Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 35-37. [Spaltenumbruch]
5. Die Rechte GOttes ist nichts anders, als die göttliche Majestät und Herrlich- keit. Zu der ist Christus, nach vollbrachter Erlösung, der menschlichen Natur nach erhöher worden, also, daß von der Himmelfahrt an Christus als GOtt und Mensch den Thron der göttlichen Herrlichkeit besitzet, da er vorher den- selben nur als GOtt besessen hatte. 6. Jn Christi also erhöheten Menschheit ist das gantze menschliche Geschlecht aufs höchste geadelt worden, sintemal ein wahrer Mensch, der das Haupt ist aller übrigen, sonder- lich gläubigen Menschen, zur Rechten GOttes sitzet. Welches die Engel von keiner Englischen Natur sagen können: daß also die Menschen vor den heiligen Ergeln dieses voraus haben. V. 35. Wer will uns scheiden von der Liebe Anmerckungen. 1. Von GOtt geliebet werden, und doch in 2. Jst es kein Zeichen des Hasses GOttes, V. 36. Wie (im 44sten Psalm v. 23. von dem Anmerckung. Welchen GOtt von seinen Kindern und V. 37. Aber in dem allen überwinden wir Anmerckungen. 1. Das Christenthum ist nichts anders als ein beständiger Streit und Sieg zugleich: wie denn kein Sieg ohne Streit erhalten wird, aber wol ein Streit ohne Sieg seyn kan: doch nicht im Christenthum; es sey denn in gewissen Fällen; da man zwar unten lieget, aber sich doch bald wieder ermannet, und den Sieg, der einem wolte entrissen werden, so viel mehr pro- sequiret. 2. Wo bleibet nun bey diesem Paulinischen Texte die gemeine Entschuldigung: Wir sind nur schwache Menschen! Sind wir gleich von Natur schwach, so müssen wir doch nicht schwach bleiben, sondern dergestalt gestärcket werden, daß wir diesen und jenen Ansatz, ob er gleich hart und schwer ist, leicht finden. Und ob wir
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 35-37. [Spaltenumbruch]
5. Die Rechte GOttes iſt nichts anders, als die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlich- keit. Zu der iſt Chriſtus, nach vollbrachter Erloͤſung, der menſchlichen Natur nach erhoͤher worden, alſo, daß von der Himmelfahrt an Chriſtus als GOtt und Menſch den Thron der goͤttlichen Herrlichkeit beſitzet, da er vorher den- ſelben nur als GOtt beſeſſen hatte. 6. Jn Chriſti alſo erhoͤheten Menſchheit iſt das gantze menſchliche Geſchlecht aufs hoͤchſte geadelt worden, ſintemal ein wahrer Menſch, der das Haupt iſt aller uͤbrigen, ſonder- lich glaͤubigen Menſchen, zur Rechten GOttes ſitzet. Welches die Engel von keiner Engliſchen Natur ſagen koͤnnen: daß alſo die Menſchen vor den heiligen Ergeln dieſes voraus haben. V. 35. Wer will uns ſcheiden von der Liebe Anmerckungen. 1. Von GOtt geliebet werden, und doch in 2. Jſt es kein Zeichen des Haſſes GOttes, V. 36. Wie (im 44ſten Pſalm v. 23. von dem Anmerckung. Welchen GOtt von ſeinen Kindern und V. 37. Aber in dem allen uͤberwinden wir Anmerckungen. 1. Das Chriſtenthum iſt nichts anders als ein beſtaͤndiger Streit und Sieg zugleich: wie denn kein Sieg ohne Streit erhalten wird, aber wol ein Streit ohne Sieg ſeyn kan: doch nicht im Chriſtenthum; es ſey denn in gewiſſen Faͤllen; da man zwar unten lieget, aber ſich doch bald wieder ermannet, und den Sieg, der einem wolte entriſſen werden, ſo viel mehr pro- ſequiret. 2. Wo bleibet nun bey dieſem Pauliniſchen Texte die gemeine Entſchuldigung: Wir ſind nur ſchwache Menſchen! Sind wir gleich von Natur ſchwach, ſo muͤſſen wir doch nicht ſchwach bleiben, ſondern dergeſtalt geſtaͤrcket werden, daß wir dieſen und jenen Anſatz, ob er gleich hart und ſchwer iſt, leicht finden. Und ob wir
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 35-37.
5. Die Rechte GOttes iſt nichts anders,
als die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlich-
keit. Zu der iſt Chriſtus, nach vollbrachter
Erloͤſung, der menſchlichen Natur nach erhoͤher
worden, alſo, daß von der Himmelfahrt an
Chriſtus als GOtt und Menſch den Thron der
goͤttlichen Herrlichkeit beſitzet, da er vorher den-
ſelben nur als GOtt beſeſſen hatte.
6. Jn Chriſti alſo erhoͤheten Menſchheit
iſt das gantze menſchliche Geſchlecht aufs
hoͤchſte geadelt worden, ſintemal ein wahrer
Menſch, der das Haupt iſt aller uͤbrigen, ſonder-
lich glaͤubigen Menſchen, zur Rechten GOttes
ſitzet. Welches die Engel von keiner Engliſchen
Natur ſagen koͤnnen: daß alſo die Menſchen vor
den heiligen Ergeln dieſes voraus haben.
V. 35.
Wer will uns ſcheiden von der Liebe
GOttes (womit GOtt uns in Chriſto derge-
ſtalt, als bisher gezeiget worden, geliebet hat:
Wer und was von allen Widerwaͤrtigkeiten und
Leiden, davon der vorhergehende und nachfol-
gende Text handelt, will uns dergeſtalt ſcheiden,
daß wir, da GOtt in Chriſto ſeine Liebe gegen
uns in der That ſelbſt ſo herrlich bewieſen hat,
dadurch uns ſolten auf die Gedancken bringen
laſſen, als liebete uns GOtt nicht recht oder nicht
beſtaͤndig. Nein, nichts iſt vermoͤgend in uns
einen Zweifel und Unglauben gegen die Liebe
GOttes zu erwecken: wie denn auch ein Kind
GOttes fuͤrnemlich dahin zu ſehen hat, daß es
ſich nur immer in der Liebe GOttes, die er gegen
uns traͤget, als in dem rechten Evangeliſchen
Glaubens-Grunde, veſt behalte, und ſich davon
durch Mißtrauen nicht abwendig machen laſſe.
Denn wo es um die innerliche Verſicherung der
Liebe GOttes gegen uns wohl ſtehet, alſo,
daß wir ſagen koͤnnen mit Paulo: Die Liebe
GOTTes iſt ausgegoſſen in unſer Hertz
durch den Heiligen Geiſt, c. 5, 5. und mit
David Pſalm 34, 9. und Petro 1 Ep. c. 2, 3.
Schmecket und ſehet, daß der HErr
freundlich iſt; da ſtehet es auch wohl um unſe-
re Liebe gegen GOtt, alſo, daß wir mit Jo-
hanne ſagen koͤnnen: Laſſet uns ihn lieben,
denn er hat uns erſt geliebet. 1 Joh. 4, 19.
wie ſchon oben bey cap. 5, 5. erinnert iſt.)
Truͤbſal? oder Angſt? oder Verfolgung?
oder Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhr-
lichkeit? oder Schwerdt? (allerley Noth
am Leibe, und an deſſen Guͤtern, auch der ge-
waltige Martyr-Tod ſelbſt, ja an der taͤglichen
Nothdurft und Nahrung; wie auch am Ge-
muͤthe ſelbſt mit Anfechtungen.)
Anmerckungen.
1. Von GOtt geliebet werden, und doch in
der Liebe ſolche Verhaͤngniſſe erfahren, daß man
ſo vielerley Noth und Leiden auszuſtehen hat;
iſt eine Sache, welche zum Geheimniß des
Creutzes gehoͤret, darein ſich auch die ſonſt Gott-
ergebenen Freunde Hiobs noch nicht zu finden
wuſten.
2. Jſt es kein Zeichen des Haſſes GOttes,
wenn er es ſeinen Kindern aͤuſſerlich uͤbel gehen
laͤßt, alſo, daß ſie bald dieſen bald jenen harten
Stand erfahren: ſo iſt es gewiß auch keine Pro-
be der Liebe GOttes, wenn es den Gottloſen
aͤuſſerlich wohl gehet: wie ſie doch zu gedencken
pflegen.
V. 36.
Wie (im 44ſten Pſalm v. 23. von dem
Creutz-Reiche des Meßiaͤ) geſchrieben ſtehet:
Um deinet (des Meßiaͤ) willen werden wir
(ſeine Glieder) getoͤdtet (auch ſonſt verfolget)
den gantzen Tag (taͤglich, alſo, daß dieſe Leiden
von einer Zeit zur andern alſo fortgehen) wir
ſind geachtet wie Schlacht-Schafe (nach
dem Exempel unſers Heylandes, der aber mit
ſeinem Tode ein Verſoͤhn-Opfer fuͤr uns ge-
worden iſt, welches von dem Martyr-Tode der
Glaͤubigen nicht geſaget werden kan. Siehe
auch 1 Cor. 4, 9. Hebr. 11, 37.)
Anmerckung.
Welchen GOtt von ſeinen Kindern und
Knechten damit verſchonet, daß er kein Schlacht-
Schaf wird, noch ſonſt in viele aͤuſſerliche Ge-
fahr und Verfolgung geraͤth, der hat, um ſich
als ein Glied Chriſti zu erweiſen, ſo viel mehr
Urſache, darinnen ſeine rechte Schafs-Art zu
zeigen, daß er Chriſti Stimme hoͤre, und derſel-
ben folge. Joh. 10, 3.
V. 37.
Aber in dem allen uͤberwinden wir
weit (ὑπερνικῶμεν, uͤberwinden dergeſtalt, daß
wir noch viel Kraft uͤbrig behalten, und den Sieg
erhalten wuͤrden, wenn auch die Leiden gleich
noch groͤſſer waͤren: gleichwie ein Krieges-Heer
manchmal den completen Sieg wider das ande-
re erhaͤlt, ob es auch ſchon ſeine Mannſchaft
nicht einmal alle noͤthig gehabt und gebrauchen
duͤrfen) um deßwillen, der uns geliebet hat
(διὰ τοῦ ἀγαπήσαντος ἡμᾶς, durch den, der
uns geliebet hat: und alſo nicht aus eigner, ſon-
dern aus geſchenckter Gnaden-Kraft GOttes,
die er mittheilet durch die Verſicherung ſeiner
Liebe gegen uns in Chriſto, da er ſolche durch
den Heiligen Geiſt in unſer Hertz ausgieſſen laͤßt
c. 5, 5. Siehe auch 1 Cor. 15, 57. 2 Cor. 2, 14.
4, 8. 9. 10. 11. 1 Joh. 4, 4. 5, 4. 5. Apoc 12, 11.)
Anmerckungen.
1. Das Chriſtenthum iſt nichts anders
als ein beſtaͤndiger Streit und Sieg zugleich:
wie denn kein Sieg ohne Streit erhalten wird,
aber wol ein Streit ohne Sieg ſeyn kan: doch
nicht im Chriſtenthum; es ſey denn in gewiſſen
Faͤllen; da man zwar unten lieget, aber ſich
doch bald wieder ermannet, und den Sieg, der
einem wolte entriſſen werden, ſo viel mehr pro-
ſequiret.
2. Wo bleibet nun bey dieſem Pauliniſchen
Texte die gemeine Entſchuldigung: Wir ſind
nur ſchwache Menſchen! Sind wir gleich
von Natur ſchwach, ſo muͤſſen wir doch nicht
ſchwach bleiben, ſondern dergeſtalt geſtaͤrcket
werden, daß wir dieſen und jenen Anſatz, ob er
gleich hart und ſchwer iſt, leicht finden. Und ob
wir
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