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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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des Jüdischen Volcks.
[Spaltenumbruch] Georgio Calixto in Controversiis vorgegangen,
auch etwas zur contradiction, sintemal diesel-
be insonderheit wider gedachten Calixtum auch
in dieser Materie gerichtet ist, mit beygetragen
habe:) auch andere seiner Meinung nach zu wi-
derlegen: so wird auch mir frey stehen, den
Paulinischen Text gegen seine ungegründete
Auslegung und argumentation der geliebten Kür-
tze halber nur in etwas in seinem wahren Ver-
stande zu bevestigen.

§. XI. Es gehet gedachter Theologus
den Paulinischen Text von Wort zu Wort
durch, und vermeinet, in allen Worten einen
Beweis-Grund wider die künftige Bekehrung
der Jüden gefunden zu haben. Alle gesuchte
argumenta zu beantworten, würde zu weitläuf-
tig seyn. Es mag genug seyn das erstere und
letztere ein wenig zu beleuchten. Das erste ver-
meinet er in dem Worte Mysterium, Geheim-
niß
zu haben, und argumentiret also: diejeni-
ge Bekehrung, welche von den Juden gesaget
wird, heisset ein Geheimniß. Darum kan es
nicht von einer fast allgemeinen und zuletzt erst zu
erwartenden Bekehrung verstanden werden,
sondern es ist von einer solchen Bekehrung zu
verstehen, die nach und nach an etlichen geschie-
het: als welches ein wahres Geheimniß ist,
theils in Ansehung der Personen, daß gleich-
wol von der Nation, welche wider CHristum
sich so feindselig erwiesen und ihn gar ans Creutz
gebracht, noch manche bekehret würden; theils
in Ansehung der Zeit, daß es geschehe bey dem
fortwährenden Eingange der Heiden ins Reich
GOttes und bey anhaltender Widersetzlichkeit
der Jüdischen Nation u. s. w.

§. XII. Allein ich kehre mit allem Rech-
te dieses argumentum um, und schliesse also:
Der Apostel nennet die Bekehrung der Juden,
davon er redet, ein Geheimniß. Darum
kan keine solche Bekehrung, die nur nach und
nach an einigen Jüden geschehen würde, ver-
standen werden, sondern es ist eine gantz beson-
dere, die am gantzen Volcke, wenigstens an
dem allergrössesten Theile desselben, zu erwar-
ten ist, zu verstehen. Es kan vermöge des
Worts Geheimniß keine successiva conversio
verstanden werden. Ursache, denn diese war
und ist kein Geheimniß. Sie ist kein Geheim-
niß in Ansehung der Personen. Denn daß et-
liche, ja viele von den Juden, unerachtet des
Widerspruchs so vieler andern, bereits zu Pau-
li Zeiten bekehret waren, und noch immer ihrer
mehrere bekehret wurden, das sahen die aus
dem Heidenthum zu CHristo bekehrten Römer,
wie anderwärtig, also auch an ihrem Orte, vor
Augen, und war also nichts weniger, als ein
Geheimniß. Und eben so wenig war es ein
Geheimniß in Ansehung der Zeit, daß es ge-
schahe bey fortgehendem Eingange der Heiden in
die Kirche. Denn daß dabey die Juden von
der Gnade des Meßiä nicht ausgeschlossen wa-
ren, das war nicht allein aus der gantzen heili-
gen Schrift bekannt, sondern es wurde auch
durch die tägliche Erfahrung bestätiget. Und
also gebrauchte dieses kaum erinnert, geschwei-
ge ein Geheimniß genennet zu werden. Hin-
[Spaltenumbruch] gegen war die noch künftige Bekehrung des
gantzen Jsraels billig ein Geheimniß zu nennen:
theils in Ansehung der Personen; als da es
nicht auf wenigere, sondern auf die meisten der
gantzen Nation ankam: von welcher dieses nicht
so leichtlich konte vermuthet werden; theils
auch in Ansehung der Zeit, welche nach den
Weissagungen der Propheten und Johannis in
der Offenbarung erst solte in den letzten perio-
dum
der Zeiten des Neuen Testaments, welche
zum siebenden Siegel und zur siebenden Po-
saune
gehöret, Apoc. 8. 12. einfallen, und in
allen ihren Umständen recht Geheimniß-voll
seyn, es wird auch daselbst mit den vorher ge-
setzten Worten von einem grossen Zeichen, so
im oder am Himmel gesehen worden, das ist, von
dem gebährenden Weibe v. 1. angeführet.

§. XIII. Das letztere aus dem v. 15. ge-
nommene argumentum suchet gedachter Theo-
logus
in dem Worte sothesetai, wird selig
werden.
Und machet diesen Schluß: von der
Bekehrung, davon Paulus redet, stehet sothe-
setai, wird selig werden, nemlich gantz
Jsrael.
Dieses aber kan nicht verstanden wer-
den von einer bloß äusserlichen Bekäntniß zur
Christlichen Religion, sondern von einer sol-
chen Bekehrung, da man in den wircklichen
Gnaden-Stand GOttes aufgenommen wird,
Vergebung der Sünden und die ewige Selig-
keit erlanget. Und also ist es nicht von einer
simultanea conversione in den letzten Zeiten zu
verstehen, sondern von einer successiva. Sei-
ne Worte sind diese: Verbum sothesetai no[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
de professione nuda Christianismi, vel conversion[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
ad religionem Christianam, sed de salvatione so-
nat, quod omnis Israel salutem consecuturus sit.
Non ergo de simultanea Israelitarum sub extrema
tempora perductione ad Christianam religionem a-
gitur, sed vindicatur tacite successiva Israelita-
rum conversio & justisicatio usque ad sinem mun-
di & c.

§. XIV. Jch kehre nun mit allem Recht
auch dieses argumentum um, und mache die-
sen Schluß: Paulus spricht: Das gantze
Jsrael soll selig werden.
Darum handelt
er nicht von der successiva conversione, da nach
und nach einige zur Christlichen Religion sich
bekannt haben: sintemal ausser den ächten Erst-
lingen, welche zur Zeit CHristi und der Apo-
stel aus dem Jüdischen Volcke ergriffen worden
sind, und ausser andern, doch immer wenigern,
rechtschaffenen, die allermeisten, welche von so
vielen hundert Jahren her sich zur Christlichen
Religion bekennet haben, und sich noch beken-
nen, Heuchler geworden sind, und noch sind;
welchen es nicht um CHristum, sondern ums
Brodt ist zu thun gewesen: wie es am Tage
ist: zugeschweigen, daß diejenigen, welche in
den finstern Seculis unter dem Pabstthum be-
kehret seyn sollen, bekannter weise mit harten
Gefängnissen, mit Verlust ihrer Güter, ja mit
Feuer und Schwerdt zu der äusserlichen Bekänt-
niß, zur grossen Verunehrung des Namens
Christi, gezwungen und mehr verkehret, als
bekehret worden sind. Und also ist das selig
werden
nicht von der successiva, sondern von

der
T

des Juͤdiſchen Volcks.
[Spaltenumbruch] Georgio Calixto in Controverſiis vorgegangen,
auch etwas zur contradiction, ſintemal dieſel-
be inſonderheit wider gedachten Calixtum auch
in dieſer Materie gerichtet iſt, mit beygetragen
habe:) auch andere ſeiner Meinung nach zu wi-
derlegen: ſo wird auch mir frey ſtehen, den
Pauliniſchen Text gegen ſeine ungegruͤndete
Auslegung und argumentation der geliebten Kuͤr-
tze halber nur in etwas in ſeinem wahren Ver-
ſtande zu beveſtigen.

§. XI. Es gehet gedachter Theologus
den Pauliniſchen Text von Wort zu Wort
durch, und vermeinet, in allen Worten einen
Beweis-Grund wider die kuͤnftige Bekehrung
der Juͤden gefunden zu haben. Alle geſuchte
argumenta zu beantworten, wuͤrde zu weitlaͤuf-
tig ſeyn. Es mag genug ſeyn das erſtere und
letztere ein wenig zu beleuchten. Das erſte ver-
meinet er in dem Worte Myſterium, Geheim-
niß
zu haben, und argumentiret alſo: diejeni-
ge Bekehrung, welche von den Juden geſaget
wird, heiſſet ein Geheimniß. Darum kan es
nicht von einer faſt allgemeinen und zuletzt erſt zu
erwartenden Bekehrung verſtanden werden,
ſondern es iſt von einer ſolchen Bekehrung zu
verſtehen, die nach und nach an etlichen geſchie-
het: als welches ein wahres Geheimniß iſt,
theils in Anſehung der Perſonen, daß gleich-
wol von der Nation, welche wider CHriſtum
ſich ſo feindſelig erwieſen und ihn gar ans Creutz
gebracht, noch manche bekehret wuͤrden; theils
in Anſehung der Zeit, daß es geſchehe bey dem
fortwaͤhrenden Eingange der Heiden ins Reich
GOttes und bey anhaltender Widerſetzlichkeit
der Juͤdiſchen Nation u. ſ. w.

§. XII. Allein ich kehre mit allem Rech-
te dieſes argumentum um, und ſchlieſſe alſo:
Der Apoſtel nennet die Bekehrung der Juden,
davon er redet, ein Geheimniß. Darum
kan keine ſolche Bekehrung, die nur nach und
nach an einigen Juͤden geſchehen wuͤrde, ver-
ſtanden werden, ſondern es iſt eine gantz beſon-
dere, die am gantzen Volcke, wenigſtens an
dem allergroͤſſeſten Theile deſſelben, zu erwar-
ten iſt, zu verſtehen. Es kan vermoͤge des
Worts Geheimniß keine ſuccesſiva converſio
verſtanden werden. Urſache, denn dieſe war
und iſt kein Geheimniß. Sie iſt kein Geheim-
niß in Anſehung der Perſonen. Denn daß et-
liche, ja viele von den Juden, unerachtet des
Widerſpruchs ſo vieler andern, bereits zu Pau-
li Zeiten bekehret waren, und noch immer ihrer
mehrere bekehret wurden, das ſahen die aus
dem Heidenthum zu CHriſto bekehrten Roͤmer,
wie anderwaͤrtig, alſo auch an ihrem Orte, vor
Augen, und war alſo nichts weniger, als ein
Geheimniß. Und eben ſo wenig war es ein
Geheimniß in Anſehung der Zeit, daß es ge-
ſchahe bey fortgehendem Eingange der Heiden in
die Kirche. Denn daß dabey die Juden von
der Gnade des Meßiaͤ nicht ausgeſchloſſen wa-
ren, das war nicht allein aus der gantzen heili-
gen Schrift bekannt, ſondern es wurde auch
durch die taͤgliche Erfahrung beſtaͤtiget. Und
alſo gebrauchte dieſes kaum erinnert, geſchwei-
ge ein Geheimniß genennet zu werden. Hin-
[Spaltenumbruch] gegen war die noch kuͤnftige Bekehrung des
gantzen Jſraels billig ein Geheimniß zu nennen:
theils in Anſehung der Perſonen; als da es
nicht auf wenigere, ſondern auf die meiſten der
gantzen Nation ankam: von welcher dieſes nicht
ſo leichtlich konte vermuthet werden; theils
auch in Anſehung der Zeit, welche nach den
Weiſſagungen der Propheten und Johannis in
der Offenbarung erſt ſolte in den letzten perio-
dum
der Zeiten des Neuen Teſtaments, welche
zum ſiebenden Siegel und zur ſiebenden Po-
ſaune
gehoͤret, Apoc. 8. 12. einfallen, und in
allen ihren Umſtaͤnden recht Geheimniß-voll
ſeyn, es wird auch daſelbſt mit den vorher ge-
ſetzten Worten von einem groſſen Zeichen, ſo
im oder am Himmel geſehen worden, das iſt, von
dem gebaͤhrenden Weibe v. 1. angefuͤhret.

§. XIII. Das letztere aus dem v. 15. ge-
nommene argumentum ſuchet gedachter Theo-
logus
in dem Worte σωϑήσεται, wird ſelig
werden.
Und machet dieſen Schluß: von der
Bekehrung, davon Paulus redet, ſtehet σωϑή-
σεται, wird ſelig werden, nemlich gantz
Jſrael.
Dieſes aber kan nicht verſtanden wer-
den von einer bloß aͤuſſerlichen Bekaͤntniß zur
Chriſtlichen Religion, ſondern von einer ſol-
chen Bekehrung, da man in den wircklichen
Gnaden-Stand GOttes aufgenommen wird,
Vergebung der Suͤnden und die ewige Selig-
keit erlanget. Und alſo iſt es nicht von einer
ſimultanea converſione in den letzten Zeiten zu
verſtehen, ſondern von einer ſucceſſiva. Sei-
ne Worte ſind dieſe: Verbum σωϑήσεται no[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
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nat, quod omnis Iſrael ſalutem conſecuturus ſit.
Non ergo de ſimultanea Iſraelitarum ſub extrema
tempora perductione ad Chriſtianam religionem a-
gitur, ſed vindicatur tacite ſucceſſiva Iſraelita-
rum converſio & juſtiſicatio usque ad ſinem mun-
di & c.

§. XIV. Jch kehre nun mit allem Recht
auch dieſes argumentum um, und mache die-
ſen Schluß: Paulus ſpricht: Das gantze
Jſrael ſoll ſelig werden.
Darum handelt
er nicht von der ſucceſſiva converſione, da nach
und nach einige zur Chriſtlichen Religion ſich
bekannt haben: ſintemal auſſer den aͤchten Erſt-
lingen, welche zur Zeit CHriſti und der Apo-
ſtel aus dem Juͤdiſchen Volcke ergriffen worden
ſind, und auſſer andern, doch immer wenigern,
rechtſchaffenen, die allermeiſten, welche von ſo
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Religion bekennet haben, und ſich noch beken-
nen, Heuchler geworden ſind, und noch ſind;
welchen es nicht um CHriſtum, ſondern ums
Brodt iſt zu thun geweſen: wie es am Tage
iſt: zugeſchweigen, daß diejenigen, welche in
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kehret ſeyn ſollen, bekannter weiſe mit harten
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Feuer und Schwerdt zu der aͤuſſerlichen Bekaͤnt-
niß, zur groſſen Verunehrung des Namens
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werden
nicht von der ſucceſſiva, ſondern von

der
T
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[145/0173] des Juͤdiſchen Volcks. Georgio Calixto in Controverſiis vorgegangen, auch etwas zur contradiction, ſintemal dieſel- be inſonderheit wider gedachten Calixtum auch in dieſer Materie gerichtet iſt, mit beygetragen habe:) auch andere ſeiner Meinung nach zu wi- derlegen: ſo wird auch mir frey ſtehen, den Pauliniſchen Text gegen ſeine ungegruͤndete Auslegung und argumentation der geliebten Kuͤr- tze halber nur in etwas in ſeinem wahren Ver- ſtande zu beveſtigen. §. XI. Es gehet gedachter Theologus den Pauliniſchen Text von Wort zu Wort durch, und vermeinet, in allen Worten einen Beweis-Grund wider die kuͤnftige Bekehrung der Juͤden gefunden zu haben. Alle geſuchte argumenta zu beantworten, wuͤrde zu weitlaͤuf- tig ſeyn. Es mag genug ſeyn das erſtere und letztere ein wenig zu beleuchten. Das erſte ver- meinet er in dem Worte Myſterium, Geheim- niß zu haben, und argumentiret alſo: diejeni- ge Bekehrung, welche von den Juden geſaget wird, heiſſet ein Geheimniß. Darum kan es nicht von einer faſt allgemeinen und zuletzt erſt zu erwartenden Bekehrung verſtanden werden, ſondern es iſt von einer ſolchen Bekehrung zu verſtehen, die nach und nach an etlichen geſchie- het: als welches ein wahres Geheimniß iſt, theils in Anſehung der Perſonen, daß gleich- wol von der Nation, welche wider CHriſtum ſich ſo feindſelig erwieſen und ihn gar ans Creutz gebracht, noch manche bekehret wuͤrden; theils in Anſehung der Zeit, daß es geſchehe bey dem fortwaͤhrenden Eingange der Heiden ins Reich GOttes und bey anhaltender Widerſetzlichkeit der Juͤdiſchen Nation u. ſ. w. §. XII. Allein ich kehre mit allem Rech- te dieſes argumentum um, und ſchlieſſe alſo: Der Apoſtel nennet die Bekehrung der Juden, davon er redet, ein Geheimniß. Darum kan keine ſolche Bekehrung, die nur nach und nach an einigen Juͤden geſchehen wuͤrde, ver- ſtanden werden, ſondern es iſt eine gantz beſon- dere, die am gantzen Volcke, wenigſtens an dem allergroͤſſeſten Theile deſſelben, zu erwar- ten iſt, zu verſtehen. Es kan vermoͤge des Worts Geheimniß keine ſuccesſiva converſio verſtanden werden. Urſache, denn dieſe war und iſt kein Geheimniß. Sie iſt kein Geheim- niß in Anſehung der Perſonen. Denn daß et- liche, ja viele von den Juden, unerachtet des Widerſpruchs ſo vieler andern, bereits zu Pau- li Zeiten bekehret waren, und noch immer ihrer mehrere bekehret wurden, das ſahen die aus dem Heidenthum zu CHriſto bekehrten Roͤmer, wie anderwaͤrtig, alſo auch an ihrem Orte, vor Augen, und war alſo nichts weniger, als ein Geheimniß. Und eben ſo wenig war es ein Geheimniß in Anſehung der Zeit, daß es ge- ſchahe bey fortgehendem Eingange der Heiden in die Kirche. Denn daß dabey die Juden von der Gnade des Meßiaͤ nicht ausgeſchloſſen wa- ren, das war nicht allein aus der gantzen heili- gen Schrift bekannt, ſondern es wurde auch durch die taͤgliche Erfahrung beſtaͤtiget. Und alſo gebrauchte dieſes kaum erinnert, geſchwei- ge ein Geheimniß genennet zu werden. Hin- gegen war die noch kuͤnftige Bekehrung des gantzen Jſraels billig ein Geheimniß zu nennen: theils in Anſehung der Perſonen; als da es nicht auf wenigere, ſondern auf die meiſten der gantzen Nation ankam: von welcher dieſes nicht ſo leichtlich konte vermuthet werden; theils auch in Anſehung der Zeit, welche nach den Weiſſagungen der Propheten und Johannis in der Offenbarung erſt ſolte in den letzten perio- dum der Zeiten des Neuen Teſtaments, welche zum ſiebenden Siegel und zur ſiebenden Po- ſaune gehoͤret, Apoc. 8. 12. einfallen, und in allen ihren Umſtaͤnden recht Geheimniß-voll ſeyn, es wird auch daſelbſt mit den vorher ge- ſetzten Worten von einem groſſen Zeichen, ſo im oder am Himmel geſehen worden, das iſt, von dem gebaͤhrenden Weibe v. 1. angefuͤhret. §. XIII. Das letztere aus dem v. 15. ge- nommene argumentum ſuchet gedachter Theo- logus in dem Worte σωϑήσεται, wird ſelig werden. Und machet dieſen Schluß: von der Bekehrung, davon Paulus redet, ſtehet σωϑή- σεται, wird ſelig werden, nemlich gantz Jſrael. Dieſes aber kan nicht verſtanden wer- den von einer bloß aͤuſſerlichen Bekaͤntniß zur Chriſtlichen Religion, ſondern von einer ſol- chen Bekehrung, da man in den wircklichen Gnaden-Stand GOttes aufgenommen wird, Vergebung der Suͤnden und die ewige Selig- keit erlanget. Und alſo iſt es nicht von einer ſimultanea converſione in den letzten Zeiten zu verſtehen, ſondern von einer ſucceſſiva. Sei- ne Worte ſind dieſe: Verbum σωϑήσεται no_ de profeſſione nuda Chriſtianiſmi, vel converſion_ ad religionem Chriſtianam, ſed de ſalvatione ſo- nat, quod omnis Iſrael ſalutem conſecuturus ſit. Non ergo de ſimultanea Iſraelitarum ſub extrema tempora perductione ad Chriſtianam religionem a- gitur, ſed vindicatur tacite ſucceſſiva Iſraelita- rum converſio & juſtiſicatio usque ad ſinem mun- di & c. §. XIV. Jch kehre nun mit allem Recht auch dieſes argumentum um, und mache die- ſen Schluß: Paulus ſpricht: Das gantze Jſrael ſoll ſelig werden. Darum handelt er nicht von der ſucceſſiva converſione, da nach und nach einige zur Chriſtlichen Religion ſich bekannt haben: ſintemal auſſer den aͤchten Erſt- lingen, welche zur Zeit CHriſti und der Apo- ſtel aus dem Juͤdiſchen Volcke ergriffen worden ſind, und auſſer andern, doch immer wenigern, rechtſchaffenen, die allermeiſten, welche von ſo vielen hundert Jahren her ſich zur Chriſtlichen Religion bekennet haben, und ſich noch beken- nen, Heuchler geworden ſind, und noch ſind; welchen es nicht um CHriſtum, ſondern ums Brodt iſt zu thun geweſen: wie es am Tage iſt: zugeſchweigen, daß diejenigen, welche in den finſtern Seculis unter dem Pabſtthum be- kehret ſeyn ſollen, bekannter weiſe mit harten Gefaͤngniſſen, mit Verluſt ihrer Guͤter, ja mit Feuer und Schwerdt zu der aͤuſſerlichen Bekaͤnt- niß, zur groſſen Verunehrung des Namens Chriſti, gezwungen und mehr verkehret, als bekehret worden ſind. Und alſo iſt das ſelig werden nicht von der ſucceſſiva, ſondern von der T

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/173>, abgerufen am 25.11.2024.