Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 15, v. 21-32. an die Römer. [Spaltenumbruch]
ich solches für unnützlich gehalten, oder andererihre Arbeit nicht werth genug geachtet hätte; sondern damit die, welchen das Evangelium von Christo nicht geprediget war, und die daher der Predigt viel nöthiger hatten, auch damit möch- ten erleuchtet werden, und auf daß ich damit zu- gleich beweisen möchte, wie ich nicht erst von den übrigen Aposteln lernen und ihnen nachbauen müste, sondern mir so wol, als ihnen, von GOtt die Gnade gegeben sey, Christliche Gemeinen zu pflantzen. Siehe auch 2 Cor. 10, 15. 16.) V. 21. 22. Sondern, wie (Jes. 52, 15. von dem Be- V. 23. 24. Nun ich aber nicht mehr Raum habe V. 25. 26. Nun aber fahre ich hin gen Jerusa- Anmerckung. Daß die Jerusalemsche Gemeine vor an- V. 27-29. Sie habens williglich gethan, und V. 30. 31. 32. Jch ermahne euch aber, lieben Brü- Geist Y
Cap. 15, v. 21-32. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
ich ſolches fuͤr unnuͤtzlich gehalten, oder andererihre Arbeit nicht werth genug geachtet haͤtte; ſondern damit die, welchen das Evangelium von Chriſto nicht geprediget war, und die daher der Predigt viel noͤthiger hatten, auch damit moͤch- ten erleuchtet werden, und auf daß ich damit zu- gleich beweiſen moͤchte, wie ich nicht erſt von den uͤbrigen Apoſteln lernen und ihnen nachbauen muͤſte, ſondern mir ſo wol, als ihnen, von GOtt die Gnade gegeben ſey, Chriſtliche Gemeinen zu pflantzen. Siehe auch 2 Cor. 10, 15. 16.) V. 21. 22. Sondern, wie (Jeſ. 52, 15. von dem Be- V. 23. 24. Nun ich aber nicht mehr Raum habe V. 25. 26. Nun aber fahre ich hin gen Jeruſa- Anmerckung. Daß die Jeruſalemſche Gemeine vor an- V. 27-29. Sie habens williglich gethan, und V. 30. 31. 32. Jch ermahne euch aber, lieben Bruͤ- Geiſt Y
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Cap. 15, v. 21-32. an die Roͤmer.
ich ſolches fuͤr unnuͤtzlich gehalten, oder anderer
ihre Arbeit nicht werth genug geachtet haͤtte;
ſondern damit die, welchen das Evangelium von
Chriſto nicht geprediget war, und die daher der
Predigt viel noͤthiger hatten, auch damit moͤch-
ten erleuchtet werden, und auf daß ich damit zu-
gleich beweiſen moͤchte, wie ich nicht erſt von den
uͤbrigen Apoſteln lernen und ihnen nachbauen
muͤſte, ſondern mir ſo wol, als ihnen, von GOtt
die Gnade gegeben ſey, Chriſtliche Gemeinen zu
pflantzen. Siehe auch 2 Cor. 10, 15. 16.)
V. 21. 22.
Sondern, wie (Jeſ. 52, 15. von dem Be-
ruf der Heiden) geſchrieben ſtehet (alſo habe
ich es gemacht, oder alſo hat es GOtt urter an-
dern auch inſonderheit durch meinen Dienſt in
die Erfuͤllung gebracht:) Welchen nicht iſt
von ihm (dem Meßia und ſeinem Evangelio)
verkuͤndiget, die ſollen es (mit ihren Glau-
bens-Augen) ſehen, und welche nicht (davon)
gehoͤret haben, die ſollen es (hoͤren und) ver-
ſtehen (und alſo zu Weiſen und zu Kindern
des Lichts werden.) V. 22. Das iſt auch
die Sache, darum ich vielmal verhindert
bin, zu euch zu kommen. Siehe oben cap.
1, 13. und 1 Theſſ. 2, 18.
V. 23. 24.
Nun ich aber nicht mehr Raum habe
(keine Gegend mehr finde, darinn das Evange-
lium nicht ſchon alſo geprediget ſey, daß es nun
wie ein Sauerteig Matth. 13, 33. leichtlich durch
die gantzen Nationes dringen koͤnne) in dieſen
Laͤndern (in Orient und Griechenland) habe
aber Verlangen, zu euch zu kommen, von vie-
ler Jahren her (c. 1, 10. ſiehe auch 1 Theſſ. 3,
10.) wenn ich reiſen werde in Hiſpanien,
will ich zu euch kommen. (welches letztere
denn auch geſchehen iſt, nemlich im Jahr Chri-
ſti 61, im ſiebenden Jahre der Regierung Ne-
ronis, nachdem Paulus ohngefehr viertehalb
Jahr vorher dieſen Brief zu Corinthus nach
Rom geſchrieben hatte. Ob er aber auch nach
Hiſpanien gekommen, davon findet man keine
hinlaͤngliche Gruͤnde in der Kirchen-Hiſtorie,
urd noch weniger in den Pauliniſchen Briefen.
Jndeſſen iſt doch dieſes gewiß, daß auch dieſes
groſſe Koͤnigreich nicht lange ohne das Licht des
Evangelii geblieben iſt.) v. 24. Denn ich
hoffe, daß ich dadurch reiſen, und (in der
Durchreiſe uͤber Jtalien) euch ſehen werde,
und von euch (von etlichen aus eurer Gemei-
ne) dorthin (dahin ihr ohne das, zumal durch
Gallien, viele Bekantſchaft habet) geleitet
werden moͤge; ſo doch, daß ich zuvor mich
ein wenig (ἀπὸ μέρους, nicht ſo viel ich gerne
wolte, ſondern ſo viel ſich will thun laſſen) mit
euch ergetze. Siehe oben c. 1, 11.
V. 25. 26.
Nun aber fahre ich hin gen Jeruſa-
lem, den Heiligen zu Dienſt (um ihnen, da
ſie in groſſer Duͤrftigkeit ſich befinden, die ge-
ſammlete Steuer zu bringen. Siehe Act. 18, 21.
19, 21. 24, 17. Gal. 2, 10.) Denn die aus Ma-
cadonia und Achaja haben williglich eine
gemeine Steuer zuſammen geleget den (an
leiblichen Guͤtern) armen (aber an den geiſtli-
chen reichen) Heiligen (ſo ein rechter Ehren Na-
me der Chriſten ſchon auf Erden iſt. Siehe
oben c. 1, 7.) zu Jeruſalem.
Anmerckung.
Daß die Jeruſalemſche Gemeine vor an-
dern ſo gar arm wurde an zeitlichen Guͤtern, ja
an taͤglicher Nothdurft, davon war wol die vor-
nehmſte Urſache die daſelbſt eingefuͤhrte Gemein-
ſchaft der Guͤter. Act. 4, 34. ſqq. 6, 1-3. Gleich.
wie nun dieſe veranlaſſet war durch die Gegen-
wart vieler daſelbſt auf die hohen Feſt-Tage
hinkommenden und guten Theils zu Chriſto Be-
kehrten, und um des Evangelii willen ſich da-
ſelbſt etwas laͤnger aufhaltenden auslaͤndiſchen
Juͤden; als welchen die Einheimiſchen aus zar-
ter Liebe und zum Beweiß ihrer Verleugnung,
wozu ſie in Anſehung des am Evangelio und
Chriſto ſelbſt empfangenen Schatzes gekommen
waren, willigſt beyſprungen: alſo hatte auch
GOtt ſeine ſonderbare Hand darunter, daß, da
Jeruſalem bald nach dieſer Zeit ſolte zerſtoͤret wer-
den, die zeitlichen Guͤter auf dieſe Art in Zeiten
zum Beſten duͤrftiger Glieder moͤchten angewen-
det werden. Woraus aber mit der Zeit ein faſt
allgemeiner Mangel entſtanden; zumal da noch
einige andere Urſachen dazu gekommen ſind.
Jndeſſen hat ihnen doch die goͤttliche Vorſorge
von auſſen gerathen.
V. 27-29.
Sie habens williglich gethan, und
ſind auch ihre Schuldener (ſo war denn die
Schuldigkeit der Grund der Willigkeit, und
dieſe zierete jene, und machte die Handlung zur
Tugend.) Denn ſo die Heiden ſind ihrer
geiſtlichen Guͤter theilhaftig worden
(der Guͤter, welche Chriſtus, der von den
Juͤden herſtammet, erworben, und im
Evangelio, welches von den Juden aus Jeru-
ſalem ausgegangen iſt, angetragen worden) iſts
billig, daß ſie ihnen auch in leiblichen Guͤ-
tern Dienſt beweiſen. Siehe auch Rom. 11,
17. 1 Cor. 9, 11. Gal. 6, 6.) v. 28. Wenn
ich nun ſolches (die Reiſe nach Jeruſalem)
ausgerichtet, und ihnen (den Heiligen da-
ſelbſt) dieſe Frucht (reichliche Beyſteuer, ſo ei-
ne Frucht ihres Glaubens iſt, Gal. 5, 6. 26.)
verſiegelt (ſo getreulich, als was verſiegelt iſt,
uͤberliefert) habe, will ich durch euch in Hi-
ſpanien ziehen (v. 24.) v. 29. Jch weiß a-
ber, wenn ich zu euch komme, daß ich mit
vollem Segen des Evangelii Chriſti kom-
men (ich es euch mit aller Freudigkeit zu eurer
groſſen Staͤrckung mit eurer willigſten Aufnah-
me verkuͤndigen) werde. c. 1. v. 11.
V. 30. 31. 32.
Jch ermahne euch aber, lieben Bruͤ-
der, durch unſern HErrn JEſum CHriſt,
und durch die Liebe des Geiſtes, (vermoͤge
der Gemeinſchaft, die wir mit einander in CHri-
ſto haben, und vermoͤge der Liebe, die der Heilige
Geiſt
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