruch] den gezogen hat; indem er das, was er andern
als eine geſunde Speiſe vorgeſetzet, doch aber
ungeſund iſt, ſelbſt zur Kranckheit ſeiner See-
le, wo nicht gar zum geiſtlichen Tode, genoſ-
ſen hat:) er ſelbſt aber (in ſo fern er ſelbſt auf
den guten Grund gebauet und dabey geblieben
iſt,) wird ſelig werden, (vermoͤge des gu-
ten Grundes zur Zeit der Truͤbſal erhalten und
zur Zeit des Todes ſelig werden, wenn ihm al-
les andere, ſo er darauf gebauet, als unnuͤtze
und ſchaͤdlich, entriſſen, und er denn ſo viel
mehr dadurch auf den eintzigen guten Grund ge-
wieſen wird,) ſo doch, als durchs Feuer
(nicht ohne Verluſt alles deſſen, das die Probe
nicht haͤlt; und nicht ohne Gefahr, ſelbſt ver-
lohren zu gehen. Er muß ſich ſo dann noch
wie ein Brand, oder ein ſchon vom Feuer er-
griffenes Stuͤcke Holtz, mit Noth heraus ziehen
und erretten laſſen: wie es heißt Judaͤ v. 23. Et-
liche machet mit Furcht ſelig, und ruͤcket ſie aus
dem Feuer. Siehe auch Amos 4, 11. Jhr
waret, wie ein Brand, der aus dem Feuer
geriſſen wird.

Anmerckung.

Es kan dieſer Ort nicht vom Feg[e]feuer
der Papiſten verſtanden werden, 1. weil alhier
nicht ſo wol von den Suͤnden insgemein, als
von der falſchen Lehre die Rede iſt. 2. Weil
dieſe Pruͤfung und Bewaͤhrung nicht allein auf
das falſche, ſondern auch auf das wahre in der
Lehre gehet. 3. Weil von einer ſolchen Pruͤ-
fung und Offenbarung die Rede iſt, welche nicht
erſt in jener, ſondern ſchon in dieſer Welt, oder
doch im Tode, nicht aber nach dem Tode, ge-
ſchiehet. 4. Weil hier keine Spur zu finden
von einem eigentlichen Feuer der Verſoͤhnung,
ſondern nur von dem Feuer der Lauterung und
Entdeckung gehandelt wird: wie denn auch mit
dem Woͤrtlein [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ς, wie, oder als, als durchs
Feuer
deutlich genug angezeiget wird, daß die-
ſes eine verbluͤmte Redens-Art ſey. Welches
alles ſich zum ſo genannten Fegfeuer der Papi-
ſten nicht ſchicket: welches uͤber das auch dem
eintzigen und vollkommenſten Verſuͤhn-Opfer
Chriſti entgegen ſtehet.

V. 16. 17.

Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl,
wie hoch ihr in dem, daß ihr Chriſten und da-
mit zum Gebaͤue GOttes worden, v. 9. 12. ge-
wuͤrdiget ſeyd; habet daher ſolche eure Wuͤrde
auch wuͤrdiglich zu gebrauchen,) daß ihr Got-
tes Tempel ſeyd, und der Geiſt GOttes
in euch wohnet. So iemand den Tempel
GOttes verderbet, den wird GOtt ver-
derben,
(als der ſich ſeine geheiligte Wohnung
nicht ſtoͤhren und verunreinigen laͤßt.) Denn
der Tempel GOttes iſt heilig,
(und alſo
von Rechtswegen auch inviolabel,) der ſeyd
ihr,
(alle zuſammen wie ein einiger Tempel,
aber auch ein ieder iſt inſonderheit ein Tempel
GOttes. Eph. 2, 21. c. 4, 22.)

Anmerckung.

Da in den dreyen hohen Feſttagen alle-
[Spaltenumbruch] mal ein Programma, oder kurtze Erweckungs-
Schrift an die ſtudirende Jugend im Namen
des Herrn Pro-Rectoris und des Academiſchen
Senatus von dem Decano der Theologiſchen Fa-
cult
aͤt auf hieſiger Univerſitaͤt gemachet wird,
und ich im Jahr 1726. auf das heilige Pfingſt-
Feſt dazu vorſtehenden Spruch, ſonderlich den
erſten Vers davon genommen, und denſelben
porismatice oder durch gewiſſe Schluͤſſe tracti-
ret habe, wird es dem Chriſtlichen Leſer, wie
ich hoffe, zu einiger Erbauung gereichen, wenn
ich dieſelbe Tractation hier mit einruͤcke; und
zwar wie ſie von einem Studioſo aus der Latei-
niſchen Sprache uͤberſetzet, und ſo wol der Ein-
gang, als auch die Beſchluß-Rede davon ge-
laſſen iſt.

Lehr-Schluͤſſe.
1. Daß GOTT ein Geiſt ſey; erkennen wir
zwar aus dem Lichte der Natur; daß aber
der Geiſt GOttes, der Heilige Geiſt, ſelbſt
GOTT, und zugleich eine wahrhafte vom
Vater und Sohn unterſchiedene goͤttliche
Perſon
ſey; ſolches iſt dem Lichte der Natur
verborgen; und alſo iſt es unvollkommen,
auch zur Seligkeit nicht hinlaͤnglich.
2. Daß die Chriſtliche Religion nicht von
Menſchen erſonnen, ſondern ihren Urſprung
von GOTT und der goͤttlichen Offenbarung
habe, kan unter andern Beweis-Gruͤnden
daraus fuͤrnemlich erkant werden, weil ſie ſo
hohe Glaubens-Geheimniſſe in ſich faſſet, die
zwar wider die Vernunft keines weges ſtrei-
ten; aber doch ihren Begriff ſehr weit uͤber-
ſteigen; dergeſtalt, daß ſie von der Vernunft
unmuͤglich haben erſonnen werden koͤnnen.
Wohin denn auch dieſes gehoͤret, nemlich
das Geheimniß von GOTT und ſeinem
Geiſt,
als von einer beſondern Perſon des
goͤttlichen Weſens.
3. Daß aber der Heilige Geiſt eine wahrhaf-
te Perſon
der Gottheit ſey, davon hat man
einen Beweis aus dieſer ſeiner perſoͤnlichen
Eigenſchaft, nach welcher ihm die Einwoh-
nung der wahren Glaͤubigen,
als des
Tempels GOttes, zugeſchrieben wird; als
welche eigentlich nur einer wahrhaften Per-
ſon kan beygemeſſen werden.
4. Daß aber der Heilige Geiſt ein wahrer
GOTT
ſey, erkennen wir auch daher, weil
wir von der Einwohnung des Heiligen Gei-
ſtes
ein Tempel GOttes genennet werden;
alſo daß dieſes eins iſt, ein Tempel GOt-
tes
heiſſen, und ein Tempel des Heiligen
Geiſtes
ſeyn, der in denen Glaubigen woh-
net.
5. Es muß aber auch, auſſer der goͤttlichen Na-
tur des Heiligen Geiſtes, und wie er eine be-
ſondere Perſon iſt, in dieſem Ausſpruch ſein
Amt, welches in der Gnaden-reichen Ein-
wohnung und Regierung der Glaͤubi-
gen
beſtehet, recht erkant werden. Jn wel-
cher Ordnung aber der Heilige Geiſt dazu
ſchreite, kan die Bekehrung der Corinthier
zu GOtt uns deutlich vor Augen legen.
6. Der
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[196/0224] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 3, v. 15-17. den gezogen hat; indem er das, was er andern als eine geſunde Speiſe vorgeſetzet, doch aber ungeſund iſt, ſelbſt zur Kranckheit ſeiner See- le, wo nicht gar zum geiſtlichen Tode, genoſ- ſen hat:) er ſelbſt aber (in ſo fern er ſelbſt auf den guten Grund gebauet und dabey geblieben iſt,) wird ſelig werden, (vermoͤge des gu- ten Grundes zur Zeit der Truͤbſal erhalten und zur Zeit des Todes ſelig werden, wenn ihm al- les andere, ſo er darauf gebauet, als unnuͤtze und ſchaͤdlich, entriſſen, und er denn ſo viel mehr dadurch auf den eintzigen guten Grund ge- wieſen wird,) ſo doch, als durchs Feuer (nicht ohne Verluſt alles deſſen, das die Probe nicht haͤlt; und nicht ohne Gefahr, ſelbſt ver- lohren zu gehen. Er muß ſich ſo dann noch wie ein Brand, oder ein ſchon vom Feuer er- griffenes Stuͤcke Holtz, mit Noth heraus ziehen und erretten laſſen: wie es heißt Judaͤ v. 23. Et- liche machet mit Furcht ſelig, und ruͤcket ſie aus dem Feuer. Siehe auch Amos 4, 11. Jhr waret, wie ein Brand, der aus dem Feuer geriſſen wird. Anmerckung. Es kan dieſer Ort nicht vom Fegefeuer der Papiſten verſtanden werden, 1. weil alhier nicht ſo wol von den Suͤnden insgemein, als von der falſchen Lehre die Rede iſt. 2. Weil dieſe Pruͤfung und Bewaͤhrung nicht allein auf das falſche, ſondern auch auf das wahre in der Lehre gehet. 3. Weil von einer ſolchen Pruͤ- fung und Offenbarung die Rede iſt, welche nicht erſt in jener, ſondern ſchon in dieſer Welt, oder doch im Tode, nicht aber nach dem Tode, ge- ſchiehet. 4. Weil hier keine Spur zu finden von einem eigentlichen Feuer der Verſoͤhnung, ſondern nur von dem Feuer der Lauterung und Entdeckung gehandelt wird: wie denn auch mit dem Woͤrtlein _ ς, wie, oder als, als durchs Feuer deutlich genug angezeiget wird, daß die- ſes eine verbluͤmte Redens-Art ſey. Welches alles ſich zum ſo genannten Fegfeuer der Papi- ſten nicht ſchicket: welches uͤber das auch dem eintzigen und vollkommenſten Verſuͤhn-Opfer Chriſti entgegen ſtehet. V. 16. 17. Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl, wie hoch ihr in dem, daß ihr Chriſten und da- mit zum Gebaͤue GOttes worden, v. 9. 12. ge- wuͤrdiget ſeyd; habet daher ſolche eure Wuͤrde auch wuͤrdiglich zu gebrauchen,) daß ihr Got- tes Tempel ſeyd, und der Geiſt GOttes in euch wohnet. So iemand den Tempel GOttes verderbet, den wird GOtt ver- derben, (als der ſich ſeine geheiligte Wohnung nicht ſtoͤhren und verunreinigen laͤßt.) Denn der Tempel GOttes iſt heilig, (und alſo von Rechtswegen auch inviolabel,) der ſeyd ihr, (alle zuſammen wie ein einiger Tempel, aber auch ein ieder iſt inſonderheit ein Tempel GOttes. Eph. 2, 21. c. 4, 22.) Anmerckung. Da in den dreyen hohen Feſttagen alle- mal ein Programma, oder kurtze Erweckungs- Schrift an die ſtudirende Jugend im Namen des Herrn Pro-Rectoris und des Academiſchen Senatus von dem Decano der Theologiſchen Fa- cultaͤt auf hieſiger Univerſitaͤt gemachet wird, und ich im Jahr 1726. auf das heilige Pfingſt- Feſt dazu vorſtehenden Spruch, ſonderlich den erſten Vers davon genommen, und denſelben porismatice oder durch gewiſſe Schluͤſſe tracti- ret habe, wird es dem Chriſtlichen Leſer, wie ich hoffe, zu einiger Erbauung gereichen, wenn ich dieſelbe Tractation hier mit einruͤcke; und zwar wie ſie von einem Studioſo aus der Latei- niſchen Sprache uͤberſetzet, und ſo wol der Ein- gang, als auch die Beſchluß-Rede davon ge- laſſen iſt. Lehr-Schluͤſſe. 1. Daß GOTT ein Geiſt ſey; erkennen wir zwar aus dem Lichte der Natur; daß aber der Geiſt GOttes, der Heilige Geiſt, ſelbſt GOTT, und zugleich eine wahrhafte vom Vater und Sohn unterſchiedene goͤttliche Perſon ſey; ſolches iſt dem Lichte der Natur verborgen; und alſo iſt es unvollkommen, auch zur Seligkeit nicht hinlaͤnglich. 2. Daß die Chriſtliche Religion nicht von Menſchen erſonnen, ſondern ihren Urſprung von GOTT und der goͤttlichen Offenbarung habe, kan unter andern Beweis-Gruͤnden daraus fuͤrnemlich erkant werden, weil ſie ſo hohe Glaubens-Geheimniſſe in ſich faſſet, die zwar wider die Vernunft keines weges ſtrei- ten; aber doch ihren Begriff ſehr weit uͤber- ſteigen; dergeſtalt, daß ſie von der Vernunft unmuͤglich haben erſonnen werden koͤnnen. Wohin denn auch dieſes gehoͤret, nemlich das Geheimniß von GOTT und ſeinem Geiſt, als von einer beſondern Perſon des goͤttlichen Weſens. 3. Daß aber der Heilige Geiſt eine wahrhaf- te Perſon der Gottheit ſey, davon hat man einen Beweis aus dieſer ſeiner perſoͤnlichen Eigenſchaft, nach welcher ihm die Einwoh- nung der wahren Glaͤubigen, als des Tempels GOttes, zugeſchrieben wird; als welche eigentlich nur einer wahrhaften Per- ſon kan beygemeſſen werden. 4. Daß aber der Heilige Geiſt ein wahrer GOTT ſey, erkennen wir auch daher, weil wir von der Einwohnung des Heiligen Gei- ſtes ein Tempel GOttes genennet werden; alſo daß dieſes eins iſt, ein Tempel GOt- tes heiſſen, und ein Tempel des Heiligen Geiſtes ſeyn, der in denen Glaubigen woh- net. 5. Es muß aber auch, auſſer der goͤttlichen Na- tur des Heiligen Geiſtes, und wie er eine be- ſondere Perſon iſt, in dieſem Ausſpruch ſein Amt, welches in der Gnaden-reichen Ein- wohnung und Regierung der Glaͤubi- gen beſtehet, recht erkant werden. Jn wel- cher Ordnung aber der Heilige Geiſt dazu ſchreite, kan die Bekehrung der Corinthier zu GOtt uns deutlich vor Augen legen. 6. Der

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/224>, abgerufen am 24.11.2024.