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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 16, v. 18. 19.
[Spaltenumbruch] beschreibet: und denn wie er die Römer ermah-
net, sich vor ihnen zu hüten: nachdem er von
Aquila und Priscilla auch sonst muß gehöret ha-
ben, in welcher Gefahr die Kirche CHristi daselbst
ihrentwegen stehe.
2. Die falschen Lehrer beschreibet er nach
ihrer Lehre, nach ihrem Leben, und nach dem
Mittel ihrer Verführung.
3. Jn Ansehung der falschen Lehre sagt
er, daß sie Zertrennung und Aergerniß angerich-
tet nebst und ausser der reinen apostolischen Lehre,
die sie gelernet hatten. Und werden wol allem
Vermuthen nach solche gemeinet, welche noch
halbe Jüden gewesen, und daher die Lehre von
CHristo, oder den Rath GOttes von dem Grun-
de und von der Ordnung des Heils, theils mit jü-
dischen Satzungen, theils mit ihren eignen Ein-
fällen dergestalt vermenget haben, daß dadurch
zuvorderst Aergernisse in der Lehre, und denn, wo
sie Beyfall gefunden, auch Spaltungen enstan-
den sind, oder besorglich noch entstehen konten.
4. Und da ihre Lehre nichts tauget, so ist
auch ihr Leben gar nicht rechtschaffen gewesen:
wie denn bey einer solchen Lehre, welche entweder
dem Grunde, oder der Ordnung des Heils, oder
beyden entgegen stehet, kein heiliges und GOtt-
gefälliges Leben statt finden kan. Und dieses wird
damit angezeiget, wenn es von ihnen heißt, daß
sie nicht CHristo, sondern ihrem Bauche
dienen:
das ist, ein gantz unlauteres, falsches
Auge, oder falschen Zweck haben, sich in allem
selbst suchen, sonderlich was ihrem Fleische an-
genehm ist, und auf gute Tage gehet; und daher
nicht allein mit falscher Lehre, sondern auch mit
heuchlerischem und bösem Leben der Gemeine ein
Anstoß sind. Man sehe davon auch Phil. 3, 19.
5. Das Mittel der Verführung sind
khrestologia, kai eulogia, welche beyde Worte
wol auf eines gehen, nemlich auf die geschminck-
te Wohlredenheit,
dadurch sie ihren irrigen
Lehren suchten den Schein der Wahrheit zu ge-
ben, sich selbst beliebt zu machen, und zu dem En-
de wie ihre Jrrthümer mit allerhand Wort-Blu-
men schmückten, also auch den Leuten schmei-
chelten und heuchelten, um ihre Gunst zu haben,
und von der Gunst ihren Vortheil nach dem Flei-
sche zu ziehen. Dergleichen falsche Geister auch
beschrieben werden 2 Pet. 2, 3. 18.
6. Die Verführung selbst hat denn
wol vornehmlich darin bestanden, daß die Her-
tzen ton akakon, solcher Menschen, die eben nicht
arg und böse, aber doch in den Wegen GOttes
noch gar ungeübet waren, und die Gabe der Prü-
fung nicht hatten, sich von CHristo und der lau-
tern Weide des Evangelii abführen liessen. Sie-
he von solchen auch Eph. 4, 14.
7. Nun solte die Pflicht der Römer, wozu
sie Paulus ermahnet, seyn, auf sie zu sehen,
und von ihnen zu weichen.
Erstlich auf sie
zu sehen,
das ist, wohl zu prüfen, auf alles ihr
Vornehmen wohl acht zu geben: und denn, wenn
sie in ihrer Unlauterkeit betroffen und entdecket
worden, und davon nicht ablassen wolten, sich ih-
rer Gemeinschaft gantz zu entziehen, und sie also
auch nicht mehr für Glieder der Gemeine, viel
weniger für rechtschaffene Lehrer zu halten.
[Spaltenumbruch]
8. Jm übrigen sind bey dieser Materie fol-
gende Schrift-Stellen nachzuschlagen: Matth.
7, 15. 1 Cor. 2, 1. seqq. 2 Cor. 2, 17. 4, 2. Gal. 1,
7. 6, 12. 13. Phil. 3, 2. 18. 19. Col. 2, 18. seqq.
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7. Tit. 3, 10. 2 Petr. 2, 19. 20. 1 Joh. 4, 1.
2 Joh. v. 10.
9. Man lernet hieraus billig, wie sorgfältig
man den Schatz der reinen Evangelischen Lehre
vor aller Verfälschung und Beraubung zu be-
wahren habe. Und hat es schon zur Zeit der Apo-
stel an allerhand verführischen Menschen nicht
gefehlet; was ists Wunder, daß sich hernach
noch immer mehrere gefunden haben?
10. Man siehet hieraus nicht weniger, wie
daß eine im Grunde irrige Lehre auch mit einem
ungöttlichen, wo nicht epicurischen, doch phari-
saischen, Leben verknüpfet sey. Denn wo keine
reine Lehre und kein wahrer Glaube im Hertzen
ist, wo soll da ein GOtt wohlgefälliges Leben in
der Liebe statt finden können?
11. Noch ferner erkennet man hieraus, daß
eine verführische Lehre und ein ungöttliches Le-
ben sich gemeiniglich mit der falschen Eloquentz
und affectirten Homiletica zu decken, auch zu
schmücken und zu schmeicheln suche. Dannen-
hero die Prüfung so viel nöthiger ist, und so viel
genauer seyn muß.
12. Hat aber Paulus dieses von der dama-
ligen Römischen Kirche sagen und beklagen müs-
sen; was würde er nicht von dem ietzigen und
bisherigen Rom gesaget haben und noch sagen,
wenn er solte wieder auferstanden seyn, oder noch
wieder auferstehen und nach Rom kommen? zu-
mal da man zu Rom diesen an die damalige Ge-
meine geschriebenen Brief nicht einmal lesen
darf, da den also genannten Laien die Lesung der
Heil. Schrift überhaupt verboten ist. O daß
sich aber nicht auch mitten in der evangelischen
Kirche Leute fünden, welche von der Art sind, wie
sie Paulus alhier beschreibet!
V. 19.

Denn euer Gehorsam (so wol nach dem
Evangelio im Glauben, als auch nach dem Gesetze
in der Liebe) ist unter iederman auskommen
(c. 1, 8. und also billig, daß ihr diesen guten Geruch
in Lehr und Leben unter euch bewahret, und euch
vor aller Verführung hütet.) Derohalben
freue ich mich über euch,
(wie denn rechtschaf-
fene Christen, und sonderlich Lehrer, keine grös-
sere Freude haben, als wenn sie sehen, daß GOt-
tes Name in und an vielen Seelen verherrlichet
wird. Siehe 3 Joh. v. 3. 4.) Jch will aber,
(wünsche es und ermahne euch dazu) daß ihr
weise seyd aufs Gute
(um den Willen GOt-
tes in allen wohl prüfen c. 12, 2. und auch sonst
Licht von der Finsterniß, Wahrheit von der Lü-
gen, das Gute von dem Bösen, den Schein von
der Kraft wohl unterscheiden zu können, und also
vor aller Verführung so viel sicherer zu bleiben:)
aber einfältig aufs Böse (unschuldig und zur
Verstellung und zu allerhand losen Welt-Hän-
deln ungeschickt. Siehe auch Matth. 10, 16.
1 Cor. 14, 20.)

V. 20.
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 16, v. 18. 19.
[Spaltenumbruch] beſchreibet: und denn wie er die Roͤmer ermah-
net, ſich vor ihnen zu huͤten: nachdem er von
Aquila und Priſcilla auch ſonſt muß gehoͤret ha-
ben, in welcher Gefahr die Kirche CHriſti daſelbſt
ihrentwegen ſtehe.
2. Die falſchen Lehrer beſchreibet er nach
ihrer Lehre, nach ihrem Leben, und nach dem
Mittel ihrer Verfuͤhrung.
3. Jn Anſehung der falſchen Lehre ſagt
er, daß ſie Zertrennung und Aergerniß angerich-
tet nebſt und auſſer der reinen apoſtoliſchen Lehre,
die ſie gelernet hatten. Und werden wol allem
Vermuthen nach ſolche gemeinet, welche noch
halbe Juͤden geweſen, und daher die Lehre von
CHriſto, oder den Rath GOttes von dem Grun-
de und von der Ordnung des Heils, theils mit juͤ-
diſchen Satzungen, theils mit ihren eignen Ein-
faͤllen dergeſtalt vermenget haben, daß dadurch
zuvorderſt Aergerniſſe in der Lehre, und denn, wo
ſie Beyfall gefunden, auch Spaltungen enſtan-
den ſind, oder beſorglich noch entſtehen konten.
4. Und da ihre Lehre nichts tauget, ſo iſt
auch ihr Leben gar nicht rechtſchaffen geweſen:
wie denn bey einer ſolchen Lehre, welche entweder
dem Grunde, oder der Ordnung des Heils, oder
beyden entgegen ſtehet, kein heiliges und GOtt-
gefaͤlliges Leben ſtatt finden kan. Und dieſes wird
damit angezeiget, wenn es von ihnen heißt, daß
ſie nicht CHriſto, ſondern ihrem Bauche
dienen:
das iſt, ein gantz unlauteres, falſches
Auge, oder falſchen Zweck haben, ſich in allem
ſelbſt ſuchen, ſonderlich was ihrem Fleiſche an-
genehm iſt, und auf gute Tage gehet; und daher
nicht allein mit falſcher Lehre, ſondern auch mit
heuchleriſchem und boͤſem Leben der Gemeine ein
Anſtoß ſind. Man ſehe davon auch Phil. 3, 19.
5. Das Mittel der Verfuͤhrung ſind
χρηστολογία, καὶ ἐυλογία, welche beyde Worte
wol auf eines gehen, nemlich auf die geſchminck-
te Wohlredenheit,
dadurch ſie ihren irrigen
Lehren ſuchten den Schein der Wahrheit zu ge-
ben, ſich ſelbſt beliebt zu machen, und zu dem En-
de wie ihre Jrrthuͤmer mit allerhand Wort-Blu-
men ſchmuͤckten, alſo auch den Leuten ſchmei-
chelten und heuchelten, um ihre Gunſt zu haben,
und von der Gunſt ihren Vortheil nach dem Flei-
ſche zu ziehen. Dergleichen falſche Geiſter auch
beſchrieben werden 2 Pet. 2, 3. 18.
6. Die Verfuͤhrung ſelbſt hat denn
wol vornehmlich darin beſtanden, daß die Her-
tzen τῶν ἀκάκων, ſolcher Menſchen, die eben nicht
arg und boͤſe, aber doch in den Wegen GOttes
noch gar ungeuͤbet waren, und die Gabe der Pruͤ-
fung nicht hatten, ſich von CHriſto und der lau-
tern Weide des Evangelii abfuͤhren lieſſen. Sie-
he von ſolchen auch Eph. 4, 14.
7. Nun ſolte die Pflicht der Roͤmer, wozu
ſie Paulus ermahnet, ſeyn, auf ſie zu ſehen,
und von ihnen zu weichen.
Erſtlich auf ſie
zu ſehen,
das iſt, wohl zu pruͤfen, auf alles ihr
Vornehmen wohl acht zu geben: und denn, wenn
ſie in ihrer Unlauterkeit betroffen und entdecket
worden, und davon nicht ablaſſen wolten, ſich ih-
rer Gemeinſchaft gantz zu entziehen, und ſie alſo
auch nicht mehr fuͤr Glieder der Gemeine, viel
weniger fuͤr rechtſchaffene Lehrer zu halten.
[Spaltenumbruch]
8. Jm uͤbrigen ſind bey dieſer Materie fol-
gende Schrift-Stellen nachzuſchlagen: Matth.
7, 15. 1 Cor. 2, 1. ſeqq. 2 Cor. 2, 17. 4, 2. Gal. 1,
7. 6, 12. 13. Phil. 3, 2. 18. 19. Col. 2, 18. ſeqq.
1 Theſſ. 3, 6. 14. 1 Tim. 6, 3. 5. 2 Tim. 3, 4. 5. 6.
7. Tit. 3, 10. 2 Petr. 2, 19. 20. 1 Joh. 4, 1.
2 Joh. v. 10.
9. Man lernet hieraus billig, wie ſorgfaͤltig
man den Schatz der reinen Evangeliſchen Lehre
vor aller Verfaͤlſchung und Beraubung zu be-
wahren habe. Und hat es ſchon zur Zeit der Apo-
ſtel an allerhand verfuͤhriſchen Menſchen nicht
gefehlet; was iſts Wunder, daß ſich hernach
noch immer mehrere gefunden haben?
10. Man ſiehet hieraus nicht weniger, wie
daß eine im Grunde irrige Lehre auch mit einem
ungoͤttlichen, wo nicht epicuriſchen, doch phari-
ſaiſchen, Leben verknuͤpfet ſey. Denn wo keine
reine Lehre und kein wahrer Glaube im Hertzen
iſt, wo ſoll da ein GOtt wohlgefaͤlliges Leben in
der Liebe ſtatt finden koͤnnen?
11. Noch ferner erkennet man hieraus, daß
eine verfuͤhriſche Lehre und ein ungoͤttliches Le-
ben ſich gemeiniglich mit der falſchen Eloquentz
und affectirten Homiletica zu decken, auch zu
ſchmuͤcken und zu ſchmeicheln ſuche. Dannen-
hero die Pruͤfung ſo viel noͤthiger iſt, und ſo viel
genauer ſeyn muß.
12. Hat aber Paulus dieſes von der dama-
ligen Roͤmiſchen Kirche ſagen und beklagen muͤſ-
ſen; was wuͤrde er nicht von dem ietzigen und
bisherigen Rom geſaget haben und noch ſagen,
wenn er ſolte wieder auferſtanden ſeyn, oder noch
wieder auferſtehen und nach Rom kommen? zu-
mal da man zu Rom dieſen an die damalige Ge-
meine geſchriebenen Brief nicht einmal leſen
darf, da den alſo genannten Laien die Leſung der
Heil. Schrift uͤberhaupt verboten iſt. O daß
ſich aber nicht auch mitten in der evangeliſchen
Kirche Leute fuͤnden, welche von der Art ſind, wie
ſie Paulus alhier beſchreibet!
V. 19.

Denn euer Gehorſam (ſo wol nach dem
Evangelio im Glauben, als auch nach dem Geſetze
in der Liebe) iſt unter iederman auskommen
(c. 1, 8. und alſo billig, daß ihr dieſen guten Geruch
in Lehr und Leben unter euch bewahret, und euch
vor aller Verfuͤhrung huͤtet.) Derohalben
freue ich mich uͤber euch,
(wie denn rechtſchaf-
fene Chriſten, und ſonderlich Lehrer, keine groͤſ-
ſere Freude haben, als wenn ſie ſehen, daß GOt-
tes Name in und an vielen Seelen verherrlichet
wird. Siehe 3 Joh. v. 3. 4.) Jch will aber,
(wuͤnſche es und ermahne euch dazu) daß ihr
weiſe ſeyd aufs Gute
(um den Willen GOt-
tes in allen wohl pruͤfen c. 12, 2. und auch ſonſt
Licht von der Finſterniß, Wahrheit von der Luͤ-
gen, das Gute von dem Boͤſen, den Schein von
der Kraft wohl unterſcheiden zu koͤnnen, und alſo
vor aller Verfuͤhrung ſo viel ſicherer zu bleiben:)
aber einfaͤltig aufs Boͤſe (unſchuldig und zur
Verſtellung und zu allerhand loſen Welt-Haͤn-
deln ungeſchickt. Siehe auch Matth. 10, 16.
1 Cor. 14, 20.)

V. 20.
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[174/0202] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 16, v. 18. 19. beſchreibet: und denn wie er die Roͤmer ermah- net, ſich vor ihnen zu huͤten: nachdem er von Aquila und Priſcilla auch ſonſt muß gehoͤret ha- ben, in welcher Gefahr die Kirche CHriſti daſelbſt ihrentwegen ſtehe. 2. Die falſchen Lehrer beſchreibet er nach ihrer Lehre, nach ihrem Leben, und nach dem Mittel ihrer Verfuͤhrung. 3. Jn Anſehung der falſchen Lehre ſagt er, daß ſie Zertrennung und Aergerniß angerich- tet nebſt und auſſer der reinen apoſtoliſchen Lehre, die ſie gelernet hatten. Und werden wol allem Vermuthen nach ſolche gemeinet, welche noch halbe Juͤden geweſen, und daher die Lehre von CHriſto, oder den Rath GOttes von dem Grun- de und von der Ordnung des Heils, theils mit juͤ- diſchen Satzungen, theils mit ihren eignen Ein- faͤllen dergeſtalt vermenget haben, daß dadurch zuvorderſt Aergerniſſe in der Lehre, und denn, wo ſie Beyfall gefunden, auch Spaltungen enſtan- den ſind, oder beſorglich noch entſtehen konten. 4. Und da ihre Lehre nichts tauget, ſo iſt auch ihr Leben gar nicht rechtſchaffen geweſen: wie denn bey einer ſolchen Lehre, welche entweder dem Grunde, oder der Ordnung des Heils, oder beyden entgegen ſtehet, kein heiliges und GOtt- gefaͤlliges Leben ſtatt finden kan. Und dieſes wird damit angezeiget, wenn es von ihnen heißt, daß ſie nicht CHriſto, ſondern ihrem Bauche dienen: das iſt, ein gantz unlauteres, falſches Auge, oder falſchen Zweck haben, ſich in allem ſelbſt ſuchen, ſonderlich was ihrem Fleiſche an- genehm iſt, und auf gute Tage gehet; und daher nicht allein mit falſcher Lehre, ſondern auch mit heuchleriſchem und boͤſem Leben der Gemeine ein Anſtoß ſind. Man ſehe davon auch Phil. 3, 19. 5. Das Mittel der Verfuͤhrung ſind χρηστολογία, καὶ ἐυλογία, welche beyde Worte wol auf eines gehen, nemlich auf die geſchminck- te Wohlredenheit, dadurch ſie ihren irrigen Lehren ſuchten den Schein der Wahrheit zu ge- ben, ſich ſelbſt beliebt zu machen, und zu dem En- de wie ihre Jrrthuͤmer mit allerhand Wort-Blu- men ſchmuͤckten, alſo auch den Leuten ſchmei- chelten und heuchelten, um ihre Gunſt zu haben, und von der Gunſt ihren Vortheil nach dem Flei- ſche zu ziehen. Dergleichen falſche Geiſter auch beſchrieben werden 2 Pet. 2, 3. 18. 6. Die Verfuͤhrung ſelbſt hat denn wol vornehmlich darin beſtanden, daß die Her- tzen τῶν ἀκάκων, ſolcher Menſchen, die eben nicht arg und boͤſe, aber doch in den Wegen GOttes noch gar ungeuͤbet waren, und die Gabe der Pruͤ- fung nicht hatten, ſich von CHriſto und der lau- tern Weide des Evangelii abfuͤhren lieſſen. Sie- he von ſolchen auch Eph. 4, 14. 7. Nun ſolte die Pflicht der Roͤmer, wozu ſie Paulus ermahnet, ſeyn, auf ſie zu ſehen, und von ihnen zu weichen. Erſtlich auf ſie zu ſehen, das iſt, wohl zu pruͤfen, auf alles ihr Vornehmen wohl acht zu geben: und denn, wenn ſie in ihrer Unlauterkeit betroffen und entdecket worden, und davon nicht ablaſſen wolten, ſich ih- rer Gemeinſchaft gantz zu entziehen, und ſie alſo auch nicht mehr fuͤr Glieder der Gemeine, viel weniger fuͤr rechtſchaffene Lehrer zu halten. 8. Jm uͤbrigen ſind bey dieſer Materie fol- gende Schrift-Stellen nachzuſchlagen: Matth. 7, 15. 1 Cor. 2, 1. ſeqq. 2 Cor. 2, 17. 4, 2. Gal. 1, 7. 6, 12. 13. Phil. 3, 2. 18. 19. Col. 2, 18. ſeqq. 1 Theſſ. 3, 6. 14. 1 Tim. 6, 3. 5. 2 Tim. 3, 4. 5. 6. 7. Tit. 3, 10. 2 Petr. 2, 19. 20. 1 Joh. 4, 1. 2 Joh. v. 10. 9. Man lernet hieraus billig, wie ſorgfaͤltig man den Schatz der reinen Evangeliſchen Lehre vor aller Verfaͤlſchung und Beraubung zu be- wahren habe. Und hat es ſchon zur Zeit der Apo- ſtel an allerhand verfuͤhriſchen Menſchen nicht gefehlet; was iſts Wunder, daß ſich hernach noch immer mehrere gefunden haben? 10. Man ſiehet hieraus nicht weniger, wie daß eine im Grunde irrige Lehre auch mit einem ungoͤttlichen, wo nicht epicuriſchen, doch phari- ſaiſchen, Leben verknuͤpfet ſey. Denn wo keine reine Lehre und kein wahrer Glaube im Hertzen iſt, wo ſoll da ein GOtt wohlgefaͤlliges Leben in der Liebe ſtatt finden koͤnnen? 11. Noch ferner erkennet man hieraus, daß eine verfuͤhriſche Lehre und ein ungoͤttliches Le- ben ſich gemeiniglich mit der falſchen Eloquentz und affectirten Homiletica zu decken, auch zu ſchmuͤcken und zu ſchmeicheln ſuche. Dannen- hero die Pruͤfung ſo viel noͤthiger iſt, und ſo viel genauer ſeyn muß. 12. Hat aber Paulus dieſes von der dama- ligen Roͤmiſchen Kirche ſagen und beklagen muͤſ- ſen; was wuͤrde er nicht von dem ietzigen und bisherigen Rom geſaget haben und noch ſagen, wenn er ſolte wieder auferſtanden ſeyn, oder noch wieder auferſtehen und nach Rom kommen? zu- mal da man zu Rom dieſen an die damalige Ge- meine geſchriebenen Brief nicht einmal leſen darf, da den alſo genannten Laien die Leſung der Heil. Schrift uͤberhaupt verboten iſt. O daß ſich aber nicht auch mitten in der evangeliſchen Kirche Leute fuͤnden, welche von der Art ſind, wie ſie Paulus alhier beſchreibet! V. 19. Denn euer Gehorſam (ſo wol nach dem Evangelio im Glauben, als auch nach dem Geſetze in der Liebe) iſt unter iederman auskommen (c. 1, 8. und alſo billig, daß ihr dieſen guten Geruch in Lehr und Leben unter euch bewahret, und euch vor aller Verfuͤhrung huͤtet.) Derohalben freue ich mich uͤber euch, (wie denn rechtſchaf- fene Chriſten, und ſonderlich Lehrer, keine groͤſ- ſere Freude haben, als wenn ſie ſehen, daß GOt- tes Name in und an vielen Seelen verherrlichet wird. Siehe 3 Joh. v. 3. 4.) Jch will aber, (wuͤnſche es und ermahne euch dazu) daß ihr weiſe ſeyd aufs Gute (um den Willen GOt- tes in allen wohl pruͤfen c. 12, 2. und auch ſonſt Licht von der Finſterniß, Wahrheit von der Luͤ- gen, das Gute von dem Boͤſen, den Schein von der Kraft wohl unterſcheiden zu koͤnnen, und alſo vor aller Verfuͤhrung ſo viel ſicherer zu bleiben:) aber einfaͤltig aufs Boͤſe (unſchuldig und zur Verſtellung und zu allerhand loſen Welt-Haͤn- deln ungeſchickt. Siehe auch Matth. 10, 16. 1 Cor. 14, 20.) V. 20.

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/202>, abgerufen am 23.11.2024.