Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 12, v. 11-14. an die Römer. [Spaltenumbruch]
zarten und geheiligten Zueignung stehen. Sieheauch Eph. 4, 2. 3. 1 Thess. 4, 9. 5, 15. 1 Pet. 1, 22. 2, 17. 2 Pet. 1, 7. Hebr. 13, 1.) einer kom- me dem andern mit Ehrerbietung zuvor (einer halte den andern werther und würdiger als sich selbst, und bezeuge solche Werthachtung gegen ihn in Worten, Geberden und Wercken: doch daß es nicht auf eine Schmeicheley und ei- tele Liebkosung hinaus laufe. Siehe auch 1 Cor. 10, 24. Gal. 5, 26. Phil. 2, 3. 4.) V. 11. Seyd nicht träge, was ihr thun solt, Anmerckung. Einige Griechische Codices haben für kai- V. 12. Seyd frölich in Hoffnung (in der ge- V. 13. Nehmet euch der Heiligen Nothdurft V. 14. Segnet (wünschet alles Gutes, sonderlich Anmerckungen. 1. Man siehet aus diesen und dergleichen Lehren und Geboten, wie daß es die Evangeli- sche Morale aufs höchste bringet, und daß die bloß natürliche Tugend-Lehre der Heiden nur ein Schatten dagegen ist. Und also offenbaret sich auch darinn ein nicht geringer Character von der Wahrheit und Vortreflichkeit der Christli- chen Religion: zumal da sie auch die hinlängli- chen Kräfte, welche zur Ausübung nöthig sind, reichlich anweiset. 2. Das man seine Verfolger liebe und segne, ist, nach der Ermahnung und dem Exem- pel, das uns GOtt in Christo selbst dißfalls gie- bet, Matth. 5, 44. 1 Petr. 2, 21. u. f. eines der kräftigsten Bewegungs-Gründe, wenn man bedencket, wie elend solche Menschen daran sind, wie sie mit ihrem Haß und mit ihrer Verfolgung sich nur selbst schaden, und damit ihre ewige Ver- dammniß über sich häufen. Durch welche Be- trachtung man an statt der Rache leichtlich kan zum Mitleiden gegen sie bewogen werden. Welches einen denn zurück hält, daß man ge- gedenck et: Siehe, der arme Mensch ziehet sich schon selbst damit göttliche Ungnade und Ge- rich-
Cap. 12, v. 11-14. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
zarten und geheiligten Zueignung ſtehen. Sieheauch Eph. 4, 2. 3. 1 Theſſ. 4, 9. 5, 15. 1 Pet. 1, 22. 2, 17. 2 Pet. 1, 7. Hebr. 13, 1.) einer kom- me dem andern mit Ehrerbietung zuvor (einer halte den andern werther und wuͤrdiger als ſich ſelbſt, und bezeuge ſolche Werthachtung gegen ihn in Worten, Geberden und Wercken: doch daß es nicht auf eine Schmeicheley und ei- tele Liebkoſung hinaus laufe. Siehe auch 1 Cor. 10, 24. Gal. 5, 26. Phil. 2, 3. 4.) V. 11. Seyd nicht traͤge, was ihr thun ſolt, Anmerckung. Einige Griechiſche Codices haben fuͤr και- V. 12. Seyd froͤlich in Hoffnung (in der ge- V. 13. Nehmet euch der Heiligen Nothdurft V. 14. Segnet (wuͤnſchet alles Gutes, ſonderlich Anmerckungen. 1. Man ſiehet aus dieſen und dergleichen Lehren und Geboten, wie daß es die Evangeli- ſche Morale aufs hoͤchſte bringet, und daß die bloß natuͤrliche Tugend-Lehre der Heiden nur ein Schatten dagegen iſt. Und alſo offenbaret ſich auch darinn ein nicht geringer Character von der Wahrheit und Vortreflichkeit der Chriſtli- chen Religion: zumal da ſie auch die hinlaͤngli- chen Kraͤfte, welche zur Ausuͤbung noͤthig ſind, reichlich anweiſet. 2. Das man ſeine Verfolger liebe und ſegne, iſt, nach der Ermahnung und dem Exem- pel, das uns GOtt in Chriſto ſelbſt dißfalls gie- bet, Matth. 5, 44. 1 Petr. 2, 21. u. f. eines der kraͤftigſten Bewegungs-Gruͤnde, wenn man bedencket, wie elend ſolche Menſchen daran ſind, wie ſie mit ihrem Haß und mit ihrer Verfolgung ſich nur ſelbſt ſchaden, und damit ihre ewige Ver- dammniß uͤber ſich haͤufen. Durch welche Be- trachtung man an ſtatt der Rache leichtlich kan zum Mitleiden gegen ſie bewogen werden. Welches einen denn zuruͤck haͤlt, daß man ge- gedenck et: Siehe, der arme Menſch ziehet ſich ſchon ſelbſt damit goͤttliche Ungnade und Ge- rich-
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Cap. 12, v. 11-14. an die Roͤmer.
zarten und geheiligten Zueignung ſtehen. Siehe
auch Eph. 4, 2. 3. 1 Theſſ. 4, 9. 5, 15. 1 Pet. 1,
22. 2, 17. 2 Pet. 1, 7. Hebr. 13, 1.) einer kom-
me dem andern mit Ehrerbietung zuvor
(einer halte den andern werther und wuͤrdiger
als ſich ſelbſt, und bezeuge ſolche Werthachtung
gegen ihn in Worten, Geberden und Wercken:
doch daß es nicht auf eine Schmeicheley und ei-
tele Liebkoſung hinaus laufe. Siehe auch 1 Cor.
10, 24. Gal. 5, 26. Phil. 2, 3. 4.)
V. 11.
Seyd nicht traͤge, was ihr thun ſolt,
(τῇ σπουδῆ μὴ ὀκνηρὸι, im Fleiſſe ſeyd nicht ſaͤu-
mig, traͤge. σπουδὴ iſt eine ſolche Befleißigung
einer Sache, da man etwas mit Ernſt oder rech-
ter Application, und auch zugleich ohne Auf-
ſchub und Verzoͤgerung bald thut, und damit
eilet. Davon das teutſche Wort koͤmmt ſich
ſpuden, ſpude dich. Eine ſolche σπουδη, Be-
fleißigung, die aller Traͤgheit und Verzoͤge-
rung entgegen ſtehet, ſoll ſich in allem Guten
finden.) Seyd bruͤnſtig im Geiſte (nicht
kalt, oder lau: laſſet euer Hertz gleichſam einen
Brand-Opfer-Altar GOttes ſeyn, darauf das
Feuer des Glaubens, der Liebe und der Andacht
und alles rechtſchaffenen Weſens niemals aus-
gehe. Apoc. 3, 15. 16. 2 Tim. 1, 6. Seyd bren-
nende und ſcheinende Lichter. Joh. 5, 35.)
Schicket euch in die Zeit (daß ihr ſie wohl
anleget, und darinnen eures Heils wohl wahr-
nehmet Jer. 8, 7. Luc. 19, 42. 44. 2 Cor. 6, 2. 3.
daß ihr euch aller Gelegenheit, Boͤſes zu verhin-
dern und Gutes zu befordern, ſorgfaͤltig bedie-
net. Gal. 6, 10. Eph. 5, 16. Col. 4, 5. Sehet,
daß ihr alles, was ihr des Chriſtenthums halber
thut und redet, zu rechter Zeit thut und redet,
wie es die Umſtaͤnde erfodern; alſo, daß ihr oh-
ne Heucheley allen allerley werdet, und die
Schwachen traget 1 Cor. 9, 22.
Anmerckung.
Einige Griechiſche Codices haben fuͤr και-
ρῷ κυρίω mit dem Worte δουλε_ οντες. Doch
die meiſten haben καιρ_ : und ſchicket ſich das
verbum δουλεύειν nach dem græciſmo auch gar
wohl zu dem Worte καιρὸς. Nur muß eine
ſolche καιροδουλεία verſtanden werden, wie ſie zu-
vor beſchrieben: nicht aber, da man ſich der
Welt gleichſtellet, alſo, wie es die Zeit mit ſich
bringet.
V. 12.
Seyd froͤlich in Hoffnung (in der ge-
wiſſen Hoffnung der ewigen Herrlichkeit, auch
des Beyſtandes und der Errettung aus allem
Leiden ſeyd froͤlich, getroſt und behaltet immer
einen guten Muth Rom. 15, 13. 2 Cor. 6, 10.
Phil. 4, 4. 1 Theſſ. 5, 16.) geduldig in Truͤb-
ſal, (in allerley Leiden an eurem guten Namen
und Guͤtern, auch an eurem Leibe, die euch um
der Wahrheit willen zugefuͤget werden, haltet
aus ὑπομένοντες, alſo, daß ihr ſolches alles als
ein ſanftes Joch und leichte Laſt Chriſti uͤber euch
nehmet, uͤber euch behaltet, und durch Unge-
duld nicht abwerfet. Hebr. 10, 36. 12, 1. 3. Jac.
5, 7. 8.) haltet an am Gebet (alſo daß, wenn
ihr einige mal dieſe und jene ſonderlich wichtige
Sache GOtt im Gebet vorgetragen habet, ihr
nicht gedencket, es ſey genug: ſondern fahret
damit fort Luc. 18, 1. Eph. 6, 18. Col. 4, 2.
1 Theſſ. 5, 17.)
V. 13.
Nehmet euch der Heiligen Nothdurft
an (der Heiligen, die durch Chriſtum gerecht
gemachet und geheiliget ſind, ſich auch durch den
Heiligen Geiſt ſchon auf Erden der wahren Hei-
ligung befleißigen: dieſer ihrer Nothdurft, ih-
rer Duͤrftigkeit, nehmet euch alſo an, als waͤre
ſie eure eigene; tretet ſolcher geſtalt in die Ge-
meinſchaft ihrer kuͤmmerlichen Umſtaͤnde, daß
ihr ihnen nach Vermoͤgen beyſpringet, 1 Cor. 16,
1. 2. Gal. 6, 9. 10.) herberget gerne, (wenn
ihr ſolche Heiligen findet an den Exulanten, die
um des Namens Chriſti willen ſind vertrieben
worden, ſo nehmet ſie liebreich auf 1 Pet. 4, 9.
Hebr. 13, 2. und wiſſet, daß, was ihr ſolchen thut,
ihr gleichſam Chriſto ſelbſt thut, als der es an
jenem Tage ruͤhmen und aus Gnaden vergelten
wird. Matth. 25, 35.)
V. 14.
Segnet (wuͤnſchet alles Gutes, ſonderlich
die Gnade der Bekehrung in der Vorbitte) die
euch verfolgen (es ſey mit Worten, durch al-
lerhand Luͤgen und Laͤſterungen, oder auch zu-
gleich mit der That, da ſie euch allerhand Leiden
zufuͤgen) ſegnet (das ſage ich euch, weil es ei-
ne ſchwere Lection iſt, noch einmal) und flu-
chet nicht (dazu unſere ſuͤndliche Natur gar
leicht kan aufgebracht werden, ſonderlich, wenn
das angethane Unrecht ſo gar offenbar, und das
Verfahren ſo ſehr unbillig iſt. Matth. 5, 44. Luc.
6, 18. 1 Cor. 4, 12. 1 Pet. 3, 9.)
Anmerckungen.
1. Man ſiehet aus dieſen und dergleichen
Lehren und Geboten, wie daß es die Evangeli-
ſche Morale aufs hoͤchſte bringet, und daß die
bloß natuͤrliche Tugend-Lehre der Heiden nur
ein Schatten dagegen iſt. Und alſo offenbaret
ſich auch darinn ein nicht geringer Character von
der Wahrheit und Vortreflichkeit der Chriſtli-
chen Religion: zumal da ſie auch die hinlaͤngli-
chen Kraͤfte, welche zur Ausuͤbung noͤthig ſind,
reichlich anweiſet.
2. Das man ſeine Verfolger liebe und
ſegne, iſt, nach der Ermahnung und dem Exem-
pel, das uns GOtt in Chriſto ſelbſt dißfalls gie-
bet, Matth. 5, 44. 1 Petr. 2, 21. u. f. eines der
kraͤftigſten Bewegungs-Gruͤnde, wenn man
bedencket, wie elend ſolche Menſchen daran ſind,
wie ſie mit ihrem Haß und mit ihrer Verfolgung
ſich nur ſelbſt ſchaden, und damit ihre ewige Ver-
dammniß uͤber ſich haͤufen. Durch welche Be-
trachtung man an ſtatt der Rache leichtlich kan
zum Mitleiden gegen ſie bewogen werden.
Welches einen denn zuruͤck haͤlt, daß man ge-
gedenck et: Siehe, der arme Menſch ziehet ſich
ſchon ſelbſt damit goͤttliche Ungnade und Ge-
rich-
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