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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von der Sprache als Zeichen betrachtet.

§. 105. Hingegen haben wir bereits einige wissen-
schaftlichere Wörter, in welchen auch die beyden ersten
Stücke vorkommen, wo nämlich die Buchstaben bedeu-
tend sind, und theils eine gewisse Ordnung haben, theils
an sich schon eine Ordnung in der Sache anzeigen.
Solche Wörter sind die Namen der Schlußarten Bar-
bara, Celarent &c.
der Umwege im Schließen Caspi-
da, Serpide &c.
(§. 27.) Wir haben auch bereits schon
(§. 46.) angezeigt, daß noch mehrere dergleichen möglich
wären, und besonders wäre es zu wünschen, daß man
die Arten und Gattungen in den drey Reichen der Na-
tur durch die Combination und Modification einer ge-
ringen Anzahl kenntlicher Merkmale zureichend von
einander unterscheiden könnte. Denn so ließen sich Na-
men derselben finden, deren Structur an sich schon die
Sache kenntlich machen würde, und der Name selbst
würde statt der Beschrelbung dienen.

§. 106. Bey Erfindung solcher Namen ist es vor-
nehmlich um den Schlüssel zu thun, welcher nämlich
die Bedeutung jeder Buchstaben, ihrer Ordnung, der
Ordnung der Sylben etc. angiebt, und so eingerichtet
ist, oder noch so viel Willkührliches zurücke lasse, daß
der herausgebrachte Name ausgesprochen werden, oder
selbst noch einen gewissen Wohlklang behalten könne.
Wir haben uns in der Dianoiologie nach diesen Re-
geln gerichtet, um die Namen Caspida, Serpide &c.
herauszubringen, welche ein Beyspiel und nur noch ein
kleiner Anfang solcher bedeutenden Namen sind.

§. 107. Da ohne Vocal keine Sylbe ausgesprochen
werden kann, so maßen sich die Vocalen und Diphton-
gen in Erfindung bedeutender Namen ein gewisses
Vorrecht an, so daß sie in denselben entweder gar nichts,
oder solche Merkmale, Theile, Stuffen, Modificatio-
nen, Verhältnisse etc. vorstellen müssen, die in allen Fäl-
len vorkommen.

§. 108.
Lamb. Organon II B. E
Von der Sprache als Zeichen betrachtet.

§. 105. Hingegen haben wir bereits einige wiſſen-
ſchaftlichere Woͤrter, in welchen auch die beyden erſten
Stuͤcke vorkommen, wo naͤmlich die Buchſtaben bedeu-
tend ſind, und theils eine gewiſſe Ordnung haben, theils
an ſich ſchon eine Ordnung in der Sache anzeigen.
Solche Woͤrter ſind die Namen der Schlußarten Bar-
bara, Celarent &c.
der Umwege im Schließen Caſpi-
da, Serpide &c.
(§. 27.) Wir haben auch bereits ſchon
(§. 46.) angezeigt, daß noch mehrere dergleichen moͤglich
waͤren, und beſonders waͤre es zu wuͤnſchen, daß man
die Arten und Gattungen in den drey Reichen der Na-
tur durch die Combination und Modification einer ge-
ringen Anzahl kenntlicher Merkmale zureichend von
einander unterſcheiden koͤnnte. Denn ſo ließen ſich Na-
men derſelben finden, deren Structur an ſich ſchon die
Sache kenntlich machen wuͤrde, und der Name ſelbſt
wuͤrde ſtatt der Beſchrelbung dienen.

§. 106. Bey Erfindung ſolcher Namen iſt es vor-
nehmlich um den Schluͤſſel zu thun, welcher naͤmlich
die Bedeutung jeder Buchſtaben, ihrer Ordnung, der
Ordnung der Sylben ꝛc. angiebt, und ſo eingerichtet
iſt, oder noch ſo viel Willkuͤhrliches zuruͤcke laſſe, daß
der herausgebrachte Name ausgeſprochen werden, oder
ſelbſt noch einen gewiſſen Wohlklang behalten koͤnne.
Wir haben uns in der Dianoiologie nach dieſen Re-
geln gerichtet, um die Namen Caſpida, Serpide &c.
herauszubringen, welche ein Beyſpiel und nur noch ein
kleiner Anfang ſolcher bedeutenden Namen ſind.

§. 107. Da ohne Vocal keine Sylbe ausgeſprochen
werden kann, ſo maßen ſich die Vocalen und Diphton-
gen in Erfindung bedeutender Namen ein gewiſſes
Vorrecht an, ſo daß ſie in denſelben entweder gar nichts,
oder ſolche Merkmale, Theile, Stuffen, Modificatio-
nen, Verhaͤltniſſe ꝛc. vorſtellen muͤſſen, die in allen Faͤl-
len vorkommen.

§. 108.
Lamb. Organon II B. E
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[65/0071] Von der Sprache als Zeichen betrachtet. §. 105. Hingegen haben wir bereits einige wiſſen- ſchaftlichere Woͤrter, in welchen auch die beyden erſten Stuͤcke vorkommen, wo naͤmlich die Buchſtaben bedeu- tend ſind, und theils eine gewiſſe Ordnung haben, theils an ſich ſchon eine Ordnung in der Sache anzeigen. Solche Woͤrter ſind die Namen der Schlußarten Bar- bara, Celarent &c. der Umwege im Schließen Caſpi- da, Serpide &c. (§. 27.) Wir haben auch bereits ſchon (§. 46.) angezeigt, daß noch mehrere dergleichen moͤglich waͤren, und beſonders waͤre es zu wuͤnſchen, daß man die Arten und Gattungen in den drey Reichen der Na- tur durch die Combination und Modification einer ge- ringen Anzahl kenntlicher Merkmale zureichend von einander unterſcheiden koͤnnte. Denn ſo ließen ſich Na- men derſelben finden, deren Structur an ſich ſchon die Sache kenntlich machen wuͤrde, und der Name ſelbſt wuͤrde ſtatt der Beſchrelbung dienen. §. 106. Bey Erfindung ſolcher Namen iſt es vor- nehmlich um den Schluͤſſel zu thun, welcher naͤmlich die Bedeutung jeder Buchſtaben, ihrer Ordnung, der Ordnung der Sylben ꝛc. angiebt, und ſo eingerichtet iſt, oder noch ſo viel Willkuͤhrliches zuruͤcke laſſe, daß der herausgebrachte Name ausgeſprochen werden, oder ſelbſt noch einen gewiſſen Wohlklang behalten koͤnne. Wir haben uns in der Dianoiologie nach dieſen Re- geln gerichtet, um die Namen Caſpida, Serpide &c. herauszubringen, welche ein Beyſpiel und nur noch ein kleiner Anfang ſolcher bedeutenden Namen ſind. §. 107. Da ohne Vocal keine Sylbe ausgeſprochen werden kann, ſo maßen ſich die Vocalen und Diphton- gen in Erfindung bedeutender Namen ein gewiſſes Vorrecht an, ſo daß ſie in denſelben entweder gar nichts, oder ſolche Merkmale, Theile, Stuffen, Modificatio- nen, Verhaͤltniſſe ꝛc. vorſtellen muͤſſen, die in allen Faͤl- len vorkommen. §. 108. Lamb. Organon II B. E

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/71>, abgerufen am 23.11.2024.