Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, v. 4. an die Römer. [Spaltenumbruch]
derheit mit seinem Tode gesetzet worden, mitwelcher der muthwillige Sünden-Dienst un- möglich bestehen könne. Also finden wir auch, daß, in unterschiedlichen andern Orten, der gesamten Tauf-Formul, in einem besondern Ab- sehen auf Christum, nur mit der Meldung des Namens Christi gedacht wird, als Ap. Gesch. 2, 38. c. 10, 48. c. 19, 4. Gal. 3, 27. Wie wir denn auch in der heiligen Taufe eben aus diesem Grunde auf den Namen des Vaters und des Heiligen Geistes getaufet werden, weil wir durch Christum erlöset sind, und in CHristo GOTT unser gnädiger Vater worden ist, und der Heilige Geist das Amt CHristi in uns ver- kläret. 2. Wir lesen zwar beydes eis ton Khriston, auf CHristum, oder auf den Namen CHri- sti, und en to onomati, im Namen CHristi getaufet werden, und zwar nur einmal, nem- lich Ap. Gesch. 10, 48. aber das erstere ist nach- drücklicher, welches wir hie Röm. 6, 3. und in dem Haupt-Spruche von der Taufe Matth. 28, 19. lesen. Denn da das letztere den Worten nach vornehmlich den Befehl und die Auctorität des Urhebers anzeiget, so gehet das erstere nebst die- ser Anzeige zugleich auf das Object unsers Glau- bens, und auf den Urheber unserer Seligkeit, führet uns auch auf die Aufopferung, nach wel- cher wir ihm gäntzlich sollen ergeben seyn, von ihm dependiren und in seiner Gemeinschaft stehen. 3. Es waren demnach alle gläubige Römer dergestalt auf den dreyeinigen GOTT getaufet worden, daß sie dabey insonderheit waren ge- führet worden auf die Person und das Amt, und darin auf das Verdienst CHristi: daher Paulus saget, sie wären auf JEsum CHristum ge- taufet. 4. Auf den Tod CHristi getaufet seyn, heißt durch die Taufe dergestalt in die Gemein- schaft CHristi gesetzet seyn, daß sein verdienstli- cher Versöhnungs-Tod uns, als unser eigen zu- gerechnet wird, nicht anders, als hätten wir für uns selbst zur Gnugthuung für unsere Sünde können sterben. Wie denn daher Paulus 2 Cor. 5, 15. saget: Sintemal wir halten, daß, so einer für alle gestorben, so sind sie alle ge- storben. 5. Da nun die Kraft des Todes CHristi die- se ist, daß er damit, so viel der Erwerbung nach an ihm gewesen, den gantzen statum peccati, mit allem, was dazu gehöret, oder das gantze Reich der Sünden und des Satans zerstöret hat, also, daß der Sünden-Schuld und Strafe, nicht we- niger auch der Sünden Herrschaft und Schade hinwegfallen und aufhören soll: so ist leichtlich zu erachten, daß die, die dergestalt in den Tod CHristi getaufet sind, daß CHristi Tod ihr ei- gen, ihr eigenes Gut wird, nicht mehr im Reiche der Sünden bleiben, und darinnen dem Satan dienen können und müssen, sondern daß sie, wo- fern sie sich des Versöhnungs-Todes CHristi zu ihrer Seligkeit getrösten wollen, sich erweisen müssen als solche, die nicht weniger von der Sünden Herrschaft, als von der Sünden Schuld und Strafe befreyet sind. V. 4. So sind wir ie (wir sind demnach) mit Anmerckungen. 1. Mit CHristo begraben seyn durch die Taufe in den Tod, und in seinen Tod getaufet seyn, ist an sich einerley. Und ist diese letztere Redens-Art deßwegen gebrauchet, weil der Tod CHristi sich erstrecket hat bis zur Auf- erstehung, und das Begräbniß mit in sich fasset. 2. Es gebrauchet aber der Apostel an statt der ersten Redens-Art die letztere, dieweil die Taufe in der ersten Kirche und in den warmen Morgen-Ländern durch ein Untertauchen ge- schahe, und dieses einige Aehnlichkeit hatte mit dem Begräbnisse CHristi. Und also heisset begraben werden durch die Taufe in den Tod, dergestalt untergetauchet werden, als würde man begraben, und komme also durch ein solches, das Begräbniß repraesentirendes Un- tertauchen, in die Gemeinschaft des Todes CHristi. 3. Die Particula o[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n derohalben, ist alhier also illativa, daß sie die Folge anzeiget von dem, wenn man in den Tod CHristi getaufet ist: da- hin auch die particula ina, auf daß, gehet. Denn gleichwie der Tod CHristi mit der siegreichen Auferstehung dergestalt verbunden gewesen, daß diese von jenem unzertrennlich geblieben; so fol- get daher nothwendig, daß einer, der durch die Taufe des Todes CHristi theilhaftig worden, auch müsse also der Auferstehung theilhaftig seyn, daß er nicht mehr der Sünde diene, sondern zum neuen Leben gelanget sey, und darinne wan- dele. Ja so wenig die emersio, das aus dem Wasser wieder Hervorgehen, von der immersio- ne, von dem Untertauchen getrennet werden kon- te, so wenig kan die geistliche Gemeinschaft mit der Auferstehung CHristi von der Gemeinschaft des Versöhnungs-Todes geschieden werden. 4. Zu mehrer Erläuterung dieses Verstan- des ist zu mercken, daß sich in diesem Verse eine gedoppelte ellipsis, die aber aus den übrigen Worten leichtlich zu suppliren ist, finde: erstlich bey der protasi von CHristo. Denn wenn es heißt: CHristus ist erwecket von den Tod- ten durch die Herrlichkeit des Vaters, so ist dabey zu verstehen, daß er zu einem herrli- chern Stande und Leben erwecket sey; auf welche Art denn diese protasis mit der apodosi überein kömmt, da es heißt, daß auch wir in einem K 3
Cap. 6, v. 4. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
derheit mit ſeinem Tode geſetzet worden, mitwelcher der muthwillige Suͤnden-Dienſt un- moͤglich beſtehen koͤnne. Alſo finden wir auch, daß, in unterſchiedlichen andern Orten, der geſamten Tauf-Formul, in einem beſondern Ab- ſehen auf Chriſtum, nur mit der Meldung des Namens Chriſti gedacht wird, als Ap. Geſch. 2, 38. c. 10, 48. c. 19, 4. Gal. 3, 27. Wie wir denn auch in der heiligen Taufe eben aus dieſem Grunde auf den Namen des Vaters und des Heiligen Geiſtes getaufet werden, weil wir durch Chriſtum erloͤſet ſind, und in CHriſto GOTT unſer gnaͤdiger Vater worden iſt, und der Heilige Geiſt das Amt CHriſti in uns ver- klaͤret. 2. Wir leſen zwar beydes εἰς τὸν Χριστὸν, auf CHriſtum, oder auf den Namen CHri- ſti, und ἐν τῷ ὀνόματι, im Namen CHriſti getaufet werden, und zwar nur einmal, nem- lich Ap. Geſch. 10, 48. aber das erſtere iſt nach- druͤcklicher, welches wir hie Roͤm. 6, 3. und in dem Haupt-Spruche von der Taufe Matth. 28, 19. leſen. Denn da das letztere den Worten nach vornehmlich den Befehl und die Auctoritaͤt des Urhebers anzeiget, ſo gehet das erſtere nebſt die- ſer Anzeige zugleich auf das Object unſers Glau- bens, und auf den Urheber unſerer Seligkeit, fuͤhret uns auch auf die Aufopferung, nach wel- cher wir ihm gaͤntzlich ſollen ergeben ſeyn, von ihm dependiren und in ſeiner Gemeinſchaft ſtehen. 3. Es waren demnach alle glaͤubige Roͤmer dergeſtalt auf den dreyeinigen GOTT getaufet worden, daß ſie dabey inſonderheit waren ge- fuͤhret worden auf die Perſon und das Amt, und darin auf das Verdienſt CHriſti: daher Paulus ſaget, ſie waͤren auf JEſum CHriſtum ge- taufet. 4. Auf den Tod CHriſti getaufet ſeyn, heißt durch die Taufe dergeſtalt in die Gemein- ſchaft CHriſti geſetzet ſeyn, daß ſein verdienſtli- cher Verſoͤhnungs-Tod uns, als unſer eigen zu- gerechnet wird, nicht anders, als haͤtten wir fuͤr uns ſelbſt zur Gnugthuung fuͤr unſere Suͤnde koͤnnen ſterben. Wie denn daher Paulus 2 Cor. 5, 15. ſaget: Sintemal wir halten, daß, ſo einer fuͤr alle geſtorben, ſo ſind ſie alle ge- ſtorben. 5. Da nun die Kraft des Todes CHriſti die- ſe iſt, daß er damit, ſo viel der Erwerbung nach an ihm geweſen, den gantzen ſtatum peccati, mit allem, was dazu gehoͤret, oder das gantze Reich der Suͤnden und des Satans zerſtoͤret hat, alſo, daß der Suͤnden-Schuld und Strafe, nicht we- niger auch der Suͤnden Herrſchaft und Schade hinwegfallen und aufhoͤren ſoll: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß die, die dergeſtalt in den Tod CHriſti getaufet ſind, daß CHriſti Tod ihr ei- gen, ihr eigenes Gut wird, nicht mehr im Reiche der Suͤnden bleiben, und darinnen dem Satan dienen koͤnnen und muͤſſen, ſondern daß ſie, wo- fern ſie ſich des Verſoͤhnungs-Todes CHriſti zu ihrer Seligkeit getroͤſten wollen, ſich erweiſen muͤſſen als ſolche, die nicht weniger von der Suͤnden Herrſchaft, als von der Suͤnden Schuld und Strafe befreyet ſind. V. 4. So ſind wir ie (wir ſind demnach) mit Anmerckungen. 1. Mit CHriſto begraben ſeyn durch die Taufe in den Tod, und in ſeinen Tod getaufet ſeyn, iſt an ſich einerley. Und iſt dieſe letztere Redens-Art deßwegen gebrauchet, weil der Tod CHriſti ſich erſtrecket hat bis zur Auf- erſtehung, und das Begraͤbniß mit in ſich faſſet. 2. Es gebrauchet aber der Apoſtel an ſtatt der erſten Redens-Art die letztere, dieweil die Taufe in der erſten Kirche und in den warmen Morgen-Laͤndern durch ein Untertauchen ge- ſchahe, und dieſes einige Aehnlichkeit hatte mit dem Begraͤbniſſe CHriſti. Und alſo heiſſet begraben werden durch die Taufe in den Tod, dergeſtalt untergetauchet werden, als wuͤrde man begraben, und komme alſo durch ein ſolches, das Begraͤbniß repræſentirendes Un- tertauchen, in die Gemeinſchaft des Todes CHriſti. 3. Die Particula ο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν derohalben, iſt alhier alſo illativa, daß ſie die Folge anzeiget von dem, wenn man in den Tod CHriſti getaufet iſt: da- hin auch die particula ἵνα, auf daß, gehet. Denn gleichwie der Tod CHriſti mit der ſiegreichen Auferſtehung dergeſtalt verbunden geweſen, daß dieſe von jenem unzertrennlich geblieben; ſo fol- get daher nothwendig, daß einer, der durch die Taufe des Todes CHriſti theilhaftig worden, auch muͤſſe alſo der Auferſtehung theilhaftig ſeyn, daß er nicht mehr der Suͤnde diene, ſondern zum neuen Leben gelanget ſey, und darinne wan- dele. Ja ſo wenig die emerſio, das aus dem Waſſer wieder Hervorgehen, von der immerſio- ne, von dem Untertauchen getrennet werden kon- te, ſo wenig kan die geiſtliche Gemeinſchaft mit der Auferſtehung CHriſti von der Gemeinſchaft des Verſoͤhnungs-Todes geſchieden werden. 4. Zu mehrer Erlaͤuterung dieſes Verſtan- des iſt zu mercken, daß ſich in dieſem Verſe eine gedoppelte ellipſis, die aber aus den uͤbrigen Worten leichtlich zu ſuppliren iſt, finde: erſtlich bey der protaſi von CHriſto. Denn wenn es heißt: CHriſtus iſt erwecket von den Tod- ten durch die Herrlichkeit des Vaters, ſo iſt dabey zu verſtehen, daß er zu einem herrli- chern Stande und Leben erwecket ſey; auf welche Art denn dieſe protaſis mit der apodoſi uͤberein koͤmmt, da es heißt, daß auch wir in einem K 3
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Cap. 6, v. 4. an die Roͤmer.
derheit mit ſeinem Tode geſetzet worden, mit
welcher der muthwillige Suͤnden-Dienſt un-
moͤglich beſtehen koͤnne. Alſo finden wir auch,
daß, in unterſchiedlichen andern Orten, der
geſamten Tauf-Formul, in einem beſondern Ab-
ſehen auf Chriſtum, nur mit der Meldung des
Namens Chriſti gedacht wird, als Ap. Geſch. 2,
38. c. 10, 48. c. 19, 4. Gal. 3, 27. Wie wir
denn auch in der heiligen Taufe eben aus dieſem
Grunde auf den Namen des Vaters und des
Heiligen Geiſtes getaufet werden, weil wir
durch Chriſtum erloͤſet ſind, und in CHriſto
GOTT unſer gnaͤdiger Vater worden iſt, und
der Heilige Geiſt das Amt CHriſti in uns ver-
klaͤret.
2. Wir leſen zwar beydes εἰς τὸν Χριστὸν,
auf CHriſtum, oder auf den Namen CHri-
ſti, und ἐν τῷ ὀνόματι, im Namen CHriſti
getaufet werden, und zwar nur einmal, nem-
lich Ap. Geſch. 10, 48. aber das erſtere iſt nach-
druͤcklicher, welches wir hie Roͤm. 6, 3. und in
dem Haupt-Spruche von der Taufe Matth. 28,
19. leſen. Denn da das letztere den Worten nach
vornehmlich den Befehl und die Auctoritaͤt des
Urhebers anzeiget, ſo gehet das erſtere nebſt die-
ſer Anzeige zugleich auf das Object unſers Glau-
bens, und auf den Urheber unſerer Seligkeit,
fuͤhret uns auch auf die Aufopferung, nach wel-
cher wir ihm gaͤntzlich ſollen ergeben ſeyn, von
ihm dependiren und in ſeiner Gemeinſchaft
ſtehen.
3. Es waren demnach alle glaͤubige Roͤmer
dergeſtalt auf den dreyeinigen GOTT getaufet
worden, daß ſie dabey inſonderheit waren ge-
fuͤhret worden auf die Perſon und das Amt, und
darin auf das Verdienſt CHriſti: daher Paulus
ſaget, ſie waͤren auf JEſum CHriſtum ge-
taufet.
4. Auf den Tod CHriſti getaufet ſeyn,
heißt durch die Taufe dergeſtalt in die Gemein-
ſchaft CHriſti geſetzet ſeyn, daß ſein verdienſtli-
cher Verſoͤhnungs-Tod uns, als unſer eigen zu-
gerechnet wird, nicht anders, als haͤtten wir fuͤr
uns ſelbſt zur Gnugthuung fuͤr unſere Suͤnde
koͤnnen ſterben. Wie denn daher Paulus 2 Cor.
5, 15. ſaget: Sintemal wir halten, daß, ſo
einer fuͤr alle geſtorben, ſo ſind ſie alle ge-
ſtorben.
5. Da nun die Kraft des Todes CHriſti die-
ſe iſt, daß er damit, ſo viel der Erwerbung nach
an ihm geweſen, den gantzen ſtatum peccati, mit
allem, was dazu gehoͤret, oder das gantze Reich
der Suͤnden und des Satans zerſtoͤret hat, alſo,
daß der Suͤnden-Schuld und Strafe, nicht we-
niger auch der Suͤnden Herrſchaft und Schade
hinwegfallen und aufhoͤren ſoll: ſo iſt leichtlich
zu erachten, daß die, die dergeſtalt in den Tod
CHriſti getaufet ſind, daß CHriſti Tod ihr ei-
gen, ihr eigenes Gut wird, nicht mehr im Reiche
der Suͤnden bleiben, und darinnen dem Satan
dienen koͤnnen und muͤſſen, ſondern daß ſie, wo-
fern ſie ſich des Verſoͤhnungs-Todes CHriſti zu
ihrer Seligkeit getroͤſten wollen, ſich erweiſen
muͤſſen als ſolche, die nicht weniger von der
Suͤnden Herrſchaft, als von der Suͤnden Schuld
und Strafe befreyet ſind.
V. 4.
So ſind wir ie (wir ſind demnach) mit
ihm begraben durch die Taufe in den Tod,
(das iſt, wir ſind alſo in ſeinen Tod getaufet, und,
weil er nicht allein geſtorben iſt, ſondern auch be-
graben worden, gleichſam in ihm mit begraben)
auf daß, gleichwie CHriſtus iſt auferwecket
von den Todten (zu einem neuen und herrli-
chern, ja ewigen Leben im verklaͤrten Leibe)
durch die Herrlichkeit des Vaters, (durch
ſeine herrliche Allmacht, ſiehe Joh. 11, 40.
1 Cor. 6, 14.) alſo ſollen auch wir (als geiſt-
lich Erweckte) in einem neuen Leben wan-
deln (koͤnnen und muͤſſen alſo der Suͤnde nicht
mehr dienen.)
Anmerckungen.
1. Mit CHriſto begraben ſeyn durch
die Taufe in den Tod, und in ſeinen Tod
getaufet ſeyn, iſt an ſich einerley. Und iſt dieſe
letztere Redens-Art deßwegen gebrauchet, weil
der Tod CHriſti ſich erſtrecket hat bis zur Auf-
erſtehung, und das Begraͤbniß mit in ſich
faſſet.
2. Es gebrauchet aber der Apoſtel an ſtatt
der erſten Redens-Art die letztere, dieweil die
Taufe in der erſten Kirche und in den warmen
Morgen-Laͤndern durch ein Untertauchen ge-
ſchahe, und dieſes einige Aehnlichkeit hatte mit
dem Begraͤbniſſe CHriſti. Und alſo heiſſet
begraben werden durch die Taufe in den
Tod, dergeſtalt untergetauchet werden, als
wuͤrde man begraben, und komme alſo durch ein
ſolches, das Begraͤbniß repræſentirendes Un-
tertauchen, in die Gemeinſchaft des Todes
CHriſti.
3. Die Particula ο_ ν derohalben, iſt alhier
alſo illativa, daß ſie die Folge anzeiget von dem,
wenn man in den Tod CHriſti getaufet iſt: da-
hin auch die particula ἵνα, auf daß, gehet. Denn
gleichwie der Tod CHriſti mit der ſiegreichen
Auferſtehung dergeſtalt verbunden geweſen, daß
dieſe von jenem unzertrennlich geblieben; ſo fol-
get daher nothwendig, daß einer, der durch die
Taufe des Todes CHriſti theilhaftig worden,
auch muͤſſe alſo der Auferſtehung theilhaftig
ſeyn, daß er nicht mehr der Suͤnde diene, ſondern
zum neuen Leben gelanget ſey, und darinne wan-
dele. Ja ſo wenig die emerſio, das aus dem
Waſſer wieder Hervorgehen, von der immerſio-
ne, von dem Untertauchen getrennet werden kon-
te, ſo wenig kan die geiſtliche Gemeinſchaft mit
der Auferſtehung CHriſti von der Gemeinſchaft
des Verſoͤhnungs-Todes geſchieden werden.
4. Zu mehrer Erlaͤuterung dieſes Verſtan-
des iſt zu mercken, daß ſich in dieſem Verſe eine
gedoppelte ellipſis, die aber aus den uͤbrigen
Worten leichtlich zu ſuppliren iſt, finde: erſtlich
bey der protaſi von CHriſto. Denn wenn es
heißt: CHriſtus iſt erwecket von den Tod-
ten durch die Herrlichkeit des Vaters, ſo
iſt dabey zu verſtehen, daß er zu einem herrli-
chern Stande und Leben erwecket ſey; auf
welche Art denn dieſe protaſis mit der apodoſi
uͤberein koͤmmt, da es heißt, daß auch wir in
einem
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