Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 10, v. 4-8. [Spaltenumbruch]
zu verdammen; sintemal es CHristus an unse-rer statt erfüllet, und damit dem Fluche und der Verdammung, nicht weniger auch dem Zwange des Gesetzes, ein Ende gemachet hat: So hat auch die Beschneidung mit dem gantzen Ceremonial-Gesetze in CHristo, dem Gegen- bilde, seine Endschaft erreichet, also, daß dazu kein Glaubiger mehr verbunden ist:) Wer an den glaubet, (sich die von ihm erworbene Ge- rechtigkeit im Glauben zueignet,) der ist ge- recht, (wird in CHristo und um CHristi wil- len dieser ihm zugerechneten Gerechtigkeit we- gen im göttlichen Gerichte mit Vergebung sei- ner Sünden, für gerecht erkant, für ein Kind GOttes und Erben der ewigen Seligkeit aufge- nommen. Siehe hievon oben c. 3. 4. 5. auch Joh. 3, 16. 18. Act. 13, 39. Gal. 3, 10. 13. 24. V. 5. Moses aber (Gr. denn Moses) schrei- Anmerckung. Gleichwie Moses mit dem Fluche des Ge- V. 6. Aber die Gerechtigkeit aus dem Glau- V. 7. Oder wer will hinab in die Tiefe fah- V. 8. Aber was saget sie: das Wort (des Anmerckungen. 1. Der Apostel siehet mit diesen sämtli- chen Worten des 7ten und 8ten Verses eigent- lich auf den Ort Deut. 30, 11-14. hat auch un- terschiedliche Worte daher genommen. Und dieses konte so viel besser geschehen, weil in dem Contexte gedachter Ort von dem damal noch künftigen Zustande der gläubigen Jüden im Reiche des Meßiä, und also nebst dem Gesetze sonderlich vom Evangelio handelt, und auch mit dem Gesetze selbst, nemlich dem Ceremo- nial-Gesetze, auf CHristum, auf des Gesetzes Endzweck weiset; sintemal er darinnen v. 2. 6. seqq. der Bekehrung und der Beschneidung des Hertzens, welches ein Evangelisches Gna- den-Werck ist, gedencket, und die widerspen- stigen Juden damit auch gern zu dieser Heils- Ordnung und zu CHristo bringen will. 2. Nachdem der Apostel den Weg, die Gerechtigkeit vor GOtt aus und nach dem Ge- setze zu erlangen, v. 5. als schwer und unmög- lich vorgestellet hatte; so stellet er den Evange- lischen Glaubens-Weg darauf als sicher, ge- wiß,
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 10, v. 4-8. [Spaltenumbruch]
zu verdammen; ſintemal es CHriſtus an unſe-rer ſtatt erfuͤllet, und damit dem Fluche und der Verdammung, nicht weniger auch dem Zwange des Geſetzes, ein Ende gemachet hat: So hat auch die Beſchneidung mit dem gantzen Ceremonial-Geſetze in CHriſto, dem Gegen- bilde, ſeine Endſchaft erreichet, alſo, daß dazu kein Glaubiger mehr verbunden iſt:) Wer an den glaubet, (ſich die von ihm erworbene Ge- rechtigkeit im Glauben zueignet,) der iſt ge- recht, (wird in CHriſto und um CHriſti wil- len dieſer ihm zugerechneten Gerechtigkeit we- gen im goͤttlichen Gerichte mit Vergebung ſei- ner Suͤnden, fuͤr gerecht erkant, fuͤr ein Kind GOttes und Erben der ewigen Seligkeit aufge- nommen. Siehe hievon oben c. 3. 4. 5. auch Joh. 3, 16. 18. Act. 13, 39. Gal. 3, 10. 13. 24. V. 5. Moſes aber (Gr. denn Moſes) ſchrei- Anmerckung. Gleichwie Moſes mit dem Fluche des Ge- V. 6. Aber die Gerechtigkeit aus dem Glau- V. 7. Oder wer will hinab in die Tiefe fah- V. 8. Aber was ſaget ſie: das Wort (des Anmerckungen. 1. Der Apoſtel ſiehet mit dieſen ſaͤmtli- chen Worten des 7ten und 8ten Verſes eigent- lich auf den Ort Deut. 30, 11-14. hat auch un- terſchiedliche Worte daher genommen. Und dieſes konte ſo viel beſſer geſchehen, weil in dem Contexte gedachter Ort von dem damal noch kuͤnftigen Zuſtande der glaͤubigen Juͤden im Reiche des Meßiaͤ, und alſo nebſt dem Geſetze ſonderlich vom Evangelio handelt, und auch mit dem Geſetze ſelbſt, nemlich dem Ceremo- nial-Geſetze, auf CHriſtum, auf des Geſetzes Endzweck weiſet; ſintemal er darinnen v. 2. 6. ſeqq. der Bekehrung und der Beſchneidung des Hertzens, welches ein Evangeliſches Gna- den-Werck iſt, gedencket, und die widerſpen- ſtigen Juden damit auch gern zu dieſer Heils- Ordnung und zu CHriſto bringen will. 2. Nachdem der Apoſtel den Weg, die Gerechtigkeit vor GOtt aus und nach dem Ge- ſetze zu erlangen, v. 5. als ſchwer und unmoͤg- lich vorgeſtellet hatte; ſo ſtellet er den Evange- liſchen Glaubens-Weg darauf als ſicher, ge- wiß,
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 10, v. 4-8.
zu verdammen; ſintemal es CHriſtus an unſe-
rer ſtatt erfuͤllet, und damit dem Fluche und
der Verdammung, nicht weniger auch dem
Zwange des Geſetzes, ein Ende gemachet hat:
So hat auch die Beſchneidung mit dem gantzen
Ceremonial-Geſetze in CHriſto, dem Gegen-
bilde, ſeine Endſchaft erreichet, alſo, daß dazu
kein Glaubiger mehr verbunden iſt:) Wer an
den glaubet, (ſich die von ihm erworbene Ge-
rechtigkeit im Glauben zueignet,) der iſt ge-
recht, (wird in CHriſto und um CHriſti wil-
len dieſer ihm zugerechneten Gerechtigkeit we-
gen im goͤttlichen Gerichte mit Vergebung ſei-
ner Suͤnden, fuͤr gerecht erkant, fuͤr ein Kind
GOttes und Erben der ewigen Seligkeit aufge-
nommen. Siehe hievon oben c. 3. 4. 5. auch
Joh. 3, 16. 18. Act. 13, 39. Gal. 3, 10. 13. 24.
V. 5.
Moſes aber (Gr. denn Moſes) ſchrei-
bet wohl (3 Buch Moſ. 18, 5. Ezech. 20, 11.)
von der Gerechtigkeit, die aus dem Ge-
ſetz koͤmmt: Welcher Menſch diß thut,
der wird darinnen leben, (wer das Geſetz
nach ſeiner vollkommenen und ſcharfen Forde-
rung aus eignen Kraͤften vollkommen erfuͤllen
wird, der wird in der Ordnung dieſer Erfuͤllung
das ewige Leben erlangen. Nun aber iſt uns
dieſe Erfuͤllung nicht moͤglich. Darum iſt es
auch unmoͤglich, durch eine eigne nach dem Ge-
ſetze aufzurichtende Gerechtigkeit ſelig zu werden.
Auf welche Art uns Moſes ſelbſt von ſich auf
CHriſtum, der das Geſetz erfuͤllet hat, Matth.
5, 20. weiſet. Siehe auch Luc. 10, 28. Gal.
3, 12.)
Anmerckung.
Gleichwie Moſes mit dem Fluche des Ge-
ſetzes gegen die Ubertreter fuͤrnemlich auf den
ewigen Tod ſiehet: alſo gehet er mit der Ver-
heiſſung des Lebens auf das ewige Leben: wel-
ches auch der Chaldaͤiſche Uberſetzer erkant hat,
und CHriſtus Luc. 18, 28. nicht weniger auch
Paulus an dieſem Orte bekraͤftiget.
V. 6.
Aber die Gerechtigkeit aus dem Glau-
ben (wenn ſie, wie ein Glaubens-Gerechter,
gleichſam redend eingefuͤhret wird,) ſpricht
alſo: Sprich nicht in deinem Hertzen, wer
will hinauf gen Himmel fahren, (um zu er-
forſchen, ob wir darinnen einen gnaͤdigen GOtt
haben und Platz finden werden: oder um uns
erſt bey GOtt zu verſoͤhnen:) das iſt nichts
anders, denn Chriſtum herab holen, (ſich
ſolcher geſtalt ohne Glauben ſeiner Seligkeit
wegen aͤngſtigen und beunruhigen, ja nicht an-
ders, als CHriſti Himmelfahrt, folglich auch
ſeine Zukunft ins Fleiſch, ſeinen Verſoͤhnungs-
Todt und das Werck der Erloͤſung in Zweifel
ziehen, und alſo gleichſam darauf warten, daß
er noch einmal, oder ein anderer Mittler, zu un-
ſerer Erloͤſung vom Himmelkomme. Da aber
jenes eine unbewegliche Grund-Veſte der Ev-
angeliſchen Wahrheit iſt, ſo laͤßt der, der die-
ſes glaubet, ſolche aͤngſtliche Bekuͤmmerniß fah-
ren; als der im Glauben der von CHriſto ihm
erworbenen und geſchenckten Gerechtigkeit ge-
wiß iſt.)
V. 7.
Oder wer will hinab in die Tiefe fah-
ren, (und forſchen, ob wir auch von der Ver-
dammniß werden befreyet werden?) das iſt
nichts anders, denn CHriſtum von den
Todten holen: (den Verſoͤhnungs-Tod und
die Auferſtehung CHriſti leugnen, und gleich-
ſam warten, daß er aufs neue, oder ein anderer
Mittler, fuͤr uns ſterben und zur Schenckung
der Gerechtigkeit auferſtehen ſolle. Da nun
aber die einmalige Auferſtehung CHriſti auſſer
allem Zweifel bey einem Glaͤubigen ſtehet, ſo
laͤßt er auch die beunruhigende Gedancken, wo-
mit er in die Hoͤhe und Tiefe faͤhret, ſich aͤngſti-
get und martert, gerne fahren, und ruhet in der
geſchenckten Glaubens-Gerechtigkeit Chriſti.)
V. 8.
Aber was ſaget ſie: das Wort (des
Evangelii von CHriſto) iſt dir nahe, (alſo,
daß du es nicht erſt aus der Hoͤhe, oder aus der
Tiefe, oder aus der Ferne holen, oder auch ei-
nes andern Mittlers erwarten darfſt,) in dei-
nem Munde, (daß du nach dem geſchehenen
Vortrage mit Freuden davon reden kanſt,) und
in deinem Hertzen, (alſo daß es aus dem
Hertzen durch den Mund in der Erklaͤrung ſich
hervorthut: gleichwie es durch den Mund, oder
muͤndlichen Vortrag der Lehrer, vermoͤge der
Gnade GOTTes, als ein lebendiger Saame
ins Hertze eingepflantzet wird.) Diß iſt das
Wort vom Glauben, das wir predigen,
(diß iſt das Evangelium von CHriſto und ſei-
ner uns zur Seligkeit erworbenen und durch den
Glauben anzunehmenden Gerechtigkeit, als der
vornehmſte Jnnhalt der Apoſtoliſchen Lehre und
Predigten.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel ſiehet mit dieſen ſaͤmtli-
chen Worten des 7ten und 8ten Verſes eigent-
lich auf den Ort Deut. 30, 11-14. hat auch un-
terſchiedliche Worte daher genommen. Und
dieſes konte ſo viel beſſer geſchehen, weil in dem
Contexte gedachter Ort von dem damal noch
kuͤnftigen Zuſtande der glaͤubigen Juͤden im
Reiche des Meßiaͤ, und alſo nebſt dem Geſetze
ſonderlich vom Evangelio handelt, und auch
mit dem Geſetze ſelbſt, nemlich dem Ceremo-
nial-Geſetze, auf CHriſtum, auf des Geſetzes
Endzweck weiſet; ſintemal er darinnen v. 2. 6.
ſeqq. der Bekehrung und der Beſchneidung
des Hertzens, welches ein Evangeliſches Gna-
den-Werck iſt, gedencket, und die widerſpen-
ſtigen Juden damit auch gern zu dieſer Heils-
Ordnung und zu CHriſto bringen will.
2. Nachdem der Apoſtel den Weg, die
Gerechtigkeit vor GOtt aus und nach dem Ge-
ſetze zu erlangen, v. 5. als ſchwer und unmoͤg-
lich vorgeſtellet hatte; ſo ſtellet er den Evange-
liſchen Glaubens-Weg darauf als ſicher, ge-
wiß,
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